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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 303 Heller Tag und scharfe Augen macht guten Kauf.

Schwed.: Ljus dag och klaar ögon gjöra bästa kjöpet. (Grubb, 404.)

304 Heut' ist ein guter Tag, sagte der Junge, die Mutter kocht keinen Kohl und der Cantor hält keine Schol'.

Holl.: Kool is kost, zei de jongen, mijn moertje kookt ze zeven maal in eene week. (Harrebomee, I, 433b.)

305 Heut' ist mein Tag und anderer Leute Helle, sagt der Schwabe an seinem Namenstage. (Wurmlingen.) - Birlinger, 484.

306 Hüt gift'n heiten Dag, sär dei Hex, da süll sei brennen. (Mecklenburg.) - Raabe, 785.

Der Kladderadatsch (1872, S. 87) parodirt das Sprichwort in folgender Weise, um die Verfolgung der beiden freisinnigen Geistlichen Lisco und Sydow seitens der buchstabengläubigen Fanatiker zu geiseln: "Heut' wird's warm, sagt Sydow zu Lisco, da brannten sie schon auf dem Scheiterhaufen."

Holl.: Het zal van dag een warme daag voor ons zijn, zei de eene dief tegen den anderen, en zij zouden gegeeseld en gebrandmerkt worden. (Harrebomee, I, 115a.)

307 In alten Tagen regnete es Manna, jetzt nicht einmal Pumpernickel.

Dän.: I gamle dage gjorde de pölse i torski mave nu er verden vendt omkring nu gjöre de pölse i aalerskind. (Prov. dan., 215.)

308 In den kurzen Tagen kann man nicht an alles denken, sagte die Magd, als sie das Aufstehen vergessen hatte.

Holl.: De dagen zijn zoo kort, zei schipper Geert, dat men alles niet onthouden kann, en hij had zijne boodschap vergeten. (Harrebomee, I, 211.)

309 In zwei Tagen thut man mehr als an einem.

310 Ist der Tag auch noch so lang, dennoch kommt der Abend. - Simrock, 10062; Körte, 5825.

Die Zeit heilt jeden Schmerz.

Engl.: Be the day never so long, at bength cometh evensong. (Bohn II, 84.) - The longest day must have an end. (Gaal, 4.)

Frz.: Il n'y a point de si long jour, que la nuit ne le suive. (Gaal, 4.) - Il n'est si grand jour qui ne vienne au vespre ni temps, qui ne prenue fin. (Masson, 327.)

It.: Non vi e si lungo giorno, che non lo segua la notte. (Gaal, 4.) - Ogni di vien sera.

Lat.: Mors ultima linea rerum.

Schwed.: Aldrig är dagen sa lang, att inte aftonen kommer. (Marin, 4.)

311 Je besser der Tag, je besser sei das Werk.

Engl.: The better day, the better deed. (Bohn II, 84.)

Frz.: A bon jour bon oeuvre.

Lat.: Dicenda bona sunt bona verba die.

312 Je heiliger der Tag, desto ärger ist der Teufel.

An den heiligsten Tagen werden oft die ärgsten Bubenstücke verübt.

Frz.: Au bonnes fetes les bons coups.

313 Je kürzer die Tage, desto länger die Nächte.

314 Je länger de Dag, je köerter de Fam (Fäden). (Westf.)

In Franken: Wi lönger d'r Tog, wi körzer 's Trumm (Stück, Faden). (Frommann, VI, 325, 378.)

315 Je länger de Tag, je schönder de Lüde. - Lohrengel, I, 413; Schambach, II, 281.

316 Je länger der Tag, je kürzer der Faden. - Blum, 295; Eiselein, 587; Simrock, 10082; Boebel, 97; Körte, 5844; Braun, I, 4373.

Weil, je kürzer die Abende werden, auch desto weniger gesponnen wird, da man meist bei Lampenlicht spinnt.

Dän.: Jo laengere dag jo staekkere traad, thi der spindes mindst om sommeren. (Prov. dan., 102.)

