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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *59 Er geht in den Wald ohne Beil.

Wenn jemand etwas ohne die zur Ausführung erforderlichen Mittel unternimmt.

Frz.: Aller au bois sans cognee. (Lendroy, 457.)

*60 Er hat den Wald auf dem Kopfe und kann jagen, wann er will.

Dän.: Han har skoven paa hoved, kand jage naar han vil. (Prov. dan., 508.).

*61 Er hat einen ganzen Wald auf dem Kopfe.

Er hat viel Haar, meist mit dem Nebenbegriff der Unordnung und Wildheit.

Lat.: Multam silvam gestat. (Binder I, 1025; II, 1922; Erasm., 317.)

*62 Er ist Wald (roh, dumm) und wird Wald bleiben. (Lit.)

*63 Er ist wie im Walde aufgewachsen.

*64 Er sieht den Wald nicht vor lauter Bäumen. - Simrock, 11165; Körte, 6430; Braun, I, 4896.

In Wieland's Musarion (V, 135) heisst es: "Die Herren dieser Art blendt oft zu vieles Licht, sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht." Ich halte nicht dafür, dass er der Schöpfer der Redensart ist; indess liegt mir eine ältere Stelle als Nachweis nicht vor, wiewol ich glaube, dass mir die Redensart schon in mittelhochdeutschen Dichtern begegnet ist. Nach Blumauer kann man aber annehmen, dass Wieland die Redensart gern gebraucht hat; denn in der travestirten Aeneide (2. Str. 9) heisst es: "Er sieht oft, wie Herr Wieland spricht, den Wald vor lauter Bäumen nicht." (Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 49.) "Wir haben unser Bücherwesen verkannt, den Wald vor Bäumen nicht gesehen." (Jahn, 211.) Die Russen sagen: Er sucht Espen in den muranischen Wäldern, während die zwischen Muran und Arsanas sich hinziehenden grossen Waldungen vorherrschend aus Espen bestehen. (Altmann V.)

Lat.: In mari (flumine) aquam quaerere. (Faselius, 104, 2; Binder II, 1445.) - Medio in flumine quaerit aquam. (Propertus.) - Quaerit aquas in aquis. (Ovid.) (Binder II, 1823 u. 2711.)

Poln.: Dalekie rzeczy upa truje my, a bliskich niewidziemy. - Na klaczy jezdzi, a klaczy szuka. (Masson, 371.)

*65 Gehen Wald ein ün Wald aus. (Warschau.)

Ohne Ziel und Zweck herumgehen.

*66 Im Walde nach Bäumen fragen.

Die Russen haben dafür die Redensart: In Moskau sein und nach dem Kreml fragen. (Reinsberg VI, 72.)

*67 Sein Wald trägt nichts als Prügel. - Parömiakon, 1797.

Vom Schlagfertigen und Schlagsüchtigen.

*68 Seinen eigenen Wald anzünden.

Lat.: Domesticum thesaurum calumniari. - Propria vineta caedere. (Faselius, 67 u. 211.)

*69 Wenn der ganze bregenzer Wald ausstürbe, so würde ich keinen Tannzapfen erben.


Waldbruder.

* D' Waldbrüedre ist cho. (S. Mensch 955.) - Sutermeister, 104.


Waldesel.

Der Waldesel ist des Löwen Frass, der Mönch oder Pfaff des Teufels. - Eiselein, 627; Klosterspiegel, 42, 6.


Waldhänsel.

* Es ist ein Waldhänsel. - Germania, V, 322.

Einer, der in Wäldern arzneiliche Wurzeln und Kräuter sammelt und in Arzneien verwandelt, sonst auch rein appellativ Waldmann geheissen.


Waldheim.

Wer da kommt nach Waldheim, der kommt selten wieder heim.

Bezieht sich auf die sächsische Strafanstalt.


Waldhorn.

Das Waldhorn hört man weit, aber die Fehler eines Mädchens noch viel weiter. - Bertram, 73.


Wäldi.

Wenn si z' Wäldi lüte, so brache si drei Moi, eine, wo d' Glogge zieht, eine, wo 's Thürnli hebt, und eine, wo 's im Dorf ume seit. - Sutermeister, 48.


Waldniel.

