Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 34 Gebrone Duvve kommen enge (einem) net egen Mull gefloge. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 75; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 52; hochdeutsch bei Gaal, 1508.

35 Junge Tauben bei den Raben, schöne Jungfrau bei jungen Knaben, der wird so wohl behüt't, als wenn der Wolf der Schafe hüt't.

36 Keine Taube brütet (heckt) einen Sperber. - Blum, 506; Sailer, 148; Simrock, 10115; Körte, 5861; Braun, I, 4403.

Frz.: D'une buse on ne saurait faire un epervier.

Lat.: Columba non generat aquilam. (Gaal, 1507.)

37 Man fängt nicht zwei Tauben mit Einer Bohne. - Eiselein, 588; Simrock, 10111; Braun, I, 4401.

38 Mancher lest jhm seine tauben nicht abfangen. - Lehmann, 512, 25.

39 'N blinn' Dauw find't ok woll 'n Aerft. (Altmark.) - Danneil, 7 u. 44; Schambach, II, 132.

40 Nicht jede Taube bringt einen Oelzweig. - Winckler, XIX, 76.

41 Niemand komen de gebraden Duyven in den Mond gevlogen. (Münsterland.) - Archiv, 48, 364.

Schwed.: Inga steckta starar fiyga enom i munnen. (Törning, 86.)

42 Satte Tauben lassen die besten Körner liegen.

Frz.: A columbes savules cerises sont ameres. (Leroux, I, 110.)

43 Sollen die Tauben nicht zum Nachbar fliegen, muss man ihnen einen guten Söller bauen. - Altmann VI, 502.

44 Tauben, die unter Dach bleiben, sind vor dem Stossvogel sicher. - Masson, 361.

45 Tauben, Gärten und Teich' machen keinen reich. - Körte, 5862.

46 Tauben haben keine Gall' (Krall') und sind der Leute all'. - Blum, 106; Eisenhart, 206; Henisch, 1339, 67; Pistor., X, 53; Eiselein, 588; Estor, I, 528; Hillebrand, 65, 95; Simrock, 10109; Graf, 130, 384.

Eiselein u. a. behaupten, das Wort "Galle" sei eine Verdrehung; es müsse Kralle heissen, das Sprichwort habe seine Quelle im sächsischen Weichbilde (Daniels, 108): "Duven, kran, alestren, pawen, vederspel dat nicht grymmet, vlüget it to velde, it is gemeine." Es erscheint aber mindestens sehr fraglich, ob dieser Satz die Quelle zu obigem Sprichwort ist. Ich kann durchaus nicht einsehen, warum statt Galle Kralle stehen solle, zumal jedermann weiss, dass die Tauben wie alle Vögel Krallen haben, und wie es in Betreff der Galle steht, von jeder Köchin zu erfahren ist. In der That sagt auch jedermann: die Tauben haben keine Galle, und ich habe noch von niemand dafür Kralle sagen hören. Das Sprichwort enthält übrigens keinen gültigen Rechtssatz mehr. Weder die wilden noch die zahmen Tauben, mag man nun Galle oder Kralle sagen, sind der Leute alle; denn jene gehören zur Jagd, also nur denen, die dazu berechtigt sind, und diese sind Privateigenthum. - Vom allgemeinen, nicht juridischen Standpunkte betrachtet, gibt Hillebrand a a. O. den Sinn des Sprichworts mit dem Satze: "Die Tauben haben eine gutmüthige Natur und sind jedermann zugethan." - "Man sagt gemeinlich, dass die Taub kein gall habe, welches doch Galenus für spöttlich haltet." (Gessner, Vogelbuch, Zürich 1582, S. 239a.)

Frz.: Le coulomb n'a point de fiel. (Leroux, I, 110.)

47 Tauben legen immer Eyer vnnd zeugen junge, obgleich man sie jhnen raubt. - Petri, II, 544.

48 Tauben und Bien' bringen Schaden und Gewinn; Schaf und Teich machen gleichfalls arm und reich. - Gerlach, 36.

49 Tauben und Habichte lassen sich nicht in Einem Käfig gross ziehen. - Altmann VI, 486.

50 Tauben und Pfauen haben gleiches Recht. - Graf, 130, 385.

D. h. sie werden, wie es im sächsischen Weichbilde (Daniels, 118) heisst, gemein, wenn sie aus dem gerückten Gewer entkommen, d. h. ausser Haus und Hof aufs freie Feld.

Mhd.: Tuben und phawen hant gelichez reht. (Schwabenspiegel, 199, 1.)

51 Tauben und Raben müssen ihren Platz im Zirkel haben. - Keller, 133a.

52 Tauben und Ziegen lassen den Bauer liegen, aber Bienen und Schaf' helfen ihm wieder auf. (Posen.)


[Spaltenumbruch]

53 Tauben und Ziegen lassen ihren Herren nichts liegen; Kühe, Schafe und Bienen können ihren Herren was verdienen. - Schambach, II, 569.

54 Wenn die Taube auch ein Adlerei legen könnte, sie würde doch daraus keinen Adler brüten. - Altmann VI, 505.

55 Wenn die Taube fleugt zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behelt. - Petri, II, 654.

56 Wenn die Taube mit dem Raben fliegt, bleibt zwar ihr Gefieder weiss, aber ihr Herz wird schwarz. (Tat.)

57 Wenn die Taube satt ist, schmeckt ihr die Gerste nicht mehr.

It.: A colombo pasciuta la vescia par amara. (Bohn I, 67.)

58 Wenn die Tauben ausgeflogen, wird der Schlag erst zugezogen. - Seybold, 300.

59 Wenn die Tauben den Habich zum Schutzherrn erwehlen, so müssen sie ihre Haut in Acht nehmen. (S. Frosch 63, Habicht 2 u. 23, Huhn 177 und Pferd 691.) - Lehmann, 70, 11.

60 Wenn die Tauben Falken brüten, dann mögen sie sich zum Dank von ihnen fressen lassen. - Altmann V, 128.

61 Wenn die Tauben nicht aussfliegen, so haben sie kein Vngemach. - Petri, II, 654.

62 Wenn die Tauben vnterm Dach bleiben, so seynd sie sicher vorm Stossvogel. (S. Maus 1.) - Lehmann, 116, 6.

63 Wenn du die Taube nicht isst, was kümmert's dich, ob sie verbrannt ist. - Sanders, 225, 51.

64 Wenn ich den Tauben nicht zu Hülfe komme, sagte der Marder, so frisst (raubt) sie der Fuchs.

Die Russen: Der Marder würgte die Tauben, damit sie vom Fuchs nicht gefressen würden. (Altmann VI, 415.)

65 Wenn man den Tauben ihre Jungen nimmt, so hecken sie doch wieder.

Aber das macht das Geld nicht; ist es hin, so legt es nicht ins Nest, dass man mehr goldene Eier könnte herausholen.

66 Wenn man sich auch vor den Tauben fürchtet, man muss doch säen.

67 Wenn sek de Dauwen baet, sau gift et Räen. - Schambach, II, 679.

Nach Schübler's Meteorologie (S. 207) ist die Bemerkung begründet, dass das Baden der Tauben ein Vorzeichen von Regen ist.

68 Wer kein tauben hat, der hat mücken1. - Franck, I, 90a; Gruter, I, 81; Petri, II, 728; Lehmann, 100, 49; Eiselein, 676; Simrock, 10117; Körte, 5859.

1) Mucken; Axair des rats.

69 Wer sich zur Tauben macht, den stossen (fressen) die Falcken. (S. Bank 26 und Esel 476.) - Lehmann, 118, 10; Simrock, 10113; Körte, 5858; Winckler, XII, 24; Braun, I, 4399; Törning, 21; Altmann VI, 459.

Dän.: Hvo sig gjör til due, tages af höge. (Prov. dan., 235.)

It.: Chi colomba si fa, il falcon se la mangia. (Bohn I, 79.)

70 Wer Tauben brütet, der soll sie nicht vnzeitig lassen aussfliegen. - Lehmann, 239, 40.

Empfiehlt Reife der Gedanken in Wort und Schrift.

71 Wer Tauben haben wil, der muss Tauben lassen aussfliegen. - Petri, II, 769.

72 Wer Tauben hatt, dem muss man sie abfangen. (S. Maus 241 und Mücke 98.) - Lehmann, 430, 31.

73 Wo die Tauben gut Futter finden, da fliegen sie hin. (S. Taubenhaus.)

Span.: Aya cebo en el (oder: no falte cibo al) palomer, que palomas ellas se vesman. (Bohn I, 204 u. 235.)

74 Wo Dauw'n sünd, du fleg'n Dauw'n to. (Altmark.) - Danneil, 278; Engelien, 221, 33.

75 Wo Tauben sind, da fehlt es nicht an Habichten.

Dän.: Hvor der findes duer, vil gierne findes höge. - Hvor duer ere, flyer duer til. (Prov. dan., 166 u. 412.)

76 Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu. - Luther's Ms., 16; Petri, II, 816; Oec. rur., 13, 521; Latendorf II, 31; Pistor., X, 54; Blum, 105; Eiselein, 588;

[Spaltenumbruch] 34 Gebrone Duvve kommen enge (einem) net egen Mull gefloge. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 75; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 52; hochdeutsch bei Gaal, 1508.

35 Junge Tauben bei den Raben, schöne Jungfrau bei jungen Knaben, der wird so wohl behüt't, als wenn der Wolf der Schafe hüt't.

36 Keine Taube brütet (heckt) einen Sperber.Blum, 506; Sailer, 148; Simrock, 10115; Körte, 5861; Braun, I, 4403.

Frz.: D'une buse on ne saurait faire un épervier.

Lat.: Columba non generat aquilam. (Gaal, 1507.)

37 Man fängt nicht zwei Tauben mit Einer Bohne.Eiselein, 588; Simrock, 10111; Braun, I, 4401.

38 Mancher lest jhm seine tauben nicht abfangen.Lehmann, 512, 25.

39 'N blinn' Dûw find't ôk woll 'n Aerft. (Altmark.) – Danneil, 7 u. 44; Schambach, II, 132.

40 Nicht jede Taube bringt einen Oelzweig.Winckler, XIX, 76.

41 Niemand komen de gebraden Duyven in den Mond gevlogen. (Münsterland.) – Archiv, 48, 364.

Schwed.: Inga steckta starar fiyga enom i munnen. (Törning, 86.)

42 Satte Tauben lassen die besten Körner liegen.

Frz.: A columbes savules cerises sont amères. (Leroux, I, 110.)

43 Sollen die Tauben nicht zum Nachbar fliegen, muss man ihnen einen guten Söller bauen.Altmann VI, 502.

44 Tauben, die unter Dach bleiben, sind vor dem Stossvogel sicher.Masson, 361.

45 Tauben, Gärten und Teich' machen keinen reich.Körte, 5862.

46 Tauben haben keine Gall' (Krall') und sind der Leute all'.Blum, 106; Eisenhart, 206; Henisch, 1339, 67; Pistor., X, 53; Eiselein, 588; Estor, I, 528; Hillebrand, 65, 95; Simrock, 10109; Graf, 130, 384.

Eiselein u. a. behaupten, das Wort „Galle“ sei eine Verdrehung; es müsse Kralle heissen, das Sprichwort habe seine Quelle im sächsischen Weichbilde (Daniels, 108): „Duven, kran, alestren, pawen, vederspel dat nicht grymmet, vlüget it to velde, it is gemeine.“ Es erscheint aber mindestens sehr fraglich, ob dieser Satz die Quelle zu obigem Sprichwort ist. Ich kann durchaus nicht einsehen, warum statt Galle Kralle stehen solle, zumal jedermann weiss, dass die Tauben wie alle Vögel Krallen haben, und wie es in Betreff der Galle steht, von jeder Köchin zu erfahren ist. In der That sagt auch jedermann: die Tauben haben keine Galle, und ich habe noch von niemand dafür Kralle sagen hören. Das Sprichwort enthält übrigens keinen gültigen Rechtssatz mehr. Weder die wilden noch die zahmen Tauben, mag man nun Galle oder Kralle sagen, sind der Leute alle; denn jene gehören zur Jagd, also nur denen, die dazu berechtigt sind, und diese sind Privateigenthum. – Vom allgemeinen, nicht juridischen Standpunkte betrachtet, gibt Hillebrand a a. O. den Sinn des Sprichworts mit dem Satze: „Die Tauben haben eine gutmüthige Natur und sind jedermann zugethan.“ – „Man sagt gemeinlich, dass die Taub kein gall habe, welches doch Galenus für spöttlich haltet.“ (Gessner, Vogelbuch, Zürich 1582, S. 239a.)

Frz.: Le coulomb n'a point de fiel. (Leroux, I, 110.)

47 Tauben legen immer Eyer vnnd zeugen junge, obgleich man sie jhnen raubt.Petri, II, 544.

48 Tauben und Bien' bringen Schaden und Gewinn; Schaf und Teich machen gleichfalls arm und reich.Gerlach, 36.

49 Tauben und Habichte lassen sich nicht in Einem Käfig gross ziehen.Altmann VI, 486.

50 Tauben und Pfauen haben gleiches Recht.Graf, 130, 385.

D. h. sie werden, wie es im sächsischen Weichbilde (Daniels, 118) heisst, gemein, wenn sie aus dem gerückten Gewer entkommen, d. h. ausser Haus und Hof aufs freie Feld.

Mhd.: Tuben und phawen hant gelichez reht. (Schwabenspiegel, 199, 1.)

51 Tauben und Raben müssen ihren Platz im Zirkel haben.Keller, 133a.

52 Tauben und Ziegen lassen den Bauer liegen, aber Bienen und Schaf' helfen ihm wieder auf. (Posen.)


[Spaltenumbruch]

53 Tauben und Ziegen lassen ihren Herren nichts liegen; Kühe, Schafe und Bienen können ihren Herren was verdienen.Schambach, II, 569.

54 Wenn die Taube auch ein Adlerei legen könnte, sie würde doch daraus keinen Adler brüten.Altmann VI, 505.

55 Wenn die Taube fleugt zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behelt.Petri, II, 654.

56 Wenn die Taube mit dem Raben fliegt, bleibt zwar ihr Gefieder weiss, aber ihr Herz wird schwarz. (Tat.)

57 Wenn die Taube satt ist, schmeckt ihr die Gerste nicht mehr.

It.: A colombo pasciuta la vescia par amara. (Bohn I, 67.)

58 Wenn die Tauben ausgeflogen, wird der Schlag erst zugezogen.Seybold, 300.

59 Wenn die Tauben den Habich zum Schutzherrn erwehlen, so müssen sie ihre Haut in Acht nehmen. (S. Frosch 63, Habicht 2 u. 23, Huhn 177 und Pferd 691.) – Lehmann, 70, 11.

60 Wenn die Tauben Falken brüten, dann mögen sie sich zum Dank von ihnen fressen lassen.Altmann V, 128.

61 Wenn die Tauben nicht aussfliegen, so haben sie kein Vngemach.Petri, II, 654.

62 Wenn die Tauben vnterm Dach bleiben, so seynd sie sicher vorm Stossvogel. (S. Maus 1.) – Lehmann, 116, 6.

63 Wenn du die Taube nicht isst, was kümmert's dich, ob sie verbrannt ist.Sanders, 225, 51.

64 Wenn ich den Tauben nicht zu Hülfe komme, sagte der Marder, so frisst (raubt) sie der Fuchs.

Die Russen: Der Marder würgte die Tauben, damit sie vom Fuchs nicht gefressen würden. (Altmann VI, 415.)

65 Wenn man den Tauben ihre Jungen nimmt, so hecken sie doch wieder.

Aber das macht das Geld nicht; ist es hin, so legt es nicht ins Nest, dass man mehr goldene Eier könnte herausholen.

66 Wenn man sich auch vor den Tauben fürchtet, man muss doch säen.

67 Wenn sek de Dûwen bâet, sau gift et Räen.Schambach, II, 679.

Nach Schübler's Meteorologie (S. 207) ist die Bemerkung begründet, dass das Baden der Tauben ein Vorzeichen von Regen ist.

68 Wer kein tauben hat, der hat mücken1.Franck, I, 90a; Gruter, I, 81; Petri, II, 728; Lehmann, 100, 49; Eiselein, 676; Simrock, 10117; Körte, 5859.

1) Mucken; Axair des rats.

69 Wer sich zur Tauben macht, den stossen (fressen) die Falcken. (S. Bank 26 und Esel 476.) – Lehmann, 118, 10; Simrock, 10113; Körte, 5858; Winckler, XII, 24; Braun, I, 4399; Törning, 21; Altmann VI, 459.

Dän.: Hvo sig gjør til due, tages af høge. (Prov. dan., 235.)

It.: Chi colomba si fa, il falcon se la mangia. (Bohn I, 79.)

70 Wer Tauben brütet, der soll sie nicht vnzeitig lassen aussfliegen.Lehmann, 239, 40.

Empfiehlt Reife der Gedanken in Wort und Schrift.

71 Wer Tauben haben wil, der muss Tauben lassen aussfliegen.Petri, II, 769.

72 Wer Tauben hatt, dem muss man sie abfangen. (S. Maus 241 und Mücke 98.) – Lehmann, 430, 31.

73 Wo die Tauben gut Futter finden, da fliegen sie hin. (S. Taubenhaus.)

Span.: Aya cebo en el (oder: no falte cibo al) palomer, que palomas ellas se vesman. (Bohn I, 204 u. 235.)

74 Wo Dûw'n sünd, du flêg'n Dûw'n to. (Altmark.) – Danneil, 278; Engelien, 221, 33.

75 Wo Tauben sind, da fehlt es nicht an Habichten.

Dän.: Hvor der findes duer, vil gierne findes høge. – Hvor duer ere, flyer duer til. (Prov. dan., 166 u. 412.)

76 Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu.Luther's Ms., 16; Petri, II, 816; Oec. rur., 13, 521; Latendorf II, 31; Pistor., X, 54; Blum, 105; Eiselein, 588;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0528" n="[522]"/><cb n="1043"/>
34 Gebrone Duvve kommen enge (einem) net egen Mull gefloge.</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 493, 75;</hi> für Steiermark: <hi rendition="#i">Firmenich, II, 766, 52;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Gaal, 1508.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">35 Junge Tauben bei den Raben, schöne Jungfrau bei jungen Knaben, der wird so wohl behüt't, als wenn der Wolf der Schafe hüt't.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">36 Keine Taube brütet (heckt) einen Sperber.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 506; Sailer, 148; Simrock, 10115; Körte, 5861; Braun, I, 4403.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: D'une buse on ne saurait faire un épervier.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Columba non generat aquilam. (<hi rendition="#i">Gaal, 1507.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Man fängt nicht zwei Tauben mit Einer Bohne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 588; Simrock, 10111; Braun, I, 4401.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Mancher lest jhm seine tauben nicht abfangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 512, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">39 'N blinn' Dûw find't ôk woll 'n Aerft.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 7 u. 44; Schambach, II, 132.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">40 Nicht jede Taube bringt einen Oelzweig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XIX, 76.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">41 Niemand komen de gebraden Duyven in den Mond gevlogen.</hi> (<hi rendition="#i">Münsterland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Archiv, 48, 364.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Inga steckta starar fiyga enom i munnen. (<hi rendition="#i">Törning, 86.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Satte Tauben lassen die besten Körner liegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A columbes savules cerises sont amères. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 110.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">43 Sollen die Tauben nicht zum Nachbar fliegen, muss man ihnen einen guten Söller bauen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">44 Tauben, die unter Dach bleiben, sind vor dem Stossvogel sicher.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Masson, 361.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">45 Tauben, Gärten und Teich' machen keinen reich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 5862.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">46 Tauben haben keine Gall' (Krall') und sind der Leute all'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 106; Eisenhart, 206; Henisch, 1339, 67; Pistor., X, 53; Eiselein, 588; Estor, I, 528; Hillebrand, 65, 95; Simrock, 10109; Graf, 130, 384.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Eiselein</hi> u. a. behaupten, das Wort &#x201E;Galle&#x201C; sei eine Verdrehung; es müsse Kralle heissen, das Sprichwort habe seine Quelle im sächsischen Weichbilde (<hi rendition="#i">Daniels, 108</hi>): &#x201E;Duven, kran, alestren, pawen, vederspel dat nicht grymmet, vlüget it to velde, it is gemeine.&#x201C; Es erscheint aber mindestens sehr fraglich, ob dieser Satz die Quelle zu obigem Sprichwort ist. Ich kann durchaus nicht einsehen, warum statt Galle Kralle stehen solle, zumal jedermann weiss, dass die Tauben wie alle Vögel Krallen haben, und wie es in Betreff der Galle steht, von jeder Köchin zu erfahren ist. In der That sagt auch jedermann: die Tauben haben keine Galle, und ich habe noch von niemand dafür Kralle sagen hören. Das Sprichwort enthält übrigens keinen gültigen Rechtssatz mehr. Weder die wilden noch die zahmen Tauben, mag man nun Galle oder Kralle sagen, sind der Leute alle; denn jene gehören zur Jagd, also nur denen, die dazu berechtigt sind, und diese sind Privateigenthum. &#x2013; Vom allgemeinen, nicht juridischen Standpunkte betrachtet, gibt <hi rendition="#i">Hillebrand</hi> a a. O. den Sinn des Sprichworts mit dem Satze: &#x201E;Die Tauben haben eine gutmüthige Natur und sind jedermann zugethan.&#x201C; &#x2013; &#x201E;Man sagt gemeinlich, dass die Taub kein gall habe, welches doch Galenus für spöttlich haltet.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gessner, Vogelbuch, Zürich 1582, S. 239<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le coulomb n'a point de fiel. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 110.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">47 Tauben legen immer Eyer vnnd zeugen junge, obgleich man sie jhnen raubt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 544.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">48 Tauben und Bien' bringen Schaden und Gewinn; Schaf und Teich machen gleichfalls arm und reich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gerlach, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">49 Tauben und Habichte lassen sich nicht in Einem Käfig gross ziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 486.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">50 Tauben und Pfauen haben gleiches Recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 130, 385.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. sie werden, wie es im sächsischen Weichbilde (<hi rendition="#i">Daniels, 118</hi>) heisst, gemein, wenn sie aus dem gerückten Gewer entkommen, d. h. ausser Haus und Hof aufs freie Feld.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Tuben und phawen hant gelichez reht. (<hi rendition="#i">Schwabenspiegel, 199, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">51 Tauben und Raben müssen ihren Platz im Zirkel haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Keller, 133<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">52 Tauben und Ziegen lassen den Bauer liegen, aber Bienen und Schaf' helfen ihm wieder auf.</hi> (<hi rendition="#i">Posen.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="1044"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">53 Tauben und Ziegen lassen ihren Herren nichts liegen; Kühe, Schafe und Bienen können ihren Herren was verdienen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">54 Wenn die Taube auch ein Adlerei legen könnte, sie würde doch daraus keinen Adler brüten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann VI, 505.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">55 Wenn die Taube fleugt zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behelt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 654.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">56 Wenn die Taube mit dem Raben fliegt, bleibt zwar ihr Gefieder weiss, aber ihr Herz wird schwarz.</hi> (<hi rendition="#i">Tat.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">57 Wenn die Taube satt ist, schmeckt ihr die Gerste nicht mehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A colombo pasciuta la vescia par amara. (<hi rendition="#i">Bohn I, 67.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">58 Wenn die Tauben ausgeflogen, wird der Schlag erst zugezogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Seybold, 300.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">59 Wenn die Tauben den Habich zum Schutzherrn erwehlen, so müssen sie ihre Haut in Acht nehmen.</hi> (S.  Frosch 63, Habicht  2 u.  23,  Huhn 177 und  Pferd 691.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 70, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Wenn die Tauben Falken brüten, dann mögen sie sich zum Dank von ihnen fressen lassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 128.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">61 Wenn die Tauben nicht aussfliegen, so haben sie kein Vngemach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 654.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">62 Wenn die Tauben vnterm Dach bleiben, so seynd sie sicher vorm Stossvogel.</hi> (S.  Maus 1.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 116, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 Wenn du die Taube nicht isst, was kümmert's dich, ob sie verbrannt ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sanders, 225, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">64 Wenn ich den Tauben nicht zu Hülfe komme, sagte der Marder, so frisst (raubt) sie der Fuchs.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Der Marder würgte die Tauben, damit sie vom Fuchs nicht gefressen würden. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 415.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">65 Wenn man den Tauben ihre Jungen nimmt, so hecken sie doch wieder.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber das macht das Geld nicht; ist es hin, so legt es nicht ins Nest, dass man mehr goldene Eier könnte herausholen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">66 Wenn man sich auch vor den Tauben fürchtet, man muss doch säen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Wenn sek de Dûwen bâet, sau gift et Räen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 679.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach <hi rendition="#i">Schübler's Meteorologie</hi> (S. 207) ist die Bemerkung begründet, dass das Baden der Tauben ein Vorzeichen von Regen ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Wer kein tauben hat, der hat mücken<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 90<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 81; Petri, II, 728; Lehmann, 100, 49; Eiselein, 676; Simrock, 10117; Körte, 5859.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mucken; Axair des rats.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">69 Wer sich zur Tauben macht, den stossen (fressen) die Falcken.</hi> (S.  Bank 26 und  Esel 476.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 118, 10; Simrock, 10113; Körte, 5858; Winckler, XII, 24; Braun, I, 4399; Törning, 21; Altmann VI, 459.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo sig gjør til due, tages af høge. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi colomba si fa, il falcon se la mangia. (<hi rendition="#i">Bohn I, 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Wer Tauben brütet, der soll sie nicht vnzeitig lassen aussfliegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 239, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Empfiehlt Reife der Gedanken in Wort und Schrift.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">71 Wer Tauben haben wil, der muss Tauben lassen aussfliegen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 769.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">72 Wer Tauben hatt, dem muss man sie abfangen.</hi> (S.  Maus 241 und  Mücke 98.) &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 430, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">73 Wo die Tauben gut Futter finden, da fliegen sie hin.</hi> (S.  Taubenhaus.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Aya cebo en el (oder: no falte cibo al) palomer, que palomas ellas se vesman. (<hi rendition="#i">Bohn I, 204 u. 235.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Wo Dûw'n sünd, du flêg'n Dûw'n to.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 278; Engelien, 221, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">75 Wo Tauben sind, da fehlt es nicht an Habichten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvor der findes duer, vil gierne findes høge. &#x2013; Hvor duer ere, flyer duer til. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 166 u. 412.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">76 Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Ms., 16; Petri, II, 816; Oec. rur., 13, 521; Latendorf II, 31; Pistor., X, 54; Blum, 105; Eiselein, 588;</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#i">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[522]/0528] 34 Gebrone Duvve kommen enge (einem) net egen Mull gefloge. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 75; für Steiermark: Firmenich, II, 766, 52; hochdeutsch bei Gaal, 1508. 35 Junge Tauben bei den Raben, schöne Jungfrau bei jungen Knaben, der wird so wohl behüt't, als wenn der Wolf der Schafe hüt't. 36 Keine Taube brütet (heckt) einen Sperber. – Blum, 506; Sailer, 148; Simrock, 10115; Körte, 5861; Braun, I, 4403. Frz.: D'une buse on ne saurait faire un épervier. Lat.: Columba non generat aquilam. (Gaal, 1507.) 37 Man fängt nicht zwei Tauben mit Einer Bohne. – Eiselein, 588; Simrock, 10111; Braun, I, 4401. 38 Mancher lest jhm seine tauben nicht abfangen. – Lehmann, 512, 25. 39 'N blinn' Dûw find't ôk woll 'n Aerft. (Altmark.) – Danneil, 7 u. 44; Schambach, II, 132. 40 Nicht jede Taube bringt einen Oelzweig. – Winckler, XIX, 76. 41 Niemand komen de gebraden Duyven in den Mond gevlogen. (Münsterland.) – Archiv, 48, 364. Schwed.: Inga steckta starar fiyga enom i munnen. (Törning, 86.) 42 Satte Tauben lassen die besten Körner liegen. Frz.: A columbes savules cerises sont amères. (Leroux, I, 110.) 43 Sollen die Tauben nicht zum Nachbar fliegen, muss man ihnen einen guten Söller bauen. – Altmann VI, 502. 44 Tauben, die unter Dach bleiben, sind vor dem Stossvogel sicher. – Masson, 361. 45 Tauben, Gärten und Teich' machen keinen reich. – Körte, 5862. 46 Tauben haben keine Gall' (Krall') und sind der Leute all'. – Blum, 106; Eisenhart, 206; Henisch, 1339, 67; Pistor., X, 53; Eiselein, 588; Estor, I, 528; Hillebrand, 65, 95; Simrock, 10109; Graf, 130, 384. Eiselein u. a. behaupten, das Wort „Galle“ sei eine Verdrehung; es müsse Kralle heissen, das Sprichwort habe seine Quelle im sächsischen Weichbilde (Daniels, 108): „Duven, kran, alestren, pawen, vederspel dat nicht grymmet, vlüget it to velde, it is gemeine.“ Es erscheint aber mindestens sehr fraglich, ob dieser Satz die Quelle zu obigem Sprichwort ist. Ich kann durchaus nicht einsehen, warum statt Galle Kralle stehen solle, zumal jedermann weiss, dass die Tauben wie alle Vögel Krallen haben, und wie es in Betreff der Galle steht, von jeder Köchin zu erfahren ist. In der That sagt auch jedermann: die Tauben haben keine Galle, und ich habe noch von niemand dafür Kralle sagen hören. Das Sprichwort enthält übrigens keinen gültigen Rechtssatz mehr. Weder die wilden noch die zahmen Tauben, mag man nun Galle oder Kralle sagen, sind der Leute alle; denn jene gehören zur Jagd, also nur denen, die dazu berechtigt sind, und diese sind Privateigenthum. – Vom allgemeinen, nicht juridischen Standpunkte betrachtet, gibt Hillebrand a a. O. den Sinn des Sprichworts mit dem Satze: „Die Tauben haben eine gutmüthige Natur und sind jedermann zugethan.“ – „Man sagt gemeinlich, dass die Taub kein gall habe, welches doch Galenus für spöttlich haltet.“ (Gessner, Vogelbuch, Zürich 1582, S. 239a.) Frz.: Le coulomb n'a point de fiel. (Leroux, I, 110.) 47 Tauben legen immer Eyer vnnd zeugen junge, obgleich man sie jhnen raubt. – Petri, II, 544. 48 Tauben und Bien' bringen Schaden und Gewinn; Schaf und Teich machen gleichfalls arm und reich. – Gerlach, 36. 49 Tauben und Habichte lassen sich nicht in Einem Käfig gross ziehen. – Altmann VI, 486. 50 Tauben und Pfauen haben gleiches Recht. – Graf, 130, 385. D. h. sie werden, wie es im sächsischen Weichbilde (Daniels, 118) heisst, gemein, wenn sie aus dem gerückten Gewer entkommen, d. h. ausser Haus und Hof aufs freie Feld. Mhd.: Tuben und phawen hant gelichez reht. (Schwabenspiegel, 199, 1.) 51 Tauben und Raben müssen ihren Platz im Zirkel haben. – Keller, 133a. 52 Tauben und Ziegen lassen den Bauer liegen, aber Bienen und Schaf' helfen ihm wieder auf. (Posen.) 53 Tauben und Ziegen lassen ihren Herren nichts liegen; Kühe, Schafe und Bienen können ihren Herren was verdienen. – Schambach, II, 569. 54 Wenn die Taube auch ein Adlerei legen könnte, sie würde doch daraus keinen Adler brüten. – Altmann VI, 505. 55 Wenn die Taube fleugt zu weit ins Feld, zuletzt der Habicht sie behelt. – Petri, II, 654. 56 Wenn die Taube mit dem Raben fliegt, bleibt zwar ihr Gefieder weiss, aber ihr Herz wird schwarz. (Tat.) 57 Wenn die Taube satt ist, schmeckt ihr die Gerste nicht mehr. It.: A colombo pasciuta la vescia par amara. (Bohn I, 67.) 58 Wenn die Tauben ausgeflogen, wird der Schlag erst zugezogen. – Seybold, 300. 59 Wenn die Tauben den Habich zum Schutzherrn erwehlen, so müssen sie ihre Haut in Acht nehmen. (S. Frosch 63, Habicht 2 u. 23, Huhn 177 und Pferd 691.) – Lehmann, 70, 11. 60 Wenn die Tauben Falken brüten, dann mögen sie sich zum Dank von ihnen fressen lassen. – Altmann V, 128. 61 Wenn die Tauben nicht aussfliegen, so haben sie kein Vngemach. – Petri, II, 654. 62 Wenn die Tauben vnterm Dach bleiben, so seynd sie sicher vorm Stossvogel. (S. Maus 1.) – Lehmann, 116, 6. 63 Wenn du die Taube nicht isst, was kümmert's dich, ob sie verbrannt ist. – Sanders, 225, 51. 64 Wenn ich den Tauben nicht zu Hülfe komme, sagte der Marder, so frisst (raubt) sie der Fuchs. Die Russen: Der Marder würgte die Tauben, damit sie vom Fuchs nicht gefressen würden. (Altmann VI, 415.) 65 Wenn man den Tauben ihre Jungen nimmt, so hecken sie doch wieder. Aber das macht das Geld nicht; ist es hin, so legt es nicht ins Nest, dass man mehr goldene Eier könnte herausholen. 66 Wenn man sich auch vor den Tauben fürchtet, man muss doch säen. 67 Wenn sek de Dûwen bâet, sau gift et Räen. – Schambach, II, 679. Nach Schübler's Meteorologie (S. 207) ist die Bemerkung begründet, dass das Baden der Tauben ein Vorzeichen von Regen ist. 68 Wer kein tauben hat, der hat mücken1. – Franck, I, 90a; Gruter, I, 81; Petri, II, 728; Lehmann, 100, 49; Eiselein, 676; Simrock, 10117; Körte, 5859. 1) Mucken; Axair des rats. 69 Wer sich zur Tauben macht, den stossen (fressen) die Falcken. (S. Bank 26 und Esel 476.) – Lehmann, 118, 10; Simrock, 10113; Körte, 5858; Winckler, XII, 24; Braun, I, 4399; Törning, 21; Altmann VI, 459. Dän.: Hvo sig gjør til due, tages af høge. (Prov. dan., 235.) It.: Chi colomba si fa, il falcon se la mangia. (Bohn I, 79.) 70 Wer Tauben brütet, der soll sie nicht vnzeitig lassen aussfliegen. – Lehmann, 239, 40. Empfiehlt Reife der Gedanken in Wort und Schrift. 71 Wer Tauben haben wil, der muss Tauben lassen aussfliegen. – Petri, II, 769. 72 Wer Tauben hatt, dem muss man sie abfangen. (S. Maus 241 und Mücke 98.) – Lehmann, 430, 31. 73 Wo die Tauben gut Futter finden, da fliegen sie hin. (S. Taubenhaus.) Span.: Aya cebo en el (oder: no falte cibo al) palomer, que palomas ellas se vesman. (Bohn I, 204 u. 235.) 74 Wo Dûw'n sünd, du flêg'n Dûw'n to. (Altmark.) – Danneil, 278; Engelien, 221, 33. 75 Wo Tauben sind, da fehlt es nicht an Habichten. Dän.: Hvor der findes duer, vil gierne findes høge. – Hvor duer ere, flyer duer til. (Prov. dan., 166 u. 412.) 76 Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu. – Luther's Ms., 16; Petri, II, 816; Oec. rur., 13, 521; Latendorf II, 31; Pistor., X, 54; Blum, 105; Eiselein, 588;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/528
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [522]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/528>, abgerufen am 22.11.2024.