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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] die Grube, in die Gruft sinken, hinabsinken, in die Grube fahren; zur Ruhe eingehen, sich schlafen legen, sich zur Ruhe legen, to Bedde gan (Osnabrück), zur Ruhe kommen, ins Land der Ruhe, des Friedens, ins Todtenreich, ins Schattenreich eingehen, wandern, eingeführt, versetzt werden; in die andere (bessere, jene) Welt, in die Ewigkeit (ein-, über-)gehen, versetzt werden; das Zeitliche mit dem Ewigen, das Irdische mit dem Himmlischen vertauschen, das Irdische, Vergängliche ausziehen und das Unvergängliche, Ewige anziehen; zu den Vätern versammelt werden, zur ewigen Freude eingehen, ins ewige Vaterland, in die Heimat zurückkehren; sein (Sterbe-)Stündlein ist gekommen, vorhanden, hat geschlagen, die Todesstunde schlägt, die Uhr, das Stundenglas ist abgelaufen, der Sand verronnen, an der Todespforte stehen; mit dem Tode kämpfen, ringen, den Todeskampf kämpfen, im Todeskampf, in Todesangst, in den letzten Zügen, vor dem letzten Anker liegen; fegge sin (in Osnabrück für: bald sterben, s. Feige, Adj., 1), auf dem letzten Loche pfeifen, up de letzten Bene gan, sin Brot bit up en klenen Knust up geten hebben (Holstein), sein letztes Brot ist ihm gebacken. (Redensarten für gestorben sein s. Todt.)

Frz.: Mourir de la mort de Roland. (Lendroy, 1578.)

*187 Er stirbt wie der alte (grosse) Friedrich.

Ohne die schmuzige Wäsche auszuziehen, d. i. ohne Beichte.

*188 Es wird niemand daran sterben als die Kranken.

*189 Hei starwt nich ohne Kiel on Schlägel. (Samland.)

*190 Hier ist kein Sterben und kein Besserwerden.

Zur Bezeichnung eines trostlosen Zustandes.

*191 Ich will eher sterben.

Als dies oder jenes thun.

Frz.: Plustot mourir. (Leroux, II, 283.)

*192 Inzwischen stirbt der Kaiser, der Elefant oder ich.

Es kann bis dahin viel geschehen.

*193 Is für's Sterben abg'rechnet. (Oberösterreich.)

So sagt man scherzhaft, wenn jemand, den man nicht kennt, einen gewaltsamen Tod genommen, besonders wenn ein Verbrecher den Tod durch Henkershand erlitten.

*194 Jetzt stirbt wieder ein Domherr. - Frischbier2, 3624.

So sagt man in Frauenburg, wenn die Uhr kollert (den Koller hat), d. h. zu viel schlägt.

*195 Sterben vnd verderben. - Mathesy, 19b.

*196 Sterben wie Roland. - Wurzbach II, 327.

D. h. verdursten. Roland der Rasende hatte sich in der Schlacht von Roncevaux (775), in welcher er das Heer Karl's des Grossen gegen die Sarazenen führte, so erhitzt, das er sich aus dem Schlachtgedränge herausarbeitete, um seinen brennenden Durst zu löschen. Da er aber, so wird erzählt, kein Wasser fand, so starb er vor Durst.

*197 Wenn der einmal stirbt, muss man sein Maul besonders todtschlagen. (Steiermark.)

*198 Wenn er einmal stirbt, wird der Branntwein (das Bier, das Getränk) billiger.

Holl.: Als hij sterft, slaat de drank af. (Harrebomee, I, 152a.)

*199 Wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch. Häufiger Märchenschluss.

Ausdrücke für sterben, abfahren, absegeln; in Oberösterreich: einruck'n, Brettl rutschen, weil der Todte bevor er auf die Bahre gebracht wird, auf einem Brett liegt.

*200 Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig.


Sterbender.

1 Ein Sterbender besieht sich den Tod nicht, er fragt, ob sein Sarg aus Nussbaum gemacht werde. (Türk.)

2 Einem Sterbenden ist keine gute Zeitung erfreulich. - Wirth, I, 430.


Sterbenswörtchen.

* Kein Sterbenswörtchen hören (sagen).