Schwed.: Ju längre dag, ju stäkre trad. (Grubb, 405.)

317 Je läng'r d' Dag, je kört'r de Fäöm. (Altmark.) - Danneil, 260.

318 Je schöner der Tag, je schöner das Werk.

Port.: Em bons dias, boas obras. (Bohn I, 276.)

319 Jedem ist sein Tag bestimmt.

320 Jeder Tag bricht ein Blum von der schönheit, darumb hat sie kein bestandt. - Lehmann, 706, 39.

321 Jeder Tag bringt neue Lehr'.

Neue Erfahrungen, Gelegenheit etwas zu lernen, verständiger zu werden.

Lat.: Discenti assidue multa senecta venit. (Binder I, 340; Philippi, I, 121; Seybold, 129.)

322 Jeder Tag bringt sein Brot.

Schwed.: Hwar dag far sin föda. (Grubb, 356.)

[Spaltenumbruch] 323 Jeder Tag bringt seinen Abend.

Dän.: Dagen er aidrig saa lang at aften maa vi jo vente. - En hver dag har sin aften. - Hver dag haver sin nat, hver glaede sin sorg. (Prov. dan., 102.)

Frz.: A chacun jour son vespre. - Nul jour sans soir. (Leroux, I, 68 u. 69.)

It.: Non vien di che non venga sera.

324 Jeder Tag gebiert mir, was ich nicht mag.

325 Jeder Tag hat sein eigen Uebel (seine Plage). Agricola I, 655; Lehmann, 920, 32; Eiselein, 586; Simrock, 10066; Körte, 5826; Mayer, II, 158; Braun, I, 4379.

In Hannover: Jeder Tag het sine Last (oder: Plage). (Schambach, II, 62.) "Jeder Tag hat seine Plage und die Nacht hat ihre Lust." (Goethe.)

Dän.: Det er nok at hver dag haver sin egen plage. - Lat hver dag have sin egen plage. (Prov. dan., 102 u. 319.)

Frz.: A chaque jour sa peine. - A chaque jour suffit sa peine. (Bohn I, 2; Masson, 326.) - A chaque jour suffit son mal. (Gaal, 1493; Lendroy, 1385.)

Lat.: Nulla dies moerore caret. (Seneca.) (Altdorf, 59; Binder I, 2226; II, 2280; Gaal, 1493; Sutor, 1001; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Masson, 326.)

Schwed.: Hwer dag haar sin plaga. (Grubb, 346.)

326 Jeder Tag hat sein Lieb und sein Leid. - Sutor, 277; Körte, 582; Simrock, 10067.

Holl.: Elke dag heeft zijn lief een leed. (Harrebomee, I, 114a.)

327 Jeder Tag hat sein Werk (Geschäft, seine Arbeit u. s. w.).

Schwed.: Hwar dag har sin sysla. (Grubb, 356.)

328 Jeder Tag hat seine Farbe. - Gaal, 1495.

329 Jeder Tag hat seinen Abend, jeder Hof seinen Verräther.

Frz.: A chaque jour son vepre et chaque cour son traitre. (Kritzinger, 402a.)

330 Jeder Tag ist dem Narren ein Festtag.

331 Jeder Tag ist ein Bote Gottes. - Altmann VI, 461.

332 Jeder Tag ist ein Faden zum Sterbekittel. - Masson, 331.

333 Jeder Tag ist eine Treppe hinunter zum Tode.

334 Jedet Dak het sein Ungemak. (Neumark.) - Engelien, 219, 77.

335 Jeglicher Tag ist eine Stufe niedergestiegen zum Tode.

Bei Tunnicius (1223): Illik dach is ein trappe dale gestegen to dem dode. (Sola dies omnis gradus est ac fata cruenta.)

336 Jetzt ist der tag ein stieffmütterlein, bald kan er ein stieffvatter seyn. - Gruter, III, 37; Lehmann, II, 286, 2; Seybold, 260.

337 Jo later am Tage, je netter Lü. (Iserlohn.) - Woeste, 73, 198.

338 Kalte Tage, kurze Tage.

Dän.: De dage som ere de koldeste, de ere ogsaa de korteste. (Prov. dan., 103.)

339 Ke Tag i minem Lebe, ha ni nüt e so g'seh, e schneewissen Krain und schwarze Schnee. (Oberaargau.)

340 Kein Tag im Jahre, er kommt.

341 Kein Tag ohne Abend (Nacht).

Frz.: Nul jour sans soir. (Kritzinger, 403a.)

Holl.: Geen dag zonder nacht. (Harrebomee, I, 114a.)

342 Kein Tag ohne Linie.

Dies durch häufigen Gebrauch auch im Deutschen bekannt gewordene Sprichwort verdankt seine Entstehung dem Maler Apelles, der, wenn er einen Tag ohne Arbeit vollbracht hatte, mit Bedauern zu sagen pflegte: "Heut' hab ich keinen Pinselstrich gethan." Der römische Kaiser Titus hatte das Sprichwort zu seiner Lebensregel gewählt; er hielt jeden Tag für verloren, an dem er nicht eine gute Linie gemacht hatte.

Lat.: Nulla dies abeat, quin linea ducta supersit, nec decet ignavum praeteriisse diem. (Philippi, II, 50.) - Nulla dies sine linea. (Faselius, 179; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Schonheim, N, 35; Wiegand, 859; Egeria, 166; Schulblatt, 495.) - Nulla dies salsex linea. (Hauer, Kiij4.) Nullam hodie lineam duxi.

Schwed.: Ingen dag utan gjärning. (Grubb, 397.)

343 Kein Tag ohne Plag (Klag). - Lehmann, II, 321, 46.

Engl.: No day passes without some grief. (Bohn II, 5.)

344 Kein Tag so lang, er hat seinen Abend. - Schlechta, 352.

Frz.: Il n'y a si long jour qui ne vienne a la nuit. (Leroux, I, 69.)

[Spaltenumbruch] 303 Heller Tag und scharfe Augen macht guten Kauf.

Schwed.: Ljus dag och klaar ögon gjöra bästa kjöpet. (Grubb, 404.)

304 Heut' ist ein guter Tag, sagte der Junge, die Mutter kocht keinen Kohl und der Cantor hält keine Schol'.

Holl.: Kool is kost, zei de jongen, mijn moêrtje kookt ze zeven maal in eene week. (Harrebomée, I, 433b.)

305 Heut' ist mein Tag und anderer Leute Helle, sagt der Schwabe an seinem Namenstage. (Wurmlingen.) – Birlinger, 484.

306 Hüt gift'n heiten Dag, sär dei Hex, da süll sei brennen. (Mecklenburg.) – Raabe, 785.

Der Kladderadatsch (1872, S. 87) parodirt das Sprichwort in folgender Weise, um die Verfolgung der beiden freisinnigen Geistlichen Lisco und Sydow seitens der buchstabengläubigen Fanatiker zu geiseln: „Heut' wird's warm, sagt Sydow zu Lisco, da brannten sie schon auf dem Scheiterhaufen.“

Holl.: Het zal van dag een warme daag voor ons zijn, zei de eene dief tegen den anderen, en zij zouden gegeeseld en gebrandmerkt worden. (Harrebomée, I, 115a.)

307 In alten Tagen regnete es Manna, jetzt nicht einmal Pumpernickel.

Dän.: I gamle dage gjorde de pølse i torski mave nu er verden vendt omkring nu gjøre de pølse i aalerskind. (Prov. dan., 215.)

308 In den kurzen Tagen kann man nicht an alles denken, sagte die Magd, als sie das Aufstehen vergessen hatte.

Holl.: De dagen zijn zoo kort, zei schipper Geert, dat men alles niet onthouden kann, en hìj had zijne boodschap vergeten. (Harrebomée, I, 211.)

309 In zwei Tagen thut man mehr als an einem.

310 Ist der Tag auch noch so lang, dennoch kommt der Abend.Simrock, 10062; Körte, 5825.

Die Zeit heilt jeden Schmerz.

Engl.: Be the day never so long, at bength cometh evensong. (Bohn II, 84.) – The longest day must have an end. (Gaal, 4.)

Frz.: Il n'y a point de si long jour, que la nuit ne le suive. (Gaal, 4.) – Il n'est si grand jour qui ne vienne au vespre ni temps, qui ne prenue fin. (Masson, 327.)

It.: Non vi è si lungo giorno, che non lo segua la notte. (Gaal, 4.) – Ogni di vien sera.

Lat.: Mors ultima linea rerum.

Schwed.: Aldrig är dagen så lång, att inte aftonen kommer. (Marin, 4.)

311 Je besser der Tag, je besser sei das Werk.

Engl.: The better day, the better deed. (Bohn II, 84.)

Frz.: A bon jour bon oeuvre.

Lat.: Dicenda bona sunt bona verba die.

312 Je heiliger der Tag, desto ärger ist der Teufel.

An den heiligsten Tagen werden oft die ärgsten Bubenstücke verübt.

Frz.: Au bonnes fêtes les bons coups.

313 Je kürzer die Tage, desto länger die Nächte.

314 Je länger de Dag, je köerter de Fam (Fäden). (Westf.)

In Franken: Wi lönger d'r Tôg, wi körzer 's Trumm (Stück, Faden). (Frommann, VI, 325, 378.)

315 Je länger de Tag, je schönder de Lüde.Lohrengel, I, 413; Schambach, II, 281.

316 Je länger der Tag, je kürzer der Faden.Blum, 295; Eiselein, 587; Simrock, 10082; Boebel, 97; Körte, 5844; Braun, I, 4373.

Weil, je kürzer die Abende werden, auch desto weniger gesponnen wird, da man meist bei Lampenlicht spinnt.

Dän.: Jo længere dag jo stækkere traad, thi der spindes mindst om sommeren. (Prov. dan., 102.)

Schwed.: Ju längre dag, ju stäkre tråd. (Grubb, 405.)

317 Je läng'r d' Dag, je kört'r de Fäöm. (Altmark.) – Danneil, 260.

318 Je schöner der Tag, je schöner das Werk.

Port.: Em bons dias, boas obras. (Bohn I, 276.)

319 Jedem ist sein Tag bestimmt.

320 Jeder Tag bricht ein Blum von der schönheit, darumb hat sie kein bestandt.Lehmann, 706, 39.

321 Jeder Tag bringt neue Lehr'.

Neue Erfahrungen, Gelegenheit etwas zu lernen, verständiger zu werden.

Lat.: Discenti assidue multa senecta venit. (Binder I, 340; Philippi, I, 121; Seybold, 129.)

322 Jeder Tag bringt sein Brot.

Schwed.: Hwar dag får sin föda. (Grubb, 356.)

[Spaltenumbruch] 323 Jeder Tag bringt seinen Abend.

Dän.: Dagen er aidrig saa lang at aften maa vi jo vente. – En hver dag har sin aften. – Hver dag haver sin nat, hver glæde sin sorg. (Prov. dan., 102.)

Frz.: A chacun jour son vespre. – Nul jour sans soir. (Leroux, I, 68 u. 69.)

It.: Non vien di che non venga sera.

324 Jeder Tag gebiert mir, was ich nicht mag.

325 Jeder Tag hat sein eigen Uebel (seine Plage). Agricola I, 655; Lehmann, 920, 32; Eiselein, 586; Simrock, 10066; Körte, 5826; Mayer, II, 158; Braun, I, 4379.

In Hannover: Jeder Tag het sine Last (oder: Plage). (Schambach, II, 62.) „Jeder Tag hat seine Plage und die Nacht hat ihre Lust.“ (Goethe.)

Dän.: Det er nok at hver dag haver sin egen plage. – Lat hver dag have sin egen plage. (Prov. dan., 102 u. 319.)

Frz.: A chaque jour sa peine. – A chaque jour suffit sa peine. (Bohn I, 2; Masson, 326.) – A chaque jour suffit son mal. (Gaal, 1493; Lendroy, 1385.)

Lat.: Nulla dies moerore caret. (Seneca.) (Altdorf, 59; Binder I, 2226; II, 2280; Gaal, 1493; Sutor, 1001; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Masson, 326.)

Schwed.: Hwer dag haar sin plåga. (Grubb, 346.)

326 Jeder Tag hat sein Lieb und sein Leid.Sutor, 277; Körte, 582; Simrock, 10067.

Holl.: Elke dag heeft zijn lief een leed. (Harrebomée, I, 114a.)

327 Jeder Tag hat sein Werk (Geschäft, seine Arbeit u. s. w.).

Schwed.: Hwar dag har sin sysla. (Grubb, 356.)

328 Jeder Tag hat seine Farbe.Gaal, 1495.

329 Jeder Tag hat seinen Abend, jeder Hof seinen Verräther.

Frz.: A châque jour son vêpre et châque cour son traitre. (Kritzinger, 402a.)

330 Jeder Tag ist dem Narren ein Festtag.

331 Jeder Tag ist ein Bote Gottes.Altmann VI, 461.

332 Jeder Tag ist ein Faden zum Sterbekittel.Masson, 331.

333 Jeder Tag ist eine Treppe hinunter zum Tode.

334 Jedet Dak het sîn Ungemak. (Neumark.) – Engelien, 219, 77.

335 Jeglicher Tag ist eine Stufe niedergestiegen zum Tode.

Bei Tunnicius (1223): Illik dach is ein trappe dale gestegen to dem dode. (Sola dies omnis gradus est ac fata cruenta.)

336 Jetzt ist der tag ein stieffmütterlein, bald kan er ein stieffvatter seyn.Gruter, III, 37; Lehmann, II, 286, 2; Seybold, 260.

337 Jo later am Tage, je netter Lü. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 198.

338 Kalte Tage, kurze Tage.

Dän.: De dage som ere de koldeste, de ere ogsaa de korteste. (Prov. dan., 103.)

339 Ke Tag i minem Lebe, ha ni nüt e so g'seh, e schneewissen Krain und schwarze Schnee. (Oberaargau.)

340 Kein Tag im Jahre, er kommt.

341 Kein Tag ohne Abend (Nacht).

Frz.: Nul jour sans soir. (Kritzinger, 403a.)

Holl.: Geen dag zonder nacht. (Harrebomée, I, 114a.)

342 Kein Tag ohne Linie.

Dies durch häufigen Gebrauch auch im Deutschen bekannt gewordene Sprichwort verdankt seine Entstehung dem Maler Apelles, der, wenn er einen Tag ohne Arbeit vollbracht hatte, mit Bedauern zu sagen pflegte: „Heut' hab ich keinen Pinselstrich gethan.“ Der römische Kaiser Titus hatte das Sprichwort zu seiner Lebensregel gewählt; er hielt jeden Tag für verloren, an dem er nicht eine gute Linie gemacht hatte.

Lat.: Nulla dies abeat, quin linea ducta supersit, nec decet ignavum praeteriisse diem. (Philippi, II, 50.) – Nulla dies sine linea. (Faselius, 179; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Schonheim, N, 35; Wiegand, 859; Egeria, 166; Schulblatt, 495.) – Nulla dies salsex linea. (Hauer, Kiij4.) Nullam hodie lineam duxi.

Schwed.: Ingen dag utan gjärning. (Grubb, 397.)

343 Kein Tag ohne Plag (Klag).Lehmann, II, 321, 46.

Engl.: No day passes without some grief. (Bohn II, 5.)

344 Kein Tag so lang, er hat seinen Abend.Schlechta, 352.

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[[503]/0509] 303 Heller Tag und scharfe Augen macht guten Kauf. Schwed.: Ljus dag och klaar ögon gjöra bästa kjöpet. (Grubb, 404.) 304 Heut' ist ein guter Tag, sagte der Junge, die Mutter kocht keinen Kohl und der Cantor hält keine Schol'. Holl.: Kool is kost, zei de jongen, mijn moêrtje kookt ze zeven maal in eene week. (Harrebomée, I, 433b.) 305 Heut' ist mein Tag und anderer Leute Helle, sagt der Schwabe an seinem Namenstage. (Wurmlingen.) – Birlinger, 484. 306 Hüt gift'n heiten Dag, sär dei Hex, da süll sei brennen. (Mecklenburg.) – Raabe, 785. Der Kladderadatsch (1872, S. 87) parodirt das Sprichwort in folgender Weise, um die Verfolgung der beiden freisinnigen Geistlichen Lisco und Sydow seitens der buchstabengläubigen Fanatiker zu geiseln: „Heut' wird's warm, sagt Sydow zu Lisco, da brannten sie schon auf dem Scheiterhaufen.“ Holl.: Het zal van dag een warme daag voor ons zijn, zei de eene dief tegen den anderen, en zij zouden gegeeseld en gebrandmerkt worden. (Harrebomée, I, 115a.) 307 In alten Tagen regnete es Manna, jetzt nicht einmal Pumpernickel. Dän.: I gamle dage gjorde de pølse i torski mave nu er verden vendt omkring nu gjøre de pølse i aalerskind. (Prov. dan., 215.) 308 In den kurzen Tagen kann man nicht an alles denken, sagte die Magd, als sie das Aufstehen vergessen hatte. Holl.: De dagen zijn zoo kort, zei schipper Geert, dat men alles niet onthouden kann, en hìj had zijne boodschap vergeten. (Harrebomée, I, 211.) 309 In zwei Tagen thut man mehr als an einem. 310 Ist der Tag auch noch so lang, dennoch kommt der Abend. – Simrock, 10062; Körte, 5825. Die Zeit heilt jeden Schmerz. Engl.: Be the day never so long, at bength cometh evensong. (Bohn II, 84.) – The longest day must have an end. (Gaal, 4.) Frz.: Il n'y a point de si long jour, que la nuit ne le suive. (Gaal, 4.) – Il n'est si grand jour qui ne vienne au vespre ni temps, qui ne prenue fin. (Masson, 327.) It.: Non vi è si lungo giorno, che non lo segua la notte. (Gaal, 4.) – Ogni di vien sera. Lat.: Mors ultima linea rerum. Schwed.: Aldrig är dagen så lång, att inte aftonen kommer. (Marin, 4.) 311 Je besser der Tag, je besser sei das Werk. Engl.: The better day, the better deed. (Bohn II, 84.) Frz.: A bon jour bon oeuvre. Lat.: Dicenda bona sunt bona verba die. 312 Je heiliger der Tag, desto ärger ist der Teufel. An den heiligsten Tagen werden oft die ärgsten Bubenstücke verübt. Frz.: Au bonnes fêtes les bons coups. 313 Je kürzer die Tage, desto länger die Nächte. 314 Je länger de Dag, je köerter de Fam (Fäden). (Westf.) In Franken: Wi lönger d'r Tôg, wi körzer 's Trumm (Stück, Faden). (Frommann, VI, 325, 378.) 315 Je länger de Tag, je schönder de Lüde. – Lohrengel, I, 413; Schambach, II, 281. 316 Je länger der Tag, je kürzer der Faden. – Blum, 295; Eiselein, 587; Simrock, 10082; Boebel, 97; Körte, 5844; Braun, I, 4373. Weil, je kürzer die Abende werden, auch desto weniger gesponnen wird, da man meist bei Lampenlicht spinnt. Dän.: Jo længere dag jo stækkere traad, thi der spindes mindst om sommeren. (Prov. dan., 102.) Schwed.: Ju längre dag, ju stäkre tråd. (Grubb, 405.) 317 Je läng'r d' Dag, je kört'r de Fäöm. (Altmark.) – Danneil, 260. 318 Je schöner der Tag, je schöner das Werk. Port.: Em bons dias, boas obras. (Bohn I, 276.) 319 Jedem ist sein Tag bestimmt. 320 Jeder Tag bricht ein Blum von der schönheit, darumb hat sie kein bestandt. – Lehmann, 706, 39. 321 Jeder Tag bringt neue Lehr'. Neue Erfahrungen, Gelegenheit etwas zu lernen, verständiger zu werden. Lat.: Discenti assidue multa senecta venit. (Binder I, 340; Philippi, I, 121; Seybold, 129.) 322 Jeder Tag bringt sein Brot. Schwed.: Hwar dag får sin föda. (Grubb, 356.) 323 Jeder Tag bringt seinen Abend. Dän.: Dagen er aidrig saa lang at aften maa vi jo vente. – En hver dag har sin aften. – Hver dag haver sin nat, hver glæde sin sorg. (Prov. dan., 102.) Frz.: A chacun jour son vespre. – Nul jour sans soir. (Leroux, I, 68 u. 69.) It.: Non vien di che non venga sera. 324 Jeder Tag gebiert mir, was ich nicht mag. 325 Jeder Tag hat sein eigen Uebel (seine Plage). Agricola I, 655; Lehmann, 920, 32; Eiselein, 586; Simrock, 10066; Körte, 5826; Mayer, II, 158; Braun, I, 4379. In Hannover: Jeder Tag het sine Last (oder: Plage). (Schambach, II, 62.) „Jeder Tag hat seine Plage und die Nacht hat ihre Lust.“ (Goethe.) Dän.: Det er nok at hver dag haver sin egen plage. – Lat hver dag have sin egen plage. (Prov. dan., 102 u. 319.) Frz.: A chaque jour sa peine. – A chaque jour suffit sa peine. (Bohn I, 2; Masson, 326.) – A chaque jour suffit son mal. (Gaal, 1493; Lendroy, 1385.) Lat.: Nulla dies moerore caret. (Seneca.) (Altdorf, 59; Binder I, 2226; II, 2280; Gaal, 1493; Sutor, 1001; Seybold, 387; Philippi, II, 50; Masson, 326.) Schwed.: Hwer dag haar sin plåga. (Grubb, 346.) 326 Jeder Tag hat sein Lieb und sein Leid. – Sutor, 277; Körte, 582; Simrock, 10067. Holl.: Elke dag heeft zijn lief een leed. 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Dän.: De dage som ere de koldeste, de ere ogsaa de korteste. (Prov. dan., 103.) 339 Ke Tag i minem Lebe, ha ni nüt e so g'seh, e schneewissen Krain und schwarze Schnee. (Oberaargau.) 340 Kein Tag im Jahre, er kommt. 341 Kein Tag ohne Abend (Nacht). Frz.: Nul jour sans soir. (Kritzinger, 403a.) Holl.: Geen dag zonder nacht. (Harrebomée, I, 114a.) 342 Kein Tag ohne Linie. Dies durch häufigen Gebrauch auch im Deutschen bekannt gewordene Sprichwort verdankt seine Entstehung dem Maler Apelles, der, wenn er einen Tag ohne Arbeit vollbracht hatte, mit Bedauern zu sagen pflegte: „Heut' hab ich keinen Pinselstrich gethan.“ Der römische Kaiser Titus hatte das Sprichwort zu seiner Lebensregel gewählt; er hielt jeden Tag für verloren, an dem er nicht eine gute Linie gemacht hatte. Lat.: Nulla dies abeat, quin linea ducta supersit, nec decet ignavum praeteriisse diem. (Philippi, II, 50.) – Nulla dies sine linea. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [503]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/509>, abgerufen am 26.08.2024.