Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *60 Sich der Zucht unterziehen.

Lat.: Manum ferulae subduximus. (Juvenal.) (Philippi, I, 241; Hanzely, 117.)

*61 Sich in die Zucht schicken, wie die Sichel in die Messerscheide. - Parömiakon, 1609.


Zuchthaus.

* Der ist im Zuchthaus in die Schule gegangen.

Lat.: De lapide emptus. (Erasm., 174; Philippi, I, 113.)


Züchtig.

1 Sie sieht so züchtig vnd Maulhengkelisch vnder sich, wie das Beyerische Frawenzimmer, das man mit Kleyen mästet. - Facetius, 282.

Von scheinheiligen unzüchtigen Frauen.

2 Züchtig, fromm, bescheiden sein, das steht allen Menschen fein. - Simrock, 12169.

3 Züchtig und rein muss eine Jungfrau sein.

Lat.: Vestalium thoro purior.

4 Züchtig vnd ehrlich ist reich genug. - Petri, II, 824.


Züchtigen.

1 Wer einen züchtigt, ermahnt zehn andere.

Span.: Quim uno castiga, ciento hostiga. (Cahier, 3289.)

2 Wer Einen züchtigt, züchtigt Hundert (bessert Viele).

Engl.: He that chastiseth one, amendeth many. (Bohn II, 4.)

*3 Züchtigen, aber nicht entehren.

Böhm.: Opravuj-jenom eti nezbavnj. (Celakovsky, 410.)

*4 Er kann züchtigen und loslassen. - Luk. 23, 16; Klix, 124.

Ist ein bei Handwerkern üblicher Ausdruck geworden. Der Küfer sagt: er könne züchtigen und loslassen, d. h. zum Wein Wasser zusetzen oder nicht. Der Schuhmacher, wenn er Schuhe mit Riemen gemacht hat, bemerkt, man könne sie züchtigen und loslassen, d. h. zu- und aufbinden u. s. w. (Büchmann, 10. Aufl., S. 253.)


Züchtigung.

Mässige Züchtigung thut der Jugend wohl.

Dän.: Reffselse er god, om hun ei er for meget. (Prov. dan., 470.)


Zuchtmeister.

Der Zuchtmeister schwingt wol die Knute, aber sein Rücken blutet nicht.

In ähnlicher Weise sagt man in Tula: Des Knutenmeisters Rücken wird nicht wund von den Schlägen, die seine Hand austheilt. (Altmann VI, 441.)


Zuchtruthe.

Die Zuchtruthe des Dorfschulzen ist fühlbarer als das Scepter des Fürsten. - Altmann VI, 386.


Zuchtsau.

Die Zuchtsau adelt das Schwein nicht.


Zucken.

1 Der erstlich zuckt, hat allzeit vnrecht, aber recht find allzeit sein knecht. - Gruter, III, 16; Lehmann, II, 79, 73; Zinkgref, IV, 363.

"Der erstlich zuckt hat allzeit vnrecht, dass wissen auch die Sonnenstichling vnd Dürgküffer zu Augspurg; aber recht find allzeit seinen Knecht." (Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 494.)

Lat.: Saepius insontem noxia culpa premit. (Chaos, 1043.)

2 Es mag wol ein Zucken durch die Welt gehen, wenn der Weise zittert. - Altmann VI, 446.

3 Frisch gezuckt, ist halb gefochten. - Franck, II, 64a; Henisch, 1030, 19; Petri, II, 316; Simrock, 2802; Sailer, 68.

Lat.: Fortes fortuna adjuvant.

4 Frisch gezückt ist halb geglückt. - Schottel, 1119a; Simrock, 2796.

5 Mancher zuckt oft das Schwert und zieht es doch nicht vom Leder.

6 Wer zuletzt zuckt, steckt zuletzt ein. - Luther's Tischr., 396b.

*7 Es zuckt ihn in allen Gliedern.

Lat.: Pyrrichen oculis prae se ferens. (Philippi, II, 116.)


Zuckend.

Zuckend, wie der wolff das lamm frass. - Franck, II, 83a; Eiselein, 647; Simrock, 12170.


