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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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Sicilien.

2 Sicilien liefert die Prahlhänse, Bergamo die Hanswürste, Venedig die Pantalon und Mantua die Possenreisser. (S. Bergamaske, Ergänz.)

It.: Sicilia da i Covielli, Bergamo gli Zanni, Venezia i Pantaloni, e Mantova i Buffoni. (Giani, 455.)


Sieb.

*14 Sie ist durchs Sieb gefallen. - Ayrer, IV, 2713, 18; H. Sachs, III, CCCXCVII, 2.

"Auf der rauhen Alp sagt man, da seid jhr auch nebens Sieb gefallen", d. i. ihr habt das Ziel verfehlt; von weiblichen Personen, wenn sie unverheirathet sitzen bleiben.


Sieben (Verb.).

2 Drei mal sieben macht - das Getreide rein.

Ein Scherzwort auf Grund des Doppelsinns von "sieben".


Sieben (Zahlwort).

33 Es sind jr Sieben heut zu tag, drob man sich wol ergrimmen mag: der seinen Mund nicht helt in hut; der Geistlich, der kein gut werck thut; der Arme, der hoch wil gloriern, welch Richter jm sein Hend last schmiern; der weiss wil seyn, vnd geitzig ist, einfeltig vnd braucht alle list; wer fromb vor allem volck wil sein, doch allen Alfantz nimmet ein. - H. Sachs, I, XLIX, 2.


Siebenmeilenstiefel.

* Er ist mit Siebenmeilenstiefeln voraus.

Er ist schwer einzuholen, ist weit überlegen.

Lat.: Sedecim pedibus superat. (Arist.) (Erasm., 272; Philippi, II, 172.)


Siechthum.

5 Langes Siechthum, gewisser Tod.


Sieg.

40 Sieg ist nur halber Sieg, so er nicht benutzt wird. - Scheffel, Ekkehard, II, 87.

41 So du tregst Sieg von deinen feinden, lass dich kein hochmut überwinden, damit sich nicht vmbker das blat vnd dich bald trette in den kaat. - Loci comm., 191.

Lat.: Cum bene pugnabis, cum cuncta subacta putabis, quae magis infestat, uincenda superbia restat. (Loci comm., 191.)


Siegen.

16 Wer siegt ohne Gefahr, triumphirt ohne Ruhm.


Siena.

3 Wenn Siena weint (wenn's dort regnet), in Florenz die Sonne scheint.

It.: Quando Siena piange, Firenze ride. (Giani, 1552.)

4 Weht von Siena her der Wind, dreissig Tage voll Regen sind.

It.: Il vento Senese, acqua per un mese. (Giani, 1553.)


Silber.

28 Behalt dein silber vnd dein gold, ich bin der werthen freyheit hold.

Lat.: Non bene pro cuncto libertas uenditur auro. (Loci comm., 107.)

29 Kein Silber ist so gut, als es hat einen eisernen Hut. - Egerbote, 1877.

Alter Bergmannsspruch aus der Umgegend von Pressnitz; darnach sollte das dortige Silber ehedem das beste gewesen sein, das mit Eisenerz untermischt gewonnen wurde.

30 Silber und Gold haben hohen Werth und machen, was grad ist, verkehrt.

Es scheint dies die Uebertragung des lateinischen Scherzspruches: Mutnegra et murva faciunt rectissima curva. Mutnegra et murva sind die Rücklesung von argentum und aurum (avrvm).

31 Silber und Gold wird mit dem Steine geprüft, das Herz des Menschen durch Silber und Gold. - Löwenheim, 101, 23.

32 Wie silber dem gold nicht mag gleichen, so muss das gold der tugendt weichen.

Lat.: Vilius argentum est auro, uirtutibus iuris. (Loci comm., 205.)


Simeon.

3 Am Tag des heiligen Simeon (28. October) legt man beiseite den Fächer schon.

It.: A San Simone il ventaglio si ripone. ( Giani, 1559.)


Singen.

