Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Verspielen. 1 Es verspielt einer offt mit guten Karten. - Lehmann, 724, 17; Simrock, 1097; Eiselein, 619. 2 Man kann in einer Stunde verspielen, was man zeitlebens nimmer gewinnt. 3 Verspielen ist auch spielen. Lat.: Incaute ludere est etiam ludere. (Gaal, 1606.) 4 Wer verspielet Wamms und Hosen, kann alsdann hinterm Ofen dosen. - Sutor, 299. 5 Wer verspielt, der verspielt die Ewigkeit. - Parömiakon, 1393. 6 Wer verspielt die Zeit, der verspielt die Ewigkeit. - Parömiakon, 139. 7 Wer verspielt, kann auch wieder gewinnen. Frz.: A beau jeu, beau retour. (Kritzinger, 388b.) *8 Es ist verspielt. - Franck, II, 21b. *9 He verspelt Kopp un Kragen. (Holst.) - Schütze, IV, 164. Verspieler. Der Verspieler hofft, bis er nichts mehr hat. Lat.: Si crebro jacias aliud alias jeceris. (Sutor, 298.) Verspitzen. * Er verspitzt sich darauf, wie auf ein Stück Kuchen. Man "verspitzt" sich in Schlesien auf etwas Angenehmes, auf einen Genuss, den man erwartet. Die Kinder verspitzen sich auf ein Stück Kuchen, auf Pfeffernüsse, welche ihnen die Mutter u. s. w., aus der Stadt oder vom Jahrmarkt mitbringen werde, auf ein in Aussicht stehendes Vergnügen, auf einen Spaziergang u. s. w. Holl.: Men zou erop verlieven, als een boer op een' bockweiten kock. (Harrebomee, I, 427a.) Verspotten. 1 Man soll nicht verspotten den lahmen Mann, wenn man selber nur hinken kann. It.: Mai di niun uomo fatti beffe. 2 Verspotte keinen mit kurzem und dünnem Barte, so lange du unbärtig bist. - Burckhardt, 601. Versprechen (Subst.). 1 Das Versprechen der Nacht ist mit Butter bestrichen, welche zergeht, wenn der Tag darauf scheint. 2 Das Versprechen füllt den Magen nicht. - Mayer, II, 182; Chaos, 698. 3 Ein süss Versprechen ist ein Leckerbissen für Thoren. Lat.: Demulcet multum dulcis promissio stultum. (Reuterdahl, 240.) 4 Es wiegt nichts leichter als ein Versprechen. - Simrock, 10918. 5 Niemand kann sich von seinem Versprechen lossagen. - Graf, 229, 51. Wer eine Verbindlichkeit eingegangen ist, muss sie erfüllen. "Ock mag nemandt von seinem Löfft affsegen." (Thorsen, II, 62, 2, 147.) 6 Versprechen muss man halten. It.: Molti spesso dicono cio che non hanno volanta di fare. (Pazzaglia, 92, 2.) Lat.: Omne promissum cadit in debitum. (Frisius, 309.) 7 Versprechen muss man nicht brechen. - Simrock, 10913. 8 Versprechen sind allzeit guten Kaufs, es mangelt nur am Gewähren. 9 Wenn sein Versprechen Brücken wären, so könnte niemand sicher darüber gehen. Lat.: Bene promittis multa ex multis omnia incassum cadunt. (Chaos, 698.) 10 Wer sein Versprechen hält, bereichert sich. Frz.: Qui s'acquitte, s'enrichit. (Kritzinger, 33a.) 11 Wer viel Versprechen säet, erntet viel Reue. *12 Das Versprechen halten, wenn der Esel seine Ohren leckt. - Chaos, 699. *13 Er bleibt bei seinem Versprechen, wie der Hase bei der Trommel. *14 Er denkt so viel an sein Versprechen, wie an sein erstes Hemd und an das Kind, das noch soll geboren werden. *15 Er hält sein Versprechen wie der Hund die Fasten. [Spaltenumbruch] *16 Er steht auf seinem Versprechen, wie der Hase bei der Trommel. Frz.: Ferme en promesses comme le lievre au tambour. (Kritzinger, 309a.) Versprechen (Verb.). 1 Auf blosses Versprechen ist wenig zu rech(n)en. 2 Die am meisten versprechen, haben (pflegen) am wenigsten (zu halten). Frz.: Grand prometteur, petit donneur. (Prov. dan., 394.) Holl.: Groote belovers, slechte betalers. (Harrebomee, I, 46.) Lat.: Largissimi promissores, vanissimi exhibitores. (Philippi, I, 220; Seybold, 272.) 3 Es ist nicht alles versprochen, was täglich auf dem Markte verkündigt wird. - Körte2, 7881. 4 Es soll sich niemand versprechen, dann Nasen abbeissen vnd Elenbogen küssen. - Gruter, III, 36; Lehmann, II, 159, 189. 5 Es verspricht mancher goldene Berge und hat keine bleiernen. Poln.: Nie jeden obiecuje zlote gory a olowianych nema. (Lompa, 22.) 6 Es verspricht mancher in der Noth und hält nicht bis zum Tod. Schwed.: Mangen lofwar i nöd och haller icke för sin död. (Grubb, 465.) 7 Es wird mehr versprochen als gegeben. Die Türken: Würde alles gegeben, was man verspricht, so gäbe es keine Bettler mehr, sie würden alle Könige. (Nordmann.) 8 Et äs gor schwer verschprechen uch halden. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 996. 9 Et äs laichter verschpreche wä hälden. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 646. Schwed.: Lofwa är lättare än halla. (Grubb, 465.) 10 Et verspricket sick woll de Pastore up der Kanzel. (Waldeck.) - Curtze, 358. It.: Anche il predicatore erra nella predica. - Egli erra il preto all' altare. 11 Ham kaan ham gaauer ferspreeken üüs ferwerke. (Amrum.) - Haupt, VIII, 363, 199. Man kann sich geschwinder versprechen als verarbeiten. 12 Hinterruck mich mancher verspricht, wer ich zugegen, er thet es nicht. - Loci comm.; Nopitsch, 205; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1854, S. 270. Lat.: Dicitur absente me quod non me residente. (Fallersleben, 1.) 13 Langsam versprechen und treu halten gibt guten Credit. Frz.: A promettre ne sois trop chaud, car tenir la promesse il faut. (Kritzinger, 567b.) Schwed.: Sparlig lofva och rundelig halla gjör god Credit. (Grubb, 754.) 14 Leicht versprochen, leicht gebrochen. 15 Lieber nicht versprechen als gegeben Wort brechen. Böhm.: Radej neslibovati, nez slovu nedostati. (Celakovsky, 346.) 16 Man muss nicht mehr versprechen als man halten kann. Frz.: Ce n'est pas tout de promettre, il faut tenir. (Gaal, 1608.) - Il ne faut pas promettre plus de beurre que du fromage. Lat.: Est ut quisque potis iter implere amabile votis. (Reuterdahl, 282.) - Ne temere promitte. (Ovid.) (Binder II, 2011.) - Plura ne promiseris quam praestare queas. ( Egeria, 220; Seybold, 444.) 17 Man muss nicht versprechen, was man nicht gewähren (halten) kann. Böhm.: Ceho nemas neslibuj. (Celakovsky, 93.) 18 Man muss niemand versprechen, was man nicht geben will. Dän.: Lov ei bort der du ei vilt give. (Prov. dan., 391.) 19 Man soll nicht erst lange versprechen, was man bald geben kann. Dän.: Lov ei laenge det du strax kand give. (Prov. dan., 391.) 20 Man soll nicht versprechen, was man nicht halten will. Böhm.: Dobrovolny slib, spravedlivy dluh. - Prcpoved' jest spravedlivy dluh. (Celakovsky, 346.) - Sliby - chyb. (Celakovsky, 93.) Dän.: Hvo som lover det ham mishager, er en skalk. (Prov. dan., 392.) Krain.: Obljuba dolg dela. (Celakovsky, 346.)
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Verspielen. 1 Es verspielt einer offt mit guten Karten. – Lehmann, 724, 17; Simrock, 1097; Eiselein, 619. 2 Man kann in einer Stunde verspielen, was man zeitlebens nimmer gewinnt. 3 Verspielen ist auch spielen. Lat.: Incaute ludere est etiam ludere. (Gaal, 1606.) 4 Wer verspielet Wamms und Hosen, kann alsdann hinterm Ofen dosen. – Sutor, 299. 5 Wer verspielt, der verspielt die Ewigkeit. – Parömiakon, 1393. 6 Wer verspielt die Zeit, der verspielt die Ewigkeit. – Parömiakon, 139. 7 Wer verspielt, kann auch wieder gewinnen. Frz.: A beau jeu, beau rétour. (Kritzinger, 388b.) *8 Es ist verspielt. – Franck, II, 21b. *9 He verspêlt Kopp un Kragen. (Holst.) – Schütze, IV, 164. Verspieler. Der Verspieler hofft, bis er nichts mehr hat. Lat.: Si crebro jacias aliud alias jeceris. (Sutor, 298.) Verspitzen. * Er verspitzt sich darauf, wie auf ein Stück Kuchen. Man „verspitzt“ sich in Schlesien auf etwas Angenehmes, auf einen Genuss, den man erwartet. 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(Gaal, 1608.) – Il ne faut pas promettre plus de beurre que du fromage. Lat.: Est ut quisque potis iter implere amabile votis. (Reuterdahl, 282.) – Ne temere promitte. (Ovid.) (Binder II, 2011.) – Plura ne promiseris quam praestare queas. ( Egeria, 220; Seybold, 444.) 17 Man muss nicht versprechen, was man nicht gewähren (halten) kann. Böhm.: Čeho nemás neslibuj. (Čelakovsky, 93.) 18 Man muss niemand versprechen, was man nicht geben will. Dän.: Lov ei bort der du ei vilt give. (Prov. dan., 391.) 19 Man soll nicht erst lange versprechen, was man bald geben kann. Dän.: Lov ei længe det du strax kand give. (Prov. dan., 391.) 20 Man soll nicht versprechen, was man nicht halten will. Böhm.: Dobrovolný slib, spravedlivý dluh. – Přčpovĕd' jest spravedlivý dluh. (Čelakovsky, 346.) – Sliby – chyb. (Čelakovsky, 93.) Dän.: Hvo som lover det ham mishager, er en skalk. (Prov. dan., 392.) Krain.: Obljuba dolg dela. (Čelakovsky, 346.)
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Verspielen.
1 Es verspielt einer offt mit guten Karten. – Lehmann, 724, 17; Simrock, 1097; Eiselein, 619.
2 Man kann in einer Stunde verspielen, was man zeitlebens nimmer gewinnt.
3 Verspielen ist auch spielen.
Lat.: Incaute ludere est etiam ludere. (Gaal, 1606.)
4 Wer verspielet Wamms und Hosen, kann alsdann hinterm Ofen dosen. – Sutor, 299.
5 Wer verspielt, der verspielt die Ewigkeit. – Parömiakon, 1393.
6 Wer verspielt die Zeit, der verspielt die Ewigkeit. – Parömiakon, 139.
7 Wer verspielt, kann auch wieder gewinnen.
Frz.: A beau jeu, beau rétour. (Kritzinger, 388b.)
*8 Es ist verspielt. – Franck, II, 21b.
*9 He verspêlt Kopp un Kragen. (Holst.) – Schütze, IV, 164.
Verspieler.
Der Verspieler hofft, bis er nichts mehr hat.
Lat.: Si crebro jacias aliud alias jeceris. (Sutor, 298.)
Verspitzen.
* Er verspitzt sich darauf, wie auf ein Stück Kuchen.
Man „verspitzt“ sich in Schlesien auf etwas Angenehmes, auf einen Genuss, den man erwartet. Die Kinder verspitzen sich auf ein Stück Kuchen, auf Pfeffernüsse, welche ihnen die Mutter u. s. w., aus der Stadt oder vom Jahrmarkt mitbringen werde, auf ein in Aussicht stehendes Vergnügen, auf einen Spaziergang u. s. w.
Holl.: Men zou erop verlieven, als een boer op een' bockweiten kock. (Harrebomée, I, 427a.)
Verspotten.
1 Man soll nicht verspotten den lahmen Mann, wenn man selber nur hinken kann.
It.: Mai di niun uomo fatti beffe.
2 Verspotte keinen mit kurzem und dünnem Barte, so lange du unbärtig bist. – Burckhardt, 601.
Versprechen (Subst.).
1 Das Versprechen der Nacht ist mit Butter bestrichen, welche zergeht, wenn der Tag darauf scheint.
2 Das Versprechen füllt den Magen nicht. – Mayer, II, 182; Chaos, 698.
3 Ein süss Versprechen ist ein Leckerbissen für Thoren.
Lat.: Demulcet multum dulcis promissio stultum. (Reuterdahl, 240.)
4 Es wiegt nichts leichter als ein Versprechen. – Simrock, 10918.
5 Niemand kann sich von seinem Versprechen lossagen. – Graf, 229, 51.
Wer eine Verbindlichkeit eingegangen ist, muss sie erfüllen. „Ock mag nemandt von seinem Löfft affsegen.“ (Thorsen, II, 62, 2, 147.)
6 Versprechen muss man halten.
It.: Molti spesso dicono ciò che non hanno volantà di fare. (Pazzaglia, 92, 2.)
Lat.: Omne promissum cadit in debitum. (Frisius, 309.)
7 Versprechen muss man nicht brechen. – Simrock, 10913.
8 Versprechen sind allzeit guten Kaufs, es mangelt nur am Gewähren.
9 Wenn sein Versprechen Brücken wären, so könnte niemand sicher darüber gehen.
Lat.: Bene promittis multa ex multis omnia incassum cadunt. (Chaos, 698.)
10 Wer sein Versprechen hält, bereichert sich.
Frz.: Qui s'acquitte, s'enrichit. (Kritzinger, 33a.)
11 Wer viel Versprechen säet, erntet viel Reue.
*12 Das Versprechen halten, wenn der Esel seine Ohren leckt. – Chaos, 699.
*13 Er bleibt bei seinem Versprechen, wie der Hase bei der Trommel.
*14 Er denkt so viel an sein Versprechen, wie an sein erstes Hemd und an das Kind, das noch soll geboren werden.
*15 Er hält sein Versprechen wie der Hund die Fasten.
*16 Er steht auf seinem Versprechen, wie der Hase bei der Trommel.
Frz.: Ferme en promesses comme le lièvre au tambour. (Kritzinger, 309a.)
Versprechen (Verb.).
1 Auf blosses Versprechen ist wenig zu rech(n)en.
2 Die am meisten versprechen, haben (pflegen) am wenigsten (zu halten).
Frz.: Grand prometteur, petit donneur. (Prov. dan., 394.)
Holl.: Groote belovers, slechte betalers. (Harrebomée, I, 46.)
Lat.: Largissimi promissores, vanissimi exhibitores. (Philippi, I, 220; Seybold, 272.)
3 Es ist nicht alles versprochen, was täglich auf dem Markte verkündigt wird. – Körte2, 7881.
4 Es soll sich niemand versprechen, dann Nasen abbeissen vnd Elenbogen küssen. – Gruter, III, 36; Lehmann, II, 159, 189.
5 Es verspricht mancher goldene Berge und hat keine bleiernen.
Poln.: Nie jeden obiecuje złote gory a ołowianych nema. (Lompa, 22.)
6 Es verspricht mancher in der Noth und hält nicht bis zum Tod.
Schwed.: Mången lofwar i nöd och håller icke för sin död. (Grubb, 465.)
7 Es wird mehr versprochen als gegeben.
Die Türken: Würde alles gegeben, was man verspricht, so gäbe es keine Bettler mehr, sie würden alle Könige. (Nordmann.)
8 Et äs gor schwêr verschprêchen uch hâlden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 996.
9 Et äs laichter verschprêche wä hälden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 646.
Schwed.: Lofwa är lättare än hålla. (Grubb, 465.)
10 Et verspricket sick woll de Pastore up der Kanzel. (Waldeck.) – Curtze, 358.
It.: Anche il predicatore erra nella predica. – Egli erra il preto all' altare.
11 Ham kaan ham gaauer ferspreeken üüs ferwerke. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 199.
Man kann sich geschwinder versprechen als verarbeiten.
12 Hinterruck mich mancher verspricht, wer ich zugegen, er thet es nicht. – Loci comm.; Nopitsch, 205; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1854, S. 270.
Lat.: Dicitur absente me quod non me residente. (Fallersleben, 1.)
13 Langsam versprechen und treu halten gibt guten Credit.
Frz.: A promettre ne sois trop chaud, car tenir la promesse il faut. (Kritzinger, 567b.)
Schwed.: Sparlig lofva och rundelig hålla gjör god Credit. (Grubb, 754.)
14 Leicht versprochen, leicht gebrochen.
15 Lieber nicht versprechen als gegeben Wort brechen.
Böhm.: Radĕj neslibovati, než slovu nedostáti. (Čelakovsky, 346.)
16 Man muss nicht mehr versprechen als man halten kann.
Frz.: Ce n'est pas tout de promettre, il faut tenir. (Gaal, 1608.) – Il ne faut pas promettre plus de beurre que du fromage.
Lat.: Est ut quisque potis iter implere amabile votis. (Reuterdahl, 282.) – Ne temere promitte. (Ovid.) (Binder II, 2011.) – Plura ne promiseris quam praestare queas. ( Egeria, 220; Seybold, 444.)
17 Man muss nicht versprechen, was man nicht gewähren (halten) kann.
Böhm.: Čeho nemás neslibuj. (Čelakovsky, 93.)
18 Man muss niemand versprechen, was man nicht geben will.
Dän.: Lov ei bort der du ei vilt give. (Prov. dan., 391.)
19 Man soll nicht erst lange versprechen, was man bald geben kann.
Dän.: Lov ei længe det du strax kand give. (Prov. dan., 391.)
20 Man soll nicht versprechen, was man nicht halten will.
Böhm.: Dobrovolný slib, spravedlivý dluh. – Přčpovĕd' jest spravedlivý dluh. (Čelakovsky, 346.) – Sliby – chyb. (Čelakovsky, 93.)
Dän.: Hvo som lover det ham mishager, er en skalk. (Prov. dan., 392.)
Krain.: Obljuba dolg dela. (Čelakovsky, 346.)
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