Zucker.

1 Auch kein Zucker ohne Schweiss.

2 Aus Zucker macht Ueberiss Arsenik. - Sprichwörtergarten, 391.

Das beste schadet, unmässig genossen.

3 Der Zucker ist bitter, sagt der Vogel im Bauer.

[Spaltenumbruch] 4 Der Zucker lockt die Fliegen herbei. - Altmann VI, 399.

5 Die den Zucker sieden, schmausen ihn nicht.

6 Es gehört viel Zucker dazu, das Meer zu versüssen.

In Petersburg sagt man: Der müsste viel Zucker haben, der die Ostsee süssen wollte. Und in Kasan heisst es: Es gehört viel Sand dazu, wenn du die Wolga verschütten willst. (Altmann V, 115.)

7 Es hat mancher Zucker im Munde und die Essigflasche in den Händen. - Altmann VI, 445.

8 Es ist mancher Zucker rauh (er kratzt), der mit Senf gleitet.

Mhd.: Vil manger zucker rifet, der döch mit seve ceslifet. (H. v. Meissen, Leiche, 317, 11-12.)

9 Es ist nicht alles Zucker im Kram, was ein jeder Theriaksmann aussrufft. - Petri, II, 273.

10 Es ist nicht alles Zucker in der Liebe. - Simrock, 12368.

11 Es ist nicht alles Zucker, was süss ist. - Parömiakon, 1728.

12 Es ist nicht jedem Zucker zu trauen.

13 Fremder Zucker schleimt nicht. - Frischbier, 4181.

Wie man allem Fremden vor dem Einheimischen Vorzüge einräumt; wird aber auch gebraucht, um zu sagen, dass er der billigste ist, und kargen Leuten kein Weh in der Kasse verursacht.

14 Jemehr man den Zucker erhitzt, desto bitterer wird er.

15 Man kann auch wol den Zucker in Essig verwandeln.

Poln.: I cukier bez dobrej woli w piolun sie obroci. (Celakovsky, 370.)

16 Man muss mit Zucker vnd Lebkuchen vnter die Bawren werffen, das seynd Instrument, damit man sie zum ziel lencken kan. - Lehmann, 360, 12.

17 Viel Zucker in der Jugend macht ungesunde Zähne im Alter. - Simrock, 12171; Sailer, 158; Lohrengel, I, 684.

18 Wenn der Zucker der Galle gehorchen soll, so geht's schwer her.

19 Wer keinen Zucker hat, muss keinen Kuchen backen.

Holl.: Die geene suiker heeft, moet geene vlade zetten. (Harrebomee, II, 320b.)

20 Wer Zucker essen muss, dem schmeckt er sauer. - Altmann IV, 508.

21 Zucker bleibt Zucker, ob weiss oder gelb.

Die Türken: Der Zucker sei weiss oder schwarz, er schmeckt immer süss. (Weigel, 319.)

Engl.: Whether sugar be white or black, it preserves its proper taste.

22 Zucker, Honig und Mandelkern essen die kleinen Kinder gern. - Schmitz, I, 180, 33.

23 Zucker im Mund, Schermesser in der Hand. - Lehmann, 468, 16.

24 Zucker im Munde, Pfeffer im Herzen.

25 Zucker ist süsses Salz.

Dän.: Dog haldes zukker södt salt. (Prov. dan., 487.)

26 Zucker kan wol süessen, kumt ein Senf, der tuot den Ougen we.

27 Zucker lockt mehr Fliegen herbei als Essig. - Altmann VI, 416.

28 Zucker mit Maasse würzt die Speise, zuviel verdirbt sie.

Böhm.: Dobreho po malu. (Celakovsky, 30.)

Dän.: Lidet zukker giver maden smag, men meget gjör den vammel. (Prov. dan., 387.)

Poln.: Cuker se nejida plnou hrsti. - Nie garscia cukier jedza. (Celakovsky, 30.)

