Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 117 Wer getrunken hat, der muss auch zahlen. Böhm.: Kdyz jsi pil, plat' s senkyrkou se nevad. (Celakovsky, 275.) 118 Wer heute hat getrunken, der wollte morgen gern saufen. - Grubb, 409. 119 Wer jung trinkt, braucht alt nicht zu dursten. An einem Gurtbogen des berliner Rathskellers. 120 Wer langsam trinkt und isst, auch ein träger Michel ist. 121 Wer mit wil trincken, muss auch mit klincken. - Henisch, 752, 52; Petri, II, 799; Eiselein, 604; Simrock, 10497; Graf, 306, 161. Lat.: Nese nodosam medicus curare podagram; tollere nodosam nescit medicina podagram. (Chaos, 543.) - Numum pincerne soluas pro vase phalerni. (Reuterdahl, 626.) Schwed.: Takir thu widh bikar tha takir thu widh goeld. (Reuterdahl, 626.) 122 Wer nicht trinken kann, der soll ins bad gan; wer nicht beten, uff das mer; wer nicht schlafen in die predig. - Eiselein, 604; Simrock, 10490. "Es ist ein sprichwort: Wer nicht trincken u. s. w." (Geiler, Alsatia, 1862-67, 434.) 123 Wer nicht will mittrinken, der mag hinken. Wenn jemand bei einem fröhlichen Gelag sich den angeordneten Trinkregeln nicht unterwerfen will, der mag sich aus der Gesellschaft entfernen. (S. Saufen 21.) Lat.: Aut bibat, aut abeat. (Cicero.) (Binder I, 118; II, 301; Faselius, 26; Philippi, I, 52; Seybold, 49; Wiegand, 931.) Poln.: Abo pij, abo jidz precz. - Pij, albo sie bij. (Celakovsky, 138.) 124 Wer sich voll getrunken, braucht sich nicht voll zu essen. (S. Brauhaus.) Port.: Homen farto, nao he comedor. (Bohn I, 279.) 125 Wer thut des morgens nüchtern trincken, nicht erst will essen von dem schincken, gehet spat dess nachts in der Eulen flucht, der kriegt zeitlich die Wassersucht. - Henisch, 950, 24. 126 Wer Trinckt ohne Durst, Bult ohne lust, vnnd isset ohne Hunger, der stirbt zehn Jahr desto Junger. - Lehmann, 794, 34 u. 849, 4; Simrock, 10488; Zinkgref, IV, 387; Mayer, I, 181. Im Jahre 1869 ist im Verlage von Lucas in Elberfeld ein Holzschnittalbum, gezeichnet von Grot-Johann, in Holzschnitt ausgeführt und herausgegeben von O. Gehrke, erschienen, das altdeutsche Sprüche aus der Wartburg darstellt. Zu diesen Sprüchen gehört auch der vorstehende, der als Beispiel aus dem Prachtalbum in der Illustr. Zeitung (Nr. 1380) nebst der bildlichen Darstellung mitgetheilt wird. Lat.: Qui vult alterius Scyathius haurire salutem, tale lucrum referet, perdat ut ipse suam. (Chaos, 226.) 127 Wer trinkt ohne Mass, wird bald der Würmer Frass. Holl.: Die drinkt met volle snellen, zal zijn ligchaam maar ontstellen. (Harrebomee, II, 279a.) 128 Wer trinkt ohne zu essen, wird das Feld nicht lange messen. Dän.: Han haver drukket för han haver aedt. (Prov. dan., 126.) 129 Wer trinkt, sei auf der Hut, vertrinke nicht den frohen Muth. 130 Wer trinkt und isst mit Mässigkeit1, der lebt gewöhnlich lange Zeit. 1) Weg mit dem mässigen Trinken, es ist der Weg ins Saufen, sagen die Enthaltsamkeitsvereine. Frz.: Qui boit et mange sobrement, vit de coautume longuement. (Kritzinger, 74b.) 131 Wer vil trinckt, muss vil durst leiden. - Franck, II, 93a; Gruter, I, 83; Petri, II, 773; Henisch, 779, 38. 132 Wer zu trinken liebt, spricht gern vom Wein. It.: A chi piace il bene parla sempre di vino. (Bohn I, 67.) 133 Zu trinken ist nicht so schlimm, wenn man nur nach Hause gehen kann (oder: zu gelten weiss). Fr. Schweiz.: De beyre ley a pas tant de mau, porru qu'on chatze retorna a l'oshau. (Schweiz, II, 242, 41.) 134 Zu viel trinken macht hinken. Holl.: Uit 't drinken broeit veel twist en moeit. (Harrebomee, II, 350a.) 135 Zu vil getruncken ist ein tödtlich gifft. - Henisch, 1588, 22. Böhm.: Kdo mnoho pije, sam svou hlavu bije. (Celakovsky, 139.) Dän.: Megen drikken fortaeret forstanden, megen aeden fortaerer suudheden. (Prov. dan., 187.) [Spaltenumbruch] *136 A mohl getrunken, dass nich immer übersch assen giht. - Robinson, 352; Gomolcke, 176. *137 Auf pfälzisch trinken. - K. Steffen's Hausfreund, 1844, 224b. Lat.: More palatino bibimus ne gutte supersit, cude suam possit musca lerure sitim. *138 Der trinkt, ohne dass man ihm pfeift. Frz.: On a que faire de me siffler nour me faire boire. (Kritzinger, 649b.) *139 Drinkst du vör oder noh der Predigt. (Lippe.) Wird z. B. gesagt, wenn man einen Freund mit einem Frühstück, Abendbrot u. s. w. bewirthen und wissen will, ob er vor oder nach