Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.[Spaltenumbruch] *943 Man muss die Worte bei ihm kaufen. "Ein anderer ist sehr rar, wenn man ihn etwas fragt; es wird nach vieler Zeit sehr kümmerlich gesagt, was man von ihm verlangt; die Worte muss man kauffen, und könnte, eh er spricht, wohl bis nach Jena lauffen." (Keller, 132a.) *944 Man muss nach ihren Worten, nicht nach ihren Werken thun. - Matth. 23, 3; Schreiber, 227. *945 Man muss sich nach seinen Worten, aber nicht nach seinen Thaten richten. Von Lehrern, deren Leben nicht mit den von ihnen vorgetragenen Lehren übereinstimmt. Engl.: A man of words and not of deeds is like a garden full of weeds. Lat.: Bene consulit, sed male facit. (Philippi, I, 57.) - Non idem sunt scriptura et Leucaeus. (Philippi, II, 38.) *946 Man mut dat Wort mit Tangen ut em halen. (Holst.) - Schütze, IV, 248. Der sehr Einsilbige und Wortkarge. *947 Mank (zwischen) sine Wörd kann man e Mötz (Mütze) dorchschmiete. - Frischbier, 2700. *948 Mein Wort zum Fenster hinaus. (Köthen.) Ich will nichts gesagt haben. *949 Mit Einem Worte. - Eiselein, 650. Holl.: Met een woord. (Harrebomee, II, 481b.) Lat.: Summa summarum. (Seneca.) (Binder II, 3240.) *950 Mit guten Worten bezahlen. Holl.: Met goede woorden betalen. (Harrebomee, II, 481b.) *951 Mit kurtzen worten, krumm vnd schlecht. - Hätzlerin, Liederbuch, II, 72, 38. *952 Mit schönen Worten hinhalten. - Masson, 356. In dem Sinne wie: an der Nase herumführen. *953 Mit wortten speysen. - Agricola, I, 355; Franck, I, 74; Egenolff, 191a; Latendorf III, 302. "Mit wortten speyset man nicht wol, denn der bauch wirt damit nicht satt." "Wo nur ein Wirt ist, der den gesten gute wortt gibt, vnd nichts hernach folgt, von den sagen die geste: Wer sich mit wortten wolt speysen lassen, der wurde sat werden, sonst ist muhe darbey." Holl.: Met woorden spijzen. (Harrebomee, II, 481b.) Lat.: Caupones sunt garruli. - Hospites plerumque loquacis. - Hospitibus plus verborum quam suggerit escae Suevus, Franco, Misus; non ita Saxo cibat. (Glandorp, II, 100, 236.) - Verbo caupo cibat; si quem bona verba repleunt, gaudeat: ast aliis venter inanis erit. (Glandorp, 59, 67.) *954 Nun mit kurzen Worten beschlossen. Um zu sagen: ich will mich (man muss sich) kurz fassen. Bei Tunnicius (765): Nu mit korten worten besloten. (Accipe rem paucis, alias tibi plurima dicam.) *955 Nur zwei Worte. Ich will mich kurz fassen; ich habe dir blos zu sagen (jüdisch-deutsch): Schlojsche Dewurim, zwei Wörter. Der Witz liegt darin, dass schlojsche (drei) mit zwei übersetzt wird. *956 Redt er ein wort darumb, so hat er den Rein entbrandt. - Mathesy, 252a. *957 'S giht 'm ke wohr Wort aus 'm Holse. - Gomolcke, 955. *958 Sein Wort ist eine Brücke, auf die ich nicht einmal meinen kleinen Finger lege. (Litauen.) - Frischbier, II, 2963. *959 Sein wort schneiden. - Franck, II, 97b. *960 Sein wort sind mit eim dreck versiegelt. - Eyering, II, 57. *961 Sein wort sind mit einer Wichsnen falle verrigelt. - Eyering, II, 57. *962 Sein Wort sind nichts dann faule zotten. - Eyering, II, 233. Böhm.: Ani za trojnik v uem provdy nemi. (Celakovsky, 538.) *963 Sein Wort