En Waldnel habbe se't, en Krefeld häbbe se't, on en Häbich hant se't. (München.) - Firmenich, III, 517, 62.


Waldräuber.

Wald- vnd Stubreuber sind böse Geste in einem gantzen Königreich, vielmehr in eines armen Mannes Küchen. - Petri, II, 584.


Waldteufel.

* Er sieht drein wie ein Waldteufel.


[Spaltenumbruch]
Waldvogel.

1 Besser ein hungriger Waldvogel als ein feister Käfigsänger.

2 Du kannst Waldvögel täuschen, aber nicht Hausvögel.

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Einfältige Plantagenneger lassen sich hinter's Licht führen, aber keine Stadtneger. Mache das andern weiss, aber nicht mir!


Waldvögelein.

1 Rath nuh, liebes walduögelein, wer thut dir vnder den gsellen dein.

Lat.: Dic mihi, sub cauda quis te percussit clauda? (Loci comm., 96.)

*2 Er lässt Waldvögelein sorgen. - Geiler, Alsatia, 1862-67, 467.

Der Unbekümmerte, Sorglose, Leichtsinnige. Sonst auch blos: ein Vöglein, eine in jener Zeit oft vorkommende Redensart, die auch Brant, Murner und Fischart haben. Noch jetzt heisstes in Mülhausen: 'S guet Veghele sorgo lo.


Waldweg.

Waldwege führen geschwinder ins dicke Holz als hinaus. - B. Goltz, Die Bildung und die Gebildeten.


Wale.

1 Die deutschen Walen lachen über einen Zahn. - Eiselein, 625.

Schalkslachen.

2 Ein deutscher Wal ist ein lebendiger Teuffel. - Petri, II, 173; Luther's Tischr., 470a.

3 Ein Walen zum Salat, ein Schwaben, da man Sträuble hat, ein Schweizer zu einem Käss, ein Bayer zu der Aderläss, ein Tyroler zu Nudeln und Nocken, ein Allgäuer süsse Milch und weiss Brocken, ein Sachsen zum Speck und zum Schinken darfst nit viel bitten oder Winken; zuletzt wollen alle sauffen und nit trinken. - Chaos, 113.

4 Um die Walen zu hintergehen, muss man des Morgens früh aufstehen. - Eiselein, 625.

5 Vor einem deutschen Walen soll man sich hüten.

Lat.: Uno Tedesco italiano Diavolo incarnato. (Eiselein., 625.)

6 Vor einem rothen Walen, weissen Franzosen vnd schwartzen Teutschen sol man sich hüten. - Petri, II, 388.

7 Wo ein Wale gesessen, grünt in sieben Jahren kein Gras mehr.

Das behaupten die Vlaminger von den Wallonen, die sie Walenbeester nennen.

*8 Er ist ein Walch (?). - Franck, II, 45a.


Wales.

In Wales bringen sie die Katze am Montag um, weil sie am Sonntag Fleisch gefressen hat.

Spotten die Irländer.


Walfisch.

1 Dem Walfisch schadet es nicht, wenn ein Stint nach ihm schnappt.

2 Der Walfisch ist der längste Fisch, denn der Kopf ist in Holland, der Leib bei uns(?). (Schwaben.)

3 Die Walfische des Mittelmeeres schwitzten, als sie seinen Namen hörten.

Frz.: Il faut laisser suer ceux qui ont chaud, et trembler ceux qui ont froid. (Kritzinger, 662a.)

4 Walfische kann man nicht in einem Dorfbach fangen.

Die Russen: Wenn du auch mit Harpunen auf dem Waldaisen fährst, du wirst dort keinen Walfisch fangen. (Altmann.)

5 Wer sich zum Walfisch macht, nach dem wirft man mit Harpunen. - Altmann V.

*6 Dem Walfisch die rothe Tonne hinwerfen.

Jemand einen Gegenstand der Beschäftigung bieten, um seine Aufmerksamkeit und Kraft von Dingen abzulenken, durch deren Angriff er gefährlich werden kann.


Wall.

1 Dat rakt gen Wall of Kant an. - Bueren, 228; Eichwald, 1016; Hauskalender, III.

2 Es ist so stark kein Wall, er kommt durch Gold zu Fall.

Holl.: Geen zoo sterke en hooge wallen, die man met geen geld doet vallen. (Harrebomee, II, 434b.)