dem Essen trinke. *140 Er hat getruncken vnd niemand auch geben. - Franck, II, 148b. *141 Er lot si nid zum Trinke zwinge. - Sutermeister, 63. Um die Neigung zum Trunk zu bezeichnen, finden sich a. a. O. eine grosse Anzahl sprichwörlicher Redensarten, von denen ich zur Ergänzung früherer Zusammenstellungen folgende hier beifüge. Er cha die volle Gleser nid liide. Er cha de Wii halt nid im Hols dole. Er cha für keis Wirthshaus ane. Er goht i die Chilche, wo man mit de Glesern z'säme litet. Er hälbslet (trinkt gern ein Halbmass). Er het unten immer hoch. Et hät langi Site. Er het keis Vermöge as di ferndrige Trinkschuld. Er het nie us em leere Glas trunke. Er het en guete Zug im Hals (Wortspiel mit Zugvieh). Er het's Mizli uf de Sunnsite. Er lupft's Chrisili. Er ist e Wiikr ofe, Wiiwaem, a läbigi Wilägele, a Winponto. Er lebt mässig (Wortspiel mit Mass). Er streckt gern der chlii Finger i d' Höhe. Er schütt de Wii au nid i d' Schue. - Th. Bernd hat im Braunschweigischen Magazin, auf das bei Schlagen 71 und Sterben 186 näher verwiesen ist, die Ausdrücke, welche die deutsche Sprache für Trinken, und in Zusammensetzung und Verbindung auch für verschiedene Arten des Trinkens besitzt, gesammelt. Da die Deutschen in dem Rufe stehen, von jeher gute Trinker gewesen zu sein, so ist es natürlich, dass ihre Sprache auf diesem Felde auch sehr ausgebildet ist und einen grossen Reichthum an Bezeichnungen für Trinken besitzt, als: Bechern, bullen (pullen = aus der Bulle trinken), dutteln (tutteln, dudeln), füllen, seggen, (sich) sullen, suseln, güggeln (= gern und oft trinken), heben (gut heben können), klunkern, kümmeln (Kümmelbranntwein trinken), lecken (nur wenig trinken), luppen, lurken, lutschen, motzen, nippen, nollen, nudeln, nulken (nülken), nulpen, nünken, nutschen, pegeln, picheln, pichen, pitscheln, pulken (pülken), punschen, saufen (supen), saugen, schlabben, schlabbern, schlampen, schlickern, schluppen, schürfen, schlucken, schluttern, schnapsen, schöppeln, schüffeln, söpken (süpken), smuddern, smulzen, sobben oder sebben und supen, sulfern, supfen, surfen (sürfen), tüpseln, trinken, tschuggen, tüderlen (düderlen), tüncheln, tulken, ziehen, zechen. Diesen einfachen Ausdrücken schliessen sich eine Anzahl Bezeichnungen für Trinken an, die mit andern Wörtern verbunden unterscheidende Redensarten bilden, als: Getränke zu sich nehmen, ein Glas, ein Gläschen u. s. w., einen Schluck, einen Schnaps u. s. w. nehmen, einen Schluck, Trunk, Zug thun, gluglu oder gluckgluck machen; sehen, was die lieben Engelein machen (beim Trinken den Kopf rückwärts beugen und in die Höhe sehen), fleissig ins Glas gucken, dem Glase, Kruge u. s. w. gern auf den Boden sehen, gern Bescheid thun, eine Flasche ausstechen, einer Flasche nach der andern den Hals brechen, ein Glas nach dem andern hinunterstürzen, ein gutes Gefäll haben, sich antrinken, ansaufen, sich volltrinken, vollsaufen, saufen wie ein Loch, die Gurgel baden, schmieren, einen guten Stiefel vertragen, einen guten Pogel saufen, einen Henkelmann (eine Viertel Tonne) austrinken, dem Hagel das Bein absaufen (ausserordentlich trinken), eine durstige Leber haben, ein Bierigel sein (viel Bier trinken), immer auf der Bierbank, im Branntwein-, Wein-, Saufhause liegen. Dann für: sich betrinken und betrunken sein: Sich betrinken, besaufen, bezechen, berauschen, benebeln, bedutteln, besuseln, beguggeln, bekulen, beklunkern, bekümmeln, belecken (er hatte so lange geleckt und geleckt bis er sich beleckt hat), beluppen, belurken, belutschen, bemogen, benälen, benippen, benollen, benudeln, benulken, benulpen, bemünken, benüsseln, bepegeln, bepicheln, bepichen, bepulken, bepnuschen, beschickern, beschlickern, beschluppern, beschlürfen, beschlultern, beschmauchern, beschnapsen, beschnipsen, beschöppeln, beschöpken, besobbern, besurfen, belipseln, betischlern, betschuggen, betüderlen, betüncheln, betulken, betunteln, beweinen. Daran schliessen sich noch eine Anzahl Ausdrücke, Redensarten, Wortverbindungen u. s. w. zur Bezeichnung des Betrunkenseins, die aber wol sämmtlich bei frühern Anlässen aufgeführt sind. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Oberstübchen 3, Oel 45, Schatten 42, Säusackvoll und Selig 27.) *142 Er trinkt aus keinem leeren Glas. *143 Er trinkt bis d' Chue en Batz gilt. - Sutermeister, 64.
[Spaltenumbruch] 117 Wer getrunken hat, der muss auch zahlen. Böhm.: Když jsi pil, plat' s šenkýřkou se nevad. (Čelakovsky, 275.) 118 Wer heute hat getrunken, der wollte morgen gern saufen. – Grubb, 409. 119 Wer jung trinkt, braucht alt nicht zu dursten. An einem Gurtbogen des berliner Rathskellers. 120 Wer langsam trinkt und isst, auch ein träger Michel ist. 121 Wer mit wil trincken, muss auch mit klincken. – Henisch, 752, 52; Petri, II, 799; Eiselein, 604; Simrock, 10497; Graf, 306, 161. Lat.: Nese nodosam medicus curare podagram; tollere nodosam nescit medicina podagram. (Chaos, 543.) – Numum pincerne soluas pro vase phalerni. (Reuterdahl, 626.) Schwed.: Takir thu widh bikar tha takir thu widh goeld. (Reuterdahl, 626.) 122 Wer nicht trinken kann, der soll ins bad gan; wer nicht beten, uff das mer; wer nicht schlafen in die predig. – Eiselein, 604; Simrock, 10490. „Es ist ein sprichwort: Wer nicht trincken u. s. w.“ (Geiler, Alsatia, 1862-67, 434.) 123 Wer nicht will mittrinken, der mag hinken. Wenn jemand bei einem fröhlichen Gelag sich den angeordneten Trinkregeln nicht unterwerfen will, der mag sich aus der Gesellschaft entfernen. (S. Saufen 21.) Lat.: Aut bibat, aut abeat. (Cicero.) (Binder I, 118; II, 301; Faselius, 26; Philippi, I, 52; Seybold, 49; Wiegand, 931.) Poln.: Abo pij, abo jidz precz. – Pij, albo śie bij. (Čelakovsky, 138.) 124 Wer sich voll getrunken, braucht sich nicht voll zu essen. (S. Brauhaus.) Port.: Homen farto, não he comedor. (Bohn I, 279.) 125 Wer thut des morgens nüchtern trincken, nicht erst will essen von dem schincken, gehet spat dess nachts in der Eulen flucht, der kriegt zeitlich die Wassersucht. – Henisch, 950, 24. 126 Wer Trinckt ohne Durst, Bult ohne lust, vnnd isset ohne Hunger, der stirbt zehn Jahr desto Junger. – Lehmann, 794, 34 u. 849, 4; Simrock, 10488; Zinkgref, IV, 387; Mayer, I, 181. Im Jahre 1869 ist im Verlage von Lucas in Elberfeld ein Holzschnittalbum, gezeichnet von Grot-Johann, in Holzschnitt ausgeführt und herausgegeben von O. Gehrke, erschienen, das altdeutsche Sprüche aus der Wartburg darstellt. Zu diesen Sprüchen gehört auch der vorstehende, der als Beispiel aus dem Prachtalbum in der Illustr. Zeitung (Nr. 1380) nebst der bildlichen Darstellung mitgetheilt wird. Lat.: Qui vult alterius Scyathius haurire salutem, tale lucrum referet, perdat ut ipse suam. (Chaos, 226.) 127 Wer trinkt ohne Mass, wird bald der Würmer Frass. Holl.: Die drinkt met volle snellen, zal zijn ligchaam maar ontstellen. (Harrebomée, II, 279a.) 128 Wer trinkt ohne zu essen, wird das Feld nicht lange messen. Dän.: Han haver drukket før han haver aedt. (Prov. dan., 126.) 129 Wer trinkt, sei auf der Hut, vertrinke nicht den frohen Muth. 130 Wer trinkt und isst mit Mässigkeit1, der lebt gewöhnlich lange Zeit. 1) Weg mit dem mässigen Trinken, es ist der Weg ins Saufen, sagen die Enthaltsamkeitsvereine. Frz.: Qui boit et mange sobrement, vit de coûtume longuement. (Kritzinger, 74b.) 131 Wer vil trinckt, muss vil durst leiden. – Franck, II, 93a; Gruter, I, 83; Petri, II, 773; Henisch, 779, 38. 132 Wer zu trinken liebt, spricht gern vom Wein. It.: A chi piace il bene parla sempre di vino. (Bohn I, 67.) 133 Zu trinken ist nicht so schlimm, wenn man nur nach Hause gehen kann (oder: zu gelten weiss). Fr. Schweiz.: De beyre ley a pas tant dé mau, porru qu'on chatzé retornâ à l'osháu. (Schweiz, II, 242, 41.) 134 Zu viel trinken macht hinken. Holl.: Uit 't drinken broeit veel twist en moeit. (Harrebomée, II, 350a.) 135 Zu vil getruncken ist ein tödtlich gifft. – Henisch, 1588, 22. Böhm.: Kdo mnoho pije, sám svou hlavu bije. (Čelakovsky, 139.) Dän.: Megen drikken fortæret forstanden, megen aeden fortærer suudheden. (Prov. dan., 187.) [Spaltenumbruch] *136 A mohl getrunken, dass nich immer übersch assen giht. – Robinson, 352; Gomolcke, 176. *137 Auf pfälzisch trinken. – K. Steffen's Hausfreund, 1844, 224b. Lat.: More palatino bibimus ne gutte supersit, cude suam possit musca lerure sitim. *138 Der trinkt, ohne dass man ihm pfeift. Frz.: On a que faire de me siffler nour me faire boire. (Kritzinger, 649b.) *139 Drinkst du vör oder noh der Predigt. (Lippe.) Wird z. B. gesagt, wenn man einen Freund mit einem Frühstück, Abendbrot u. s. w. bewirthen und wissen will, ob er vor oder nach dem Essen trinke. *140 Er hat getruncken vnd niemand auch geben. – Franck, II, 148b. *141 Er lôt si nid zum Trinke zwinge. – Sutermeister, 63. Um die Neigung zum Trunk zu bezeichnen, finden sich a. a. O. eine grosse Anzahl sprichwörlicher Redensarten, von denen ich zur Ergänzung früherer Zusammenstellungen folgende hier beifüge. Er cha die volle Gleser nid liide. Er cha de Wii halt nid im Hols dole. Er cha für keis Wirthshûs ane. Er goht i die Chilche, wo man mit de Glesern z'säme litet. Er hälbslet (trinkt gern ein Halbmass). Er het unten immer hoch. Et hät langi Site. Er het keis Vermöge as di ferndrige Trinkschuld. Er het nie us em leere Glas trunke. Er het en guete Zug im Hals (Wortspiel mit Zugvieh). Er het's Mizli uf de Sunnsite. Er lupft's Chrisili. Er ist e Wiikr ofe, Wiiwaem, a läbigi Wilägele, a Winponto. Er lebt mässig (Wortspiel mit Mass). Er streckt gern der chlii Finger i d' Höhe. Er schütt de Wii au nid i d' Schue. - Th. Bernd hat im Braunschweigischen Magazin, auf das