29 Zucker säuert eher, als der Essig süsst. - Altmann VI, 404.

30 Zucker und Gottseligkeit sind zu allen Dingen nütze.

31 Zucker vnd Weck macht faule säck. - Zinkgref, IV, 20.

Angeblich ein Wort Ulrich von Hutten's, um den nachtheiligen Einfluss leckerhafter Speisen zu bezeichnen.

32 Zuviel Zucker macht Kranckheit. - Lehmann, 934, 19.

[Spaltenumbruch] *60 Sich der Zucht unterziehen.

Lat.: Manum ferulae subduximus. (Juvenal.) (Philippi, I, 241; Hanzely, 117.)

*61 Sich in die Zucht schicken, wie die Sichel in die Messerscheide.Parömiakon, 1609.


Zuchthaus.

* Der ist im Zuchthaus in die Schule gegangen.

Lat.: De lapide emptus. (Erasm., 174; Philippi, I, 113.)


Züchtig.

1 Sie sieht so züchtig vnd Maulhengkelisch vnder sich, wie das Beyerische Frawenzimmer, das man mit Kleyen mästet.Facetius, 282.

Von scheinheiligen unzüchtigen Frauen.

2 Züchtig, fromm, bescheiden sein, das steht allen Menschen fein.Simrock, 12169.

3 Züchtig und rein muss eine Jungfrau sein.

Lat.: Vestalium thoro purior.

4 Züchtig vnd ehrlich ist reich genug.Petri, II, 824.


Züchtigen.

1 Wer einen züchtigt, ermahnt zehn andere.

Span.: Quim uno castiga, ciento hostiga. (Cahier, 3289.)

2 Wer Einen züchtigt, züchtigt Hundert (bessert Viele).

Engl.: He that chastiseth one, amendeth many. (Bohn II, 4.)

*3 Züchtigen, aber nicht entehren.

Böhm.: Opravuj-jenom eti nezbavnj. (Čelakovsky, 410.)

*4 Er kann züchtigen und loslassen.Luk. 23, 16; Klix, 124.

Ist ein bei Handwerkern üblicher Ausdruck geworden. Der Küfer sagt: er könne züchtigen und loslassen, d. h. zum Wein Wasser zusetzen oder nicht. Der Schuhmacher, wenn er Schuhe mit Riemen gemacht hat, bemerkt, man könne sie züchtigen und loslassen, d. h. zu- und aufbinden u. s. w. (Büchmann, 10. Aufl., S. 253.)


Züchtigung.

Mässige Züchtigung thut der Jugend wohl.

Dän.: Reffselse er god, om hun ei er for meget. (Prov. dan., 470.)


Zuchtmeister.

Der Zuchtmeister schwingt wol die Knute, aber sein Rücken blutet nicht.

In ähnlicher Weise sagt man in Tula: Des Knutenmeisters Rücken wird nicht wund von den Schlägen, die seine Hand austheilt. (Altmann VI, 441.)


Zuchtruthe.

Die Zuchtruthe des Dorfschulzen ist fühlbarer als das Scepter des Fürsten.Altmann VI, 386.


Zuchtsau.

Die Zuchtsau adelt das Schwein nicht.


Zucken.

1 Der erstlich zuckt, hat allzeit vnrecht, aber recht find allzeit sein knecht.Gruter, III, 16; Lehmann, II, 79, 73; Zinkgref, IV, 363.

„Der erstlich zuckt hat allzeit vnrecht, dass wissen auch die Sonnenstichling vnd Dürgküffer zu Augspurg; aber recht find allzeit seinen Knecht.“ (Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 494.)

Lat.: Saepius insontem noxia culpa premit. (Chaos, 1043.)

2 Es mag wol ein Zucken durch die Welt gehen, wenn der Weise zittert.Altmann VI, 446.

3 Frisch gezuckt, ist halb gefochten.Franck, II, 64a; Henisch, 1030, 19; Petri, II, 316; Simrock, 2802; Sailer, 68.

Lat.: Fortes fortuna adjuvant.

4 Frisch gezückt ist halb geglückt.Schottel, 1119a; Simrock, 2796.

5 Mancher zuckt oft das Schwert und zieht es doch nicht vom Leder.

6 Wer zuletzt zuckt, steckt zuletzt ein.Luther's Tischr., 396b.

*7 Es zuckt ihn in allen Gliedern.

