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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 149 Wer sich den Verstand nicht selbst nimmt, dem werden die andern keinen geben. (Lit.)

150 Wer Verstand hat, dem ist gut predigen.

Holl.: Het is goed preken, daar het volk verstand heeft. (Harrebomee, II, 372b.)

151 Wer Verstand sucht bei den Thoren, der hat seine Mühe verloren.

Holl.: Men kan verstand en wijsheid trekken van kwaden, van goeden, van wijzen, van gekken. (Harrebomee, II, 373b.)

152 Wie der Verstand, so die Seligkeit. - Frischbier2, 4318.

Poln.: Jaki rozum, takie zbawienie.

153 Wie Verstand, so Gewand (Land).

154 Wie Verstand, so Rede.

Poln.: Jaki rozum taku gwara. (Lompa, 12.)

155 Wo der Verstand aufhört, fängt das Glück an.

Dän.: Der forstanden slipper, tager lykken ved. (Prov. dan., 404.)

156 Wo ein verstandt ist, der birget sich nicht, er bricht herauss. - Agricola I, 287; Petri, II, 803; Lehmann, II, 825, 3; Simrock, 10924.

Holl.: Waar een verstand is, dat bergt zich niet, het breekt uit. (Harrebomee, II, 374a.)

Lat.: Ingenium non latet. - Ingenium non tegitur cultu (Simia non unquam mores deponit avitos, sit licet in Tyria conspicienda toga). (Glandorp, II, 292.) - Ingenium non vult abdi nescitque latere: Exiliens, vires pandit amatque suas. (Glandorp, 60, 74.)

157 Wo kein Verstand inne sit, da geit ak kein herut. - Schambach, II, 604.

Worin (in wem) kein Verstand sitzt, da (aus dem) kommt auch keiner heraus.

158 Wo kein Verstand innen ist, kann man auch keinen hineinbringen.

159 Wo kein Verstand ist, da hört das Reden auf.

160 Wo Verstand ist, da braucht es nicht viel Worte.

In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Züm S'echel (Verstand) brauch män kein Möjchel (Verkleinerungsform von Mojech = Gehirn). Vielleicht in dem Sinne, in dem man den Speck nicht mit Butter bestreicht.

Holl.: Een goed verstaander heeft maar een half woord noodig. (Harrebomee, II, 373a.)

161 Wo Verstand nicht Mode ist, da lacht man den Weisesten aus. - Sprichwörtergarten, 452; Dove, 668.

" ... Du suchest den Menschensinn umsonst mit der Laterne, denn zeigt er sich auch nur von Ferne, so eilen Kutten und Kaputzen der heiligen Verfinsterung zum Nutzen, zum dümmsten Glauben ihn zustutzen." (Seume.)

162 Wo Verstand und Herz zugleich sich regen, bringt der Fleiss Erstaunliches zuwegen. - Wunderlich, 2.

163 Wo vom Verstand wenig Fünkel, da ist viel Thorheit und Dünkel.

164 Wo wenig verstandt, da ist gross glück. - Petri, II, 818; Gruter, I, 86; Lehmann, 531, 34; Egenolff, 299a; Braun, I, 4762; Körte, 6277.

Auch oft gross Unglück. "Denn das glück ist weisser Leut abgesagter feind."

Dän.: Hvor der er liden forstand er lykke, lykken er de viisas fiende. (Prov. dan., 401.)

Holl.: Waar wenig verstand is, daar is veel geluk. (Harrebomee, II, 374a.)

165 Zu viel Verstand haben, heisst, nicht genug haben. - Cibot, 178.

*166 De hett 'n hüpen Verstand, he hett 'n dicken Neers. - Hauskalender, IV.

*167 Den hat sein Verstand zum Narren gemacht.

Böhm.: Lide i pro rozum prichazeji o rozum. (Celakovsky, 208.)

*168 Den kömmt de Verstand as den Oss de Melk. (Deutz.)

*169 Der hat keinen Verstoss (Verstand) mi. - Birlinger, 1068.

*170 Der hat seinen Verstand im Ellenbogen. (Unterbettringen.) - Birlinger, 1067.

Holl.: Hij heeft een goed verstand, maar het ligt wat laag (of: het wil er niet uit). - Hij heeft een goed verstand, maar het zit wat diep. (Harrebomee, II, 373b.)

*171 Der hat seinen Verstand in den Hörnern.

*172 Der hat seinen Verstand in der Kniescheibe. (Troppau.)

Holl.: Het verstand is hem in de knien gezakt. - Zijn verstand zit hem in de hielen. (Harrebomee, II, 373b u. 374.)

[Spaltenumbruch] *173 Er gebraucht seinen Verstand so oft, wie der Bettler die Goldwage. - Winckler, IX, 24.

Lat.: Tuo tibi judicio est utendum. (Chaos, 949.)

*174 Er hält mit seinem Verstande Ausverkauf.

It.: Tal vende il senno a ritaglio ch' haverebbe bisogna di comprarlo in grosso. (Pazzaglia, 395, 6.)

*175 Er hat den Verstand aufgefressen bis auf die Deckel.

Böhm.: Snedl rozum az po dest'ky. (Celakovsky, 548.)

*176 Er hat den Verstand einer Henne.

Die Hühner haben die Eigenheit, in ihren Genisten von einer niedern Sitzstange gern auf eine höhere zu fliegen, bis es endlich wol kommt, dass sie keinen Haltpunkt über sich finden und dann herunterfallen.

Böhm.: Slepiciho mozku clovek. (Celakovsky, 563.)

*177 Er hat einen blinkenden (glänzenden, klingenden) Verstand.

Ist ein reicher Mann.

Holl.: Hij heeft een klinkend verstand. (Harrebomee, II, 373b.)

*178 Er hat einen hausbackenen Verstand.

*179 Er hat mehr Verstand im kleinen Finger, als sie im Kopfe (oder: als der andere im ganzen Leibe).

Böhm.: Vize ma rozumu v pate, nez ty v hlave. (Celakovsky, 517.)

Holl.: De een is wijzer in zijn' pink, dan de ander in zijn gansche lijf. (Harrebomee, II, 463b.)

*180 Er hat nicht so viel Verstand, eine Heerde Gänse zu zählen und macht sich zum Wächter der Seelen.

Dän.: Mangen har knap saa megen forstand som behöves for sig og sit huus, og regierer dog vel et heelt land. (Prov. dan., 185.)

*181 Er hat nicht so viel Verstand, um einen Esel von einem Schwan zu unterscheiden. - Winckler, XV, 85.

*182 Er hat nicht so viel Verstand wie eine geschlachtete Gans.

"Verstand besoass a, menner Seele, su viel, wi an geschlachte Gons." (K. E. Bertermann, Gedichte, Hirschberg 1876, 4. Aufl.) Die Hälfte dieser Gedichte sind in der schlesischen Mundart des hirschberger Kreises geschrieben. So viel mir bekannt, ist es die einzige in dieser Mundart erschienene Sammlung; und ich will, da diese Mundart meine heimatliche ist, nur noch bemerken, dass sie im Druck ziemlich treu wiedergegeben erscheint; nur ist überall ü gedruckt, wo i gesprochen wird. Diese Mundart kennt kein ü; man spricht veribelt (auch veriewelt), gegreibelt, Gritze u. s. w., aber nicht verübelt, gegrübelt, Grütze. - Wenn man in Aegypten einen wegen seines geringen Verstandes verspotten will, so sagt man: Nimm seinen Verstand und lege ihn in den Korb, den du auf dem Rücken hast. (Burckhardt, 244.) Es ist hier ein kleiner Korb gemeint, den die armen Nubier auf dem Rücken tragen, wenn sie in die Stadt gehen, und worin sie ihren dürftigen Mund- und Kleidervorrath bewahren.

*183 Er hat seinen Verstand in der Tasche (Börse).

Holl.: Hij heeft het verstand in den zak. (Harrebomee, II, 373b.)

*184 Er hat seinen Verstand in Hypothekenbriefen angelegt.

Im Grundbuch eingetragen. Er meint, er habe nicht nöthig, etwas zu lernen, etwas Nützliches zu thun, da sein Vater reich sei und auf viele Grundstücke Geld geliehen habe.

Böhm.: Ma na rozum zapisy. (Celakovsky, 568.)

*185 Er hat seinen Verstand mit eingepackt. - Tendlau, 173.

*186 Er hat so viel Verstand, eine Mücke führt ihn auf dem Schwanze über den Rhein.

In Warschau sagt man jüdisch-deutsch von einer sehr beschränkten weiblichen Person: Sie hot S'echel (Verstand) vün a Bass-Kohjen. Nämlich einer Priestertochter, die nach 3 Mos. 21, 9, wenn sie anfängt sich zu entweihen, gesteinigt werden soll. Sie versteht nicht mehr, dann als Frau ihren Ehepflichten zu genügen. In demselben Sinne wird auch die jüdisch-deutsche Redensart gebraucht: Sie hot Küh-S'echel (Kuhverstand). (Tendlau, 123.) Mit Anspielung auf eine Stelle in der Bibel (3 Mos. 21, 9), wo es heisst: "Wenn die Tochter eines Priesters anfangen wird, Hurerei zu treiben" u. s. w. die letzten Worte heissen hebräisch Kei s'echel, daher Kuhverstand.

*187 Er hat (nicht) so viel Verstand wie ein krummes Kuhhorn.

Frz.: Il a l'esprit talons. (Lendroy, 1390.)

Lat.: Hoc est regnare, nolle regnare cum possis. - Non probatur multum sapiens, qui sapiendi modum ignorat. (Chaos, 361 u. 823.)

[Spaltenumbruch] 149 Wer sich den Verstand nicht selbst nimmt, dem werden die andern keinen geben. (Lit.)

150 Wer Verstand hat, dem ist gut predigen.

Holl.: Het is goed preken, daar het volk verstand heeft. (Harrebomée, II, 372b.)

151 Wer Verstand sucht bei den Thoren, der hat seine Mühe verloren.

Holl.: Men kan verstand en wijsheid trekken van kwaden, van goeden, van wijzen, van gekken. (Harrebomée, II, 373b.)

152 Wie der Verstand, so die Seligkeit.Frischbier2, 4318.

Poln.: Jaki rozum, takie zbawienie.

153 Wie Verstand, so Gewand (Land).

154 Wie Verstand, so Rede.

Poln.: Jaki rozum taku gwara. (Lompa, 12.)

155 Wo der Verstand aufhört, fängt das Glück an.

Dän.: Der forstanden slipper, tager lykken ved. (Prov. dan., 404.)

156 Wo ein verstandt ist, der birget sich nicht, er bricht herauss.Agricola I, 287; Petri, II, 803; Lehmann, II, 825, 3; Simrock, 10924.

Holl.: Waar een verstand is, dat bergt zich niet, het breekt uit. (Harrebomée, II, 374a.)

Lat.: Ingenium non latet. – Ingenium non tegitur cultu (Simia non unquam mores deponit avitos, sit licet in Tyria conspicienda toga). (Glandorp, II, 292.) – Ingenium non vult abdi nescitque latere: Exiliens, vires pandit amatque suas. (Glandorp, 60, 74.)

157 Wo kein Verstand inne sit, da geit âk kein herut.Schambach, II, 604.

Worin (in wem) kein Verstand sitzt, da (aus dem) kommt auch keiner heraus.

158 Wo kein Verstand innen ist, kann man auch keinen hineinbringen.

159 Wo kein Verstand ist, da hört das Reden auf.

160 Wo Verstand ist, da braucht es nicht viel Worte.

In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Züm S'echel (Verstand) brauch män kein Möjchel (Verkleinerungsform von Mojech = Gehirn). Vielleicht in dem Sinne, in dem man den Speck nicht mit Butter bestreicht.

Holl.: Een goed verstaander heeft maar een half woord noodig. (Harrebomée, II, 373a.)

161 Wo Verstand nicht Mode ist, da lacht man den Weisesten aus.Sprichwörtergarten, 452; Dove, 668.

„ ... Du suchest den Menschensinn umsonst mit der Laterne, denn zeigt er sich auch nur von Ferne, so eilen Kutten und Kaputzen der heiligen Verfinsterung zum Nutzen, zum dümmsten Glauben ihn zustutzen.“ (Seume.)

162 Wo Verstand und Herz zugleich sich regen, bringt der Fleiss Erstaunliches zuwegen.Wunderlich, 2.

163 Wo vom Verstand wenig Fünkel, da ist viel Thorheit und Dünkel.

164 Wo wenig verstandt, da ist gross glück.Petri, II, 818; Gruter, I, 86; Lehmann, 531, 34; Egenolff, 299a; Braun, I, 4762; Körte, 6277.

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Holl.: Waar wenig verstand is, daar is veel geluk. (Harrebomée, II, 374a.)

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*166 De hett 'n hüpen Verstand, he hett 'n dicken Neers.Hauskalender, IV.

*167 Den hat sein Verstand zum Narren gemacht.

Böhm.: Lidé i pro rozum přicházejí o rozum. (Čelakovsky, 208.)

*168 Den kömmt de Verstand as den Oss de Melk. (Deutz.)

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Holl.: Hij heeft een goed verstand, maar het ligt wat laag (of: het wil er niet uit). – Hij heeft een goed verstand, maar het zit wat diep. (Harrebomée, II, 373b.)

*171 Der hat seinen Verstand in den Hörnern.

*172 Der hat seinen Verstand in der Kniescheibe. (Troppau.)

Holl.: Het verstand is hem in de kniën gezakt. – Zijn verstand zit hem in de hielen. (Harrebomée, II, 373b u. 374.)

[Spaltenumbruch] *173 Er gebraucht seinen Verstand so oft, wie der Bettler die Goldwage.Winckler, IX, 24.

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*175 Er hat den Verstand aufgefressen bis auf die Deckel.

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Böhm.: Slepičího mozku človĕk. (Čelakovsky, 563.)

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Böhm.: Víze má rozumu v patĕ, než ty v hlavĕ. (Čelakovsky, 517.)

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*182 Er hat nicht so viel Verstand wie eine geschlachtete Gans.

„Verstand besoass a, menner Seele, su viel, wi an geschlachte Gons.“ (K. E. Bertermann, Gedichte, Hirschberg 1876, 4. Aufl.) Die Hälfte dieser Gedichte sind in der schlesischen Mundart des hirschberger Kreises geschrieben. So viel mir bekannt, ist es die einzige in dieser Mundart erschienene Sammlung; und ich will, da diese Mundart meine heimatliche ist, nur noch bemerken, dass sie im Druck ziemlich treu wiedergegeben erscheint; nur ist überall ü gedruckt, wo i gesprochen wird. Diese Mundart kennt kein ü; man spricht veribelt (auch veriewelt), gegrîbelt, Gritze u. s. w., aber nicht verübelt, gegrübelt, Grütze. – Wenn man in Aegypten einen wegen seines geringen Verstandes verspotten will, so sagt man: Nimm seinen Verstand und lege ihn in den Korb, den du auf dem Rücken hast. (Burckhardt, 244.) Es ist hier ein kleiner Korb gemeint, den die armen Nubier auf dem Rücken tragen, wenn sie in die Stadt gehen, und worin sie ihren dürftigen Mund- und Kleidervorrath bewahren.

*183 Er hat seinen Verstand in der Tasche (Börse).

Holl.: Hij heeft het verstand in den zak. (Harrebomée, II, 373b.)

*184 Er hat seinen Verstand in Hypothekenbriefen angelegt.

Im Grundbuch eingetragen. Er meint, er habe nicht nöthig, etwas zu lernen, etwas Nützliches zu thun, da sein Vater reich sei und auf viele Grundstücke Geld geliehen habe.

Böhm.: Má na rozum zápisy. (Čelakovsky, 568.)

*185 Er hat seinen Verstand mit eingepackt.Tendlau, 173.

*186 Er hat so viel Verstand, eine Mücke führt ihn auf dem Schwanze über den Rhein.

In Warschau sagt man jüdisch-deutsch von einer sehr beschränkten weiblichen Person: Sie hot S'echel (Verstand) vün a Bass-Kohjen. Nämlich einer Priestertochter, die nach 3 Mos. 21, 9, wenn sie anfängt sich zu entweihen, gesteinigt werden soll. Sie versteht nicht mehr, dann als Frau ihren Ehepflichten zu genügen. In demselben Sinne wird auch die jüdisch-deutsche Redensart gebraucht: Sie hot Küh-S'echel (Kuhverstand). (Tendlau, 123.) Mit Anspielung auf eine Stelle in der Bibel (3 Mos. 21, 9), wo es heisst: „Wenn die Tochter eines Priesters anfangen wird, Hurerei zu treiben“ u. s. w. die letzten Worte heissen hebräisch Kî s'echel, daher Kuhverstand.

*187 Er hat (nicht) so viel Verstand wie ein krummes Kuhhorn.

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[[802]/0808] 149 Wer sich den Verstand nicht selbst nimmt, dem werden die andern keinen geben. (Lit.) 150 Wer Verstand hat, dem ist gut predigen. Holl.: Het is goed preken, daar het volk verstand heeft. (Harrebomée, II, 372b.) 151 Wer Verstand sucht bei den Thoren, der hat seine Mühe verloren. Holl.: Men kan verstand en wijsheid trekken van kwaden, van goeden, van wijzen, van gekken. (Harrebomée, II, 373b.) 152 Wie der Verstand, so die Seligkeit. – Frischbier2, 4318. Poln.: Jaki rozum, takie zbawienie. 153 Wie Verstand, so Gewand (Land). 154 Wie Verstand, so Rede. Poln.: Jaki rozum taku gwara. (Lompa, 12.) 155 Wo der Verstand aufhört, fängt das Glück an. Dän.: Der forstanden slipper, tager lykken ved. (Prov. dan., 404.) 156 Wo ein verstandt ist, der birget sich nicht, er bricht herauss. – Agricola I, 287; Petri, II, 803; Lehmann, II, 825, 3; Simrock, 10924. Holl.: Waar een verstand is, dat bergt zich niet, het breekt uit. (Harrebomée, II, 374a.) Lat.: Ingenium non latet. – Ingenium non tegitur cultu (Simia non unquam mores deponit avitos, sit licet in Tyria conspicienda toga). (Glandorp, II, 292.) – Ingenium non vult abdi nescitque latere: Exiliens, vires pandit amatque suas. (Glandorp, 60, 74.) 157 Wo kein Verstand inne sit, da geit âk kein herut. – Schambach, II, 604. Worin (in wem) kein Verstand sitzt, da (aus dem) kommt auch keiner heraus. 158 Wo kein Verstand innen ist, kann man auch keinen hineinbringen. 159 Wo kein Verstand ist, da hört das Reden auf. 160 Wo Verstand ist, da braucht es nicht viel Worte. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Züm S'echel (Verstand) brauch män kein Möjchel (Verkleinerungsform von Mojech = Gehirn). Vielleicht in dem Sinne, in dem man den Speck nicht mit Butter bestreicht. Holl.: Een goed verstaander heeft maar een half woord noodig. (Harrebomée, II, 373a.) 161 Wo Verstand nicht Mode ist, da lacht man den Weisesten aus. – Sprichwörtergarten, 452; Dove, 668. „ ... Du suchest den Menschensinn umsonst mit der Laterne, denn zeigt er sich auch nur von Ferne, so eilen Kutten und Kaputzen der heiligen Verfinsterung zum Nutzen, zum dümmsten Glauben ihn zustutzen.“ (Seume.) 162 Wo Verstand und Herz zugleich sich regen, bringt der Fleiss Erstaunliches zuwegen. – Wunderlich, 2. 163 Wo vom Verstand wenig Fünkel, da ist viel Thorheit und Dünkel. 164 Wo wenig verstandt, da ist gross glück. – Petri, II, 818; Gruter, I, 86; Lehmann, 531, 34; Egenolff, 299a; Braun, I, 4762; Körte, 6277. Auch oft gross Unglück. „Denn das glück ist weisser Leut abgesagter feind.“ Dän.: Hvor der er liden forstand er lykke, lykken er de viisas fiende. (Prov. dan., 401.) Holl.: Waar wenig verstand is, daar is veel geluk. (Harrebomée, II, 374a.) 165 Zu viel Verstand haben, heisst, nicht genug haben. – Cibot, 178. *166 De hett 'n hüpen Verstand, he hett 'n dicken Neers. – Hauskalender, IV. *167 Den hat sein Verstand zum Narren gemacht. Böhm.: Lidé i pro rozum přicházejí o rozum. (Čelakovsky, 208.) *168 Den kömmt de Verstand as den Oss de Melk. (Deutz.) *169 Der hat keinen Verstoss (Verstand) mi. – Birlinger, 1068. *170 Der hat seinen Verstand im Ellenbogen. (Unterbettringen.) – Birlinger, 1067. Holl.: Hij heeft een goed verstand, maar het ligt wat laag (of: het wil er niet uit). – Hij heeft een goed verstand, maar het zit wat diep. (Harrebomée, II, 373b.) *171 Der hat seinen Verstand in den Hörnern. *172 Der hat seinen Verstand in der Kniescheibe. (Troppau.) Holl.: Het verstand is hem in de kniën gezakt. – Zijn verstand zit hem in de hielen. (Harrebomée, II, 373b u. 374.) *173 Er gebraucht seinen Verstand so oft, wie der Bettler die Goldwage. – Winckler, IX, 24. Lat.: Tuo tibi judicio est utendum. (Chaos, 949.) *174 Er hält mit seinem Verstande Ausverkauf. It.: Tal vende il senno a ritaglio ch' haverebbe bisogna di comprarlo in grosso. (Pazzaglia, 395, 6.) *175 Er hat den Verstand aufgefressen bis auf die Deckel. Böhm.: Snĕdl rozum až po dešt'ky. (Čelakovsky, 548.) *176 Er hat den Verstand einer Henne. Die Hühner haben die Eigenheit, in ihren Genisten von einer niedern Sitzstange gern auf eine höhere zu fliegen, bis es endlich wol kommt, dass sie keinen Haltpunkt über sich finden und dann herunterfallen. Böhm.: Slepičího mozku človĕk. (Čelakovsky, 563.) *177 Er hat einen blinkenden (glänzenden, klingenden) Verstand. Ist ein reicher Mann. Holl.: Hij heeft een klinkend verstand. (Harrebomée, II, 373b.) *178 Er hat einen hausbackenen Verstand. *179 Er hat mehr Verstand im kleinen Finger, als sie im Kopfe (oder: als der andere im ganzen Leibe). Böhm.: Víze má rozumu v patĕ, než ty v hlavĕ. (Čelakovsky, 517.) Holl.: De een is wijzer in zijn' pink, dan de ander in zijn gansche lijf. (Harrebomée, II, 463b.) *180 Er hat nicht so viel Verstand, eine Heerde Gänse zu zählen und macht sich zum Wächter der Seelen. Dän.: Mangen har knap saa megen forstand som behøves for sig og sit huus, og regierer dog vel et heelt land. (Prov. dan., 185.) *181 Er hat nicht so viel Verstand, um einen Esel von einem Schwan zu unterscheiden. – Winckler, XV, 85. *182 Er hat nicht so viel Verstand wie eine geschlachtete Gans. „Verstand besoass a, menner Seele, su viel, wi an geschlachte Gons.“ (K. E. Bertermann, Gedichte, Hirschberg 1876, 4. Aufl.) Die Hälfte dieser Gedichte sind in der schlesischen Mundart des hirschberger Kreises geschrieben. So viel mir bekannt, ist es die einzige in dieser Mundart erschienene Sammlung; und ich will, da diese Mundart meine heimatliche ist, nur noch bemerken, dass sie im Druck ziemlich treu wiedergegeben erscheint; nur ist überall ü gedruckt, wo i gesprochen wird. Diese Mundart kennt kein ü; man spricht veribelt (auch veriewelt), gegrîbelt, Gritze u. s. w., aber nicht verübelt, gegrübelt, Grütze. – Wenn man in Aegypten einen wegen seines geringen Verstandes verspotten will, so sagt man: Nimm seinen Verstand und lege ihn in den Korb, den du auf dem Rücken hast. (Burckhardt, 244.) Es ist hier ein kleiner Korb gemeint, den die armen Nubier auf dem Rücken tragen, wenn sie in die Stadt gehen, und worin sie ihren dürftigen Mund- und Kleidervorrath bewahren. *183 Er hat seinen Verstand in der Tasche (Börse). Holl.: Hij heeft het verstand in den zak. (Harrebomée, II, 373b.) *184 Er hat seinen Verstand in Hypothekenbriefen angelegt. Im Grundbuch eingetragen. Er meint, er habe nicht nöthig, etwas zu lernen, etwas Nützliches zu thun, da sein Vater reich sei und auf viele Grundstücke Geld geliehen habe. Böhm.: Má na rozum zápisy. (Čelakovsky, 568.) *185 Er hat seinen Verstand mit eingepackt. – Tendlau, 173. *186 Er hat so viel Verstand, eine Mücke führt ihn auf dem Schwanze über den Rhein. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch von einer sehr beschränkten weiblichen Person: Sie hot S'echel (Verstand) vün a Bass-Kohjen. Nämlich einer Priestertochter, die nach 3 Mos. 21, 9, wenn sie anfängt sich zu entweihen, gesteinigt werden soll. Sie versteht nicht mehr, dann als Frau ihren Ehepflichten zu genügen. In demselben Sinne wird auch die jüdisch-deutsche Redensart gebraucht: Sie hot Küh-S'echel (Kuhverstand). (Tendlau, 123.) Mit Anspielung auf eine Stelle in der Bibel (3 Mos. 21, 9), wo es heisst: „Wenn die Tochter eines Priesters anfangen wird, Hurerei zu treiben“ u. s. w. die letzten Worte heissen hebräisch Kî s'echel, daher Kuhverstand. *187 Er hat (nicht) so viel Verstand wie ein krummes Kuhhorn. Frz.: Il a l'esprit talons. (Lendroy, 1390.) Lat.: Hoc est regnare, nolle regnare cum possis. – Non probatur multum sapiens, qui sapiendi modum ignorat. (Chaos, 361 u. 823.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [802]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/808>, abgerufen am 27.11.2024.