Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
*185 Trinken, dass die Zungen hinken. - Eiselein, 604; Simrock, 10493. *186 Trinken wie ein Kapuziner. Es ist bekannt, dass Bischöfe und Aebte, Mönche, wie Geistliche überhaupt, namentlich in frühern Jahrhunderten im Trinken Ungewöhnliches leisteten. Als der Weinbau aus Italien nach Paris verpflanzt worden war, gewann das Böttchergewerbe im 12. Jahrhundert dort eine solche Wichtigkeit, dass die Bischöfe und Aebte den Böttchern gestatteten, sogar an Sonn - und Festtagen zu arbeiten. Die Kellereien der Mönche von Clairveaux und zu Paris umschlossen so viel Fässer als Tage im Jahre. Die Leistungsfähigkeit im Trinken der Mitglieder verschiedener Orden ist uns in sprichwörtlichen Redensarten und Trinkliedern aufbewahrt. In einem der letztern heisst es: "Trinken wie ein Kapuziner, heisst trinken wie ein armer Mann; doch ein Bruder Cölestiner ein Mehreres schon leisten kann. Und nun gar ein Jakobiner schleisst ein Schöppchen nach dem andern an, doch der Sohn des Sanct-Franziscus in dem Fass den Boden sehen muss." *187 Trinken wie ein Mühlrad. - Parömiakon, 1614. *188 Und sie trunken auch dabei. Früher, z. B. bei Kaufpunktationen u. dgl. *189 Wenn er getrunken hat, so hat er Bilsenkraut genommen. So wüthend ist er; ist er nüchtern, so trübt er kein Wasser. *190 Wenn er nicht mehr trinken kann, so sieht er doch gern zapfen. *191 Wenn 'n oft drinkt, wä(r)t 'n lang so döstig nich. (Altmark.) - Danneil, 277. *192 Wer heut hat getruncken, der wolt morgen gern sauffen. - Lehmann, 759, 53. Lat.: Qui vinum ferre non potest neminem ferre solet. (Lehmann, 759, 53.) *193 Wer ne trinkt, setzt's furt. (Oberlausitz.) Gibt das Glas weiter, ein anderer wird schon trinken. Trinkenschaft. Von Trinkenschaft sind mehr verdorben, als jemals durch das Schwert gestorben. - Körte, 6083. Frz.: La gourmandise tue plus de gens, que l'epee. Lat.: Gula plures quam gladius peremit. Trinker. 1 Auch der beste Trinker muss Athem holen. 2 Bei Trinkern lernt man trinken und bei Lahmen hinken. - Chaos, 925. Böhm.: Kdo s opilci se vodi, brzo bez kabatu chodi. (Celakovsky, 139.) 3 Da es dem Trincker von geworden, da vergehts jhm wider von. - Petri, III, 2. 4 Dem Trincker ist der Rock nicht an den Leib gepicht. - Petri, II, 76. 5 Der Trinker bessert sich immer morgen. Böhm.: Opilec slibuje, ale polepsi se, az se prekuje. (Celakovsky, 141.) Krain.: Pijanie se preoberne kadar se prekucne. (Celakovsky, 161.) 6 Der Trinker hat einmal genug, der Schnupfer nie. Holl.: Een dronkaard heeft nog eens genoeg, een snoeper nimmer. (Harrebomee, I, 166b.) 7 Der Trinker speit das Wasser aus, das ihn zu ersticken droht, ehe er noch seinen Durst gelöscht hat. - Burckhardt, 313. Wir müssen bisweilen ein Geschäft aufgeben, das anfänglich vortheilhaft schien, aber vor seiner Beendigung sich als verderblich beweist. 8 Des Trinkers Stundentafel lautet: Es lohnt, mein Sohn, beherzige das, der Mühe kaum das erste Glas. Man steht doch nicht auf Einem Bein, drum schenk' das zweite Glas dir ein. Füll' dir das Glas zum drittenmal, denk': drei ist eine heil'ge Zahl. Auf Vieren geht das Vieh einher, des Menschen Sinn steht stets auf mehr. Fünf Sinne sind des Geistes Gaben, Ein Glas muss jeder Sinn doch haben. Lass dir die Warnung offenbaren: mit Sechsen darf nur der Kaiser fahren. Ein Vivat allem, was wir lieben, ein Pereat der bösen Sieben. Beim achten Glase fromm betracht': den Ketzer thut man in die Acht. Neun Musen sind auf dem Parnass, und jeder ziemt ein volles Glas. Philister lass nach Hause geh'n, der echte Bursch hält aus nach zehn. [Spaltenumbruch] Schwankst du, so trink' den guten Elfen, ein Freund wird dir nach Hause helfen. Du sollst, lass dir's beim zwölften befehlen, die Gläser trinken, doch nicht zählen. Inschrift im Bierkeller des berliner Rathskellers. 