Lat.: Pyrrichen oculis prae se ferens. (Philippi, II, 116.)


Zuckend.

Zuckend, wie der wolff das lamm frass.Franck, II, 83a; Eiselein, 647; Simrock, 12170.


Zucker.

1 Auch kein Zucker ohne Schweiss.

2 Aus Zucker macht Ueberiss Arsenik.Sprichwörtergarten, 391.

Das beste schadet, unmässig genossen.

3 Der Zucker ist bitter, sagt der Vogel im Bauer.

[Spaltenumbruch] 4 Der Zucker lockt die Fliegen herbei.Altmann VI, 399.

5 Die den Zucker sieden, schmausen ihn nicht.

6 Es gehört viel Zucker dazu, das Meer zu versüssen.

In Petersburg sagt man: Der müsste viel Zucker haben, der die Ostsee süssen wollte. Und in Kasan heisst es: Es gehört viel Sand dazu, wenn du die Wolga verschütten willst. (Altmann V, 115.)

7 Es hat mancher Zucker im Munde und die Essigflasche in den Händen.Altmann VI, 445.

8 Es ist mancher Zucker rauh (er kratzt), der mit Senf gleitet.

Mhd.: Vil manger zucker rifet, der döch mit seve ceslifet. (H. v. Meissen, Leiche, 317, 11-12.)

9 Es ist nicht alles Zucker im Kram, was ein jeder Theriaksmann aussrufft.Petri, II, 273.

10 Es ist nicht alles Zucker in der Liebe.Simrock, 12368.

11 Es ist nicht alles Zucker, was süss ist.Parömiakon, 1728.

12 Es ist nicht jedem Zucker zu trauen.

13 Fremder Zucker schleimt nicht.Frischbier, 4181.

Wie man allem Fremden vor dem Einheimischen Vorzüge einräumt; wird aber auch gebraucht, um zu sagen, dass er der billigste ist, und kargen Leuten kein Weh in der Kasse verursacht.

14 Jemehr man den Zucker erhitzt, desto bitterer wird er.

15 Man kann auch wol den Zucker in Essig verwandeln.

Poln.: I cukier bez dobréj woli w piołun się obroci. (Čelakovsky, 370.)

16 Man muss mit Zucker vnd Lebkuchen vnter die Bawren werffen, das seynd Instrument, damit man sie zum ziel lencken kan.Lehmann, 360, 12.

17 Viel Zucker in der Jugend macht ungesunde Zähne im Alter.Simrock, 12171; Sailer, 158; Lohrengel, I, 684.

18 Wenn der Zucker der Galle gehorchen soll, so geht's schwer her.

19 Wer keinen Zucker hat, muss keinen Kuchen backen.

Holl.: Die geene suiker heeft, moet geene vlade zetten. (Harrebomée, II, 320b.)

20 Wer Zucker essen muss, dem schmeckt er sauer.Altmann IV, 508.

21 Zucker bleibt Zucker, ob weiss oder gelb.

Die Türken: Der Zucker sei weiss oder schwarz, er schmeckt immer süss. (Weigel, 319.)

Engl.: Whether sugar be white or black, it preserves its proper taste.

22 Zucker, Honig und Mandelkern essen die kleinen Kinder gern.Schmitz, I, 180, 33.

23 Zucker im Mund, Schermesser in der Hand.Lehmann, 468, 16.

24 Zucker im Munde, Pfeffer im Herzen.

25 Zucker ist süsses Salz.

Dän.: Dog haldes zukker södt salt. (Prov. dan., 487.)

26 Zucker kan wol süessen, kumt ein Senf, der tuot den Ougen we.

27 Zucker lockt mehr Fliegen herbei als Essig.Altmann VI, 416.

28 Zucker mit Maasse würzt die Speise, zuviel verdirbt sie.

Böhm.: Dobrého po malu. (Čelakovsky, 30.)

Dän.: Lidet zukker giver maden smag, men meget gjör den vammel. (Prov. dan., 387.)

