Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Brille.

36 Hi vorkukupat Brallen sonner Gleas. (Johansen, 72.)

42 Ich brauche keine Brille, sagte der Mann zum Juden; seit ich verheirathet bin, sind mir die Augen so aufgegangen, dass ich mehr sehe, als mir lieb ist.

43 Man muss sich keine fremde Brille aufsetzen lassen.

Dän.: Bedre at du selo bruger briller end andre skal saette dig dem paa. (Prov. dan., 57.)

44 Wenn man einen nicht blaw Brillen auffsetzt, so kan er die sach nicht ansehen, wie ein ander will. - Lehmann, 55, 42.

45 Wer nicht für Brillen braucht die Hend, der taug zu keinem Regiment. - Eyering III, 515.

*46 Blawe Prillen für den Augen haben. - Luther's Tischreden, 128b.

*47 Brillen reissen. - Vgl. Sander's Wb., II, 92.

"Darmit hefft man das Volk vorlijdet (verleitet)."

*48 Brill'n verköp'n. (Altmark.) - Danneil, 25.

Täuschen, betrügen. Wer dies thut, ist ein Brillenverköper.

*49 Dat iss 'n Brill, der passt de achter Eine in. - Hauskalender, IV.

*50 Dem es 'n Brell op et Nas gesetzt wurden. (Bedburg.)

*51 Einen eine Brille auf die Nase setzen. - Horn, Spinnstube, 1858, S. 59.

*52 Einen eine Brille von Schuhsohlen aufsetzen.

*53 Er hat die lateinische Brille nicht.

Er versteht nichts von dem Gegenstande, von dem die Rede ist. Soll daher kommen, dass ein Advokat, das Lesen eines lateinischen Aktenstücks verweigernd, als Grund angab, die Brille, die zur lateinischen Schrift gehöre, verloren zu haben.

*54 Er sieht durch eine schöne Brille.

In Breslau, nicht um zu sehen, dass die Brille schön ist, sondern um auszudrücken, dass sie ihn gut kleide. (S. Geige.)

*55 He het dörch en fettich Bril küken. - Engelien , 215.

*56 Ich lasse mir von keinem eine Brille auf die Nase setzen. - Frischbier, I, 453.

*57 'S ös en mit ar Bröll. (Böhmisch-Friedland.)

Es ist eine mit einer Brille. Wol nur von einer feilen Dirne. Schiller in den Räubern sagt hierauf bezüglich: "Wenn es doch wenigstens nur einen Schleier hätte das garstige Laster, sich dem Auge der Welt zu entstehlen. Aber da blickt's schrecklich durch den gelben bleifarbenen Augenring, da verräth sich's im todtenblassen, eingefallenen Gesichte, und dreht die Knochen hässlich hervor."


Brillenschlange.

* 'S ös an Bröllenschlang. (Böhmisch-Friedland.)


Bringen.

2 "Wer bringt, der findet offne Thür, wer nichts bringt, geh fort von hier." (S. Geld 715.)

It.: Porta aperta per chi porta, e chi non porta, parta. (Giani, 1380.)

20 Die was bringen, sollen mit singen. - Eyering III, 545.

21 Me bringt öppis (etwas) und findt öppis. (Luzern.)

In neuen Dienst bringt man etwas, das nicht passt, und findet etwas, das einem nicht gefällt. - Der Gebich, sagen die Russen, findet alle Thüren offen.

22 Wer der mainst bringt, ist am liebsten. - Gruter, III, 105; Lehmann, II, 871, 161.

23 Wer mir was bringt, den hab' ich lieb, und wer was nimmt, der ist ein Dieb.

*24 Ich werde ihn bringen, dass er die Schuhe verliert. - Frischbier, I, 454.


Britzen.

* Ik will mi britzen laten. - Stürenburg, 24a.

Betheuerungsformel. Zu ergänzen: wenn es sich nicht so verhält, wenn das nicht wahr ist u. s. w. Britzen = schnellen, emporschnellen, z. B. vermittels eines Bretes, welches in der Mitte auf einer erhöhten Unterlage ruht, oder vermittels eines ausgespannten Tuches. Auch das Spiel der Kinder "Kaus und Brod schmeiten." (s. Butterschnitte und Fröschchen) heisst britzen, britzen laten.


