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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 156 Ein seltener Vogel muss ein seltenes Nest haben.

157 Ein träger Vogel legt seine Eier in fremde Nester.

158 Ein verscheuchter (vertriebener) Vogel kommt nicht leicht wieder.

Holl.: Een verslagen vogel komt niet ligt weer. (Harrebomee, II, 400a.)

159 Ein Vogel baut das Nest nicht wie der andere.

Es baut kein Baukünstler ein Haus passend für alle Erdgürtel; der Samojedenschneider taugt nicht zum Kleidermacher für Bewohner in Guinea. (Jahn, 28.)

160 Ein Vogel, dem die Flügel gestutzt sind, kann wol flattern, aber nicht fliegen.

161 Ein Vogel, dem man die Flügel beschnitten hat, fliegt nicht hoch.

Dasselbe sagen die Finnen. (Bertram, 40.)

162 Ein Vogel den andern isset, ein Thier das andere frisset, ein Fisch den andern slindet, ein Mensch den andern schindet. - Sutor, 668; Simrock, 5256.

163 Ein Vogel, den man in die Hand genommen, ist leicht beklommen.

Lat.: De facili premitur volucris, que capta tenetur. (Reuterdahl, 26.)

Schwed.: Thaen fughie aer rath krysther som i handom haffs. (Reuterdahl, 209.)

164 Ein Vogel, der fremde Eier brütet, kommt um die eigenen.

Dän.: Den som studerer fremmede sager, kand snart forglemme sine egne. (Prov. dan., 197.)

165 Ein Vogel, der im Käfig Menschenstimmen lernt, verlernt seine eigene.

166 Ein Vogel, der sich putzt, schont die Federn nicht.

167 Ein Vogel, der viel Junge hat, wird selten fett.

Dän.: Den fugl bliver sielden feed som har mange unger. (Prov. dan., 206.)

168 Ein Vogel, der wohl sitzt, muss nicht auffliegen.

169 Ein Vogel, dessen Flügel beschnitten sind, fliegt nicht hoch. - Bertram, 40.

170 Ein Vogel federlos kam und flog auf einen Baum laublos, da kam eine Frau mundlos und ass den Vogel federlos.

Schnee und Sonne.

171 Ein Vogel fliegt aus dem Bauer heraus, der andere hinein.

Dän.: Naar een vil til bye, vil en anden fra. (Prov. dan., 135.)

172 Ein Vogel frisst Fleisch, der andere wird gefressen. - Schlechta, 374.

173 Ein Vogel im Käfig wird nicht leicht einem Raubvogel zur Beute. - Parömiakon, 3139.

174 Ein Vogel im Korb (in der Hand, in der Schüssel) ist besser als hundert in der Luft (auf dem Dache). - Blum, 469; Meisner, I, 8; Körte, 6319; Braun, I, 4794.

Herberger (Hertzpostille, S. 69a) lässt den reichen Jüngling auf Jesu Aufforderung: "Verkaufe, was du hast, gib's den Armen, komm, und folge mir nach", antworten: "Das werd' ich wol lassen." Est avis in dextra melior, quam quatuor extra. "Ein Vogel in der rechten Hand ist besser als einer im freyen Land. Ein Vogel in der Hand ist besser als vier auf dem Zaun. Soll ich das Gewisse lassen und auf das Ungewisse hoffen, das hat mich meine Grossmutter nicht gelehrt. Ich weiss, wie es hier zugehet und was ich iezund habe, was hinten nach kömmt, fressen die Hunde." Das Sichere verdient stets vor dem Unsichern erwählt zu werden.

Altfries.: Jen Függel ön de Ponn es beeter üs tiin ön de loght. (Hansen, 6.)

Engl.: One bird in the hand is worth two in the bush. (Gaal, 1631.)

It.: E meglio piccion in mano che tordo in frasca. (Gaal, 1631.) - E meglio un ucell in gabbia, che cento in aria. (Pazzaglia, 386, 3; Gaal, 1429.)

Lat.: Capta avis est melior, quam mille in gramine ruris. (Binder II, 435; Philippi, I, 72; Schreger, 60.) - Praesentem mulge, fugientem quid insequeris? (Gaal, 1631.)

175 Ein Vogel in der Hand ist besser als zehn auf dem Dache.

"Ein Vogel in des Käfigs Raum ist lieber mir, als hundert auf dem Baum." (Ehrmann, 149.)

Lat.: Est avis in dextra melior quam quatuor extra. (Egeria, 59; Philippi, I, 135.)


[Spaltenumbruch]

176 Ein Vogel in der Schüssel ist besser als zehn in der Luft. - Simrock, 10983.

Holl.: Een schacht is beter in de hand, dan zeven ganzen op het strand. (Harrebomee, II, 240b.)

Poln.: Lepszy wrobel w reku niz bocian na dachen. (Masson, 318.)

177 Ein Vogel in des Kindes Hand ist wie der Kranke in des Arztes Hand. - Bücking, 240.

Engl.: A child's bird, and a boy's wife, are well used. (Bohn II, 78.)

178 Ein Vogel ist besser in der Hand, als zehn, so hüpfen am Strand. - Eiselein, 621.

179 Ein Vogel ist lieber in seinem kleinen Nest, als im grossen Bauer.

Dän.: Fuglen er meere fornöyet i sin liden reade, end ud i at forgyldt fugle-buur. (Prov. dan., 208.)

180 Ein Vogel macht keinen Schwarm.

Holl.: Een vogel maakt geene vlugt. (Harrebomee, II, 400a.)

181 Ein Vogel mit einer Schwinge kommt nicht weit.

182 Ein Vogel on zungen, der ander saugt sein Jungen.

"Von den saugenden Fledermäusen sagen die Teutschen diesen reymen: Ein Vogel u. s. w." (Heusslin, 54b.)

183 Ein wilder Vogel hält's für eine Pein, lange im Käfig eingeschlossen zu sein.

Holl.: Een wilde vogel acht het pijn, lang in de kovi te moeten zijn. (Harrebomee, II, 400a.)

184 Ein wilder Vogel muss gerupft werden. - Sutor, 896.

185 Einem Vogel, der nicht fliegen soll, gibt Gott keine Schwungfedern.

Die Türken: Einem blinden Vogel macht Gott das Nest.

186 Einen bösen Vogel muss man nicht auskriechen lassen.

Holl.: Men moet het kwaad in de geboorte dooden. - Men moet het kwaad in de wieg smoren. (Harrebomee, I, 461a.)

187 Einen guten Vogel schiesst man mit zwei Kugeln.

188 Einen guten Vogel von einem bösen Ei zu ziehen, ist schwer.

189 Einen Vogel, der zu früh aus dem Nest fliegt, frisst der Habicht (die Katze).

Mhd.: Welher vogel ze vrüeje vliuget auz den neste sein, dem mac wol misselingen. (Wolfdietrich.) (Zingerle, 199.)

190 Einen Vogel fängt man wegen des Fleisches, den andern um der Federn willen.

Dän.: Man tragter mange fugle efter for feyrene og ikke for kjödet. (Prov. dan., 207.)

191 Einerlei Vögel haben auch einerlei Nester.

192 Einerlei Vögel hocken (sitzen gern) auf einerlei Aesten.

193 Elk Vugel singt darnau he becket1 is. - Lyra, 197.

1) Becket sin = mit einem Schnabel versehen sein.

194 En fule Vogel, e fuls G'sang. - Tobler, 207.

195 En gaud Vogel het en gaud Nest. (Hannover.) - Schambach, II, 43.

196 En gud Fuggel hingerlett auk en gut Nest. (Waldeck.) - Curtze, 354, 502.

197 En gued Vuegel leiwet sin Nest. (Westf.)

198 En selsna1 Vogel, e selzes Nest. - Tobler, 421.

1) Selza, selzner, selzest = seltsam für selten.