Poln.: Cuker se nejídá plnou hrsti. – Nie garścią cukier jedzą. (Čelakovsky, 30.)

29 Zucker säuert eher, als der Essig süsst.Altmann VI, 404.

30 Zucker und Gottseligkeit sind zu allen Dingen nütze.

31 Zucker vnd Weck macht faule säck.Zinkgref, IV, 20.

Angeblich ein Wort Ulrich von Hutten's, um den nachtheiligen Einfluss leckerhafter Speisen zu bezeichnen.

32 Zuviel Zucker macht Kranckheit.Lehmann, 934, 19.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0319" n="[307]"/><cb n="613"/>
*60 Sich der Zucht unterziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Manum ferulae subduximus. (<hi rendition="#i">Juvenal.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 241; Hanzely, 117.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*61 Sich in die Zucht schicken, wie die Sichel in die Messerscheide.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1609.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zuchthaus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Der ist im Zuchthaus in die Schule gegangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: De lapide emptus. (<hi rendition="#i">Erasm., 174; Philippi, I, 113.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Züchtig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Sie sieht so züchtig vnd Maulhengkelisch vnder sich, wie das Beyerische Frawenzimmer, das man mit Kleyen mästet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Facetius, 282.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von scheinheiligen unzüchtigen Frauen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Züchtig, fromm, bescheiden sein, das steht allen Menschen fein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12169.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Züchtig und rein muss eine Jungfrau sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vestalium thoro purior.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Züchtig vnd ehrlich ist reich genug.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 824.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Züchtigen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wer einen züchtigt, ermahnt zehn andere.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quim uno castiga, ciento hostiga. (<hi rendition="#i">Cahier, 3289.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer Einen züchtigt, züchtigt Hundert (bessert Viele).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He that chastiseth one, amendeth many. (<hi rendition="#i">Bohn II, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Züchtigen, aber nicht entehren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Opravuj-jenom eti nezbavnj. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 410.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er kann züchtigen und loslassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luk. 23, 16; Klix, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist ein bei Handwerkern üblicher Ausdruck geworden. Der Küfer sagt: er könne züchtigen und loslassen, d. h. zum Wein Wasser zusetzen oder nicht. Der Schuhmacher, wenn er Schuhe mit Riemen gemacht hat, bemerkt, man könne sie züchtigen und loslassen, d. h. zu- und aufbinden u. s. w. (<hi rendition="#i">Büchmann, 10. Aufl., S. 253.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Züchtigung.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mässige Züchtigung thut der Jugend wohl.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Reffselse er god, om hun ei er for meget. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 470.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zuchtmeister.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Zuchtmeister schwingt wol die Knute, aber sein Rücken blutet nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In ähnlicher Weise sagt man in Tula: Des Knutenmeisters Rücken wird nicht wund von den Schlägen, die seine Hand austheilt. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 441.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zuchtruthe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Zuchtruthe des Dorfschulzen ist fühlbarer als das Scepter des Fürsten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 386.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zuchtsau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Die Zuchtsau adelt das Schwein nicht.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zucken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der erstlich zuckt, hat allzeit vnrecht, aber recht find allzeit sein knecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 16; Lehmann, II, 79, 73; Zinkgref, IV, 363.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der erstlich zuckt hat allzeit vnrecht, dass wissen auch die Sonnenstichling vnd Dürgküffer zu Augspurg; aber recht find allzeit seinen Knecht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 494.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Saepius insontem noxia culpa premit. (<hi rendition="#i">Chaos, 1043.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es mag wol ein Zucken durch die Welt gehen, wenn der Weise zittert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 446.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Frisch gezuckt, ist halb gefochten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 64<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, 1030, 19; Petri, II, 316; Simrock, 2802; Sailer, 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fortes fortuna adjuvant.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Frisch gezückt ist halb geglückt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1119<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 2796.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Mancher zuckt oft das Schwert und zieht es doch nicht vom Leder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer zuletzt zuckt, steckt zuletzt ein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 396<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Es zuckt ihn in allen Gliedern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pyrrichen oculis prae se ferens. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 116.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zuckend.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zuckend, wie der wolff das lamm frass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 83<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 647; Simrock, 12170.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zucker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auch kein Zucker ohne Schweiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Aus Zucker macht Ueberiss Arsenik.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das beste schadet, unmässig genossen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Der Zucker ist bitter, sagt der Vogel im Bauer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="614"/>
4 Der Zucker lockt die Fliegen herbei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 399.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die den Zucker sieden, schmausen ihn nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es gehört viel Zucker dazu, das Meer zu versüssen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Petersburg sagt man: Der müsste viel Zucker haben, der die Ostsee süssen wollte. Und in Kasan heisst es: Es gehört viel Sand dazu, wenn du die Wolga verschütten willst. (<hi rendition="#i">Altmann V, 115.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Es hat mancher Zucker im Munde und die Essigflasche in den Händen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 445.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Es ist mancher Zucker rauh (er kratzt), der mit Senf gleitet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Vil manger zucker rifet, der döch mit seve ceslifet. (<hi rendition="#i">H. v. Meissen, Leiche, 317, 11-12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Es ist nicht alles Zucker im Kram, was ein jeder Theriaksmann aussrufft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 273.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es ist nicht alles Zucker in der Liebe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12368.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es ist nicht alles Zucker, was süss ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1728.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Es ist nicht jedem Zucker zu trauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Fremder Zucker schleimt nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 4181.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie man allem Fremden vor dem Einheimischen Vorzüge einräumt; wird aber auch gebraucht, um zu sagen, dass er der billigste ist, und kargen Leuten kein Weh in der Kasse verursacht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Jemehr man den Zucker erhitzt, desto bitterer wird er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Man kann auch wol den Zucker in Essig verwandeln.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: I cukier bez dobréj woli w pio&#x0142;un si&#x0119; obroci. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 370.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Man muss mit Zucker vnd Lebkuchen vnter die Bawren werffen, das seynd Instrument, damit man sie zum ziel lencken kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 360, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Viel Zucker in der Jugend macht ungesunde Zähne im Alter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 12171; Sailer, 158; Lohrengel, I, 684.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn der Zucker der Galle gehorchen soll, so geht's schwer her.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Wer keinen Zucker hat, muss keinen Kuchen backen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die geene suiker heeft, moet geene vlade zetten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 320<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wer Zucker essen muss, dem schmeckt er sauer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann IV, 508.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Zucker bleibt Zucker, ob weiss oder gelb.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Türken: Der Zucker sei weiss oder schwarz, er schmeckt immer süss. (<hi rendition="#i">Weigel, 319.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Whether sugar be white or black, it preserves its proper taste.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Zucker, Honig und Mandelkern essen die kleinen Kinder gern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schmitz, I, 180, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Zucker im Mund, Schermesser in der Hand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 468, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Zucker im Munde, Pfeffer im Herzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Zucker ist süsses Salz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Dog haldes zukker södt salt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 487.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Zucker kan wol süessen, kumt ein Senf, der tuot den Ougen we.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Zucker lockt mehr Fliegen herbei als Essig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 416.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Zucker mit Maasse würzt die Speise, zuviel verdirbt sie.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dobrého po malu. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 30.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lidet zukker giver maden smag, men meget gjör den vammel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 387.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Cuker se nejídá plnou hrsti. &#x2013; Nie gar&#x015B;ci&#x0105; cukier jedz&#x0105;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 30.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Zucker säuert eher, als der Essig süsst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 404.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Zucker und Gottseligkeit sind zu allen Dingen nütze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Zucker vnd Weck macht faule säck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, IV, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Angeblich ein Wort Ulrich von Hutten's, um den nachtheiligen Einfluss leckerhafter Speisen zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Zuviel Zucker macht Kranckheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 934, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[307]/0319] *60 Sich der Zucht unterziehen. Lat.: Manum ferulae subduximus. (Juvenal.) (Philippi, I, 241; Hanzely, 117.) *61 Sich in die Zucht schicken, wie die Sichel in die Messerscheide. – Parömiakon, 1609. Zuchthaus. * Der ist im Zuchthaus in die Schule gegangen. Lat.: De lapide emptus. (Erasm., 174; Philippi, I, 113.) Züchtig. 1 Sie sieht so züchtig vnd Maulhengkelisch vnder sich, wie das Beyerische Frawenzimmer, das man mit Kleyen mästet. – Facetius, 282. Von scheinheiligen unzüchtigen Frauen. 2 Züchtig, fromm, bescheiden sein, das steht allen Menschen fein. – Simrock, 12169. 3 Züchtig und rein muss eine Jungfrau sein. Lat.: Vestalium thoro purior. 4 Züchtig vnd ehrlich ist reich genug. – Petri, II, 824. Züchtigen. 1 Wer einen züchtigt, ermahnt zehn andere. Span.: Quim uno castiga, ciento hostiga. (Cahier, 3289.) 2 Wer Einen züchtigt, züchtigt Hundert (bessert Viele). Engl.: He that chastiseth one, amendeth many. (Bohn II, 4.) *3 Züchtigen, aber nicht entehren. Böhm.: Opravuj-jenom eti nezbavnj. (Čelakovsky, 410.) *4 Er kann züchtigen und loslassen. – Luk. 23, 16; Klix, 124. Ist ein bei Handwerkern üblicher Ausdruck geworden. Der Küfer sagt: er könne züchtigen und loslassen, d. h. zum Wein Wasser zusetzen oder nicht. Der Schuhmacher, wenn er Schuhe mit Riemen gemacht hat, bemerkt, man könne sie züchtigen und loslassen, d. h. zu- und aufbinden u. s. w. (Büchmann, 10. Aufl., S. 253.) Züchtigung. Mässige Züchtigung thut der Jugend wohl. Dän.: Reffselse er god, om hun ei er for meget. (Prov. dan., 470.) Zuchtmeister. Der Zuchtmeister schwingt wol die Knute, aber sein Rücken blutet nicht. In ähnlicher Weise sagt man in Tula: Des Knutenmeisters Rücken wird nicht wund von den Schlägen, die seine Hand austheilt. (Altmann VI, 441.) Zuchtruthe. Die Zuchtruthe des Dorfschulzen ist fühlbarer als das Scepter des Fürsten. – Altmann VI, 386. Zuchtsau. Die Zuchtsau adelt das Schwein nicht. Zucken. 1 Der erstlich zuckt, hat allzeit vnrecht, aber recht find allzeit sein knecht. – Gruter, III, 16; Lehmann, II, 79, 73; Zinkgref, IV, 363. „Der erstlich zuckt hat allzeit vnrecht, dass wissen auch die Sonnenstichling vnd Dürgküffer zu Augspurg; aber recht find allzeit seinen Knecht.“ (Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 494.) Lat.: Saepius insontem noxia culpa premit. (Chaos, 1043.) 2 Es mag wol ein Zucken durch die Welt gehen, wenn der Weise zittert. – Altmann VI, 446. 3 Frisch gezuckt, ist halb gefochten. – Franck, II, 64a; Henisch, 1030, 19; Petri, II, 316; Simrock, 2802; Sailer, 68. Lat.: Fortes fortuna adjuvant. 4 Frisch gezückt ist halb geglückt. – Schottel, 1119a; Simrock, 2796. 5 Mancher zuckt oft das Schwert und zieht es doch nicht vom Leder. 6 Wer zuletzt zuckt, steckt zuletzt ein. – Luther's Tischr., 396b. *7 Es zuckt ihn in allen Gliedern. Lat.: Pyrrichen oculis prae se ferens. (Philippi, II, 116.) Zuckend. Zuckend, wie der wolff das lamm frass. – Franck, II, 83a; Eiselein, 647; Simrock, 12170. Zucker. 1 Auch kein Zucker ohne Schweiss. 2 Aus Zucker macht Ueberiss Arsenik. – Sprichwörtergarten, 391. Das beste schadet, unmässig genossen. 3 Der Zucker ist bitter, sagt der Vogel im Bauer. 4 Der Zucker lockt die Fliegen herbei. – Altmann VI, 399. 5 Die den Zucker sieden, schmausen ihn nicht. 6 Es gehört viel Zucker dazu, das Meer zu versüssen. In Petersburg sagt man: Der müsste viel Zucker haben, der die Ostsee süssen wollte. Und in Kasan heisst es: Es gehört viel Sand dazu, wenn du die Wolga verschütten willst. (Altmann V, 115.) 7 Es hat mancher Zucker im Munde und die Essigflasche in den Händen. – Altmann VI, 445. 8 Es ist mancher Zucker rauh (er kratzt), der mit Senf gleitet. Mhd.: Vil manger zucker rifet, der döch mit seve ceslifet. (H. v. Meissen, Leiche, 317, 11-12.) 9 Es ist nicht alles Zucker im Kram, was ein jeder Theriaksmann aussrufft. – Petri, II, 273. 10 Es ist nicht alles Zucker in der Liebe. – Simrock, 12368. 11 Es ist nicht alles Zucker, was süss ist. – Parömiakon, 1728. 12 Es ist nicht jedem Zucker zu trauen. 13 Fremder Zucker schleimt nicht. – Frischbier, 4181. Wie man allem Fremden vor dem Einheimischen Vorzüge einräumt; wird aber auch gebraucht, um zu sagen, dass er der billigste ist, und kargen Leuten kein Weh in der Kasse verursacht. 14 Jemehr man den Zucker erhitzt, desto bitterer wird er. 15 Man kann auch wol den Zucker in Essig verwandeln. Poln.: I cukier bez dobréj woli w piołun się obroci. (Čelakovsky, 370.) 16 Man muss mit Zucker vnd Lebkuchen vnter die Bawren werffen, das seynd Instrument, damit man sie zum ziel lencken kan. – Lehmann, 360, 12. 17 Viel Zucker in der Jugend macht ungesunde Zähne im Alter. – Simrock, 12171; Sailer, 158; Lohrengel, I, 684. 18 Wenn der Zucker der Galle gehorchen soll, so geht's schwer her. 19 Wer keinen Zucker hat, muss keinen Kuchen backen. Holl.: Die geene suiker heeft, moet geene vlade zetten. (Harrebomée, II, 320b.) 20 Wer Zucker essen muss, dem schmeckt er sauer. – Altmann IV, 508. 21 Zucker bleibt Zucker, ob weiss oder gelb. Die Türken: Der Zucker sei weiss oder schwarz, er schmeckt immer süss. (Weigel, 319.) Engl.: Whether sugar be white or black, it preserves its proper taste. 22 Zucker, Honig und Mandelkern essen die kleinen Kinder gern. – Schmitz, I, 180, 33. 23 Zucker im Mund, Schermesser in der Hand. – Lehmann, 468, 16. 24 Zucker im Munde, Pfeffer im Herzen. 25 Zucker ist süsses Salz. Dän.: Dog haldes zukker södt salt. (Prov. dan., 487.) 26 Zucker kan wol süessen, kumt ein Senf, der tuot den Ougen we. 27 Zucker lockt mehr Fliegen herbei als Essig. – Altmann VI, 416. 28 Zucker mit Maasse würzt die Speise, zuviel verdirbt sie. Böhm.: Dobrého po malu. (Čelakovsky, 30.) Dän.: Lidet zukker giver maden smag, men meget gjör den vammel. (Prov. dan., 387.) Poln.: Cuker se nejídá plnou hrsti. – Nie garścią cukier jedzą. (Čelakovsky, 30.) 29 Zucker säuert eher, als der Essig süsst. – Altmann VI, 404. 30 Zucker und Gottseligkeit sind zu allen Dingen nütze. 31 Zucker vnd Weck macht faule säck. – Zinkgref, IV, 20. Angeblich ein Wort Ulrich von Hutten's, um den nachtheiligen Einfluss leckerhafter Speisen zu bezeichnen. 32 Zuviel Zucker macht Kranckheit. – Lehmann, 934, 19.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T09:51:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T09:51:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/319
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/319>, abgerufen am 22.12.2024.