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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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*12 Er ist toll und voll. - Mathesy, 21b; Braun, I, 4554.

*13 Es gieng toll und bund über die Eck her. - Simplic., III, 373.

*14 Et geit nig duller, äs de Buxe (Hose) up de Schuller. (Münster.) - Frommann, VI, 426, 39; Firmenich, I, 298, 38.

*15 He es so doll drop, wie ennen Bock op en Hawerkis. (Meurs.) - Firmenich, I, 405, 299.

*16 He is duller as Schippmann sin Hengst. (Holst.) Schütze, IV, 53.

Die Redensart wird auf wilde, unbezähmbare Menschen angewandt und erinnert an einen Mann dieses Namens, der einen Beschäler hielt.

*17 He schall nich licht dull werden. - Richey, 45.

Wird von einem gesagt, der nichts mit Mühe und Nachdenken treibt, sondern von einem ins andere verfällt. Dull denken = sich wunderliche Gedanken machen.

*18 Toll und voll. - Eiselein, 600; Klix, 108.

*19 Toll vnnd töricht. - Mathesy, 218a.


Tolle (der).

1 Enn Dollen (Toller, Launischer) is beder as en Fulen. (Rendsburg.)

2 Mit den Tollen muss man rasen. - Eiselein, 600.

Lat.: Insanire cum insanientibus. (Eiselein, 600.)


Tollen.

Was jung getollt, wird alt gezollt. - Körte, 3218.


Tollheit.

* Dat es en Dollhet, wenn dem Baure de Pipp steht. (Jerentowitz.)


Tollkopf.

1 Beater en Dullkopp äs en Heientopp1. (Westf.)

1) Werchzopf. Heie, Hede = Werch. - Besser zu lebhaft, als zu gleichgültig, todt.

2 Tollkopf soll man gute Worte geben.

Bei Tunnicius (232): Dulbregen sal men gude worde geven. (Verba cerebroso noli fecisse cruenta.) Im Bremer Wb. (I, 268) findet sich die Redensart: Mit Dulbregen Haus holen. Bregen = brein, das Gehirn. In Hoffmann von Fallersleben (Findlinge, S. 70) kommt auch unter denen, die zum Narrenrathe gehören, der dulbregen vor: schalkdoren, walkdoren, alfdoren, halfdoren, valdoren unde ducdoren dulkop, stormklocke, dulbregen, severmaul, hottensnavel, ringevorwegen.


Tollkraut.

* Er muss Tollkraut gegessen haben.

Lat.: Strychnum bibit. (Philippi, I, 200.)


Tollkühn.

1 Tollkühn ergreift das Glück. - Sailer, 66; Simrock, 10450.

2 Tollkühn vnd frech liegt gern vnter einander. - Petri, II, 547.


Tollpatsch.

1 Die grössten Tollpatsche halten sich für gescheite Leute.

2 Von einem Tollpatsch muss man nichts erwarten als Quatsch.


Tölpel.

1 Der ist ein Tölpel, der nicht acht't den Tempel.

2 Der Tölpel stolpert selbst im Grase, fällt auf den Rücken und bricht die Nase.

3 Ein grober Tölpel in schönen Kleidern ist eine hässliche Mauer mit goldener Schrift.

4 Ein Tölpel fällt über einen Strohhalm, ertrinkt in einem Glase Wasser und erhungert in der Brotkammer.

It.: Un balordo si rompe il collo in un filo di paglia; s'affoga in un bicchiere d'acqua; muore di fume in un forno di schiacciatine.

5 Je dümmer der Tölpel, je älter die Metze; je älter die Metze, je frecher ihr Blick.

*6 A lässt sich nich balde über a Tölpel warffen. - Robinson, 740; Gomolcke, 164.

*7 Der passauer Tölpel.

Veranlassung zu der Redensart hat ein unförmlich grosser Mannskopf aus Stein gegeben, der in der Nähe der Domkirche eingemauert ist. Der Ueberrest einer kolossalen Statue des heiligen Stephan, welcher auf der alten Domkirche stand und infolge der Feuersbrunst im Jahre 1662 herabstürzte und zertrümmert ward. (Vgl. Erhard's Geschichte der Stadt Passau.)

*8 Der Tölpel von Passau. - Eiselein, 600.

"Ich bin der Tölpel hübsch und fein zu Passau, bin doch nicht allein; werd' ausgeschickt in alle Land' zu suchen, die mir sind verwandt." (Auerbach, II, 36.)

[Spaltenumbruch] *9 D'r Tölp'l grösst'n (grüsst ihn) überall. (Franken.) - Frommann, VI, 325, 388.

Von Hans Ungeschick.

*10 Einen über den Tölpel werffen (führen). - Mathesy, 112b; Henisch, 725, 47; Keller, 130a; Herberger, Hertzpostille, Ib, 195; Mayer, I, 68.

"Oder vbervorteilen." (Fischer, Psalter, 95, 1.)

Frz.: Jouer un tour de souplesse a quelqu'un. (Kritzinger, 658b.)

Lat.: Tragulam injicere.

*11 Er ist ein gutmüthiger Tölpel. - Kathol. Bewegung, 1871.

Die Franzosen sagen von einem solchen: Il est lache comme un Allemand.

*12 Er ist ein wahrer Tölpel.

Die alten Römer gebrauchten in einzelnen Fällen das Wort "Bauer" (Nesticus) in dem Sinne unsers Tölpels. So lässt z. B. Virgil seinen verliebten Corydon zu sich sprechen: "Du bist ein Bauer, denn Alexis kümmert sich nicht um Geschenke." (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1871, S. 169 fg.) Um einen Tölpel zu bezeichnen, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a Wajsusse. Wajsussu war der zehnte Sohn Haman's (Esther, 9, 9), der für einen Dummkopf gilt. Man sagt auch: "Dus is a Boc" (= Tölpel). Wahrscheinlich vom polnischen bocian = Storch, da dieser, auf einem Beine stehend, eine sehr dumme Figur abgibt. In demselben Sinne sagt man in Podolien auch Dus is a Bok. Wahrscheinlich vom polnischen: Bozek = Götze, unbeholfener Mensch.

Holl.: Hij is een regte kloet. (M. Kramer, Holl. Wb., 1759.)

*13 Er lässt sich nicht leicht über den Tölpel werfen.

Täuschen, betrügen. Wie wir von jemand sagen, der uns betrügt: er führt uns hinters Licht, macht uns einen blauen Dunst vor die Augen, setzt uns faule Fische vor, verkauft uns böse Waaren mit guten Worten u. s. w., so sagen die Aschanti, die schlimmen Nachbarn der Engländer an der afrikanischen Goldküste, in ihrer bilderreichen Sprache von einem Betrüger: Er steckt uns unsere Hinterköpfe in den Mund. (Illustr. Zeitung, 1873, Nr. 1583, S. 318.)

Frz.: Prendre (mordre a) l'hamecon. (Kritzinger, 368b.)

*14 Merks, Tölpel. - Robinson, 726; Gomolcke, 785.

Frz.: A bon entendeur salut. (Kritzinger, 275b.)


Tölpelbach.

* Er ist aus Tölpelbach.

Ein fingirter Ortsname, um einen einfältigen Menschen zu bezeichnen. (Vgl. Waldis, IV, 90.)


Tölpelfleisch.

* Das Tölpelfleisch muss erst abgeschnitten werden. (Meiningen.)

Wenn sich jemand auf ungeschickte Weise geschnitten (verwundet) hat oder zu Schaden gekommen ist.


Tölpisch.

Wer dölpisch ist und nichtsen kann, der ist ein Land-Edelmann. - H. Sachs, Schlaraffenland.


Tömen.

* He tömet1 sik as 'ne magere Ziege. (Westf.)

1) Sik tömen, teumen = sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen, wörtlich sich zäumen.


Ton.

1 Es gibt keinen fröhlichern Ton als die Tischglocke.

"Einer wurde gefraget, welches der fröhlichste Ton wäre; der antwortete, seines Fürsten Fress- Glocke; wenn solche geläutet würde, were jedermann fröhlich und eilete dahin." (Wirth, I, 519.)

2 Je höher der Ton, je feiner zittert die Saite.

Gebildete Menschen zeigen durch ihr Betragen, dass sie gebildet sind.

3 Man muss den Ton zum Anfang nicht so hoch nehmen, dass man nicht fortsingen kann.

Dän.: Begynd i tone ei höyer end du kand före den ud. (Prov. dan., 551.)

4 Nu geit 't aut 'n annern Ton, säd de Köster, un floit't dat Evangelium. - Hoefer, 627.

5 Süsse Töne bekommt man auch satt.

6 Wer singt im alten Ton, bekommt nur alten Lohn. - Binder III, 3717.

7 Wo den besten Ton haben die Glocken am Rhein, da wächst auch der beste Wein. - Gartenlaube, 1867, S. 697.

*8 Aus einem andern Tone singen (sprechen).

Vortheilhaftere, mildere Bedingungen, günstigere Anerbietungen machen.

Frz.: Changer de gamme. (Lendroy, 811.) - Chanter plus haut, au sur un autre ton.

Holl.: Uit eenen anderen grondtoon spelen. (Harrebomee, I, 339a.)

[Spaltenumbruch]

*12 Er ist toll und voll.Mathesy, 21b; Braun, I, 4554.

*13 Es gieng toll und bund über die Eck her.Simplic., III, 373.

*14 Et geit nig duller, äs de Buxe (Hose) up de Schuller. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 39; Firmenich, I, 298, 38.

*15 He es so doll drop, wie ennen Bock op en Hawerkis. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 299.

*16 He is duller as Schippmann sin Hengst. (Holst.) Schütze, IV, 53.

Die Redensart wird auf wilde, unbezähmbare Menschen angewandt und erinnert an einen Mann dieses Namens, der einen Beschäler hielt.

*17 He schall nich licht dull werden.Richey, 45.

Wird von einem gesagt, der nichts mit Mühe und Nachdenken treibt, sondern von einem ins andere verfällt. Dull denken = sich wunderliche Gedanken machen.

*18 Toll und voll.Eiselein, 600; Klix, 108.

*19 Toll vnnd töricht.Mathesy, 218a.


Tolle (der).

1 Enn Dollen (Toller, Launischer) is beder as en Fulen. (Rendsburg.)

2 Mit den Tollen muss man rasen.Eiselein, 600.

Lat.: Insanire cum insanientibus. (Eiselein, 600.)


Tollen.

Was jung getollt, wird alt gezollt.Körte, 3218.


Tollheit.

* Dat es en Dollhet, wenn dem Bûre de Pipp steht. (Jerentowitz.)


Tollkopf.

1 Beater en Dullkopp äs en Heientopp1. (Westf.)

1) Werchzopf. Heie, Hede = Werch. – Besser zu lebhaft, als zu gleichgültig, todt.

2 Tollkopf soll man gute Worte geben.

Bei Tunnicius (232): Dulbregen sal men gude wôrde geven. (Verba cerebroso noli fecisse cruenta.) Im Bremer Wb. (I, 268) findet sich die Redensart: Mit Dulbregen Hûs holen. Bregen = brein, das Gehirn. In Hoffmann von Fallersleben (Findlinge, S. 70) kommt auch unter denen, die zum Narrenrathe gehören, der dulbregen vor: schalkdoren, walkdoren, alfdoren, halfdoren, valdoren unde ducdoren dulkop, stormklocke, dulbregen, severmûl, hottensnavel, ringevorwegen.


Tollkraut.

* Er muss Tollkraut gegessen haben.

Lat.: Strychnum bibit. (Philippi, I, 200.)


Tollkühn.

1 Tollkühn ergreift das Glück.Sailer, 66; Simrock, 10450.

2 Tollkühn vnd frech liegt gern vnter einander.Petri, II, 547.


Tollpatsch.

1 Die grössten Tollpatsche halten sich für gescheite Leute.

2 Von einem Tollpatsch muss man nichts erwarten als Quatsch.


Tölpel.

1 Der ist ein Tölpel, der nicht acht't den Tempel.

2 Der Tölpel stolpert selbst im Grase, fällt auf den Rücken und bricht die Nase.

3 Ein grober Tölpel in schönen Kleidern ist eine hässliche Mauer mit goldener Schrift.

4 Ein Tölpel fällt über einen Strohhalm, ertrinkt in einem Glase Wasser und erhungert in der Brotkammer.

It.: Un balordo si rompe il collo in un filo di paglia; s'affoga in un bicchiere d'acqua; muore di fume in un forno di schiacciatine.

5 Je dümmer der Tölpel, je älter die Metze; je älter die Metze, je frecher ihr Blick.

*6 A lässt sich nich balde über a Tölpel warffen.Robinson, 740; Gomolcke, 164.

*7 Der passauer Tölpel.

Veranlassung zu der Redensart hat ein unförmlich grosser Mannskopf aus Stein gegeben, der in der Nähe der Domkirche eingemauert ist. Der Ueberrest einer kolossalen Statue des heiligen Stephan, welcher auf der alten Domkirche stand und infolge der Feuersbrunst im Jahre 1662 herabstürzte und zertrümmert ward. (Vgl. Erhard's Geschichte der Stadt Passau.)

*8 Der Tölpel von Passau.Eiselein, 600.

„Ich bin der Tölpel hübsch und fein zu Passau, bin doch nicht allein; werd' ausgeschickt in alle Land' zu suchen, die mir sind verwandt.“ (Auerbach, II, 36.)

[Spaltenumbruch] *9 D'r Tölp'l grösst'n (grüsst ihn) überall. (Franken.) – Frommann, VI, 325, 388.

Von Hans Ungeschick.

*10 Einen über den Tölpel werffen (führen).Mathesy, 112b; Henisch, 725, 47; Keller, 130a; Herberger, Hertzpostille, Ib, 195; Mayer, I, 68.

„Oder vbervorteilen.“ (Fischer, Psalter, 95, 1.)

Frz.: Jouer un tour de souplesse à quelqu'un. (Kritzinger, 658b.)

Lat.: Tragulam injicere.

*11 Er ist ein gutmüthiger Tölpel.Kathol. Bewegung, 1871.

Die Franzosen sagen von einem solchen: Il est lâche comme un Allemand.

*12 Er ist ein wahrer Tölpel.

Die alten Römer gebrauchten in einzelnen Fällen das Wort „Bauer“ (Nesticus) in dem Sinne unsers Tölpels. So lässt z. B. Virgil seinen verliebten Corydon zu sich sprechen: „Du bist ein Bauer, denn Alexis kümmert sich nicht um Geschenke.“ (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1871, S. 169 fg.) Um einen Tölpel zu bezeichnen, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a Wajsusse. Wajsussu war der zehnte Sohn Haman's (Esther, 9, 9), der für einen Dummkopf gilt. Man sagt auch: „Dus is a Boć“ (= Tölpel). Wahrscheinlich vom polnischen bocian = Storch, da dieser, auf einem Beine stehend, eine sehr dumme Figur abgibt. In demselben Sinne sagt man in Podolien auch Dus is a Bok. Wahrscheinlich vom polnischen: Božek = Götze, unbeholfener Mensch.

Holl.: Hij is een regte kloet. (M. Kramer, Holl. Wb., 1759.)

*13 Er lässt sich nicht leicht über den Tölpel werfen.

Täuschen, betrügen. Wie wir von jemand sagen, der uns betrügt: er führt uns hinters Licht, macht uns einen blauen Dunst vor die Augen, setzt uns faule Fische vor, verkauft uns böse Waaren mit guten Worten u. s. w., so sagen die Aschanti, die schlimmen Nachbarn der Engländer an der afrikanischen Goldküste, in ihrer bilderreichen Sprache von einem Betrüger: Er steckt uns unsere Hinterköpfe in den Mund. (Illustr. Zeitung, 1873, Nr. 1583, S. 318.)

Frz.: Prendre (mordre à) l'hameçon. (Kritzinger, 368b.)

*14 Merks, Tölpel.Robinson, 726; Gomolcke, 785.

Frz.: A bon entendeur salut. (Kritzinger, 275b.)


Tölpelbach.

* Er ist aus Tölpelbach.

Ein fingirter Ortsname, um einen einfältigen Menschen zu bezeichnen. (Vgl. Waldis, IV, 90.)


Tölpelfleisch.

* Das Tölpelfleisch muss erst abgeschnitten werden. (Meiningen.)

Wenn sich jemand auf ungeschickte Weise geschnitten (verwundet) hat oder zu Schaden gekommen ist.


Tölpisch.

Wer dölpisch ist und nichtsen kann, der ist ein Land-Edelmann.H. Sachs, Schlaraffenland.


Tömen.

* He tömet1 sik as 'ne magere Ziege. (Westf.)

1) Sik tömen, teumen = sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen, wörtlich sich zäumen.


Ton.

1 Es gibt keinen fröhlichern Ton als die Tischglocke.

„Einer wurde gefraget, welches der fröhlichste Ton wäre; der antwortete, seines Fürsten Fress- Glocke; wenn solche geläutet würde, were jedermann fröhlich und eilete dahin.“ (Wirth, I, 519.)

2 Je höher der Ton, je feiner zittert die Saite.

Gebildete Menschen zeigen durch ihr Betragen, dass sie gebildet sind.

3 Man muss den Ton zum Anfang nicht so hoch nehmen, dass man nicht fortsingen kann.

Dän.: Begynd i tone ei høyer end du kand føre den ud. (Prov. dan., 551.)

4 Nu gît 't ût 'n annern Tôn, säd de Köster, un floit't dat Evangelium.Hoefer, 627.

5 Süsse Töne bekommt man auch satt.

6 Wer singt im alten Ton, bekommt nur alten Lohn.Binder III, 3717.

7 Wo den besten Ton haben die Glocken am Rhein, da wächst auch der beste Wein.Gartenlaube, 1867, S. 697.

*8 Aus einem andern Tone singen (sprechen).

Vortheilhaftere, mildere Bedingungen, günstigere Anerbietungen machen.

Frz.: Changer de gamme. (Lendroy, 811.) – Chanter plus haut, au sur un autre ton.

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[[632]/0638] *12 Er ist toll und voll. – Mathesy, 21b; Braun, I, 4554. *13 Es gieng toll und bund über die Eck her. – Simplic., III, 373. *14 Et geit nig duller, äs de Buxe (Hose) up de Schuller. (Münster.) – Frommann, VI, 426, 39; Firmenich, I, 298, 38. *15 He es so doll drop, wie ennen Bock op en Hawerkis. (Meurs.) – Firmenich, I, 405, 299. *16 He is duller as Schippmann sin Hengst. (Holst.) Schütze, IV, 53. Die Redensart wird auf wilde, unbezähmbare Menschen angewandt und erinnert an einen Mann dieses Namens, der einen Beschäler hielt. *17 He schall nich licht dull werden. – Richey, 45. Wird von einem gesagt, der nichts mit Mühe und Nachdenken treibt, sondern von einem ins andere verfällt. Dull denken = sich wunderliche Gedanken machen. *18 Toll und voll. – Eiselein, 600; Klix, 108. *19 Toll vnnd töricht. – Mathesy, 218a. Tolle (der). 1 Enn Dollen (Toller, Launischer) is beder as en Fulen. (Rendsburg.) 2 Mit den Tollen muss man rasen. – Eiselein, 600. Lat.: Insanire cum insanientibus. (Eiselein, 600.) Tollen. Was jung getollt, wird alt gezollt. – Körte, 3218. Tollheit. * Dat es en Dollhet, wenn dem Bûre de Pipp steht. (Jerentowitz.) Tollkopf. 1 Beater en Dullkopp äs en Heientopp1. (Westf.) 1) Werchzopf. Heie, Hede = Werch. – Besser zu lebhaft, als zu gleichgültig, todt. 2 Tollkopf soll man gute Worte geben. Bei Tunnicius (232): Dulbregen sal men gude wôrde geven. (Verba cerebroso noli fecisse cruenta.) Im Bremer Wb. (I, 268) findet sich die Redensart: Mit Dulbregen Hûs holen. Bregen = brein, das Gehirn. In Hoffmann von Fallersleben (Findlinge, S. 70) kommt auch unter denen, die zum Narrenrathe gehören, der dulbregen vor: schalkdoren, walkdoren, alfdoren, halfdoren, valdoren unde ducdoren dulkop, stormklocke, dulbregen, severmûl, hottensnavel, ringevorwegen. Tollkraut. * Er muss Tollkraut gegessen haben. Lat.: Strychnum bibit. (Philippi, I, 200.) Tollkühn. 1 Tollkühn ergreift das Glück. – Sailer, 66; Simrock, 10450. 2 Tollkühn vnd frech liegt gern vnter einander. – Petri, II, 547. Tollpatsch. 1 Die grössten Tollpatsche halten sich für gescheite Leute. 2 Von einem Tollpatsch muss man nichts erwarten als Quatsch. Tölpel. 1 Der ist ein Tölpel, der nicht acht't den Tempel. 2 Der Tölpel stolpert selbst im Grase, fällt auf den Rücken und bricht die Nase. 3 Ein grober Tölpel in schönen Kleidern ist eine hässliche Mauer mit goldener Schrift. 4 Ein Tölpel fällt über einen Strohhalm, ertrinkt in einem Glase Wasser und erhungert in der Brotkammer. It.: Un balordo si rompe il collo in un filo di paglia; s'affoga in un bicchiere d'acqua; muore di fume in un forno di schiacciatine. 5 Je dümmer der Tölpel, je älter die Metze; je älter die Metze, je frecher ihr Blick. *6 A lässt sich nich balde über a Tölpel warffen. – Robinson, 740; Gomolcke, 164. *7 Der passauer Tölpel. Veranlassung zu der Redensart hat ein unförmlich grosser Mannskopf aus Stein gegeben, der in der Nähe der Domkirche eingemauert ist. Der Ueberrest einer kolossalen Statue des heiligen Stephan, welcher auf der alten Domkirche stand und infolge der Feuersbrunst im Jahre 1662 herabstürzte und zertrümmert ward. (Vgl. Erhard's Geschichte der Stadt Passau.) *8 Der Tölpel von Passau. – Eiselein, 600. „Ich bin der Tölpel hübsch und fein zu Passau, bin doch nicht allein; werd' ausgeschickt in alle Land' zu suchen, die mir sind verwandt.“ (Auerbach, II, 36.) *9 D'r Tölp'l grösst'n (grüsst ihn) überall. (Franken.) – Frommann, VI, 325, 388. Von Hans Ungeschick. *10 Einen über den Tölpel werffen (führen). – Mathesy, 112b; Henisch, 725, 47; Keller, 130a; Herberger, Hertzpostille, Ib, 195; Mayer, I, 68. „Oder vbervorteilen.“ (Fischer, Psalter, 95, 1.) Frz.: Jouer un tour de souplesse à quelqu'un. (Kritzinger, 658b.) Lat.: Tragulam injicere. *11 Er ist ein gutmüthiger Tölpel. – Kathol. Bewegung, 1871. Die Franzosen sagen von einem solchen: Il est lâche comme un Allemand. *12 Er ist ein wahrer Tölpel. Die alten Römer gebrauchten in einzelnen Fällen das Wort „Bauer“ (Nesticus) in dem Sinne unsers Tölpels. So lässt z. B. Virgil seinen verliebten Corydon zu sich sprechen: „Du bist ein Bauer, denn Alexis kümmert sich nicht um Geschenke.“ (Vgl. Römische Schimpfwörter in Ausland, 1871, S. 169 fg.) Um einen Tölpel zu bezeichnen, sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Dus is a Wajsusse. Wajsussu war der zehnte Sohn Haman's (Esther, 9, 9), der für einen Dummkopf gilt. Man sagt auch: „Dus is a Boć“ (= Tölpel). Wahrscheinlich vom polnischen bocian = Storch, da dieser, auf einem Beine stehend, eine sehr dumme Figur abgibt. In demselben Sinne sagt man in Podolien auch Dus is a Bok. Wahrscheinlich vom polnischen: Božek = Götze, unbeholfener Mensch. Holl.: Hij is een regte kloet. (M. Kramer, Holl. Wb., 1759.) *13 Er lässt sich nicht leicht über den Tölpel werfen. Täuschen, betrügen. Wie wir von jemand sagen, der uns betrügt: er führt uns hinters Licht, macht uns einen blauen Dunst vor die Augen, setzt uns faule Fische vor, verkauft uns böse Waaren mit guten Worten u. s. w., so sagen die Aschanti, die schlimmen Nachbarn der Engländer an der afrikanischen Goldküste, in ihrer bilderreichen Sprache von einem Betrüger: Er steckt uns unsere Hinterköpfe in den Mund. (Illustr. Zeitung, 1873, Nr. 1583, S. 318.) Frz.: Prendre (mordre à) l'hameçon. (Kritzinger, 368b.) *14 Merks, Tölpel. – Robinson, 726; Gomolcke, 785. Frz.: A bon entendeur salut. (Kritzinger, 275b.) Tölpelbach. * Er ist aus Tölpelbach. Ein fingirter Ortsname, um einen einfältigen Menschen zu bezeichnen. (Vgl. Waldis, IV, 90.) Tölpelfleisch. * Das Tölpelfleisch muss erst abgeschnitten werden. (Meiningen.) Wenn sich jemand auf ungeschickte Weise geschnitten (verwundet) hat oder zu Schaden gekommen ist. Tölpisch. Wer dölpisch ist und nichtsen kann, der ist ein Land-Edelmann. – H. Sachs, Schlaraffenland. Tömen. * He tömet1 sik as 'ne magere Ziege. (Westf.) 1) Sik tömen, teumen = sich brüsten, eine stolze Haltung annehmen, wörtlich sich zäumen. Ton. 1 Es gibt keinen fröhlichern Ton als die Tischglocke. „Einer wurde gefraget, welches der fröhlichste Ton wäre; der antwortete, seines Fürsten Fress- Glocke; wenn solche geläutet würde, were jedermann fröhlich und eilete dahin.“ (Wirth, I, 519.) 2 Je höher der Ton, je feiner zittert die Saite. Gebildete Menschen zeigen durch ihr Betragen, dass sie gebildet sind. 3 Man muss den Ton zum Anfang nicht so hoch nehmen, dass man nicht fortsingen kann. Dän.: Begynd i tone ei høyer end du kand føre den ud. (Prov. dan., 551.) 4 Nu gît 't ût 'n annern Tôn, säd de Köster, un floit't dat Evangelium. – Hoefer, 627. 5 Süsse Töne bekommt man auch satt. 6 Wer singt im alten Ton, bekommt nur alten Lohn. – Binder III, 3717. 7 Wo den besten Ton haben die Glocken am Rhein, da wächst auch der beste Wein. – Gartenlaube, 1867, S. 697. *8 Aus einem andern Tone singen (sprechen). Vortheilhaftere, mildere Bedingungen, günstigere Anerbietungen machen. Frz.: Changer de gamme. (Lendroy, 811.) – Chanter plus haut, au sur un autre ton. Holl.: Uit eenen anderen grondtoon spelen. (Harrebomée, I, 339a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [632]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/638>, abgerufen am 22.11.2024.