Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch]
Schattenmeier. * Es ist Schattenmeier. Dieser Ausdruck gilt unter den Bauern des bairischen Algaus als Scheltname. Schatteber ist ein an der solothurner Aar verbreiteter Neben- und Hausname. Es wird also Schatten und Schaden als eins genommen, wie denn der Schatten im alten deutschen Glauben eine nicht unbedeutende Stelle einnimmt. Der Schatten fruchttragender Obstbäume wird ein heilkräftiger genannt, dagegen der von Harzbäumen ein fiebererregender. Nach der aargauer Sage (1, 53) wird die Welt untergehen, wenn der Schatten der Linde zu Linn am Bötzberge einmal hinüberreicht bis auf die Ruinen der Habsburg, welche, geschieden durch das Arnothal, auf dem jenseitigen Wölpelsberge gelegen ist. (Rochholz, Glaube und Brauch, I, 75 u. 78-79.) Schattenspiel. Es ist eitel Schattenspiel an der Wand. Schatz. 1 All' Schatz gehört in das Reich. - Graf, 129, 352. Mhd.: Alle schat horet in dat rike. (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 35.) 2 All' Schatz tiefer, denn ein Pflug geht, gehört in das Reich. - Graf, 129, 353. Nach der Annahme, dass ursprünglich alles Eigenthum der Gesammtgemeinde oder dem Könige als dem Vertreter derselben gehöre, galt dies insbesondere in Ansehung des Schatzes, der Metalle in der Erde. Der Schatz gehört nach deutschrechtlicher Auffassung dem Könige oder dem Reiche, dem alles gehört, was keinen Herrn hat; das andere der beiden Sprichwörter erklärt aber den Begriff Schatz näher. Als Schatz gilt nach dem Sachsenspiegel ein Fund erst dann, wenn er so alt ist, dass ihn von Alters wegen niemand kennt, und so tief verborgen, dass ihn die Pflugschar nicht erreicht. Ausserdem ist er kein Schatz und gehört dem Besitzer des Feldes. Mhd.: All schacz tiefer den ein phlug ge, gehoret czu der kuniglichen gewalt. (Sachsenspiegel, I, 35, 1.) Frz.: Le roi applique a soi la fortune et treuve d'or. (Loysel, I, 279.) 3 Aller Schatz unter der Erde begraben, tiefer als ein Pflug geht, gehört zu der königlichen Gewalt (ist Regale). - Eisenhart, 220; Sachsenspiegel, Landr., I, 35, 1; Hillebrand, 55; Eiselein, 546; Simrock, 8901. Nach diesem Sprichwort gehören die gefundenen Schätze, d. h. nach dem Glossator des Sachsenspiegels, "verborgen Geld eines unbekannten Herrn oder verstorbener Leute, von denen niemand eine Wissenschaft hat", zu den landesherrlichen Einkünften. So war es schon zu den Zeiten der fränkischen und sächsischen Könige. 4 Auswendig (heisst's) mein Schatz, inwendig, dass dich der Teufel kratz'. - Parömiakon, 548. 5 Begrabener Schatz, verborgen Sinn bringen niemand Gewinn. - Eiselein, 546; Simrock, 8900; Körte2, 6593. 6 Begrabner Schatz, verborgner Sinn ist Verlust ohne Gewinn. - Braun, I, 3811. 7 Dem Schatze von St. Marcke (Venedig) kann es so wenig an Geld mangeln, als Frankreich an Soldaten. - Berckenmeyer, 154. Von dem grossen Reichthume Venedigs in seiner Blüte. 8 Den schatz soltu dir heben holt, der besser ist, denn silber vnd gold, vnd vor dem diebstal sicher ist, so du voll tugendt bist. Lat.: Collige thesaurum qui gemmas uincit et aurum nepe bonos mores thesauros interiores, tollere quos fures nequeunt nec rodere mures. (Loci comm., 125.) 9 Der grösste Schatz hat zuletzt zwischen vier Bretern Platz. 10 Der Schatz hebt sich alle Jahre um einen Hahnenschritt. - Simrock, 1230; Eiselein, 272. 11 Der Schatz liegt nicht in den Säcken, wenn man sich lernt nach der Decke strecken. 12 Des andern Schatz ist dem Neidischen eine Katz'. - Parömiakon, 63. 13 Ein aufgespeicherter Schatz ist ein aufgedämmter Teich. "Ein kühner Durchstich", sagt Jahn (Volksthum, 230), "das Stauwasser verfliesst, und es bleibt eine todte Fläche." Er will dadurch ausdrücken, dass der auf reger Geschäftigkeit der Bürger beruhende allgemeine Wohlstand todt daliegenden Schätzen vorzuziehen sei. 14 Ein grossen Schatz verbirgt man nit, dass jeder mit dem Fuss drauff tritt. - Beeren, 109. [Spaltenumbruch] 15 Ein wiedergefundener Schatz ist kein Schaden. Holl.: Een wedergevonden schat is geene schade. (Harrebomee, II, 243b.) 16 Einsamer schatz felt in kein latz. - Franck, I, 123b; Lehmann, II, 134, 16; Henisch, 846, 45. Holl.: Een verholen schat, wat is dat. (Harrebomee, II, 243b.) 17 Em sekt gäre Schäz blän. - (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 803. 18 Es ist ein edler Schatz um Gesundheit des Leibes und der Seele, und Geldes genug dabei. Frz.: C'est un noble tresor que la bonne sante, de corps et d'ame, et d'argent a plante. (Kritzinger, 692b.) 19 Es ist ein edler schatz vmb ein trewen vnterthanen. - Henisch, 789, 41. 20 Es ist kein höher Schatz auff Erden, denn vnschuldig leyden. - Petri, II, 266. 21 Es ist kein Schatz über Weisheit und Gesundheit. Frz.: Il n'est tresor que de sagesse et sante. (Kritzinger, 692b.) 22 Es ist keyn geferlicher schatz zu besitzen dann kunst. - Franck, I, 90b; Petri, II, 266; Henisch, 1041, 20; Lehmann, II, 143, 176 u. 311, 14. 23 Es ist oft ein schöner Schatz in einer hölzernen Truhe. - Chaos, 367; Parömiakon, 127. 24 Es ist selten ein Schatz ohne bleierne Fünfzehner. - Parömiakon, 2648. 25 Es ist selten ein Schatz ohne falsche Münze. - Parömiakon, 2004. 26 Et sekt net e jeder Schätz blän. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 804. 27 Grosse Schätze verderben das Herz. Holl.: Schatten maken boos en blijven goed. (Harrebomee, II, 244a.) 28 Je grösser Schatz, je grösser Sorge. Holl.: Hoe meer schatten, hoe meer behoeften. (Harrebomee, II, 244a.) 29 Man kann auch einen Schatz heben, über den Gras gewachsen ist. 30 Schätze liegen tief. 31 Schätze sind Netze. - Neumeister, Worte der Weisen. 32 Verborgen schatz ligt sicher. - Franck, II, 99a; Gruter, I, 67; Petri, II, 566; Henisch, 290, 66; Eiselein, 616; Sailer, 162; Körte, 5269; Simrock, 8898; Hlawatsch, 204; Dove, 312; Braun, I, 3810. Lat.: Bene qui latuit, bene vixit. (Henisch, 290, 61.) 33 Verborgener Schatz ist (der Welt) nichts werth. - Lehmann, II, 788, 41; Eiselein, 616; Simrock, 8898; Körte, 5268; Körte2, 6591; Braun, I, 3809. Mhd.: Begraben schatz, verborgen sin, da hat nieman von gewin. (Freidank.) (Zingerle, 131.) Lat.: Musices occultae nullus repectus. - Non erit ignotae gratia magna lyrae. (Ovid.) (Philippi, II, 34.) 34 Verborgner Schatz vnnd verborgne Weissheit ist niemand nutz. - Lehmann, 714, 44. Mhd.: Begraben hort, verborgen sin der werlte vrumt alsam der iuwelen vluc. (Marner.) - Verborgen schatz und weistuom diu sint ze nutze cleine vrum. (Krone.) (Zingerle, 131.) Ung.: Az el-rejtett kinesnek kevesen süvegelnek. - Meg a' földben vagyon, nem hasznal az arany. (Gaal, 665.) 35 Vergrabener Schatz ist keinem nütze. - Pred. Sal. 20, 32; Schulze, 158; Zehner, 382. Lat.: Non erit ignotae gratia magna lyrae. (Ovid.) (Binder I, 1162; II, 2154.) Schwed.: Hwad gagna ned graffne penningar. (Grubb, 341.) 36 Vergrabener Schatz, verborgener Sinn ist Verlust ohne Gewinn. Mhd.: Begraben schatz, verborgen sin, da hat nieman von gewin. (Freidank.) (Zingerle, 131; Bacmeister, 98.) 37 Viel Schätze, viel Netze. - Klix, 80. Mhd.: Schaz überwindet unde bringt unstaetikait. (Colm.) 38 Vor einem verborgenen Schatze nimmt niemand den Hut ab. 39 Wann ick meini, ick hädde en Schatz, dann werd hei mie widder affeschwatzt. (Waldeck.) - Curtze, 325, 136. 40 Wer gefunden Schätz wil offenbaren, der hat sie gar bald wieder verloren. - Petri, II, 710. 41 Wer Schätz' im Himmel sammeln will, der geb' den Armen freudig vil. - Hertz, 47. Hausinschrift in Unter-Albis zwischen Zürich und Zug.
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Schattenmeier. * Es ist Schattenmeier. Dieser Ausdruck gilt unter den Bauern des bairischen Algaus als Scheltname. Schattebêr ist ein an der solothurner Aar verbreiteter Neben- und Hausname. Es wird also Schatten und Schaden als eins genommen, wie denn der Schatten im alten deutschen Glauben eine nicht unbedeutende Stelle einnimmt. Der Schatten fruchttragender Obstbäume wird ein heilkräftiger genannt, dagegen der von Harzbäumen ein fiebererregender. Nach der aargauer Sage (1, 53) wird die Welt untergehen, wenn der Schatten der Linde zu Linn am Bötzberge einmal hinüberreicht bis auf die Ruinen der Habsburg, welche, geschieden durch das Arnothal, auf dem jenseitigen Wölpelsberge gelegen ist. (Rochholz, Glaube und Brauch, I, 75 u. 78-79.) Schattenspiel. Es ist eitel Schattenspiel an der Wand. Schatz. 1 All' Schatz gehört in das Reich. – Graf, 129, 352. Mhd.: Alle schat horet in dat rike. 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Schattenmeier.
* Es ist Schattenmeier.
Dieser Ausdruck gilt unter den Bauern des bairischen Algaus als Scheltname. Schattebêr ist ein an der solothurner Aar verbreiteter Neben- und Hausname. Es wird also Schatten und Schaden als eins genommen, wie denn der Schatten im alten deutschen Glauben eine nicht unbedeutende Stelle einnimmt. Der Schatten fruchttragender Obstbäume wird ein heilkräftiger genannt, dagegen der von Harzbäumen ein fiebererregender. Nach der aargauer Sage (1, 53) wird die Welt untergehen, wenn der Schatten der Linde zu Linn am Bötzberge einmal hinüberreicht bis auf die Ruinen der Habsburg, welche, geschieden durch das Arnothal, auf dem jenseitigen Wölpelsberge gelegen ist. (Rochholz, Glaube und Brauch, I, 75 u. 78-79.)
Schattenspiel.
Es ist eitel Schattenspiel an der Wand.
Schatz.
1 All' Schatz gehört in das Reich. – Graf, 129, 352.
Mhd.: Alle schat horet in dat rike. (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 35.)
2 All' Schatz tiefer, denn ein Pflug geht, gehört in das Reich. – Graf, 129, 353.
Nach der Annahme, dass ursprünglich alles Eigenthum der Gesammtgemeinde oder dem Könige als dem Vertreter derselben gehöre, galt dies insbesondere in Ansehung des Schatzes, der Metalle in der Erde. Der Schatz gehört nach deutschrechtlicher Auffassung dem Könige oder dem Reiche, dem alles gehört, was keinen Herrn hat; das andere der beiden Sprichwörter erklärt aber den Begriff Schatz näher. Als Schatz gilt nach dem Sachsenspiegel ein Fund erst dann, wenn er so alt ist, dass ihn von Alters wegen niemand kennt, und so tief verborgen, dass ihn die Pflugschar nicht erreicht. Ausserdem ist er kein Schatz und gehört dem Besitzer des Feldes.
Mhd.: All schacz tiefer den ein phlug ge, gehoret czu der kuniglichen gewalt. (Sachsenspiegel, I, 35, 1.)
Frz.: Le roi applique à soi la fortune et treuve d'or. (Loysel, I, 279.)
3 Aller Schatz unter der Erde begraben, tiefer als ein Pflug geht, gehört zu der königlichen Gewalt (ist Regale). – Eisenhart, 220; Sachsenspiegel, Landr., I, 35, 1; Hillebrand, 55; Eiselein, 546; Simrock, 8901.
Nach diesem Sprichwort gehören die gefundenen Schätze, d. h. nach dem Glossator des Sachsenspiegels, „verborgen Geld eines unbekannten Herrn oder verstorbener Leute, von denen niemand eine Wissenschaft hat“, zu den landesherrlichen Einkünften. So war es schon zu den Zeiten der fränkischen und sächsischen Könige.
4 Auswendig (heisst's) mein Schatz, inwendig, dass dich der Teufel kratz'. – Parömiakon, 548.
5 Begrabener Schatz, verborgen Sinn bringen niemand Gewinn. – Eiselein, 546; Simrock, 8900; Körte2, 6593.
6 Begrabner Schatz, verborgner Sinn ist Verlust ohne Gewinn. – Braun, I, 3811.
7 Dem Schatze von St. Marcke (Venedig) kann es so wenig an Geld mangeln, als Frankreich an Soldaten. – Berckenmeyer, 154.
Von dem grossen Reichthume Venedigs in seiner Blüte.
8 Den schatz soltu dir heben holt, der besser ist, denn silber vnd gold, vnd vor dem diebstal sicher ist, so du voll tugendt bist.
Lat.: Collige thesaurum qui gemmas uincit et aurum nepe bonos mores thesauros interiores, tollere quos fures nequeunt nec rodere mures. (Loci comm., 125.)
9 Der grösste Schatz hat zuletzt zwischen vier Bretern Platz.
10 Der Schatz hebt sich alle Jahre um einen Hahnenschritt. – Simrock, 1230; Eiselein, 272.
11 Der Schatz liegt nicht in den Säcken, wenn man sich lernt nach der Decke strecken.
12 Des andern Schatz ist dem Neidischen eine Katz'. – Parömiakon, 63.
13 Ein aufgespeicherter Schatz ist ein aufgedämmter Teich.
„Ein kühner Durchstich“, sagt Jahn (Volksthum, 230), „das Stauwasser verfliesst, und es bleibt eine todte Fläche.“ Er will dadurch ausdrücken, dass der auf reger Geschäftigkeit der Bürger beruhende allgemeine Wohlstand todt daliegenden Schätzen vorzuziehen sei.
14 Ein grossen Schatz verbirgt man nit, dass jeder mit dem Fuss drauff tritt. – Beeren, 109.
15 Ein wiedergefundener Schatz ist kein Schaden.
Holl.: Een wedergevonden schat is geene schade. (Harrebomée, II, 243b.)
16 Einsamer schatz felt in kein latz. – Franck, I, 123b; Lehmann, II, 134, 16; Henisch, 846, 45.
Holl.: Een verholen schat, wat is dat. (Harrebomée, II, 243b.)
17 Em sekt gäre Schäz blän. – (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 803.
18 Es ist ein edler Schatz um Gesundheit des Leibes und der Seele, und Geldes genug dabei.
Frz.: C'est un noble tresor que la bonne santé, de corps et d'ame, et d'argent a planté. (Kritzinger, 692b.)
19 Es ist ein edler schatz vmb ein trewen vnterthanen. – Henisch, 789, 41.
20 Es ist kein höher Schatz auff Erden, denn vnschuldig leyden. – Petri, II, 266.
21 Es ist kein Schatz über Weisheit und Gesundheit.
Frz.: Il n'est trésor que de sagesse et santé. (Kritzinger, 692b.)
22 Es ist keyn geferlicher schatz zu besitzen dann kunst. – Franck, I, 90b; Petri, II, 266; Henisch, 1041, 20; Lehmann, II, 143, 176 u. 311, 14.
23 Es ist oft ein schöner Schatz in einer hölzernen Truhe. – Chaos, 367; Parömiakon, 127.
24 Es ist selten ein Schatz ohne bleierne Fünfzehner. – Parömiakon, 2648.
25 Es ist selten ein Schatz ohne falsche Münze. – Parömiakon, 2004.
26 Et sekt net e jeder Schätz blän. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 804.
27 Grosse Schätze verderben das Herz.
Holl.: Schatten maken boos en blijven goed. (Harrebomée, II, 244a.)
28 Je grösser Schatz, je grösser Sorge.
Holl.: Hoe meer schatten, hoe meer behoeften. (Harrebomée, II, 244a.)
29 Man kann auch einen Schatz heben, über den Gras gewachsen ist.
30 Schätze liegen tief.
31 Schätze sind Netze. – Neumeister, Worte der Weisen.
32 Verborgen schatz ligt sicher. – Franck, II, 99a; Gruter, I, 67; Petri, II, 566; Henisch, 290, 66; Eiselein, 616; Sailer, 162; Körte, 5269; Simrock, 8898; Hlawatsch, 204; Dove, 312; Braun, I, 3810.
Lat.: Bene qui latuit, bene vixit. (Henisch, 290, 61.)
33 Verborgener Schatz ist (der Welt) nichts werth. – Lehmann, II, 788, 41; Eiselein, 616; Simrock, 8898; Körte, 5268; Körte2, 6591; Braun, I, 3809.
Mhd.: Begraben schatz, verborgen sin, da hât nieman von gewin. (Freidank.) (Zingerle, 131.)
Lat.: Musices occultae nullus repectus. – Non erit ignotae gratia magna lyrae. (Ovid.) (Philippi, II, 34.)
34 Verborgner Schatz vnnd verborgne Weissheit ist niemand nutz. – Lehmann, 714, 44.
Mhd.: Begraben hort, verborgen sin der werlte vrumt alsam der iuwelen vluc. (Marner.) – Verborgen schatz und wîstuom diu sint ze nutze cleine vrum. (Krone.) (Zingerle, 131.)
Ung.: Az el-rejtett kinesnek kevesen süvegelnek. – Még a' földben vagyon, nem használ az arany. (Gaal, 665.)
35 Vergrabener Schatz ist keinem nütze. – Pred. Sal. 20, 32; Schulze, 158; Zehner, 382.
Lat.: Non erit ignotae gratia magna lyrae. (Ovid.) (Binder I, 1162; II, 2154.)
Schwed.: Hwad gagna ned graffne penningar. (Grubb, 341.)
36 Vergrabener Schatz, verborgener Sinn ist Verlust ohne Gewinn.
Mhd.: Begraben schatz, verborgen sin, da hât nieman von gewin. (Freidank.) (Zingerle, 131; Bacmeister, 98.)
37 Viel Schätze, viel Netze. – Klix, 80.
Mhd.: Schaz überwindet unde bringt unstaetikait. (Colm.)
38 Vor einem verborgenen Schatze nimmt niemand den Hut ab.
39 Wann ick meini, ick hädde en Schatz, dann wêrd hei mie widder affeschwatzt. (Waldeck.) – Curtze, 325, 136.
40 Wer gefunden Schätz wil offenbaren, der hat sie gar bald wieder verloren. – Petri, II, 710.
41 Wer Schätz' im Himmel sammeln will, der geb' den Armen freudig vil. – Hertz, 47.
Hausinschrift in Unter-Albis zwischen Zürich und Zug.
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