zur Tasche machen. - Frischbier, II, 2964. "Ich werde mein Wort doch nicht zur Tasche machen", d. h. es nicht halten. *964 Seine Worte auf die (der) Goldwage legen (wägen). - Pauli, Postilla, 587a. Mit der reiflichsten Ueberlegung und der grössten Vorsicht reden. (Sirach, 28, 29.) *965 Seine Worte auf Schrauben stellen. - Eiselein, 555; Braun, I, 3969. Frz.: Parler par ambigu. (Kritzinger, 23b.) *966 Seine Worte bestehen, wie Butter an der Sonne. - Tendlau, 169; Eiselein, 104. "Es gibt so unzuverlässige Menschen, dass man glaubt, sie müssten gelegentlich zum Wortbrechen eingenommen haben." (Blumenthal, 96.) [Spaltenumbruch] *967 Seine Worte haben Augen. - Herberger, II, 569. *968 Seine Worte haben Gewicht. Sie klingen wie Gold. Dän.: Hans oord klinger som penge. (Prov. dan., 440.) *969 Seine Worte schneiden wie Schermesser. Holl.: Zijne woorden snijden als een schermes. (Harrebomee, II, 482b.) *970 Seine Worte sind allweg Orakelsprüche. - Eiselein, 501. Lat.: Haec ex oracula Apollinis. - Oracula loqui. - Pythii tibi edita puto. (Eiselein, 501.) *971 Seine Worte sind baar Geld. Seine Versprechungen sind nicht leer, man kann sich auf sie verlassen. *972 Seine Worte sind ins Wasser zu schreiben. Böhm.: Pis jeho slova na vode. (Celakovsky, 527.) *973 Seine Worte sind kein Evangelium. - Sutor, 479. Frz.: Ses promesses ne sont pas de l'argent. Holl.: Zijn woord is een evangelie. (Harrebomee, II, 482b.) *974 Seine Worte sind so angenehm, wie die Klänge einer geborstenen Glocke. Holl.: Zijne woorden hebben zooveel in vloed als de slagen van eene gescheurde klok. (Harrebomee, II, 482b.) *975 Seine Worte sind so stark und tief, dass er ein Loch redet in einen Brief. - Brandt, Narrenschiff, 19. "Des wort die seind so starck vnd tieff, das er loch red in ein Brieff." (Brant, Narrenschiff, XIX in Kloster, I, 326.) *976 Seine Worte sind theuer. Frz.: Ma langue n'attend pas que l'argent la denoue. *977 Seine Worte sind wie eine Eiche und seine Thaten wie Gesträuche. Böhm.: Slovy stele co lipa, a skutky picha co jalovec. (Celakovsky, 537.) *978 Seine Worte treffen wie Ohrfeigen. - Altmann VI, 475. *979 Seine Worte und Gedanken sind so nah, wie Freiburg und Neuburg. - Parömiakon, 3047. *980 Sich in seinen eigenen Worten fangen. Lat.: Suo gladio jugulari. (Terenz.) (Philippi, II, 206; Seybold, 201.) *981 Sich mit leeren Worten flicken. - Schottel, 1114b. *982 Speis' ihn mit Worten, brauchst sie ja nicht zu kaufen. - Körte, 6982b. Engl.: Good words cost nothing. (Gaal, 1755.) Ung.: A' szep szo penzbe nem kerül. (Gaal, 1755.) *983 Spricht er sieben Worte, so sind es acht Lügen. - Altmann VI, 415. *984 Sol ich em denn olle Wurte obkefen? (Schles.) - Gomolcke, 933; Frommann, III, 249, 283. *985 Tieffe wörter geben. - Murner, Schelmenzunft, 22. Wenn jemand Dinge ausspricht, die gar nicht seine wahre Meinung sind. Von den Falschen, die gut reden und bös meinen. - "Als wenn ich näm ein altes weib mit einem runzelechten leib, vnd hett doch gulden vil darneben, so kan ich tieffe wörter geben." - "Hett sie zwelff jar an krücken krochen vnd den arss in die falten gstochen ..... o wie tieff schöpfft er die wort, wenn er spricht, mein höchster hort." (Kloster, I, 854-855.) *986 Up de Wörder kauen. - Dähnert, 556b. Mit der Sprache nicht fertig werden können. *987 Viele Worte um nichts. Frz.: Voila bien des mots. *988 Von den Worten zu Streichen kommen. Lat.: Verbera post verba. (Seybold, 624.) *989 Wann d' worte d' leut schlügen, so were er ein freudig man. - Franck, I, 51a; Eyering, III, 449; Körte, 6982a. Frz.: Qui a langue longue, aura les mains courtes. Lat.: Extra periculum ferox (audax). (Philippi, I, 146; Schonheim, E, 19.) - Idem metus, qui cogit fugere, fugientes moratur. (Sutor, 990.) *990 Wäre sein Wort eine Brück', ich ginge nicht hinüber. - Simrock, 11846; Eiselein, 649; Frischbier, II, 2965. "So man die klag, welch sie (die Frauen) so treiben, wollt fassen vnd gar fleissig schreiben, fest knüpffen vnd zusammenstücken vnd dann darauss machen eine brücken, vbers wasser fest zu bestehn, wolt' ich zwar nicht gern drüber gehn." (Waldis, II, 86, 35.) Böhm.: Kdyby rec jeho byla mostem, nechtel bych ja po nem choditi. (Celakovsky, 538.)
[Spaltenumbruch] *943 Man muss die Worte bei ihm kaufen. „Ein anderer ist sehr rar, wenn man ihn etwas fragt; es wird nach vieler Zeit sehr kümmerlich gesagt, was man von ihm verlangt; die Worte muss man kauffen, und könnte, eh er spricht, wohl bis nach Jena lauffen.“ (Keller, 132a.) *944 Man muss nach ihren Worten, nicht nach ihren Werken thun. – Matth. 23, 3; Schreiber, 227. *945 Man muss sich nach seinen Worten, aber nicht nach seinen Thaten richten. Von Lehrern, deren Leben nicht mit den von ihnen vorgetragenen Lehren übereinstimmt. Engl.: A man of words and not of deeds is like a garden full of weeds. Lat.: Bene consulit, sed male facit. (Philippi, I, 57.) – Non idem sunt scriptura et Leucaeus. (Philippi, II, 38.) *946 Man mut dat Wort mit Tangen ut em hâlen. (Holst.) – Schütze, IV, 248. Der sehr Einsilbige und Wortkarge. *947 Mank (zwischen) sine Wörd kann man e Mötz (Mütze) dorchschmiete. – Frischbier, 2700. *948 Mein Wort zum Fenster hinaus. (Köthen.) Ich will nichts gesagt haben. *949 Mit Einem Worte. – Eiselein, 650. Holl.: Met één woord. (Harrebomée, II, 481b.) Lat.: Summa summarum. (Seneca.) (Binder II, 3240.) *950 Mit guten Worten bezahlen. Holl.: Met goede woorden betalen. (Harrebomée, II, 481b.) *951 Mit kurtzen worten, krumm vnd schlecht. – Hätzlerin, Liederbuch, II, 72, 38. *952 Mit schönen Worten hinhalten. – Masson, 356. In dem Sinne wie: an der Nase herumführen. *953 Mit wortten speysen. – Agricola, I, 355; Franck, I, 74; Egenolff, 191a; Latendorf III, 302. „Mit wortten speyset man nicht wol, denn der bauch wirt damit nicht satt.“ „Wo nur ein Wirt ist, der den gesten gute wortt gibt, vnd nichts hernach folgt, von den sagen die geste: Wer sich mit wortten wolt speysen lassen, der wurde sat werden, sonst ist muhe darbey.“ Holl.: Met woorden spijzen. (Harrebomée, II, 481b.) Lat.: Caupones sunt garruli. – Hospites plerumque loquacis. – Hospitibus plus verborum quam suggerit escae Suevus, Franco, Misus; non ita Saxo cibat. 