199 En Vagel de frö singt, hault des Abends. (Holst.) - Schütze, IV, 297.

Oft kommt dem am Abend noch Verdruss, der erst am Morgen ausgelassen, lustig war.

200 Es fliegen einem keine gebratenen Vögel ins Maul. - Eiselein, 612.

201 Es floge kein vogel nie so hoch, er sucht sein aass (Futter, Speiss) auff erden doch. - Lehmann, II, 126, 111; Henisch, 888, 58; Eiselein, 622; Simrock, 41002.

Bei Tunnicius (943): It vloch ny vogel so hoge, he en sochi syne neringe van der erden. (Aeriae volucres victum a tellure requirunt.)

Holl.: Daar vliegt nimmer een vogel zoo hoog, of hij moet zijnen kost op de aarde zoeken. - Er is geen vogel, hoe hoog hij vliegt, of hij moet eens dalen. (Harrebomee, II, 399b u. 400a.)

Lat.: Altiuolans uolucris, tamen escam querit inimis. (Loci comm., 196; Gartner, 196; Philippi, I, 23; Binder I, 44; II, 142; Seybold, 21; Eiselein, 622.) - Magna minorve ales nunquam volat alta volucris ex imo sua quae non alimenta petit. (Philippi, I, 23 u. 234.)

[Spaltenumbruch] 156 Ein seltener Vogel muss ein seltenes Nest haben.

157 Ein träger Vogel legt seine Eier in fremde Nester.

158 Ein verscheuchter (vertriebener) Vogel kommt nicht leicht wieder.

Holl.: Een verslagen vogel komt niet ligt weêr. (Harrebomée, II, 400a.)

159 Ein Vogel baut das Nest nicht wie der andere.

Es baut kein Baukünstler ein Haus passend für alle Erdgürtel; der Samojedenschneider taugt nicht zum Kleidermacher für Bewohner in Guinea. (Jahn, 28.)

160 Ein Vogel, dem die Flügel gestutzt sind, kann wol flattern, aber nicht fliegen.

161 Ein Vogel, dem man die Flügel beschnitten hat, fliegt nicht hoch.

Dasselbe sagen die Finnen. (Bertram, 40.)

162 Ein Vogel den andern isset, ein Thier das andere frisset, ein Fisch den andern slindet, ein Mensch den andern schindet.Sutor, 668; Simrock, 5256.

163 Ein Vogel, den man in die Hand genommen, ist leicht beklommen.

Lat.: De facili premitur volucris, que capta tenetur. (Reuterdahl, 26.)

Schwed.: Thaen fughie aer rath krysther som i handom haffs. (Reuterdahl, 209.)

164 Ein Vogel, der fremde Eier brütet, kommt um die eigenen.

Dän.: Den som studerer fremmede sager, kand snart forglemme sine egne. (Prov. dan., 197.)

165 Ein Vogel, der im Käfig Menschenstimmen lernt, verlernt seine eigene.

166 Ein Vogel, der sich putzt, schont die Federn nicht.

167 Ein Vogel, der viel Junge hat, wird selten fett.

Dän.: Den fugl bliver sielden feed som har mange unger. (Prov. dan., 206.)

168 Ein Vogel, der wohl sitzt, muss nicht auffliegen.

169 Ein Vogel, dessen Flügel beschnitten sind, fliegt nicht hoch.Bertram, 40.

170 Ein Vogel federlos kam und flog auf einen Baum laublos, da kam eine Frau mundlos und ass den Vogel federlos.

Schnee und Sonne.

171 Ein Vogel fliegt aus dem Bauer heraus, der andere hinein.

Dän.: Naar een vil til bye, vil en anden fra. (Prov. dan., 135.)

172 Ein Vogel frisst Fleisch, der andere wird gefressen.Schlechta, 374.

173 Ein Vogel im Käfig wird nicht leicht einem Raubvogel zur Beute.Parömiakon, 3139.

174 Ein Vogel im Korb (in der Hand, in der Schüssel) ist besser als hundert in der Luft (auf dem Dache).Blum, 469; Meisner, I, 8; Körte, 6319; Braun, I, 4794.

