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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 164 Der Teufel hat mancherlei Kind, nicht alle sehen aus wie sie sind.

"Die sind an Geberden keusch, und haben sonst mancherlei Getäusch, an den Augen Täublein und im Herzen Teuflein."

165 Der Teufel hat mehr als einen Pfeil im Köcher.

166 Der Teufel hat mehr denn zwölf Apostel. - Eiselein, 592; Simrock, 10177; Körte, 5869; Braun, I, 4417; Binder III, 3649.

167 Der Teufel hat meine Schafe selber geholt, sagte der Pfarrer, und fuhr allein zur Hölle.

168 Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben.

Dies seltsame Sprichwort soll nach einer Volkserzählung auf folgende Weise entstanden sein. In dem Dorfe Weissenburg bei Seehesten im Kreise Sensburg (Ostpreussen) lebte vor langen Jahren eine Witwe, die in absoluter Weise ihr Gut verwaltete und ihren Sohn erzog, ohne durch eine zweite Heirath eine männliche Stütze zu suchen. Als der Sohn erwachsen war, sehnte sie sich nach Ruhe und er nach selbstständigem Besitz. Sie übergab daher ihrem Sohn das Gut und zog in das gerichtlich ausbedungene Altentheil. So lange der Sohn unverheirathet war, ging alles gut; als aber eine junge Frau ins Haus kam, fing das schlechte Wetter an, das endlich so weit führte, dass die Mutter gegen den Sohn klagbar wurde, sich im Amte aber vom Sohne, der alles Gute versprach, erbitten liess, die Klage zurückzunehmen. Es dauerte indess nicht lange, so hatte der Sohn seine Versprechungen vergessen, und er benahm sich ärger denn je gegen seine alte Mutter. Und da er sich sogar Thätlichkeiten gegen sie erlaubte, wurde die Mutter endlich mit grossem Widerstreben aufs Neue klagbar, obgleich der Amtmann anfänglich die Klage gar nicht annehmen wollte. Im Termin erschien die Mutter, welche ihren Sohn auf neues Bitten und Besserungsversprechen wieder verziehen hatte, abermals allein. Auf die Frage des Amtmanns, wo ihr Sohn sei, erwiderte sie, er stehe unten; und sie gerieth in nicht geringe Verlegenheit, als ihr befohlen wurde, ihn herauf zu holen. Als sie herunter kam, erblickte sie einen jungen Mann, dem sie zurief, er solle sogleich zum Amtmann kommen, der ihn sofort als den Sohn anfuhr, der seine Mutter so schlecht behandle. Als er bestritt, dass dies seine Mutter sei, befahl der Amtmann den Dienern, ihn zu binden und mit der Karbatsche so lange zu fuchteln, bis er seine Mutter anerkenne und sie um Verzeihung bitte, was denn auch bald genug von ihm geschah, worauf er unter Verwarnung entlassen wurde. Einem begegnenden Freunde, der ihn fragte, warum er so betrübt sei, antwortete er: "Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben." Noch heute ist diese Geschichte und dieser Ausruf lebendig im Volksbewusstsein jener Kreise; und manche Mutter erzählt auf masurisch ihren Kindern die Sage von dem gestrengen Amtmann in Seehesten. Und wenn den erwachsenen Masuren ein plötzliches Unglück trifft, so ruft er noch heute, wie damals der Geprügelte: "Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben." (Nach einer ausführlichen Erzählung von W. Petsch in der Illustrirten Zeitung, Stuttgart 1871, Nr. 6, S. 70.)

169 Der Teufel hat noch wenig graue Haare.

170 Der Teufel hat seine Freude am Jagen zu anderm Leide.

171 Der Teufel hat seine Mutter nicht umsonst geschlagen.

Er schlug sie, weil sie keine Ausrede wusste.

Böhm.: Nedarmo cert svou mater bil, ze se neumela vymluviti. - Proc cert babu bil? Ze se neumela vymluviti. (Celakovsky, 75.)

172 Der Teufel hat viel Märtyrer.

Holl.: De duivel heeft mede onder de menschen zijnemartelaren. (Harrebomee, I, 163b; Bohn I, 304.)

173 Der Teufel hatte einstens Häut feil: Faulhäut, Grobhäut u. s. w., die meisten aber kauften Trunkenheit. - Chaos, 212.

Wortspiel mit Trunken-Häut.

174 Der Teufel heizt am Morgen nie so viel, es wird vor Abend wieder kühl.

Dän.: Fanden giör aldrig saa heedt om morgenen, at det jo kand svales in den aften. (Prov. dan., 154.)

175 Der Teufel hilft den Leuten, dass er die Seele zur Ausbeute bekommt.

It.: Il Diavolo acuta i suoi. (Pazzaglia, 4.)

176 Der Teufel hilft manchmal eine Kirche bauen. - Schles. Zeitung, 1864, Nr. 156.

Die Kölnische Zeitung sagt: "Ob es Frankreich damit Ernst ist oder ob es blos die Conferenzen hintertreiben und die Verwirrung vermehren will, um selbst Nutzen daraus zu ziehen, muss dis Zukunft lehren. Es wird Aufgabe der preussischen Staatskunst sein, sie bestens zu Gunsten unseres so lange und so schwer bedrängten Bruderstammes auszunützen. Der Teufel hilft manchmal eine Kirche bauen." (Schles. Zeitung, 1864, 156.)

[Spaltenumbruch] 177 Der Teufel hilft seinen Leuten. (Oberösterreich.)

"Ein altes Sprichwort behauptet: Der Teufel helfe seinen Leuten, und der Gang der Politik seit 1848 bestätigt es." (Leo Wolfram, III, 282.)

178 Der Teufel hinterlässt immer einen Gestank. - Körte, 5897.

So einladend das ist, was er anfängt, so widerlich ist das Ende.

179 Der Teufel hofirt am liebsten auf einen Klostermist; denn er ist am liebsten, wo es am ärgsten hergeht. - Klosterspiegel, 16, 13.

180 Der Teufel hofirt gern an reine Oerter, denn er hält seinen Unflat für Balsam.

181 Der Teufel hofirt immer nur auf den grössten Haufen. - Körte, 5874; Gaal, 1513; Mathesy, 207a; Petri, II, 108; Sutor, 658; Wurzbach II, 346; Braun, I, 4414.

Wo es am ärgsten und tollsten zugeht, da ist ihm am wohlsten.

Engl.: The devil sh-s upon a great heap. (Bohn II, 86.)

Holl.: De duivel k ... meestal op den grootsten hoop. (Harrebomee, I, 163b.)

Wal.: Le diale cheie todi so l'pas grus hopai. (Masson, 83.)

182 Der Teufel hole die Dichterei, hat man nicht Brot und Holz dabei.

Scheint aus den Schlusszeilen eines Scherzgedichts Friedrich von Schiller's entstanden zu sein. Der Dichter lebte während des Drucks der drei ersten Acte seines Don Carlos, den Göschen in Leipzig besorgte, in Loschwitz bei Dresden in dem Landhause des Consistorialraths Körner, dessen Familie an einem Herbsttage zum Besuch in die Nachbarschaft fuhr, um während ihrer Abwesenheit das Landhaus waschen und reinigen zu lassen. Schiller war eingeladen mitzufahren, musste aber wegen dringlicher Arbeiten zu Hause bleiben. Frau Körner hatte aber in der Eile den Keller, wie alle Schränke verschliessen lassen, sodass Schiller weder etwas zu Essen und zu Trinken noch das nöthige Brennholz zur Beheizung seines Zimmers hatte; er reichte daher ein "Unterhänigstens Promemoria an die Consistorialrath Körner'sche weibliche Waschdeputation" als "niedergeschlagener Trauerspieldichter" mit der Unterschrift ein: "In unserer jammervollen Lage unweit dem Keller. Friedrich Schiller, Haus- und Wirthschaftsdichter" dessen Schlusszeilen lauten: "Der Teufel soll die Dichterei beim Hemdewaschen holen." (Witzfunken, Ib, 136.)

183 Der Teufel holt keine finnige Sau. - Fischart; Körte, 5873.

Das Schlechte fällt ihm ohnehin zu. Der heilige Benedictus kam in ein Kloster, und sah darin alle Gemächer und Zellen voll Teufel, dass sie der Heiligen Gebet, Werk und Andacht verhinderten. Von da ging er auf den Markt, da viel Volk, zu kaufen und verkaufen, versammelt war; da sah er keinen Teufel, ausser einem auf dem Thurme am Markte ganz müssig stehen, und zusehen. Diesen fragte Benedictus, warum im Kloster bei frommen Leuten so viel Teufel und an dem Orte des Betrugs, der Lügen und der Finanzerei keiner, als er allein und müssig. "Jene", sagte er, "müssen wir suchen und fangen, die laufen uns selbst in den Schos, dazu ist kein Betrug und keine Mühe nöthig."

184 Der Teufel holt keinen Barfüssler, die Blochschuhe sind ihm zu schwer und das Zeug zu schlecht. - Eiselein, 591; Klosterspiegel, 41, 18.

"Der Teuffel holt keinen Barfüsser Mönch, die höltzern Schuh, die sie tragen, seynd jhm zu schwer vnd zu heilig." (Zinkgref, IV, 69.)

185 Der Teufel holt keinen Zahltag. - Eiselein, 591; Simrock, 10189; Körte, 5899; Graf, 229, 56.

186 Der Teufel holt nicht alle, die sich vor ihm fürchten.

Holl.: Ten verderf nie al dat in vresen stont.

Lat.: Vidi salvatos prius anxietate gravatos. (Fallersleben, 636.)

187 Der Teufel holt sein Kind nicht. (Ostpreuss.)

188 Der Teufel holt seine Lieblinge zuerst.

Span.: Tanto quiso el diablo a sus hijos, que les saco los ojos. (Cahier, 3366.)

189 Der Teufel hüllt sich gern in Heiligenschein.

Die evangelischen Geistlichen der berliner Hoffarbe sind bekanntlich keine Freunde unserer classischen Schriftsteller, weil sie überhaupt der Vernunft nicht sehr hold sind. Die Schillerfeier am 10. Nov. 1859 machte ihnen daher viel Verdruss. Einer schilderte sie durch die biblischen Worte: "Gross ist die Diana der Epheser" und ein anderer äusserte: "Der Teufel sei zwar schon in verschiedener Gestalt auf Erden erschienen, aber bis jetzt noch nie in der eines Dieners des Predigtamts, der sich dazu hergegeben, dem Baalsdienste der Vergötterung des Irdischen zu räuchern." (Volkszeitung, Nr. 271.)

Span.: La cruz en los pechos y en diabolo en los hechos.


[Spaltenumbruch] 164 Der Teufel hat mancherlei Kind, nicht alle sehen aus wie sie sind.

„Die sind an Geberden keusch, und haben sonst mancherlei Getäusch, an den Augen Täublein und im Herzen Teuflein.“

165 Der Teufel hat mehr als einen Pfeil im Köcher.

166 Der Teufel hat mehr denn zwölf Apostel.Eiselein, 592; Simrock, 10177; Körte, 5869; Braun, I, 4417; Binder III, 3649.

167 Der Teufel hat meine Schafe selber geholt, sagte der Pfarrer, und fuhr allein zur Hölle.

168 Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben.

Dies seltsame Sprichwort soll nach einer Volkserzählung auf folgende Weise entstanden sein. In dem Dorfe Weissenburg bei Seehesten im Kreise Sensburg (Ostpreussen) lebte vor langen Jahren eine Witwe, die in absoluter Weise ihr Gut verwaltete und ihren Sohn erzog, ohne durch eine zweite Heirath eine männliche Stütze zu suchen. Als der Sohn erwachsen war, sehnte sie sich nach Ruhe und er nach selbstständigem Besitz. Sie übergab daher ihrem Sohn das Gut und zog in das gerichtlich ausbedungene Altentheil. So lange der Sohn unverheirathet war, ging alles gut; als aber eine junge Frau ins Haus kam, fing das schlechte Wetter an, das endlich so weit führte, dass die Mutter gegen den Sohn klagbar wurde, sich im Amte aber vom Sohne, der alles Gute versprach, erbitten liess, die Klage zurückzunehmen. Es dauerte indess nicht lange, so hatte der Sohn seine Versprechungen vergessen, und er benahm sich ärger denn je gegen seine alte Mutter. Und da er sich sogar Thätlichkeiten gegen sie erlaubte, wurde die Mutter endlich mit grossem Widerstreben aufs Neue klagbar, obgleich der Amtmann anfänglich die Klage gar nicht annehmen wollte. Im Termin erschien die Mutter, welche ihren Sohn auf neues Bitten und Besserungsversprechen wieder verziehen hatte, abermals allein. Auf die Frage des Amtmanns, wo ihr Sohn sei, erwiderte sie, er stehe unten; und sie gerieth in nicht geringe Verlegenheit, als ihr befohlen wurde, ihn herauf zu holen. Als sie herunter kam, erblickte sie einen jungen Mann, dem sie zurief, er solle sogleich zum Amtmann kommen, der ihn sofort als den Sohn anfuhr, der seine Mutter so schlecht behandle. Als er bestritt, dass dies seine Mutter sei, befahl der Amtmann den Dienern, ihn zu binden und mit der Karbatsche so lange zu fuchteln, bis er seine Mutter anerkenne und sie um Verzeihung bitte, was denn auch bald genug von ihm geschah, worauf er unter Verwarnung entlassen wurde. Einem begegnenden Freunde, der ihn fragte, warum er so betrübt sei, antwortete er: „Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben.“ Noch heute ist diese Geschichte und dieser Ausruf lebendig im Volksbewusstsein jener Kreise; und manche Mutter erzählt auf masurisch ihren Kindern die Sage von dem gestrengen Amtmann in Seehesten. Und wenn den erwachsenen Masuren ein plötzliches Unglück trifft, so ruft er noch heute, wie damals der Geprügelte: „Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben.“ (Nach einer ausführlichen Erzählung von W. Petsch in der Illustrirten Zeitung, Stuttgart 1871, Nr. 6, S. 70.)

169 Der Teufel hat noch wenig graue Haare.

170 Der Teufel hat seine Freude am Jagen zu anderm Leide.

171 Der Teufel hat seine Mutter nicht umsonst geschlagen.

Er schlug sie, weil sie keine Ausrede wusste.

Böhm.: Nedarmo čert svou mateř bil, že se neumĕla vymluviti. – Proč čert bábu bil? Že se neumĕla vymluviti. (Čelakovsky, 75.)

172 Der Teufel hat viel Märtyrer.

Holl.: De duivel heeft mede onder de menschen zijnemartelaren. (Harrebomée, I, 163b; Bohn I, 304.)

173 Der Teufel hatte einstens Häut feil: Faulhäut, Grobhäut u. s. w., die meisten aber kauften Trunkenheit.Chaos, 212.

Wortspiel mit Trunken-Häut.

174 Der Teufel heizt am Morgen nie so viel, es wird vor Abend wieder kühl.

Dän.: Fanden giør aldrig saa heedt om morgenen, at det jo kand svales in den aften. (Prov. dan., 154.)

175 Der Teufel hilft den Leuten, dass er die Seele zur Ausbeute bekommt.

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176 Der Teufel hilft manchmal eine Kirche bauen.Schles. Zeitung, 1864, Nr. 156.

Die Kölnische Zeitung sagt: „Ob es Frankreich damit Ernst ist oder ob es blos die Conferenzen hintertreiben und die Verwirrung vermehren will, um selbst Nutzen daraus zu ziehen, muss dis Zukunft lehren. Es wird Aufgabe der preussischen Staatskunst sein, sie bestens zu Gunsten unseres so lange und so schwer bedrängten Bruderstammes auszunützen. Der Teufel hilft manchmal eine Kirche bauen.“ (Schles. Zeitung, 1864, 156.)

[Spaltenumbruch] 177 Der Teufel hilft seinen Leuten. (Oberösterreich.)

„Ein altes Sprichwort behauptet: Der Teufel helfe seinen Leuten, und der Gang der Politik seit 1848 bestätigt es.“ (Leo Wolfram, III, 282.)

178 Der Teufel hinterlässt immer einen Gestank.Körte, 5897.

So einladend das ist, was er anfängt, so widerlich ist das Ende.

179 Der Teufel hofirt am liebsten auf einen Klostermist; denn er ist am liebsten, wo es am ärgsten hergeht.Klosterspiegel, 16, 13.

180 Der Teufel hofirt gern an reine Oerter, denn er hält seinen Unflat für Balsam.

181 Der Teufel hofirt immer nur auf den grössten Haufen.Körte, 5874; Gaal, 1513; Mathesy, 207a; Petri, II, 108; Sutor, 658; Wurzbach II, 346; Braun, I, 4414.

Wo es am ärgsten und tollsten zugeht, da ist ihm am wohlsten.

Engl.: The devil sh-s upon a great heap. (Bohn II, 86.)

Holl.: De duivel k ... meestal op den grootsten hoop. (Harrebomée, I, 163b.)

Wal.: Le diale cheie todi so l'pas grus hopai. (Masson, 83.)

182 Der Teufel hole die Dichterei, hat man nicht Brot und Holz dabei.

Scheint aus den Schlusszeilen eines Scherzgedichts Friedrich von Schiller's entstanden zu sein. Der Dichter lebte während des Drucks der drei ersten Acte seines Don Carlos, den Göschen in Leipzig besorgte, in Loschwitz bei Dresden in dem Landhause des Consistorialraths Körner, dessen Familie an einem Herbsttage zum Besuch in die Nachbarschaft fuhr, um während ihrer Abwesenheit das Landhaus waschen und reinigen zu lassen. Schiller war eingeladen mitzufahren, musste aber wegen dringlicher Arbeiten zu Hause bleiben. Frau Körner hatte aber in der Eile den Keller, wie alle Schränke verschliessen lassen, sodass Schiller weder etwas zu Essen und zu Trinken noch das nöthige Brennholz zur Beheizung seines Zimmers hatte; er reichte daher ein „Unterhänigstens Promemoria an die Consistorialrath Körner'sche weibliche Waschdeputation“ als „niedergeschlagener Trauerspieldichter“ mit der Unterschrift ein: „In unserer jammervollen Lage unweit dem Keller. Friedrich Schiller, Haus- und Wirthschaftsdichter“ dessen Schlusszeilen lauten: „Der Teufel soll die Dichterei beim Hemdewaschen holen.“ (Witzfunken, Ib, 136.)

183 Der Teufel holt keine finnige Sau.Fischart; Körte, 5873.

Das Schlechte fällt ihm ohnehin zu. Der heilige Benedictus kam in ein Kloster, und sah darin alle Gemächer und Zellen voll Teufel, dass sie der Heiligen Gebet, Werk und Andacht verhinderten. Von da ging er auf den Markt, da viel Volk, zu kaufen und verkaufen, versammelt war; da sah er keinen Teufel, ausser einem auf dem Thurme am Markte ganz müssig stehen, und zusehen. Diesen fragte Benedictus, warum im Kloster bei frommen Leuten so viel Teufel und an dem Orte des Betrugs, der Lügen und der Finanzerei keiner, als er allein und müssig. „Jene“, sagte er, „müssen wir suchen und fangen, die laufen uns selbst in den Schos, dazu ist kein Betrug und keine Mühe nöthig.“

184 Der Teufel holt keinen Barfüssler, die Blochschuhe sind ihm zu schwer und das Zeug zu schlecht.Eiselein, 591; Klosterspiegel, 41, 18.

„Der Teuffel holt keinen Barfüsser Mönch, die höltzern Schuh, die sie tragen, seynd jhm zu schwer vnd zu heilig.“ (Zinkgref, IV, 69.)

185 Der Teufel holt keinen Zahltag.Eiselein, 591; Simrock, 10189; Körte, 5899; Graf, 229, 56.

186 Der Teufel holt nicht alle, die sich vor ihm fürchten.

Holl.: Ten verderf nie al dat in vresen stont.

Lat.: Vidi salvatos prius anxietate gravatos. (Fallersleben, 636.)

187 Der Teufel holt sein Kind nicht. (Ostpreuss.)

188 Der Teufel holt seine Lieblinge zuerst.

Span.: Tanto quiso el diablo a sus hijos, que les sacó los ojos. (Cahier, 3366.)

189 Der Teufel hüllt sich gern in Heiligenschein.

Die evangelischen Geistlichen der berliner Hoffarbe sind bekanntlich keine Freunde unserer classischen Schriftsteller, weil sie überhaupt der Vernunft nicht sehr hold sind. Die Schillerfeier am 10. Nov. 1859 machte ihnen daher viel Verdruss. Einer schilderte sie durch die biblischen Worte: „Gross ist die Diana der Epheser“ und ein anderer äusserte: „Der Teufel sei zwar schon in verschiedener Gestalt auf Erden erschienen, aber bis jetzt noch nie in der eines Dieners des Predigtamts, der sich dazu hergegeben, dem Baalsdienste der Vergötterung des Irdischen zu räuchern.“ (Volkszeitung, Nr. 271.)

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[[533]/0539] 164 Der Teufel hat mancherlei Kind, nicht alle sehen aus wie sie sind. „Die sind an Geberden keusch, und haben sonst mancherlei Getäusch, an den Augen Täublein und im Herzen Teuflein.“ 165 Der Teufel hat mehr als einen Pfeil im Köcher. 166 Der Teufel hat mehr denn zwölf Apostel. – Eiselein, 592; Simrock, 10177; Körte, 5869; Braun, I, 4417; Binder III, 3649. 167 Der Teufel hat meine Schafe selber geholt, sagte der Pfarrer, und fuhr allein zur Hölle. 168 Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben. Dies seltsame Sprichwort soll nach einer Volkserzählung auf folgende Weise entstanden sein. In dem Dorfe Weissenburg bei Seehesten im Kreise Sensburg (Ostpreussen) lebte vor langen Jahren eine Witwe, die in absoluter Weise ihr Gut verwaltete und ihren Sohn erzog, ohne durch eine zweite Heirath eine männliche Stütze zu suchen. Als der Sohn erwachsen war, sehnte sie sich nach Ruhe und er nach selbstständigem Besitz. Sie übergab daher ihrem Sohn das Gut und zog in das gerichtlich ausbedungene Altentheil. So lange der Sohn unverheirathet war, ging alles gut; als aber eine junge Frau ins Haus kam, fing das schlechte Wetter an, das endlich so weit führte, dass die Mutter gegen den Sohn klagbar wurde, sich im Amte aber vom Sohne, der alles Gute versprach, erbitten liess, die Klage zurückzunehmen. Es dauerte indess nicht lange, so hatte der Sohn seine Versprechungen vergessen, und er benahm sich ärger denn je gegen seine alte Mutter. Und da er sich sogar Thätlichkeiten gegen sie erlaubte, wurde die Mutter endlich mit grossem Widerstreben aufs Neue klagbar, obgleich der Amtmann anfänglich die Klage gar nicht annehmen wollte. Im Termin erschien die Mutter, welche ihren Sohn auf neues Bitten und Besserungsversprechen wieder verziehen hatte, abermals allein. Auf die Frage des Amtmanns, wo ihr Sohn sei, erwiderte sie, er stehe unten; und sie gerieth in nicht geringe Verlegenheit, als ihr befohlen wurde, ihn herauf zu holen. Als sie herunter kam, erblickte sie einen jungen Mann, dem sie zurief, er solle sogleich zum Amtmann kommen, der ihn sofort als den Sohn anfuhr, der seine Mutter so schlecht behandle. Als er bestritt, dass dies seine Mutter sei, befahl der Amtmann den Dienern, ihn zu binden und mit der Karbatsche so lange zu fuchteln, bis er seine Mutter anerkenne und sie um Verzeihung bitte, was denn auch bald genug von ihm geschah, worauf er unter Verwarnung entlassen wurde. Einem begegnenden Freunde, der ihn fragte, warum er so betrübt sei, antwortete er: „Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben.“ Noch heute ist diese Geschichte und dieser Ausruf lebendig im Volksbewusstsein jener Kreise; und manche Mutter erzählt auf masurisch ihren Kindern die Sage von dem gestrengen Amtmann in Seehesten. Und wenn den erwachsenen Masuren ein plötzliches Unglück trifft, so ruft er noch heute, wie damals der Geprügelte: „Der Teufel hat mir eine Mutter gegeben.“ (Nach einer ausführlichen Erzählung von W. Petsch in der Illustrirten Zeitung, Stuttgart 1871, Nr. 6, S. 70.) 169 Der Teufel hat noch wenig graue Haare. 170 Der Teufel hat seine Freude am Jagen zu anderm Leide. 171 Der Teufel hat seine Mutter nicht umsonst geschlagen. Er schlug sie, weil sie keine Ausrede wusste. Böhm.: Nedarmo čert svou mateř bil, že se neumĕla vymluviti. – Proč čert bábu bil? Že se neumĕla vymluviti. (Čelakovsky, 75.) 172 Der Teufel hat viel Märtyrer. Holl.: De duivel heeft mede onder de menschen zijnemartelaren. (Harrebomée, I, 163b; Bohn I, 304.) 173 Der Teufel hatte einstens Häut feil: Faulhäut, Grobhäut u. s. w., die meisten aber kauften Trunkenheit. – Chaos, 212. Wortspiel mit Trunken-Häut. 174 Der Teufel heizt am Morgen nie so viel, es wird vor Abend wieder kühl. Dän.: Fanden giør aldrig saa heedt om morgenen, at det jo kand svales in den aften. (Prov. dan., 154.) 175 Der Teufel hilft den Leuten, dass er die Seele zur Ausbeute bekommt. It.: Il Diavolo acuta i suoi. (Pazzaglia, 4.) 176 Der Teufel hilft manchmal eine Kirche bauen. – Schles. Zeitung, 1864, Nr. 156. Die Kölnische Zeitung sagt: „Ob es Frankreich damit Ernst ist oder ob es blos die Conferenzen hintertreiben und die Verwirrung vermehren will, um selbst Nutzen daraus zu ziehen, muss dis Zukunft lehren. Es wird Aufgabe der preussischen Staatskunst sein, sie bestens zu Gunsten unseres so lange und so schwer bedrängten Bruderstammes auszunützen. Der Teufel hilft manchmal eine Kirche bauen.“ (Schles. Zeitung, 1864, 156.) 177 Der Teufel hilft seinen Leuten. (Oberösterreich.) „Ein altes Sprichwort behauptet: Der Teufel helfe seinen Leuten, und der Gang der Politik seit 1848 bestätigt es.“ (Leo Wolfram, III, 282.) 178 Der Teufel hinterlässt immer einen Gestank. – Körte, 5897. So einladend das ist, was er anfängt, so widerlich ist das Ende. 179 Der Teufel hofirt am liebsten auf einen Klostermist; denn er ist am liebsten, wo es am ärgsten hergeht. – Klosterspiegel, 16, 13. 180 Der Teufel hofirt gern an reine Oerter, denn er hält seinen Unflat für Balsam. 181 Der Teufel hofirt immer nur auf den grössten Haufen. – Körte, 5874; Gaal, 1513; Mathesy, 207a; Petri, II, 108; Sutor, 658; Wurzbach II, 346; Braun, I, 4414. Wo es am ärgsten und tollsten zugeht, da ist ihm am wohlsten. Engl.: The devil sh-s upon a great heap. (Bohn II, 86.) Holl.: De duivel k ... meestal op den grootsten hoop. (Harrebomée, I, 163b.) Wal.: Le diale cheie todi so l'pas grus hopai. (Masson, 83.) 182 Der Teufel hole die Dichterei, hat man nicht Brot und Holz dabei. Scheint aus den Schlusszeilen eines Scherzgedichts Friedrich von Schiller's entstanden zu sein. Der Dichter lebte während des Drucks der drei ersten Acte seines Don Carlos, den Göschen in Leipzig besorgte, in Loschwitz bei Dresden in dem Landhause des Consistorialraths Körner, dessen Familie an einem Herbsttage zum Besuch in die Nachbarschaft fuhr, um während ihrer Abwesenheit das Landhaus waschen und reinigen zu lassen. Schiller war eingeladen mitzufahren, musste aber wegen dringlicher Arbeiten zu Hause bleiben. Frau Körner hatte aber in der Eile den Keller, wie alle Schränke verschliessen lassen, sodass Schiller weder etwas zu Essen und zu Trinken noch das nöthige Brennholz zur Beheizung seines Zimmers hatte; er reichte daher ein „Unterhänigstens Promemoria an die Consistorialrath Körner'sche weibliche Waschdeputation“ als „niedergeschlagener Trauerspieldichter“ mit der Unterschrift ein: „In unserer jammervollen Lage unweit dem Keller. Friedrich Schiller, Haus- und Wirthschaftsdichter“ dessen Schlusszeilen lauten: „Der Teufel soll die Dichterei beim Hemdewaschen holen.“ (Witzfunken, Ib, 136.) 183 Der Teufel holt keine finnige Sau. – Fischart; Körte, 5873. Das Schlechte fällt ihm ohnehin zu. Der heilige Benedictus kam in ein Kloster, und sah darin alle Gemächer und Zellen voll Teufel, dass sie der Heiligen Gebet, Werk und Andacht verhinderten. Von da ging er auf den Markt, da viel Volk, zu kaufen und verkaufen, versammelt war; da sah er keinen Teufel, ausser einem auf dem Thurme am Markte ganz müssig stehen, und zusehen. Diesen fragte Benedictus, warum im Kloster bei frommen Leuten so viel Teufel und an dem Orte des Betrugs, der Lügen und der Finanzerei keiner, als er allein und müssig. „Jene“, sagte er, „müssen wir suchen und fangen, die laufen uns selbst in den Schos, dazu ist kein Betrug und keine Mühe nöthig.“ 184 Der Teufel holt keinen Barfüssler, die Blochschuhe sind ihm zu schwer und das Zeug zu schlecht. – Eiselein, 591; Klosterspiegel, 41, 18. „Der Teuffel holt keinen Barfüsser Mönch, die höltzern Schuh, die sie tragen, seynd jhm zu schwer vnd zu heilig.“ (Zinkgref, IV, 69.) 185 Der Teufel holt keinen Zahltag. – Eiselein, 591; Simrock, 10189; Körte, 5899; Graf, 229, 56. 186 Der Teufel holt nicht alle, die sich vor ihm fürchten. Holl.: Ten verderf nie al dat in vresen stont. Lat.: Vidi salvatos prius anxietate gravatos. (Fallersleben, 636.) 187 Der Teufel holt sein Kind nicht. (Ostpreuss.) 188 Der Teufel holt seine Lieblinge zuerst. Span.: Tanto quiso el diablo a sus hijos, que les sacó los ojos. (Cahier, 3366.) 189 Der Teufel hüllt sich gern in Heiligenschein. Die evangelischen Geistlichen der berliner Hoffarbe sind bekanntlich keine Freunde unserer classischen Schriftsteller, weil sie überhaupt der Vernunft nicht sehr hold sind. Die Schillerfeier am 10. Nov. 1859 machte ihnen daher viel Verdruss. Einer schilderte sie durch die biblischen Worte: „Gross ist die Diana der Epheser“ und ein anderer äusserte: „Der Teufel sei zwar schon in verschiedener Gestalt auf Erden erschienen, aber bis jetzt noch nie in der eines Dieners des Predigtamts, der sich dazu hergegeben, dem Baalsdienste der Vergötterung des Irdischen zu räuchern.“ (Volkszeitung, Nr. 271.) Span.: La cruz en los pechos y en diabolo en los hechos.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [533]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/539>, abgerufen am 22.11.2024.