167 Es gibt kein schöneres Singen, als rechtes Mass in allen Dingen.

Lat.: Rebus modus concentus est suavissimus. (Sailer, Sprüche, 46.)

[Spaltenumbruch] 168 Lasset uns singen: Gelobt sei Gott, der alles zum Besten lenkt, sagte der Pastor, als er den Tod des Schulzen der Gemeinde mitgetheilt hatte.

169 Man kann freilich nicht singen, wenn man ein Kreuz trägt, aber wenn die Mutter ihr Kind wiegt, findet sie immer einen Ton in der Kehle. - Heyse.

170 Singen, dantzen vnd springen, mit schönen Jungfrawen ringen, das ist der Weltkinder Orden, denn sie sind alle Münche worden. - Dietrich, I, 208.

171 Singt, doch singt nicht gar zu schön, sonst bleibt der Mond am Himmel stehn.

Lat.: Carmina vel coelo poterunt deducere lunam. (Virgil.) (Philippi, I, 74.)

172 Wer nicht singt vnd nicht predig hört, nicht bettet, oder lisst von Gotteswort, ist besser, er geh zur kirch hinauss, dan dass ers brauch für ein schandhauss. - Loci comm., 193.

Lat.: Templo sacrato si quis sedet, atque moratur: ni legat, aut cantet, aut audiat, egrediatur. (Loci comm., 193.)


Singer.

9 Ein guter Singer und ein Organist gehören wohl zusammen. - Schaltjahr, III, 159.

10 Ein Singer taugt nicht viel, er wasch denn seinen Kragen. - Schaltjahr, III, 160.

D. i. den Hals mit Wein.


Sinn.

85 All sein sinn vnd Datum auff schlemmen vnd tremmen setzen. - Mathesius, Postilla, III, LXXXIa.

86 Dieweil es gehet nach meinem sin, warumb fragst, ob ich frölich bin. - Loci comm., 69.

Lat.: Omnes laetantur, dum prosperitate beantur.

87 Fester Sinn geht nicht leicht her und hin.

Er lässt sich nicht bald irre machen.

Lat.: Qui constans est, imperturbatus est. (Seneca.) (Philippi, II, 127.)

88 Je treuer der Sinn, desto dicker der Kopf.

89 Wer den Sinn auf zweierlei wendet, auch das eine nicht beendet. - Schuller, 511.

90 Wer geht mit offnen Sinnen, kann vieles in der Welt gewinnen.

91 Wiste mancher mynen syn, so were ich lieber dan ich byn. - Weinsberg, 27.

92 Wo froher Sinn anklopft, ruft das Glück herein.


Sintemal.

* Sintemal und alldieweil.

Scherzhafte Form der Begründung.


Sintflut.

7 Es ist keine grössere Sintflut als von der Unterthanen Augen rinnet. - Harssdörffer, 1430.

8 Ik glöv nich, dat de lewe Gott noch eene Sündflot makt, do em de erste nix holpen hett, sä Hans, as he de Geschicht von der Sündflot lest.

9 Wenn eine Sintflut gefürchtet wird, möchten alle gern Fische sein.


Sirocco.

Der Sirocco entsteht, weht, geht.

Der Sirocco entsteht plötzlich, hält aber in seiner grössten Heftigkeit nicht lange an.

It.: Scirocco nasce, pasce, muore.


Sitte.

49 Alte Sitte, gute Sitte.

50 Böse Sitten verderben eine Stadt mehr als Feuersbrunst.

51 Frantzösische Sitten, frantzösische Straffen. - Dietrich, I, 186.

52 Mit guten Sitten ist man überall gelitten. - Devisenbuch, 36.

53 Nach alter Sitt', in durst'ger Mitt', kommt, trinkt euch aller Sorgen quitt. - Frieske, 14.

54 Nichts verendert die sitten mehr, dan zeitlich gut vnd neuwe ehr. - Loci comm., 45.

Lat.: Mutantur mores, cum comitantur opes.

55 Schlechte Sitten im Land sind schlimmer als Krieg, Seuchen und Brand.


[Spaltenumbruch]
Sicilien.

2 Sicilien liefert die Prahlhänse, Bergamo die Hanswürste, Venedig die Pantalon und Mantua die Possenreisser. (S. Bergamaske, Ergänz.)

It.: Sicilia dà i Covielli, Bergamo gli Zanni, Venezia i Pantaloni, e Mantova i Buffoni. (Giani, 455.)


Sieb.

*14 Sie ist durchs Sieb gefallen.Ayrer, IV, 2713, 18; H. Sachs, III, CCCXCVII, 2.

„Auf der rauhen Alp sagt man, da seid jhr auch nebens Sieb gefallen“, d. i. ihr habt das Ziel verfehlt; von weiblichen Personen, wenn sie unverheirathet sitzen bleiben.


Sieben (Verb.).

2 Drei mal sieben macht – das Getreide rein.

Ein Scherzwort auf Grund des Doppelsinns von „sieben“.


Sieben (Zahlwort).

33 Es sind jr Sieben heut zu tag, drob man sich wol ergrimmen mag: der seinen Mund nicht helt in hut; der Geistlich, der kein gut werck thut; der Arme, der hoch wil gloriern, welch Richter jm sein Hend last schmiern; der weiss wil seyn, vnd geitzig ist, einfeltig vnd braucht alle list; wer fromb vor allem volck wil sein, doch allen Alfantz nimmet ein.H. Sachs, I, XLIX, 2.


Siebenmeilenstiefel.

* Er ist mit Siebenmeilenstiefeln voraus.

Er ist schwer einzuholen, ist weit überlegen.

Lat.: Sedecim pedibus superat. (Arist.) (Erasm., 272; Philippi, II, 172.)


Siechthum.

5 Langes Siechthum, gewisser Tod.


Sieg.

40 Sieg ist nur halber Sieg, so er nicht benutzt wird.Scheffel, Ekkehard, II, 87.

41 So du tregst Sieg von deinen feinden, lass dich kein hochmut überwinden, damit sich nicht vmbker das blat vnd dich bald trette in den kaat.Loci comm., 191.

Lat.: Cum bene pugnabis, cum cuncta subacta putabis, quae magis infestat, uincenda superbia restat. (Loci comm., 191.)


Siegen.

16 Wer siegt ohne Gefahr, triumphirt ohne Ruhm.


Siena.

3 Wenn Siena weint (wenn's dort regnet), in Florenz die Sonne scheint.

It.: Quando Siena piange, Firenze ride. (Giani, 1552.)

4 Weht von Siena her der Wind, dreissig Tage voll Regen sind.

It.: Il vento Senese, acqua per un mese. (Giani, 1553.)


Silber.

28 Behalt dein silber vnd dein gold, ich bin der werthen freyheit hold.

Lat.: Non bene pro cuncto libertas uenditur auro. (Loci comm., 107.)

29 Kein Silber ist so gut, als es hat einen eisernen Hut.Egerbote, 1877.

Alter Bergmannsspruch aus der Umgegend von Pressnitz; darnach sollte das dortige Silber ehedem das beste gewesen sein, das mit Eisenerz untermischt gewonnen wurde.

30 Silber und Gold haben hohen Werth und machen, was grad ist, verkehrt.

Es scheint dies die Uebertragung des lateinischen Scherzspruches: Mutnegra et murva faciunt rectissima curva. Mutnegra et murva sind die Rücklesung von argentum und aurum (avrvm).

31 Silber und Gold wird mit dem Steine geprüft, das Herz des Menschen durch Silber und Gold.Löwenheim, 101, 23.

32 Wie silber dem gold nicht mag gleichen, so muss das gold der tugendt weichen.

Lat.: Vilius argentum est auro, uirtutibus iuris. (Loci comm., 205.)


Simeon.

3 Am Tag des heiligen Simeon (28. October) legt man beiseite den Fächer schon.

It.: A San Simone il ventaglio si ripone. ( Giani, 1559.)


Singen.

167 Es gibt kein schöneres Singen, als rechtes Mass in allen Dingen.

Lat.: Rebus modus concentus est suavissimus. (Sailer, Sprüche, 46.)

[Spaltenumbruch] 168 Lasset uns singen: Gelobt sei Gott, der alles zum Besten lenkt, sagte der Pastor, als er den Tod des Schulzen der Gemeinde mitgetheilt hatte.

169 Man kann freilich nicht singen, wenn man ein Kreuz trägt, aber wenn die Mutter ihr Kind wiegt, findet sie immer einen Ton in der Kehle.Heyse.

170 Singen, dantzen vnd springen, mit schönen Jungfrawen ringen, das ist der Weltkinder Orden, denn sie sind alle Münche worden.Dietrich, I, 208.

171 Singt, doch singt nicht gar zu schön, sonst bleibt der Mond am Himmel stehn.

Lat.: Carmina vel coelo poterunt deducere lunam. (Virgil.) (Philippi, I, 74.)

172 Wer nicht singt vnd nicht predig hört, nicht bettet, oder lisst von Gotteswort, ist besser, er geh zur kirch hinauss, dan dass ers brauch für ein schandhauss.Loci comm., 193.

Lat.: Templo sacrato si quis sedet, atque moratur: ni legat, aut cantet, aut audiat, egrediatur. (Loci comm., 193.)


Singer.

9 Ein guter Singer und ein Organist gehören wohl zusammen.Schaltjahr, III, 159.

10 Ein Singer taugt nicht viel, er wasch denn seinen Kragen.Schaltjahr, III, 160.

D. i. den Hals mit Wein.


Sinn.

85 All sein sinn vnd Datum auff schlemmen vnd tremmen setzen.Mathesius, Postilla, III, LXXXIa.

86 Dieweil es gehet nach meinem sin, warumb fragst, ob ich frölich bin.Loci comm., 69.

Lat.: Omnes laetantur, dum prosperitate beantur.

87 Fester Sinn geht nicht leicht her und hin.

Er lässt sich nicht bald irre machen.

Lat.: Qui constans est, imperturbatus est. (Seneca.) (Philippi, II, 127.)

88 Je treuer der Sinn, desto dicker der Kopf.

89 Wer den Sinn auf zweierlei wendet, auch das eine nicht beendet.Schuller, 511.

90 Wer geht mit offnen Sinnen, kann vieles in der Welt gewinnen.

91 Wiste mancher mynen syn, so were ich lieber dan ich byn.Weinsberg, 27.

92 Wo froher Sinn anklopft, ruft das Glück herein.


Sintemal.

* Sintemal und alldieweil.

Scherzhafte Form der Begründung.


Sintflut.

7 Es ist keine grössere Sintflut als von der Unterthanen Augen rinnet.Harssdörffer, 1430.

8 Ik glöv nich, dat de lêwe Gott noch eene Sündflot makt, do em de êrste nix holpen hett, sä Hans, as he de Geschicht von der Sündflot lest.

9 Wenn eine Sintflut gefürchtet wird, möchten alle gern Fische sein.


Sirocco.

Der Sirocco entsteht, weht, geht.

Der Sirocco entsteht plötzlich, hält aber in seiner grössten Heftigkeit nicht lange an.

It.: Scirocco nasce, pasce, muore.


Sitte.

49 Alte Sitte, gute Sitte.

50 Böse Sitten verderben eine Stadt mehr als Feuersbrunst.

51 Frantzösische Sitten, frantzösische Straffen.Dietrich, I, 186.

52 Mit guten Sitten ist man überall gelitten.Devisenbuch, 36.

53 Nach alter Sitt', in durst'ger Mitt', kommt, trinkt euch aller Sorgen quitt.Frieske, 14.

54 Nichts verendert die sitten mehr, dan zeitlich gut vnd neuwe ehr.Loci comm., 45.

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55 Schlechte Sitten im Land sind schlimmer als Krieg, Seuchen und Brand.


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[[866]/0878] Sicilien. 2 Sicilien liefert die Prahlhänse, Bergamo die Hanswürste, Venedig die Pantalon und Mantua die Possenreisser. (S. Bergamaske, Ergänz.) It.: Sicilia dà i Covielli, Bergamo gli Zanni, Venezia i Pantaloni, e Mantova i Buffoni. (Giani, 455.) Sieb. *14 Sie ist durchs Sieb gefallen. – Ayrer, IV, 2713, 18; H. Sachs, III, CCCXCVII, 2. „Auf der rauhen Alp sagt man, da seid jhr auch nebens Sieb gefallen“, d. i. ihr habt das Ziel verfehlt; von weiblichen Personen, wenn sie unverheirathet sitzen bleiben. Sieben (Verb.). 2 Drei mal sieben macht – das Getreide rein. Ein Scherzwort auf Grund des Doppelsinns von „sieben“. Sieben (Zahlwort). 33 Es sind jr Sieben heut zu tag, drob man sich wol ergrimmen mag: der seinen Mund nicht helt in hut; der Geistlich, der kein gut werck thut; der Arme, der hoch wil gloriern, welch Richter jm sein Hend last schmiern; der weiss wil seyn, vnd geitzig ist, einfeltig vnd braucht alle list; wer fromb vor allem volck wil sein, doch allen Alfantz nimmet ein. – H. Sachs, I, XLIX, 2. Siebenmeilenstiefel. * Er ist mit Siebenmeilenstiefeln voraus. Er ist schwer einzuholen, ist weit überlegen. Lat.: Sedecim pedibus superat. (Arist.) (Erasm., 272; Philippi, II, 172.) Siechthum. 5 Langes Siechthum, gewisser Tod. Sieg. 40 Sieg ist nur halber Sieg, so er nicht benutzt wird. – Scheffel, Ekkehard, II, 87. 41 So du tregst Sieg von deinen feinden, lass dich kein hochmut überwinden, damit sich nicht vmbker das blat vnd dich bald trette in den kaat. – Loci comm., 191. Lat.: Cum bene pugnabis, cum cuncta subacta putabis, quae magis infestat, uincenda superbia restat. (Loci comm., 191.) Siegen. 16 Wer siegt ohne Gefahr, triumphirt ohne Ruhm. Siena. 3 Wenn Siena weint (wenn's dort regnet), in Florenz die Sonne scheint. It.: Quando Siena piange, Firenze ride. (Giani, 1552.) 4 Weht von Siena her der Wind, dreissig Tage voll Regen sind. It.: Il vento Senese, acqua per un mese. (Giani, 1553.) Silber. 28 Behalt dein silber vnd dein gold, ich bin der werthen freyheit hold. Lat.: Non bene pro cuncto libertas uenditur auro. (Loci comm., 107.) 29 Kein Silber ist so gut, als es hat einen eisernen Hut. – Egerbote, 1877. Alter Bergmannsspruch aus der Umgegend von Pressnitz; darnach sollte das dortige Silber ehedem das beste gewesen sein, das mit Eisenerz untermischt gewonnen wurde. 30 Silber und Gold haben hohen Werth und machen, was grad ist, verkehrt. Es scheint dies die Uebertragung des lateinischen Scherzspruches: Mutnegra et murva faciunt rectissima curva. Mutnegra et murva sind die Rücklesung von argentum und aurum (avrvm). 31 Silber und Gold wird mit dem Steine geprüft, das Herz des Menschen durch Silber und Gold. – Löwenheim, 101, 23. 32 Wie silber dem gold nicht mag gleichen, so muss das gold der tugendt weichen. Lat.: Vilius argentum est auro, uirtutibus iuris. (Loci comm., 205.) Simeon. 3 Am Tag des heiligen Simeon (28. October) legt man beiseite den Fächer schon. It.: A San Simone il ventaglio si ripone. ( Giani, 1559.) Singen. 167 Es gibt kein schöneres Singen, als rechtes Mass in allen Dingen. Lat.: Rebus modus concentus est suavissimus. (Sailer, Sprüche, 46.) 168 Lasset uns singen: Gelobt sei Gott, der alles zum Besten lenkt, sagte der Pastor, als er den Tod des Schulzen der Gemeinde mitgetheilt hatte. 169 Man kann freilich nicht singen, wenn man ein Kreuz trägt, aber wenn die Mutter ihr Kind wiegt, findet sie immer einen Ton in der Kehle. – Heyse. 170 Singen, dantzen vnd springen, mit schönen Jungfrawen ringen, das ist der Weltkinder Orden, denn sie sind alle Münche worden. – Dietrich, I, 208. 171 Singt, doch singt nicht gar zu schön, sonst bleibt der Mond am Himmel stehn. Lat.: Carmina vel coelo poterunt deducere lunam. (Virgil.) (Philippi, I, 74.) 172 Wer nicht singt vnd nicht predig hört, nicht bettet, oder lisst von Gotteswort, ist besser, er geh zur kirch hinauss, dan dass ers brauch für ein schandhauss. – Loci comm., 193. Lat.: Templo sacrato si quis sedet, atque moratur: ni legat, aut cantet, aut audiat, egrediatur. (Loci comm., 193.) Singer. 9 Ein guter Singer und ein Organist gehören wohl zusammen. – Schaltjahr, III, 159. 10 Ein Singer taugt nicht viel, er wasch denn seinen Kragen. – Schaltjahr, III, 160. D. i. den Hals mit Wein. Sinn. 85 All sein sinn vnd Datum auff schlemmen vnd tremmen setzen. – Mathesius, Postilla, III, LXXXIa. 86 Dieweil es gehet nach meinem sin, warumb fragst, ob ich frölich bin. – Loci comm., 69. Lat.: Omnes laetantur, dum prosperitate beantur. 87 Fester Sinn geht nicht leicht her und hin. Er lässt sich nicht bald irre machen. Lat.: Qui constans est, imperturbatus est. (Seneca.) (Philippi, II, 127.) 88 Je treuer der Sinn, desto dicker der Kopf. 89 Wer den Sinn auf zweierlei wendet, auch das eine nicht beendet. – Schuller, 511. 90 Wer geht mit offnen Sinnen, kann vieles in der Welt gewinnen. 91 Wiste mancher mynen syn, so were ich lieber dan ich byn. – Weinsberg, 27. 92 Wo froher Sinn anklopft, ruft das Glück herein. Sintemal. * Sintemal und alldieweil. Scherzhafte Form der Begründung. Sintflut. 7 Es ist keine grössere Sintflut als von der Unterthanen Augen rinnet. – Harssdörffer, 1430. 8 Ik glöv nich, dat de lêwe Gott noch eene Sündflot makt, do em de êrste nix holpen hett, sä Hans, as he de Geschicht von der Sündflot lest. 9 Wenn eine Sintflut gefürchtet wird, möchten alle gern Fische sein. Sirocco. Der Sirocco entsteht, weht, geht. Der Sirocco entsteht plötzlich, hält aber in seiner grössten Heftigkeit nicht lange an. It.: Scirocco nasce, pasce, muore. Sitte. 49 Alte Sitte, gute Sitte. 50 Böse Sitten verderben eine Stadt mehr als Feuersbrunst. 51 Frantzösische Sitten, frantzösische Straffen. – Dietrich, I, 186. 52 Mit guten Sitten ist man überall gelitten. – Devisenbuch, 36. 53 Nach alter Sitt', in durst'ger Mitt', kommt, trinkt euch aller Sorgen quitt. – Frieske, 14. 54 Nichts verendert die sitten mehr, dan zeitlich gut vnd neuwe ehr. – Loci comm., 45. Lat.: Mutantur mores, cum comitantur opes. 55 Schlechte Sitten im Land sind schlimmer als Krieg, Seuchen und Brand.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [866]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/878>, abgerufen am 23.11.2024.