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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 9 An fremden Tischen schmeckt es wohl.

Dän.: Ingen ceder andens mad, uden hau bliver deraf a glad. (Prov. dan., 10.)

10 An geringem Tische ist sicher essen.

Er hält länger als der vollauf und lecker besetzte.

11 An zwei Tischen wird ein Frass erzogen. - Eiselein, 596; Simrock, 2687a; Steiger, 322.

In der Schweiz: A zwe Tische wird en Frass erzoge. (Sutermeister, 130.)

12 As män kloppt auf'n Tisch, rüft sich um die Scher. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Auf wen man anspielt, der fühlt sich betroffen. Die Schneider pflegen auf den Tisch zu klopfen, um die versteckte Scheere zu finden.

13 Auf den Tisch des Bäckers kommt selten Weissbrot.

Die Russen: Auf des Fischers Tisch kommen die schlechtesten Karpfen. (Altmann VI, 387.)

14 Auf den Tisch gehört mehr als ein Decktuch.

It.: Altro vuol la tavola, che tovaglia bianca. (Pazzaglia, 380, 2.)

15 Auf einen solchen Tisch gehört kein anderer Krug. - Parömiakon, 920.

16 Auf ordinärem Tische ist auch der Hering ein Fisch.

Wo es an bedeutenden Leuten fehlt, da gelten auch die geringen etwas. Im Reiche der Blinden u. s. w.

Jüd.-deutsch: Bemooken scheken Isch is Häring aach Fisch. (Tendlau, 227.)

17 Bann (wenn) der Tisch wackelt, es di Fra Harr im Haus. (Meiningen.) - Frommann, II, 410, 78.

Ist eine schlechte oder verkehrte Ordnung im Hause.

18 Begehr' an den Tisch, so kommst du wenigst' auf die Bank.

Lat.: Iniquam petentum at aequum feras. (Sutor, 33.)

19 Bei Tisch' lass drei an dir nicht scheinen: red' niemand übel nach, hüt' dich vor Zorn und Weinen.

Lat.: Acsit a mensa detractio, fletus et ira. (Witzfunken, V a, 82.)

20 Bei Tische altert man nicht.

Frz.: On ne nuieillist point table. (Cahier, 1675.)

Lat.: In mensa haud senescitur. (Bovill, III, 51.)

21 Bei Tische höflich, im Bette freundlich, im Hause tüchtig, in der Kirche andächtig und auf der Strasse züchtig.

Dän.: Vaer höflig ved bordet, venlig i sengen, dygtig i huuset, taklig paa gaden andaegtig i kirken. (Prov. dan., 559.)

Frz.: A table et au lit, il faut etre bons amis. (Kritzinger, 25a.)

22 Bei Tische soll die Freude den Vorsitz führen. Simrock, 10326.

Frz.: De choses tristes et aduersacres en temps de ivye on se doibt taire.

Lat.: Aduersa et iniucunda extra tempus conuiuij laetitae, aut somni nuncianda. (Bovill, III, 110.) - Cum laetitia sumatur potus et esca. (Gaal, 1523.)

23 Bei Tische soll man keines Haders gedenken. - Simrock, 10325; Lehmann, II, 28, 57.

Holl.: Aan tafel smaken geene knorrige woorden. (Harrebomee, II, 322a.)

24 Bei Tische und Bette soll man sich nicht schämen (oder: muss man nicht blöde sein). - Blum, 628; Simrock, 8873 u. 10324; Körte, 5983; Suringar, XVI; Braun, I, 4523.

"Bei Disch un in 't Bedd sall kein'n blöde sin." (Schlingmann, 315.) Die Russen: Wenn sie schlafen geht, thut auch die Keusche ihr Kleid von sich. (Altmann VI, 438.)

Dän.: Man skal ei vaere blu ved bordet og i sengen. (Prov. dan., 76.)

Engl.: Never be ashamed to eat your meat. (Bohn II, 88.) - He that's ashamed to eat, is ashamed to live.

Frz.: A table et au lit il faut etre bons amis. (Eiselein, 596.)

Holl.: Aan tafel behoort men zich niet te schamen. - Die aan eene gedekte tafel zijn gezeten, moeten zich niet schamen, om te drinken en te eten. (Harrebomee, II, 322a.)

It.: A tavola e a letto non portar (alcun) nessun rispetto. (Pazzaglia, 370, 3; Gaal, 1524.) - A tavola non bisognia aver vergogna. (Gaal, 816.)

Lat.: Apud mensam (et in lecto) verecundari neminem decet. (Plautus.) (Erasm., 798; Henisch, 343, 2; Philippi, I, 36; Seybold, 32; Tappius, 194b; Gaal, 916.) - Utilis in mensa non solet esse pudor. (Seybold, 659; Philippi, II, 337.)

Schwed.: Den som har maten pa bordet och pijgan i sängen, och intet törs taa til, han er alt för bonde bliger. (Törning, 24.)

[Spaltenumbruch] 25 Bei Tische und im Bette muss man nicht den Ton angeben.

26 Bei Tische und im Bette muss man nicht prangen (oder: viel Worte machen). - Eiselein, 596.

27 Bei Tische verliert man vier Dinge: Hunger, Durst, Zeit, Feuer am Herd.

Der Venetianer sagt: Man muss vom Tische mit Hunger aufstehen. Aber die Zeit schwindet. Bei Tische wird man nicht alt, sagt der Franzose; und der Toscaner behauptet sogar: Bei Tische wird man jung. In der Lombardei heisst es: Ne a tavola, ne a in lecc no se ven veci. (Magazin, 1803, 605.)

28 Bei Tische verräth man sich leicht.

It.: La tavola e una dolce (colla).

29 Bei Tische wird man nicht alt.

D. h. es wird einem die Zeit dort nicht lang.

It.: A tavola non s' invecchia mai. (Pazzaglia, 370, 1.)

30 Besser am Tische singen als in der Badestube, da man nicht weiss, ob man die Kleider wiederkriegt.

31 Besser an eigenem Tische darben, als an fremdem schwelgen.

Holl.: Beter altijd rapen aan eigen disch dan elders vleesch of visch. (Harrebomee, II, 138a.)

32 Besser an einem fetten Tische als auf dürrer Heide.

Holl.: Beter aan een' vetten disch, dan op eene dorre heide. (Harrebomee, I, 138a.)

33 Besser den Tisch vermeiden, als anderer Ehre abschneiden. - Gaal, 1535.

34 Besser ein guter Tisch als ein schöner Wisch.

Gesundes und gutes Essen ist theurer Kleidung vorzuziehen.

Böhm.: Lepsi dobra potrava, nez nadherne svrchky. (Celakovsky, 100.)

35 Besser ein halber Tisch als ein leerer.

Dän.: Bedre er halv raadet end alt fortaert. - Bedre grov kage end intet smager. - Bedre mullet bröd end alt opaedt. - Bedre smaae fiske end tomme diske. - Bedre tyndt öll end tör skaal. (Prov. dan., 270.)

36 Besser leere Tische als faule Fische.

37 De 'r bi Diske wat mag, kann auk wierken den ganzen Dag. (Osnabrück.) - Firmenich, III, 162, 3; für Münster: Frommann, VI, 427, 67.

38 Den Tisch abg'rommt, der Schneider kommt. (Wurmlingen.) - Birlinger, 456.

39 Der erste Tisch schweigt, so man Käse und Kalbskopf isst, und jedermann auf seinem Teller nistet (pugna pro patria); der andere Tisch faht an zu reden, aber der dritte Tisch (wo jedermann voll ist worden) schreit, dass man sein eigen Wort nicht hören mag. - Eiselein, 597.

40 Der sich unter den Tisch säuft, säuft sich auch in die Hölle. - Caspari, 21.

41 Der Tisch ist ein heimlicher Dieb, der seinen Herrn ins Spital führt. - Winckler, II, 79.

42 Der Tisch ist noch nicht gedeckt, wenn ein weiss Tuch darauf liegt.

43 Der Tisch muss sich nach dem Beutel, das Kleid nach dem Wetter richten.

Dän.: Föde som noed, og klaede som veder. (Prov. dan., 429.)

44 Derjenig soll den Tisch meiden, der andern will die Ehr abschneiden. - Lehmann, 231, 24.

45 Die bei Tische sitzen, sollen sich nicht die Ohren ritzen.

Sollen sich nicht Dinge sagen, die unangenehm zu hören sind.

It.: Non ricordar mai morti a tavola. ( Pazzaglia, 370, 7.)

46 Die Tische ohne Saltz seynd wie der Mund ohn Speichl. - Chaos, 683.

47 Die weissen Tische sind gerüstet, die bunten Kränze aufgesetzt; alles ist fertig. (Lit.)

48 Dreymal vber Tisch getrunken, ist das allergesündeste. - Gruter, III, 24; Lehmann, II, 87, 203; Sailer, 291.

"Domine Pheisiguncke ist nicht ein gemein Regel, dreymal vber Tisch getruncken, sey das gesundest." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 170.)

[Spaltenumbruch] 9 An fremden Tischen schmeckt es wohl.

Dän.: Ingen ceder andens mad, uden hau bliver deraf a glad. (Prov. dan., 10.)

10 An geringem Tische ist sicher essen.

Er hält länger als der vollauf und lecker besetzte.

11 An zwei Tischen wird ein Frass erzogen.Eiselein, 596; Simrock, 2687a; Steiger, 322.

In der Schweiz: A zwé Tische wird en Frass erzoge. (Sutermeister, 130.)

12 As män kloppt auf'n Tisch, rüft sich um die Scher. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Auf wen man anspielt, der fühlt sich betroffen. Die Schneider pflegen auf den Tisch zu klopfen, um die versteckte Scheere zu finden.

13 Auf den Tisch des Bäckers kommt selten Weissbrot.

Die Russen: Auf des Fischers Tisch kommen die schlechtesten Karpfen. (Altmann VI, 387.)

14 Auf den Tisch gehört mehr als ein Decktuch.

It.: Altro vuol la tavola, che tovaglia bianca. (Pazzaglia, 380, 2.)

15 Auf einen solchen Tisch gehört kein anderer Krug.Parömiakon, 920.

16 Auf ordinärem Tische ist auch der Hering ein Fisch.

Wo es an bedeutenden Leuten fehlt, da gelten auch die geringen etwas. Im Reiche der Blinden u. s. w.

Jüd.-deutsch: Bemooken scheken Isch is Häring aach Fisch. (Tendlau, 227.)

17 Bann (wenn) der Tisch wackelt, es di Frâ Harr im Haus. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 78.

Ist eine schlechte oder verkehrte Ordnung im Hause.

18 Begehr' an den Tisch, so kommst du wenigst' auf die Bank.

Lat.: Iniquam petentum at aequum feras. (Sutor, 33.)

19 Bei Tisch' lass drei an dir nicht scheinen: red' niemand übel nach, hüt' dich vor Zorn und Weinen.

Lat.: Acsit a mensa detractio, fletus et ira. (Witzfunken, V a, 82.)

20 Bei Tische altert man nicht.

Frz.: On ne nuieillist point table. (Cahier, 1675.)

Lat.: In mensa haud senescitur. (Bovill, III, 51.)

21 Bei Tische höflich, im Bette freundlich, im Hause tüchtig, in der Kirche andächtig und auf der Strasse züchtig.

Dän.: Vær høflig ved bordet, venlig i sengen, dygtig i huuset, taklig paa gaden andægtig i kirken. (Prov. dan., 559.)

Frz.: A table et au lit, il faut être bons amis. (Kritzinger, 25a.)

22 Bei Tische soll die Freude den Vorsitz führen. Simrock, 10326.

Frz.: De choses tristes et aduersacres en temps de ivye on se doibt taire.

Lat.: Aduersa et iniucunda extra tempus conuiuij laetitae, aut somni nuncianda. (Bovill, III, 110.) – Cum laetitia sumatur potus et esca. (Gaal, 1523.)

23 Bei Tische soll man keines Haders gedenken.Simrock, 10325; Lehmann, II, 28, 57.

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24 Bei Tische und Bette soll man sich nicht schämen (oder: muss man nicht blöde sein).Blum, 628; Simrock, 8873 u. 10324; Körte, 5983; Suringar, XVI; Braun, I, 4523.

„Bî Disch un in 't Bedd sall kein'n blöde sin.“ (Schlingmann, 315.) Die Russen: Wenn sie schlafen geht, thut auch die Keusche ihr Kleid von sich. (Altmann VI, 438.)

Dän.: Man skal ei være blu ved bordet og i sengen. (Prov. dan., 76.)

Engl.: Never be ashamed to eat your meat. (Bohn II, 88.) – He that's ashamed to eat, is ashamed to live.

Frz.: A table et au lit il faut être bons amis. (Eiselein, 596.)

Holl.: Aan tafel behoort men zich niet te schamen. – Die aan eene gedekte tafel zijn gezeten, moeten zich niet schamen, om te drinken en te eten. (Harrebomée, II, 322a.)

It.: A tavola e a letto non portar (alcun) nessun rispetto. (Pazzaglia, 370, 3; Gaal, 1524.) – A tavola non bisognia aver vergogna. (Gaal, 816.)

Lat.: Apud mensam (et in lecto) verecundari neminem decet. (Plautus.) (Erasm., 798; Henisch, 343, 2; Philippi, I, 36; Seybold, 32; Tappius, 194b; Gaal, 916.) – Utilis in mensa non solet esse pudor. (Seybold, 659; Philippi, II, 337.)

Schwed.: Den som har maten på bordet och pijgan i sängen, och intet törs taa til, han er alt för bonde bliger. (Törning, 24.)

[Spaltenumbruch] 25 Bei Tische und im Bette muss man nicht den Ton angeben.

26 Bei Tische und im Bette muss man nicht prangen (oder: viel Worte machen).Eiselein, 596.

27 Bei Tische verliert man vier Dinge: Hunger, Durst, Zeit, Feuer am Herd.

Der Venetianer sagt: Man muss vom Tische mit Hunger aufstehen. Aber die Zeit schwindet. Bei Tische wird man nicht alt, sagt der Franzose; und der Toscaner behauptet sogar: Bei Tische wird man jung. In der Lombardei heisst es: Nè a tavola, ne a in lecc no se ven veci. (Magazin, 1803, 605.)

28 Bei Tische verräth man sich leicht.

It.: La tavola è una dolce (colla).

29 Bei Tische wird man nicht alt.

D. h. es wird einem die Zeit dort nicht lang.

It.: A tavola non s' invecchia mai. (Pazzaglia, 370, 1.)

30 Besser am Tische singen als in der Badestube, da man nicht weiss, ob man die Kleider wiederkriegt.

31 Besser an eigenem Tische darben, als an fremdem schwelgen.

Holl.: Beter altijd rapen aan eigen disch dan elders vleesch of visch. (Harrebomée, II, 138a.)

32 Besser an einem fetten Tische als auf dürrer Heide.

Holl.: Beter aan een' vetten disch, dan op eene dorre heide. (Harrebomée, I, 138a.)

33 Besser den Tisch vermeiden, als anderer Ehre abschneiden.Gaal, 1535.

34 Besser ein guter Tisch als ein schöner Wisch.

Gesundes und gutes Essen ist theurer Kleidung vorzuziehen.

Böhm.: Lepši dobrá potrava, než nádherné svrchky. (Čelakovsky, 100.)

35 Besser ein halber Tisch als ein leerer.

Dän.: Bedre er halv raadet end alt fortært. – Bedre grov kage end intet smager. – Bedre mullet brød end alt opædt. – Bedre smaae fiske end tomme diske. – Bedre tyndt øll end tør skaal. (Prov. dan., 270.)

36 Besser leere Tische als faule Fische.

37 De 'r bi Diske wat mag, kann auk wierken den ganzen Dag. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 162, 3; für Münster: Frommann, VI, 427, 67.

38 Den Tisch abg'rommt, der Schneider kommt. (Wurmlingen.) – Birlinger, 456.

39 Der erste Tisch schweigt, so man Käse und Kalbskopf isst, und jedermann auf seinem Teller nistet (pugna pro patria); der andere Tisch faht an zu reden, aber der dritte Tisch (wo jedermann voll ist worden) schreit, dass man sein eigen Wort nicht hören mag.Eiselein, 597.

40 Der sich unter den Tisch säuft, säuft sich auch in die Hölle.Caspari, 21.

41 Der Tisch ist ein heimlicher Dieb, der seinen Herrn ins Spital führt.Winckler, II, 79.

42 Der Tisch ist noch nicht gedeckt, wenn ein weiss Tuch darauf liegt.

43 Der Tisch muss sich nach dem Beutel, das Kleid nach dem Wetter richten.

Dän.: Føde som nœd, og klæde som veder. (Prov. dan., 429.)

44 Derjenig soll den Tisch meiden, der andern will die Ehr abschneiden.Lehmann, 231, 24.

45 Die bei Tische sitzen, sollen sich nicht die Ohren ritzen.

Sollen sich nicht Dinge sagen, die unangenehm zu hören sind.

It.: Non ricordar mai morti a tavola. ( Pazzaglia, 370, 7.)

46 Die Tische ohne Saltz seynd wie der Mund ohn Speichl.Chaos, 683.

47 Die weissen Tische sind gerüstet, die bunten Kränze aufgesetzt; alles ist fertig. (Lit.)

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[[605]/0611] 9 An fremden Tischen schmeckt es wohl. Dän.: Ingen ceder andens mad, uden hau bliver deraf a glad. (Prov. dan., 10.) 10 An geringem Tische ist sicher essen. Er hält länger als der vollauf und lecker besetzte. 11 An zwei Tischen wird ein Frass erzogen. – Eiselein, 596; Simrock, 2687a; Steiger, 322. In der Schweiz: A zwé Tische wird en Frass erzoge. (Sutermeister, 130.) 12 As män kloppt auf'n Tisch, rüft sich um die Scher. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Auf wen man anspielt, der fühlt sich betroffen. Die Schneider pflegen auf den Tisch zu klopfen, um die versteckte Scheere zu finden. 13 Auf den Tisch des Bäckers kommt selten Weissbrot. Die Russen: Auf des Fischers Tisch kommen die schlechtesten Karpfen. (Altmann VI, 387.) 14 Auf den Tisch gehört mehr als ein Decktuch. It.: Altro vuol la tavola, che tovaglia bianca. (Pazzaglia, 380, 2.) 15 Auf einen solchen Tisch gehört kein anderer Krug. – Parömiakon, 920. 16 Auf ordinärem Tische ist auch der Hering ein Fisch. Wo es an bedeutenden Leuten fehlt, da gelten auch die geringen etwas. Im Reiche der Blinden u. s. w. Jüd.-deutsch: Bemooken scheken Isch is Häring aach Fisch. (Tendlau, 227.) 17 Bann (wenn) der Tisch wackelt, es di Frâ Harr im Haus. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 78. Ist eine schlechte oder verkehrte Ordnung im Hause. 18 Begehr' an den Tisch, so kommst du wenigst' auf die Bank. Lat.: Iniquam petentum at aequum feras. (Sutor, 33.) 19 Bei Tisch' lass drei an dir nicht scheinen: red' niemand übel nach, hüt' dich vor Zorn und Weinen. Lat.: Acsit a mensa detractio, fletus et ira. (Witzfunken, V a, 82.) 20 Bei Tische altert man nicht. Frz.: On ne nuieillist point table. (Cahier, 1675.) Lat.: In mensa haud senescitur. (Bovill, III, 51.) 21 Bei Tische höflich, im Bette freundlich, im Hause tüchtig, in der Kirche andächtig und auf der Strasse züchtig. Dän.: Vær høflig ved bordet, venlig i sengen, dygtig i huuset, taklig paa gaden andægtig i kirken. (Prov. dan., 559.) Frz.: A table et au lit, il faut être bons amis. (Kritzinger, 25a.) 22 Bei Tische soll die Freude den Vorsitz führen. Simrock, 10326. Frz.: De choses tristes et aduersacres en temps de ivye on se doibt taire. Lat.: Aduersa et iniucunda extra tempus conuiuij laetitae, aut somni nuncianda. (Bovill, III, 110.) – Cum laetitia sumatur potus et esca. (Gaal, 1523.) 23 Bei Tische soll man keines Haders gedenken. – Simrock, 10325; Lehmann, II, 28, 57. Holl.: Aan tafel smaken geene knorrige woorden. (Harrebomée, II, 322a.) 24 Bei Tische und Bette soll man sich nicht schämen (oder: muss man nicht blöde sein). – Blum, 628; Simrock, 8873 u. 10324; Körte, 5983; Suringar, XVI; Braun, I, 4523. „Bî Disch un in 't Bedd sall kein'n blöde sin.“ (Schlingmann, 315.) Die Russen: Wenn sie schlafen geht, thut auch die Keusche ihr Kleid von sich. (Altmann VI, 438.) Dän.: Man skal ei være blu ved bordet og i sengen. (Prov. dan., 76.) Engl.: Never be ashamed to eat your meat. (Bohn II, 88.) – He that's ashamed to eat, is ashamed to live. Frz.: A table et au lit il faut être bons amis. (Eiselein, 596.) Holl.: Aan tafel behoort men zich niet te schamen. – Die aan eene gedekte tafel zijn gezeten, moeten zich niet schamen, om te drinken en te eten. (Harrebomée, II, 322a.) It.: A tavola e a letto non portar (alcun) nessun rispetto. (Pazzaglia, 370, 3; Gaal, 1524.) – A tavola non bisognia aver vergogna. (Gaal, 816.) Lat.: Apud mensam (et in lecto) verecundari neminem decet. (Plautus.) (Erasm., 798; Henisch, 343, 2; Philippi, I, 36; Seybold, 32; Tappius, 194b; Gaal, 916.) – Utilis in mensa non solet esse pudor. (Seybold, 659; Philippi, II, 337.) Schwed.: Den som har maten på bordet och pijgan i sängen, och intet törs taa til, han er alt för bonde bliger. (Törning, 24.) 25 Bei Tische und im Bette muss man nicht den Ton angeben. 26 Bei Tische und im Bette muss man nicht prangen (oder: viel Worte machen). – Eiselein, 596. 27 Bei Tische verliert man vier Dinge: Hunger, Durst, Zeit, Feuer am Herd. Der Venetianer sagt: Man muss vom Tische mit Hunger aufstehen. Aber die Zeit schwindet. Bei Tische wird man nicht alt, sagt der Franzose; und der Toscaner behauptet sogar: Bei Tische wird man jung. In der Lombardei heisst es: Nè a tavola, ne a in lecc no se ven veci. (Magazin, 1803, 605.) 28 Bei Tische verräth man sich leicht. It.: La tavola è una dolce (colla). 29 Bei Tische wird man nicht alt. D. h. es wird einem die Zeit dort nicht lang. It.: A tavola non s' invecchia mai. (Pazzaglia, 370, 1.) 30 Besser am Tische singen als in der Badestube, da man nicht weiss, ob man die Kleider wiederkriegt. 31 Besser an eigenem Tische darben, als an fremdem schwelgen. Holl.: Beter altijd rapen aan eigen disch dan elders vleesch of visch. 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(Wurmlingen.) – Birlinger, 456. 39 Der erste Tisch schweigt, so man Käse und Kalbskopf isst, und jedermann auf seinem Teller nistet (pugna pro patria); der andere Tisch faht an zu reden, aber der dritte Tisch (wo jedermann voll ist worden) schreit, dass man sein eigen Wort nicht hören mag. – Eiselein, 597. 40 Der sich unter den Tisch säuft, säuft sich auch in die Hölle. – Caspari, 21. 41 Der Tisch ist ein heimlicher Dieb, der seinen Herrn ins Spital führt. – Winckler, II, 79. 42 Der Tisch ist noch nicht gedeckt, wenn ein weiss Tuch darauf liegt. 43 Der Tisch muss sich nach dem Beutel, das Kleid nach dem Wetter richten. Dän.: Føde som nœd, og klæde som veder. (Prov. dan., 429.) 44 Derjenig soll den Tisch meiden, der andern will die Ehr abschneiden. – Lehmann, 231, 24. 45 Die bei Tische sitzen, sollen sich nicht die Ohren ritzen. Sollen sich nicht Dinge sagen, die unangenehm zu hören sind. It.: Non ricordar mai morti a tavola. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [605]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/611>, abgerufen am 22.11.2024.