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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] zu erwarten. - Wird jemand von einem verschluckten Brocken beängstigt, so ist das ein Zeichen, dass man ihm die Speise nicht vergönnt. - Fällt einem bei Fremden ein Stück Brot aus der Hand, so ist es einem nicht gegönnt. - Legt man das Brot verkehrt, so haben die bösen Leute Gewalt im Hause. Auch sagt man wol: Lege nie den Brotlaib auf die obere Seite, es bringt Unglück. - Vor schimmlichtem Brote habe man keine Angst, wer es oft isst, wird alt und reich. - Wenn man das Brot nicht gleich anschneidet, so wird man nicht reich. - Wer ein Stück Brot bei Tische mehr schneidet, als Leute am Tische sind, der hat einen hungrigen Freund in der Ferne. - Wer niedergefallenes Brot auf dem Boden liegen lässt, oder gar noch darauf tritt, wird einst noch Hunger leiden. - Entsteht beim Brotabschneiden eine Kerbe, so hat man vorher eine Lüge gesagt. - Die Eierschalen darf man nicht ganz lassen, sondern muss sie zerbrechen, sonst kann allerlei Unheil entstehen. - Es ist nicht gut, beim Essen die Beine über's Kreuz zu legen. - Wenn jemand während des Essens kommt, so soll man ihn mitessen lassen, sonst schadet es den anwesenden Kindern. - Wenn während des Essens Speise zur Erde fällt, so ist das ein Beweis, dass einer der Tischgenossen sie dem Mitessenden nicht gönnte. - Wenn der Esstisch nicht fest auf seinen Beinen steht, so hat die Frau das Regiment im Hause. - Bringt man ein Gedeck mehr auf den Tisch, als erforderlich, so wird bald ein hungriger Freund eintreten. - Es bringt kein Glück, wenn man sich an der Tafel zwischen zwei Eheleute setzt. - In einen fremden Löffel soll man dreimal blasen, ehe man damit isst. - Werden bei einer Mahlzeit die Speisen rein aufgegessen, so wird der folgende Tag heiter sein. - Fährt das Messer aus dem Brote, so hat man keinen Hunger. - Fällt ein Messer vom Tisch und bleibt im Boden stecken, so bedeutet es Besuch. - Liegt ein Messer mit der Schneide nach oben, so reitet der Teufel darauf. In katholischen Gegenden heisst es: ein Messer mit der Schärfe nach unten gelegt, thut den armen Seelen im Fegefeuer wehe. - Wenn man mit einem Messer Brot in die Milch einschneidet, statt es zu zerbrechen, so wird den Kühen der Nutzen (Rahm) abgeschnitten. - Salz zu verschütten, hüte man sich wohl, denn dann gibt es Verdruss. - Wer viel Salz isst, ist verliebt. Auch die Köchin, welche den Brei versalzen hat, gilt als verliebt. - Wenn jemand stirbt und man legt den Leichnam auf die Stelle, wo gewöhnlich der Esstisch steht, so dauert der Schmerz der Hinterbliebenen nicht lange. - Ist ein Teller zu viel auf den Tisch gesetzt, so kann man auf einen hungrigen, ist man aber aus Zerstreuung dabei, aus einer leeren Tasse zu trinken, so kann man auf einen durstigen Gast rechnen. - Schenkt man bei Tisch Bier oder Wein ein und es zeigt sich in der Mitte des Glases ein runder Schaum, so bedeutet das Glück. - Wenn man bei Tisch gekochte Kartoffeln aus dem Topfe schüttet und einige in dem Topfe hängen bleiben, so ist Besuch zu erwarten. - Zerbricht einem Tischgenossen das Brot während des Abschneidens, so bedeutet das, dass der Empfänger nicht betet. - Wenn man das Tischtuch verkehrt auf den Tisch legt, so werden die Tischgenossen nicht satt.

2 Zutrinken trägt die Busse auf dem Rücken.

Der Betrunkene fällt in Koth oder bekommt Keile.

*3 Mir zu, ich bin ein Bürstenbinder. - Fischart.

*4 Mir zu, wie einem Sachsen. - Waldis, IV, 19, 14.


Zutritt.

1 Gib Zutritt dem Ali, und er wird dir bald dein Geräth verderben. (Türk.)

2 Wenn einer ein zutritt hat zum küssen1, so ist er zunechst am bett. - Lehmann, 105, 20.

1) Wortspiel mit Kissen.


Zutröpfeln.

Wo es immer zutröpfelt, da wird es nimmermehr trocken. - Blum, 323.


Zutüteln.

Zutüteln hilft jetzt manchem vil. - Eiselein, 661.


Zutütler.

1 Die Zutitler sind den Herren lieb. - Petri, II, 153.

2 Die Zutütler (Mammarum palpatores) sind den Herren lieb und stehlen mehr dann ander Dieb. - Zinkgref, IV, 363; Chaos, 34; Eiselein, 661.


Zuverlässig.

* Er ist so zuverlässig als das Wetter. - Altmann VI, 475.


Zuversicht.

1 Wer Zuversicht mag han, mag im Leide wol bestahn.

2 Zu grosse Zuversicht ist nah dem Falle.

3 Zuversicht ist gut, sie verleiht dem Schwachen Muth.

*4 Das ist eine schöne Zuversicht! - Klix, 124.


[Spaltenumbruch]
Zuviel.

1 All zuuil ist vngesundt. - Agricola, I, 37; Latendorf III, 268 u. 340.

2 Alles zuviel is nix werth. - Tendlau, 848.

3 Ein bischen zuviel schadet mehr, als ein bischen zuwenig.

Lat.: Plura petens meritis, privatur iure petitis. (Buchler, 253.)

4 Es ist zuviel, zwei Müller in Einer Mühle.

5 Man muss nicht zuviel auf Einen Bissen nehmen.

6 Mancher hat zuviel, aber Keiner genug.

Mhd.: Dyt is der heren ungenoich, koine spricht ir enich, ich hain genoich. (Groote, K. Reimchron., 5540.)

7 Nimmt man zuviel unter den Arm, so lässt man eins fallen. - Simrock, 12219.

8 Nix tau velle, se de Baur to 'n Koerensakk (Kornsack), harr em balde mit tüsken (zwischen) de Möllenstaeme retten (gerissen). (Westf.)

9 Tauvel is tauvel, segt jenn Mann, da har hei sin Fru dodschlagen. (Mecklenburg.) - Raabe, 25.

10 Tovöl is tovöl, to min (zu wenig) is to min, see de Kerel, 't Weiu dre Kinner un de Mutte (Schwein) man en Bigg (Ferkel). (Ostfr.) - Hoefer, 604; Bueren, 1148.

11 Viele haben zuviel, aber keiner genug.

Zuviel, weil sie mehr haben, als die Natur bedarf; nicht genug, weil für die Begierden nichts genug ist.

Lat.: Multi nimium, nemo satis. (Sailer, Sprüche, 128, 109.)

12 Viele hewn' zuviel, aber Kanner genug. - Tendlau, 902.

13 Was zevel is, is zevel, irscht gepregelt, dernau au no gekisst, sagte die junge Holzdiebin in der görlitzer Heide zum Förster, der sie erst posteriori gehauen und dann auf den schönen Mund geküsst. (Oberlausitz.)

14 Was zuviel ist, ist zuviel. - Simrock, 12218.

Frz.: L'exces en tout est un defaut. - Trop est trop.

Poln.: Zbytok kazi pozytek. (Celakovsky, 431.)

15 Was zuviel ist, ist zuviel, säd' de Pap, as em de Baur 'n grot Wust up de Kar bröcht, doch schieb' sie nur hinein. (Pommern.) - Hoefer, 808.

16 Was zuviel ist, ist zu viel, sagte der Messner, als er bei drei Nonnen geschlafen hatte und dann wieder in die Zelle trat. - Schaltjahr, III, 626.

17 Wer zuuil wil haben, dem wirt offt gar nichts. - Agricola, I, 113; Latendorf III, 59; Tappius, 203b; Schottel, 1130b; Egenolff, 343b.

Darum: "Schweige nicht zu viel, sonst belehrst du nicht; brumme nicht zu viel, sonst bekehrst du nicht; liebe nicht zu viel, sonst beglückst du nicht; singe nicht zu viel, sonst entzückst du nicht; schwätze nicht zu viel, sonst erhellst du nicht; spotte nicht zu viel, sonst gefällst du nicht; trinke nicht zu viel, sonst gedeihst du nicht; sündige nicht zu viel, sonst verzeihst du nicht."

Mhd.: Alto vele begeren was newerede gut, ja de sulve vaken missen mot. (Lübben, Progr., 5723.) - Er ist sein selbes meister niht swer sein alze vil getuot. (Eist.) - Er übergiht, swer wil ze vil. (Heinzelin.) - Und ist vil lützel iht so guot, ezn swache, ders ze vil getuot. (Tristan.) (Zingerle, 183.)

Holl.: Die al wil hebben en sal niet hebben. (Prov. comm., 270.) - De dat wyl hebben al, de krycht vake nicht. (Omnia qui poscit, plerumque recedit inanis.) (Tunn., 356.)

It.: Non mettere troppo carne a fuoco.

Lat.: Captator saepe frustratur. (Qui sibi plus nimio petit ac rapit, omnia captans crebri spe vana ludificatus abit.) (Glandorp, I, 171.) - Nil habeat iure, qui vult bona solus habere. - Qui immoderate omnia cupiunt, saepe in totum frustrantur. (Bebel, 125.) - Quod satis est cui contingit, nil amplius optet. (Egenolff, 78b.)

18 Wer zuviel thut, der thut nicht allzeit recht.

19 Wer zuviel will, bekommt zu wenig. - Pauli, Schimpff, XXIIa.

Frz.: Pour trop serrer l'anguille, on la perd.

20 Wer zuviel will han, dem z'lüzel werde. (Schweiz.)

21 Zuuil vnnd zu wenig ist des Teufels zilmol. - Mathesy, Postilla, III, CXXXVIa.

22 Zuuil zureisset den sack. - Agricola, I, 40; Latendorf III, 269 u. 399; Lehmann, 934, 3; Lehmann, II, 903, 28; Blum, 568; Siebenkees, 11; Steiger, 391; Tappius,