[Spaltenumbruch] *59 Er geht in den Wald ohne Beil.

Wenn jemand etwas ohne die zur Ausführung erforderlichen Mittel unternimmt.

Frz.: Aller au bois sans cognée. (Lendroy, 457.)

*60 Er hat den Wald auf dem Kopfe und kann jagen, wann er will.

Dän.: Han har skoven paa hoved, kand jage naar han vil. (Prov. dan., 508.).

*61 Er hat einen ganzen Wald auf dem Kopfe.

Er hat viel Haar, meist mit dem Nebenbegriff der Unordnung und Wildheit.

Lat.: Multam silvam gestat. (Binder I, 1025; II, 1922; Erasm., 317.)

*62 Er ist Wald (roh, dumm) und wird Wald bleiben. (Lit.)

*63 Er ist wie im Walde aufgewachsen.

*64 Er sieht den Wald nicht vor lauter Bäumen.Simrock, 11165; Körte, 6430; Braun, I, 4896.

In Wieland's Musarion (V, 135) heisst es: „Die Herren dieser Art blendt oft zu vieles Licht, sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ Ich halte nicht dafür, dass er der Schöpfer der Redensart ist; indess liegt mir eine ältere Stelle als Nachweis nicht vor, wiewol ich glaube, dass mir die Redensart schon in mittelhochdeutschen Dichtern begegnet ist. Nach Blumauer kann man aber annehmen, dass Wieland die Redensart gern gebraucht hat; denn in der travestirten Aeneide (2. Str. 9) heisst es: „Er sieht oft, wie Herr Wieland spricht, den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ (Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 49.) „Wir haben unser Bücherwesen verkannt, den Wald vor Bäumen nicht gesehen.“ (Jahn, 211.) Die Russen sagen: Er sucht Espen in den muranischen Wäldern, während die zwischen Muran und Arsanas sich hinziehenden grossen Waldungen vorherrschend aus Espen bestehen. (Altmann V.)

Lat.: In mari (flumine) aquam quaerere. (Faselius, 104, 2; Binder II, 1445.) – Medio in flumine quaerit aquam. (Propertus.) – Quaerit aquas in aquis. (Ovid.) (Binder II, 1823 u. 2711.)

Poln.: Dalekie rzeczy upa truje my, a bliskich niewidziemy. – Na kłaczy jeździ, a kłaczy szuka. (Masson, 371.)

*65 Gehen Wald ein ün Wald aus. (Warschau.)

Ohne Ziel und Zweck herumgehen.

*66 Im Walde nach Bäumen fragen.

Die Russen haben dafür die Redensart: In Moskau sein und nach dem Kreml fragen. (Reinsberg VI, 72.)

*67 Sein Wald trägt nichts als Prügel.Parömiakon, 1797.

Vom Schlagfertigen und Schlagsüchtigen.

*68 Seinen eigenen Wald anzünden.

Lat.: Domesticum thesaurum calumniari. – Propria vineta caedere. (Faselius, 67 u. 211.)

*69 Wenn der ganze bregenzer Wald ausstürbe, so würde ich keinen Tannzapfen erben.


Waldbruder.

* D' Waldbrüedre ist cho. (S. Mensch 955.) – Sutermeister, 104.


Waldesel.

Der Waldesel ist des Löwen Frass, der Mönch oder Pfaff des Teufels.Eiselein, 627; Klosterspiegel, 42, 6.


Waldhänsel.

* Es ist ein Waldhänsel.Germania, V, 322.

Einer, der in Wäldern arzneiliche Wurzeln und Kräuter sammelt und in Arzneien verwandelt, sonst auch rein appellativ Waldmann geheissen.


Waldheim.

Wer da kommt nach Waldheim, der kommt selten wieder heim.

Bezieht sich auf die sächsische Strafanstalt.


Waldhorn.

Das Waldhorn hört man weit, aber die Fehler eines Mädchens noch viel weiter.Bertram, 73.


Wäldi.

Wenn si z' Wäldi lüte, so brâche si drei Moi, eine, wo d' Glogge zieht, eine, wo 's Thürnli hebt, und eine, wo 's im Dorf ume seit.Sutermeister, 48.


Waldniel.

En Waldnêl habbe se't, en Krefeld häbbe se't, on en Häbich hant se't. (München.) – Firmenich, III, 517, 62.


Waldräuber.

Wald- vnd Stubreuber sind böse Geste in einem gantzen Königreich, vielmehr in eines armen Mannes Küchen.Petri, II, 584.


Waldteufel.

* Er sieht drein wie ein Waldteufel.


[Spaltenumbruch]
Waldvogel.

1 Besser ein hungriger Waldvogel als ein feister Käfigsänger.

2 Du kannst Waldvögel täuschen, aber nicht Hausvögel.

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Einfältige Plantagenneger lassen sich hinter's Licht führen, aber keine Stadtneger. Mache das andern weiss, aber nicht mir!


Waldvögelein.

1 Rath nuh, liebes walduögelein, wer thut dir vnder den gsellen dein.

Lat.: Dic mihi, sub cauda quis te percussit clauda? (Loci comm., 96.)

*2 Er lässt Waldvögelein sorgen.Geiler, Alsatia, 1862-67, 467.

Der Unbekümmerte, Sorglose, Leichtsinnige. Sonst auch blos: ein Vöglein, eine in jener Zeit oft vorkommende Redensart, die auch Brant, Murner und Fischart haben. Noch jetzt heisstes in Mülhausen: 'S guet Veghele sorgo lo.


Waldweg.

Waldwege führen geschwinder ins dicke Holz als hinaus.B. Goltz, Die Bildung und die Gebildeten.


Wale.

1 Die deutschen Walen lachen über einen Zahn.Eiselein, 625.

Schalkslachen.

2 Ein deutscher Wal ist ein lebendiger Teuffel.Petri, II, 173; Luther's Tischr., 470a.

3 Ein Walen zum Salat, ein Schwaben, da man Sträuble hat, ein Schweizer zu einem Käss, ein Bayer zu der Aderläss, ein Tyroler zu Nudeln und Nocken, ein Allgäuer süsse Milch und weiss Brocken, ein Sachsen zum Speck und zum Schinken darfst nit viel bitten oder Winken; zuletzt wollen alle sauffen und nit trinken.Chaos, 113.

4 Um die Walen zu hintergehen, muss man des Morgens früh aufstehen.Eiselein, 625.

5 Vor einem deutschen Walen soll man sich hüten.

Lat.: Uno Tedesco italiano Diavolo incarnato. (Eiselein., 625.)

6 Vor einem rothen Walen, weissen Franzosen vnd schwartzen Teutschen sol man sich hüten.Petri, II, 388.

7 Wo ein Wale gesessen, grünt in sieben Jahren kein Gras mehr.

Das behaupten die Vlaminger von den Wallonen, die sie Walenbeester nennen.

*8 Er ist ein Walch (?).Franck, II, 45a.


Wales.

In Wales bringen sie die Katze am Montag um, weil sie am Sonntag Fleisch gefressen hat.

Spotten die Irländer.


Walfisch.

1 Dem Walfisch schadet es nicht, wenn ein Stint nach ihm schnappt.

2 Der Walfisch ist der längste Fisch, denn der Kopf ist in Holland, der Leib bei uns(?). (Schwaben.)

3 Die Walfische des Mittelmeeres schwitzten, als sie seinen Namen hörten.

Frz.: Il faut laisser suër ceux qui ont chaud, et trembler ceux qui ont froid. (Kritzinger, 662a.)

4 Walfische kann man nicht in einem Dorfbach fangen.

Die Russen: Wenn du auch mit Harpunen auf dem Waldaisen fährst, du wirst dort keinen Walfisch fangen. (Altmann.)

5 Wer sich zum Walfisch macht, nach dem wirft man mit Harpunen.Altmann V.

*6 Dem Walfisch die rothe Tonne hinwerfen.

Jemand einen Gegenstand der Beschäftigung bieten, um seine Aufmerksamkeit und Kraft von Dingen abzulenken, durch deren Angriff er gefährlich werden kann.


Wall.

1 Dat râkt gên Wall of Kant an.Bueren, 228; Eichwald, 1016; Hauskalender, III.

2 Es ist so stark kein Wall, er kommt durch Gold zu Fall.

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[[886]/0892] *59 Er geht in den Wald ohne Beil. Wenn jemand etwas ohne die zur Ausführung erforderlichen Mittel unternimmt. Frz.: Aller au bois sans cognée. (Lendroy, 457.) *60 Er hat den Wald auf dem Kopfe und kann jagen, wann er will. Dän.: Han har skoven paa hoved, kand jage naar han vil. (Prov. dan., 508.). *61 Er hat einen ganzen Wald auf dem Kopfe. Er hat viel Haar, meist mit dem Nebenbegriff der Unordnung und Wildheit. Lat.: Multam silvam gestat. (Binder I, 1025; II, 1922; Erasm., 317.) *62 Er ist Wald (roh, dumm) und wird Wald bleiben. (Lit.) *63 Er ist wie im Walde aufgewachsen. *64 Er sieht den Wald nicht vor lauter Bäumen. – Simrock, 11165; Körte, 6430; Braun, I, 4896. In Wieland's Musarion (V, 135) heisst es: „Die Herren dieser Art blendt oft zu vieles Licht, sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ Ich halte nicht dafür, dass er der Schöpfer der Redensart ist; indess liegt mir eine ältere Stelle als Nachweis nicht vor, wiewol ich glaube, dass mir die Redensart schon in mittelhochdeutschen Dichtern begegnet ist. Nach Blumauer kann man aber annehmen, dass Wieland die Redensart gern gebraucht hat; denn in der travestirten Aeneide (2. Str. 9) heisst es: „Er sieht oft, wie Herr Wieland spricht, den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ (Vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 49.) „Wir haben unser Bücherwesen verkannt, den Wald vor Bäumen nicht gesehen.“ (Jahn, 211.) Die Russen sagen: Er sucht Espen in den muranischen Wäldern, während die zwischen Muran und Arsanas sich hinziehenden grossen Waldungen vorherrschend aus Espen bestehen. (Altmann V.) Lat.: In mari (flumine) aquam quaerere. (Faselius, 104, 2; Binder II, 1445.) – Medio in flumine quaerit aquam. (Propertus.) – Quaerit aquas in aquis. (Ovid.) (Binder II, 1823 u. 2711.) Poln.: Dalekie rzeczy upa truje my, a bliskich niewidziemy. – Na kłaczy jeździ, a kłaczy szuka. (Masson, 371.) *65 Gehen Wald ein ün Wald aus. (Warschau.) Ohne Ziel und Zweck herumgehen. *66 Im Walde nach Bäumen fragen. Die Russen haben dafür die Redensart: In Moskau sein und nach dem Kreml fragen. (Reinsberg VI, 72.) *67 Sein Wald trägt nichts als Prügel. – Parömiakon, 1797. Vom Schlagfertigen und Schlagsüchtigen. *68 Seinen eigenen Wald anzünden. Lat.: Domesticum thesaurum calumniari. – Propria vineta caedere. (Faselius, 67 u. 211.) *69 Wenn der ganze bregenzer Wald ausstürbe, so würde ich keinen Tannzapfen erben. Waldbruder. * D' Waldbrüedre ist cho. (S. Mensch 955.) – Sutermeister, 104. Waldesel. Der Waldesel ist des Löwen Frass, der Mönch oder Pfaff des Teufels. – Eiselein, 627; Klosterspiegel, 42, 6. Waldhänsel. * Es ist ein Waldhänsel. – Germania, V, 322. Einer, der in Wäldern arzneiliche Wurzeln und Kräuter sammelt und in Arzneien verwandelt, sonst auch rein appellativ Waldmann geheissen. Waldheim. Wer da kommt nach Waldheim, der kommt selten wieder heim. Bezieht sich auf die sächsische Strafanstalt. Waldhorn. Das Waldhorn hört man weit, aber die Fehler eines Mädchens noch viel weiter. – Bertram, 73. Wäldi. Wenn si z' Wäldi lüte, so brâche si drei Moi, eine, wo d' Glogge zieht, eine, wo 's Thürnli hebt, und eine, wo 's im Dorf ume seit. – Sutermeister, 48. Waldniel. En Waldnêl habbe se't, en Krefeld häbbe se't, on en Häbich hant se't. (München.) – Firmenich, III, 517, 62. Waldräuber. Wald- vnd Stubreuber sind böse Geste in einem gantzen Königreich, vielmehr in eines armen Mannes Küchen. – Petri, II, 584. Waldteufel. * Er sieht drein wie ein Waldteufel. Waldvogel. 1 Besser ein hungriger Waldvogel als ein feister Käfigsänger. 2 Du kannst Waldvögel täuschen, aber nicht Hausvögel. Die Neger in Surinam, um zu sagen: Einfältige Plantagenneger lassen sich hinter's Licht führen, aber keine Stadtneger. Mache das andern weiss, aber nicht mir! Waldvögelein. 1 Rath nuh, liebes walduögelein, wer thut dir vnder den gsellen dein. Lat.: Dic mihi, sub cauda quis te percussit clauda? (Loci comm., 96.) *2 Er lässt Waldvögelein sorgen. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 467. Der Unbekümmerte, Sorglose, Leichtsinnige. Sonst auch blos: ein Vöglein, eine in jener Zeit oft vorkommende Redensart, die auch Brant, Murner und Fischart haben. Noch jetzt heisstes in Mülhausen: 'S guet Veghele sorgo lo. Waldweg. Waldwege führen geschwinder ins dicke Holz als hinaus. – B. Goltz, Die Bildung und die Gebildeten. Wale. 1 Die deutschen Walen lachen über einen Zahn. – Eiselein, 625. Schalkslachen. 2 Ein deutscher Wal ist ein lebendiger Teuffel. – Petri, II, 173; Luther's Tischr., 470a. 3 Ein Walen zum Salat, ein Schwaben, da man Sträuble hat, ein Schweizer zu einem Käss, ein Bayer zu der Aderläss, ein Tyroler zu Nudeln und Nocken, ein Allgäuer süsse Milch und weiss Brocken, ein Sachsen zum Speck und zum Schinken darfst nit viel bitten oder Winken; zuletzt wollen alle sauffen und nit trinken. – Chaos, 113. 4 Um die Walen zu hintergehen, muss man des Morgens früh aufstehen. – Eiselein, 625. 5 Vor einem deutschen Walen soll man sich hüten. Lat.: Uno Tedesco italiano Diavolo incarnato. (Eiselein., 625.) 6 Vor einem rothen Walen, weissen Franzosen vnd schwartzen Teutschen sol man sich hüten. – Petri, II, 388. 7 Wo ein Wale gesessen, grünt in sieben Jahren kein Gras mehr. Das behaupten die Vlaminger von den Wallonen, die sie Walenbeester nennen. *8 Er ist ein Walch (?). – Franck, II, 45a. Wales. In Wales bringen sie die Katze am Montag um, weil sie am Sonntag Fleisch gefressen hat. Spotten die Irländer. Walfisch. 1 Dem Walfisch schadet es nicht, wenn ein Stint nach ihm schnappt. 2 Der Walfisch ist der längste Fisch, denn der Kopf ist in Holland, der Leib bei uns(?). (Schwaben.) 3 Die Walfische des Mittelmeeres schwitzten, als sie seinen Namen hörten. Frz.: Il faut laisser suër ceux qui ont chaud, et trembler ceux qui ont froid. (Kritzinger, 662a.) 4 Walfische kann man nicht in einem Dorfbach fangen. Die Russen: Wenn du auch mit Harpunen auf dem Waldaisen fährst, du wirst dort keinen Walfisch fangen. (Altmann.) 5 Wer sich zum Walfisch macht, nach dem wirft man mit Harpunen. – Altmann V. *6 Dem Walfisch die rothe Tonne hinwerfen. Jemand einen Gegenstand der Beschäftigung bieten, um seine Aufmerksamkeit und Kraft von Dingen abzulenken, durch deren Angriff er gefährlich werden kann. Wall. 1 Dat râkt gên Wall of Kant an. – Bueren, 228; Eichwald, 1016; Hauskalender, III. 2 Es ist so stark kein Wall, er kommt durch Gold zu Fall. Holl.: Geen zoo sterke en hooge wallen, die man met geen geld doet vallen. (Harrebomée, II, 434b.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [886]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/892>, abgerufen am 23.11.2024.