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[Spaltenumbruch] *967 Seine Worte haben Augen. – Herberger, II, 569. *968 Seine Worte haben Gewicht. Sie klingen wie Gold. Dän.: Hans oord klinger som penge. (Prov. dan., 440.) *969 Seine Worte schneiden wie Schermesser. Holl.: Zijne woorden snijden als een schermes. (Harrebomée, II, 482b.) *970 Seine Worte sind allweg Orakelsprüche. – Eiselein, 501. Lat.: Haec ex oracula Apollinis. – Oracula loqui. – Pythii tibi edita puto. (Eiselein, 501.) *971 Seine Worte sind baar Geld. Seine Versprechungen sind nicht leer, man kann sich auf sie verlassen. *972 Seine Worte sind ins Wasser zu schreiben. Böhm.: Piš jehô slova na vodĕ. (Čelakovsky, 527.) *973 Seine Worte sind kein Evangelium. – Sutor, 479. Frz.: Ses promesses ne sont pas de l'argent. Holl.: Zijn woord is een evangelie. (Harrebomée, II, 482b.) *974 Seine Worte sind so angenehm, wie die Klänge einer geborstenen Glocke. Holl.: Zijne woorden hebben zooveel in vloed als de slagen van eene gescheurde klok. (Harrebomée, II, 482b.) *975 Seine Worte sind so stark und tief, dass er ein Loch redet in einen Brief. – Brandt, Narrenschiff, 19. „Des wort die seind so starck vnd tieff, das er loch red in ein Brieff.“ (Brant, Narrenschiff, XIX in Kloster, I, 326.) *976 Seine Worte sind theuer. Frz.: Ma langue n'attend pas que l'argent la dénoue. *977 Seine Worte sind wie eine Eiche und seine Thaten wie Gesträuche. Böhm.: Slovy stele co lípa, a skutky píchá co jalovec. (Čelakovsky, 537.) *978 Seine Worte treffen wie Ohrfeigen. – Altmann VI, 475. *979 Seine Worte und Gedanken sind so nah, wie Freiburg und Neuburg. – Parömiakon, 3047. *980 Sich in seinen eigenen Worten fangen. Lat.: Suo gladio jugulari. (Terenz.) (Philippi, II, 206; Seybold, 201.) *981 Sich mit leeren Worten flicken. – Schottel, 1114b. *982 Speis' ihn mit Worten, brauchst sie ja nicht zu kaufen. – Körte, 6982b. Engl.: Good words cost nothing. (Gaal, 1755.) Ung.: A' szép szó pénzbe nem kerül. 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*943 Man muss die Worte bei ihm kaufen.
„Ein anderer ist sehr rar, wenn man ihn etwas fragt; es wird nach vieler Zeit sehr kümmerlich gesagt, was man von ihm verlangt; die Worte muss man kauffen, und könnte, eh er spricht, wohl bis nach Jena lauffen.“ (Keller, 132a.)
*944 Man muss nach ihren Worten, nicht nach ihren Werken thun. – Matth. 23, 3; Schreiber, 227.
*945 Man muss sich nach seinen Worten, aber nicht nach seinen Thaten richten.
Von Lehrern, deren Leben nicht mit den von ihnen vorgetragenen Lehren übereinstimmt.
Engl.: A man of words and not of deeds is like a garden full of weeds.
Lat.: Bene consulit, sed male facit. (Philippi, I, 57.) – Non idem sunt scriptura et Leucaeus. (Philippi, II, 38.)
*946 Man mut dat Wort mit Tangen ut em hâlen. (Holst.) – Schütze, IV, 248.
Der sehr Einsilbige und Wortkarge.
*947 Mank (zwischen) sine Wörd kann man e Mötz (Mütze) dorchschmiete. – Frischbier, 2700.
*948 Mein Wort zum Fenster hinaus. (Köthen.)
Ich will nichts gesagt haben.
*949 Mit Einem Worte. – Eiselein, 650.
Holl.: Met één woord. (Harrebomée, II, 481b.)
Lat.: Summa summarum. (Seneca.) (Binder II, 3240.)
*950 Mit guten Worten bezahlen.
Holl.: Met goede woorden betalen. (Harrebomée, II, 481b.)
*951 Mit kurtzen worten, krumm vnd schlecht. – Hätzlerin, Liederbuch, II, 72, 38.
*952 Mit schönen Worten hinhalten. – Masson, 356.
In dem Sinne wie: an der Nase herumführen.
*953 Mit wortten speysen. – Agricola, I, 355; Franck, I, 74; Egenolff, 191a; Latendorf III, 302.
„Mit wortten speyset man nicht wol, denn der bauch wirt damit nicht satt.“ „Wo nur ein Wirt ist, der den gesten gute wortt gibt, vnd nichts hernach folgt, von den sagen die geste: Wer sich mit wortten wolt speysen lassen, der wurde sat werden, sonst ist muhe darbey.“
Holl.: Met woorden spijzen. (Harrebomée, II, 481b.)
Lat.: Caupones sunt garruli. – Hospites plerumque loquacis. – Hospitibus plus verborum quam suggerit escae Suevus, Franco, Misus; non ita Saxo cibat. (Glandorp, II, 100, 236.) – Verbo caupo cibat; si quem bona verba repleunt, gaudeat: ast aliis venter inanis erit. (Glandorp, 59, 67.)
*954 Nun mit kurzen Worten beschlossen.
Um zu sagen: ich will mich (man muss sich) kurz fassen. Bei Tunnicius (765): Nu mit korten wôrten besloten. (Accipe rem paucis, alias tibi plurima dicam.)
*955 Nur zwei Worte.
Ich will mich kurz fassen; ich habe dir blos zu sagen (jüdisch-deutsch): Schlojsche Dewurim, zwei Wörter. Der Witz liegt darin, dass schlojsche (drei) mit zwei übersetzt wird.
*956 Redt er ein wort darumb, so hat er den Rein entbrandt. – Mathesy, 252a.
*957 'S giht 'm kê wohr Wôrt aus 'm Holse. – Gomolcke, 955.
*958 Sein Wort ist eine Brücke, auf die ich nicht einmal meinen kleinen Finger lege. (Litauen.) – Frischbier, II, 2963.
*959 Sein wort schneiden. – Franck, II, 97b.
*960 Sein wort sind mit eim dreck versiegelt. – Eyering, II, 57.
*961 Sein wort sind mit einer Wichsnen falle verrigelt. – Eyering, II, 57.
*962 Sein Wort sind nichts dann faule zotten. – Eyering, II, 233.
Böhm.: Ani za trojník v uĕm provdy nemí. (Čelakovsky, 538.)
*963 Sein Wort zur Tasche machen. – Frischbier, II, 2964.
„Ich werde mein Wort doch nicht zur Tasche machen“, d. h. es nicht halten.
*964 Seine Worte auf die (der) Goldwage legen (wägen). – Pauli, Postilla, 587a.
Mit der reiflichsten Ueberlegung und der grössten Vorsicht reden. (Sirach, 28, 29.)
*965 Seine Worte auf Schrauben stellen. – Eiselein, 555; Braun, I, 3969.
Frz.: Parler par ambigu. (Kritzinger, 23b.)
*966 Seine Worte bestehen, wie Butter an der Sonne. – Tendlau, 169; Eiselein, 104.
„Es gibt so unzuverlässige Menschen, dass man glaubt, sie müssten gelegentlich zum Wortbrechen eingenommen haben.“ (Blumenthal, 96.)
*967 Seine Worte haben Augen. – Herberger, II, 569.
*968 Seine Worte haben Gewicht.
Sie klingen wie Gold.
Dän.: Hans oord klinger som penge. (Prov. dan., 440.)
*969 Seine Worte schneiden wie Schermesser.
Holl.: Zijne woorden snijden als een schermes. (Harrebomée, II, 482b.)
*970 Seine Worte sind allweg Orakelsprüche. – Eiselein, 501.
Lat.: Haec ex oracula Apollinis. – Oracula loqui. – Pythii tibi edita puto. (Eiselein, 501.)
*971 Seine Worte sind baar Geld.
Seine Versprechungen sind nicht leer, man kann sich auf sie verlassen.
*972 Seine Worte sind ins Wasser zu schreiben.
Böhm.: Piš jehô slova na vodĕ. (Čelakovsky, 527.)
*973 Seine Worte sind kein Evangelium. – Sutor, 479.
Frz.: Ses promesses ne sont pas de l'argent.
Holl.: Zijn woord is een evangelie. (Harrebomée, II, 482b.)
*974 Seine Worte sind so angenehm, wie die Klänge einer geborstenen Glocke.
Holl.: Zijne woorden hebben zooveel in vloed als de slagen van eene gescheurde klok. (Harrebomée, II, 482b.)
*975 Seine Worte sind so stark und tief, dass er ein Loch redet in einen Brief. – Brandt, Narrenschiff, 19.
„Des wort die seind so starck vnd tieff, das er loch red in ein Brieff.“ (Brant, Narrenschiff, XIX in Kloster, I, 326.)
*976 Seine Worte sind theuer.
Frz.: Ma langue n'attend pas que l'argent la dénoue.
*977 Seine Worte sind wie eine Eiche und seine Thaten wie Gesträuche.
Böhm.: Slovy stele co lípa, a skutky píchá co jalovec. (Čelakovsky, 537.)
*978 Seine Worte treffen wie Ohrfeigen. – Altmann VI, 475.
*979 Seine Worte und Gedanken sind so nah, wie Freiburg und Neuburg. – Parömiakon, 3047.
*980 Sich in seinen eigenen Worten fangen.
Lat.: Suo gladio jugulari. (Terenz.) (Philippi, II, 206; Seybold, 201.)
*981 Sich mit leeren Worten flicken. – Schottel, 1114b.
*982 Speis' ihn mit Worten, brauchst sie ja nicht zu kaufen. – Körte, 6982b.
Engl.: Good words cost nothing. (Gaal, 1755.)
Ung.: A' szép szó pénzbe nem kerül. (Gaal, 1755.)
*983 Spricht er sieben Worte, so sind es acht Lügen. – Altmann VI, 415.
*984 Sôl ich em denn olle Wurte obkêfen? (Schles.) – Gomolcke, 933; Frommann, III, 249, 283.
*985 Tieffe wörter geben. – Murner, Schelmenzunft, 22.
Wenn jemand Dinge ausspricht, die gar nicht seine wahre Meinung sind. Von den Falschen, die gut reden und bös meinen. – „Als wenn ich näm ein altes weib mit einem runzelechten leib, vnd hett doch gulden vil darneben, so kan ich tieffe wörter geben.“ – „Hett sie zwelff jar an krücken krochen vnd den arss in die falten gstochen ..... o wie tieff schöpfft er die wort, wenn er spricht, mein höchster hort.“ (Kloster, I, 854-855.)
*986 Up de Wörder kauen. – Dähnert, 556b.
Mit der Sprache nicht fertig werden können.
*987 Viele Worte um nichts.
Frz.: Voilà bien des mots.
*988 Von den Worten zu Streichen kommen.
Lat.: Verbera post verba. (Seybold, 624.)
*989 Wann d' worte d' leut schlügen, so were er ein freudig man. – Franck, I, 51a; Eyering, III, 449; Körte, 6982a.
Frz.: Qui a langue longue, aura les mains courtes.
Lat.: Extra periculum ferox (audax). (Philippi, I, 146; Schonheim, E, 19.) – Idem metus, qui cogit fugere, fugientes moratur. (Sutor, 990.)
*990 Wäre sein Wort eine Brück', ich ginge nicht hinüber. – Simrock, 11846; Eiselein, 649; Frischbier, II, 2965.
„So man die klag, welch sie (die Frauen) so treiben, wollt fassen vnd gar fleissig schreiben, fest knüpffen vnd zusammenstücken vnd dann darauss machen eine brücken, vbers wasser fest zu bestehn, wolt' ich zwar nicht gern drüber gehn.“ (Waldis, II, 86, 35.)
Böhm.: Kdyby řeč jeho byla mostem, nechtĕl bych já po nĕm choditi. (Čelakovsky, 538.)
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