9 Ein Trinker hält zuweilen Haus, der Spieler muss gar bald hinaus. Holl.: Een drankaard kan somtijds te regt komen, een dobbelaar nimmer. ( Harrebomee, I, 138a.) 10 Ein Trinker kann zu etwas kommen, ein Spieler nie. Eine Zusammenstellung grosser Trinker vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, IV 2b, 16. 11 Es gibt mehr alte Trinker als alte Aerzte. "Vber einer Malzeit hat einer disputirt, ob mehr alte trinker oder alte Medici wären. Darauf antwortet einer, dass mehr alte trinker als alte Medici, vrsach dieses, denn fast alle Menschen trinken, aber nicht alle Menschen wären Medici." (Zinkgref, IV, 158.) 12 Für den Trinker ist noch Rath, der Spieler geht des Teufels Pfad. Dän.: Drankere vorde raad, men doblere ingen. (Prov. dan., 118.) Lat.: Talistis nulla bibulis emenda fit ulla. (Reuterdahl, 988.) Schwed.: Drinkarum wardher radh fore ok dubblarum sioellan. (Reuterdahl, 988.) 13 Rasche Trinker vertragen nicht viel. Kroat.: Koi vnogo pije, malo popije. (Celakovsky, 139.) 14 Wer mit Trinkern umgeht, lernt dursten. Schwed.: Därar drifva darskap, usel kommer i ond sällskap. - Ondt sälskab är ungdoms fördarf. (Törning, 13.) 15 Wird der Trinker krank und der Narr arm, so heisst's bei beiden: Gott erbarm! Dän.: Naar drankeren bliver syg og narren arm, er det ude med dem begge. (Prov. dan., 118.) Trinkgeld. *1 Das Trinkgeld1 ist verdient. 1) Das kleine Geschenk, das Dienstboten, Arbeitsleuten u. s. w. gegeben wird. Ein alter Reim fragt: "Wie kompt's, dass der gemeine Mann um Trinkgeld pflegt zu bitten? Auf Essegeld begehrt er nichts? Es sind noch deutsche Sitten." - In Marokko soll man, nach dem schwedischen Reisenden Alof Agrell, ein Fleischgeld geben. (Schütze, I, 83.) Frz.: Donner les epingles aux servantes. (Kritzinger, 283a.) *2 Einem ein Trinkgeld geben mit Tölpelthalern (Prügel). - Parömiakon, 3078. *3 Er hat (wird) ein gut Trinkgeld bekommen. - Eiselein, 604. Frz.: Donner de quoi boire a quelqu'un. (Kritzinger, 75a.) - Vous aves bien fait, vous aures une belle image. (Kritzinger, 391a.) *4 Er hat ein Trinkgeld verdient. *5 Er hat hölzernes Trinkgeld verdient. D. i. Prügel. Frz.: Charger quelqu'un de bois; lui donner sa provision de bois. (Starschedel, 50.) Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. - Colophonem addere. - Summa rei addita est manus. - Summum rei fastigium impositum est. - Summus fabulae aetus additus est. (Seybold, 6 u. 586.) *6 Er wird sein Trinkgeld in der Hölle kriegen. Frz.: Tu seras bien chaufe en l'autre monde. (Kritzinger, 130a.) *7 Ich mag's Tranck-Geld nich miedem (mit ihm) theelen. - Gomolcke, 553; Keller, 168b; Robinson, 904. D. h. die Lection, die Prügel, die er dafür erhalten wird. *8 Ihr sullt's Trinckgeld nich missen. - Gomolcke, 631. Frz.: Il doit avoir de l'onguent pour la braulure. (Kritzinger, 490a.) *9 Sein Trinkgeld und Botenbrot bekommen. - Mathesy, I, 24b. Trinkleute. Der Trinkleute Krieg in den Leuthäusern ist keine Heimsuchung. - Graf, 381, 516. Ungehöriges Verhalten in den Wirthshäusern wird als keine Störung des Hausfriedens betrachtet. Jeder sieht im Wirthshause seine zweite Heimat; und so lange, da die Ruthe vor dem Bierhause steckt (vgl. Grimm., Wb., 677) oder das Fass oder die Kanne vor den feilen Zapfen steht, so lange ist binnen der vier Wände des Wirthshauses und vor dem Zapfen kein Hausfriede. (Vgl. Göschen, 51, 13.) (S. Taverne und Wirthshaus.) Mhd.: Der Trinkleut krieg in den leuthewsern ist kein heimsuch. (Zöpfl, Bamb. Recht, 213.) [Spaltenumbruch]
*185 Trinken, dass die Zungen hinken. – Eiselein, 604; Simrock, 10493. *186 Trinken wie ein Kapuziner. Es ist bekannt, dass Bischöfe und Aebte, Mönche, wie Geistliche überhaupt, namentlich in frühern Jahrhunderten im Trinken Ungewöhnliches leisteten. Als der Weinbau aus Italien nach Paris verpflanzt worden war, gewann das Böttchergewerbe im 12. Jahrhundert dort eine solche Wichtigkeit, dass die Bischöfe und Aebte den Böttchern gestatteten, sogar an Sonn – und Festtagen zu arbeiten. Die Kellereien der Mönche von Clairveaux und zu Paris umschlossen so viel Fässer als Tage im Jahre. Die Leistungsfähigkeit im Trinken der Mitglieder verschiedener Orden ist uns in sprichwörtlichen Redensarten und Trinkliedern aufbewahrt. In einem der letztern heisst es: „Trinken wie ein Kapuziner, heisst trinken wie ein armer Mann; doch ein Bruder Cölestiner ein Mehreres schon leisten kann. 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(Kritzinger, 283a.) *2 Einem ein Trinkgeld geben mit Tölpelthalern (Prügel). – Parömiakon, 3078. *3 Er hat (wird) ein gut Trinkgeld bekommen. – Eiselein, 604. Frz.: Donner de quoi boire à quelqu'un. (Kritzinger, 75a.) – Vous avés bien fait, vous aurés une belle image. (Kritzinger, 391a.) *4 Er hat ein Trinkgeld verdient. *5 Er hat hölzernes Trinkgeld verdient. D. i. Prügel. Frz.: Charger quelqu'un de bois; lui donner sa provision de bois. (Starschedel, 50.) Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. – Colophonem addere. – Summa rei addita est manus. – Summum rei fastigium impositum est. – Summus fabulae aetus additus est. (Seybold, 6 u. 586.) *6 Er wird sein Trinkgeld in der Hölle kriegen. Frz.: Tu seras bien chaufé en l'autre monde. (Kritzinger, 130a.) *7 Ich mag's Tranck-Geld nich miedem (mit ihm) theelen. – Gomolcke, 553; Keller, 168b; Robinson, 904. D. h. die Lection, die Prügel, die er dafür erhalten wird. *8 Ihr sullt's Trinckgeld nich missen. – Gomolcke, 631. 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*185 Trinken, dass die Zungen hinken. – Eiselein, 604; Simrock, 10493.
*186 Trinken wie ein Kapuziner.
Es ist bekannt, dass Bischöfe und Aebte, Mönche, wie Geistliche überhaupt, namentlich in frühern Jahrhunderten im Trinken Ungewöhnliches leisteten. Als der Weinbau aus Italien nach Paris verpflanzt worden war, gewann das Böttchergewerbe im 12. Jahrhundert dort eine solche Wichtigkeit, dass die Bischöfe und Aebte den Böttchern gestatteten, sogar an Sonn – und Festtagen zu arbeiten. Die Kellereien der Mönche von Clairveaux und zu Paris umschlossen so viel Fässer als Tage im Jahre. Die Leistungsfähigkeit im Trinken der Mitglieder verschiedener Orden ist uns in sprichwörtlichen Redensarten und Trinkliedern aufbewahrt. In einem der letztern heisst es: „Trinken wie ein Kapuziner, heisst trinken wie ein armer Mann; doch ein Bruder Cölestiner ein Mehreres schon leisten kann. Und nun gar ein Jakobiner schleisst ein Schöppchen nach dem andern an, doch der Sohn des Sanct-Franziscus in dem Fass den Boden sehen muss.“
*187 Trinken wie ein Mühlrad. – Parömiakon, 1614.
*188 Und sie trunken auch dabei.
Früher, z. B. bei Kaufpunktationen u. dgl.
*189 Wenn er getrunken hat, so hat er Bilsenkraut genommen.
So wüthend ist er; ist er nüchtern, so trübt er kein Wasser.
*190 Wenn er nicht mehr trinken kann, so sieht er doch gern zapfen.
*191 Wenn 'n oft drinkt, wä(r)t 'n lang so döstig nich. (Altmark.) – Danneil, 277.
*192 Wer heut hat getruncken, der wolt morgen gern sauffen. – Lehmann, 759, 53.
Lat.: Qui vinum ferre non potest neminem ferre solet. (Lehmann, 759, 53.)
*193 Wer ne trinkt, setzt's furt. (Oberlausitz.)
Gibt das Glas weiter, ein anderer wird schon trinken.
Trinkenschaft.
Von Trinkenschaft sind mehr verdorben, als jemals durch das Schwert gestorben. – Körte, 6083.
Frz.: La gourmandise tue plus de gens, que l'épée.
Lat.: Gula plures quam gladius peremit.
Trinker.
1 Auch der beste Trinker muss Athem holen.
2 Bei Trinkern lernt man trinken und bei Lahmen hinken. – Chaos, 925.
Böhm.: Kdo s opilci se vodi, brzo bez kabátu chodi. (Čelakovsky, 139.)
3 Da es dem Trincker von geworden, da vergehts jhm wider von. – Petri, III, 2.
4 Dem Trincker ist der Rock nicht an den Leib gepicht. – Petri, II, 76.
5 Der Trinker bessert sich immer morgen.
Böhm.: Opilec slibuje, ale polepší se, až se překuje. (Čelakovsky, 141.)
Krain.: Pijánie se preoberne kadar se prekúcne. (Čelakovsky, 161.)
6 Der Trinker hat einmal genug, der Schnupfer nie.
Holl.: Een dronkaard heeft nog eens genoeg, een snoeper nimmer. (Harrebomée, I, 166b.)
7 Der Trinker speit das Wasser aus, das ihn zu ersticken droht, ehe er noch seinen Durst gelöscht hat. – Burckhardt, 313.
Wir müssen bisweilen ein Geschäft aufgeben, das anfänglich vortheilhaft schien, aber vor seiner Beendigung sich als verderblich beweist.
8 Des Trinkers Stundentafel lautet: Es lohnt, mein Sohn, beherzige das, der Mühe kaum das erste Glas. Man steht doch nicht auf Einem Bein, drum schenk' das zweite Glas dir ein. Füll' dir das Glas zum drittenmal, denk': drei ist eine heil'ge Zahl. Auf Vieren geht das Vieh einher, des Menschen Sinn steht stets auf mehr. Fünf Sinne sind des Geistes Gaben, Ein Glas muss jeder Sinn doch haben. Lass dir die Warnung offenbaren: mit Sechsen darf nur der Kaiser fahren. Ein Vivat allem, was wir lieben, ein Pereat der bösen Sieben. Beim achten Glase fromm betracht': den Ketzer thut man in die Acht. Neun Musen sind auf dem Parnass, und jeder ziemt ein volles Glas. Philister lass nach Hause geh'n, der echte Bursch hält aus nach zehn.
Schwankst du, so trink' den guten Elfen, ein Freund wird dir nach Hause helfen. Du sollst, lass dir's beim zwölften befehlen, die Gläser trinken, doch nicht zählen.
Inschrift im Bierkeller des berliner Rathskellers.
9 Ein Trinker hält zuweilen Haus, der Spieler muss gar bald hinaus.
Holl.: Een drankaard kan somtijds te regt komen, een dobbelaar nimmer. ( Harrebomée, I, 138a.)
10 Ein Trinker kann zu etwas kommen, ein Spieler nie.
Eine Zusammenstellung grosser Trinker vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, IV 2b, 16.
11 Es gibt mehr alte Trinker als alte Aerzte.
„Vber einer Malzeit hat einer disputirt, ob mehr alte trinker oder alte Medici wären. Darauf antwortet einer, dass mehr alte trinker als alte Medici, vrsach dieses, denn fast alle Menschen trinken, aber nicht alle Menschen wären Medici.“ (Zinkgref, IV, 158.)
12 Für den Trinker ist noch Rath, der Spieler geht des Teufels Pfad.
Dän.: Drankere vorde raad, men doblere ingen. (Prov. dan., 118.)
Lat.: Talistis nulla bibulis emenda fit ulla. (Reuterdahl, 988.)
Schwed.: Drinkarum wardher radh fore ok dubblarum sioellan. (Reuterdahl, 988.)
13 Rasche Trinker vertragen nicht viel.
Kroat.: Koi vnogo pije, malo popije. (Čelakovsky, 139.)
14 Wer mit Trinkern umgeht, lernt dursten.
Schwed.: Därar drifva dårskap, usel kommer i ond sällskap. – Ondt sälskab är ungdoms fördarf. (Törning, 13.)
15 Wird der Trinker krank und der Narr arm, so heisst's bei beiden: Gott erbarm!
Dän.: Naar drankeren bliver syg og narren arm, er det ude med dem begge. (Prov. dan., 118.)
Trinkgeld.
*1 Das Trinkgeld1 ist verdient.
1) Das kleine Geschenk, das Dienstboten, Arbeitsleuten u. s. w. gegeben wird. Ein alter Reim fragt: „Wie kompt's, dass der gemeine Mann um Trinkgeld pflegt zu bitten? Auf Essegeld begehrt er nichts? Es sind noch deutsche Sitten.“ – In Marokko soll man, nach dem schwedischen Reisenden Alof Agrell, ein Fleischgeld geben. (Schütze, I, 83.)
Frz.: Donner les épingles aux servantes. (Kritzinger, 283a.)
*2 Einem ein Trinkgeld geben mit Tölpelthalern (Prügel). – Parömiakon, 3078.
*3 Er hat (wird) ein gut Trinkgeld bekommen. – Eiselein, 604.
Frz.: Donner de quoi boire à quelqu'un. (Kritzinger, 75a.) – Vous avés bien fait, vous aurés une belle image. (Kritzinger, 391a.)
*4 Er hat ein Trinkgeld verdient.
*5 Er hat hölzernes Trinkgeld verdient.
D. i. Prügel.
Frz.: Charger quelqu'un de bois; lui donner sa provision de bois. (Starschedel, 50.)
Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. – Colophonem addere. – Summa rei addita est manus. – Summum rei fastigium impositum est. – Summus fabulae aetus additus est. (Seybold, 6 u. 586.)
*6 Er wird sein Trinkgeld in der Hölle kriegen.
Frz.: Tu seras bien chaufé en l'autre monde. (Kritzinger, 130a.)
*7 Ich mag's Tranck-Geld nich miedem (mit ihm) theelen. – Gomolcke, 553; Keller, 168b; Robinson, 904.
D. h. die Lection, die Prügel, die er dafür erhalten wird.
*8 Ihr sullt's Trinckgeld nich missen. – Gomolcke, 631.
Frz.: Il doit avoir de l'onguent pour la brûlure. (Kritzinger, 490a.)
*9 Sein Trinkgeld und Botenbrot bekommen. – Mathesy, I, 24b.
Trinkleute.
Der Trinkleute Krieg in den Leuthäusern ist keine Heimsuchung. – Graf, 381, 516.
Ungehöriges Verhalten in den Wirthshäusern wird als keine Störung des Hausfriedens betrachtet. Jeder sieht im Wirthshause seine zweite Heimat; und so lange, da die Ruthe vor dem Bierhause steckt (vgl. Grimm., Wb., 677) oder das Fass oder die Kanne vor den feilen Zapfen steht, so lange ist binnen der vier Wände des Wirthshauses und vor dem Zapfen kein Hausfriede. (Vgl. Göschen, 51, 13.) (S. Taverne und Wirthshaus.)
Mhd.: Der Trinkleut krieg in den leuthewsern ist kein heimsuch. (Zöpfl, Bamb. Recht, 213.)
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