Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Vinschgau. Aus dem Vinschgau kimmt koa guter Luft, geschweige denn Menschen. Soll die Behauptung etwa eine Art Entschuldigung für die Bewohner des Gaues in Betreff ihres Charakters sein? Vinschgauer. Der treueste Vinschgauer hot a Sack gestohlen. - Westermann, 25, 616. So sagen die Meraner, um die Vinschgauer, die für sehr lügnerisch gehalten werden, zu necken oder zu verspotten. Vinum. Ich weiss, dass vinum heisset Wein, das ist mein ganz Latein. Viole. 1 Frische Violen sind nicht immer zu holen. - Chaos, 791. 2 Lat violen sorgen! - Tappius, 110b; Körte, 6317. 3 Ole Viole (Veilchen) ruket nich mehr. (Oldenburg.) - Firmenich, I, 233, 56; Eichwald, 1989; für Hannover: Schambach, II, 272. *4 Dat sünt ole Violen, de rükt nich mer. (Holst.) - Schütze, IV, 308; Diermissen, 27; hochdeutsch bei Simrock, 10972; Körte, 6317c. Von alten aufgewärmten Sachen. *5 Dat syn ole Violen, davon hat meiner Grossmutter Sau schon hinterm Zaun gegrunzt. Frz.: Parler des neiges d'antan. *6 He lett Viol'n sorgen. - Eichwald, 1990. Violen. *1 Es violt ihm die Nase. - Hennig, 292; Frischbier2, 3928. Von der gerötheten Nase des Trinkers. *2 Ihm violt der Bart. - Frischbier2, 3928; Bock, 75. Er freut sich. Violinbogen. Der Violinbogen und der Scepter sind zwei ganz verschiedene Dinge. Violine. 1 Na de Vigelein lätt 't sich god danzen, säd' de Avkat, dor kreg he 'n Schinken. (Münster.) - Frommann, VI, 425, 16; Firmenich, I, 298, 32; für Oldenburg: Goldschmidt, 88; Hoefer, 28a; hochdeutsch bei Simrock, 10973. 2 Up de Vigelein lätt 't sich god spelen, säd' de Avkat, dor kreg he 'n Kalverbrad. - Hagen, 97, 7; Schlingmann, 53; Diermissen, 213; für Jever: Frommann, III, 38, 9; Peik, 196; Hoefer, 28. Frz.: Un broches fait plus qu'une lettre de recommandation. 3 Veglin spöälen kann ick ok, söä' de Baur, blot dat Fing'riren verstoah ick nich. - Schlingmann, 241. *4 Die erste Violine spielen. In einer Gesellschaft u. s. w. den Ton angeben, leiten, seine Butter immer oben schwimmen lassen. Holl.: Hij speelt de eerste viool. (Harrebomee, II, 383b.) *5 Es geht mit der Violine hinein und mit dem Basse heraus. (Westf.) Empfängniss - Geburt. *6 Man kann sehr leicht eine Violine an einer Eiche in Stücken schlagen. Holl.: Men kan wel eene viool teken eens eekenboom in stukken slaan. (Harrebomee, II, 384a.) Viper. 1 Eine Viper bringt keine Taube zur Welt. 2 Vipern erzeugen nur Vipern. Vir. 1 Ille est valde bonus vir, qui habet multum Silbergeschirr. - Parömiakon, 2397. 2 Ja, wenn der Todt kömpt herfür, holet er den Vir, vnd lest das Silbergeschirr. - Gsel, Biij. Virgel. * Da muss alles aufs Virgele hinaus. (Nürtingen.) D. i. aufs Komma. Virtus. 1 In medio consistit virtus, sagte der Teufel, und sass zwischen zwei alten Weibern. 2 Virtus in medio, sag' de Düwel, doa leip e tüsken twei Papen. (Westf.) [Spaltenumbruch] 3 Virtus in medio, sag de Düwel, doa satt 'e tüsken twe Kloppen1. (Westf.) 1) Geistliche Jungfern, Büsserinnen, von kloppen, klopfen, schlagen, weil sie sich geisseln. 4 Virtus in medio, sagte der Teufel, da ging er zwischen zwei Huren. - Hoefer, 1050. Vis a vis. Vis a vis ist besser als nahe bei. (Braunschweig.) Man hat einen unangenehmen, widerwärtigen, schlechten Menschen lieber gegenüber als zum Nachbar. Visipatenten. * Es sind Visipatenten. Diese Redensart steht schon im ersten Bande unter Fisematenten; ich habe geglaubt, sie auch in der vorstehenden Form aufführen zu müssen, da es bisjetzt noch nicht gelungen ist, eine ausreichende Erklärung dafür aufzufinden. Bei Waldis (IV, 3, 76) heisst es: "der Luther sagt und sein Scribenten, die geistlichkeit sei visipatenten, sey gar vnnütz vnd nichts werd, vergebens gott damit wird geehrt." Sandvoss (Sprichwörterlese, 132) führt auch noch eine Stelle aus Claws Bur (I, 