Brocken.

18 Es seynd grobe Brocken, die einen starken Magen zur Verdauung bedürffen. (S. Hobelspäne.) - Lehmann, 349, 5.

[Spaltenumbruch] 19 Man muss die Brocken nicht so gross machen, dass man daran erwürgt.

Holl.: Men moet so grote brocken niet zu avelgen dat mer een wurght. (Cats, 178.)

20 Man sol die Brocken auffheben, auch wenn sie veracht sind, sie können nütz werden. - Petri, II, 466.

21 Mit ein paar süssen Brocken ist ein Mädchen leicht zu locken.

Lat.: Suadent (suadet) femelle prestare preces noui celle (modi celle). (Reuterdahl, 943.)

Schwed.: Quinua aer sköt lokkadh. (Reuterdahl, 943.)

22 Wo Brocken im Haus, da fehlt auch nicht die Maus.

Schwed.: Thz aer mws som ma koma i fatigha konu pusa. (Reuterdahl, 532.)

*23 Der keit (wirft) oim Brocke na, es fräss 's koi Hond. (Ulm.)


Brocken (Verb.).

2 Brocke nicht mehr als du essen magst. - Simrock, 313.


Bröcklein.

4 Dass ist ein böss bröcklein mit sorgen, daran ein mensch muss erworgen.

Lat.: Qua suffocatur quisquam, mala mica putatur. (Loci comm., 61.)

5 Ein Bröcklein in fremder Hand sieht immer aus wie ein Brocken. - Unsere Zeit, XI, 770.


Brodeln.

*2 Ich brodle wie die Suppe über'm Feuer. - P. Heyse, Andrea Delfin.


Brodelsuppe.

* Du bist a rechte Bruddelsuppe.

In Schwaben zu einem mürrischen Kinde; in dem Sinne von: alter Brummbär (s. d.).


Broden.

* Ä Bröde loan. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 137.

Im Broden liegen, wird zunächst von Scheintodten gebraucht, dann von Zerstreuten. Zu Broden = Dampf, Dunst, Betäubung s. Grimm, II, 291 u. 396.


Brodyer.

* A Broder feine Berge. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

In der Meinung der polnischen Juden stehen die galizischen hoch; unter diesen nehmen wieder die Brodyer die erste Stelle ein. Brody erfreut sich des Rufes einer gebildeten Stadt und erhielt in neuester Zeit den scherzhaften Beinamen "Jung-Athen." Was Wunder also, wenn man in jedem "Broder" einen "feinen Berge", d. h. einen wohlerzogenen Menschen erblickt.


Brok.

* 'T is as wenn 'n in 'n nie Brok kickt. - Danneil, 277a.

Um zu sagen: das ist ein erfreulicher Anblick. Namentlich bedient sich der Kartenspieler, der gute Karten in der Hand entfaltet, dieser Redensart.


Brom.

* Hinger enem alen Brom es got schollen. - Simrock, 9162a.

Brom - ein junger Zweig an Bäumen oder Stauden; man sagt auch das Bromen, das Breme, Brömli, Brömerli. (Vgl. Stalder, I, 230.)


Brombeere.

* Der hat Brombeeren bekommen.

Ist ausgescholten worden. Wortspiel mit Brummen.


Bromm.

* Alles in die Bromm bringen. (Wehlau.) - Frischbier, II, 440.

Drohen mit Brandstiftung. Bromm von brummen, auch Gefängniss, brummen müssen.


Brömmelsuppe.

* Einem eine Brömmelsuppe bereiten (kochen). (Niederlausitz.)

Eine Brömmelsuppe bekommt, wer brummend empfangen wird, z. B. wenn die Frau den Mann ausschilt, dass er zu lange ausgeblieben ist. Man bereitet, kocht sie, wenn man sich vornimmt, jemand unfreundlich zu empfangen.


Brosame.

2 Brosamen sind auch Brot.

Dän.: Smule er og bröd. (Prov. dan., 515.)

3 Eine Brosame, die man mit Füssen tritt, wird ein Schritt in die Hölle.


Bröseli.

* Er ist ke Bröseli werth. - Tobler, 80.

Er ist ohne Werth, nicht ein Krümchen gut.


[Spaltenumbruch]
Brille.

36 Hi vórkukupat Brallen sonner Gleas. (Johansen, 72.)

42 Ich brauche keine Brille, sagte der Mann zum Juden; seit ich verheirathet bin, sind mir die Augen so aufgegangen, dass ich mehr sehe, als mir lieb ist.

43 Man muss sich keine fremde Brille aufsetzen lassen.

Dän.: Bedre at du selo bruger briller end andre skal saette dig dem paa. (Prov. dan., 57.)

44 Wenn man einen nicht blaw Brillen auffsetzt, so kan er die sach nicht ansehen, wie ein ander will.Lehmann, 55, 42.

45 Wer nicht für Brillen braucht die Hend, der taug zu keinem Regiment.Eyering III, 515.

*46 Blawe Prillen für den Augen haben.Luther's Tischreden, 128b.

*47 Brillen reissen.Vgl. Sander's Wb., II, 92.

„Darmit hefft man das Volk vorlijdet (verleitet).“

*48 Brill'n verköp'n. (Altmark.) – Danneil, 25.

Täuschen, betrügen. Wer dies thut, ist ein Brillenverköper.

*49 Dat iss 'n Brill, der passt de achter Eine in.Hauskalender, IV.

*50 Dem es 'n Brell op et Nas gesetzt wurden. (Bedburg.)

*51 Einen eine Brille auf die Nase setzen.Horn, Spinnstube, 1858, S. 59.

*52 Einen eine Brille von Schuhsohlen aufsetzen.

*53 Er hat die lateinische Brille nicht.

Er versteht nichts von dem Gegenstande, von dem die Rede ist. Soll daher kommen, dass ein Advokat, das Lesen eines lateinischen Aktenstücks verweigernd, als Grund angab, die Brille, die zur lateinischen Schrift gehöre, verloren zu haben.

*54 Er sieht durch eine schöne Brille.

In Breslau, nicht um zu sehen, dass die Brille schön ist, sondern um auszudrücken, dass sie ihn gut kleide. (S. Geige.)

*55 He het dörch en fettich Bril küken.Engelien , 215.

*56 Ich lasse mir von keinem eine Brille auf die Nase setzen.Frischbier, I, 453.

*57 'S ös ên mit âr Bröll. (Böhmisch-Friedland.)

Es ist eine mit einer Brille. Wol nur von einer feilen Dirne. Schiller in den Räubern sagt hierauf bezüglich: „Wenn es doch wenigstens nur einen Schleier hätte das garstige Laster, sich dem Auge der Welt zu entstehlen. Aber da blickt's schrecklich durch den gelben bleifarbenen Augenring, da verräth sich's im todtenblassen, eingefallenen Gesichte, und dreht die Knochen hässlich hervor.“


Brillenschlange.

* 'S ös an Bröllenschlang. (Böhmisch-Friedland.)


Bringen.

2 „Wer bringt, der findet offne Thür, wer nichts bringt, geh fort von hier.“ (S. Geld 715.)

It.: Porta aperta per chi porta, e chi non porta, parta. (Giani, 1380.)

20 Die was bringen, sollen mit singen.Eyering III, 545.

21 Me bringt öppis (etwas) und findt öppis. (Luzern.)

In neuen Dienst bringt man etwas, das nicht passt, und findet etwas, das einem nicht gefällt. – Der Gebich, sagen die Russen, findet alle Thüren offen.

22 Wer der mainst bringt, ist am liebsten.Gruter, III, 105; Lehmann, II, 871, 161.

23 Wer mir was bringt, den hab' ich lieb, und wer was nimmt, der ist ein Dieb.

*24 Ich werde ihn bringen, dass er die Schuhe verliert.Frischbier, I, 454.


Britzen.

* Ik will mi britzen laten.Stürenburg, 24a.

Betheuerungsformel. Zu ergänzen: wenn es sich nicht so verhält, wenn das nicht wahr ist u. s. w. Britzen = schnellen, emporschnellen, z. B. vermittels eines Bretes, welches in der Mitte auf einer erhöhten Unterlage ruht, oder vermittels eines ausgespannten Tuches. Auch das Spiel der Kinder „Kûs und Brôd schmîten.“ (s. Butterschnitte und Fröschchen) heisst britzen, britzen laten.


Brocken.

18 Es seynd grobe Brocken, die einen starken Magen zur Verdauung bedürffen. (S. Hobelspäne.)Lehmann, 349, 5.

[Spaltenumbruch] 19 Man muss die Brocken nicht so gross machen, dass man daran erwürgt.

Holl.: Men moet so grote brocken niet zu avelgen dat mer een wurght. (Cats, 178.)

20 Man sol die Brocken auffheben, auch wenn sie veracht sind, sie können nütz werden.Petri, II, 466.

21 Mit ein paar süssen Brocken ist ein Mädchen leicht zu locken.

Lat.: Suadent (suadet) femelle prestare preces noui celle (modi celle). (Reuterdahl, 943.)

Schwed.: Quinua aer sköt lokkadh. (Reuterdahl, 943.)

22 Wo Brocken im Haus, da fehlt auch nicht die Maus.

Schwed.: Thz aer mws som ma koma i fatigha konu pusa. (Reuterdahl, 532.)

*23 Der keit (wirft) oim Brocke na, es fräss 's koi Hond. (Ulm.)


Brocken (Verb.).

2 Brocke nicht mehr als du essen magst.Simrock, 313.


Bröcklein.

4 Dass ist ein böss bröcklein mit sorgen, daran ein mensch muss erworgen.

Lat.: Qua suffocatur quisquam, mala mica putatur. (Loci comm., 61.)

5 Ein Bröcklein in fremder Hand sieht immer aus wie ein Brocken.Unsere Zeit, XI, 770.


Brodeln.

*2 Ich brodle wie die Suppe über'm Feuer.P. Heyse, Andrea Delfin.


Brodelsuppe.

* Du bist a rechte Bruddelsuppe.

In Schwaben zu einem mürrischen Kinde; in dem Sinne von: alter Brummbär (s. d.).


Broden.

* Ä Bröde loan. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 137.

Im Broden liegen, wird zunächst von Scheintodten gebraucht, dann von Zerstreuten. Zu Broden = Dampf, Dunst, Betäubung s. Grimm, II, 291 u. 396.


Brodyer.

* A Broder feine Berge. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

In der Meinung der polnischen Juden stehen die galizischen hoch; unter diesen nehmen wieder die Brodyer die erste Stelle ein. Brody erfreut sich des Rufes einer gebildeten Stadt und erhielt in neuester Zeit den scherzhaften Beinamen „Jung-Athen.“ Was Wunder also, wenn man in jedem „Broder“ einen „feinen Berge“, d. h. einen wohlerzogenen Menschen erblickt.


Brôk.

* 'T is as wenn 'n in 'n nie Brok kickt.Danneil, 277a.

Um zu sagen: das ist ein erfreulicher Anblick. Namentlich bedient sich der Kartenspieler, der gute Karten in der Hand entfaltet, dieser Redensart.


Brom.

* Hinger enem âlen Brom es got schollen.Simrock, 9162a.

Brom – ein junger Zweig an Bäumen oder Stauden; man sagt auch das Bromen, das Breme, Brömli, Brömerli. (Vgl. Stalder, I, 230.)


Brombeere.

* Der hat Brombeeren bekommen.

Ist ausgescholten worden. Wortspiel mit Brummen.


Bromm.

* Alles in die Bromm bringen. (Wehlau.) – Frischbier, II, 440.

Drohen mit Brandstiftung. Bromm von brummen, auch Gefängniss, brummen müssen.


Brömmelsuppe.

* Einem eine Brömmelsuppe bereiten (kochen). (Niederlausitz.)

Eine Brömmelsuppe bekommt, wer brummend empfangen wird, z. B. wenn die Frau den Mann ausschilt, dass er zu lange ausgeblieben ist. Man bereitet, kocht sie, wenn man sich vornimmt, jemand unfreundlich zu empfangen.


Brosame.

2 Brosamen sind auch Brot.

Dän.: Smule er og bröd. (Prov. dan., 515.)

3 Eine Brosame, die man mit Füssen tritt, wird ein Schritt in die Hölle.


Bröseli.

* Er ist ke Bröseli werth.Tobler, 80.

Er ist ohne Werth, nicht ein Krümchen gut.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0540" n="[528]"/>
          <cb n="1055"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brille.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">36 Hi vórkukupat Brallen sonner Gleas. (<hi rendition="#i">Johansen, 72.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Ich brauche keine Brille, sagte der Mann zum Juden; seit ich verheirathet bin, sind mir die Augen so aufgegangen, dass ich mehr sehe, als mir lieb ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">43 Man muss sich keine fremde Brille aufsetzen lassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre at du selo bruger briller end andre skal saette dig dem paa. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 57.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">44 Wenn man einen nicht blaw Brillen auffsetzt, so kan er die sach nicht ansehen, wie ein ander will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 55, 42.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">45 Wer nicht für Brillen braucht die Hend, der taug zu keinem Regiment.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering III, 515.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*46 Blawe Prillen für den Augen haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischreden, 128<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*47 Brillen reissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Vgl. Sander's Wb., II, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Darmit hefft man das Volk vorlijdet (verleitet).&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*48 Brill'n verköp'n.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Täuschen, betrügen. Wer dies thut, ist ein Brillenverköper.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*49 Dat iss 'n Brill, der passt de achter Eine in.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*50 Dem es 'n Brell op et Nas gesetzt wurden.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*51 Einen eine Brille auf die Nase setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Horn, Spinnstube, 1858, S. 59.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*52 Einen eine Brille von Schuhsohlen aufsetzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*53 Er hat die lateinische Brille nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er versteht nichts von dem Gegenstande, von dem die Rede ist. Soll daher kommen, dass ein Advokat, das Lesen eines lateinischen Aktenstücks verweigernd, als Grund angab, die Brille, die zur lateinischen Schrift gehöre, verloren zu haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*54 Er sieht durch eine schöne Brille.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Breslau, nicht um zu sehen, dass die Brille schön ist, sondern um auszudrücken, dass sie ihn gut kleide. (S.  Geige.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*55 He het dörch en fettich Bril küken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Engelien , 215.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*56 Ich lasse mir von keinem eine Brille auf die Nase setzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 453.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*57 'S ös ên mit âr Bröll.</hi> (<hi rendition="#i">Böhmisch-Friedland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist eine mit einer Brille. Wol nur von einer feilen Dirne. <hi rendition="#i">Schiller</hi> in den <hi rendition="#i">Räubern</hi> sagt hierauf bezüglich: &#x201E;Wenn es doch wenigstens nur einen Schleier hätte das garstige Laster, sich dem Auge der Welt zu entstehlen. Aber da blickt's schrecklich durch den gelben bleifarbenen Augenring, da verräth sich's im todtenblassen, eingefallenen Gesichte, und dreht die Knochen hässlich hervor.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brillenschlange.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'S ös an Bröllenschlang.</hi> (<hi rendition="#i">Böhmisch-Friedland.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bringen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et">2 &#x201E;Wer bringt, der findet offne Thür, wer nichts bringt, geh fort von hier.&#x201C; (S.  Geld 715.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Porta aperta per chi porta, e chi non porta, parta. (<hi rendition="#i">Giani, 1380.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Die was bringen, sollen mit singen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering III, 545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Me bringt öppis (etwas) und findt öppis.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In neuen Dienst bringt man etwas, das nicht passt, und findet etwas, das einem nicht gefällt. &#x2013; Der Gebich, sagen die Russen, findet alle Thüren offen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wer der mainst bringt, ist am liebsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 105; Lehmann, II, 871, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer mir was bringt, den hab' ich lieb, und wer was nimmt, der ist ein Dieb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*24 Ich werde ihn bringen, dass er die Schuhe verliert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, I, 454.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Britzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ik will mi britzen laten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 24<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Betheuerungsformel. Zu ergänzen: wenn es sich nicht so verhält, wenn das nicht wahr ist u. s. w. Britzen = schnellen, emporschnellen, z. B. vermittels eines Bretes, welches in der Mitte auf einer erhöhten Unterlage ruht, oder vermittels eines ausgespannten Tuches. Auch das Spiel der Kinder &#x201E;Kûs und Brôd schmîten.&#x201C; (s.  Butterschnitte und Fröschchen) heisst britzen, britzen laten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brocken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Es seynd grobe Brocken, die einen starken Magen zur Verdauung bedürffen. (S.  Hobelspäne.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 349, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1056"/>
19 Man muss die Brocken nicht so gross machen, dass man daran erwürgt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet so grote brocken niet zu avelgen dat mer een wurght. (<hi rendition="#i">Cats, 178.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Man sol die Brocken auffheben, auch wenn sie veracht sind, sie können nütz werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 466.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Mit ein paar süssen Brocken ist ein Mädchen leicht zu locken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Suadent (suadet) femelle prestare preces noui celle (modi celle). (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 943.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Quinua aer sköt lokkadh. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 943.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wo Brocken im Haus, da fehlt auch nicht die Maus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Thz aer mws som ma koma i fatigha konu pusa. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 532.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Der keit (wirft) oim Brocke na, es fräss 's koi Hond.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Brocken</hi> (Verb.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Brocke nicht mehr als du essen magst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 313.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bröcklein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Dass ist ein böss bröcklein mit sorgen, daran ein mensch muss erworgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qua suffocatur quisquam, mala mica putatur. (<hi rendition="#i">Loci comm., 61.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Ein Bröcklein in fremder Hand sieht immer aus wie ein Brocken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Unsere Zeit, XI, 770.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brodeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Ich brodle wie die Suppe über'm Feuer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">P. Heyse, Andrea Delfin.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brodelsuppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Du bist a rechte Bruddelsuppe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Schwaben zu einem mürrischen Kinde; in dem Sinne von: alter Brummbär (s. d.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Broden.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ä Bröde loan.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 173, 137.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Im Broden liegen, wird zunächst von Scheintodten gebraucht, dann von Zerstreuten. Zu Broden = Dampf, Dunst, Betäubung s. <hi rendition="#i">Grimm, II, 291 u. 396.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brodyer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A Broder feine Berge.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Warschau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Meinung der polnischen Juden stehen die galizischen hoch; unter diesen nehmen wieder die Brodyer die erste Stelle ein. Brody erfreut sich des Rufes einer gebildeten Stadt und erhielt in neuester Zeit den scherzhaften Beinamen &#x201E;Jung-Athen.&#x201C; Was Wunder also, wenn man in jedem &#x201E;Broder&#x201C; einen &#x201E;feinen Berge&#x201C;, d. h. einen wohlerzogenen Menschen erblickt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brôk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'T is as wenn 'n in 'n nie Brok kickt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 277<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: das ist ein erfreulicher Anblick. Namentlich bedient sich der Kartenspieler, der gute Karten in der Hand entfaltet, dieser Redensart.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brom.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Hinger enem âlen Brom es got schollen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9162<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Brom &#x2013; ein junger Zweig an Bäumen oder Stauden; man sagt auch das Bromen, das Breme, Brömli, Brömerli. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, I, 230.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brombeere.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Der hat Brombeeren bekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist ausgescholten worden. Wortspiel mit Brummen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bromm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Alles in die Bromm bringen.</hi> (<hi rendition="#i">Wehlau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, II, 440.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Drohen mit Brandstiftung. Bromm von brummen, auch Gefängniss, brummen müssen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brömmelsuppe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Einem eine Brömmelsuppe bereiten (kochen).</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Brömmelsuppe bekommt, wer brummend empfangen wird, z. B. wenn die Frau den Mann ausschilt, dass er zu lange ausgeblieben ist. Man bereitet, kocht sie, wenn man sich vornimmt, jemand unfreundlich zu empfangen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Brosame.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Brosamen sind auch Brot.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Smule er og bröd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 515.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Eine Brosame, die man mit Füssen tritt, wird ein Schritt in die Hölle.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bröseli.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ke Bröseli werth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist ohne Werth, nicht ein Krümchen gut.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[528]/0540] Brille. 36 Hi vórkukupat Brallen sonner Gleas. (Johansen, 72.) 42 Ich brauche keine Brille, sagte der Mann zum Juden; seit ich verheirathet bin, sind mir die Augen so aufgegangen, dass ich mehr sehe, als mir lieb ist. 43 Man muss sich keine fremde Brille aufsetzen lassen. Dän.: Bedre at du selo bruger briller end andre skal saette dig dem paa. (Prov. dan., 57.) 44 Wenn man einen nicht blaw Brillen auffsetzt, so kan er die sach nicht ansehen, wie ein ander will. – Lehmann, 55, 42. 45 Wer nicht für Brillen braucht die Hend, der taug zu keinem Regiment. – Eyering III, 515. *46 Blawe Prillen für den Augen haben. – Luther's Tischreden, 128b. *47 Brillen reissen. – Vgl. Sander's Wb., II, 92. „Darmit hefft man das Volk vorlijdet (verleitet).“ *48 Brill'n verköp'n. (Altmark.) – Danneil, 25. Täuschen, betrügen. Wer dies thut, ist ein Brillenverköper. *49 Dat iss 'n Brill, der passt de achter Eine in. – Hauskalender, IV. *50 Dem es 'n Brell op et Nas gesetzt wurden. (Bedburg.) *51 Einen eine Brille auf die Nase setzen. – Horn, Spinnstube, 1858, S. 59. *52 Einen eine Brille von Schuhsohlen aufsetzen. *53 Er hat die lateinische Brille nicht. Er versteht nichts von dem Gegenstande, von dem die Rede ist. Soll daher kommen, dass ein Advokat, das Lesen eines lateinischen Aktenstücks verweigernd, als Grund angab, die Brille, die zur lateinischen Schrift gehöre, verloren zu haben. *54 Er sieht durch eine schöne Brille. In Breslau, nicht um zu sehen, dass die Brille schön ist, sondern um auszudrücken, dass sie ihn gut kleide. (S. Geige.) *55 He het dörch en fettich Bril küken. – Engelien , 215. *56 Ich lasse mir von keinem eine Brille auf die Nase setzen. – Frischbier, I, 453. *57 'S ös ên mit âr Bröll. (Böhmisch-Friedland.) Es ist eine mit einer Brille. Wol nur von einer feilen Dirne. Schiller in den Räubern sagt hierauf bezüglich: „Wenn es doch wenigstens nur einen Schleier hätte das garstige Laster, sich dem Auge der Welt zu entstehlen. Aber da blickt's schrecklich durch den gelben bleifarbenen Augenring, da verräth sich's im todtenblassen, eingefallenen Gesichte, und dreht die Knochen hässlich hervor.“ Brillenschlange. * 'S ös an Bröllenschlang. (Böhmisch-Friedland.) Bringen. 2 „Wer bringt, der findet offne Thür, wer nichts bringt, geh fort von hier.“ (S. Geld 715.) It.: Porta aperta per chi porta, e chi non porta, parta. (Giani, 1380.) 20 Die was bringen, sollen mit singen. – Eyering III, 545. 21 Me bringt öppis (etwas) und findt öppis. (Luzern.) In neuen Dienst bringt man etwas, das nicht passt, und findet etwas, das einem nicht gefällt. – Der Gebich, sagen die Russen, findet alle Thüren offen. 22 Wer der mainst bringt, ist am liebsten. – Gruter, III, 105; Lehmann, II, 871, 161. 23 Wer mir was bringt, den hab' ich lieb, und wer was nimmt, der ist ein Dieb. *24 Ich werde ihn bringen, dass er die Schuhe verliert. – Frischbier, I, 454. Britzen. * Ik will mi britzen laten. – Stürenburg, 24a. Betheuerungsformel. Zu ergänzen: wenn es sich nicht so verhält, wenn das nicht wahr ist u. s. w. Britzen = schnellen, emporschnellen, z. B. vermittels eines Bretes, welches in der Mitte auf einer erhöhten Unterlage ruht, oder vermittels eines ausgespannten Tuches. Auch das Spiel der Kinder „Kûs und Brôd schmîten.“ (s. Butterschnitte und Fröschchen) heisst britzen, britzen laten. Brocken. 18 Es seynd grobe Brocken, die einen starken Magen zur Verdauung bedürffen. (S. Hobelspäne.) – Lehmann, 349, 5. 19 Man muss die Brocken nicht so gross machen, dass man daran erwürgt. Holl.: Men moet so grote brocken niet zu avelgen dat mer een wurght. (Cats, 178.) 20 Man sol die Brocken auffheben, auch wenn sie veracht sind, sie können nütz werden. – Petri, II, 466. 21 Mit ein paar süssen Brocken ist ein Mädchen leicht zu locken. Lat.: Suadent (suadet) femelle prestare preces noui celle (modi celle). (Reuterdahl, 943.) Schwed.: Quinua aer sköt lokkadh. (Reuterdahl, 943.) 22 Wo Brocken im Haus, da fehlt auch nicht die Maus. Schwed.: Thz aer mws som ma koma i fatigha konu pusa. (Reuterdahl, 532.) *23 Der keit (wirft) oim Brocke na, es fräss 's koi Hond. (Ulm.) Brocken (Verb.). 2 Brocke nicht mehr als du essen magst. – Simrock, 313. Bröcklein. 4 Dass ist ein böss bröcklein mit sorgen, daran ein mensch muss erworgen. Lat.: Qua suffocatur quisquam, mala mica putatur. (Loci comm., 61.) 5 Ein Bröcklein in fremder Hand sieht immer aus wie ein Brocken. – Unsere Zeit, XI, 770. Brodeln. *2 Ich brodle wie die Suppe über'm Feuer. – P. Heyse, Andrea Delfin. Brodelsuppe. * Du bist a rechte Bruddelsuppe. In Schwaben zu einem mürrischen Kinde; in dem Sinne von: alter Brummbär (s. d.). Broden. * Ä Bröde loan. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 137. Im Broden liegen, wird zunächst von Scheintodten gebraucht, dann von Zerstreuten. Zu Broden = Dampf, Dunst, Betäubung s. Grimm, II, 291 u. 396. Brodyer. * A Broder feine Berge. (Jüd.-deutsch. Warschau.) In der Meinung der polnischen Juden stehen die galizischen hoch; unter diesen nehmen wieder die Brodyer die erste Stelle ein. Brody erfreut sich des Rufes einer gebildeten Stadt und erhielt in neuester Zeit den scherzhaften Beinamen „Jung-Athen.“ Was Wunder also, wenn man in jedem „Broder“ einen „feinen Berge“, d. h. einen wohlerzogenen Menschen erblickt. Brôk. * 'T is as wenn 'n in 'n nie Brok kickt. – Danneil, 277a. Um zu sagen: das ist ein erfreulicher Anblick. Namentlich bedient sich der Kartenspieler, der gute Karten in der Hand entfaltet, dieser Redensart. Brom. * Hinger enem âlen Brom es got schollen. – Simrock, 9162a. Brom – ein junger Zweig an Bäumen oder Stauden; man sagt auch das Bromen, das Breme, Brömli, Brömerli. (Vgl. Stalder, I, 230.) Brombeere. * Der hat Brombeeren bekommen. Ist ausgescholten worden. Wortspiel mit Brummen. Bromm. * Alles in die Bromm bringen. (Wehlau.) – Frischbier, II, 440. Drohen mit Brandstiftung. Bromm von brummen, auch Gefängniss, brummen müssen. Brömmelsuppe. * Einem eine Brömmelsuppe bereiten (kochen). (Niederlausitz.) Eine Brömmelsuppe bekommt, wer brummend empfangen wird, z. B. wenn die Frau den Mann ausschilt, dass er zu lange ausgeblieben ist. Man bereitet, kocht sie, wenn man sich vornimmt, jemand unfreundlich zu empfangen. Brosame. 2 Brosamen sind auch Brot. Dän.: Smule er og bröd. (Prov. dan., 515.) 3 Eine Brosame, die man mit Füssen tritt, wird ein Schritt in die Hölle. Bröseli. * Er ist ke Bröseli werth. – Tobler, 80. Er ist ohne Werth, nicht ein Krümchen gut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/540
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [528]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/540>, abgerufen am 03.12.2024.