Herberger (Hertzpostille, S. 69a) lässt den reichen Jüngling auf Jesu Aufforderung: „Verkaufe, was du hast, gib's den Armen, komm, und folge mir nach“, antworten: „Das werd' ich wol lassen.“ Est avis in dextra melior, quam quatuor extra. „Ein Vogel in der rechten Hand ist besser als einer im freyen Land. Ein Vogel in der Hand ist besser als vier auf dem Zaun. Soll ich das Gewisse lassen und auf das Ungewisse hoffen, das hat mich meine Grossmutter nicht gelehrt. Ich weiss, wie es hier zugehet und was ich iezund habe, was hinten nach kömmt, fressen die Hunde.“ Das Sichere verdient stets vor dem Unsichern erwählt zu werden.

Altfries.: Jen Függel ön de Ponn es beeter üs tiin ön de loght. (Hansen, 6.)

Engl.: One bird in the hand is worth two in the bush. (Gaal, 1631.)

It.: E meglio piccion in mano che tordo in frasca. (Gaal, 1631.) – È meglio un ucell in gabbia, che cento in aria. (Pazzaglia, 386, 3; Gaal, 1429.)

Lat.: Capta avis est melior, quam mille in gramine ruris. (Binder II, 435; Philippi, I, 72; Schreger, 60.) – Praesentem mulge, fugientem quid insequeris? (Gaal, 1631.)

175 Ein Vogel in der Hand ist besser als zehn auf dem Dache.

„Ein Vogel in des Käfigs Raum ist lieber mir, als hundert auf dem Baum.“ (Ehrmann, 149.)

Lat.: Est avis in dextra melior quam quatuor extra. (Egeria, 59; Philippi, I, 135.)


[Spaltenumbruch]

176 Ein Vogel in der Schüssel ist besser als zehn in der Luft.Simrock, 10983.

Holl.: Eén schacht is beter in de hand, dan zeven ganzen op het strand. (Harrebomée, II, 240b.)

Poln.: Lepszy wróbel w ręku niž bocian na dachen. (Masson, 318.)

177 Ein Vogel in des Kindes Hand ist wie der Kranke in des Arztes Hand.Bücking, 240.

Engl.: A child's bird, and a boy's wife, are well used. (Bohn II, 78.)

178 Ein Vogel ist besser in der Hand, als zehn, so hüpfen am Strand.Eiselein, 621.

179 Ein Vogel ist lieber in seinem kleinen Nest, als im grossen Bauer.

Dän.: Fuglen er meere fornøyet i sin liden reade, end ud i at forgyldt fuglé-buur. (Prov. dan., 208.)

180 Ein Vogel macht keinen Schwarm.

Holl.: Eén vogel maakt geene vlugt. (Harrebomée, II, 400a.)

181 Ein Vogel mit einer Schwinge kommt nicht weit.

182 Ein Vogel on zungen, der ander saugt sein Jungen.

„Von den saugenden Fledermäusen sagen die Teutschen diesen reymen: Ein Vogel u. s. w.“ (Heusslin, 54b.)

183 Ein wilder Vogel hält's für eine Pein, lange im Käfig eingeschlossen zu sein.

Holl.: Een wilde vogel acht het pijn, lang in de kovi te moeten zijn. (Harrebomée, II, 400a.)

184 Ein wilder Vogel muss gerupft werden.Sutor, 896.

185 Einem Vogel, der nicht fliegen soll, gibt Gott keine Schwungfedern.

Die Türken: Einem blinden Vogel macht Gott das Nest.

186 Einen bösen Vogel muss man nicht auskriechen lassen.

Holl.: Men moet het kwaad in de geboorte dooden. – Men moet het kwaad in de wieg smoren. (Harrebomée, I, 461a.)

187 Einen guten Vogel schiesst man mit zwei Kugeln.

188 Einen guten Vogel von einem bösen Ei zu ziehen, ist schwer.

189 Einen Vogel, der zu früh aus dem Nest fliegt, frisst der Habicht (die Katze).

Mhd.: Welher vogel ze vrüeje vliuget ûz den neste sîn, dem mac wol misselingen. (Wolfdietrich.) (Zingerle, 199.)

190 Einen Vogel fängt man wegen des Fleisches, den andern um der Federn willen.

Dän.: Man tragter mange fugle efter for feyrene og ikke for kjødet. (Prov. dan., 207.)

191 Einerlei Vögel haben auch einerlei Nester.

192 Einerlei Vögel hocken (sitzen gern) auf einerlei Aesten.

193 Elk Vugel singt dârnau he becket1 is.Lyra, 197.

1) Becket sin = mit einem Schnabel versehen sein.

194 En fule Vogel, e fuls G'sang.Tobler, 207.

195 En gaud Vogel het en gaud Nest. (Hannover.) – Schambach, II, 43.

196 En gud Fuggel hingerlett auk en gut Nest. (Waldeck.) – Curtze, 354, 502.

197 En gued Vuegel leiwet sin Nest. (Westf.)

198 En selsna1 Vogel, e selzes Nest.Tobler, 421.

1) Selza, selzner, selzest = seltsam für selten.

199 Ên Vagel de frö singt, hûlt des Abends. (Holst.) – Schütze, IV, 297.

Oft kommt dem am Abend noch Verdruss, der erst am Morgen ausgelassen, lustig war.

200 Es fliegen einem keine gebratenen Vögel ins Maul.Eiselein, 612.

201 Es floge kein vogel nie so hoch, er sucht sein aass (Futter, Speiss) auff erden doch.Lehmann, II, 126, 111; Henisch, 888, 58; Eiselein, 622; Simrock, 41002.

Bei Tunnicius (943): It vlôch ny vogel so hoge, he en sochi syne neringe van der êrden. (Aëriae volucres victum a tellure requirunt.)

Holl.: Daar vliegt nimmer een vogel zoo hoog, of hij moet zijnen kost op de aarde zoeken. – Er is geen vogel, hoe hoog hij vliegt, of hij moet eens dalen. (Harrebomée, II, 399b u. 400a.)

Lat.: Altiuolans uolucris, tamen escam querit inimis. (Loci comm., 196; Gartner, 196; Philippi, I, 23; Binder I, 44; II, 142; Seybold, 21; Eiselein, 622.) – Magna minorve ales nunquam volat alta volucris ex imo sua quae non alimenta petit. (Philippi, I, 23 u. 234.)

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[[827]/0833] 156 Ein seltener Vogel muss ein seltenes Nest haben. 157 Ein träger Vogel legt seine Eier in fremde Nester. 158 Ein verscheuchter (vertriebener) Vogel kommt nicht leicht wieder. Holl.: Een verslagen vogel komt niet ligt weêr. (Harrebomée, II, 400a.) 159 Ein Vogel baut das Nest nicht wie der andere. Es baut kein Baukünstler ein Haus passend für alle Erdgürtel; der Samojedenschneider taugt nicht zum Kleidermacher für Bewohner in Guinea. (Jahn, 28.) 160 Ein Vogel, dem die Flügel gestutzt sind, kann wol flattern, aber nicht fliegen. 161 Ein Vogel, dem man die Flügel beschnitten hat, fliegt nicht hoch. Dasselbe sagen die Finnen. (Bertram, 40.) 162 Ein Vogel den andern isset, ein Thier das andere frisset, ein Fisch den andern slindet, ein Mensch den andern schindet. – Sutor, 668; Simrock, 5256. 163 Ein Vogel, den man in die Hand genommen, ist leicht beklommen. Lat.: De facili premitur volucris, que capta tenetur. (Reuterdahl, 26.) Schwed.: Thaen fughie aer rath krysther som i handom haffs. (Reuterdahl, 209.) 164 Ein Vogel, der fremde Eier brütet, kommt um die eigenen. Dän.: Den som studerer fremmede sager, kand snart forglemme sine egne. (Prov. dan., 197.) 165 Ein Vogel, der im Käfig Menschenstimmen lernt, verlernt seine eigene. 166 Ein Vogel, der sich putzt, schont die Federn nicht. 167 Ein Vogel, der viel Junge hat, wird selten fett. Dän.: Den fugl bliver sielden feed som har mange unger. (Prov. dan., 206.) 168 Ein Vogel, der wohl sitzt, muss nicht auffliegen. 169 Ein Vogel, dessen Flügel beschnitten sind, fliegt nicht hoch. – Bertram, 40. 170 Ein Vogel federlos kam und flog auf einen Baum laublos, da kam eine Frau mundlos und ass den Vogel federlos. Schnee und Sonne. 171 Ein Vogel fliegt aus dem Bauer heraus, der andere hinein. Dän.: Naar een vil til bye, vil en anden fra. (Prov. dan., 135.) 172 Ein Vogel frisst Fleisch, der andere wird gefressen. – Schlechta, 374. 173 Ein Vogel im Käfig wird nicht leicht einem Raubvogel zur Beute. – Parömiakon, 3139. 174 Ein Vogel im Korb (in der Hand, in der Schüssel) ist besser als hundert in der Luft (auf dem Dache). – Blum, 469; Meisner, I, 8; Körte, 6319; Braun, I, 4794. Herberger (Hertzpostille, S. 69a) lässt den reichen Jüngling auf Jesu Aufforderung: „Verkaufe, was du hast, gib's den Armen, komm, und folge mir nach“, antworten: „Das werd' ich wol lassen.“ Est avis in dextra melior, quam quatuor extra. „Ein Vogel in der rechten Hand ist besser als einer im freyen Land. Ein Vogel in der Hand ist besser als vier auf dem Zaun. Soll ich das Gewisse lassen und auf das Ungewisse hoffen, das hat mich meine Grossmutter nicht gelehrt. Ich weiss, wie es hier zugehet und was ich iezund habe, was hinten nach kömmt, fressen die Hunde.“ Das Sichere verdient stets vor dem Unsichern erwählt zu werden. Altfries.: Jen Függel ön de Ponn es beeter üs tiin ön de loght. (Hansen, 6.) Engl.: One bird in the hand is worth two in the bush. (Gaal, 1631.) It.: E meglio piccion in mano che tordo in frasca. (Gaal, 1631.) – È meglio un ucell in gabbia, che cento in aria. (Pazzaglia, 386, 3; Gaal, 1429.) Lat.: Capta avis est melior, quam mille in gramine ruris. (Binder II, 435; Philippi, I, 72; Schreger, 60.) – Praesentem mulge, fugientem quid insequeris? (Gaal, 1631.) 175 Ein Vogel in der Hand ist besser als zehn auf dem Dache. „Ein Vogel in des Käfigs Raum ist lieber mir, als hundert auf dem Baum.“ (Ehrmann, 149.) Lat.: Est avis in dextra melior quam quatuor extra. (Egeria, 59; Philippi, I, 135.) 176 Ein Vogel in der Schüssel ist besser als zehn in der Luft. – Simrock, 10983. Holl.: Eén schacht is beter in de hand, dan zeven ganzen op het strand. (Harrebomée, II, 240b.) Poln.: Lepszy wróbel w ręku niž bocian na dachen. (Masson, 318.) 177 Ein Vogel in des Kindes Hand ist wie der Kranke in des Arztes Hand. – Bücking, 240. Engl.: A child's bird, and a boy's wife, are well used. (Bohn II, 78.) 178 Ein Vogel ist besser in der Hand, als zehn, so hüpfen am Strand. – Eiselein, 621. 179 Ein Vogel ist lieber in seinem kleinen Nest, als im grossen Bauer. Dän.: Fuglen er meere fornøyet i sin liden reade, end ud i at forgyldt fuglé-buur. (Prov. dan., 208.) 180 Ein Vogel macht keinen Schwarm. Holl.: Eén vogel maakt geene vlugt. (Harrebomée, II, 400a.) 181 Ein Vogel mit einer Schwinge kommt nicht weit. 182 Ein Vogel on zungen, der ander saugt sein Jungen. „Von den saugenden Fledermäusen sagen die Teutschen diesen reymen: Ein Vogel u. s. w.“ (Heusslin, 54b.) 183 Ein wilder Vogel hält's für eine Pein, lange im Käfig eingeschlossen zu sein. Holl.: Een wilde vogel acht het pijn, lang in de kovi te moeten zijn. (Harrebomée, II, 400a.) 184 Ein wilder Vogel muss gerupft werden. – Sutor, 896. 185 Einem Vogel, der nicht fliegen soll, gibt Gott keine Schwungfedern. Die Türken: Einem blinden Vogel macht Gott das Nest. 186 Einen bösen Vogel muss man nicht auskriechen lassen. Holl.: Men moet het kwaad in de geboorte dooden. – Men moet het kwaad in de wieg smoren. (Harrebomée, I, 461a.) 187 Einen guten Vogel schiesst man mit zwei Kugeln. 188 Einen guten Vogel von einem bösen Ei zu ziehen, ist schwer. 189 Einen Vogel, der zu früh aus dem Nest fliegt, frisst der Habicht (die Katze). Mhd.: Welher vogel ze vrüeje vliuget ûz den neste sîn, dem mac wol misselingen. (Wolfdietrich.) (Zingerle, 199.) 190 Einen Vogel fängt man wegen des Fleisches, den andern um der Federn willen. Dän.: Man tragter mange fugle efter for feyrene og ikke for kjødet. (Prov. dan., 207.) 191 Einerlei Vögel haben auch einerlei Nester. 192 Einerlei Vögel hocken (sitzen gern) auf einerlei Aesten. 193 Elk Vugel singt dârnau he becket1 is. – Lyra, 197. 1) Becket sin = mit einem Schnabel versehen sein. 194 En fule Vogel, e fuls G'sang. – Tobler, 207. 195 En gaud Vogel het en gaud Nest. (Hannover.) – Schambach, II, 43. 196 En gud Fuggel hingerlett auk en gut Nest. (Waldeck.) – Curtze, 354, 502. 197 En gued Vuegel leiwet sin Nest. (Westf.) 198 En selsna1 Vogel, e selzes Nest. – Tobler, 421. 1) Selza, selzner, selzest = seltsam für selten. 199 Ên Vagel de frö singt, hûlt des Abends. (Holst.) – Schütze, IV, 297. Oft kommt dem am Abend noch Verdruss, der erst am Morgen ausgelassen, lustig war. 200 Es fliegen einem keine gebratenen Vögel ins Maul. – Eiselein, 612. 201 Es floge kein vogel nie so hoch, er sucht sein aass (Futter, Speiss) auff erden doch. – Lehmann, II, 126, 111; Henisch, 888, 58; Eiselein, 622; Simrock, 41002. Bei Tunnicius (943): It vlôch ny vogel so hoge, he en sochi syne neringe van der êrden. (Aëriae volucres victum a tellure requirunt.) Holl.: Daar vliegt nimmer een vogel zoo hoog, of hij moet zijnen kost op de aarde zoeken. – Er is geen vogel, hoe hoog hij vliegt, of hij moet eens dalen. (Harrebomée, II, 399b u. 400a.) Lat.: Altiuolans uolucris, tamen escam querit inimis. (Loci comm., 196; Gartner, 196; Philippi, I, 23; Binder I, 44; II, 142; Seybold, 21; Eiselein, 622.) – Magna minorve ales nunquam volat alta volucris ex imo sua quae non alimenta petit. (Philippi, I, 23 u. 234.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [827]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/833>, abgerufen am 24.11.2024.