bei Schlagen 71 und Sterben 186 näher verwiesen ist, die Ausdrücke, welche die deutsche Sprache für Trinken, und in Zusammensetzung und Verbindung auch für verschiedene Arten des Trinkens besitzt, gesammelt. Da die Deutschen in dem Rufe stehen, von jeher gute Trinker gewesen zu sein, so ist es natürlich, dass ihre Sprache auf diesem Felde auch sehr ausgebildet ist und einen grossen Reichthum an Bezeichnungen für Trinken besitzt, als: Bechern, bullen (pullen = aus der Bulle trinken), dutteln (tutteln, dudeln), füllen, seggen, (sich) sullen, suseln, güggeln (= gern und oft trinken), heben (gut heben können), klunkern, kümmeln (Kümmelbranntwein trinken), lecken (nur wenig trinken), luppen, lurken, lutschen, motzen, nippen, nollen, nudeln, nulken (nülken), nulpen, nünken, nutschen, pegeln, picheln, pichen, pitscheln, pulken (pülken), punschen, saufen (supen), saugen, schlabben, schlabbern, schlampen, schlickern, schluppen, schürfen, schlucken, schluttern, schnapsen, schöppeln, schüffeln, söpken (süpken), smuddern, smulzen, sobben oder sebben und supen, sulfern, supfen, surfen (sürfen), tüpseln, trinken, tschuggen, tüderlen (düderlen), tüncheln, tulken, ziehen, zechen. Diesen einfachen Ausdrücken schliessen sich eine Anzahl Bezeichnungen für Trinken an, die mit andern Wörtern verbunden unterscheidende Redensarten bilden, als: Getränke zu sich nehmen, ein Glas, ein Gläschen u. s. w., einen Schluck, einen Schnaps u. s. w. nehmen, einen Schluck, Trunk, Zug thun, gluglu oder gluckgluck machen; sehen, was die lieben Engelein machen (beim Trinken den Kopf rückwärts beugen und in die Höhe sehen), fleissig ins Glas gucken, dem Glase, Kruge u. s. w. gern auf den Boden sehen, gern Bescheid thun, eine Flasche ausstechen, einer Flasche nach der andern den Hals brechen, ein Glas nach dem andern hinunterstürzen, ein gutes Gefäll haben, sich antrinken, ansaufen, sich volltrinken, vollsaufen, saufen wie ein Loch, die Gurgel baden, schmieren, einen guten Stiefel vertragen, einen guten Pogel saufen, einen Henkelmann (eine Viertel Tonne) austrinken, dem Hagel das Bein absaufen (ausserordentlich trinken), eine durstige Leber haben, ein Bierigel sein (viel Bier trinken), immer auf der Bierbank, im Branntwein-, Wein-, Saufhause liegen. Dann für: sich betrinken und betrunken sein: Sich betrinken, besaufen, bezechen, berauschen, benebeln, bedutteln, besuseln, beguggeln, bekulen, beklunkern, bekümmeln, belecken (er hatte so lange geleckt und geleckt bis er sich beleckt hat), beluppen, belurken, belutschen, bemogen, benälen, benippen, benollen, benudeln, benulken, benulpen, bemünken, benüsseln, bepegeln, bepicheln, bepichen, bepulken, bepnuschen, beschickern, beschlickern, beschluppern, beschlürfen, beschlultern, beschmauchern, beschnapsen, beschnipsen, beschöppeln, beschöpken, besobbern, besurfen, belipseln, betischlern, betschuggen, betüderlen, betüncheln, betulken, betunteln, beweinen. Daran schliessen sich noch eine Anzahl Ausdrücke, Redensarten, Wortverbindungen u. s. w. zur Bezeichnung des Betrunkenseins, die aber wol sämmtlich bei frühern Anlässen aufgeführt sind. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Oberstübchen 3, Oel 45, Schatten 42, Säusackvoll und Selig 27.) *142 Er trinkt aus keinem leeren Glas. *143 Er trinkt bis d' Chue en Batz gilt. – Sutermeister, 64.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0667" n="[661]"/><cb n="1321"/> 117 Wer getrunken hat, der muss auch zahlen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Když jsi pil, plat' s šenkýřkou se nevad. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 275.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">118 Wer heute hat getrunken, der wollte morgen gern saufen.</hi> – <hi rendition="#i">Grubb, 409.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">119 Wer jung trinkt, braucht alt nicht zu dursten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">An einem Gurtbogen des berliner Rathskellers.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">120 Wer langsam trinkt und isst, auch ein träger Michel ist.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Wer mit wil trincken, muss auch mit klincken.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 752, 52; Petri, II, 799; Eiselein, 604; Simrock, 10497; Graf, 306, 161.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nese nodosam medicus curare podagram; tollere nodosam nescit medicina podagram. (<hi rendition="#i">Chaos, 543.</hi>) – Numum pincerne soluas pro vase phalerni. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 626.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Takir thu widh bikar tha takir thu widh goeld. (<hi rendition="#i">Reuterdahl, 626.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Wer nicht trinken kann, der soll ins bad gan; wer nicht beten, uff das mer; wer nicht schlafen in die predig.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 604; Simrock, 10490.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Es ist ein sprichwort: Wer nicht trincken u. s. w.“ (<hi rendition="#i">Geiler, Alsatia, 1862-67, 434.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">123 Wer nicht will mittrinken, der mag hinken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand bei einem fröhlichen Gelag sich den angeordneten Trinkregeln nicht unterwerfen will, der mag sich aus der Gesellschaft entfernen. (S. Saufen 21.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aut bibat, aut abeat. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 118; II, 301; Faselius, 26; Philippi, I, 52; Seybold, 49; Wiegand, 931.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Abo pij, abo jidz precz. – Pij, albo śie bij. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 138.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Wer sich voll getrunken, braucht sich nicht voll zu essen.</hi> (S. Brauhaus.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Homen farto, não he comedor. (<hi rendition="#i">Bohn I, 279.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">125 Wer thut des morgens nüchtern trincken, nicht erst will essen von dem schincken, gehet spat dess nachts in der Eulen flucht, der kriegt zeitlich die Wassersucht.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 950, 24.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">126 Wer Trinckt ohne Durst, Bult ohne lust, vnnd isset ohne Hunger, der stirbt zehn Jahr desto Junger.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 794, 34 u. 849, 4; Simrock, 10488; Zinkgref, IV, 387; Mayer, I, 181.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Im Jahre 1869 ist im Verlage von Lucas in Elberfeld ein <hi rendition="#i">Holzschnittalbum,</hi> gezeichnet von <hi rendition="#i">Grot-Johann,</hi> in Holzschnitt ausgeführt und herausgegeben von <hi rendition="#i">O. Gehrke,</hi> erschienen, das altdeutsche Sprüche aus der Wartburg darstellt. Zu diesen Sprüchen gehört auch der vorstehende, der als Beispiel aus dem <hi rendition="#i">Prachtalbum</hi> in der <hi rendition="#i">Illustr. Zeitung (Nr. 1380)</hi> nebst der bildlichen Darstellung mitgetheilt wird.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui vult alterius Scyathius haurire salutem, tale lucrum referet, perdat ut ipse suam. (<hi rendition="#i">Chaos, 226.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">127 Wer trinkt ohne Mass, wird bald der Würmer Frass.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die drinkt met volle snellen, zal zijn ligchaam maar ontstellen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 279<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">128 Wer trinkt ohne zu essen, wird das Feld nicht lange messen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han haver drukket før han haver aedt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 126.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">129 Wer trinkt, sei auf der Hut, vertrinke nicht den frohen Muth.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">130 Wer trinkt und isst mit Mässigkeit<hi rendition="#sup">1</hi>, der lebt gewöhnlich lange Zeit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Weg mit dem mässigen Trinken, es ist der Weg ins Saufen, sagen die Enthaltsamkeitsvereine.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui boit et mange sobrement, vit de coûtume longuement. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 74<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">131 Wer vil trinckt, muss vil durst leiden.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 93<hi rendition="#sup">a;</hi> Gruter, I, 83; Petri, II, 773; Henisch, 779, 38.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">132 Wer zu trinken liebt, spricht gern vom Wein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A chi piace il bene parla sempre di vino. (<hi rendition="#i">Bohn I, 67.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">133 Zu trinken ist nicht so schlimm, wenn man nur nach Hause gehen kann (oder: zu gelten weiss).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Fr. Schweiz.</hi>: De beyre ley a pas tant dé mau, porru qu'on chatzé retornâ à l'osháu. (<hi rendition="#i">Schweiz, II, 242, 41.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">134 Zu viel trinken macht hinken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Uit 't drinken broeit veel twist en moeit. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 350<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">135 Zu vil getruncken ist ein tödtlich gifft.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1588, 22.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo mnoho pije, sám svou hlavu bije. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 139.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Megen drikken fortæret forstanden, megen aeden fortærer suudheden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 187.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1322"/> *136 A mohl getrunken, dass nich immer übersch assen giht.</hi> – <hi rendition="#i">Robinson, 352; Gomolcke, 176.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*137 Auf pfälzisch trinken.</hi> – <hi rendition="#i">K. Steffen's Hausfreund, 1844, 224<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: More palatino bibimus ne gutte supersit, cude suam possit musca lerure sitim.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*138 Der trinkt, ohne dass man ihm pfeift.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: On a que faire de me siffler nour me faire boire. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 649<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*139 Drinkst du vör oder noh der Predigt.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Wird z. B. gesagt, wenn man einen Freund mit einem Frühstück, Abendbrot u. s. w. bewirthen und wissen will, ob er vor oder nach dem Essen trinke.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*140 Er hat getruncken vnd niemand auch geben.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 148<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*141 Er lôt si nid zum Trinke zwinge.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 63.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um die Neigung zum Trunk zu bezeichnen, finden sich a. a. O. eine grosse Anzahl sprichwörlicher Redensarten, von denen ich zur Ergänzung früherer Zusammenstellungen folgende hier beifüge. Er cha die volle Gleser nid liide. Er cha de Wii halt nid im Hols dole. Er cha für keis Wirthshûs ane. Er goht i die Chilche, wo man mit de Glesern z'säme litet. Er hälbslet (trinkt gern ein Halbmass). Er het unten immer hoch. Et hät langi Site. Er het keis Vermöge as di ferndrige Trinkschuld. Er het nie us em leere Glas trunke. Er het en guete Zug im Hals (Wortspiel mit Zugvieh). Er het's Mizli uf de Sunnsite. Er lupft's Chrisili. Er ist e Wiikr ofe, Wiiwaem, a läbigi Wilägele, a Winponto. Er lebt mässig (Wortspiel mit Mass). Er streckt gern der chlii Finger i d' Höhe. Er schütt de Wii au nid i d' Schue. - <hi rendition="#i">Th. Bernd</hi> hat im <hi rendition="#i">Braunschweigischen Magazin,</hi> auf das bei Schlagen 71 und Sterben 186 näher verwiesen ist, die Ausdrücke, welche die deutsche Sprache für Trinken, und in Zusammensetzung und Verbindung auch für verschiedene Arten des Trinkens besitzt, gesammelt. Da die Deutschen in dem Rufe stehen, von jeher gute Trinker gewesen zu sein, so ist es natürlich, dass ihre Sprache auf diesem Felde auch sehr ausgebildet ist und einen grossen Reichthum an Bezeichnungen für Trinken besitzt, als: Bechern, bullen (pullen = aus der Bulle trinken), dutteln (tutteln, dudeln), füllen, seggen, (sich) sullen, suseln, güggeln (= gern und oft trinken), heben (gut heben können), klunkern, kümmeln (Kümmelbranntwein trinken), lecken (nur wenig trinken), luppen, lurken, lutschen, motzen, nippen, nollen, nudeln, nulken (nülken), nulpen, nünken, nutschen, pegeln, picheln, pichen, pitscheln, pulken (pülken), punschen, saufen (supen), saugen, schlabben, schlabbern, schlampen, schlickern, schluppen, schürfen, schlucken, schluttern, schnapsen, schöppeln, schüffeln, söpken (süpken), smuddern, smulzen, sobben oder sebben und supen, sulfern, supfen, surfen (sürfen), tüpseln, trinken, tschuggen, tüderlen (düderlen), tüncheln, tulken, ziehen, zechen. Diesen einfachen Ausdrücken schliessen sich eine Anzahl Bezeichnungen für Trinken an, die mit andern Wörtern verbunden unterscheidende Redensarten bilden, als: Getränke zu sich nehmen, ein Glas, ein Gläschen u. s. w., einen Schluck, einen Schnaps u. s. w. nehmen, einen Schluck, Trunk, Zug thun, gluglu oder gluckgluck machen; sehen, was die lieben Engelein machen (beim Trinken den Kopf rückwärts beugen und in die Höhe sehen), fleissig ins Glas gucken, dem Glase, Kruge u. s. w. gern auf den Boden sehen, gern Bescheid thun, eine Flasche ausstechen, einer Flasche nach der andern den Hals brechen, ein Glas nach dem andern hinunterstürzen, ein gutes Gefäll haben, sich antrinken, ansaufen, sich volltrinken, vollsaufen, saufen wie ein Loch, die Gurgel baden, schmieren, einen guten Stiefel vertragen, einen guten Pogel saufen, einen Henkelmann (eine Viertel Tonne) austrinken, dem Hagel das Bein absaufen (ausserordentlich trinken), eine durstige Leber haben, ein Bierigel sein (viel Bier trinken), immer auf der Bierbank, im Branntwein-, Wein-, Saufhause liegen. Dann für: sich betrinken und betrunken sein: Sich betrinken, besaufen, bezechen, berauschen, benebeln, bedutteln, besuseln, beguggeln, bekulen, beklunkern, bekümmeln, belecken (er hatte so lange geleckt und geleckt bis er sich beleckt hat), beluppen, belurken, belutschen, bemogen, benälen, benippen, benollen, benudeln, benulken, benulpen, bemünken, benüsseln, bepegeln, bepicheln, bepichen, bepulken, bepnuschen, beschickern, beschlickern, beschluppern, beschlürfen, beschlultern, beschmauchern, beschnapsen, beschnipsen, beschöppeln, beschöpken, besobbern, besurfen, belipseln, betischlern, betschuggen, betüderlen, betüncheln, betulken, betunteln, beweinen. Daran schliessen sich noch eine Anzahl Ausdrücke, Redensarten, Wortverbindungen u. s. w. zur Bezeichnung des Betrunkenseins, die aber wol sämmtlich bei frühern Anlässen aufgeführt sind. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Oberstübchen 3, Oel 45, Schatten 42, Säusackvoll und Selig 27.)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*142 Er trinkt aus keinem leeren Glas.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*143 Er trinkt bis d' Chue en Batz gilt.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 64.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[661]/0667]
117 Wer getrunken hat, der muss auch zahlen.
Böhm.: Když jsi pil, plat' s šenkýřkou se nevad. (Čelakovsky, 275.)
118 Wer heute hat getrunken, der wollte morgen gern saufen. – Grubb, 409.
119 Wer jung trinkt, braucht alt nicht zu dursten.
An einem Gurtbogen des berliner Rathskellers.
120 Wer langsam trinkt und isst, auch ein träger Michel ist.
121 Wer mit wil trincken, muss auch mit klincken. – Henisch, 752, 52; Petri, II, 799; Eiselein, 604; Simrock, 10497; Graf, 306, 161.
Lat.: Nese nodosam medicus curare podagram; tollere nodosam nescit medicina podagram. (Chaos, 543.) – Numum pincerne soluas pro vase phalerni. (Reuterdahl, 626.)
Schwed.: Takir thu widh bikar tha takir thu widh goeld. (Reuterdahl, 626.)
122 Wer nicht trinken kann, der soll ins bad gan; wer nicht beten, uff das mer; wer nicht schlafen in die predig. – Eiselein, 604; Simrock, 10490.
„Es ist ein sprichwort: Wer nicht trincken u. s. w.“ (Geiler, Alsatia, 1862-67, 434.)
123 Wer nicht will mittrinken, der mag hinken.
Wenn jemand bei einem fröhlichen Gelag sich den angeordneten Trinkregeln nicht unterwerfen will, der mag sich aus der Gesellschaft entfernen. (S. Saufen 21.)
Lat.: Aut bibat, aut abeat. (Cicero.) (Binder I, 118; II, 301; Faselius, 26; Philippi, I, 52; Seybold, 49; Wiegand, 931.)
Poln.: Abo pij, abo jidz precz. – Pij, albo śie bij. (Čelakovsky, 138.)
124 Wer sich voll getrunken, braucht sich nicht voll zu essen. (S. Brauhaus.)
Port.: Homen farto, não he comedor. (Bohn I, 279.)
125 Wer thut des morgens nüchtern trincken, nicht erst will essen von dem schincken, gehet spat dess nachts in der Eulen flucht, der kriegt zeitlich die Wassersucht. – Henisch, 950, 24.
126 Wer Trinckt ohne Durst, Bult ohne lust, vnnd isset ohne Hunger, der stirbt zehn Jahr desto Junger. – Lehmann, 794, 34 u. 849, 4; Simrock, 10488; Zinkgref, IV, 387; Mayer, I, 181.
Im Jahre 1869 ist im Verlage von Lucas in Elberfeld ein Holzschnittalbum, gezeichnet von Grot-Johann, in Holzschnitt ausgeführt und herausgegeben von O. Gehrke, erschienen, das altdeutsche Sprüche aus der Wartburg darstellt. Zu diesen Sprüchen gehört auch der vorstehende, der als Beispiel aus dem Prachtalbum in der Illustr. Zeitung (Nr. 1380) nebst der bildlichen Darstellung mitgetheilt wird.
Lat.: Qui vult alterius Scyathius haurire salutem, tale lucrum referet, perdat ut ipse suam. (Chaos, 226.)
127 Wer trinkt ohne Mass, wird bald der Würmer Frass.
Holl.: Die drinkt met volle snellen, zal zijn ligchaam maar ontstellen. (Harrebomée, II, 279a.)
128 Wer trinkt ohne zu essen, wird das Feld nicht lange messen.
Dän.: Han haver drukket før han haver aedt. (Prov. dan., 126.)
129 Wer trinkt, sei auf der Hut, vertrinke nicht den frohen Muth.
130 Wer trinkt und isst mit Mässigkeit1, der lebt gewöhnlich lange Zeit.
1) Weg mit dem mässigen Trinken, es ist der Weg ins Saufen, sagen die Enthaltsamkeitsvereine.
Frz.: Qui boit et mange sobrement, vit de coûtume longuement. (Kritzinger, 74b.)
131 Wer vil trinckt, muss vil durst leiden. – Franck, II, 93a; Gruter, I, 83; Petri, II, 773; Henisch, 779, 38.
132 Wer zu trinken liebt, spricht gern vom Wein.
It.: A chi piace il bene parla sempre di vino. (Bohn I, 67.)
133 Zu trinken ist nicht so schlimm, wenn man nur nach Hause gehen kann (oder: zu gelten weiss).
Fr. Schweiz.: De beyre ley a pas tant dé mau, porru qu'on chatzé retornâ à l'osháu. (Schweiz, II, 242, 41.)
134 Zu viel trinken macht hinken.
Holl.: Uit 't drinken broeit veel twist en moeit. (Harrebomée, II, 350a.)
135 Zu vil getruncken ist ein tödtlich gifft. – Henisch, 1588, 22.
Böhm.: Kdo mnoho pije, sám svou hlavu bije. (Čelakovsky, 139.)
Dän.: Megen drikken fortæret forstanden, megen aeden fortærer suudheden. (Prov. dan., 187.)
*136 A mohl getrunken, dass nich immer übersch assen giht. – Robinson, 352; Gomolcke, 176.
*137 Auf pfälzisch trinken. – K. Steffen's Hausfreund, 1844, 224b.
Lat.: More palatino bibimus ne gutte supersit, cude suam possit musca lerure sitim.
*138 Der trinkt, ohne dass man ihm pfeift.
Frz.: On a que faire de me siffler nour me faire boire. (Kritzinger, 649b.)
*139 Drinkst du vör oder noh der Predigt. (Lippe.)
Wird z. B. gesagt, wenn man einen Freund mit einem Frühstück, Abendbrot u. s. w. bewirthen und wissen will, ob er vor oder nach dem Essen trinke.
*140 Er hat getruncken vnd niemand auch geben. – Franck, II, 148b.
*141 Er lôt si nid zum Trinke zwinge. – Sutermeister, 63.
Um die Neigung zum Trunk zu bezeichnen, finden sich a. a. O. eine grosse Anzahl sprichwörlicher Redensarten, von denen ich zur Ergänzung früherer Zusammenstellungen folgende hier beifüge. Er cha die volle Gleser nid liide. Er cha de Wii halt nid im Hols dole. Er cha für keis Wirthshûs ane. Er goht i die Chilche, wo man mit de Glesern z'säme litet. Er hälbslet (trinkt gern ein Halbmass). Er het unten immer hoch. Et hät langi Site. Er het keis Vermöge as di ferndrige Trinkschuld. Er het nie us em leere Glas trunke. Er het en guete Zug im Hals (Wortspiel mit Zugvieh). Er het's Mizli uf de Sunnsite. Er lupft's Chrisili. Er ist e Wiikr ofe, Wiiwaem, a läbigi Wilägele, a Winponto. Er lebt mässig (Wortspiel mit Mass). Er streckt gern der chlii Finger i d' Höhe. Er schütt de Wii au nid i d' Schue. - Th. Bernd hat im Braunschweigischen Magazin, auf das bei Schlagen 71 und Sterben 186 näher verwiesen ist, die Ausdrücke, welche die deutsche Sprache für Trinken, und in Zusammensetzung und Verbindung auch für verschiedene Arten des Trinkens besitzt, gesammelt. Da die Deutschen in dem Rufe stehen, von jeher gute Trinker gewesen zu sein, so ist es natürlich, dass ihre Sprache auf diesem Felde auch sehr ausgebildet ist und einen grossen Reichthum an Bezeichnungen für Trinken besitzt, als: Bechern, bullen (pullen = aus der Bulle trinken), dutteln (tutteln, dudeln), füllen, seggen, (sich) sullen, suseln, güggeln (= gern und oft trinken), heben (gut heben können), klunkern, kümmeln (Kümmelbranntwein trinken), lecken (nur wenig trinken), luppen, lurken, lutschen, motzen, nippen, nollen, nudeln, nulken (nülken), nulpen, nünken, nutschen, pegeln, picheln, pichen, pitscheln, pulken (pülken), punschen, saufen (supen), saugen, schlabben, schlabbern, schlampen, schlickern, schluppen, schürfen, schlucken, schluttern, schnapsen, schöppeln, schüffeln, söpken (süpken), smuddern, smulzen, sobben oder sebben und supen, sulfern, supfen, surfen (sürfen), tüpseln, trinken, tschuggen, tüderlen (düderlen), tüncheln, tulken, ziehen, zechen. Diesen einfachen Ausdrücken schliessen sich eine Anzahl Bezeichnungen für Trinken an, die mit andern Wörtern verbunden unterscheidende Redensarten bilden, als: Getränke zu sich nehmen, ein Glas, ein Gläschen u. s. w., einen Schluck, einen Schnaps u. s. w. nehmen, einen Schluck, Trunk, Zug thun, gluglu oder gluckgluck machen; sehen, was die lieben Engelein machen (beim Trinken den Kopf rückwärts beugen und in die Höhe sehen), fleissig ins Glas gucken, dem Glase, Kruge u. s. w. gern auf den Boden sehen, gern Bescheid thun, eine Flasche ausstechen, einer Flasche nach der andern den Hals brechen, ein Glas nach dem andern hinunterstürzen, ein gutes Gefäll haben, sich antrinken, ansaufen, sich volltrinken, vollsaufen, saufen wie ein Loch, die Gurgel baden, schmieren, einen guten Stiefel vertragen, einen guten Pogel saufen, einen Henkelmann (eine Viertel Tonne) austrinken, dem Hagel das Bein absaufen (ausserordentlich trinken), eine durstige Leber haben, ein Bierigel sein (viel Bier trinken), immer auf der Bierbank, im Branntwein-, Wein-, Saufhause liegen. Dann für: sich betrinken und betrunken sein: Sich betrinken, besaufen, bezechen, berauschen, benebeln, bedutteln, besuseln, beguggeln, bekulen, beklunkern, bekümmeln, belecken (er hatte so lange geleckt und geleckt bis er sich beleckt hat), beluppen, belurken, belutschen, bemogen, benälen, benippen, benollen, benudeln, benulken, benulpen, bemünken, benüsseln, bepegeln, bepicheln, bepichen, bepulken, bepnuschen, beschickern, beschlickern, beschluppern, beschlürfen, beschlultern, beschmauchern, beschnapsen, beschnipsen, beschöppeln, beschöpken, besobbern, besurfen, belipseln, betischlern, betschuggen, betüderlen, betüncheln, betulken, betunteln, beweinen. Daran schliessen sich noch eine Anzahl Ausdrücke, Redensarten, Wortverbindungen u. s. w. zur Bezeichnung des Betrunkenseins, die aber wol sämmtlich bei frühern Anlässen aufgeführt sind. (S. Ansehen 29, Boden 38, Hieb 16, Mass 94, Oberstübchen 3, Oel 45, Schatten 42, Säusackvoll und Selig 27.)
*142 Er trinkt aus keinem leeren Glas.
*143 Er trinkt bis d' Chue en Batz gilt. – Sutermeister, 64.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |