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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 4 In grossem Teich fischt sich's leicht reich.

"Klein Wasser machen niemand reich, best fischen ist im grossen teich." (Froschm., K.)

5 In grossen Teichen ist das beste fischen. - Henisch, 327, 6; Petri, II, 405.

6 In verbotenen Teichen fischt man gern. - Sailer, 170; Simrock, 10827.

Lat.: Aquae furtiviae dulciores. (Masson, 268.) - Nitimur in vetitum semper, cupimusque negatu. (Gaal, 464.)

7 Jeder Teich hat seinen Grund. (Wend. Lausitz.)

8 Man kann nicht in zwei Teichen zugleich fischen.

9 Man muss oft lange um den Teich herumgehen, ehe man fischen darf (kann).

10 Nicht in jedem Teiche sind Karpfen. - Altmann V, 129.

11 Wem der Teich gehört, dem gehören auch die Fische (Krebse).

Die Esten: Wer das Meer hat, hat auch die Robben. (Altmann V, 85.)

12 Wem der Teich genügt, der braucht keine Seereise zu machen.

Die Russen: Wer den Teich fürs Meer nimmt, kann in Ostankiwo bleiben. (Altmann V, 113.) Ostankiwo liegt wie Petrowskoje in einer fischteich- und birkenwaldreichen Gegend nördlich von Moskau.

13 Wenn der Teich ausgetrocknet ist, sieht man die (todten) Fische. (Chin.)

Wenn die Rechnungen abgeschlossen sind, zeigt sich die Bilanz des Nutzens oder Gewinns.

14 Wenn der Teich trocken, springt der Frosch heraus.

15 Wenn der Teich voll ist, können auch ein paar Maulwürfe eine Ueberschwemmung bewirken. - Allgem. Zeitung vom 17. Jan. 1870, Nr. 17, S. 246.

Wenn sie den Damm durchwühlen.

16 Wenn der Teich Wellen schlägt, hält er sich für einen See.

Die Russen: Wenn der rothe Teich vom rothen Meer hört, schlägt er hohe Wellen. (Altmann V, 97.)

17 Wenn man den Teich nicht besetzet, so fahet man keine Fisch darinnen. - Lehmann, 558, 15; Henisch, 1038, 14; Petri, II, 853.

Wer nichts aufopfert oder daran setzt, kann nichts gewinnen.

18 Wer den Teich hat, der hat auch die Fische. - Altmann VI, 507.

19 Wie der Teich, so die Fische. - Altmann VI, 474.

*20 Der wird mir keinen Teich anzünden.

Ich fürchte seine Feindschaft nicht.

Lat.: Oderint, dum metuant. (Cicero.) (Binder I, 1262; II, 2350.)

*21 Erst wäscht er sich im Teiche, dann badet er sich im Tümpel. - Altmann VI, 408.

*22 In einem fremden Teiche fischen.

*23 Sich aus dem Teich in die Pfütze wälzen. - Altmann VI, 513.

*24 Wann dei mi den Diyk ankicket, stearwet de Fiske. (Westf.)

*25 Was weiss der Teich vom Meere!

Die Russen: In der Sprache der Teiche haben die Meere keinen Namen. (Altmann V, 105.)


Teif.

1 Teif (warte) Lork, eck will deck de Klabusterberen vom Mase wegsnien, segt de Swen. (Hildesheim.)

2 Teif, Lork, sä' jenne Slächter, hast du 't Leben da sitten? Da stok hei 't Swein in 't Aslock. (Hildesheim.)


Teig (Subst.).

1 Aus ungesäuertem Teige kann man wol Matze backen, aber kein Brot.

2 Ein Faul Teich verdirbt offt einen gantzen Kuchen. - Friedborn, I, 137.

3 Einer bereitet (knetet) den Teig und der andere bäckt (oder: isst die Kuchen).

Auch russisch Altmann VI, 390.

Dän.: Han bager, det jag degnede. (Prov. dan., 44.)

4 Es muss schlechter Teig sein den der Bäcker selber schilt.

Mit dem muss es schlimm stehen, über den die eigenen Freunde und Verwandten, ja selbst die Aeltern ein schlechtes Urtheil fällen müssen.

[Spaltenumbruch] 5 Je besser der Teig durchgearbeitet wird, desto schöner das Brot. - Herberger, Ib, 200.

6 Je mehr man den Teig knetet, desto feiner wird das Gebäck.

7 Jeder Teig findet seinen Kneter.

8 Nicht aus jedem Teige kann man Hochzeitskuchen backen.

9 Nur Teig lässt sich kneten.

Schwächlinge lassen sich alles gefallen; wer sich selbst achtet, weist alles Demüthigende und Entwürdigende zurück.

10 Teig ist (noch) kein Brot.

11 Weck'rn bi 't backent Deg an'n Finger hack'n blifft, de is geitzig. (Altmark.) - Danneil, 258.

12 Wenn der Teig gemischt, so wird er geknetet; wenn er geknetet, wird er gebacken; der Gast wird nicht gehen, ohne gegessen zu haben. (Lit.)

13 Wenn der Teig verdorben, wie kann der Kuchen gerathen?

14 Wer selber Teig im Ofen hat, dem kann man schon einen Streifen Kuchen geben.

Frz.: A celui qui a son pate au four on peut donner de son gateau. (Bohn I, 1.)

15 Wie man den Teig anmachen wird, so wird man die Kuchen backen.

16 Wie Teig, so Brot.

17 Wir sind alle aus Einem Teige gebacken.

Erdenkloss. In der Herzegowina heisst es: Wenn wir auch zweierlei Ursprungs sind, so sind wir doch aus einem Lehm. (Hausfreund, XVI, 519, 89.)

*18 Aus diesem Teige wird kein gut Brot.

*19 Der ist aus demselben Teige gebacken.

Holl.: Hij is uit dezelfde klei gebakken. (Harrebomee, I, 413.)

Lat.: Farinae ejusdem est. (Faselius, 85.)

*20 Der ist von besserm Teige.

Lat.: De meliore nota est. (Faselius, 59.)

*21 Die sind aus demselben Teige gebacken.

Leute gleicher Gattung, von demselben Schlage.

Frz.: Ce sont des gens de meme farine. (Lendroy, 718.)

*22 Er ist aus keinem andern Teige als wir.

*23 Er ist nicht vom besten Teige.

Kein empfehlender Charakter. "Der Bäcker ist selbst nicht stets vom besten Teige, besonders wenn er so kleines Brot bäckt, dass er grosse Häuser bauen kann." Uebrigens hat, wie ein Humorist behauptet, jedes Handwerk sein Häkchen. Der Bierbrauer hat oft Kritiker, an denen Hopfen und Malz verloren ist. Der Friseur muss alle Stadtneuigkeiten auf ein Haar zu ergänzen wissen. Dem Glaser kann jedermann die Arbeit durchsehen; auch kann er am allerwenigsten auf die Waare schlagen. Der Hutmacher hat immer mit Filzen zu thun; und am Ende muss er noch erleben, dass die Leute ohne Kopf zur Welt kommen. Der Korbmacher hat einen Stand, der immer schwieriger wird; denn die Mädchen machen immer weniger Gebrauch von Körben. Der Schuhmacher hat immer Pech. Der Seiler ist freilich edelmüthig, indem er andern empor hilft, während er bei seinem Geschäft rückwärtsgeht, und manchmal alle Stricke reissen. Die Tapezierer erleiden grossen Abbruch durch die Zeitungsschreiber und Kaffeeschwestern, die schon alles aufs Tapet bringen.

*24 Er will aus besserm Teige sein als ich.

Holl.: Hij meent, uit eene andere kleite zijn gevormd dan zijn buurman. (Harrebomee, I, 413a.)

*25 Es ist Teig, den man in jede Form bringen kann.

Von einem Menschen, der zu allem ja sagt, der alles mitmacht, sich alles gefallen lässt.

Frz.: Cet homme est mon comme chiffe. (Lendroy, 419.) - Il est du bois dont on fait les flautes. (Lendroy, 169.)

*26 Se seng (sind) aus enem Deig. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 174, 173.

Sie sind von gleicher Art.

Frz.: Ce sont deux hommes de meme farine. (Leroux, I, 44.)

*27 Von diesem Teige will ich kein Brot.

*28 Von gutem Teige sein.

Von gutem Zeuge, eine gute Natur haben.

*29 Was nützt der Teig ohne Kruste!

"Der Teig bedarf der Kruste, wenn er ein verwendbares und geniessbares Nahrungsmittel bieten soll. Diese philosophische Kruste der Naturwissenschaften ist der Materialismus." (Unsere Zeit, Leipzig 1870, Neue Folge, VI, 2, 294.)

*30 Wir sind aus demselben Teige.

Es kann uns ebenso gehen, wir können dasselbe Schicksal haben.

Frz.: Autant nous en pend a l'oeil, a l'orreille. (Lendroy, 1096.)


[Spaltenumbruch] 4 In grossem Teich fischt sich's leicht reich.

„Klein Wasser machen niemand reich, best fischen ist im grossen teich.“ (Froschm., K.)

5 In grossen Teichen ist das beste fischen.Henisch, 327, 6; Petri, II, 405.

6 In verbotenen Teichen fischt man gern.Sailer, 170; Simrock, 10827.

Lat.: Aquae furtiviae dulciores. (Masson, 268.) – Nitimur in vetitum semper, cupimusque negatu. (Gaal, 464.)

7 Jeder Teich hat seinen Grund. (Wend. Lausitz.)

8 Man kann nicht in zwei Teichen zugleich fischen.

9 Man muss oft lange um den Teich herumgehen, ehe man fischen darf (kann).

10 Nicht in jedem Teiche sind Karpfen.Altmann V, 129.

11 Wem der Teich gehört, dem gehören auch die Fische (Krebse).

Die Esten: Wer das Meer hat, hat auch die Robben. (Altmann V, 85.)

12 Wem der Teich genügt, der braucht keine Seereise zu machen.

Die Russen: Wer den Teich fürs Meer nimmt, kann in Ostankiwo bleiben. (Altmann V, 113.) Ostankiwo liegt wie Petrowskoje in einer fischteich- und birkenwaldreichen Gegend nördlich von Moskau.

13 Wenn der Teich ausgetrocknet ist, sieht man die (todten) Fische. (Chin.)

Wenn die Rechnungen abgeschlossen sind, zeigt sich die Bilanz des Nutzens oder Gewinns.

14 Wenn der Teich trocken, springt der Frosch heraus.

15 Wenn der Teich voll ist, können auch ein paar Maulwürfe eine Ueberschwemmung bewirken.Allgem. Zeitung vom 17. Jan. 1870, Nr. 17, S. 246.

Wenn sie den Damm durchwühlen.

16 Wenn der Teich Wellen schlägt, hält er sich für einen See.

Die Russen: Wenn der rothe Teich vom rothen Meer hört, schlägt er hohe Wellen. (Altmann V, 97.)

17 Wenn man den Teich nicht besetzet, so fahet man keine Fisch darinnen.Lehmann, 558, 15; Henisch, 1038, 14; Petri, II, 853.

Wer nichts aufopfert oder daran setzt, kann nichts gewinnen.

18 Wer den Teich hat, der hat auch die Fische.Altmann VI, 507.

19 Wie der Teich, so die Fische.Altmann VI, 474.

*20 Der wird mir keinen Teich anzünden.

Ich fürchte seine Feindschaft nicht.

Lat.: Oderint, dum metuant. (Cicero.) (Binder I, 1262; II, 2350.)

*21 Erst wäscht er sich im Teiche, dann badet er sich im Tümpel.Altmann VI, 408.

*22 In einem fremden Teiche fischen.

*23 Sich aus dem Teich in die Pfütze wälzen.Altmann VI, 513.

*24 Wann dei mi den Diyk ankicket, stearwet de Fiske. (Westf.)

*25 Was weiss der Teich vom Meere!

Die Russen: In der Sprache der Teiche haben die Meere keinen Namen. (Altmann V, 105.)


Teif.

1 Teif (warte) Lork, eck will deck de Klabusterbêren vom Mâse wegsnien, segt de Swên. (Hildesheim.)

2 Teif, Lork, sä' jenne Slächter, hast du 't Leben da sitten? Da stôk hei 't Swîn in 't Âslock. (Hildesheim.)


Teig (Subst.).

1 Aus ungesäuertem Teige kann man wol Matze backen, aber kein Brot.

2 Ein Faul Teich verdirbt offt einen gantzen Kuchen.Friedborn, I, 137.

3 Einer bereitet (knetet) den Teig und der andere bäckt (oder: isst die Kuchen).

Auch russisch Altmann VI, 390.

Dän.: Han bager, det jag degnede. (Prov. dan., 44.)

4 Es muss schlechter Teig sein den der Bäcker selber schilt.

Mit dem muss es schlimm stehen, über den die eigenen Freunde und Verwandten, ja selbst die Aeltern ein schlechtes Urtheil fällen müssen.

[Spaltenumbruch] 5 Je besser der Teig durchgearbeitet wird, desto schöner das Brot.Herberger, Ib, 200.

6 Je mehr man den Teig knetet, desto feiner wird das Gebäck.

7 Jeder Teig findet seinen Kneter.

8 Nicht aus jedem Teige kann man Hochzeitskuchen backen.

9 Nur Teig lässt sich kneten.

Schwächlinge lassen sich alles gefallen; wer sich selbst achtet, weist alles Demüthigende und Entwürdigende zurück.

10 Teig ist (noch) kein Brot.

11 Weck'rn bi 't backent Dêg an'n Finger hack'n blifft, de is gîtzig. (Altmark.) – Danneil, 258.

12 Wenn der Teig gemischt, so wird er geknetet; wenn er geknetet, wird er gebacken; der Gast wird nicht gehen, ohne gegessen zu haben. (Lit.)

13 Wenn der Teig verdorben, wie kann der Kuchen gerathen?

14 Wer selber Teig im Ofen hat, dem kann man schon einen Streifen Kuchen geben.

Frz.: A celui qui à son pâté au four on peut donner de son gâteau. (Bohn I, 1.)

15 Wie man den Teig anmachen wird, so wird man die Kuchen backen.

16 Wie Teig, so Brot.

17 Wir sind alle aus Einem Teige gebacken.

Erdenkloss. In der Herzegowina heisst es: Wenn wir auch zweierlei Ursprungs sind, so sind wir doch aus einem Lehm. (Hausfreund, XVI, 519, 89.)

*18 Aus diesem Teige wird kein gut Brot.

*19 Der ist aus demselben Teige gebacken.

Holl.: Hij is uit dezelfde klei gebakken. (Harrebomée, I, 413.)

Lat.: Farinae ejusdem est. (Faselius, 85.)

*20 Der ist von besserm Teige.

Lat.: De meliore nota est. (Faselius, 59.)

*21 Die sind aus demselben Teige gebacken.

Leute gleicher Gattung, von demselben Schlage.

Frz.: Ce sont des gens de même farine. (Lendroy, 718.)

*22 Er ist aus keinem andern Teige als wir.

*23 Er ist nicht vom besten Teige.

Kein empfehlender Charakter. „Der Bäcker ist selbst nicht stets vom besten Teige, besonders wenn er so kleines Brot bäckt, dass er grosse Häuser bauen kann.“ Uebrigens hat, wie ein Humorist behauptet, jedes Handwerk sein Häkchen. Der Bierbrauer hat oft Kritiker, an denen Hopfen und Malz verloren ist. Der Friseur muss alle Stadtneuigkeiten auf ein Haar zu ergänzen wissen. Dem Glaser kann jedermann die Arbeit durchsehen; auch kann er am allerwenigsten auf die Waare schlagen. Der Hutmacher hat immer mit Filzen zu thun; und am Ende muss er noch erleben, dass die Leute ohne Kopf zur Welt kommen. Der Korbmacher hat einen Stand, der immer schwieriger wird; denn die Mädchen machen immer weniger Gebrauch von Körben. Der Schuhmacher hat immer Pech. Der Seiler ist freilich edelmüthig, indem er andern empor hilft, während er bei seinem Geschäft rückwärtsgeht, und manchmal alle Stricke reissen. Die Tapezierer erleiden grossen Abbruch durch die Zeitungsschreiber und Kaffeeschwestern, die schon alles aufs Tapet bringen.

*24 Er will aus besserm Teige sein als ich.

Holl.: Hij meent, uit eene andere kleite zijn gevormd dan zijn buurman. (Harrebomée, I, 413a.)

*25 Es ist Teig, den man in jede Form bringen kann.

Von einem Menschen, der zu allem ja sagt, der alles mitmacht, sich alles gefallen lässt.

Frz.: Cet homme est mon comme chiffe. (Lendroy, 419.) – Il est du bois dont on fait les flûtes. (Lendroy, 169.)

*26 Se seng (sind) aus enem Dîg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 173.

Sie sind von gleicher Art.

Frz.: Ce sont deux hommes de même farine. (Leroux, I, 44.)

*27 Von diesem Teige will ich kein Brot.

*28 Von gutem Teige sein.

Von gutem Zeuge, eine gute Natur haben.

*29 Was nützt der Teig ohne Kruste!

„Der Teig bedarf der Kruste, wenn er ein verwendbares und geniessbares Nahrungsmittel bieten soll. Diese philosophische Kruste der Naturwissenschaften ist der Materialismus.“ (Unsere Zeit, Leipzig 1870, Neue Folge, VI, 2, 294.)

*30 Wir sind aus demselben Teige.

Es kann uns ebenso gehen, wir können dasselbe Schicksal haben.

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[[527]/0533] 4 In grossem Teich fischt sich's leicht reich. „Klein Wasser machen niemand reich, best fischen ist im grossen teich.“ (Froschm., K.) 5 In grossen Teichen ist das beste fischen. – Henisch, 327, 6; Petri, II, 405. 6 In verbotenen Teichen fischt man gern. – Sailer, 170; Simrock, 10827. Lat.: Aquae furtiviae dulciores. (Masson, 268.) – Nitimur in vetitum semper, cupimusque negatu. (Gaal, 464.) 7 Jeder Teich hat seinen Grund. (Wend. Lausitz.) 8 Man kann nicht in zwei Teichen zugleich fischen. 9 Man muss oft lange um den Teich herumgehen, ehe man fischen darf (kann). 10 Nicht in jedem Teiche sind Karpfen. – Altmann V, 129. 11 Wem der Teich gehört, dem gehören auch die Fische (Krebse). Die Esten: Wer das Meer hat, hat auch die Robben. (Altmann V, 85.) 12 Wem der Teich genügt, der braucht keine Seereise zu machen. Die Russen: Wer den Teich fürs Meer nimmt, kann in Ostankiwo bleiben. (Altmann V, 113.) Ostankiwo liegt wie Petrowskoje in einer fischteich- und birkenwaldreichen Gegend nördlich von Moskau. 13 Wenn der Teich ausgetrocknet ist, sieht man die (todten) Fische. (Chin.) Wenn die Rechnungen abgeschlossen sind, zeigt sich die Bilanz des Nutzens oder Gewinns. 14 Wenn der Teich trocken, springt der Frosch heraus. 15 Wenn der Teich voll ist, können auch ein paar Maulwürfe eine Ueberschwemmung bewirken. – Allgem. Zeitung vom 17. Jan. 1870, Nr. 17, S. 246. Wenn sie den Damm durchwühlen. 16 Wenn der Teich Wellen schlägt, hält er sich für einen See. Die Russen: Wenn der rothe Teich vom rothen Meer hört, schlägt er hohe Wellen. (Altmann V, 97.) 17 Wenn man den Teich nicht besetzet, so fahet man keine Fisch darinnen. – Lehmann, 558, 15; Henisch, 1038, 14; Petri, II, 853. Wer nichts aufopfert oder daran setzt, kann nichts gewinnen. 18 Wer den Teich hat, der hat auch die Fische. – Altmann VI, 507. 19 Wie der Teich, so die Fische. – Altmann VI, 474. *20 Der wird mir keinen Teich anzünden. Ich fürchte seine Feindschaft nicht. Lat.: Oderint, dum metuant. (Cicero.) (Binder I, 1262; II, 2350.) *21 Erst wäscht er sich im Teiche, dann badet er sich im Tümpel. – Altmann VI, 408. *22 In einem fremden Teiche fischen. *23 Sich aus dem Teich in die Pfütze wälzen. – Altmann VI, 513. *24 Wann dei mi den Diyk ankicket, stearwet de Fiske. (Westf.) *25 Was weiss der Teich vom Meere! Die Russen: In der Sprache der Teiche haben die Meere keinen Namen. (Altmann V, 105.) Teif. 1 Teif (warte) Lork, eck will deck de Klabusterbêren vom Mâse wegsnien, segt de Swên. (Hildesheim.) 2 Teif, Lork, sä' jenne Slächter, hast du 't Leben da sitten? Da stôk hei 't Swîn in 't Âslock. (Hildesheim.) Teig (Subst.). 1 Aus ungesäuertem Teige kann man wol Matze backen, aber kein Brot. 2 Ein Faul Teich verdirbt offt einen gantzen Kuchen. – Friedborn, I, 137. 3 Einer bereitet (knetet) den Teig und der andere bäckt (oder: isst die Kuchen). Auch russisch Altmann VI, 390. Dän.: Han bager, det jag degnede. (Prov. dan., 44.) 4 Es muss schlechter Teig sein den der Bäcker selber schilt. Mit dem muss es schlimm stehen, über den die eigenen Freunde und Verwandten, ja selbst die Aeltern ein schlechtes Urtheil fällen müssen. 5 Je besser der Teig durchgearbeitet wird, desto schöner das Brot. – Herberger, Ib, 200. 6 Je mehr man den Teig knetet, desto feiner wird das Gebäck. 7 Jeder Teig findet seinen Kneter. 8 Nicht aus jedem Teige kann man Hochzeitskuchen backen. 9 Nur Teig lässt sich kneten. Schwächlinge lassen sich alles gefallen; wer sich selbst achtet, weist alles Demüthigende und Entwürdigende zurück. 10 Teig ist (noch) kein Brot. 11 Weck'rn bi 't backent Dêg an'n Finger hack'n blifft, de is gîtzig. (Altmark.) – Danneil, 258. 12 Wenn der Teig gemischt, so wird er geknetet; wenn er geknetet, wird er gebacken; der Gast wird nicht gehen, ohne gegessen zu haben. (Lit.) 13 Wenn der Teig verdorben, wie kann der Kuchen gerathen? 14 Wer selber Teig im Ofen hat, dem kann man schon einen Streifen Kuchen geben. Frz.: A celui qui à son pâté au four on peut donner de son gâteau. (Bohn I, 1.) 15 Wie man den Teig anmachen wird, so wird man die Kuchen backen. 16 Wie Teig, so Brot. 17 Wir sind alle aus Einem Teige gebacken. Erdenkloss. In der Herzegowina heisst es: Wenn wir auch zweierlei Ursprungs sind, so sind wir doch aus einem Lehm. (Hausfreund, XVI, 519, 89.) *18 Aus diesem Teige wird kein gut Brot. *19 Der ist aus demselben Teige gebacken. Holl.: Hij is uit dezelfde klei gebakken. (Harrebomée, I, 413.) Lat.: Farinae ejusdem est. (Faselius, 85.) *20 Der ist von besserm Teige. Lat.: De meliore nota est. (Faselius, 59.) *21 Die sind aus demselben Teige gebacken. Leute gleicher Gattung, von demselben Schlage. Frz.: Ce sont des gens de même farine. (Lendroy, 718.) *22 Er ist aus keinem andern Teige als wir. *23 Er ist nicht vom besten Teige. Kein empfehlender Charakter. „Der Bäcker ist selbst nicht stets vom besten Teige, besonders wenn er so kleines Brot bäckt, dass er grosse Häuser bauen kann.“ Uebrigens hat, wie ein Humorist behauptet, jedes Handwerk sein Häkchen. Der Bierbrauer hat oft Kritiker, an denen Hopfen und Malz verloren ist. Der Friseur muss alle Stadtneuigkeiten auf ein Haar zu ergänzen wissen. Dem Glaser kann jedermann die Arbeit durchsehen; auch kann er am allerwenigsten auf die Waare schlagen. Der Hutmacher hat immer mit Filzen zu thun; und am Ende muss er noch erleben, dass die Leute ohne Kopf zur Welt kommen. Der Korbmacher hat einen Stand, der immer schwieriger wird; denn die Mädchen machen immer weniger Gebrauch von Körben. Der Schuhmacher hat immer Pech. Der Seiler ist freilich edelmüthig, indem er andern empor hilft, während er bei seinem Geschäft rückwärtsgeht, und manchmal alle Stricke reissen. Die Tapezierer erleiden grossen Abbruch durch die Zeitungsschreiber und Kaffeeschwestern, die schon alles aufs Tapet bringen. *24 Er will aus besserm Teige sein als ich. Holl.: Hij meent, uit eene andere kleite zijn gevormd dan zijn buurman. (Harrebomée, I, 413a.) *25 Es ist Teig, den man in jede Form bringen kann. Von einem Menschen, der zu allem ja sagt, der alles mitmacht, sich alles gefallen lässt. Frz.: Cet homme est mon comme chiffe. (Lendroy, 419.) – Il est du bois dont on fait les flûtes. (Lendroy, 169.) *26 Se seng (sind) aus enem Dîg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 173. Sie sind von gleicher Art. Frz.: Ce sont deux hommes de même farine. (Leroux, I, 44.) *27 Von diesem Teige will ich kein Brot. *28 Von gutem Teige sein. Von gutem Zeuge, eine gute Natur haben. *29 Was nützt der Teig ohne Kruste! „Der Teig bedarf der Kruste, wenn er ein verwendbares und geniessbares Nahrungsmittel bieten soll. Diese philosophische Kruste der Naturwissenschaften ist der Materialismus.“ (Unsere Zeit, Leipzig 1870, Neue Folge, VI, 2, 294.) *30 Wir sind aus demselben Teige. Es kann uns ebenso gehen, wir können dasselbe Schicksal haben. Frz.: Autant nous en pend à l'oeil, à l'orreille. (Lendroy, 1096.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [527]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/533>, abgerufen am 22.11.2024.