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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 101 Wer den Tisch voll Braten hat, lässt die Grütze stehen.

It.: Chi ha vitella in tavola, non mangia cipolla. (Gaal, 1241.)

102 Wer einen guten Tisch will, muss einen vollen Beutel haben.

103 Wer nich passt up'n Disk, deu mott eten, wat öbbrig blifft. (Lippe.) - Firmenich, I, 269a.

104 Wer nicht an fremdem Tisch will essen, muss seine Mahlzeit spärlich messen.

Jüd.-deutsch: As män will sich beim Kuwed (Ehre) derhalten, müss män die Muhlzeit in zweien zerspalten, d i. wer sich nicht der Demüthigung aussetzen will, andere um Unterstützungen anzugehen, der muss in seinen Bedürfnissen mässig sein.

105 Wer sich bei Tische will schämen, wird sich nach Tische grämen.

106 Wer sich nahe hält zum Tisch und fern von den Frauen, der kann ein langes Leben schauen.

Holl.: Na bij de tafel en verre van de vrouwen, wilt gij lang een oud man blijven. (Harrebomee, II, 322b.)

107 Wer sich zum Tisch nicht schicken mag, der faste dann den ganzen Tag.

Lat.: Quos edisse pudet, vita molesta gravat. (Seybold, 517.)

108 Wer übel bei Tische sitzt, der fastet halb.

Holl.: Kwalijk aan tafel gezeten, is half gevast. (Harrebomee, II, 322.)

109 Wer über tisch wil ehrlich essen, der soll thun aller krieg vergessen.

110 Wer ungebetet zu Tische geht, sitzt nieder wie ein Schwein und steht auf wie ein Esel. - Coler, 215b; Nass. Schulbl., XIV, 5.

111 Wer unter dem Tische sitzt, wird nicht beneidet.

112 Wer vber Tisch schwatzen will, der wird gewiss nicht essen viel. - Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 253; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 70.

113 Wer vber Tisch sitzt, sol die Malzeit nicht verschlaffen. - Fischer, Psalter, 515, 1.

114 Wer wil an meinem Tisch sitzen, der sol mir niemands Ehr beschmitzen. - Petri, II, 778.

115 Wer zu spät zu Tische kommt, erhält die Knochen.

Frz.: Les os sont pour les absens. (Kritzinger, 494a.)

116 Wer zu spät zu Tische kommt, erhält einen schlechten Platz.

Frz.: Ceux qui vien dront les derniers au repas, deineront tard, ou ne deineront pas. (Cahier, 1521.)

117 Wer zu tisch sitzet vnd nicht spricht das benedizet, wie ein saw setzt er sich nider vnd steht auff als ein esel wider.

Lat.: In mensa residens et panem non benedicens, ille sedet quasi sus, et surget sicut asellus. (Loci comm., 126.)

118 Zu Tische nicht zu spät, in die Kirche nicht zu früh.

Die Armenier bestimmen dies genauer: Gehe nach Hause, sagen sie, wenn der Tisch gedeckt, und in die Kirche, wenn sie bald aus ist. (Ausland, 1871, 404a.)

119 Zu Tische sollst du Hunger im Magen und wüste Glieder zu Bette tragen. - Eiselein, 597.

120 Zu Tische wie zum Altar.

Lat.: Ad mensam quasi ad aram. (Frisius, 188.)

121 Zum Tische gehört mehr als ein weisses Tischtuch.

It.: Altro vuol tavola che una tovaglia bianca.

*122 Auf den Tisch verweisen. (Deutsch-amerikan.)

Aus dem nordamerikanischen Parlamentsleben entlehnt, in dem Petitionen, Anträge u. s. w. durch die Redeform: "Sie auf den Tisch legen" zurückgewiesen werden. "Auf den Tisch verweisen" heisst im gewöhnlichen Leben dort: eine Bitte nicht gewähren, abschlagen u. s. w.

*123 Auf seinem Tische ist alle Tage Quatember (Fasttag). - Parömiakon, 604.

*124 Den Tisch rücken. (Oberpfalz.) - Klein, II, 189.

Acht Tage nach der Hochzeit wieder ein kleines fröhliches Mahl mit Gesang und Tanz geben.

*125 Der erste beim Tisch und der letzte beim Bierglas sein.

Frz.: Etre le premier au bois et le dernier a l'eau. (Kritzinger, 222a.)

[Spaltenumbruch] *126 Der Tisch ist schon gedeckt. - Eiselein, 597.

*127 Ea laft zan Tisch wia d' Sau zan Trou. (Steiermark.) - Firmenich, II, 771, 177.

Er läuft zum Tisch wie die Sau zum Trog.

*128 Einem den Tisch rücken.

Einen beschmausen, besonders, wenn er eine neue Wohnung bezogen hat.

*129 Einem mit leerem Tische aufwarten.

Frz.: Faire deiner quelqu'un par coeur.

*130 Einen schlechten Tisch führen.

Dürftige Kost haben.

Frz.: Il ne vit que des Carotes. (Kritzinger, 109a.)

*131 Einen unter den Tisch trinken.

Holl.: Iemand onder de tafel drinken. (Harrebomee, II, 322b.)

*132 Er hat einen frischen Tisch gemacht.

Bei Henisch (1246, 46) findet sich diese Redensart mit folgenden zusammengestellt: Er ist im grund vnd boden verdorben, er ist auffgestanden, er hat gemäyet vnd gehöuwet, er hat nicht mehr: metogenes certe periit.

*133 Er leufft zum (vom) tisch wie ein saw (vom) trog. - Franck, II, 81b; Tappius, 97b; Eiselein, 597; Körte, 5985; Braun, I, 4522.

Ohne Segensspruch und Dankgebet.

Jüd.-deutsch: Laaft vum Tisch, wie das Chaser vum Trog. (Tendlau, 651.)

Lat.: Illotis manibus. (Sutor, 137.) - Illotis pedibus irrum pere ad sacra. (Tappius, 98a.)

*134 Er liebt (führt, hält) einen guten Tisch.

*135 Er sitzt besser zu Tische als zu Pferde.

Dän.: Som sidder bedre til bords end til hest. (Prov. dan., 497.)

*136 Erst zu Tische kommen, wenn das Fett abgeschöpft ist.

*137 Guten Tisch führen.

Lat.: Alcioni mensa. (Frisius, 123.)

*138 Nach Tische das Messer wetzen. - Altmann VI, 519.

*139 Nach Tische seid mein Gast!

"Mit Gunst, dass ich euch melde, nach Tisch sollt ihr meine Gäste seyn." (Keller, 158b.)

*140 Reinen Tisch machen. - Frischbier2, 3767; Henisch, 210.

Alles aufessen, aufarbeiten, auch: sein ganzes Vermögen verzehren, verschwenden, oder: in der Geschwindigkeit das Gesinde wegen eines Vergehens abschaffen. Ein paar Spieler machen reinen Tisch, wenn sie so lange spielen, bis der eine so viel Partien gewonnen hat als der andere oder der eine den andern eingeholt hat.

*141 Sich an einen ungedeckten Tisch setzen.

Frz.: Il na que manger et a table sassiet. - Le houser et nauvir cheual.

Lat.: Imparata discumbere mensa. - Ocreari nullo equo. (Bovill, II, 169.)

*142 Sich zu Tische setzen, ehe gedeckt ist.

"Dass Saarbrücken so gut davongekommen, verdankt sie der Verblendung Napoleon's, der sich zu Tische setzen wollte, ehe gedeckt war." (Wachenhusen im Hausfreund, 1873, S. 203.)

*143 Uber frembden Tisch nimb vor gut, wann guter Will sein bestes thut. - Chaos, 115.

*144 Unter dem Tisch liegen.

Betrunken sein.

Holl.: Hij ligt onder tafel. (Harrebomee, II, 322.)

*145 Vom Tische zu Bette und vom Bette zu Tische gehen.

Frz.: Faire le faut de l'Allemand. (Kritzinger, 637b.)

*146 Vun Tisch to Wisch1. (Holst.) - Schütze, I, 223; IV, 366; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 27.

1) Schütze (IV, 366) sagt zwar, dass dabei einige das Wort Wisch in der Bedeutung von Wiese, die es im Plattdeutschen hat, denken, aber es steht sicher nur, wie auch Latendorf (Frommann, II, 226) bemerkt, euphemistisch, wofür auch der Umstand spricht, dass die Redensart hochdeutsch, z. B. in Schlesien vorhanden ist und niemand dabei an deren Anwendung auf die plattdeutsche Wiese denkt; man gebraucht sie nämlich, wenn jemand unmittelbar nach Tische den Abtritt aufsucht.

*147 Was auf den Tisch kommt.

Scherzhafte Antwort auf die Frage: Was essen wir heute.

*148 Zu einem gedeckten Tische kommen.

Dän.: At komme til duget bord. (Prov. dan., 18.)

*149 Zu Tische laufen, wie die Sau zum Rübenacker.

Ungewaschen und ohne Gebet.

[Spaltenumbruch] 101 Wer den Tisch voll Braten hat, lässt die Grütze stehen.

It.: Chi ha vitella in tavola, non mangia cipolla. (Gaal, 1241.)

102 Wer einen guten Tisch will, muss einen vollen Beutel haben.

103 Wer nich passt up'n Disk, deu mott eten, wat öbbrig blifft. (Lippe.) – Firmenich, I, 269a.

104 Wer nicht an fremdem Tisch will essen, muss seine Mahlzeit spärlich messen.

Jüd.-deutsch: As män will sich beim Kuwed (Ehre) derhalten, müss män die Muhlzeit in zweien zerspalten, d i. wer sich nicht der Demüthigung aussetzen will, andere um Unterstützungen anzugehen, der muss in seinen Bedürfnissen mässig sein.

105 Wer sich bei Tische will schämen, wird sich nach Tische grämen.

106 Wer sich nahe hält zum Tisch und fern von den Frauen, der kann ein langes Leben schauen.

Holl.: Na bij de tafel en verre van de vrouwen, wilt gij lang een oud man blijven. (Harrebomée, II, 322b.)

107 Wer sich zum Tisch nicht schicken mag, der faste dann den ganzen Tag.

Lat.: Quos edisse pudet, vita molesta gravat. (Seybold, 517.)

108 Wer übel bei Tische sitzt, der fastet halb.

Holl.: Kwalijk aan tafel gezeten, is half gevast. (Harrebomée, II, 322.)

109 Wer über tisch wil ehrlich essen, der soll thun aller krieg vergessen.

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111 Wer unter dem Tische sitzt, wird nicht beneidet.

112 Wer vber Tisch schwatzen will, der wird gewiss nicht essen viel.Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 253; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 70.

113 Wer vber Tisch sitzt, sol die Malzeit nicht verschlaffen.Fischer, Psalter, 515, 1.

114 Wer wil an meinem Tisch sitzen, der sol mir niemands Ehr beschmitzen.Petri, II, 778.

115 Wer zu spät zu Tische kommt, erhält die Knochen.

Frz.: Les os sont pour les absens. (Kritzinger, 494a.)

116 Wer zu spät zu Tische kommt, erhält einen schlechten Platz.

Frz.: Ceux qui vien dront les derniers au repas, dîneront tard, ou ne dîneront pas. (Cahier, 1521.)

117 Wer zu tisch sitzet vnd nicht spricht das benedizet, wie ein saw setzt er sich nider vnd steht auff als ein esel wider.

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118 Zu Tische nicht zu spät, in die Kirche nicht zu früh.

Die Armenier bestimmen dies genauer: Gehe nach Hause, sagen sie, wenn der Tisch gedeckt, und in die Kirche, wenn sie bald aus ist. (Ausland, 1871, 404a.)

119 Zu Tische sollst du Hunger im Magen und wüste Glieder zu Bette tragen.Eiselein, 597.

120 Zu Tische wie zum Altar.

Lat.: Ad mensam quasi ad aram. (Frisius, 188.)

121 Zum Tische gehört mehr als ein weisses Tischtuch.

It.: Altro vuol tavola che una tovaglia bianca.

*122 Auf den Tisch verweisen. (Deutsch-amerikan.)

Aus dem nordamerikanischen Parlamentsleben entlehnt, in dem Petitionen, Anträge u. s. w. durch die Redeform: „Sie auf den Tisch legen“ zurückgewiesen werden. „Auf den Tisch verweisen“ heisst im gewöhnlichen Leben dort: eine Bitte nicht gewähren, abschlagen u. s. w.

*123 Auf seinem Tische ist alle Tage Quatember (Fasttag).Parömiakon, 604.

*124 Den Tisch rücken. (Oberpfalz.) – Klein, II, 189.

Acht Tage nach der Hochzeit wieder ein kleines fröhliches Mahl mit Gesang und Tanz geben.

*125 Der erste beim Tisch und der letzte beim Bierglas sein.

Frz.: Être le premier au bois et le dernier á l'eau. (Kritzinger, 222a.)

[Spaltenumbruch] *126 Der Tisch ist schon gedeckt.Eiselein, 597.

*127 Ea laft zan Tisch wia d' Sau zan Trou. (Steiermark.) – Firmenich, II, 771, 177.

Er läuft zum Tisch wie die Sau zum Trog.

*128 Einem den Tisch rücken.

Einen beschmausen, besonders, wenn er eine neue Wohnung bezogen hat.

*129 Einem mit leerem Tische aufwarten.

Frz.: Faire dîner quelqu'un par coeur.

*130 Einen schlechten Tisch führen.

Dürftige Kost haben.

Frz.: Il ne vit que des Carotes. (Kritzinger, 109a.)

*131 Einen unter den Tisch trinken.

Holl.: Iemand onder de tafel drinken. (Harrebomée, II, 322b.)

*132 Er hat einen frischen Tisch gemacht.

Bei Henisch (1246, 46) findet sich diese Redensart mit folgenden zusammengestellt: Er ist im grund vnd boden verdorben, er ist auffgestanden, er hat gemäyet vnd gehöuwet, er hat nicht mehr: metogenes certe periit.

*133 Er leufft zum (vom) tisch wie ein saw (vom) trog.Franck, II, 81b; Tappius, 97b; Eiselein, 597; Körte, 5985; Braun, I, 4522.

Ohne Segensspruch und Dankgebet.

Jüd.-deutsch: Laaft vum Tisch, wie das Chaser vum Trog. (Tendlau, 651.)

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*134 Er liebt (führt, hält) einen guten Tisch.

*135 Er sitzt besser zu Tische als zu Pferde.

Dän.: Som sidder bedre til bords end til hest. (Prov. dan., 497.)

*136 Erst zu Tische kommen, wenn das Fett abgeschöpft ist.

*137 Guten Tisch führen.

Lat.: Alcioni mensa. (Frisius, 123.)

*138 Nach Tische das Messer wetzen.Altmann VI, 519.

*139 Nach Tische seid mein Gast!

„Mit Gunst, dass ich euch melde, nach Tisch sollt ihr meine Gäste seyn.“ (Keller, 158b.)

*140 Reinen Tisch machen.Frischbier2, 3767; Henisch, 210.

Alles aufessen, aufarbeiten, auch: sein ganzes Vermögen verzehren, verschwenden, oder: in der Geschwindigkeit das Gesinde wegen eines Vergehens abschaffen. Ein paar Spieler machen reinen Tisch, wenn sie so lange spielen, bis der eine so viel Partien gewonnen hat als der andere oder der eine den andern eingeholt hat.

*141 Sich an einen ungedeckten Tisch setzen.

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Lat.: Imparata discumbere mensa. – Ocreari nullo equo. (Bovill, II, 169.)

*142 Sich zu Tische setzen, ehe gedeckt ist.

„Dass Saarbrücken so gut davongekommen, verdankt sie der Verblendung Napoleon's, der sich zu Tische setzen wollte, ehe gedeckt war.“ (Wachenhusen im Hausfreund, 1873, S. 203.)

*143 Uber frembden Tisch nimb vor gut, wann guter Will sein bestes thut.Chaos, 115.

*144 Unter dem Tisch liegen.

Betrunken sein.

Holl.: Hij ligt onder tafel. (Harrebomée, II, 322.)

*145 Vom Tische zu Bette und vom Bette zu Tische gehen.

Frz.: Faire le faut de l'Allemand. (Kritzinger, 637b.)

*146 Vun Tisch to Wisch1. (Holst.) – Schütze, I, 223; IV, 366; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 27.

1) Schütze (IV, 366) sagt zwar, dass dabei einige das Wort Wisch in der Bedeutung von Wiese, die es im Plattdeutschen hat, denken, aber es steht sicher nur, wie auch Latendorf (Frommann, II, 226) bemerkt, euphemistisch, wofür auch der Umstand spricht, dass die Redensart hochdeutsch, z. B. in Schlesien vorhanden ist und niemand dabei an deren Anwendung auf die plattdeutsche Wiese denkt; man gebraucht sie nämlich, wenn jemand unmittelbar nach Tische den Abtritt aufsucht.

*147 Was auf den Tisch kommt.

Scherzhafte Antwort auf die Frage: Was essen wir heute.

*148 Zu einem gedeckten Tische kommen.

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[[607]/0613] 101 Wer den Tisch voll Braten hat, lässt die Grütze stehen. It.: Chi ha vitella in tavola, non mangia cipolla. (Gaal, 1241.) 102 Wer einen guten Tisch will, muss einen vollen Beutel haben. 103 Wer nich passt up'n Disk, deu mott eten, wat öbbrig blifft. (Lippe.) – Firmenich, I, 269a. 104 Wer nicht an fremdem Tisch will essen, muss seine Mahlzeit spärlich messen. Jüd.-deutsch: As män will sich beim Kuwed (Ehre) derhalten, müss män die Muhlzeit in zweien zerspalten, d i. wer sich nicht der Demüthigung aussetzen will, andere um Unterstützungen anzugehen, der muss in seinen Bedürfnissen mässig sein. 105 Wer sich bei Tische will schämen, wird sich nach Tische grämen. 106 Wer sich nahe hält zum Tisch und fern von den Frauen, der kann ein langes Leben schauen. Holl.: Na bij de tafel en verre van de vrouwen, wilt gij lang een oud man blijven. (Harrebomée, II, 322b.) 107 Wer sich zum Tisch nicht schicken mag, der faste dann den ganzen Tag. Lat.: Quos edisse pudet, vita molesta gravat. (Seybold, 517.) 108 Wer übel bei Tische sitzt, der fastet halb. Holl.: Kwalijk aan tafel gezeten, is half gevast. (Harrebomée, II, 322.) 109 Wer über tisch wil ehrlich essen, der soll thun aller krieg vergessen. 110 Wer ungebetet zu Tische geht, sitzt nieder wie ein Schwein und steht auf wie ein Esel. – Coler, 215b; Nass. Schulbl., XIV, 5. 111 Wer unter dem Tische sitzt, wird nicht beneidet. 112 Wer vber Tisch schwatzen will, der wird gewiss nicht essen viel. – Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 253; Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 70. 113 Wer vber Tisch sitzt, sol die Malzeit nicht verschlaffen. – Fischer, Psalter, 515, 1. 114 Wer wil an meinem Tisch sitzen, der sol mir niemands Ehr beschmitzen. – Petri, II, 778. 115 Wer zu spät zu Tische kommt, erhält die Knochen. Frz.: Les os sont pour les absens. (Kritzinger, 494a.) 116 Wer zu spät zu Tische kommt, erhält einen schlechten Platz. Frz.: Ceux qui vien dront les derniers au repas, dîneront tard, ou ne dîneront pas. (Cahier, 1521.) 117 Wer zu tisch sitzet vnd nicht spricht das benedizet, wie ein saw setzt er sich nider vnd steht auff als ein esel wider. Lat.: In mensa residens et panem non benedicens, ille sedet quasi sus, et surget sicut asellus. (Loci comm., 126.) 118 Zu Tische nicht zu spät, in die Kirche nicht zu früh. Die Armenier bestimmen dies genauer: Gehe nach Hause, sagen sie, wenn der Tisch gedeckt, und in die Kirche, wenn sie bald aus ist. (Ausland, 1871, 404a.) 119 Zu Tische sollst du Hunger im Magen und wüste Glieder zu Bette tragen. – Eiselein, 597. 120 Zu Tische wie zum Altar. Lat.: Ad mensam quasi ad aram. (Frisius, 188.) 121 Zum Tische gehört mehr als ein weisses Tischtuch. It.: Altro vuol tavola che una tovaglia bianca. *122 Auf den Tisch verweisen. (Deutsch-amerikan.) Aus dem nordamerikanischen Parlamentsleben entlehnt, in dem Petitionen, Anträge u. s. w. durch die Redeform: „Sie auf den Tisch legen“ zurückgewiesen werden. „Auf den Tisch verweisen“ heisst im gewöhnlichen Leben dort: eine Bitte nicht gewähren, abschlagen u. s. w. *123 Auf seinem Tische ist alle Tage Quatember (Fasttag). – Parömiakon, 604. *124 Den Tisch rücken. (Oberpfalz.) – Klein, II, 189. Acht Tage nach der Hochzeit wieder ein kleines fröhliches Mahl mit Gesang und Tanz geben. *125 Der erste beim Tisch und der letzte beim Bierglas sein. Frz.: Être le premier au bois et le dernier á l'eau. (Kritzinger, 222a.) *126 Der Tisch ist schon gedeckt. – Eiselein, 597. *127 Ea laft zan Tisch wia d' Sau zan Trou. (Steiermark.) – Firmenich, II, 771, 177. Er läuft zum Tisch wie die Sau zum Trog. *128 Einem den Tisch rücken. Einen beschmausen, besonders, wenn er eine neue Wohnung bezogen hat. *129 Einem mit leerem Tische aufwarten. Frz.: Faire dîner quelqu'un par coeur. *130 Einen schlechten Tisch führen. Dürftige Kost haben. Frz.: Il ne vit que des Carotes. (Kritzinger, 109a.) *131 Einen unter den Tisch trinken. Holl.: Iemand onder de tafel drinken. (Harrebomée, II, 322b.) *132 Er hat einen frischen Tisch gemacht. Bei Henisch (1246, 46) findet sich diese Redensart mit folgenden zusammengestellt: Er ist im grund vnd boden verdorben, er ist auffgestanden, er hat gemäyet vnd gehöuwet, er hat nicht mehr: metogenes certe periit. *133 Er leufft zum (vom) tisch wie ein saw (vom) trog. – Franck, II, 81b; Tappius, 97b; Eiselein, 597; Körte, 5985; Braun, I, 4522. Ohne Segensspruch und Dankgebet. Jüd.-deutsch: Laaft vum Tisch, wie das Chaser vum Trog. (Tendlau, 651.) Lat.: Illotis manibus. (Sutor, 137.) – Illotis pedibus irrum pere ad sacra. (Tappius, 98a.) *134 Er liebt (führt, hält) einen guten Tisch. *135 Er sitzt besser zu Tische als zu Pferde. Dän.: Som sidder bedre til bords end til hest. (Prov. dan., 497.) *136 Erst zu Tische kommen, wenn das Fett abgeschöpft ist. *137 Guten Tisch führen. Lat.: Alcioni mensa. (Frisius, 123.) *138 Nach Tische das Messer wetzen. – Altmann VI, 519. *139 Nach Tische seid mein Gast! „Mit Gunst, dass ich euch melde, nach Tisch sollt ihr meine Gäste seyn.“ (Keller, 158b.) *140 Reinen Tisch machen. – Frischbier2, 3767; Henisch, 210. Alles aufessen, aufarbeiten, auch: sein ganzes Vermögen verzehren, verschwenden, oder: in der Geschwindigkeit das Gesinde wegen eines Vergehens abschaffen. Ein paar Spieler machen reinen Tisch, wenn sie so lange spielen, bis der eine so viel Partien gewonnen hat als der andere oder der eine den andern eingeholt hat. *141 Sich an einen ungedeckten Tisch setzen. Frz.: Il na que manger et a table sassiet. – Le houser et nauvir cheual. Lat.: Imparata discumbere mensa. – Ocreari nullo equo. (Bovill, II, 169.) *142 Sich zu Tische setzen, ehe gedeckt ist. „Dass Saarbrücken so gut davongekommen, verdankt sie der Verblendung Napoleon's, der sich zu Tische setzen wollte, ehe gedeckt war.“ (Wachenhusen im Hausfreund, 1873, S. 203.) *143 Uber frembden Tisch nimb vor gut, wann guter Will sein bestes thut. – Chaos, 115. *144 Unter dem Tisch liegen. Betrunken sein. Holl.: Hij ligt onder tafel. (Harrebomée, II, 322.) *145 Vom Tische zu Bette und vom Bette zu Tische gehen. Frz.: Faire le faut de l'Allemand. (Kritzinger, 637b.) *146 Vun Tisch to Wisch1. (Holst.) – Schütze, I, 223; IV, 366; für Strelitz: Firmenich, III, 71, 27. 1) Schütze (IV, 366) sagt zwar, dass dabei einige das Wort Wisch in der Bedeutung von Wiese, die es im Plattdeutschen hat, denken, aber es steht sicher nur, wie auch Latendorf (Frommann, II, 226) bemerkt, euphemistisch, wofür auch der Umstand spricht, dass die Redensart hochdeutsch, z. B. in Schlesien vorhanden ist und niemand dabei an deren Anwendung auf die plattdeutsche Wiese denkt; man gebraucht sie nämlich, wenn jemand unmittelbar nach Tische den Abtritt aufsucht. *147 Was auf den Tisch kommt. Scherzhafte Antwort auf die Frage: Was essen wir heute. *148 Zu einem gedeckten Tische kommen. Dän.: At komme til duget bord. (Prov. dan., 18.) *149 Zu Tische laufen, wie die Sau zum Rübenacker. Ungewaschen und ohne Gebet.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [607]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/613>, abgerufen am 25.11.2024.