Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

64 Wen man bei Maria del Fiore häufig findet, der ist ein Narr oder ist von Lieb' entzündet.

Maria del Fiore, die Domkirche von Florenz, ist mit schwarzem und weissem Marmor bekleidet; daher der Ausdruck: "ai marmi". Der Platz vor dieser Domkirche war das Stelldichein an den Sommerabenden.

It.: Chi sta ai marmi di Santa Maria del Fiore, o e pazzo o sente d' amore. (Giani, 1000.)

65 Wie es zu Mariä Geburt ist, so soll es noch acht Wochen sein. - Prager Kalender, 1877.

66 Zu Mariä Verkündigung schön und heiter vor Sonnenaufgang bringt ein fruchtbares Jahr. - Prager Kalender, 1877.


Marienburg.

*2 Er sieht die Marienburg nicht. (Westpreussisch.) - Frischbier, 3465.

Von jemand, der befangen oder beschränkten Geistes ist, denn die Marienburg, das Haupthaus des Deutschen Ritterordens, ist in der Ebene, aus welcher sie sich erhebt, weithin sichtbar.


Marientaferl.

Wer zum Marientaferl eine Wallfahrt machen thut, dem macht's Marientaferl bald alles wieder gut.

Die Wallfahrtskirche Mariataferl in Oesterreich trägt ihren Namen von den steinernen Tafeln unter den Linden vor der Kirche, auf welchen die 40-100000 Wallfahrer, die jährlich hierher kommen, ihre Speisen aufstellen. (Vgl. Jos. Kell, Wanderbuch durch Oesterreich, Zwickau 1847, S. 37.)


Mark (Geld).

Hunnert Mark kann man lichter verhandeln als in dusend Daler verwandeln. - Plattdütscher Husfründ, III, 25.


Mark (das).

13 Mark lassen (scheissen).

"Er drückte sie, dass sie hätte mögen Mark lassen." (Köhler, 119, 8.) - "Er soll geschoren werden, dass er Mark scheissen möchte." (Köhler, 246.)


Markt.

119 Auf dem Markt und im Handel hat jeder frei Wandel.

It.: In piazza e in mercato ognuno e licenziato. (Giani, 1330.)

120 Auf den Markt gehört gute Waare und Gewinn mit Fug, aber kein Betrug.

121 Der Markt wird gekehrt und die Lauben bleiben. (Hirschberg.)

Wo Ordnung und Reinlichkeit nur da erhalten werden, wo es in die Augen fällt, während da, wo es weniger bemerkt wird, das Gegentheil herrscht. Das Fegen des Marktes ist an gewissen Tagen polizeilich geboten, die Reinhaltung der Lauben und des Platzes vor dem eigenen Hause ist mehr dem Anstandsgefühl der Hausbesitzer überlassen.

122 Ehe der Markt aus ist, gibt es noch mehr selben Kofents zu kaufen. - Bechstein, Michel, 34.

123 Man muss auf einem Markte gewinnen, was man auf dem andern verloren.

Die Russen: Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert. Vielleicht kann dies Sprichwort auch den russischen Instanzengang im Auge haben.

124 Märkte und Maultaschen sind nicht gleich. (Wien.)

125 Wenn der Markt leer ist, wie soll man im Kramladen was finden?

Die Russen: Wenn Nishnij-Nowgorod es nicht voll hat, so muss Bor gar darben. (Altmann V, 124.)

126 Wie der Markt, so der Preis.

Lat.: Quale forum, tale vectigal.

127 Zu kleinem Markt ein kleiner Korb.

*128 Das lasst er nicht auff dem Markt aussruffen. - Theatr. Diabolorum, 345b.

*129 Dass er am kalten Marckt besteh. - Hans Sachs, Schwänke, 171.

Wenn jemand übervortheilt worden ist.


Markus.

8 Ist Markus kalt, ist auch die Bittwoch kalt. - Zittel, Rheinischer Landbote, 1848.

9 Wenn Markus kommt, der Evangelist (25. April), der Maimond in der Nähe ist.

It.: San Marco Evangelista, Maggio alla vista. (Giani, 995.)


[Spaltenumbruch]
Markustag.

2 Ist der Markustag recht kalt, friert Jung und Alt. - Egerbote, 1879.


Marodeur.

* Es ist ein Marodeur.

Trotz seines fremden Gesichts schreibt man diesem Ausdruck deutschen Ursprung und deutsches Bürgerrecht zu. Was Marodeur ist, weiss in Gegenden, wo Krieg geführt wird, jedermann, namentlich wissen es die Landbewohner, unter denen sich zurückgebliebene Soldaten des feindlichen Heeres plündernd und raubend umhertreiben. Nach der Angabe des Geschichtschreibers W. Menzel hätte ein Graf von Merode, im Dreissigjährigen Kriege kaiserlicher General, zur Rettung des alleinseligmachenden Glaubens eine Schwefelbande ins Feld gestellt, die durch Zuchtlosigkeit aller Art sich bald so verrufen machte, dass alle Nachzügler und Plünderer " Merodebrüder" (s. d.) genannt wurden. Menzel bezieht sich bei Erklärung des Namens auf den berühmten Roman Simplicissimus, dessen Verfasser die Verkommenheit jener Glaubensstreiter aus eigener Anschauung schildert. In dem Roman heisst es: "Als der Graf von Merode einmal ein neugeworbenes Regiment zur Armee brachte, waren die Kerle so schwacher Natur, dass sie das Marschiren nicht erleiden konnten; wo man einen Kranken oder Lahmen auf dem Markte, in Häusern, hinter den Zäunen u. s. w. fragte, wes Regiments er sei, so war die Antwort: >Von Merode.<" Die spätern Merodebrüder aber, die von jenen nur den Namen entlehnten, schildert der Verfasser als die Pest der Heere, indem sie die Dörfer ausleerten, und was sie nicht brauchten, muthwillig zerstörten. (Frankfurter Zeitung, 1874, Nr. 157, 2. Bl.)


Marschiren.

2 In marschirende Fussvolks Reih'n misch dich nicht tölpelhaft hinein. - Wenzig, 79.


Marterwoche.

4 Die Marterwoche muss für der Osterwoche gehen. - Herberger, Herzpostilla, Ib, 411.


Martin.

68 Find't um Martini die Gans kein Wasser mehr, wad't sie im Winter im Schmuz umher. - Payne, 35.

69 Kehrt Martin ein, ist jeder Most schon Wein.

It.: A San Martino, ogni mosto e vino. (Giani, 1019.)

70 Regnet es auff Martini zu hand, zeiget an dess Winters Vbelstandt. - Lins, Wintermonat.

71 Sandt Martin vnd sant Jörg seynd die edelsten vnd die achtbarsten Heiligen; die reitten, müssen die ander zu fuss geen. - Haupt, III, 29.

Die Legende, dass Sanct-Martin Krieger gewesen, ist wol nur aus seinem Namen entsprungen, welcher der "Ritterliche" bedeutet, und Martinus, der zuerst auf romanischem Boden zu Hause war, ist dort nichts als ein christianisirter Mars. Wie Sanct-Georg in Frankreich, so wurde Sanct-Martin am Rhein, namentlich in Mainz, als dessen Schutzheiliger er gilt, Patron eines ritterlichen Bundes. Die Beziehungen zu Wodan liegen nahe, der als Gott des Sturmes auch Schlachtengott ist. (Vgl. Wodan als Jahresgott in Grenzboten, Leipzig 1871, I, 300.)

*72 Er ist nicht wie Sanct-Martin, der auch den Mantel gab dahin.

Holl.: Hij doet niet gelijk Sint Maarten, die aan den duivel zelfs gaf. - Hij gelijkt naar den milden Sint Maarten. (Harrebomee, II, 268b.)


Martinsfest.

2 Am Martinsfeste zapft man den Wein an für die Gäste.

Es ist dies Fest ein Ueberbleibsel des Alterthums. Die alten Griechen pflegten nach beendigter Weinlese und Weingärung ein Bacchusfest zu feiern, wobei die Weinbehälter zum erstenmal geöffnet wurden.

It.: Da San Martin, si spilla la botte del buon vin. (Giani, 1020.)


Martinsgans.

5 Ist Sanct Martins Gans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schau'n; ist sie aber weiss, so kommt weniger Schnee als Eis. - Egerbote, 1875.

*6 Auf die Martinsgans warten.

Holl.: Hij wacht op Sint Maartens gans. (Harrebomee, II, 268b.)


Martinsmann.

* Es ist ein Martinsmann.

Da sich der Mensch in seinen Göttern spiegelt, kam Sanct-Martin bei den Deutschen gar bald in den Ruf eines Zechers. Wer sein Gut verprasste und vertrank, wurde ein Martinsmann gescholten. (Grenzboten, Leipzig 1871, I, 301.)


[Spaltenumbruch]

64 Wen man bei Maria del Fiore häufig findet, der ist ein Narr oder ist von Lieb' entzündet.

Maria del Fiore, die Domkirche von Florenz, ist mit schwarzem und weissem Marmor bekleidet; daher der Ausdruck: „ai marmi“. Der Platz vor dieser Domkirche war das Stelldichein an den Sommerabenden.

It.: Chi sta ai marmi di Santa Maria del Fiore, o è pazzo o sente d' amore. (Giani, 1000.)

65 Wie es zu Mariä Geburt ist, so soll es noch acht Wochen sein.Prager Kalender, 1877.

66 Zu Mariä Verkündigung schön und heiter vor Sonnenaufgang bringt ein fruchtbares Jahr.Prager Kalender, 1877.


Marienburg.

*2 Er sieht die Marienburg nicht. (Westpreussisch.) – Frischbier, 3465.

Von jemand, der befangen oder beschränkten Geistes ist, denn die Marienburg, das Haupthaus des Deutschen Ritterordens, ist in der Ebene, aus welcher sie sich erhebt, weithin sichtbar.


Marientaferl.

Wer zum Marientaferl eine Wallfahrt machen thut, dem macht's Marientaferl bald alles wieder gut.

Die Wallfahrtskirche Mariataferl in Oesterreich trägt ihren Namen von den steinernen Tafeln unter den Linden vor der Kirche, auf welchen die 40-100000 Wallfahrer, die jährlich hierher kommen, ihre Speisen aufstellen. (Vgl. Jos. Kell, Wanderbuch durch Oesterreich, Zwickau 1847, S. 37.)


Mark (Geld).

Hunnert Mark kann man lichter verhandeln als in dusend Daler verwandeln.Plattdütscher Husfründ, III, 25.


Mark (das).

13 Mark lassen (scheissen).

„Er drückte sie, dass sie hätte mögen Mark lassen.“ (Köhler, 119, 8.) – „Er soll geschoren werden, dass er Mark scheissen möchte.“ (Köhler, 246.)


Markt.

119 Auf dem Markt und im Handel hat jeder frei Wandel.

It.: In piazza e in mercato ognuno è licenziato. (Giani, 1330.)

120 Auf den Markt gehört gute Waare und Gewinn mit Fug, aber kein Betrug.

121 Der Markt wird gekehrt und die Lauben bleiben. (Hirschberg.)

Wo Ordnung und Reinlichkeit nur da erhalten werden, wo es in die Augen fällt, während da, wo es weniger bemerkt wird, das Gegentheil herrscht. Das Fegen des Marktes ist an gewissen Tagen polizeilich geboten, die Reinhaltung der Lauben und des Platzes vor dem eigenen Hause ist mehr dem Anstandsgefühl der Hausbesitzer überlassen.

122 Ehe der Markt aus ist, gibt es noch mehr selben Kofents zu kaufen.Bechstein, Michel, 34.

123 Man muss auf einem Markte gewinnen, was man auf dem andern verloren.

Die Russen: Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert. Vielleicht kann dies Sprichwort auch den russischen Instanzengang im Auge haben.

124 Märkte und Maultaschen sind nicht gleich. (Wien.)

125 Wenn der Markt leer ist, wie soll man im Kramladen was finden?

Die Russen: Wenn Nishnij-Nowgorod es nicht voll hat, so muss Bor gar darben. (Altmann V, 124.)

126 Wie der Markt, so der Preis.

Lat.: Quale forum, tale vectigal.

127 Zu kleinem Markt ein kleiner Korb.

*128 Das lasst er nicht auff dem Markt aussruffen.Theatr. Diabolorum, 345b.

*129 Dass er am kalten Marckt besteh.Hans Sachs, Schwänke, 171.

Wenn jemand übervortheilt worden ist.


Markus.

8 Ist Markus kalt, ist auch die Bittwoch kalt.Zittel, Rheinischer Landbote, 1848.

9 Wenn Markus kommt, der Evangelist (25. April), der Maimond in der Nähe ist.

It.: San Marco Evangelista, Maggio alla vista. (Giani, 995.)


[Spaltenumbruch]
Markustag.

2 Ist der Markustag recht kalt, friert Jung und Alt.Egerbote, 1879.


Marodeur.

* Es ist ein Marodeur.

Trotz seines fremden Gesichts schreibt man diesem Ausdruck deutschen Ursprung und deutsches Bürgerrecht zu. Was Marodeur ist, weiss in Gegenden, wo Krieg geführt wird, jedermann, namentlich wissen es die Landbewohner, unter denen sich zurückgebliebene Soldaten des feindlichen Heeres plündernd und raubend umhertreiben. Nach der Angabe des Geschichtschreibers W. Menzel hätte ein Graf von Merode, im Dreissigjährigen Kriege kaiserlicher General, zur Rettung des alleinseligmachenden Glaubens eine Schwefelbande ins Feld gestellt, die durch Zuchtlosigkeit aller Art sich bald so verrufen machte, dass alle Nachzügler und Plünderer „ Merodebrüder“ (s. d.) genannt wurden. Menzel bezieht sich bei Erklärung des Namens auf den berühmten Roman Simplicissimus, dessen Verfasser die Verkommenheit jener Glaubensstreiter aus eigener Anschauung schildert. In dem Roman heisst es: „Als der Graf von Merode einmal ein neugeworbenes Regiment zur Armee brachte, waren die Kerle so schwacher Natur, dass sie das Marschiren nicht erleiden konnten; wo man einen Kranken oder Lahmen auf dem Markte, in Häusern, hinter den Zäunen u. s. w. fragte, wes Regiments er sei, so war die Antwort: ›Von Merode.‹“ Die spätern Merodebrüder aber, die von jenen nur den Namen entlehnten, schildert der Verfasser als die Pest der Heere, indem sie die Dörfer ausleerten, und was sie nicht brauchten, muthwillig zerstörten. (Frankfurter Zeitung, 1874, Nr. 157, 2. Bl.)


Marschiren.

2 In marschirende Fussvolks Reih'n misch dich nicht tölpelhaft hinein.Wenzig, 79.


Marterwoche.

4 Die Marterwoche muss für der Osterwoche gehen.Herberger, Herzpostilla, Ib, 411.


Martin.

68 Find't um Martini die Gans kein Wasser mehr, wad't sie im Winter im Schmuz umher.Payne, 35.

69 Kehrt Martin ein, ist jeder Most schon Wein.

It.: A San Martino, ogni mosto è vino. (Giani, 1019.)

70 Regnet es auff Martini zu hand, zeiget an dess Winters Vbelstandt.Lins, Wintermonat.

71 Sandt Martin vnd sant Jörg seynd die edelsten vnd die achtbarsten Heiligen; die reitten, müssen die ander zu fuss geen.Haupt, III, 29.

Die Legende, dass Sanct-Martin Krieger gewesen, ist wol nur aus seinem Namen entsprungen, welcher der „Ritterliche“ bedeutet, und Martinus, der zuerst auf romanischem Boden zu Hause war, ist dort nichts als ein christianisirter Mars. Wie Sanct-Georg in Frankreich, so wurde Sanct-Martin am Rhein, namentlich in Mainz, als dessen Schutzheiliger er gilt, Patron eines ritterlichen Bundes. Die Beziehungen zu Wodan liegen nahe, der als Gott des Sturmes auch Schlachtengott ist. (Vgl. Wodan als Jahresgott in Grenzboten, Leipzig 1871, I, 300.)

*72 Er ist nicht wie Sanct-Martin, der auch den Mantel gab dahin.

Holl.: Hij doet niet gelijk Sint Maarten, die aan den duivel zelfs gaf. – Hij gelijkt naar den milden Sint Maarten. (Harrebomée, II, 268b.)


Martinsfest.

2 Am Martinsfeste zapft man den Wein an für die Gäste.

Es ist dies Fest ein Ueberbleibsel des Alterthums. Die alten Griechen pflegten nach beendigter Weinlese und Weingärung ein Bacchusfest zu feiern, wobei die Weinbehälter zum erstenmal geöffnet wurden.

It.: Da San Martin, si spilla la botte del buon vin. (Giani, 1020.)


Martinsgans.

5 Ist Sanct Martins Gans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schau'n; ist sie aber weiss, so kommt weniger Schnee als Eis.Egerbote, 1875.

*6 Auf die Martinsgans warten.

Holl.: Hij wacht op Sint Maartens gans. (Harrebomée, II, 268b.)


Martinsmann.

* Es ist ein Martinsmann.

Da sich der Mensch in seinen Göttern spiegelt, kam Sanct-Martin bei den Deutschen gar bald in den Ruf eines Zechers. Wer sein Gut verprasste und vertrank, wurde ein Martinsmann gescholten. (Grenzboten, Leipzig 1871, I, 301.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0807" n="[795]"/>
          <cb n="1589"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Wen man bei Maria del Fiore häufig findet, der ist ein Narr oder ist von Lieb' entzündet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Maria del Fiore, die Domkirche von Florenz, ist mit schwarzem und weissem Marmor bekleidet; daher der Ausdruck: &#x201E;ai marmi&#x201C;. Der Platz vor dieser Domkirche war das Stelldichein an den Sommerabenden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi sta ai marmi di Santa Maria del Fiore, o è pazzo o sente d' amore. (<hi rendition="#i">Giani, 1000.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">65 Wie es zu Mariä Geburt ist, so soll es noch acht Wochen sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Prager Kalender, 1877.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">66 Zu Mariä Verkündigung schön und heiter vor Sonnenaufgang bringt ein fruchtbares Jahr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Prager Kalender, 1877.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marienburg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er sieht die Marienburg nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Westpreussisch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 3465.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von jemand, der befangen oder beschränkten Geistes ist, denn die Marienburg, das Haupthaus des Deutschen Ritterordens, ist in der Ebene, aus welcher sie sich erhebt, weithin sichtbar.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marientaferl.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer zum Marientaferl eine Wallfahrt machen thut, dem macht's Marientaferl bald alles wieder gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Wallfahrtskirche Mariataferl in Oesterreich trägt ihren Namen von den steinernen Tafeln unter den Linden vor der Kirche, auf welchen die 40-100000 Wallfahrer, die jährlich hierher kommen, ihre Speisen aufstellen. (Vgl. <hi rendition="#i">Jos. Kell, Wanderbuch durch Oesterreich, Zwickau 1847, S. 37.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Mark</hi> (Geld).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hunnert Mark kann man lichter verhandeln als in dusend Daler verwandeln.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Plattdütscher Husfründ, III, 25.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Mark</hi> (das).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Mark lassen (scheissen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Er drückte sie, dass sie hätte mögen Mark lassen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Köhler, 119, 8.</hi>) &#x2013; &#x201E;Er soll geschoren werden, dass er Mark scheissen möchte.&#x201C; (<hi rendition="#i">Köhler, 246.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Markt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">119 Auf dem Markt und im Handel hat jeder frei Wandel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: In piazza e in mercato ognuno è licenziato. (<hi rendition="#i">Giani, 1330.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">120 Auf den Markt gehört gute Waare und Gewinn mit Fug, aber kein Betrug.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Der Markt wird gekehrt und die Lauben bleiben.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wo Ordnung und Reinlichkeit nur da erhalten werden, wo es in die Augen fällt, während da, wo es weniger bemerkt wird, das Gegentheil herrscht. Das Fegen des Marktes ist an gewissen Tagen polizeilich geboten, die Reinhaltung der Lauben und des Platzes vor dem eigenen Hause ist mehr dem Anstandsgefühl der Hausbesitzer überlassen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Ehe der Markt aus ist, gibt es noch mehr selben Kofents zu kaufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bechstein, Michel, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">123 Man muss auf einem Markte gewinnen, was man auf dem andern verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert. Vielleicht kann dies Sprichwort auch den russischen Instanzengang im Auge haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Märkte und Maultaschen sind nicht gleich.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">125 Wenn der Markt leer ist, wie soll man im Kramladen was finden?</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn Nishnij-Nowgorod es nicht voll hat, so muss Bor gar darben. (<hi rendition="#i">Altmann V, 124.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">126 Wie der Markt, so der Preis.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quale forum, tale vectigal.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">127 Zu kleinem Markt ein kleiner Korb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*128 Das lasst er nicht auff dem Markt aussruffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Theatr. Diabolorum, 345<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*129 Dass er am kalten Marckt besteh.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hans Sachs, Schwänke, 171.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand übervortheilt worden ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Markus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ist Markus kalt, ist auch die Bittwoch kalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zittel, Rheinischer Landbote, 1848.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wenn Markus kommt, der Evangelist (25. April), der Maimond in der Nähe ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: San Marco Evangelista, Maggio alla vista. (<hi rendition="#i">Giani, 995.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="1590"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Markustag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ist der Markustag recht kalt, friert Jung und Alt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egerbote, 1879.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marodeur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Marodeur.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Trotz seines fremden Gesichts schreibt man diesem Ausdruck deutschen Ursprung und deutsches Bürgerrecht zu. Was Marodeur ist, weiss in Gegenden, wo Krieg geführt wird, jedermann, namentlich wissen es die Landbewohner, unter denen sich zurückgebliebene Soldaten des feindlichen Heeres plündernd und raubend umhertreiben. Nach der Angabe des Geschichtschreibers <hi rendition="#i">W. Menzel</hi> hätte ein Graf von Merode, im Dreissigjährigen Kriege kaiserlicher General, zur Rettung des alleinseligmachenden Glaubens eine Schwefelbande ins Feld gestellt, die durch Zuchtlosigkeit aller Art sich bald so verrufen machte, dass alle Nachzügler und Plünderer &#x201E; Merodebrüder&#x201C; (s. d.) genannt wurden. <hi rendition="#i">Menzel</hi> bezieht sich bei Erklärung des Namens auf den berühmten Roman <hi rendition="#i">Simplicissimus,</hi> dessen Verfasser die Verkommenheit jener Glaubensstreiter aus eigener Anschauung schildert. In dem Roman heisst es: &#x201E;Als der Graf von Merode einmal ein neugeworbenes Regiment zur Armee brachte, waren die Kerle so schwacher Natur, dass sie das Marschiren nicht erleiden konnten; wo man einen Kranken oder Lahmen auf dem Markte, in Häusern, hinter den Zäunen u. s. w. fragte, wes Regiments er sei, so war die Antwort: &#x203A;Von Merode.&#x2039;&#x201C; Die spätern Merodebrüder aber, die von jenen nur den Namen entlehnten, schildert der Verfasser als die Pest der Heere, indem sie die Dörfer ausleerten, und was sie nicht brauchten, muthwillig zerstörten. (<hi rendition="#i">Frankfurter Zeitung, 1874, Nr. 157, 2. Bl.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marschiren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 In marschirende Fussvolks Reih'n misch dich nicht tölpelhaft hinein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wenzig, 79.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marterwoche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die Marterwoche muss für der Osterwoche gehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, Herzpostilla, I<hi rendition="#sup">b</hi>, 411.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Martin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Find't um Martini die Gans kein Wasser mehr, wad't sie im Winter im Schmuz umher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Payne, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Kehrt Martin ein, ist jeder Most schon Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A San Martino, ogni mosto è vino. (<hi rendition="#i">Giani, 1019.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Regnet es auff Martini zu hand, zeiget an dess Winters Vbelstandt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lins, Wintermonat.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">71 Sandt Martin vnd sant Jörg seynd die edelsten vnd die achtbarsten Heiligen; die reitten, müssen die ander zu fuss geen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, III, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Legende, dass Sanct-Martin Krieger gewesen, ist wol nur aus seinem Namen entsprungen, welcher der &#x201E;Ritterliche&#x201C; bedeutet, und Martinus, der zuerst auf romanischem Boden zu Hause war, ist dort nichts als ein christianisirter Mars. Wie Sanct-Georg in Frankreich, so wurde Sanct-Martin am Rhein, namentlich in Mainz, als dessen Schutzheiliger er gilt, Patron eines ritterlichen Bundes. Die Beziehungen zu Wodan liegen nahe, der als Gott des Sturmes auch Schlachtengott ist. (Vgl. <hi rendition="#i">Wodan als Jahresgott in Grenzboten, Leipzig 1871, I, 300.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*72 Er ist nicht wie Sanct-Martin, der auch den Mantel gab dahin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij doet niet gelijk Sint Maarten, die aan den duivel zelfs gaf. &#x2013; Hij gelijkt naar den milden Sint Maarten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 268<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Martinsfest.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Am Martinsfeste zapft man den Wein an für die Gäste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist dies Fest ein Ueberbleibsel des Alterthums. Die alten Griechen pflegten nach beendigter Weinlese und Weingärung ein Bacchusfest zu feiern, wobei die Weinbehälter zum erstenmal geöffnet wurden.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Da San Martin, si spilla la botte del buon vin. (<hi rendition="#i">Giani, 1020.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Martinsgans.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ist Sanct Martins Gans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schau'n; ist sie aber weiss, so kommt weniger Schnee als Eis.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Egerbote, 1875.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Auf die Martinsgans warten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij wacht op Sint Maartens gans. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 268<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Martinsmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Martinsmann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Da sich der Mensch in seinen Göttern spiegelt, kam Sanct-Martin bei den Deutschen gar bald in den Ruf eines Zechers. Wer sein Gut verprasste und vertrank, wurde ein Martinsmann gescholten. (<hi rendition="#i">Grenzboten, Leipzig 1871, I, 301.</hi>)</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[795]/0807] 64 Wen man bei Maria del Fiore häufig findet, der ist ein Narr oder ist von Lieb' entzündet. Maria del Fiore, die Domkirche von Florenz, ist mit schwarzem und weissem Marmor bekleidet; daher der Ausdruck: „ai marmi“. Der Platz vor dieser Domkirche war das Stelldichein an den Sommerabenden. It.: Chi sta ai marmi di Santa Maria del Fiore, o è pazzo o sente d' amore. (Giani, 1000.) 65 Wie es zu Mariä Geburt ist, so soll es noch acht Wochen sein. – Prager Kalender, 1877. 66 Zu Mariä Verkündigung schön und heiter vor Sonnenaufgang bringt ein fruchtbares Jahr. – Prager Kalender, 1877. Marienburg. *2 Er sieht die Marienburg nicht. (Westpreussisch.) – Frischbier, 3465. Von jemand, der befangen oder beschränkten Geistes ist, denn die Marienburg, das Haupthaus des Deutschen Ritterordens, ist in der Ebene, aus welcher sie sich erhebt, weithin sichtbar. Marientaferl. Wer zum Marientaferl eine Wallfahrt machen thut, dem macht's Marientaferl bald alles wieder gut. Die Wallfahrtskirche Mariataferl in Oesterreich trägt ihren Namen von den steinernen Tafeln unter den Linden vor der Kirche, auf welchen die 40-100000 Wallfahrer, die jährlich hierher kommen, ihre Speisen aufstellen. (Vgl. Jos. Kell, Wanderbuch durch Oesterreich, Zwickau 1847, S. 37.) Mark (Geld). Hunnert Mark kann man lichter verhandeln als in dusend Daler verwandeln. – Plattdütscher Husfründ, III, 25. Mark (das). 13 Mark lassen (scheissen). „Er drückte sie, dass sie hätte mögen Mark lassen.“ (Köhler, 119, 8.) – „Er soll geschoren werden, dass er Mark scheissen möchte.“ (Köhler, 246.) Markt. 119 Auf dem Markt und im Handel hat jeder frei Wandel. It.: In piazza e in mercato ognuno è licenziato. (Giani, 1330.) 120 Auf den Markt gehört gute Waare und Gewinn mit Fug, aber kein Betrug. 121 Der Markt wird gekehrt und die Lauben bleiben. (Hirschberg.) Wo Ordnung und Reinlichkeit nur da erhalten werden, wo es in die Augen fällt, während da, wo es weniger bemerkt wird, das Gegentheil herrscht. Das Fegen des Marktes ist an gewissen Tagen polizeilich geboten, die Reinhaltung der Lauben und des Platzes vor dem eigenen Hause ist mehr dem Anstandsgefühl der Hausbesitzer überlassen. 122 Ehe der Markt aus ist, gibt es noch mehr selben Kofents zu kaufen. – Bechstein, Michel, 34. 123 Man muss auf einem Markte gewinnen, was man auf dem andern verloren. Die Russen: Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert. Vielleicht kann dies Sprichwort auch den russischen Instanzengang im Auge haben. 124 Märkte und Maultaschen sind nicht gleich. (Wien.) 125 Wenn der Markt leer ist, wie soll man im Kramladen was finden? Die Russen: Wenn Nishnij-Nowgorod es nicht voll hat, so muss Bor gar darben. (Altmann V, 124.) 126 Wie der Markt, so der Preis. Lat.: Quale forum, tale vectigal. 127 Zu kleinem Markt ein kleiner Korb. *128 Das lasst er nicht auff dem Markt aussruffen. – Theatr. Diabolorum, 345b. *129 Dass er am kalten Marckt besteh. – Hans Sachs, Schwänke, 171. Wenn jemand übervortheilt worden ist. Markus. 8 Ist Markus kalt, ist auch die Bittwoch kalt. – Zittel, Rheinischer Landbote, 1848. 9 Wenn Markus kommt, der Evangelist (25. April), der Maimond in der Nähe ist. It.: San Marco Evangelista, Maggio alla vista. (Giani, 995.) Markustag. 2 Ist der Markustag recht kalt, friert Jung und Alt. – Egerbote, 1879. Marodeur. * Es ist ein Marodeur. Trotz seines fremden Gesichts schreibt man diesem Ausdruck deutschen Ursprung und deutsches Bürgerrecht zu. Was Marodeur ist, weiss in Gegenden, wo Krieg geführt wird, jedermann, namentlich wissen es die Landbewohner, unter denen sich zurückgebliebene Soldaten des feindlichen Heeres plündernd und raubend umhertreiben. Nach der Angabe des Geschichtschreibers W. Menzel hätte ein Graf von Merode, im Dreissigjährigen Kriege kaiserlicher General, zur Rettung des alleinseligmachenden Glaubens eine Schwefelbande ins Feld gestellt, die durch Zuchtlosigkeit aller Art sich bald so verrufen machte, dass alle Nachzügler und Plünderer „ Merodebrüder“ (s. d.) genannt wurden. Menzel bezieht sich bei Erklärung des Namens auf den berühmten Roman Simplicissimus, dessen Verfasser die Verkommenheit jener Glaubensstreiter aus eigener Anschauung schildert. In dem Roman heisst es: „Als der Graf von Merode einmal ein neugeworbenes Regiment zur Armee brachte, waren die Kerle so schwacher Natur, dass sie das Marschiren nicht erleiden konnten; wo man einen Kranken oder Lahmen auf dem Markte, in Häusern, hinter den Zäunen u. s. w. fragte, wes Regiments er sei, so war die Antwort: ›Von Merode.‹“ Die spätern Merodebrüder aber, die von jenen nur den Namen entlehnten, schildert der Verfasser als die Pest der Heere, indem sie die Dörfer ausleerten, und was sie nicht brauchten, muthwillig zerstörten. (Frankfurter Zeitung, 1874, Nr. 157, 2. Bl.) Marschiren. 2 In marschirende Fussvolks Reih'n misch dich nicht tölpelhaft hinein. – Wenzig, 79. Marterwoche. 4 Die Marterwoche muss für der Osterwoche gehen. – Herberger, Herzpostilla, Ib, 411. Martin. 68 Find't um Martini die Gans kein Wasser mehr, wad't sie im Winter im Schmuz umher. – Payne, 35. 69 Kehrt Martin ein, ist jeder Most schon Wein. It.: A San Martino, ogni mosto è vino. (Giani, 1019.) 70 Regnet es auff Martini zu hand, zeiget an dess Winters Vbelstandt. – Lins, Wintermonat. 71 Sandt Martin vnd sant Jörg seynd die edelsten vnd die achtbarsten Heiligen; die reitten, müssen die ander zu fuss geen. – Haupt, III, 29. Die Legende, dass Sanct-Martin Krieger gewesen, ist wol nur aus seinem Namen entsprungen, welcher der „Ritterliche“ bedeutet, und Martinus, der zuerst auf romanischem Boden zu Hause war, ist dort nichts als ein christianisirter Mars. Wie Sanct-Georg in Frankreich, so wurde Sanct-Martin am Rhein, namentlich in Mainz, als dessen Schutzheiliger er gilt, Patron eines ritterlichen Bundes. Die Beziehungen zu Wodan liegen nahe, der als Gott des Sturmes auch Schlachtengott ist. (Vgl. Wodan als Jahresgott in Grenzboten, Leipzig 1871, I, 300.) *72 Er ist nicht wie Sanct-Martin, der auch den Mantel gab dahin. Holl.: Hij doet niet gelijk Sint Maarten, die aan den duivel zelfs gaf. – Hij gelijkt naar den milden Sint Maarten. (Harrebomée, II, 268b.) Martinsfest. 2 Am Martinsfeste zapft man den Wein an für die Gäste. Es ist dies Fest ein Ueberbleibsel des Alterthums. Die alten Griechen pflegten nach beendigter Weinlese und Weingärung ein Bacchusfest zu feiern, wobei die Weinbehälter zum erstenmal geöffnet wurden. It.: Da San Martin, si spilla la botte del buon vin. (Giani, 1020.) Martinsgans. 5 Ist Sanct Martins Gans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schau'n; ist sie aber weiss, so kommt weniger Schnee als Eis. – Egerbote, 1875. *6 Auf die Martinsgans warten. Holl.: Hij wacht op Sint Maartens gans. (Harrebomée, II, 268b.) Martinsmann. * Es ist ein Martinsmann. Da sich der Mensch in seinen Göttern spiegelt, kam Sanct-Martin bei den Deutschen gar bald in den Ruf eines Zechers. Wer sein Gut verprasste und vertrank, wurde ein Martinsmann gescholten. (Grenzboten, Leipzig 1871, I, 301.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/807
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [795]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/807>, abgerufen am 22.12.2024.