[Spaltenumbruch] zu erwarten. – Wird jemand von einem verschluckten Brocken beängstigt, so ist das ein Zeichen, dass man ihm die Speise nicht vergönnt. – Fällt einem bei Fremden ein Stück Brot aus der Hand, so ist es einem nicht gegönnt. – Legt man das Brot verkehrt, so haben die bösen Leute Gewalt im Hause. Auch sagt man wol: Lege nie den Brotlaib auf die obere Seite, es bringt Unglück. – Vor schimmlichtem Brote habe man keine Angst, wer es oft isst, wird alt und reich. – Wenn man das Brot nicht gleich anschneidet, so wird man nicht reich. – Wer ein Stück Brot bei Tische mehr schneidet, als Leute am Tische sind, der hat einen hungrigen Freund in der Ferne. – Wer niedergefallenes Brot auf dem Boden liegen lässt, oder gar noch darauf tritt, wird einst noch Hunger leiden. – Entsteht beim Brotabschneiden eine Kerbe, so hat man vorher eine Lüge gesagt. – Die Eierschalen darf man nicht ganz lassen, sondern muss sie zerbrechen, sonst kann allerlei Unheil entstehen. – Es ist nicht gut, beim Essen die Beine über's Kreuz zu legen. – Wenn jemand während des Essens kommt, so soll man ihn mitessen lassen, sonst schadet es den anwesenden Kindern. – Wenn während des Essens Speise zur Erde fällt, so ist das ein Beweis, dass einer der Tischgenossen sie dem Mitessenden nicht gönnte. – Wenn der Esstisch nicht fest auf seinen Beinen steht, so hat die Frau das Regiment im Hause. – Bringt man ein Gedeck mehr auf den Tisch, als erforderlich, so wird bald ein hungriger Freund eintreten. – Es bringt kein Glück, wenn man sich an der Tafel zwischen zwei Eheleute setzt. – In einen fremden Löffel soll man dreimal blasen, ehe man damit isst. – Werden bei einer Mahlzeit die Speisen rein aufgegessen, so wird der folgende Tag heiter sein. – Fährt das Messer aus dem Brote, so hat man keinen Hunger. – Fällt ein Messer vom Tisch und bleibt im Boden stecken, so bedeutet es Besuch. – Liegt ein Messer mit der Schneide nach oben, so reitet der Teufel darauf. In katholischen Gegenden heisst es: ein Messer mit der Schärfe nach unten gelegt, thut den armen Seelen im Fegefeuer wehe. – Wenn man mit einem Messer Brot in die Milch einschneidet, statt es zu zerbrechen, so wird den Kühen der Nutzen (Rahm) abgeschnitten. – Salz zu verschütten, hüte man sich wohl, denn dann gibt es Verdruss. – Wer viel Salz isst, ist verliebt. Auch die Köchin, welche den Brei versalzen hat, gilt als verliebt. – Wenn jemand stirbt und man legt den Leichnam auf die Stelle, wo gewöhnlich der Esstisch steht, so dauert der Schmerz der Hinterbliebenen nicht lange. – Ist ein Teller zu viel auf den Tisch gesetzt, so kann man auf einen hungrigen, ist man aber aus Zerstreuung dabei, aus einer leeren Tasse zu trinken, so kann man auf einen durstigen Gast rechnen. – Schenkt man bei Tisch Bier oder Wein ein und es zeigt sich in der Mitte des Glases ein runder Schaum, so bedeutet das Glück. – Wenn man bei Tisch gekochte Kartoffeln aus dem Topfe schüttet und einige in dem Topfe hängen bleiben, so ist Besuch zu erwarten. – Zerbricht einem Tischgenossen das Brot während des Abschneidens, so bedeutet das, dass der Empfänger nicht betet. – Wenn man das Tischtuch verkehrt auf den Tisch legt, so werden die Tischgenossen nicht satt.

2 Zutrinken trägt die Busse auf dem Rücken.

Der Betrunkene fällt in Koth oder bekommt Keile.

*3 Mir zu, ich bin ein Bürstenbinder.Fischart.

*4 Mir zu, wie einem Sachsen.Waldis, IV, 19, 14.


Zutritt.

1 Gib Zutritt dem Ali, und er wird dir bald dein Geräth verderben. (Türk.)

2 Wenn einer ein zutritt hat zum küssen1, so ist er zunechst am bett.Lehmann, 105, 20.

1) Wortspiel mit Kissen.


Zutröpfeln.

Wo es immer zutröpfelt, da wird es nimmermehr trocken.Blum, 323.


Zutüteln.

Zutüteln hilft jetzt manchem vil.Eiselein, 661.


Zutütler.

1 Die Zutitler sind den Herren lieb.Petri, II, 153.

2 Die Zutütler (Mammarum palpatores) sind den Herren lieb und stehlen mehr dann ander Dieb.Zinkgref, IV, 363; Chaos, 34; Eiselein, 661.


Zuverlässig.

* Er ist so zuverlässig als das Wetter.Altmann VI, 475.


Zuversicht.

1 Wer Zuversicht mag han, mag im Leide wol bestahn.

2 Zu grosse Zuversicht ist nah dem Falle.

3 Zuversicht ist gut, sie verleiht dem Schwachen Muth.

*4 Das ist eine schöne Zuversicht!Klix, 124.


[Spaltenumbruch]
Zuviel.

1 All zuuil ist vngesundt.Agricola, I, 37; Latendorf III, 268 u. 340.

2 Alles zuviel is nix werth.Tendlau, 848.

3 Ein bischen zuviel schadet mehr, als ein bischen zuwenig.

Lat.: Plura petens meritis, privatur iure petitis. (Buchler, 253.)

4 Es ist zuviel, zwei Müller in Einer Mühle.

5 Man muss nicht zuviel auf Einen Bissen nehmen.

6 Mancher hat zuviel, aber Keiner genug.

Mhd.: Dyt is der heren ungenoich, koine spricht ir enich, ich hain genoich. (Groote, K. Reimchron., 5540.)

7 Nimmt man zuviel unter den Arm, so lässt man eins fallen.Simrock, 12219.

8 Nix tau velle, sê de Bûr to 'n Koerensakk (Kornsack), harr em balde mit tüsken (zwischen) de Möllenstaeme retten (gerissen). (Westf.)

9 Tauvel is tauvel, segt jenn Mann, da har hei sin Fru dodschlagen. (Mecklenburg.) – Raabe, 25.

10 Tôvöl is tôvöl, tô min (zu wenig) is tô min, see de Kêrel, 't Wîu drê Kinner un de Mutte (Schwein) man ên Bigg (Ferkel). (Ostfr.) – Hoefer, 604; Bueren, 1148.

11 Viele haben zuviel, aber keiner genug.

Zuviel, weil sie mehr haben, als die Natur bedarf; nicht genug, weil für die Begierden nichts genug ist.

Lat.: Multi nimium, nemo satis. (Sailer, Sprüche, 128, 109.)

12 Viele hewn' zuviel, aber Kanner genug.Tendlau, 902.

13 Was zevêl is, is zevêl, irscht gepregelt, dernau au no gekisst, sagte die junge Holzdiebin in der görlitzer Heide zum Förster, der sie erst posteriori gehauen und dann auf den schönen Mund geküsst. (Oberlausitz.)

14 Was zuviel ist, ist zuviel.Simrock, 12218.

Frz.: L'excès en tout est un défaut. – Trop est trop.

Poln.: Zbytok kazi požytek. (Čelakovsky, 431.)

15 Was zuviel ist, ist zuviel, säd' de Pâp, as em de Bûr 'n grôt Wust up de Kâr bröcht, doch schieb' sie nur hinein. (Pommern.) – Hoefer, 808.

16 Was zuviel ist, ist zu viel, sagte der Messner, als er bei drei Nonnen geschlafen hatte und dann wieder in die Zelle trat.Schaltjahr, III, 626.

17 Wer zuuil wil haben, dem wirt offt gar nichts.Agricola, I, 113; Latendorf III, 59; Tappius, 203b; Schottel, 1130b; Egenolff, 343b.

Darum: „Schweige nicht zu viel, sonst belehrst du nicht; brumme nicht zu viel, sonst bekehrst du nicht; liebe nicht zu viel, sonst beglückst du nicht; singe nicht zu viel, sonst entzückst du nicht; schwätze nicht zu viel, sonst erhellst du nicht; spotte nicht zu viel, sonst gefällst du nicht; trinke nicht zu viel, sonst gedeihst du nicht; sündige nicht zu viel, sonst verzeihst du nicht.“

Mhd.: Alto vele begeren was newerede gut, ja de sulve vaken missen mot. (Lübben, Progr., 5723.) – Er ist sîn selbes meister niht swer sîn alze vil getuot. (Eist.) – Er übergiht, swer wil ze vil. (Heinzelin.) – Und ist vil lützel iht sô guot, ezn swâche, ders ze vil getuot. (Tristan.) (Zingerle, 183.)

Holl.: Die al wil hebben en sal niet hebben. (Prov. comm., 270.) – De dat wyl hebben al, de krycht vake nicht. (Omnia qui poscit, plerumque recedit inanis.) (Tunn., 356.)

It.: Non mettere troppo carne a fuoco.

Lat.: Captator saepe frustratur. (Qui sibi plus nimio petit ac rapit, omnia captans crebri spe vana ludificatus abit.) (Glandorp, I, 171.) – Nil habeat iure, qui vult bona solus habere. – Qui immoderate omnia cupiunt, saepe in totum frustrantur. (Bebel, 125.) – Quod satis est cui contingit, nil amplius optet. (Egenolff, 78b.)

18 Wer zuviel thut, der thut nicht allzeit recht.

19 Wer zuviel will, bekommt zu wenig.Pauli, Schimpff, XXIIa.

Frz.: Pour trop serrer l'anguille, on la perd.

20 Wer zuviel will han, dem z'lüzel werde. (Schweiz.)

21 Zuuil vnnd zu wenig ist des Teufels zilmol.Mathesy, Postilla, III, CXXXVIa.

22 Zuuil zureisset den sack.Agricola, I, 40; Latendorf III, 269 u. 399; Lehmann, 934, 3; Lehmann, II, 903, 28; Blum, 568; Siebenkees, 11; Steiger, 391; Tappius,

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[[330]/0342] zu erwarten. – Wird jemand von einem verschluckten Brocken beängstigt, so ist das ein Zeichen, dass man ihm die Speise nicht vergönnt. – Fällt einem bei Fremden ein Stück Brot aus der Hand, so ist es einem nicht gegönnt. – Legt man das Brot verkehrt, so haben die bösen Leute Gewalt im Hause. Auch sagt man wol: Lege nie den Brotlaib auf die obere Seite, es bringt Unglück. – Vor schimmlichtem Brote habe man keine Angst, wer es oft isst, wird alt und reich. – Wenn man das Brot nicht gleich anschneidet, so wird man nicht reich. – Wer ein Stück Brot bei Tische mehr schneidet, als Leute am Tische sind, der hat einen hungrigen Freund in der Ferne. – Wer niedergefallenes Brot auf dem Boden liegen lässt, oder gar noch darauf tritt, wird einst noch Hunger leiden. – Entsteht beim Brotabschneiden eine Kerbe, so hat man vorher eine Lüge gesagt. – Die Eierschalen darf man nicht ganz lassen, sondern muss sie zerbrechen, sonst kann allerlei Unheil entstehen. – Es ist nicht gut, beim Essen die Beine über's Kreuz zu legen. – Wenn jemand während des Essens kommt, so soll man ihn mitessen lassen, sonst schadet es den anwesenden Kindern. – Wenn während des Essens Speise zur Erde fällt, so ist das ein Beweis, dass einer der Tischgenossen sie dem Mitessenden nicht gönnte. – Wenn der Esstisch nicht fest auf seinen Beinen steht, so hat die Frau das Regiment im Hause. – Bringt man ein Gedeck mehr auf den Tisch, als erforderlich, so wird bald ein hungriger Freund eintreten. – Es bringt kein Glück, wenn man sich an der Tafel zwischen zwei Eheleute setzt. – In einen fremden Löffel soll man dreimal blasen, ehe man damit isst. – Werden bei einer Mahlzeit die Speisen rein aufgegessen, so wird der folgende Tag heiter sein. – Fährt das Messer aus dem Brote, so hat man keinen Hunger. – Fällt ein Messer vom Tisch und bleibt im Boden stecken, so bedeutet es Besuch. – Liegt ein Messer mit der Schneide nach oben, so reitet der Teufel darauf. In katholischen Gegenden heisst es: ein Messer mit der Schärfe nach unten gelegt, thut den armen Seelen im Fegefeuer wehe. – Wenn man mit einem Messer Brot in die Milch einschneidet, statt es zu zerbrechen, so wird den Kühen der Nutzen (Rahm) abgeschnitten. – Salz zu verschütten, hüte man sich wohl, denn dann gibt es Verdruss. – Wer viel Salz isst, ist verliebt. Auch die Köchin, welche den Brei versalzen hat, gilt als verliebt. – Wenn jemand stirbt und man legt den Leichnam auf die Stelle, wo gewöhnlich der Esstisch steht, so dauert der Schmerz der Hinterbliebenen nicht lange. – Ist ein Teller zu viel auf den Tisch gesetzt, so kann man auf einen hungrigen, ist man aber aus Zerstreuung dabei, aus einer leeren Tasse zu trinken, so kann man auf einen durstigen Gast rechnen. – Schenkt man bei Tisch Bier oder Wein ein und es zeigt sich in der Mitte des Glases ein runder Schaum, so bedeutet das Glück. – Wenn man bei Tisch gekochte Kartoffeln aus dem Topfe schüttet und einige in dem Topfe hängen bleiben, so ist Besuch zu erwarten. – Zerbricht einem Tischgenossen das Brot während des Abschneidens, so bedeutet das, dass der Empfänger nicht betet. – Wenn man das Tischtuch verkehrt auf den Tisch legt, so werden die Tischgenossen nicht satt. 2 Zutrinken trägt die Busse auf dem Rücken. Der Betrunkene fällt in Koth oder bekommt Keile. *3 Mir zu, ich bin ein Bürstenbinder. – Fischart. *4 Mir zu, wie einem Sachsen. – Waldis, IV, 19, 14. Zutritt. 1 Gib Zutritt dem Ali, und er wird dir bald dein Geräth verderben. (Türk.) 2 Wenn einer ein zutritt hat zum küssen1, so ist er zunechst am bett. – Lehmann, 105, 20. 1) Wortspiel mit Kissen. Zutröpfeln. Wo es immer zutröpfelt, da wird es nimmermehr trocken. – Blum, 323. Zutüteln. Zutüteln hilft jetzt manchem vil. – Eiselein, 661. Zutütler. 1 Die Zutitler sind den Herren lieb. – Petri, II, 153. 2 Die Zutütler (Mammarum palpatores) sind den Herren lieb und stehlen mehr dann ander Dieb. – Zinkgref, IV, 363; Chaos, 34; Eiselein, 661. Zuverlässig. * Er ist so zuverlässig als das Wetter. – Altmann VI, 475. Zuversicht. 1 Wer Zuversicht mag han, mag im Leide wol bestahn. 2 Zu grosse Zuversicht ist nah dem Falle. 3 Zuversicht ist gut, sie verleiht dem Schwachen Muth. *4 Das ist eine schöne Zuversicht! – Klix, 124. Zuviel. 1 All zuuil ist vngesundt. – Agricola, I, 37; Latendorf III, 268 u. 340. 2 Alles zuviel is nix werth. – Tendlau, 848. 3 Ein bischen zuviel schadet mehr, als ein bischen zuwenig. Lat.: Plura petens meritis, privatur iure petitis. (Buchler, 253.) 4 Es ist zuviel, zwei Müller in Einer Mühle. 5 Man muss nicht zuviel auf Einen Bissen nehmen. 6 Mancher hat zuviel, aber Keiner genug. Mhd.: Dyt is der heren ungenoich, koine spricht ir enich, ich hain genoich. (Groote, K. Reimchron., 5540.) 7 Nimmt man zuviel unter den Arm, so lässt man eins fallen. – Simrock, 12219. 8 Nix tau velle, sê de Bûr to 'n Koerensakk (Kornsack), harr em balde mit tüsken (zwischen) de Möllenstaeme retten (gerissen). (Westf.) 9 Tauvel is tauvel, segt jenn Mann, da har hei sin Fru dodschlagen. (Mecklenburg.) – Raabe, 25. 10 Tôvöl is tôvöl, tô min (zu wenig) is tô min, see de Kêrel, 't Wîu drê Kinner un de Mutte (Schwein) man ên Bigg (Ferkel). (Ostfr.) – Hoefer, 604; Bueren, 1148. 11 Viele haben zuviel, aber keiner genug. Zuviel, weil sie mehr haben, als die Natur bedarf; nicht genug, weil für die Begierden nichts genug ist. Lat.: Multi nimium, nemo satis. (Sailer, Sprüche, 128, 109.) 12 Viele hewn' zuviel, aber Kanner genug. – Tendlau, 902. 13 Was zevêl is, is zevêl, irscht gepregelt, dernau au no gekisst, sagte die junge Holzdiebin in der görlitzer Heide zum Förster, der sie erst posteriori gehauen und dann auf den schönen Mund geküsst. (Oberlausitz.) 14 Was zuviel ist, ist zuviel. – Simrock, 12218. Frz.: L'excès en tout est un défaut. – Trop est trop. Poln.: Zbytok kazi požytek. (Čelakovsky, 431.) 15 Was zuviel ist, ist zuviel, säd' de Pâp, as em de Bûr 'n grôt Wust up de Kâr bröcht, doch schieb' sie nur hinein. (Pommern.) – Hoefer, 808. 16 Was zuviel ist, ist zu viel, sagte der Messner, als er bei drei Nonnen geschlafen hatte und dann wieder in die Zelle trat. – Schaltjahr, III, 626. 17 Wer zuuil wil haben, dem wirt offt gar nichts. – Agricola, I, 113; Latendorf III, 59; Tappius, 203b; Schottel, 1130b; Egenolff, 343b. Darum: „Schweige nicht zu viel, sonst belehrst du nicht; brumme nicht zu viel, sonst bekehrst du nicht; liebe nicht zu viel, sonst beglückst du nicht; singe nicht zu viel, sonst entzückst du nicht; schwätze nicht zu viel, sonst erhellst du nicht; spotte nicht zu viel, sonst gefällst du nicht; trinke nicht zu viel, sonst gedeihst du nicht; sündige nicht zu viel, sonst verzeihst du nicht.“ Mhd.: Alto vele begeren was newerede gut, ja de sulve vaken missen mot. (Lübben, Progr., 5723.) – Er ist sîn selbes meister niht swer sîn alze vil getuot. (Eist.) – Er übergiht, swer wil ze vil. (Heinzelin.) – Und ist vil lützel iht sô guot, ezn swâche, ders ze vil getuot. (Tristan.) (Zingerle, 183.) Holl.: Die al wil hebben en sal niet hebben. (Prov. comm., 270.) – De dat wyl hebben al, de krycht vake nicht. (Omnia qui poscit, plerumque recedit inanis.) (Tunn., 356.) It.: Non mettere troppo carne a fuoco. Lat.: Captator saepe frustratur. (Qui sibi plus nimio petit ac rapit, omnia captans crebri spe vana ludificatus abit.) (Glandorp, I, 171.) – Nil habeat iure, qui vult bona solus habere. – Qui immoderate omnia cupiunt, saepe in totum frustrantur. (Bebel, 125.) – Quod satis est cui contingit, nil amplius optet. (Egenolff, 78b.) 18 Wer zuviel thut, der thut nicht allzeit recht. 19 Wer zuviel will, bekommt zu wenig. – Pauli, Schimpff, XXIIa. Frz.: Pour trop serrer l'anguille, on la perd. 20 Wer zuviel will han, dem z'lüzel werde. (Schweiz.) 21 Zuuil vnnd zu wenig ist des Teufels zilmol. – Mathesy, Postilla, III, CXXXVIa. 22 Zuuil zureisset den sack. – Agricola, I, 40; Latendorf III, 269 u. 399; Lehmann, 934, 3; Lehmann, II, 903, 28; Blum, 568; Siebenkees, 11; Steiger, 391; Tappius,

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [330]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/342>, abgerufen am 22.12.2024.