Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 2 Ma deaf si nicks vared'n as wia 's Nos'n opais'n. (Steiermark.) - Firmenich, II, 769, 120. 3 Man hat sich ehe verredt, dann verschwigen. - Franck, II, 88a; Petri, II, 447; Henisch, 795, 8; Latendorf II, 22; Sailer, 123; Simrock, 10887. 4 Man hat sich ehe verredt, dann verthon. - Franck, I, 49a; II, 68a u. 99b; Schottel, 1120a; Petri, II, 447; Egenolff, 15a; Gruter, I, 57; Simrock, 10888; Eiselein, 618; Körte, 4032; Braun, II, 2505. In der Schweiz: Me het si se bald verredt as verthun. (Sutermeister, 145.) Dän.: Man kand saa snart fortale sig, som forgiöre sig. (Prov. dan., 187.) Holl.: Men heeft zich zoo haast verwoord als vermoord. (Harrebomee, II, 481b.) Lat.: Fit lis ex minimis interdum maxima verbis. - In freni oris finis aut uectigal calamitas. (Egenolff, 61a.) - Sponde noxa adest. - Verba moventiras non circumspecta Deorum. 5 Man muss nichts verreden als das Nasenabbeissen. - Tendlau, 344. In der Schweiz: Me muess nünt verrede, as 's Nasen abbeisse. (Sutermeister, 148.) Holl.: Men moet niets verseggen, dan zijn' neus af te bijten. (Harrebomee, II, 125b.) Poln.: Nietrzeba sie zadnej rzeczy odrzekac, chyba krasc a nosa sobie ukasic. (Celakovsky, 503.) 6 Man muss nichts verreden, als sich selber den Arsch zu lecken. (Oberösterreich.) 7 Man muss nichts verreden in der Welt. Frz.: Fontaine je ne boirai pas dans ton eau. - Il ne faut jamais dire. 8 Verredet hat man sich bald. 9 Was man verredet hat, thut man oft zuerst. Dän.: For svoren ting gaaer snarest for sig. (Prov. dan., 186.) *10 He verredt söck, wie de Kanzel oppen Pfarrer. (Natangen.) *11 Ich will's nicht verreden. Verreisen. 1 Verreisest du auf einen Tag, nimm Brot auf eine Woche. Böhm.: Jedes-li kam na den, ber chleba na tyden. (Skola, 39.) 2 Wer verreist, weiss wol den Ausgang, aber nicht den Eingang. Dän.: Hvo som reiser veed sin bortfaerd, men ei sin himfaerd. (Prov. dan., 472.) 3 Verreisen ohne Abschied. Verreissen. * I will mi lo verriisse und verzehre. - Sutermeister, 18. Eine von den vielen schweizerischen Betheuerungsformen. (S. Pfanne 33.) Verrenken. * Der verrenkt sich nicht. (Nürtingen.) Arbeitet nicht übermässig. Verrichten. 1 Das ist bald genug verricht, was wol verricht ist. - Lehmann, 751, 41. 2 Schlecht verrichtet, gut berichtet. Mancher, der sein Geschäft, seinen Auftrag schlecht ausgeführt hat, sucht sich durch einen günstigen Bericht, durch eine täuschende Darstellung seines Verfahrens zu helfen. It.: Le belle (buone) parole acconciano i mali fatti. 3 Was man selber verrichten kann, soll man nicht heissen anderm Mann. Böhm.: Co sam muzes spraviti, nechtej jinym sveriti. (Celakovsky, 428.) Lat.: Ne quid expectes amicos, tu quod agere possis. (Seybold, 218.) Poln.: Co sam sprawic mozesz drugiemu niezlecaj. - Pilnuj sam zawsze swego, niespuszczaj sie na drugiego. (Celakovsky, 428.) 4 Was von vielen wird verricht't, nur sehr selten recht geschicht. - Seybold, 336. 