7) an, wo es heisst: "Twelf kindern geve ik kleder unde scho; rekent, wat horen der vele bicht pennige to! Vorwar, wil min pastor unde averher (Oberherr) nicht gunnen, dat ik neme mer vor bichthoren und ander sacrament, so ist min pastorie visepetent und mach pipen sniden gahn unde late de kerke mit der capellen stan." Und ebenda S. 62: "Peter Paul u. s. w. unde dat olde testament ere tuechnisse sind nene visepetent." Sandvoss führt noch folgende Stelle aus Kirchhof's Wendvnmut an, die aber auch nicht weiter führt: "Auch hochmuht on gewisse rent ist ein lauter fisipotent, und nimpt, ehs mancher meint, ein end." Schliesslich stellt er noch die Vermuthung auf, ob vielleicht visa patentia gemeint sein könnten, und fragt, ob visum patens etwa in der Bedeutung eines obrigkeitlichen Empfehlbriefs nachzuweisen sei. Dann, meint er, hätte man diese von marktschreierischen Quacksalbern ausgehängte visa patentia überhaupt zur Bezeichnung des Unreellen und Nichtigen, dessen, was einen grossen Namen hat, ohne dass viel dahinter steckt, verwendet. Visir. *1 Einem mit offenem Visir begegnen. Holl.: Hij komt hem met open vizier te gemoet. (Harrebomee, II, 387a.) *2 Er naht ihm mit geschlossenem Visir. Holl.: Hij nadert hem met gesloten vizier. (Harrebomee, II, 387a.) Visirlich. * Visirlich wie ein Weidsack; auf welche Seite man greift, da findet man ein Loch. Visirwasser. * Das Visirwasser1 fehlt. 1) Schützenausdruck zur Bezeichnung geistiger Getränke. Ein guter Trunk soll den Blick klar machen, und ruhiges, sicheres Zielen bewirken. "Es war etwas kalt, was einen lebhaften Consum von Visirwasser zur Folge hatte." (Oderzeitung, 1867, Nr. 36.) Visitare. Visitare heisst: es bleibe, wie es ware. (Böhmen.) Sagt ein altes Sprichwort, den Erfolg bischöflicher Visitationen charakterisirend. Visite. 1 Wer will i d' Visite gu, muss di Kind und d' Hünd diheime lu. - Sutermeister, 147. *2 Sie hat ihre Visite. (Westf.) Von Frauen. Regel, mensis u. s. w. *3 Visiten schneiden. (Breslau.) Besuche machen. Visitenkarte. * Eine Visitenkarte beim lieben Gott abgeben. Eine Wohlthat üben. Der Ausdruck ist von H. Heine entlehnt, der sich dessen in Bezug auf sich selbst bediente, wenn er eine wohlthätige Handlung ausgeübt hatte. Visito. 1 Visito, visitas, et bleuf as et was. (Sauerland.) 2 Visito visitas, et blift alldag as et tovüren was. - Lyra, 183. Vispermusik. * Es ist Vispermusik. (S. Kropf 31.) - Sutermeister, 51. So viel wie Froschgequake. Vitus. 1 Je näher bei Veit, desto besser die Speit (Flachs). (Arnsberg.) - Boebel, 30. 2 Nach Vit geht die Gerste quitt. (Pommern.) - Boebel, 29. Später darf Gerste nicht gesäet werden. 3 O heiliger Vit, o regne nicht, damit es nicht an Gerst (Gras) gebricht. - Boebel, 29.
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Vinschgau. Aus dem Vinschgau kimmt koa guter Luft, geschweige denn Menschen. Soll die Behauptung etwa eine Art Entschuldigung für die Bewohner des Gaues in Betreff ihres Charakters sein? Vinschgauer. Der treueste Vinschgauer hot a Sack gestohlen. – Westermann, 25, 616. So sagen die Meraner, um die Vinschgauer, die für sehr lügnerisch gehalten werden, zu necken oder zu verspotten. Vinum. Ich weiss, dass vinum heisset Wein, das ist mein ganz Latein. Viole. 1 Frische Violen sind nicht immer zu holen. – Chaos, 791. 2 Lat violen sorgen! – Tappius, 110b; Körte, 6317. 3 Ole Viole (Veilchen) ruket nich mehr. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 233, 56; Eichwald, 1989; für Hannover: Schambach, II, 272. *4 Dat sünt ôle Violen, de rükt nich mêr. (Holst.) – Schütze, IV, 308; Diermissen, 27; hochdeutsch bei Simrock, 10972; Körte, 6317c. Von alten aufgewärmten Sachen. *5 Dat syn ôle Violen, davon hat meiner Grossmutter Sau schon hinterm Zaun gegrunzt. 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Vinschgau.
Aus dem Vinschgau kimmt koa guter Luft, geschweige denn Menschen.
Soll die Behauptung etwa eine Art Entschuldigung für die Bewohner des Gaues in Betreff ihres Charakters sein?
Vinschgauer.
Der treueste Vinschgauer hot a Sack gestohlen. – Westermann, 25, 616.
So sagen die Meraner, um die Vinschgauer, die für sehr lügnerisch gehalten werden, zu necken oder zu verspotten.
Vinum.
Ich weiss, dass vinum heisset Wein, das ist mein ganz Latein.
Viole.
1 Frische Violen sind nicht immer zu holen. – Chaos, 791.
2 Lat violen sorgen! – Tappius, 110b; Körte, 6317.
3 Ole Viole (Veilchen) ruket nich mehr. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 233, 56; Eichwald, 1989; für Hannover: Schambach, II, 272.
*4 Dat sünt ôle Violen, de rükt nich mêr. (Holst.) – Schütze, IV, 308; Diermissen, 27; hochdeutsch bei Simrock, 10972; Körte, 6317c.
Von alten aufgewärmten Sachen.
*5 Dat syn ôle Violen, davon hat meiner Grossmutter Sau schon hinterm Zaun gegrunzt.
Frz.: Parler des neiges d'antan.
*6 He lett Viol'n sorgen. – Eichwald, 1990.
Violen.
*1 Es violt ihm die Nase. – Hennig, 292; Frischbier2, 3928.
Von der gerötheten Nase des Trinkers.
*2 Ihm violt der Bart. – Frischbier2, 3928; Bock, 75.
Er freut sich.
Violinbogen.
Der Violinbogen und der Scepter sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Violine.
1 Nâ de Vigelîn lätt 't sich gôd danzen, säd' de Avkat, dôr krêg he 'n Schinken. (Münster.) – Frommann, VI, 425, 16; Firmenich, I, 298, 32; für Oldenburg: Goldschmidt, 88; Hoefer, 28a; hochdeutsch bei Simrock, 10973.
2 Up de Vigelîn lätt 't sich gôd spelen, säd' de Avkat, dôr krêg he 'n Kalverbrad. – Hagen, 97, 7; Schlingmann, 53; Diermissen, 213; für Jever: Frommann, III, 38, 9; Peik, 196; Hoefer, 28.
Frz.: Un broches fait plus qu'une lettre de recommandation.
3 Veglin spöälen kann ick ôk, söä' de Bûr, blot dat Fing'riren verstoah ick nich. – Schlingmann, 241.
*4 Die erste Violine spielen.
In einer Gesellschaft u. s. w. den Ton angeben, leiten, seine Butter immer oben schwimmen lassen.
Holl.: Hij speelt de eerste viool. (Harrebomée, II, 383b.)
*5 Es geht mit der Violine hinein und mit dem Basse heraus. (Westf.)
Empfängniss – Geburt.
*6 Man kann sehr leicht eine Violine an einer Eiche in Stücken schlagen.
Holl.: Men kan wel eene viool teken eens eekenboom in stukken slaan. (Harrebomée, II, 384a.)
Viper.
1 Eine Viper bringt keine Taube zur Welt.
2 Vipern erzeugen nur Vipern.
Vir.
1 Ille est valde bonus vir, qui habet multum Silbergeschirr. – Parömiakon, 2397.
2 Ja, wenn der Todt kömpt herfür, holet er den Vir, vnd lest das Silbergeschirr. – Gsel, Biij.
Virgel.
* Da muss alles aufs Virgele hinaus. (Nürtingen.)
D. i. aufs Komma.
Virtus.
1 In medio consistit virtus, sagte der Teufel, und sass zwischen zwei alten Weibern.
2 Virtus in medio, sag' de Düwel, doa léip e tüsken twei Papen. (Westf.)
3 Virtus in medio, sag de Düwel, doa satt 'e tüsken twê Kloppen1. (Westf.)
1) Geistliche Jungfern, Büsserinnen, von kloppen, klopfen, schlagen, weil sie sich geisseln.
4 Virtus in medio, sagte der Teufel, da ging er zwischen zwei Huren. – Hoefer, 1050.
Vis à vis.
Vis à vis ist besser als nahe bî. (Braunschweig.)
Man hat einen unangenehmen, widerwärtigen, schlechten Menschen lieber gegenüber als zum Nachbar.
Visipatenten.
* Es sind Visipatenten.
Diese Redensart steht schon im ersten Bande unter Fisematenten; ich habe geglaubt, sie auch in der vorstehenden Form aufführen zu müssen, da es bisjetzt noch nicht gelungen ist, eine ausreichende Erklärung dafür aufzufinden. Bei Waldis (IV, 3, 76) heisst es: „der Luther sagt und sein Scribenten, die geistlichkeit sei visipatenten, sey gar vnnütz vnd nichts werd, vergebens gott damit wird geehrt.“ Sandvoss (Sprichwörterlese, 132) führt auch noch eine Stelle aus Claws Bur (I, 7) an, wo es heisst: „Twelf kindern geve ik kleder unde scho; rekent, wat horen der vele bicht pennige to! Vorwar, wil min pastor unde averher (Oberherr) nicht gunnen, dat ik neme mer vor bichthoren und ander sacrament, so ist min pastorie visepetent und mach pipen sniden gahn unde late de kerke mit der capellen stan.“ Und ebenda S. 62: „Peter Paul u. s. w. unde dat olde testament ere tuechnisse sind nene visepetent.“ Sandvoss führt noch folgende Stelle aus Kirchhof's Wendvnmut an, die aber auch nicht weiter führt: „Auch hochmuht on gewisse rent ist ein lauter fisipotent, und nimpt, ehs mancher meint, ein end.“ Schliesslich stellt er noch die Vermuthung auf, ob vielleicht visa patentia gemeint sein könnten, und fragt, ob visum patens etwa in der Bedeutung eines obrigkeitlichen Empfehlbriefs nachzuweisen sei. Dann, meint er, hätte man diese von marktschreierischen Quacksalbern ausgehängte visa patentia überhaupt zur Bezeichnung des Unreellen und Nichtigen, dessen, was einen grossen Namen hat, ohne dass viel dahinter steckt, verwendet.
Visir.
*1 Einem mit offenem Visir begegnen.
Holl.: Hij komt hem met open vizier te gemoet. (Harrebomée, II, 387a.)
*2 Er naht ihm mit geschlossenem Visir.
Holl.: Hij nadert hem met gesloten vizier. (Harrebomée, II, 387a.)
Visirlich.
* Visirlich wie ein Weidsack; auf welche Seite man greift, da findet man ein Loch.
Visirwasser.
* Das Visirwasser1 fehlt.
1) Schützenausdruck zur Bezeichnung geistiger Getränke. Ein guter Trunk soll den Blick klar machen, und ruhiges, sicheres Zielen bewirken. „Es war etwas kalt, was einen lebhaften Consum von Visirwasser zur Folge hatte.“ (Oderzeitung, 1867, Nr. 36.)
Visitare.
Visitare heisst: es bleibe, wie es ware. (Böhmen.)
Sagt ein altes Sprichwort, den Erfolg bischöflicher Visitationen charakterisirend.
Visite.
1 Wer will i d' Visite gu, muss di Kind und d' Hünd diheime lu. – Sutermeister, 147.
*2 Sie hat ihre Visite. (Westf.)
Von Frauen. Regel, mensis u. s. w.
*3 Visiten schneiden. (Breslau.)
Besuche machen.
Visitenkarte.
* Eine Visitenkarte beim lieben Gott abgeben.
Eine Wohlthat üben. Der Ausdruck ist von H. Heine entlehnt, der sich dessen in Bezug auf sich selbst bediente, wenn er eine wohlthätige Handlung ausgeübt hatte.
Visito.
1 Visito, visitas, et bléuf as et was. (Sauerland.)
2 Visito visitas, et blift alldag as et tovüren was. – Lyra, 183.
Vispermusik.
* Es ist Vispermusik. (S. Kropf 31.) – Sutermeister, 51.
So viel wie Froschgequake.
Vitus.
1 Je näher bei Vît, desto besser die Spît (Flachs). (Arnsberg.) – Boebel, 30.
2 Nach Vit geht die Gerste quitt. (Pommern.) – Boebel, 29.
Später darf Gerste nicht gesäet werden.
3 O heiliger Vit, o regne nicht, damit es nicht an Gerst (Gras) gebricht. – Boebel, 29.
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