Für: Er wird hald sterben, sagt man in Böhmen: Er wird on ne mii viel Drackel sch ...... Er wird bald ausgekrasst hon. Schuster und Schneider wadn fürn nischt mei zu thun hon. Da Todtengraber wart schon aufn. 'S Louch is schon förtch fürn. Für dan möchten se og 's Glöckel läuten. Dan könnte ich sein Starbegebatl baten. Dan brauchte se bloss ei en Sarg zu lien (legen).


Sterblicher.

1 Kein Sterblicher hat alle Gaben.

2 Kein Sterblicher ist zu allen Zeiten klug. - Eiselein, 579.

Lat.: Nemo mortalium omnibus horis sapit. (Eiselein, 579.)

[Spaltenumbruch] 3 Unter Sterblichen dauert nichts ewig.

Holl.: Niets is onder stervelingen duurzaam. (Harrebomee, II, 305b.)


Sterlet.

Dem Sterlet nützt es wenig, dass er auf des Kaisers Tisch kommt.

Der Sterlet ist der kostbarste Stör; der von ihm gewonnene Kaviar ist Regal.


Stern.

1 Acht' nicht sehr der Sterne Schein, wenn dir die Sonne will gnädig sein; wer aber ohne Sonne muss sein, der nehm' in Acht der Sterne Schein.

2 Der Stern führt den Schiffer, aber Gott den Stern.

3 Die kleinen Sterne bleiben hell, die grosse Sonne kann verfinstert werden. (Abyssinien.)

4 Die Sterne des Himmels, den Sand am Meer und die preussischen Orden kann niemand zählen.

5 Die Sterne folgen dem Monde, wie die Küchlein der Henne. (Afrika.)

6 Die Sterne glänzen, wenn auch Wolken sie bedecken.

7 Die Sterne müssen in der dunkelsten Nacht am hellsten scheinen.

8 Die Sterne regieren die Menschen, aber Gott regiert die Sterne. - Parömiakon, 2857.

Lat.: Astra regent homines, sed regit astra Deus.

9 Die Sterne sieht man nicht, wenn die Sonne scheint. - Lehmann, 428, 32.

10 Ein Stern auf der Brust macht keiner Seele Lust.

11 Ein Stern leuchtet stärker (glänzt mehr) als der andere.

Böhm.: Nepodobna hvezda hvezdc a clovek cloveku. (Celakovsky, 279.)

12 Es gibt tausend Sterne am Himmel, aber nur Sonne und Mond werden verfinstert.

13 Es leucht offt ein Stern gar schön vnd vergehet wider. - Lehmann, 176, 16.

14 Es wird offt einem sein Stern mit einer Wolcken verdeckt. - Lehmann, 176, 16.

15 Et huot net e jeder en gäldene Schtärn af der Schtirn. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 807.

16 Flimmernde Sterne bringen Wind recht gerne. (Brandenburg.) - Boebel, 121.

17 So viel Stern' am Himmel stehen, so viel Mädchen in Rom gehen. - Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.

18 So viel Sterne in der Altfassnacht-Nacht, so viel Schnitter in der Ernte. (Luzern.)

19 Ster (Stern) en Krützer open Hetz mache noch net Wiss us Schwarz. (Aachen.) - Firmenich, III, 233.

20 Sterne, die Gott hält, schieben nicht.

21 Sterne gläntzen, ob sie schon schwartze wolcken decken. - Lehmann, 301, 18.

Lat.: Bonus vir non laeditur malis sermonibus. (Lehmann, 301, 18.)

22 Sterne leuchten wol, wärmen aber nicht.

23 Was können die Sterne dafür, dass sie mit Wolken bedeckt sind.

Böhm.: Kdo na kvezdy laje, tomu zuby vypadaji. (Celakovsky, 324.)

Ill.: Ko na zvezde laje, izpast ce mu zubi. (Celakovsky, 324.)

24 Wem alle Sterne gram sind, den wird der Mond nicht lieb haben. - Körte, 5736; Simrock, 9887.

25 Wenn das ein Stern ist erster Grösse, dann ist's der grosse Bär.

26 Wenn die Sterne ein Concert spielen, so muss einer sein, der den Chor regiert und die Melodie ersann. - Sailer, 135.

Sailer bemerkt zu diesem Sprichwort: "Wie die Nation in ihrer Bildung fortschreitet, so werden auch die Sprichwörter als ein Spiegel der Bildung, wie an Inhalt tiefer, so am Gepräge feiner. Aber dann sind sie auch weniger Sprichwörter des ungebildeten Volks als Sprichwörter der gebildeten einzelnen."

[Spaltenumbruch] die Grube, in die Gruft sinken, hinabsinken, in die Grube fahren; zur Ruhe eingehen, sich schlafen legen, sich zur Ruhe legen, to Bedde gân (Osnabrück), zur Ruhe kommen, ins Land der Ruhe, des Friedens, ins Todtenreich, ins Schattenreich eingehen, wandern, eingeführt, versetzt werden; in die andere (bessere, jene) Welt, in die Ewigkeit (ein-, über-)gehen, versetzt werden; das Zeitliche mit dem Ewigen, das Irdische mit dem Himmlischen vertauschen, das Irdische, Vergängliche ausziehen und das Unvergängliche, Ewige anziehen; zu den Vätern versammelt werden, zur ewigen Freude eingehen, ins ewige Vaterland, in die Heimat zurückkehren; sein (Sterbe-)Stündlein ist gekommen, vorhanden, hat geschlagen, die Todesstunde schlägt, die Uhr, das Stundenglas ist abgelaufen, der Sand verronnen, an der Todespforte stehen; mit dem Tode kämpfen, ringen, den Todeskampf kämpfen, im Todeskampf, in Todesangst, in den letzten Zügen, vor dem letzten Anker liegen; fegge sin (in Osnabrück für: bald sterben, s. Feige, Adj., 1), auf dem letzten Loche pfeifen, up de letzten Bêne gàn, sin Brot bit up en klenen Knust up gêten hebben (Holstein), sein letztes Brot ist ihm gebacken. (Redensarten für gestorben sein s. Todt.)

Frz.: Mourir de la mort de Roland. (Lendroy, 1578.)

*187 Er stirbt wie der alte (grosse) Friedrich.

Ohne die schmuzige Wäsche auszuziehen, d. i. ohne Beichte.

*188 Es wird niemand daran sterben als die Kranken.

*189 Hei starwt nich ohne Kiel on Schlägel. (Samland.)

*190 Hier ist kein Sterben und kein Besserwerden.

Zur Bezeichnung eines trostlosen Zustandes.

*191 Ich will eher sterben.

Als dies oder jenes thun.

Frz.: Plustot mourir. (Leroux, II, 283.)

*192 Inzwischen stirbt der Kaiser, der Elefant oder ich.

Es kann bis dahin viel geschehen.

*193 Is für's Sterben abg'rechnet. (Oberösterreich.)

So sagt man scherzhaft, wenn jemand, den man nicht kennt, einen gewaltsamen Tod genommen, besonders wenn ein Verbrecher den Tod durch Henkershand erlitten.

*194 Jetzt stirbt wieder ein Domherr.Frischbier2, 3624.

So sagt man in Frauenburg, wenn die Uhr kollert (den Koller hat), d. h. zu viel schlägt.

*195 Sterben vnd verderben.Mathesy, 19b.

*196 Sterben wie Roland.Wurzbach II, 327.

D. h. verdursten. Roland der Rasende hatte sich in der Schlacht von Roncevaux (775), in welcher er das Heer Karl's des Grossen gegen die Sarazenen führte, so erhitzt, das er sich aus dem Schlachtgedränge herausarbeitete, um seinen brennenden Durst zu löschen. Da er aber, so wird erzählt, kein Wasser fand, so starb er vor Durst.

*197 Wenn der einmal stirbt, muss man sein Maul besonders todtschlagen. (Steiermark.)

*198 Wenn er einmal stirbt, wird der Branntwein (das Bier, das Getränk) billiger.

Holl.: Als hij sterft, slaat de drank af. (Harrebomée, I, 152a.)

*199 Wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch. Häufiger Märchenschluss.

Ausdrücke für sterben, abfahren, absegeln; in Oberösterreich: einruck'n, Brettl rutschen, weil der Todte bevor er auf die Bahre gebracht wird, auf einem Brett liegt.

*200 Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig.


Sterbender.

1 Ein Sterbender besieht sich den Tod nicht, er fragt, ob sein Sarg aus Nussbaum gemacht werde. (Türk.)

2 Einem Sterbenden ist keine gute Zeitung erfreulich.Wirth, I, 430.


Sterbenswörtchen.

* Kein Sterbenswörtchen hören (sagen).

Für: Er wird hald sterben, sagt man in Böhmen: Er wird on ne mii viel Drackel sch ...... Er wird bald ausgekrasst hon. Schuster und Schneider wadn fürn nischt mei zu thun hon. Da Todtengraber wart schon aufn. 'S Louch is schon förtch fürn. Für dan möchten se og 's Glöckel läuten. Dan könnte ich sein Starbegebatl baten. Dan brauchte se bloss ei en Sarg zu lien (legen).


Sterblicher.

1 Kein Sterblicher hat alle Gaben.

2 Kein Sterblicher ist zu allen Zeiten klug.Eiselein, 579.

Lat.: Nemo mortalium omnibus horis sapit. (Eiselein, 579.)

[Spaltenumbruch] 3 Unter Sterblichen dauert nichts ewig.

Holl.: Niets is onder stervelingen duurzaam. (Harrebomée, II, 305b.)


Sterlet.

Dem Sterlet nützt es wenig, dass er auf des Kaisers Tisch kommt.

Der Sterlet ist der kostbarste Stör; der von ihm gewonnene Kaviar ist Regal.


Stern.

1 Acht' nicht sehr der Sterne Schein, wenn dir die Sonne will gnädig sein; wer aber ohne Sonne muss sein, der nehm' in Acht der Sterne Schein.

2 Der Stern führt den Schiffer, aber Gott den Stern.

3 Die kleinen Sterne bleiben hell, die grosse Sonne kann verfinstert werden. (Abyssinien.)

4 Die Sterne des Himmels, den Sand am Meer und die preussischen Orden kann niemand zählen.

5 Die Sterne folgen dem Monde, wie die Küchlein der Henne. (Afrika.)

6 Die Sterne glänzen, wenn auch Wolken sie bedecken.

7 Die Sterne müssen in der dunkelsten Nacht am hellsten scheinen.

8 Die Sterne regieren die Menschen, aber Gott regiert die Sterne.Parömiakon, 2857.

Lat.: Astra regent homines, sed regit astra Deus.

9 Die Sterne sieht man nicht, wenn die Sonne scheint.Lehmann, 428, 32.

10 Ein Stern auf der Brust macht keiner Seele Lust.

11 Ein Stern leuchtet stärker (glänzt mehr) als der andere.

Böhm.: Nepodobna hvĕzda hvĕzdč a človĕk človĕku. (Čelakovsky, 279.)

12 Es gibt tausend Sterne am Himmel, aber nur Sonne und Mond werden verfinstert.

13 Es leucht offt ein Stern gar schön vnd vergehet wider.Lehmann, 176, 16.

14 Es wird offt einem sein Stern mit einer Wolcken verdeckt.Lehmann, 176, 16.

15 Et huot net e jêder en gäldene Schtärn af der Schtirn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 807.

16 Flimmernde Sterne bringen Wind recht gerne. (Brandenburg.) – Boebel, 121.

17 So viel Stern' am Himmel stehen, so viel Mädchen in Rom gehen.Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.

18 So viel Sterne in der Altfassnacht-Nacht, so viel Schnitter in der Ernte. (Luzern.)

19 Stêr (Stern) en Krützer open Hetz mache noch net Wiss us Schwarz. (Aachen.) – Firmenich, III, 233.

20 Sterne, die Gott hält, schieben nicht.

21 Sterne gläntzen, ob sie schon schwartze wolcken decken.Lehmann, 301, 18.

Lat.: Bonus vir non laeditur malis sermonibus. (Lehmann, 301, 18.)

22 Sterne leuchten wol, wärmen aber nicht.

23 Was können die Sterne dafür, dass sie mit Wolken bedeckt sind.

Böhm.: Kdo na kvĕzdy laje, tomu zuby vypadaji. (Čelakovsky, 324.)

Ill.: Ko na zvĕzde laje, izpast će mu zubi. (Čelakovsky, 324.)

24 Wem alle Sterne gram sind, den wird der Mond nicht lieb haben.Körte, 5736; Simrock, 9887.

25 Wenn das ein Stern ist erster Grösse, dann ist's der grosse Bär.

26 Wenn die Sterne ein Concert spielen, so muss einer sein, der den Chor regiert und die Melodie ersann.Sailer, 135.

Sailer bemerkt zu diesem Sprichwort: „Wie die Nation in ihrer Bildung fortschreitet, so werden auch die Sprichwörter als ein Spiegel der Bildung, wie an Inhalt tiefer, so am Gepräge feiner. Aber dann sind sie auch weniger Sprichwörter des ungebildeten Volks als Sprichwörter der gebildeten einzelnen.“

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[[420]/0426] die Grube, in die Gruft sinken, hinabsinken, in die Grube fahren; zur Ruhe eingehen, sich schlafen legen, sich zur Ruhe legen, to Bedde gân (Osnabrück), zur Ruhe kommen, ins Land der Ruhe, des Friedens, ins Todtenreich, ins Schattenreich eingehen, wandern, eingeführt, versetzt werden; in die andere (bessere, jene) Welt, in die Ewigkeit (ein-, über-)gehen, versetzt werden; das Zeitliche mit dem Ewigen, das Irdische mit dem Himmlischen vertauschen, das Irdische, Vergängliche ausziehen und das Unvergängliche, Ewige anziehen; zu den Vätern versammelt werden, zur ewigen Freude eingehen, ins ewige Vaterland, in die Heimat zurückkehren; sein (Sterbe-)Stündlein ist gekommen, vorhanden, hat geschlagen, die Todesstunde schlägt, die Uhr, das Stundenglas ist abgelaufen, der Sand verronnen, an der Todespforte stehen; mit dem Tode kämpfen, ringen, den Todeskampf kämpfen, im Todeskampf, in Todesangst, in den letzten Zügen, vor dem letzten Anker liegen; fegge sin (in Osnabrück für: bald sterben, s. Feige, Adj., 1), auf dem letzten Loche pfeifen, up de letzten Bêne gàn, sin Brot bit up en klenen Knust up gêten hebben (Holstein), sein letztes Brot ist ihm gebacken. (Redensarten für gestorben sein s. Todt.) Frz.: Mourir de la mort de Roland. (Lendroy, 1578.) *187 Er stirbt wie der alte (grosse) Friedrich. Ohne die schmuzige Wäsche auszuziehen, d. i. ohne Beichte. *188 Es wird niemand daran sterben als die Kranken. *189 Hei starwt nich ohne Kiel on Schlägel. (Samland.) *190 Hier ist kein Sterben und kein Besserwerden. Zur Bezeichnung eines trostlosen Zustandes. *191 Ich will eher sterben. Als dies oder jenes thun. Frz.: Plustot mourir. (Leroux, II, 283.) *192 Inzwischen stirbt der Kaiser, der Elefant oder ich. Es kann bis dahin viel geschehen. *193 Is für's Sterben abg'rechnet. (Oberösterreich.) So sagt man scherzhaft, wenn jemand, den man nicht kennt, einen gewaltsamen Tod genommen, besonders wenn ein Verbrecher den Tod durch Henkershand erlitten. *194 Jetzt stirbt wieder ein Domherr. – Frischbier2, 3624. So sagt man in Frauenburg, wenn die Uhr kollert (den Koller hat), d. h. zu viel schlägt. *195 Sterben vnd verderben. – Mathesy, 19b. *196 Sterben wie Roland. – Wurzbach II, 327. D. h. verdursten. Roland der Rasende hatte sich in der Schlacht von Roncevaux (775), in welcher er das Heer Karl's des Grossen gegen die Sarazenen führte, so erhitzt, das er sich aus dem Schlachtgedränge herausarbeitete, um seinen brennenden Durst zu löschen. Da er aber, so wird erzählt, kein Wasser fand, so starb er vor Durst. *197 Wenn der einmal stirbt, muss man sein Maul besonders todtschlagen. (Steiermark.) *198 Wenn er einmal stirbt, wird der Branntwein (das Bier, das Getränk) billiger. Holl.: Als hij sterft, slaat de drank af. (Harrebomée, I, 152a.) *199 Wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch. Häufiger Märchenschluss. Ausdrücke für sterben, abfahren, absegeln; in Oberösterreich: einruck'n, Brettl rutschen, weil der Todte bevor er auf die Bahre gebracht wird, auf einem Brett liegt. *200 Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Sterbender. 1 Ein Sterbender besieht sich den Tod nicht, er fragt, ob sein Sarg aus Nussbaum gemacht werde. (Türk.) 2 Einem Sterbenden ist keine gute Zeitung erfreulich. – Wirth, I, 430. Sterbenswörtchen. * Kein Sterbenswörtchen hören (sagen). Für: Er wird hald sterben, sagt man in Böhmen: Er wird on ne mii viel Drackel sch ...... Er wird bald ausgekrasst hon. Schuster und Schneider wadn fürn nischt mei zu thun hon. Da Todtengraber wart schon aufn. 'S Louch is schon förtch fürn. Für dan möchten se og 's Glöckel läuten. Dan könnte ich sein Starbegebatl baten. Dan brauchte se bloss ei en Sarg zu lien (legen). Sterblicher. 1 Kein Sterblicher hat alle Gaben. 2 Kein Sterblicher ist zu allen Zeiten klug. – Eiselein, 579. Lat.: Nemo mortalium omnibus horis sapit. (Eiselein, 579.) 3 Unter Sterblichen dauert nichts ewig. Holl.: Niets is onder stervelingen duurzaam. (Harrebomée, II, 305b.) Sterlet. Dem Sterlet nützt es wenig, dass er auf des Kaisers Tisch kommt. Der Sterlet ist der kostbarste Stör; der von ihm gewonnene Kaviar ist Regal. Stern. 1 Acht' nicht sehr der Sterne Schein, wenn dir die Sonne will gnädig sein; wer aber ohne Sonne muss sein, der nehm' in Acht der Sterne Schein. 2 Der Stern führt den Schiffer, aber Gott den Stern. 3 Die kleinen Sterne bleiben hell, die grosse Sonne kann verfinstert werden. (Abyssinien.) 4 Die Sterne des Himmels, den Sand am Meer und die preussischen Orden kann niemand zählen. 5 Die Sterne folgen dem Monde, wie die Küchlein der Henne. (Afrika.) 6 Die Sterne glänzen, wenn auch Wolken sie bedecken. 7 Die Sterne müssen in der dunkelsten Nacht am hellsten scheinen. 8 Die Sterne regieren die Menschen, aber Gott regiert die Sterne. – Parömiakon, 2857. Lat.: Astra regent homines, sed regit astra Deus. 9 Die Sterne sieht man nicht, wenn die Sonne scheint. – Lehmann, 428, 32. 10 Ein Stern auf der Brust macht keiner Seele Lust. 11 Ein Stern leuchtet stärker (glänzt mehr) als der andere. Böhm.: Nepodobna hvĕzda hvĕzdč a človĕk človĕku. (Čelakovsky, 279.) 12 Es gibt tausend Sterne am Himmel, aber nur Sonne und Mond werden verfinstert. 13 Es leucht offt ein Stern gar schön vnd vergehet wider. – Lehmann, 176, 16. 14 Es wird offt einem sein Stern mit einer Wolcken verdeckt. – Lehmann, 176, 16. 15 Et huot net e jêder en gäldene Schtärn af der Schtirn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 807. 16 Flimmernde Sterne bringen Wind recht gerne. (Brandenburg.) – Boebel, 121. 17 So viel Stern' am Himmel stehen, so viel Mädchen in Rom gehen. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35. 18 So viel Sterne in der Altfassnacht-Nacht, so viel Schnitter in der Ernte. (Luzern.) 19 Stêr (Stern) en Krützer open Hetz mache noch net Wiss us Schwarz. (Aachen.) – Firmenich, III, 233. 20 Sterne, die Gott hält, schieben nicht. 21 Sterne gläntzen, ob sie schon schwartze wolcken decken. – Lehmann, 301, 18. Lat.: Bonus vir non laeditur malis sermonibus. (Lehmann, 301, 18.) 22 Sterne leuchten wol, wärmen aber nicht. 23 Was können die Sterne dafür, dass sie mit Wolken bedeckt sind. Böhm.: Kdo na kvĕzdy laje, tomu zuby vypadaji. (Čelakovsky, 324.) Ill.: Ko na zvĕzde laje, izpast će mu zubi. (Čelakovsky, 324.) 24 Wem alle Sterne gram sind, den wird der Mond nicht lieb haben. – Körte, 5736; Simrock, 9887. 25 Wenn das ein Stern ist erster Grösse, dann ist's der grosse Bär. 26 Wenn die Sterne ein Concert spielen, so muss einer sein, der den Chor regiert und die Melodie ersann. – Sailer, 135. Sailer bemerkt zu diesem Sprichwort: „Wie die Nation in ihrer Bildung fortschreitet, so werden auch die Sprichwörter als ein Spiegel der Bildung, wie an Inhalt tiefer, so am Gepräge feiner. Aber dann sind sie auch weniger Sprichwörter des ungebildeten Volks als Sprichwörter der gebildeten einzelnen.“

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [420]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/426>, abgerufen am 23.11.2024.