5 Wer etwas verrichten will, der muss Hans Schenk zum Beistand haben (mitbringen). Verrissen. * Der wäre nicht verrissen. (Nürtingen.) Er wäre so gescheit, den Vortheil für sich zu nehmen. Verrösslen. * Er hät si verösslet. - Sutermeister, 94. Verrucht. Was verrucht vnd ohne zucht, das folget selten gutem rath. - Henisch, 1171, 59. Lat.: Homines extremae malitiae raro aut nunquam fiunt meliores. (Henisch, 1171, 61.) Verruck. * Er het gar kei Verruck. - Sutermeister, 60. Ist ein unthätiger, träger Mensch. Verrückt. 1 Der ist nicht verrückt, der vorm Teufel erschrickt. Dän.: Den er ikke galen som ondt reddes. (Prov. dan., 213.) 2 Was verrückt ist, gilt nicht mehr. - Graf, 5, 98; Mohr, 295. In Betreff dessen, was Recht ist, entscheidet der Stand der jeweilig bessern Erkenntniss. Gar manches ist vor Jahrhunderten als göttliches Recht gepriesen, aber von besserer Erkenntniss überwunden und beseitigt worden. (S. Recht 225.) 3 Wat verröckt ware sull, dat wart et toerscht üm Narsch. - Frischbier2, 3906. 4 Wenn einer verrückt ist, so muss man ihn gerade rücken. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Bist meschügge? Lass dich binden. Vgl. auch Tendlau, 424. 5 Wenn einer verrückt wird, so fängt's im Kopfe an. *6 Er ist verrückt wie ein Märzhase. (Ostpreuss.) Verrückter. 1 Die Verrücktesten und Dümmsten hantieren überall am schlimmsten. 2 Einem Verrückten soll man keinen Degen geben. - Bertram, 48. 3 Gebt dem Verrückten eine Flöte in die Hand und er zerbricht sie. (Estn.) 4 Nicht jeder Verrückte zerreisst seine Kleider. Dän.: Der ere fleere galne end de der kaste klaederne. (Prov. dan., 314.) Verrufen. *1 Er ist verruefe wie de Churerbatze. (S. Regentag.) - Sutermeister, 84; Kirchhofer, 70; Eiselein, 108. Zur Bezeichnung eines übel berüchtigten Menschen. Ursprünglich von den zu Chur gemünzten Batzen, die bald, nachdem sie geschlagen waren, verrufen und herabgesetzt wurden (1532-1621). *2 Er ist verrufen wie eine falsche Münze. Frz.: Il est decrie comme la fan se mona. *3 Nicht zu verrufen. - Frischbier2, 3907. In Schlesien dafür: Unberufen, nach dem Volksglauben als nothwendiger Zusatz zu jedem Loben und Rühmen, um nicht dadurch das Unglück heraufzubeschwören. Verrühmen. * Dar verröhmt sik ok wol en an Botter, de he nich prüft (gekostet, geschmeckt) hett. - Eichwald, 167; Frommann, II, 536, 122. Sik verrömen = sich mit Unrecht rühmen, grundlos prahlen. Verrungeniren. * Alles muss verrungenirt (ruinirt) werden. Die Redensart ist nach Büchmann (8. Aufl., S. 80) aus der Posse von Dav. Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht, entlehnt. Vers. 1 Ein Vers von fünf Silben kostet mehr als ein Barthaar. 2 Wer Verse machen will, braucht Ruhe. Lat.: Carmina secessum scribentes et otia quaerunt. (Ovid.) (Philippi, I, 74.) 3 Wer will Verse schreiben, muss erst die Grillen (Sorgen) aus dem Kopf vertreiben. Lat.: Vacuae carmina mentis opus. (Seybold, 617.) *4 Da mache sich einer einen Vers daraus. - Klix, 114. Wenn etwas Unverständliches, Ungemeines geschieht oder gesagt wird. *5 Der letzte Vers ist noch nicht gesungen. Die Sache ist noch nicht ausgetragen, noch nicht endgültig entschieden. Lat.: Grammatici certant et adhuc sub judice lis est. (Horaz.) (Philippi, I, 170.) *6 Einem einige Verse aus Klopstock vorlesen. *7 Er hat ihm einen Vers gemacht. D. i. ausgescholten. *8 Er (sie) spuckt Verse.
[Spaltenumbruch] 2 Ma deaf si nicks vared'n as wia 's Nos'n opais'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 120. 3 Man hat sich ehe verredt, dann verschwigen. – Franck, II, 88a; Petri, II, 447; Henisch, 795, 8; Latendorf II, 22; Sailer, 123; Simrock, 10887. 4 Man hat sich ehe verredt, dann verthon. – Franck, I, 49a; II, 68a u. 99b; Schottel, 1120a; Petri, II, 447; Egenolff, 15a; Gruter, I, 57; Simrock, 10888; Eiselein, 618; Körte, 4032; Braun, II, 2505. In der Schweiz: Me het si se bald verredt as verthun. (Sutermeister, 145.) Dän.: Man kand saa snart fortale sig, som forgiøre sig. (Prov. dan., 187.) Holl.: Men heeft zich zoo haast verwoord als vermoord. (Harrebomée, II, 481b.) Lat.: Fit lis ex minimis interdum maxima verbis. – In freni oris finis aut uectigal calamitas. (Egenolff, 61a.) – Sponde noxa adest. – Verba moventiras non circumspecta Deorum. 5 Man muss nichts verreden als das Nasenabbeissen. – Tendlau, 344. In der Schweiz: Me muess nünt verrede, as 's Nasen abbîsse. (Sutermeister, 148.) Holl.: Men moet niets verseggen, dan zijn' neus af te bijten. (Harrebomée, II, 125b.) Poln.: Nietrzeba się żadnéj rzeczy odrzekać, chyba kraść a nosa sobie ukąsic. (Čelakovsky, 503.) 6 Man muss nichts verreden, als sich selber den Arsch zu lecken. (Oberösterreich.) 7 Man muss nichts verreden in der Welt. Frz.: Fontaine je ne boirai pas dans ton eau. – Il ne faut jamais dire. 8 Verredet hat man sich bald. 9 Was man verredet hat, thut man oft zuerst. Dän.: For svoren ting gaaer snarest for sig. (Prov. dan., 186.) *10 He verredt söck, wie de Kanzel oppen Pfarrer. (Natangen.) *11 Ich will's nicht verreden. Verreisen. 1 Verreisest du auf einen Tag, nimm Brot auf eine Woche. Böhm.: Jedĕs-li kam na den, beř chleba na týden. (Skola, 39.) 2 Wer verreist, weiss wol den Ausgang, aber nicht den Eingang. Dän.: Hvo som reiser veed sin bortfærd, men ei sin himfærd. (Prov. dan., 472.) 3 Verreisen ohne Abschied. Verreissen. * I will mi lo verriisse und verzehre. – Sutermeister, 18. Eine von den vielen schweizerischen Betheuerungsformen. (S. Pfanne 33.) Verrenken. * Der verrenkt sich nicht. (Nürtingen.) Arbeitet nicht übermässig. Verrichten. 1 Das ist bald genug verricht, was wol verricht ist. – Lehmann, 751, 41. 2 Schlecht verrichtet, gut berichtet. Mancher, der sein Geschäft, seinen Auftrag schlecht ausgeführt hat, sucht sich durch einen günstigen Bericht, durch eine täuschende Darstellung seines Verfahrens zu helfen. It.: Le belle (buone) parole acconciano i mali fatti. 3 Was man selber verrichten kann, soll man nicht heissen anderm Mann. Böhm.: Co sám můžeš spraviti, nechtĕj jiným svĕřiti. (Čelakovsky, 428.) Lat.: Ne quid expectes amicos, tu quod agere possis. (Seybold, 218.) Poln.: Co sam sprawic moźesz drugiemu niezlecaj. – Pilnuj sam zawsze swego, niespuszczaj się na drugiego. (Čelakovsky, 428.) 4 Was von vielen wird verricht't, nur sehr selten recht geschicht. – Seybold, 336. 5 Wer etwas verrichten will, der muss Hans Schenk zum Beistand haben (mitbringen). Verrissen. * Der wäre nicht verrissen. (Nürtingen.) Er wäre so gescheit, den Vortheil für sich zu nehmen. Verrösslen. * Er hät si verösslet. – Sutermeister, 94. Verrucht. Was verrucht vnd ohne zucht, das folget selten gutem rath. – Henisch, 1171, 59. Lat.: Homines extremae malitiae raro aut nunquam fiunt meliores. (Henisch, 1171, 61.) Verruck. * Er het gar kei Verruck. – Sutermeister, 60. Ist ein unthätiger, träger Mensch. Verrückt. 1 Der ist nicht verrückt, der vorm Teufel erschrickt. Dän.: Den er ikke galen som ondt reddes. (Prov. dan., 213.) 2 Was verrückt ist, gilt nicht mehr. – Graf, 5, 98; Mohr, 295. In Betreff dessen, was Recht ist, entscheidet der Stand der jeweilig bessern Erkenntniss. Gar manches ist vor Jahrhunderten als göttliches Recht gepriesen, aber von besserer Erkenntniss überwunden und beseitigt worden. (S. Recht 225.) 3 Wat verröckt ware sull, dat wart et toerscht üm Narsch. – Frischbier2, 3906. 4 Wenn einer verrückt ist, so muss man ihn gerade rücken. In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Bist meschügge? Lass dich binden. Vgl. auch Tendlau, 424. 5 Wenn einer verrückt wird, so fängt's im Kopfe an. *6 Er ist verrückt wie ein Märzhase. (Ostpreuss.) Verrückter. 1 Die Verrücktesten und Dümmsten hantieren überall am schlimmsten. 2 Einem Verrückten soll man keinen Degen geben. – Bertram, 48. 3 Gebt dem Verrückten eine Flöte in die Hand und er zerbricht sie. (Estn.) 4 Nicht jeder Verrückte zerreisst seine Kleider. Dän.: Der ere fleere galne end de der kaste klæderne. (Prov. dan., 314.) Verrufen. *1 Er ist verruefe wie de Churerbatze. (S. Regentag.) – Sutermeister, 84; Kirchhofer, 70; Eiselein, 108. Zur Bezeichnung eines übel berüchtigten Menschen. Ursprünglich von den zu Chur gemünzten Batzen, die bald, nachdem sie geschlagen waren, verrufen und herabgesetzt wurden (1532-1621). *2 Er ist verrufen wie eine falsche Münze. Frz.: Il est décrié comme la fan se mona. *3 Nicht zu verrufen. – Frischbier2, 3907. In Schlesien dafür: Unberufen, nach dem Volksglauben als nothwendiger Zusatz zu jedem Loben und Rühmen, um nicht dadurch das Unglück heraufzubeschwören. Verrühmen. * Dar verröhmt sik ôk wol ên an Botter, de he nich prüft (gekostet, geschmeckt) hett. – Eichwald, 167; Frommann, II, 536, 122. Sik verrömen = sich mit Unrecht rühmen, grundlos prahlen. Verrungeniren. * Alles muss verrungenirt (ruinirt) werden. Die Redensart ist nach Büchmann (8. Aufl., S. 80) aus der Posse von Dav. Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht, entlehnt. Vers. 1 Ein Vers von fünf Silben kostet mehr als ein Barthaar. 2 Wer Verse machen will, braucht Ruhe. Lat.: Carmina secessum scribentes et otia quaerunt. (Ovid.) (Philippi, I, 74.) 3 Wer will Verse schreiben, muss erst die Grillen (Sorgen) aus dem Kopf vertreiben. Lat.: Vacuae carmina mentis opus. (Seybold, 617.) *4 Da mache sich einer einen Vers daraus. – Klix, 114. Wenn etwas Unverständliches, Ungemeines geschieht oder gesagt wird. *5 Der letzte Vers ist noch nicht gesungen. Die Sache ist noch nicht ausgetragen, noch nicht endgültig entschieden. Lat.: Grammatici certant et adhuc sub judice lis est. (Horaz.) (Philippi, I, 170.) *6 Einem einige Verse aus Klopstock vorlesen. *7 Er hat ihm einen Vers gemacht. D. i. ausgescholten. *8 Er (sie) spuckt Verse.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0795" n="[789]"/><cb n="1577"/> 2 Ma deaf si nicks vared'n as wia 's Nos'n opais'n.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, II, 769, 120.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Man hat sich ehe verredt, dann verschwigen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 88<hi rendition="#sup">a;</hi> Petri, II, 447; Henisch, 795, 8; Latendorf II, 22; Sailer, 123; Simrock, 10887.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man hat sich ehe verredt, dann verthon.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 49<hi rendition="#sup">a;</hi> II, 68<hi rendition="#sup">a</hi> u. 99<hi rendition="#sup">b;</hi> Schottel, 1120<hi rendition="#sup">a;</hi> Petri, II, 447; Egenolff, 15<hi rendition="#sup">a;</hi> Gruter, I, 57; Simrock, 10888; Eiselein, 618; Körte, 4032; Braun, II, 2505.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In der Schweiz: Me het si se bald verredt as verthun. (<hi rendition="#i">Sutermeister, 145.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man kand saa snart fortale sig, som forgiøre sig. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 187.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men heeft zich zoo haast verwoord als vermoord. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 481<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Fit lis ex minimis interdum maxima verbis. – In freni oris finis aut uectigal calamitas. (<hi rendition="#i">Egenolff, 61<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) – Sponde noxa adest. – Verba moventiras non circumspecta Deorum.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man muss nichts verreden als das Nasenabbeissen.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 344.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In der Schweiz: Me muess nünt verrede, as 's Nasen abbîsse. (<hi rendition="#i">Sutermeister, 148.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet niets verseggen, dan zijn' neus af te bijten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 125<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nietrzeba się żadnéj rzeczy odrzekać, chyba kraść a nosa sobie ukąsic. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 503.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Man muss nichts verreden, als sich selber den Arsch zu lecken.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man muss nichts verreden in der Welt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Fontaine je ne boirai pas dans ton eau. – Il ne faut jamais dire.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Verredet hat man sich bald.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Was man verredet hat, thut man oft zuerst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: For svoren ting gaaer snarest for sig. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 186.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 He verredt söck, wie de Kanzel oppen Pfarrer.</hi> (<hi rendition="#i">Natangen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Ich will's nicht verreden.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verreisen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Verreisest du auf einen Tag, nimm Brot auf eine Woche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jedĕs-li kam na den, beř chleba na týden. (<hi rendition="#i">Skola, 39.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer verreist, weiss wol den Ausgang, aber nicht den Eingang.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som reiser veed sin bortfærd, men ei sin himfærd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 472.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Verreisen ohne Abschied.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verreissen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* I will mi lo verriisse und verzehre.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 18.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Eine von den vielen schweizerischen Betheuerungsformen. (S. Pfanne 33.)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrenken.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der verrenkt sich nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Arbeitet nicht übermässig.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrichten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das ist bald genug verricht, was wol verricht ist.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 751, 41.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Schlecht verrichtet, gut berichtet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Mancher, der sein Geschäft, seinen Auftrag schlecht ausgeführt hat, sucht sich durch einen günstigen Bericht, durch eine täuschende Darstellung seines Verfahrens zu helfen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Le belle (buone) parole acconciano i mali fatti.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Was man selber verrichten kann, soll man nicht heissen anderm Mann.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co sám můžeš spraviti, nechtĕj jiným svĕřiti. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 428.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne quid expectes amicos, tu quod agere possis. (<hi rendition="#i">Seybold, 218.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Co sam sprawic moźesz drugiemu niezlecaj. – Pilnuj sam zawsze swego, niespuszczaj się na drugiego. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 428.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Was von vielen wird verricht't, nur sehr selten recht geschicht.</hi> – <hi rendition="#i">Seybold, 336.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer etwas verrichten will, der muss Hans Schenk zum Beistand haben (mitbringen).</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrissen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der wäre nicht verrissen.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Er wäre so gescheit, den Vortheil für sich zu nehmen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrösslen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hät si verösslet.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 94.</hi></p><lb/> </div> <cb n="1578"/> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrucht.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was verrucht vnd ohne zucht, das folget selten gutem rath.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1171, 59.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homines extremae malitiae raro aut nunquam fiunt meliores. (<hi rendition="#i">Henisch, 1171, 61.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verruck.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er het gar kei Verruck.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 60.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ist ein unthätiger, träger Mensch.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrückt.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der ist nicht verrückt, der vorm Teufel erschrickt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den er ikke galen som ondt reddes. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 213.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Was verrückt ist, gilt nicht mehr.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 5, 98; Mohr, 295.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Betreff dessen, was Recht ist, entscheidet der Stand der jeweilig bessern Erkenntniss. Gar manches ist vor Jahrhunderten als göttliches Recht gepriesen, aber von besserer Erkenntniss überwunden und beseitigt worden. (S. Recht 225.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wat verröckt ware sull, dat wart et toerscht üm Narsch.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3906.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wenn einer verrückt ist, so muss man ihn gerade rücken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Bist meschügge? Lass dich binden. Vgl. auch <hi rendition="#i">Tendlau, 424.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wenn einer verrückt wird, so fängt's im Kopfe an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er ist verrückt wie ein Märzhase.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrückter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Verrücktesten und Dümmsten hantieren überall am schlimmsten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Einem Verrückten soll man keinen Degen geben.</hi> – <hi rendition="#i">Bertram, 48.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gebt dem Verrückten eine Flöte in die Hand und er zerbricht sie.</hi> (<hi rendition="#i">Estn.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Nicht jeder Verrückte zerreisst seine Kleider.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Der ere fleere galne end de der kaste klæderne. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 314.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrufen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er ist verruefe wie de Churerbatze.</hi> (S. Regentag.) – <hi rendition="#i">Sutermeister, 84; Kirchhofer, 70; Eiselein, 108.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Zur Bezeichnung eines übel berüchtigten Menschen. Ursprünglich von den zu Chur gemünzten Batzen, die bald, nachdem sie geschlagen waren, verrufen und herabgesetzt wurden (1532-1621).</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist verrufen wie eine falsche Münze.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est décrié comme la fan se mona.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Nicht zu verrufen.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3907.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In Schlesien dafür: Unberufen, nach dem Volksglauben als nothwendiger Zusatz zu jedem Loben und Rühmen, um nicht dadurch das Unglück heraufzubeschwören.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrühmen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Dar verröhmt sik ôk wol ên an Botter, de he nich prüft (gekostet, geschmeckt) hett.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 167; Frommann, II, 536, 122.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sik verrömen = sich mit Unrecht rühmen, grundlos prahlen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verrungeniren.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Alles muss verrungenirt (ruinirt) werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Redensart ist nach <hi rendition="#i">Büchmann (8. Aufl., S. 80)</hi> aus der Posse von <hi rendition="#i">Dav. Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht,</hi> entlehnt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vers.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Vers von fünf Silben kostet mehr als ein Barthaar.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wer Verse machen will, braucht Ruhe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Carmina secessum scribentes et otia quaerunt. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 74.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer will Verse schreiben, muss erst die Grillen (Sorgen) aus dem Kopf vertreiben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Vacuae carmina mentis opus. (<hi rendition="#i">Seybold, 617.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Da mache sich einer einen Vers daraus.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 114.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn etwas Unverständliches, Ungemeines geschieht oder gesagt wird.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Der letzte Vers ist noch nicht gesungen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Sache ist noch nicht ausgetragen, noch nicht endgültig entschieden.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Grammatici certant et adhuc sub judice lis est. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 170.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Einem einige Verse aus Klopstock vorlesen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er hat ihm einen Vers gemacht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. i. ausgescholten.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er (sie) spuckt Verse.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[789]/0795]
2 Ma deaf si nicks vared'n as wia 's Nos'n opais'n. (Steiermark.) – Firmenich, II, 769, 120.
3 Man hat sich ehe verredt, dann verschwigen. – Franck, II, 88a; Petri, II, 447; Henisch, 795, 8; Latendorf II, 22; Sailer, 123; Simrock, 10887.
4 Man hat sich ehe verredt, dann verthon. – Franck, I, 49a; II, 68a u. 99b; Schottel, 1120a; Petri, II, 447; Egenolff, 15a; Gruter, I, 57; Simrock, 10888; Eiselein, 618; Körte, 4032; Braun, II, 2505.
In der Schweiz: Me het si se bald verredt as verthun. (Sutermeister, 145.)
Dän.: Man kand saa snart fortale sig, som forgiøre sig. (Prov. dan., 187.)
Holl.: Men heeft zich zoo haast verwoord als vermoord. (Harrebomée, II, 481b.)
Lat.: Fit lis ex minimis interdum maxima verbis. – In freni oris finis aut uectigal calamitas. (Egenolff, 61a.) – Sponde noxa adest. – Verba moventiras non circumspecta Deorum.
5 Man muss nichts verreden als das Nasenabbeissen. – Tendlau, 344.
In der Schweiz: Me muess nünt verrede, as 's Nasen abbîsse. (Sutermeister, 148.)
Holl.: Men moet niets verseggen, dan zijn' neus af te bijten. (Harrebomée, II, 125b.)
Poln.: Nietrzeba się żadnéj rzeczy odrzekać, chyba kraść a nosa sobie ukąsic. (Čelakovsky, 503.)
6 Man muss nichts verreden, als sich selber den Arsch zu lecken. (Oberösterreich.)
7 Man muss nichts verreden in der Welt.
Frz.: Fontaine je ne boirai pas dans ton eau. – Il ne faut jamais dire.
8 Verredet hat man sich bald.
9 Was man verredet hat, thut man oft zuerst.
Dän.: For svoren ting gaaer snarest for sig. (Prov. dan., 186.)
*10 He verredt söck, wie de Kanzel oppen Pfarrer. (Natangen.)
*11 Ich will's nicht verreden.
Verreisen.
1 Verreisest du auf einen Tag, nimm Brot auf eine Woche.
Böhm.: Jedĕs-li kam na den, beř chleba na týden. (Skola, 39.)
2 Wer verreist, weiss wol den Ausgang, aber nicht den Eingang.
Dän.: Hvo som reiser veed sin bortfærd, men ei sin himfærd. (Prov. dan., 472.)
3 Verreisen ohne Abschied.
Verreissen.
* I will mi lo verriisse und verzehre. – Sutermeister, 18.
Eine von den vielen schweizerischen Betheuerungsformen. (S. Pfanne 33.)
Verrenken.
* Der verrenkt sich nicht. (Nürtingen.)
Arbeitet nicht übermässig.
Verrichten.
1 Das ist bald genug verricht, was wol verricht ist. – Lehmann, 751, 41.
2 Schlecht verrichtet, gut berichtet.
Mancher, der sein Geschäft, seinen Auftrag schlecht ausgeführt hat, sucht sich durch einen günstigen Bericht, durch eine täuschende Darstellung seines Verfahrens zu helfen.
It.: Le belle (buone) parole acconciano i mali fatti.
3 Was man selber verrichten kann, soll man nicht heissen anderm Mann.
Böhm.: Co sám můžeš spraviti, nechtĕj jiným svĕřiti. (Čelakovsky, 428.)
Lat.: Ne quid expectes amicos, tu quod agere possis. (Seybold, 218.)
Poln.: Co sam sprawic moźesz drugiemu niezlecaj. – Pilnuj sam zawsze swego, niespuszczaj się na drugiego. (Čelakovsky, 428.)
4 Was von vielen wird verricht't, nur sehr selten recht geschicht. – Seybold, 336.
5 Wer etwas verrichten will, der muss Hans Schenk zum Beistand haben (mitbringen).
Verrissen.
* Der wäre nicht verrissen. (Nürtingen.)
Er wäre so gescheit, den Vortheil für sich zu nehmen.
Verrösslen.
* Er hät si verösslet. – Sutermeister, 94.
Verrucht.
Was verrucht vnd ohne zucht, das folget selten gutem rath. – Henisch, 1171, 59.
Lat.: Homines extremae malitiae raro aut nunquam fiunt meliores. (Henisch, 1171, 61.)
Verruck.
* Er het gar kei Verruck. – Sutermeister, 60.
Ist ein unthätiger, träger Mensch.
Verrückt.
1 Der ist nicht verrückt, der vorm Teufel erschrickt.
Dän.: Den er ikke galen som ondt reddes. (Prov. dan., 213.)
2 Was verrückt ist, gilt nicht mehr. – Graf, 5, 98; Mohr, 295.
In Betreff dessen, was Recht ist, entscheidet der Stand der jeweilig bessern Erkenntniss. Gar manches ist vor Jahrhunderten als göttliches Recht gepriesen, aber von besserer Erkenntniss überwunden und beseitigt worden. (S. Recht 225.)
3 Wat verröckt ware sull, dat wart et toerscht üm Narsch. – Frischbier2, 3906.
4 Wenn einer verrückt ist, so muss man ihn gerade rücken.
In Warschau sagt man jüdisch-deutsch: Bist meschügge? Lass dich binden. Vgl. auch Tendlau, 424.
5 Wenn einer verrückt wird, so fängt's im Kopfe an.
*6 Er ist verrückt wie ein Märzhase. (Ostpreuss.)
Verrückter.
1 Die Verrücktesten und Dümmsten hantieren überall am schlimmsten.
2 Einem Verrückten soll man keinen Degen geben. – Bertram, 48.
3 Gebt dem Verrückten eine Flöte in die Hand und er zerbricht sie. (Estn.)
4 Nicht jeder Verrückte zerreisst seine Kleider.
Dän.: Der ere fleere galne end de der kaste klæderne. (Prov. dan., 314.)
Verrufen.
*1 Er ist verruefe wie de Churerbatze. (S. Regentag.) – Sutermeister, 84; Kirchhofer, 70; Eiselein, 108.
Zur Bezeichnung eines übel berüchtigten Menschen. Ursprünglich von den zu Chur gemünzten Batzen, die bald, nachdem sie geschlagen waren, verrufen und herabgesetzt wurden (1532-1621).
*2 Er ist verrufen wie eine falsche Münze.
Frz.: Il est décrié comme la fan se mona.
*3 Nicht zu verrufen. – Frischbier2, 3907.
In Schlesien dafür: Unberufen, nach dem Volksglauben als nothwendiger Zusatz zu jedem Loben und Rühmen, um nicht dadurch das Unglück heraufzubeschwören.
Verrühmen.
* Dar verröhmt sik ôk wol ên an Botter, de he nich prüft (gekostet, geschmeckt) hett. – Eichwald, 167; Frommann, II, 536, 122.
Sik verrömen = sich mit Unrecht rühmen, grundlos prahlen.
Verrungeniren.
* Alles muss verrungenirt (ruinirt) werden.
Die Redensart ist nach Büchmann (8. Aufl., S. 80) aus der Posse von Dav. Kalisch: Berlin, wie es weint und lacht, entlehnt.
Vers.
1 Ein Vers von fünf Silben kostet mehr als ein Barthaar.
2 Wer Verse machen will, braucht Ruhe.
Lat.: Carmina secessum scribentes et otia quaerunt. (Ovid.) (Philippi, I, 74.)
3 Wer will Verse schreiben, muss erst die Grillen (Sorgen) aus dem Kopf vertreiben.
Lat.: Vacuae carmina mentis opus. (Seybold, 617.)
*4 Da mache sich einer einen Vers daraus. – Klix, 114.
Wenn etwas Unverständliches, Ungemeines geschieht oder gesagt wird.
*5 Der letzte Vers ist noch nicht gesungen.
Die Sache ist noch nicht ausgetragen, noch nicht endgültig entschieden.
Lat.: Grammatici certant et adhuc sub judice lis est. (Horaz.) (Philippi, I, 170.)
*6 Einem einige Verse aus Klopstock vorlesen.
*7 Er hat ihm einen Vers gemacht.
D. i. ausgescholten.
*8 Er (sie) spuckt Verse.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |