Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 9 Ein Titul ohne das Land ist lächerlicher als ein Buch ohne Titul. - Opel, 381. 10 Es wird vielen ein schöner Titel gegeben, aber nur von wenigen verdient. Dän.: Aerlig titul gives vel mange men fortienes ikkun af faa. (Prov. dan., 553.) 11 Jedem seinen Titel ist zum Leben ein gutes Mittel. Engl.: When you have any business with a man, give him title enough. 12 Man soll auf Titel nicht zu viel vertrauen. Weder bei Büchern, noch Büchsen, noch Menschen. Frz.: Il ne faut pas s'en rapporter a l'etiquette du sac. (Bohn I, 24.) 13 Titel gross und Bullen edel reicht nicht weiter als der Zedel. - Wirth, I, 505. 14 Titel kosten kein Geld. - Graf, 517, 237; Estor, II, 295, 3495; Pistor., X, 69; Dove, 872. In der Regel kosten sie viel Geld, und die schlechtesten das meiste. Wenn sie auch dem, der sie erhält, Geld kosteten, so werden doch Personen, die blos einen Titel erhalten und dafür keine Dienste leisten, vom Staate nicht bezahlt, und insofern kosten sie diesem, was der Sinn des Sprichworts ist, kein Geld. 15 Titel ohne Mittel sind ein schlechter Kittel. Frz.: Possession vaut titre. 16 Titel ohne Mittel trägt der Narr auf seinem Kittel. Die Neugriechen: Heissen will ich Frau Wijardin, fall' vor Hunger ich auch todt bin. (Sanders, 129, 24.) 17 Titel sind jetzt so gemein, dass titulirt wird jedes Schwein. 18 Tittel ohn Mittel sind wie ein Haus ohn Dach. - Wirth, I, 510; Simrock, 40336. Böhm.: Horke nase titule, jsouli prazdny skatule. (Celakovsky, 106.) 19 Vom Titel kann man nichts herunternagen. - Simrock, 10337; Mayer, II, 134; Braun, I, 4526. 20 Was helfen alle ärztlichen Titel, sie wissen doch kein Choleramittel. Ein ansbacher Volksspruch zur Zeit des ersten Auftretens der Cholera. (Oertel, Die allerneuesten Wassercuren, Nürnberg 1838, Hft. 22.) 21 Was hilft der Titel ohne Mittel. - Braun, I, 4525. 22 Was hilft mir der Titel, wenn ich nicht habe den Kittel (die Mittel). - Mayer, II, 134; Simrock, 10335; Körte, 5987. Die Titelsucht war von jeher eine wahre Kopfkrankheit der Deutschen und die Pinsel sahen darin das einzige Mittel, sich wichtig zu machen. Friedrich der Grosse liess in Hamburg an Leute, die, wie er sich selbst ausdrückte, viel Geld und wenig Verstand hatten, nach bestimmten Preisen Titel aller Gattungen verkaufen, und spottete der Käufer Thorheit, welche Geld für solche Waare ausgaben. Lat.: Quid juvat abs vitulo, titulo gaudere sereno? Cum titulo vitulus pinguis ubique sapit. (Chaos, 364, 43.) Poln.: Nic mi po teitule, kiedy prozno w szkatule. (Lompa, 26.) 23 Was sind das für Titel, die zur Suppe keinen Schinken geben! Die Russen: Was sind das für Titel, die zur Kohlsuppe keinen Schinken geben. 24 Wem die titul wolschmecken, der mag damit sein hunger büssen. - Lehmann, 155, 43. 25 Wenn man sinen rechten Titel krigt, mag man wol en Og todon, sagte der einäugige Bettelvogt. - Schütze, IV, 296. Ein Bettler hatte nämlich an einen einäugigen Vogt in Holstein die Frage gerichtet: Gnädiger Herr Pragervagd, dörf ik wol en bitjen in de Strat herumgam, und darauf obige Antwort erhalten. 26 Wenn mancher seine Titul verlöre, so behielt er gar nichts. - Opel, 381. 27 Wo Titul und Münzen steigen, da werden die Herrschaften und das Geld klemme. - Opel, 381. *28 Da ist der Titel auch das Beste daran. Wo ist das Buch zu diesem Titel? fragte jemand, als er den viel versprechenden Titel einer schlechten Schrift las. *29 Dafür hilfft kein Titel noch Namen. - Mathesy, 45a. *30 Der Titel bläht ihn gewaltig auf. - Mayer, II, 134. *31 Der Titel lässt's nicht zu. - Mayer, II, 134. [Spaltenumbruch] *32 Einem alle möglichen (erdenklichen) Titel geben. D. h. ihn mit allerhand Schimpfnamen benennen. "Die K. hat mir alli Tit'ln geben." (Hügel, 164a.) *33 Er het e Titel ohne Mittel. (Solothurn.) - Schild, 78, 243; Sutermeister, 97. *34 Nich in den ringsten Tuttel. - Hamb. Chronik, 92. D. i. auf keine Weise. Titelnarr. * Er ist ein rechter Titelnarr. - Mayer, II, 134. Tites. * Das is e Tites. - Tendlau, 41. Von einem heftigen Judenfeinde. Titte. He will hen un halen 'n Titte1. - Eichwald, 1934; Stürenburg, 282a. 1) Zitze, Brustwarze, Brust, 't Kind 'n Titte gäven = säugen. Vom Heimwehkranken, der zu den Aeltern zurück will. Toak. Biäter en Toak1 äs en Loak2. (Soest.) - Firmenich, I, 348, 5. 1) Ein schlechtes Flickwerk, ein toaken = flüchtig, oberflächlich zu nähen. 2) Loch. (Vgl. Firmenich, I, 348.) Toalk. Er ist ein Toalk. Scheltwort für einen einfältigen, dummen Menschen. (Hügel, 162a.) Toast. * Auf den werde ich keinen Toast ausbringen. Ueber den Ursprung des Wortes "Toast" sagt das Athenäum: "Ursprünglich war der Toast materiell und hatte nichts mit Empfindung zu thun; er war das Stückchen braunen Zwiebacks, welches in jeder Bowle Punsch schwamm. Als in König Wilhelm's oder König Anna's Tagen die modischen Nichtsthuer in Bath sich im heissen Wasser bewegten, ihre Chocolade von schwimmenden Korkbretern einnahmen oder auf unsichtbaren Sesseln sitzend, die Gazette lasen, wurden sie durch die Erscheinung einer Nymphe entzückt und in Staunen gesetzt, welche in einem höchst koketten Anzuge in das Bad kam und glänzend wie Amphiterite selbst aussah, wenn sie im Meer einherschwamm. Die feinen Herren ganz besonders ehrten sie in der derben Art und Weise jener Zeit. Sie tauchten ihre Tassen in das Wasser so nahe als möglich der Stelle, wo die entzückende Nymphe stand und tranken es zu ihrer Ehre und ihrem Ruhm aus. Unter den eifrigen Zuschauern der Galerie befand sich ein junger Mensch im gländzendsten aller Geburtstagsanzüge, mit Schönheitspflästerchen, Puder und Degen, und rief, diesen ziehend, mit allen Blumen und Figuren der Redekunst, die damals gang und gäbe waren, aus, dass er sich einen Kukuk aus der Flüssigkeit mache, dass er aber entschlossen sei, den Toast darin kosten zu wollen. Damit meinte er die Dame im Bade, welche der Stutzer in solcher Weise mit dem grössten Zwieback verglich, der damals zum Punsch gehörte. Da der Sprecher aussah, als wolle er seine Rede zur That machen, so entstand ein allgemeines Auseinanderstieben der Wassernymphen mit obligatem Geschrei und athemloser Pause in der Flucht, eben sowol zur Verfolgung einladend, als anscheinend sie fürchtend. Die Geschichte verbreitete sich in der Stadt und von dem Tage an wurde das Wort Toast auf die Dame angewandt, zu deren Ehre man trinken wollte, bis es nach und nach die Worte bezeichnete, in denen diese Ehre ausgedrückt wurde." (Illustr. Welt, Stuttgart 1868, Nr. 23, S. 288.) Toback, s. Taback. * Er reitet nach Toback. - Frischbier2, 3771. Wenn jemand eilig und in stossendem Trabe reitet. Tobelbabeli. * Si hät 's, wie 's Tobelbabeli, 's gnoth Aluege thuet ere weh. - Sutermeister, 43. Toben. 1 Lass jn doben, so hast jn geschlagen. - Franck, I, 51a. *2 Er tobt wie der Schwede. - Tendlau, 432. Erinnert an deren Verfahren im Dreissigjährigen Kriege. Töben. 1 Ach wat sall dat lang' Töb'n, sä' de Frau, har är Mann är väör rautsloan, har s' hinn' wedd'rrinngoan. (Altmark.) - Danneil, 276; Hoefer, 290. Was soll das lange Warten, Zögern, Grollen, Sträuben, sagte die Frau, hatte der Mann sie vorn herausgeschlagen, ist sie hinten wieder hineingegangen. 2 Darup is got töb'n, awer quad fast'n. - Eichwald, 1935. Tobias. Tobias sechs, Vers drei. Man pflegt im gewöhnlichen Leben die Worte aus Tobias 6, 3: "O Herr, er will mich fressen!" anzuwenden, [Spaltenumbruch] 9 Ein Titul ohne das Land ist lächerlicher als ein Buch ohne Titul. – Opel, 381. 10 Es wird vielen ein schöner Titel gegeben, aber nur von wenigen verdient. Dän.: Aerlig titul gives vel mange men fortienes ikkun af faa. (Prov. dan., 553.) 11 Jedem seinen Titel ist zum Leben ein gutes Mittel. Engl.: When you have any business with a man, give him title enough. 12 Man soll auf Titel nicht zu viel vertrauen. Weder bei Büchern, noch Büchsen, noch Menschen. Frz.: Il ne faut pas s'en rapporter à l'étiquette du sac. (Bohn I, 24.) 13 Titel gross und Bullen edel reicht nicht weiter als der Zedel. – Wirth, I, 505. 14 Titel kosten kein Geld. – Graf, 517, 237; Estor, II, 295, 3495; Pistor., X, 69; Dove, 872. In der Regel kosten sie viel Geld, und die schlechtesten das meiste. Wenn sie auch dem, der sie erhält, Geld kosteten, so werden doch Personen, die blos einen Titel erhalten und dafür keine Dienste leisten, vom Staate nicht bezahlt, und insofern kosten sie diesem, was der Sinn des Sprichworts ist, kein Geld. 15 Titel ohne Mittel sind ein schlechter Kittel. Frz.: Possession vaut titre. 16 Titel ohne Mittel trägt der Narr auf seinem Kittel. Die Neugriechen: Heissen will ich Frau Wijardin, fall' vor Hunger ich auch todt bin. (Sanders, 129, 24.) 17 Titel sind jetzt so gemein, dass titulirt wird jedes Schwein. 18 Tittel ohn Mittel sind wie ein Haus ohn Dach. – Wirth, I, 510; Simrock, 40336. Böhm.: Horké naše titule, jsouli prázdny škatule. (Čelakovsky, 106.) 19 Vom Titel kann man nichts herunternagen. – Simrock, 10337; Mayer, II, 134; Braun, I, 4526. 20 Was helfen alle ärztlichen Titel, sie wissen doch kein Choleramittel. Ein ansbacher Volksspruch zur Zeit des ersten Auftretens der Cholera. (Oertel, Die allerneuesten Wassercuren, Nürnberg 1838, Hft. 22.) 21 Was hilft der Titel ohne Mittel. – Braun, I, 4525. 22 Was hilft mir der Titel, wenn ich nicht habe den Kittel (die Mittel). – Mayer, II, 134; Simrock, 10335; Körte, 5987. Die Titelsucht war von jeher eine wahre Kopfkrankheit der Deutschen und die Pinsel sahen darin das einzige Mittel, sich wichtig zu machen. Friedrich der Grosse liess in Hamburg an Leute, die, wie er sich selbst ausdrückte, viel Geld und wenig Verstand hatten, nach bestimmten Preisen Titel aller Gattungen verkaufen, und spottete der Käufer Thorheit, welche Geld für solche Waare ausgaben. Lat.: Quid juvat abs vitulo, titulo gaudere sereno? Cum titulo vitulus pinguis ubique sapit. (Chaos, 364, 43.) Poln.: Nic mi po tîtule, kiedy próźno w szkatule. (Lompa, 26.) 23 Was sind das für Titel, die zur Suppe keinen Schinken geben! Die Russen: Was sind das für Titel, die zur Kohlsuppe keinen Schinken geben. 24 Wem die titul wolschmecken, der mag damit sein hunger büssen. – Lehmann, 155, 43. 25 Wenn man sinen rechten Titel krigt, mag man wol ên Ôg todôn, sagte der einäugige Bettelvogt. – Schütze, IV, 296. Ein Bettler hatte nämlich an einen einäugigen Vogt in Holstein die Frage gerichtet: Gnädiger Herr Pragervagd, dörf ik wol ên bitjen in de Strât herumgàm, und darauf obige Antwort erhalten. 26 Wenn mancher seine Titul verlöre, so behielt er gar nichts. – Opel, 381. 27 Wo Titul und Münzen steigen, da werden die Herrschaften und das Geld klemme. – Opel, 381. *28 Da ist der Titel auch das Beste daran. Wo ist das Buch zu diesem Titel? fragte jemand, als er den viel versprechenden Titel einer schlechten Schrift las. *29 Dafür hilfft kein Titel noch Namen. – Mathesy, 45a. *30 Der Titel bläht ihn gewaltig auf. – Mayer, II, 134. *31 Der Titel lässt's nicht zu. – Mayer, II, 134. [Spaltenumbruch] *32 Einem alle möglichen (erdenklichen) Titel geben. D. h. ihn mit allerhand Schimpfnamen benennen. „Die K. hat mir alli Tit'ln geben.“ (Hügel, 164a.) *33 Er het e Titel ohne Mittel. (Solothurn.) – Schild, 78, 243; Sutermeister, 97. *34 Nich in den ringsten Tuttel. – Hamb. Chronik, 92. D. i. auf keine Weise. Titelnarr. * Er ist ein rechter Titelnarr. – Mayer, II, 134. Tites. * Das is e Tites. – Tendlau, 41. Von einem heftigen Judenfeinde. Titte. He will hen un halen 'n Titte1. – Eichwald, 1934; Stürenburg, 282a. 1) Zitze, Brustwarze, Brust, 't Kind 'n Titte gäven = säugen. Vom Heimwehkranken, der zu den Aeltern zurück will. Toak. Biäter en Toak1 äs en Loak2. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 5. 1) Ein schlechtes Flickwerk, ein toaken = flüchtig, oberflächlich zu nähen. 2) Loch. (Vgl. Firmenich, I, 348.) Toalk. Er ist ein Toalk. Scheltwort für einen einfältigen, dummen Menschen. (Hügel, 162a.) Toast. * Auf den werde ich keinen Toast ausbringen. Ueber den Ursprung des Wortes „Toast“ sagt das Athenäum: „Ursprünglich war der Toast materiell und hatte nichts mit Empfindung zu thun; er war das Stückchen braunen Zwiebacks, welches in jeder Bowle Punsch schwamm. Als in König Wilhelm's oder König Anna's Tagen die modischen Nichtsthuer in Bath sich im heissen Wasser bewegten, ihre Chocolade von schwimmenden Korkbretern einnahmen oder auf unsichtbaren Sesseln sitzend, die Gazette lasen, wurden sie durch die Erscheinung einer Nymphe entzückt und in Staunen gesetzt, welche in einem höchst koketten Anzuge in das Bad kam und glänzend wie Amphiterite selbst aussah, wenn sie im Meer einherschwamm. Die feinen Herren ganz besonders ehrten sie in der derben Art und Weise jener Zeit. Sie tauchten ihre Tassen in das Wasser so nahe als möglich der Stelle, wo die entzückende Nymphe stand und tranken es zu ihrer Ehre und ihrem Ruhm aus. Unter den eifrigen Zuschauern der Galerie befand sich ein junger Mensch im gländzendsten aller Geburtstagsanzüge, mit Schönheitspflästerchen, Puder und Degen, und rief, diesen ziehend, mit allen Blumen und Figuren der Redekunst, die damals gang und gäbe waren, aus, dass er sich einen Kukuk aus der Flüssigkeit mache, dass er aber entschlossen sei, den Toast darin kosten zu wollen. Damit meinte er die Dame im Bade, welche der Stutzer in solcher Weise mit dem grössten Zwieback verglich, der damals zum Punsch gehörte. Da der Sprecher aussah, als wolle er seine Rede zur That machen, so entstand ein allgemeines Auseinanderstieben der Wassernymphen mit obligatem Geschrei und athemloser Pause in der Flucht, eben sowol zur Verfolgung einladend, als anscheinend sie fürchtend. Die Geschichte verbreitete sich in der Stadt und von dem Tage an wurde das Wort Toast auf die Dame angewandt, zu deren Ehre man trinken wollte, bis es nach und nach die Worte bezeichnete, in denen diese Ehre ausgedrückt wurde.“ (Illustr. Welt, Stuttgart 1868, Nr. 23, S. 288.) Toback, s. Taback. * Er reitet nach Toback. – Frischbier2, 3771. Wenn jemand eilig und in stossendem Trabe reitet. Tobelbabeli. * Si hät 's, wie 's Tobelbabeli, 's gnoth Aluege thuet ere weh. – Sutermeister, 43. Toben. 1 Lass jn doben, so hast jn geschlagen. – Franck, I, 51a. *2 Er tobt wie der Schwede. – Tendlau, 432. Erinnert an deren Verfahren im Dreissigjährigen Kriege. Töben. 1 Ach wat sall dat lang' Töb'n, sä' de Frû, har är Mann är väör rûtsloan, hâr s' hinn' wedd'rrinngoan. (Altmark.) – Danneil, 276; Hoefer, 290. Was soll das lange Warten, Zögern, Grollen, Sträuben, sagte die Frau, hatte der Mann sie vorn herausgeschlagen, ist sie hinten wieder hineingegangen. 2 Darup is got töb'n, awer quad fast'n. – Eichwald, 1935. Tobias. Tobias sechs, Vers drei. Man pflegt im gewöhnlichen Leben die Worte aus Tobias 6, 3: „O Herr, er will mich fressen!“ anzuwenden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0615" n="[609]"/><cb n="1217"/> 9 Ein Titul ohne das Land ist lächerlicher als ein Buch ohne Titul.</hi> – <hi rendition="#i">Opel, 381.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Es wird vielen ein schöner Titel gegeben, aber nur von wenigen verdient.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Aerlig titul gives vel mange men fortienes ikkun af faa. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 553.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Jedem seinen Titel ist zum Leben ein gutes Mittel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: When you have any business with a man, give him title enough.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Man soll auf Titel nicht zu viel vertrauen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Weder bei Büchern, noch Büchsen, noch Menschen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne faut pas s'en rapporter à l'étiquette du sac. (<hi rendition="#i">Bohn I, 24.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Titel gross und Bullen edel reicht nicht weiter als der Zedel.</hi> – <hi rendition="#i">Wirth, I, 505.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Titel kosten kein Geld.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 517, 237; Estor, II, 295, 3495; Pistor., X, 69; Dove, 872.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In der Regel kosten sie viel Geld, und die schlechtesten das meiste. Wenn sie auch dem, der sie erhält, Geld kosteten, so werden doch Personen, die blos einen Titel erhalten und dafür keine Dienste leisten, vom Staate nicht bezahlt, und insofern kosten sie diesem, was der Sinn des Sprichworts ist, kein Geld.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Titel ohne Mittel sind ein schlechter Kittel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Possession vaut titre.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Titel ohne Mittel trägt der Narr auf seinem Kittel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Neugriechen: Heissen will ich Frau Wijardin, fall' vor Hunger ich auch todt bin. (<hi rendition="#i">Sanders, 129, 24.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Titel sind jetzt so gemein, dass titulirt wird jedes Schwein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Tittel ohn Mittel sind wie ein Haus ohn Dach.</hi> – <hi rendition="#i">Wirth, I, 510; Simrock, 40336.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Horké naše titule, jsouli prázdny škatule. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 106.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Vom Titel kann man nichts herunternagen.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 10337; Mayer, II, 134; Braun, I, 4526.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Was helfen alle ärztlichen Titel, sie wissen doch kein Choleramittel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein ansbacher Volksspruch zur Zeit des ersten Auftretens der Cholera. (<hi rendition="#i">Oertel, Die allerneuesten Wassercuren, Nürnberg 1838, Hft. 22.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Was hilft der Titel ohne Mittel.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 4525.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Was hilft mir der Titel, wenn ich nicht habe den Kittel (die Mittel).</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, II, 134; Simrock, 10335; Körte, 5987.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die Titelsucht war von jeher eine wahre Kopfkrankheit der Deutschen und die Pinsel sahen darin das einzige Mittel, sich wichtig zu machen. Friedrich der Grosse liess in Hamburg an Leute, die, wie er sich selbst ausdrückte, viel Geld und wenig Verstand hatten, nach bestimmten Preisen Titel aller Gattungen verkaufen, und spottete der Käufer Thorheit, welche Geld für solche Waare ausgaben.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quid juvat abs vitulo, titulo gaudere sereno? Cum titulo vitulus pinguis ubique sapit. (<hi rendition="#i">Chaos, 364, 43.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Nic mi po tîtule, kiedy próźno w szkatule. (<hi rendition="#i">Lompa, 26.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Was sind das für Titel, die zur Suppe keinen Schinken geben!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Was sind das für Titel, die zur Kohlsuppe keinen Schinken geben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Wem die titul wolschmecken, der mag damit sein hunger büssen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 155, 43.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Wenn man sinen rechten Titel krigt, mag man wol ên Ôg todôn, sagte der einäugige Bettelvogt.</hi> – <hi rendition="#i">Schütze, IV, 296.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein Bettler hatte nämlich an einen einäugigen Vogt in Holstein die Frage gerichtet: Gnädiger Herr Pragervagd, dörf ik wol ên bitjen in de Strât herumgàm, und darauf obige Antwort erhalten.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wenn mancher seine Titul verlöre, so behielt er gar nichts.</hi> – <hi rendition="#i">Opel, 381.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Wo Titul und Münzen steigen, da werden die Herrschaften und das Geld klemme.</hi> – <hi rendition="#i">Opel, 381.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Da ist der Titel auch das Beste daran.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wo ist das Buch zu diesem Titel? fragte jemand, als er den viel versprechenden Titel einer schlechten Schrift las.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 Dafür hilfft kein Titel noch Namen.</hi> – <hi rendition="#i">Mathesy, 45<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Der Titel bläht ihn gewaltig auf.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, II, 134.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Der Titel lässt's nicht zu.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, II, 134.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1218"/> *32 Einem alle möglichen (erdenklichen) Titel geben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. h. ihn mit allerhand Schimpfnamen benennen. „Die K. hat mir alli Tit'ln geben.“ (<hi rendition="#i">Hügel, 164<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*33 Er het e Titel ohne Mittel.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) – <hi rendition="#i">Schild, 78, 243; Sutermeister, 97.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Nich in den ringsten Tuttel.</hi> – <hi rendition="#i">Hamb. Chronik, 92.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. i. auf keine Weise.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Titelnarr.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein rechter Titelnarr.</hi> – <hi rendition="#i">Mayer, II, 134.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tites.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das is e Tites.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 41.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem heftigen Judenfeinde.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Titte.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">He will hen un halen 'n Titte<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1934; Stürenburg, 282<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Zitze, Brustwarze, Brust, 't Kind 'n Titte gäven = säugen. Vom Heimwehkranken, der zu den Aeltern zurück will.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Toak.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Biäter en Toak<hi rendition="#sup">1</hi> äs en Loak<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Soest.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 348, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ein schlechtes Flickwerk, ein toaken = flüchtig, oberflächlich zu nähen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Loch. (Vgl. <hi rendition="#i">Firmenich, I, 348.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Toalk.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er ist ein Toalk.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Scheltwort für einen einfältigen, dummen Menschen. (<hi rendition="#i">Hügel, 162<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Toast.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Auf den werde ich keinen Toast ausbringen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ueber den Ursprung des Wortes „Toast“ sagt das <hi rendition="#i">Athenäum:</hi> „Ursprünglich war der Toast materiell und hatte nichts mit Empfindung zu thun; er war das Stückchen braunen Zwiebacks, welches in jeder Bowle Punsch schwamm. Als in König Wilhelm's oder König Anna's Tagen die modischen Nichtsthuer in Bath sich im heissen Wasser bewegten, ihre Chocolade von schwimmenden Korkbretern einnahmen oder auf unsichtbaren Sesseln sitzend, die Gazette lasen, wurden sie durch die Erscheinung einer Nymphe entzückt und in Staunen gesetzt, welche in einem höchst koketten Anzuge in das Bad kam und glänzend wie Amphiterite selbst aussah, wenn sie im Meer einherschwamm. Die feinen Herren ganz besonders ehrten sie in der derben Art und Weise jener Zeit. Sie tauchten ihre Tassen in das Wasser so nahe als möglich der Stelle, wo die entzückende Nymphe stand und tranken es zu ihrer Ehre und ihrem Ruhm aus. Unter den eifrigen Zuschauern der Galerie befand sich ein junger Mensch im gländzendsten aller Geburtstagsanzüge, mit Schönheitspflästerchen, Puder und Degen, und rief, diesen ziehend, mit allen Blumen und Figuren der Redekunst, die damals gang und gäbe waren, aus, dass er sich einen Kukuk aus der Flüssigkeit mache, dass er aber entschlossen sei, den Toast darin kosten zu wollen. Damit meinte er die Dame im Bade, welche der Stutzer in solcher Weise mit dem grössten Zwieback verglich, der damals zum Punsch gehörte. Da der Sprecher aussah, als wolle er seine Rede zur That machen, so entstand ein allgemeines Auseinanderstieben der Wassernymphen mit obligatem Geschrei und athemloser Pause in der Flucht, eben sowol zur Verfolgung einladend, als anscheinend sie fürchtend. Die Geschichte verbreitete sich in der Stadt und von dem Tage an wurde das Wort Toast auf die Dame angewandt, zu deren Ehre man trinken wollte, bis es nach und nach die Worte bezeichnete, in denen diese Ehre ausgedrückt wurde.“ (<hi rendition="#i">Illustr. Welt, Stuttgart 1868, Nr. 23, S. 288.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Toback,</hi> s. Taback.</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er reitet nach Toback.</hi> – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3771.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand eilig und in stossendem Trabe reitet.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tobelbabeli.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Si hät 's, wie 's Tobelbabeli, 's gnoth Aluege thuet ere weh.</hi> – <hi rendition="#i">Sutermeister, 43.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Toben.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Lass jn doben, so hast jn geschlagen.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 51<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er tobt wie der Schwede.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 432.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Erinnert an deren Verfahren im Dreissigjährigen Kriege.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Töben.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ach wat sall dat lang' Töb'n, sä' de Frû, har är Mann är väör rûtsloan, hâr s' hinn' wedd'rrinngoan.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) – <hi rendition="#i">Danneil, 276; Hoefer, 290.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Was soll das lange Warten, Zögern, Grollen, Sträuben, sagte die Frau, hatte der Mann sie vorn herausgeschlagen, ist sie hinten wieder hineingegangen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Darup is got töb'n, awer quad fast'n.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1935.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tobias.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Tobias sechs, Vers drei.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Man pflegt im gewöhnlichen Leben die Worte aus <hi rendition="#i">Tobias</hi> 6, 3: „O Herr, er will mich fressen!“ anzuwenden, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[609]/0615]
9 Ein Titul ohne das Land ist lächerlicher als ein Buch ohne Titul. – Opel, 381.
10 Es wird vielen ein schöner Titel gegeben, aber nur von wenigen verdient.
Dän.: Aerlig titul gives vel mange men fortienes ikkun af faa. (Prov. dan., 553.)
11 Jedem seinen Titel ist zum Leben ein gutes Mittel.
Engl.: When you have any business with a man, give him title enough.
12 Man soll auf Titel nicht zu viel vertrauen.
Weder bei Büchern, noch Büchsen, noch Menschen.
Frz.: Il ne faut pas s'en rapporter à l'étiquette du sac. (Bohn I, 24.)
13 Titel gross und Bullen edel reicht nicht weiter als der Zedel. – Wirth, I, 505.
14 Titel kosten kein Geld. – Graf, 517, 237; Estor, II, 295, 3495; Pistor., X, 69; Dove, 872.
In der Regel kosten sie viel Geld, und die schlechtesten das meiste. Wenn sie auch dem, der sie erhält, Geld kosteten, so werden doch Personen, die blos einen Titel erhalten und dafür keine Dienste leisten, vom Staate nicht bezahlt, und insofern kosten sie diesem, was der Sinn des Sprichworts ist, kein Geld.
15 Titel ohne Mittel sind ein schlechter Kittel.
Frz.: Possession vaut titre.
16 Titel ohne Mittel trägt der Narr auf seinem Kittel.
Die Neugriechen: Heissen will ich Frau Wijardin, fall' vor Hunger ich auch todt bin. (Sanders, 129, 24.)
17 Titel sind jetzt so gemein, dass titulirt wird jedes Schwein.
18 Tittel ohn Mittel sind wie ein Haus ohn Dach. – Wirth, I, 510; Simrock, 40336.
Böhm.: Horké naše titule, jsouli prázdny škatule. (Čelakovsky, 106.)
19 Vom Titel kann man nichts herunternagen. – Simrock, 10337; Mayer, II, 134; Braun, I, 4526.
20 Was helfen alle ärztlichen Titel, sie wissen doch kein Choleramittel.
Ein ansbacher Volksspruch zur Zeit des ersten Auftretens der Cholera. (Oertel, Die allerneuesten Wassercuren, Nürnberg 1838, Hft. 22.)
21 Was hilft der Titel ohne Mittel. – Braun, I, 4525.
22 Was hilft mir der Titel, wenn ich nicht habe den Kittel (die Mittel). – Mayer, II, 134; Simrock, 10335; Körte, 5987.
Die Titelsucht war von jeher eine wahre Kopfkrankheit der Deutschen und die Pinsel sahen darin das einzige Mittel, sich wichtig zu machen. Friedrich der Grosse liess in Hamburg an Leute, die, wie er sich selbst ausdrückte, viel Geld und wenig Verstand hatten, nach bestimmten Preisen Titel aller Gattungen verkaufen, und spottete der Käufer Thorheit, welche Geld für solche Waare ausgaben.
Lat.: Quid juvat abs vitulo, titulo gaudere sereno? Cum titulo vitulus pinguis ubique sapit. (Chaos, 364, 43.)
Poln.: Nic mi po tîtule, kiedy próźno w szkatule. (Lompa, 26.)
23 Was sind das für Titel, die zur Suppe keinen Schinken geben!
Die Russen: Was sind das für Titel, die zur Kohlsuppe keinen Schinken geben.
24 Wem die titul wolschmecken, der mag damit sein hunger büssen. – Lehmann, 155, 43.
25 Wenn man sinen rechten Titel krigt, mag man wol ên Ôg todôn, sagte der einäugige Bettelvogt. – Schütze, IV, 296.
Ein Bettler hatte nämlich an einen einäugigen Vogt in Holstein die Frage gerichtet: Gnädiger Herr Pragervagd, dörf ik wol ên bitjen in de Strât herumgàm, und darauf obige Antwort erhalten.
26 Wenn mancher seine Titul verlöre, so behielt er gar nichts. – Opel, 381.
27 Wo Titul und Münzen steigen, da werden die Herrschaften und das Geld klemme. – Opel, 381.
*28 Da ist der Titel auch das Beste daran.
Wo ist das Buch zu diesem Titel? fragte jemand, als er den viel versprechenden Titel einer schlechten Schrift las.
*29 Dafür hilfft kein Titel noch Namen. – Mathesy, 45a.
*30 Der Titel bläht ihn gewaltig auf. – Mayer, II, 134.
*31 Der Titel lässt's nicht zu. – Mayer, II, 134.
*32 Einem alle möglichen (erdenklichen) Titel geben.
D. h. ihn mit allerhand Schimpfnamen benennen. „Die K. hat mir alli Tit'ln geben.“ (Hügel, 164a.)
*33 Er het e Titel ohne Mittel. (Solothurn.) – Schild, 78, 243; Sutermeister, 97.
*34 Nich in den ringsten Tuttel. – Hamb. Chronik, 92.
D. i. auf keine Weise.
Titelnarr.
* Er ist ein rechter Titelnarr. – Mayer, II, 134.
Tites.
* Das is e Tites. – Tendlau, 41.
Von einem heftigen Judenfeinde.
Titte.
He will hen un halen 'n Titte1. – Eichwald, 1934; Stürenburg, 282a.
1) Zitze, Brustwarze, Brust, 't Kind 'n Titte gäven = säugen. Vom Heimwehkranken, der zu den Aeltern zurück will.
Toak.
Biäter en Toak1 äs en Loak2. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 5.
1) Ein schlechtes Flickwerk, ein toaken = flüchtig, oberflächlich zu nähen.
2) Loch. (Vgl. Firmenich, I, 348.)
Toalk.
Er ist ein Toalk.
Scheltwort für einen einfältigen, dummen Menschen. (Hügel, 162a.)
Toast.
* Auf den werde ich keinen Toast ausbringen.
Ueber den Ursprung des Wortes „Toast“ sagt das Athenäum: „Ursprünglich war der Toast materiell und hatte nichts mit Empfindung zu thun; er war das Stückchen braunen Zwiebacks, welches in jeder Bowle Punsch schwamm. Als in König Wilhelm's oder König Anna's Tagen die modischen Nichtsthuer in Bath sich im heissen Wasser bewegten, ihre Chocolade von schwimmenden Korkbretern einnahmen oder auf unsichtbaren Sesseln sitzend, die Gazette lasen, wurden sie durch die Erscheinung einer Nymphe entzückt und in Staunen gesetzt, welche in einem höchst koketten Anzuge in das Bad kam und glänzend wie Amphiterite selbst aussah, wenn sie im Meer einherschwamm. Die feinen Herren ganz besonders ehrten sie in der derben Art und Weise jener Zeit. Sie tauchten ihre Tassen in das Wasser so nahe als möglich der Stelle, wo die entzückende Nymphe stand und tranken es zu ihrer Ehre und ihrem Ruhm aus. Unter den eifrigen Zuschauern der Galerie befand sich ein junger Mensch im gländzendsten aller Geburtstagsanzüge, mit Schönheitspflästerchen, Puder und Degen, und rief, diesen ziehend, mit allen Blumen und Figuren der Redekunst, die damals gang und gäbe waren, aus, dass er sich einen Kukuk aus der Flüssigkeit mache, dass er aber entschlossen sei, den Toast darin kosten zu wollen. Damit meinte er die Dame im Bade, welche der Stutzer in solcher Weise mit dem grössten Zwieback verglich, der damals zum Punsch gehörte. Da der Sprecher aussah, als wolle er seine Rede zur That machen, so entstand ein allgemeines Auseinanderstieben der Wassernymphen mit obligatem Geschrei und athemloser Pause in der Flucht, eben sowol zur Verfolgung einladend, als anscheinend sie fürchtend. Die Geschichte verbreitete sich in der Stadt und von dem Tage an wurde das Wort Toast auf die Dame angewandt, zu deren Ehre man trinken wollte, bis es nach und nach die Worte bezeichnete, in denen diese Ehre ausgedrückt wurde.“ (Illustr. Welt, Stuttgart 1868, Nr. 23, S. 288.)
Toback, s. Taback.
* Er reitet nach Toback. – Frischbier2, 3771.
Wenn jemand eilig und in stossendem Trabe reitet.
Tobelbabeli.
* Si hät 's, wie 's Tobelbabeli, 's gnoth Aluege thuet ere weh. – Sutermeister, 43.
Toben.
1 Lass jn doben, so hast jn geschlagen. – Franck, I, 51a.
*2 Er tobt wie der Schwede. – Tendlau, 432.
Erinnert an deren Verfahren im Dreissigjährigen Kriege.
Töben.
1 Ach wat sall dat lang' Töb'n, sä' de Frû, har är Mann är väör rûtsloan, hâr s' hinn' wedd'rrinngoan. (Altmark.) – Danneil, 276; Hoefer, 290.
Was soll das lange Warten, Zögern, Grollen, Sträuben, sagte die Frau, hatte der Mann sie vorn herausgeschlagen, ist sie hinten wieder hineingegangen.
2 Darup is got töb'n, awer quad fast'n. – Eichwald, 1935.
Tobias.
Tobias sechs, Vers drei.
Man pflegt im gewöhnlichen Leben die Worte aus Tobias 6, 3: „O Herr, er will mich fressen!“ anzuwenden,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |