Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 29 Nun ruhen alle Wälder, die Straupser an Mewelder, nu schläft de ganze Lomz. (Hirschberger Kreis.) So hat sich der Volkswitz das bekannte Kirchenlied umgewandelt, um die Einwohner der in der Nähe Hirschbergs gelegenen Dörfer: Straupitz, Maiwaldau und Lomnitz zu necken. 30 Rieft mer gut in den Wald, so schalt's em gut entgegen. (Waldeck.) - Curtze, 366, 637. 31 Wald, Wasser und Weide haben keine Scheide. Nach einem uralten Rechtsgrundsatze waren sie gemeine Nutzungen aller Markgenossen. (Vgl. Riehl, Land und Leute.) - In der Umgegend von Moskau hat man das Sprichwort: Ueber die Wälder bleiben wir einig, aber über die Bäume bleibt der Streit. (Altmann V.) Ein irisches Sprichwort: Der Anfang des Waldes ist des Moores Ende. 32 Wann de Wald nit den Rock verlüürt, git et en kallen Winter. (Waldeck.) - Curtze, 315, 27. 33 Was aus dem Walde kommt, sieht nach dem Walde aus. 34 Was im Walde gesprochen (verbrochen), wird oft im Dorfe gerochen. Die Kleinrussen: Im Walde schlägt man das Holz und ins Dorf fliegen die Späne. Im Walde heulen die Wölfe und hinter dem Ofen erschrickt man. Poln.: W cudzem domu drwa rabia a do nas wiory leca. (Celakovsky, 88.) 35 Was soll der im Walde, der vor jedem Blatt erschrickt! Dän.: Hvad skal han i skvoder hver busk redis. (Prov. dan.) 36 Wenn der Wald Beeren gibt, zählt er sich gleich zu den Gärten. 37 Wenn der Wald brennt, so ist's sein eigenes Holz. - Globus, VIII, 7. 38 Wenn der Wald brennt, zerstreuen sich die Schlangen. Wenn's gilt, fest zu stehen, lauft ihr davon. In der Gefahr entfällt euch der Muth. 39 Wenn es über den entlaubten Wald donnert, schneit es über den belaubten. Frz. Schweiz.: Sche ton-nes schou le bou niu, ey nevesre schu le bou follin. 40 Wenn im Walde Nebeldämpfe aufsteigen, bachen die Hasen, es wird Regenwetter, - Birlinger, 581. 41 Wenn man in den Wald ruft: nimmer, so ruft das Echo: immer. 42 Wer einen Wald anlegen will, muss Bäume pflanzen. 43 Wer in den Wald geht, Holz zu fällen, darf das Beil nicht vergessen. 44 Wer in den Wald geht, soll ein Beil, ein Brot und ein Seil mitnehmen. (Böhmen.) In Bezug auf die Grösse und Dichtigkeit der ehemaligen Waldungen. 45 Wer sagt: Der Wald ist besser als der Baum, geht den Weg ins Spital. 46 Wie man in den Wald ruft, so bekommt man Antwort. - Hollenberg, II, 47; Neus, 12; Eiselein, 626. Die Naturgesetze der moralischen Welt gleichen denen der physischen. Wer den Ton in Dur angibt, dem wird früher oder später in Dur geantwortet. Das Echo gibt unsere eigenen Worte zurück, und prallt in demselben Winkel ab, in dem es angeprallt ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wie män blust herein, blust sich heraus. Mhd.: Der so lange rüeft in einen touben walt, ez antwurt ime dar auz etes wenne. (Morungen.) - Swie man ze walde rüefet, dazselbe er wider güefet. (Freidank.) - Swie man ze walde ruofet billeich also der galm wider billet. (Labers.) - Wie yeder vor dem wald jn byltt, desglich jm all zyt widerhyltt. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162.) Engl.: You shall have as good as you bring. (Marin, 25; Kritzinger, 601b.) Frz.: Rendre les paroles a quelque chose a quelqu'un. (Kritzinger, 601b.) 47 Wie man in den wald schreiet, also schallet es wider herauss. - Tappius, 175b; Pistor., VII, 91; Keller, 142b; Gerber, 97, 2; Müller, 10, 3; Körte, 6427; Simrock, 11168; Braun, I, 4149; Parömiakon, 270; Siebenkees, 175; Meisner, 7; Steiger, 299; Struve, I, 13; Masson, 160; Schmitz, I, 186, 58; Dove, 130, 137 u. 462; schlesisch bei Gomolcke, 1108; Robinson, 144; Frommann, III, 245, 114. "Man sagt in einem sprichwort alt: Wie einer ruft [Spaltenumbruch] in einen walt, dergleichen hör' er widerschreyen." (Germania, XI, 104; Weller, I, 95.) - "Gleichwie einer rufft in den Waldt, antwort man jm der selben gestalt." (Waldis, IV, 38.) - "Wie du in den waldt schreiest, so tönt es wieder." (Geiler, Alsatia, 1862-67, 447.) - "Nun könte ich wohl auch anitzo wahr machen, dass wie es in dem Wald schalle, so schalle es wieder heraus." (Keller, 135b.) Eine Menge Sprichwörter sind dem Wald- und Jagdleben entlehnt und stammen aus der Zeit, als Jagd und Wald noch eine wichtigere Rolle in unserm Volksleben spielten, als die Poesie des Waldes und des Jägerlebens noch nicht von den Nützlichkeitsrücksichten der neuen Zeit zurückgedrängt war. Eine Anzahl dieser Sprichwörter beschäftigt sich zunächst mit der Jagd und dem Jäger (s. d. Artikel) wie den Jagdthieren im allgemeinen. (S. Kalbzeit.) Dann hat auch der Wald eine Menge von Sprichwörtern hervorgerufen, zu denen ausser dem obigen unter vielen andern auch folgende gehören: Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Auf dem Holzwege sein. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Jemand hinter die Fichten führen. Wie ein Espenlaub zittern. In der Wurzel nichts taugen. Böhm.: Jak se do lesa vola, tak se z lesa ozyva. (Celakovsky, 87.) Dän.: Den som siger, hvad han vil, man höre det han ikke vil. - Genlyd svarer efter raabet. (Prov. dan., 224.) - Saaden lyd der giör es saadan echo der höres. (Prov. dan., 133.) - Som man raaber i skoven, fa faaer man svar. (Celakovsky, 87.) Frz.: Le moine repond comme l'abbe chante. It.: Conviene aspettare da altri, quello che si fa ad altri. (Pazzaglia, 22.) Lat.: Ab alio expectes, alteri quod feceris. (Publ. Syr.) (Seybold, 1; Binder II, 20.) - Contumeliam si dices, audies. (Plautus.) (Binder II, 577; Philippi, I, 93; Seybold, 89.) - Dixerit insanum qui me, totidem audiet. (Horaz.) - Dulcia pro dulci, pro turpi turpia reddi verba solent. (Anonymus.) (Binder II, 826 u. 857.) - Nauson naucrati. - Ne male respondit, male enim prior ille rogarat. (Eiselein, 627.) - Quae dicis aliis, tibi mox responsa remitti exspectes. (Binder II, 2700.) - Si bene vis dici, caveas male dicere: qualis clamor adit silvas, talis et inde redit. (Binder I, 1625; II, 3102; Philippi, II, 181; Seybold, 555.) - Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (Horaz.) - Ut salutabis ita resalutaberis. (Philippi, II, 7 u. 239.) - Uti salutas, ita salutaberis. (Altdorf, 81; Binder II, 3456.) Poln.: Jaki glos do lasu, taki nazad. (Lompa, 13.) Schwed.: Som man ropar i skogen, far man swar. (Marin, 25.) Tschud.: Nenda kui minna metsale, süs mets mulle. (Celakovsky, 87.) 48 Wie man in wald rufft, so schallet er wieder. - Lehmann, 590, 12; Henisch, 1546, 54. "Aber dabey ist zu bedencken, das stein vnnd stöck aussen wald schallen, nicht Menschen." Lat.: Qui quae vult dicit ea quae non vult audit. (Lehmann, 590, 12.) - Quod ab ipsum allatum est, sibi esse id relatum putet. (Henisch, 1546, 55.) 49 Wie man inn den wald schreiet, also schillt es widder herauss. - Franck, II, 109b; Latendorf II, 31. "Gleich wie einer rufft in den waldt, antwort man jm derselben gestalt." (Waldis, IV, 38, 55.) 50 Wie mer in de Wald röft, so kömmt et em werer zentgä (wieder entgegen). (Siegen.) - Firmenich, I, 520, 139. 51 Wo ein Wald ist, da muss Wildpret sein. - Coler, 793a. *52 Auf alle wüste Wälder gesugt. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Beileidsausruf. (S. Stein 293.) *53 Das sind ihm böhmische Wälder. - Frischbier2, 3968. *54 Das war in den Wald geredet. Erfolglos, wie: in den Wind. Mhd.: Es ist in den walt gesungen, daz ich ir genaden klage. (Schreiber.) - Swaz ich han gesungen, de ist gerüefet in den walt. (Neidhart.) (Zingerle, 163.) *55 Der Wald hat keinen Baum. - Simrock, 11264; Körte, 6428. Wenn sich der Reiche für arm ausgibt, oder gegen die, welche handgreifliche Lügen vertreten. *56 Du hast einen grossen wald auff dem kopff. - Tappius, 182a. *57 Ein dichter Wald, eine Mücke steckt ihre Schnauze nicht hinein. *58 Er geht durch den Wald und sieht keine Bäume. Um grosse Zerstreutheit auszudrücken. Böhm.: Lesem sel, a stromuv nevidel. (Celakovsky, 502.) Frz.: Il cherche la lune en plein jour. - Les maisons l'empechent de voir la ville. (Masson, 371.) Lat.: Arrepta candela candelabrum quaeris. - Caligare in sole. (Masson, 371.) Slow.: Gre skos lef, ne vidi drevef.
[Spaltenumbruch] 29 Nun ruhen alle Wälder, die Straupser an Mewelder, nu schläft de ganze Lômz. (Hirschberger Kreis.) So hat sich der Volkswitz das bekannte Kirchenlied umgewandelt, um die Einwohner der in der Nähe Hirschbergs gelegenen Dörfer: Straupitz, Maiwaldau und Lomnitz zu necken. 30 Rieft mer gut in den Wald, so schalt's em gut entgegen. (Waldeck.) – Curtze, 366, 637. 31 Wald, Wasser und Weide haben keine Scheide. Nach einem uralten Rechtsgrundsatze waren sie gemeine Nutzungen aller Markgenossen. (Vgl. Riehl, Land und Leute.) - In der Umgegend von Moskau hat man das Sprichwort: Ueber die Wälder bleiben wir einig, aber über die Bäume bleibt der Streit. (Altmann V.) Ein irisches Sprichwort: Der Anfang des Waldes ist des Moores Ende. 32 Wann de Wald nit den Rock verlüürt, git et en kallen Winter. (Waldeck.) – Curtze, 315, 27. 33 Was aus dem Walde kommt, sieht nach dem Walde aus. 34 Was im Walde gesprochen (verbrochen), wird oft im Dorfe gerochen. Die Kleinrussen: Im Walde schlägt man das Holz und ins Dorf fliegen die Späne. Im Walde heulen die Wölfe und hinter dem Ofen erschrickt man. Poln.: W cudzém domu drwa rabią a do nas wiory lecą. (Čelakovsky, 88.) 35 Was soll der im Walde, der vor jedem Blatt erschrickt! Dän.: Hvad skal han i skvoder hver busk redis. (Prov. dan.) 36 Wenn der Wald Beeren gibt, zählt er sich gleich zu den Gärten. 37 Wenn der Wald brennt, so ist's sein eigenes Holz. – Globus, VIII, 7. 38 Wenn der Wald brennt, zerstreuen sich die Schlangen. Wenn's gilt, fest zu stehen, lauft ihr davon. In der Gefahr entfällt euch der Muth. 39 Wenn es über den entlaubten Wald donnert, schneit es über den belaubten. Frz. Schweiz.: Sche ton-nés schou le bou niu, ey névesré schu le bou follin. 40 Wenn im Walde Nebeldämpfe aufsteigen, bachen die Hasen, es wird Regenwetter, – Birlinger, 581. 41 Wenn man in den Wald ruft: nimmer, so ruft das Echo: immer. 42 Wer einen Wald anlegen will, muss Bäume pflanzen. 43 Wer in den Wald geht, Holz zu fällen, darf das Beil nicht vergessen. 44 Wer in den Wald geht, soll ein Beil, ein Brot und ein Seil mitnehmen. (Böhmen.) In Bezug auf die Grösse und Dichtigkeit der ehemaligen Waldungen. 45 Wer sagt: Der Wald ist besser als der Baum, geht den Weg ins Spital. 46 Wie man in den Wald ruft, so bekommt man Antwort. – Hollenberg, II, 47; Neus, 12; Eiselein, 626. Die Naturgesetze der moralischen Welt gleichen denen der physischen. Wer den Ton in Dur angibt, dem wird früher oder später in Dur geantwortet. Das Echo gibt unsere eigenen Worte zurück, und prallt in demselben Winkel ab, in dem es angeprallt ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wie män blust herein, blust sich heraus. Mhd.: Der sô lange rüeft in einen touben walt, ez antwurt ime dar ûz etes wenne. (Morungen.) – Swie man ze walde rüefet, dazselbe er wider güefet. (Freidank.) – Swie man ze walde ruofet billîch alsô der galm wider billet. (Labers.) – Wie yeder vor dem wald jn byltt, desglich jm all zyt widerhyltt. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162.) Engl.: You shall have as good as you bring. (Marin, 25; Kritzinger, 601b.) Frz.: Rendre les paroles à quelque chose à quelqu'un. (Kritzinger, 601b.) 47 Wie man in den wald schreiet, also schallet es wider herauss. – Tappius, 175b; Pistor., VII, 91; Keller, 142b; Gerber, 97, 2; Müller, 10, 3; Körte, 6427; Simrock, 11168; Braun, I, 4149; Parömiakon, 270; Siebenkees, 175; Meisner, 7; Steiger, 299; Struve, I, 13; Masson, 160; Schmitz, I, 186, 58; Dove, 130, 137 u. 462; schlesisch bei Gomolcke, 1108; Robinson, 144; Frommann, III, 245, 114. „Man sagt in einem sprichwort alt: Wie einer ruft [Spaltenumbruch] in einen walt, dergleichen hör' er widerschreyen.“ (Germania, XI, 104; Weller, I, 95.) – „Gleichwie einer rufft in den Waldt, antwort man jm der selben gestalt.“ (Waldis, IV, 38.) – „Wie du in den waldt schreiest, so tönt es wieder.“ (Geiler, Alsatia, 1862-67, 447.) – „Nun könte ich wohl auch anitzo wahr machen, dass wie es in dem Wald schalle, so schalle es wieder heraus.“ (Keller, 135b.) Eine Menge Sprichwörter sind dem Wald- und Jagdleben entlehnt und stammen aus der Zeit, als Jagd und Wald noch eine wichtigere Rolle in unserm Volksleben spielten, als die Poesie des Waldes und des Jägerlebens noch nicht von den Nützlichkeitsrücksichten der neuen Zeit zurückgedrängt war. Eine Anzahl dieser Sprichwörter beschäftigt sich zunächst mit der Jagd und dem Jäger (s. d. Artikel) wie den Jagdthieren im allgemeinen. (S. Kalbzeit.) Dann hat auch der Wald eine Menge von Sprichwörtern hervorgerufen, zu denen ausser dem obigen unter vielen andern auch folgende gehören: Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Auf dem Holzwege sein. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Jemand hinter die Fichten führen. Wie ein Espenlaub zittern. In der Wurzel nichts taugen. Böhm.: Jak se do lesa volá, tak se z lesa ozývá. (Čelakovsky, 87.) Dän.: Den som siger, hvad han vil, man høre det han ikke vil. – Genlyd svarer efter raabet. (Prov. dan., 224.) – Saaden lyd der giør es saadan echo der høres. 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Eine Anzahl dieser Sprichwörter beschäftigt sich zunächst mit der Jagd und dem Jäger (s. d. Artikel) wie den Jagdthieren im allgemeinen. (S. Kalbzeit.) Dann hat auch der Wald eine Menge von Sprichwörtern hervorgerufen, zu denen ausser dem obigen unter vielen andern auch folgende gehören: Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Auf dem Holzwege sein. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Jemand hinter die Fichten führen. Wie ein Espenlaub zittern. In der Wurzel nichts taugen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jak se do lesa volá, tak se z lesa ozývá. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 87.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den som siger, hvad han vil, man høre det han ikke vil. – Genlyd svarer efter raabet. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 224.</hi>) – Saaden lyd der giør es saadan echo der høres. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 133.</hi>) – Som man raaber i skoven, fa faaer man svar. 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29 Nun ruhen alle Wälder, die Straupser an Mewelder, nu schläft de ganze Lômz. (Hirschberger Kreis.)
So hat sich der Volkswitz das bekannte Kirchenlied umgewandelt, um die Einwohner der in der Nähe Hirschbergs gelegenen Dörfer: Straupitz, Maiwaldau und Lomnitz zu necken.
30 Rieft mer gut in den Wald, so schalt's em gut entgegen. (Waldeck.) – Curtze, 366, 637.
31 Wald, Wasser und Weide haben keine Scheide.
Nach einem uralten Rechtsgrundsatze waren sie gemeine Nutzungen aller Markgenossen. (Vgl. Riehl, Land und Leute.) - In der Umgegend von Moskau hat man das Sprichwort: Ueber die Wälder bleiben wir einig, aber über die Bäume bleibt der Streit. (Altmann V.) Ein irisches Sprichwort: Der Anfang des Waldes ist des Moores Ende.
32 Wann de Wald nit den Rock verlüürt, git et en kallen Winter. (Waldeck.) – Curtze, 315, 27.
33 Was aus dem Walde kommt, sieht nach dem Walde aus.
34 Was im Walde gesprochen (verbrochen), wird oft im Dorfe gerochen.
Die Kleinrussen: Im Walde schlägt man das Holz und ins Dorf fliegen die Späne. Im Walde heulen die Wölfe und hinter dem Ofen erschrickt man.
Poln.: W cudzém domu drwa rabią a do nas wiory lecą. (Čelakovsky, 88.)
35 Was soll der im Walde, der vor jedem Blatt erschrickt!
Dän.: Hvad skal han i skvoder hver busk redis. (Prov. dan.)
36 Wenn der Wald Beeren gibt, zählt er sich gleich zu den Gärten.
37 Wenn der Wald brennt, so ist's sein eigenes Holz. – Globus, VIII, 7.
38 Wenn der Wald brennt, zerstreuen sich die Schlangen.
Wenn's gilt, fest zu stehen, lauft ihr davon. In der Gefahr entfällt euch der Muth.
39 Wenn es über den entlaubten Wald donnert, schneit es über den belaubten.
Frz. Schweiz.: Sche ton-nés schou le bou niu, ey névesré schu le bou follin.
40 Wenn im Walde Nebeldämpfe aufsteigen, bachen die Hasen, es wird Regenwetter, – Birlinger, 581.
41 Wenn man in den Wald ruft: nimmer, so ruft das Echo: immer.
42 Wer einen Wald anlegen will, muss Bäume pflanzen.
43 Wer in den Wald geht, Holz zu fällen, darf das Beil nicht vergessen.
44 Wer in den Wald geht, soll ein Beil, ein Brot und ein Seil mitnehmen. (Böhmen.)
In Bezug auf die Grösse und Dichtigkeit der ehemaligen Waldungen.
45 Wer sagt: Der Wald ist besser als der Baum, geht den Weg ins Spital.
46 Wie man in den Wald ruft, so bekommt man Antwort. – Hollenberg, II, 47; Neus, 12; Eiselein, 626.
Die Naturgesetze der moralischen Welt gleichen denen der physischen. Wer den Ton in Dur angibt, dem wird früher oder später in Dur geantwortet. Das Echo gibt unsere eigenen Worte zurück, und prallt in demselben Winkel ab, in dem es angeprallt ist. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wie män blust herein, blust sich heraus.
Mhd.: Der sô lange rüeft in einen touben walt, ez antwurt ime dar ûz etes wenne. (Morungen.) – Swie man ze walde rüefet, dazselbe er wider güefet. (Freidank.) – Swie man ze walde ruofet billîch alsô der galm wider billet. (Labers.) – Wie yeder vor dem wald jn byltt, desglich jm all zyt widerhyltt. (Narrenschiff.) (Zingerle, 162.)
Engl.: You shall have as good as you bring. (Marin, 25; Kritzinger, 601b.)
Frz.: Rendre les paroles à quelque chose à quelqu'un. (Kritzinger, 601b.)
47 Wie man in den wald schreiet, also schallet es wider herauss. – Tappius, 175b; Pistor., VII, 91; Keller, 142b; Gerber, 97, 2; Müller, 10, 3; Körte, 6427; Simrock, 11168; Braun, I, 4149; Parömiakon, 270; Siebenkees, 175; Meisner, 7; Steiger, 299; Struve, I, 13; Masson, 160; Schmitz, I, 186, 58; Dove, 130, 137 u. 462; schlesisch bei Gomolcke, 1108; Robinson, 144; Frommann, III, 245, 114.
„Man sagt in einem sprichwort alt: Wie einer ruft
in einen walt, dergleichen hör' er widerschreyen.“ (Germania, XI, 104; Weller, I, 95.) – „Gleichwie einer rufft in den Waldt, antwort man jm der selben gestalt.“ (Waldis, IV, 38.) – „Wie du in den waldt schreiest, so tönt es wieder.“ (Geiler, Alsatia, 1862-67, 447.) – „Nun könte ich wohl auch anitzo wahr machen, dass wie es in dem Wald schalle, so schalle es wieder heraus.“ (Keller, 135b.) Eine Menge Sprichwörter sind dem Wald- und Jagdleben entlehnt und stammen aus der Zeit, als Jagd und Wald noch eine wichtigere Rolle in unserm Volksleben spielten, als die Poesie des Waldes und des Jägerlebens noch nicht von den Nützlichkeitsrücksichten der neuen Zeit zurückgedrängt war. Eine Anzahl dieser Sprichwörter beschäftigt sich zunächst mit der Jagd und dem Jäger (s. d. Artikel) wie den Jagdthieren im allgemeinen. (S. Kalbzeit.) Dann hat auch der Wald eine Menge von Sprichwörtern hervorgerufen, zu denen ausser dem obigen unter vielen andern auch folgende gehören: Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Auf dem Holzwege sein. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Jemand hinter die Fichten führen. Wie ein Espenlaub zittern. In der Wurzel nichts taugen.
Böhm.: Jak se do lesa volá, tak se z lesa ozývá. (Čelakovsky, 87.)
Dän.: Den som siger, hvad han vil, man høre det han ikke vil. – Genlyd svarer efter raabet. (Prov. dan., 224.) – Saaden lyd der giør es saadan echo der høres. (Prov. dan., 133.) – Som man raaber i skoven, fa faaer man svar. (Čelakovsky, 87.)
Frz.: Le moine repond comme l'abbé chante.
It.: Conviene aspettare da altri, quello che si fà ad altri. (Pazzaglia, 22.)
Lat.: Ab alio expectes, alteri quod feceris. (Publ. Syr.) (Seybold, 1; Binder II, 20.) – Contumeliam si dices, audies. (Plautus.) (Binder II, 577; Philippi, I, 93; Seybold, 89.) – Dixerit insanum qui me, totidem audiet. (Horaz.) – Dulcia pro dulci, pro turpi turpia reddi verba solent. (Anonymus.) (Binder II, 826 u. 857.) – Nauson naucrati. – Ne male respondit, male enim prior ille rogarat. (Eiselein, 627.) – Quae dicis aliis, tibi mox responsa remitti exspectes. (Binder II, 2700.) – Si bene vis dici, caveas male dicere: qualis clamor adit silvas, talis et inde redit. (Binder I, 1625; II, 3102; Philippi, II, 181; Seybold, 555.) – Talia dicentur tibi, qualia dixeris ipse. (Horaz.) – Ut salutabis ita resalutaberis. (Philippi, II, 7 u. 239.) – Uti salutas, ita salutaberis. (Altdorf, 81; Binder II, 3456.)
Poln.: Jaki głos do lasu, taki nazad. (Lompa, 13.)
Schwed.: Som man ropar i skogen, får man swar. (Marin, 25.)
Tschud.: Nenda kui minna metsale, süs mets mulle. (Čelakovsky, 87.)
48 Wie man in wald rufft, so schallet er wieder. – Lehmann, 590, 12; Henisch, 1546, 54.
„Aber dabey ist zu bedencken, das stein vnnd stöck aussen wald schallen, nicht Menschen.“
Lat.: Qui quae vult dicit ea quae non vult audit. (Lehmann, 590, 12.) – Quod ab ipsum allatum est, sibi esse id relatum putet. (Henisch, 1546, 55.)
49 Wie man inn den wald schreiet, also schillt es widder herauss. – Franck, II, 109b; Latendorf II, 31.
„Gleich wie einer rufft in den waldt, antwort man jm derselben gestalt.“ (Waldis, IV, 38, 55.)
50 Wie mer in de Wald röft, so kömmt et em werer zentgä (wieder entgegen). (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 139.
51 Wo ein Wald ist, da muss Wildpret sein. – Coler, 793a.
*52 Auf alle wüste Wälder gesugt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Beileidsausruf. (S. Stein 293.)
*53 Das sind ihm böhmische Wälder. – Frischbier2, 3968.
*54 Das war in den Wald geredet.
Erfolglos, wie: in den Wind.
Mhd.: Es ist in den walt gesungen, daz ich ir genâden klage. (Schreiber.) – Swâz ich han gesungen, de ist gerüefet in den walt. (Neidhart.) (Zingerle, 163.)
*55 Der Wald hat keinen Baum. – Simrock, 11264; Körte, 6428.
Wenn sich der Reiche für arm ausgibt, oder gegen die, welche handgreifliche Lügen vertreten.
*56 Du hast einen grossen wald auff dem kopff. – Tappius, 182a.
*57 Ein dichter Wald, eine Mücke steckt ihre Schnauze nicht hinein.
*58 Er geht durch den Wald und sieht keine Bäume.
Um grosse Zerstreutheit auszudrücken.
Böhm.: Lesem šel, a stromův nevidĕl. (Čelakovsky, 502.)
Frz.: Il cherche la lune en plein jour. – Les maisons l'empêchent de voir la ville. (Masson, 371.)
Lat.: Arrepta candela candelabrum quaeris. – Caligare in sole. (Masson, 371.)
Slow.: Gré skos léf, ne vidi drevéf.
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