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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] verständiger Landmann seinen ältesten Sohn überschlug, da er diesen wegen seiner Dummheit für durchaus unfähig hielt, der grossen Landwirthschaft vorzustehen, und im Testament bestimmte, das der nächstfolgende Sohn, ein aufgeweckter junger Mann, Stammerbe sein sollte. Als der junge Mann ein Mädchen aus dem benachbarten Dorfe heirathen wollte, verweigerte der Vater seine Tochter anfänglich mit der Erklärung, dass auf dem Hause des Freiers wol kein Segen ruhen werde, da es nicht der rechtmässige Erbe sei. Endlich wurden die jungen Leute doch ein Paar, als indess bald nach der Hochzeit allerlei kleine Unglücksfälle die neue Familie heimsuchten, wurde der junge Ehemann trübe gestimmt und nachdenklich. Der vorher gesunde, kräftige, lebensfrische Mann klagte über allerlei hypochondrische Beschwerden; ihm selbst kam der Gedanke, ob das Unglück ihn wol suche, weil er eigentlich doch nicht der rechtmässige Erbe sei. Als ich deshalb drittehalb Jahr nach der Hochzeit desselben über die Felder des Dorfes ritt, fragte ich einen alten Mann, der dort arbeitete, wem ein schönes Roggenfeld gehöre: >Müllers Jan<, antwortete er; >es ist Schade, er hat die beste Stelle im Dorfe und alles in bester Ordnung.< Weshalb Schade? fragte ich. >Ja<, antwortete er, >weil er keine Kinder hat. Das Kind ist klein gestorben. Shall ick em mal wat seggen<, und dabei trat er ganz nahe an mich heran und leise murmelnd, aber mit der grössten Bestimmtheit fuhr er fort: >De krigt ok kin Kinner grot< und schloss sehr ernst mit dem Spruch: >Man kann wol unrecht God erwarben, man nich verarben.<" Goldschmidt erzählt dann noch einen zweiten Fall, einen Landmann betreffend, der zwei Söhne hatte, von denen der jüngere, mit dem und dessen Familie er im innigsten und besten Verhältniss lebte, ihn aufs beste verpflegte und dem er bei jeder Gelegenheit die Versicherung aussprach, dass er oder eins seiner Kinder sein Erbe sein solle, während er mit dem ältern Sohne in stetem Unfrieden lebte. Als er erkrankte, wurde der Beamte zur Aufnahme des Testaments gerufen. Nachdem dieser zur Aufnahme desselben bereit war, erklärte der Kranke: "Ick hew mi wedder besunnen, wält Schriwen man laten. Recht mot sin Gang hebben. Dat Schriwen kunn wol Sünn sin." - In Preussen: Wer wöll selig starwen, lett et (sein Gut) kamen an den rechten Arwen. Auch: Wer wöll selig starwe, vermak sin Göld an de rechte Arwe. (Frischbier 2, 3625.)

163 Wer wol gestorben ist, hat wol gelebt. - Petri, III, 14.

Dän.: Vel död, er vel levet. (Prov. dan., 112.)

Schwed.: Wäl död, är wäl lefwat. (Grubb, 877.)

164 Wer wol sterben wil, der muss bey Zeit anfangen zu sterben. - Petri, II, 857.

165 Wer wol will sterben, muss vor wol leben. - Chaos, 599.

Frz.: Qui bien veut mourir bien vive. (Leroux, II, 292.)

Lat.: Hic status, haec rerum facies miseranda meatum est, nec juvor ullius, qui mediatur ope. (Chaos, 743.)

166 Wer zum Sterben bereit ist, fürcht den Tod nicht. - Petri, I, 14.

167 Willst du wohl sterben, so lerne wohl leben; willst du wohl leben, so lerne wohl sterben.

Lat.: Un felix moriaris homo bene vivere disce ut bene possis vivere disce mori. (Sutor, 487.)

168 Wir müssen alle sterben.

Bei Tunnicius (756): Wy moten alle sterven. (Omnibus est nobis cygnea voce canendum.)

169 Wir sterben alle, ehe wir ausgelernt haben. - Grubb, 423.

170 Wir sterben täglich, denn unser Leben besteht aus Tagen. - Wirth, II, 403.

171 Wohl gestorben ist nicht verdorben. - Körte, 6924; Braun, I, 4283.

Lat.: Securus morte est, qui scit, se morte renasci. (Binder II, 3055; Philippi, II, 172; Seybold, 545.) - Pie mori non est interiere. (Seybold, 441.)

172 Wohl sterben ist nicht verderben, sondern das ewige Leben erben. - Lehmann, II, 859, 468; Schottel, 1124a; Simrock, 9881; Körte, 5733.

173 Worümme stiarwet1 dei Minsken? Wil2 sei dat Aemhalen3 vergiat't. (Bielefeld.) - Firmenich, I, 282, 18.

1) Sterben.

2) Weil.

3) Athemholen.

174 Wos stirbt, doas frisst ne mieh. (Oberlausitz.)

175 Zum Sterben muss man sich Zeit nehmen.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Starben versaumt män nit.

*176 A koan ni schtarwa, a eis aus aula Säänza. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 452.

Er hat eine unverwüstliche Körperkraft.

[Spaltenumbruch] *177 Der hat leicht (gut, halb) sterben, er hat nur Ein Auge.

Holl.: Dat zal mij gemakke lijk vallen, zei koen; als ik sterf, heb ik er maar een te sluiten; hij meende zijn oog, want hij had er maar een. (Harrebomee, II, 427b.)

*178 Der mit ihm sterben wollte todt, der half ihm nicht als um ein Loth.

Der es macht wie Petrus, der mit seinen Meister in den Tod gehen wollte und ihn dann dreimal verleugnete.

*179 Der stirbt nicht ohne Axt. - Frischbier 2, 3622.

Von einem sehr Alten, der noch kerngesund ist.

*180 Da musst sterben und wenn du tausend Seelen hättest.

Diese Redensart kommt oft in den Ungarischen Volksmärchen, übersetzt von G. Stier, vor.

*181 Er kann nicht sterben und muss lebendig verderben. - Eiselein, 415.

*182 Er kann weder sterben, noch genesen. - Sailer, 306.

Der Mann im Gedränge.

*183 Er starb post Christum natum, ich weiss nicht mehr das Datum.

Wird in Böhmen sehr häufig gebraucht, und ist wol aus Blumauer's travestirter Aeneide in den Volksmund übergegangen. Blumauer ist irrig als Quelle angegeben. Die Stelle ist aus einem Gedicht von G. A. Bürger (Neue weltliche Reime in neuhochdeutscher Mundart) entlehnt, und fängt an: "Voralters war ein Gott, von nicht geringem Ruhm".

*184 Er sterbt in grössten Ehren wie der Jud, welchen der Jungher auss dem Schiff zu todt daucht vnd taufft. - Fischart in Kloster, VIII, 384.

Die Franzosen sagen von einem, der unter der systematischen Behandlung des Arztes stirbt, er starb in bester Form.

*185 Er stirbt sine lux, sine crux. - Eiselein, 109; Simrock, 1473.

Wird ohne kirchliche Feierlichkeiten begraben.

*186 Er stirbt vor Durst.

Um den Begriff "Sterben" zu bezeichnen, besitzt die deutsche Sprache wieder einen grossen Reichthum an Bezeichnungen, wie deren schon in verschiedenen Gruppen (s. Empfehlen, Fuss 235, Leben, Subst., 286, Löffel 89 u. 118, Nehmen 114, Odem 1, Petrus 31 und Reisefertig) eine grosse Anzahl aufgeführt worden sind. Eine Zusammenstellung aller Ausdrücke für Sterben ohne Rücksicht auf den sprichwörtlichen Charakter derselben hat Theodor Berndt im Braunschweiger Magazin, 1813, Stück 13 und 14, S. 199 fg. gegeben. Danach sagt man in Wortverbindungen und Redensarten: von hinnen fahren, in einfachen Ausdrücken für sterben: abblühen, abfahren, abkratzen, ableben, abreisen, abrutschen, abscheiden, abschieben, abschurren, absegeln, absterben; ausathmen, auskämpfen, ausleben, ausmachen; dahinblühen, dahinfahren, dahinscheiden, dahinsterben; einschlafen, einschlummern; enden; entblühen, entschlafen, entschlummern; erblassen, erbleichen, erkalten, erstarren, ersterben; hinblühen, hinfahren, hingehen, hinscheiden, hinsterben; hinüberschlummern; hinwegblühen, hinwegscheiden, hinwegsterben; toden (in der Schweiz), umkommen; untergehen; verblassen, verbleichen, verblühen, verderben, vergehen, verrecken, verröcheln, verscheiden, versterben, verwelken; vollenden; gehen; scheiden; der Natur seine Schuld, seinen Zoll abtragen, entrichten, die grosse Reise antreten, die Augen schliessen, zudrücken; das Licht seiner Augen erlischt, sein Auge bricht, seine Augen fallen zu, es geht mit ihm zu Ende, es ist mit ihm am Ende; ausgehen, wie ein Licht, zur Leiche werden, aufhören zu leben, zu sein, das Lehen einbüssen, aushauchen, lassen, im Stiche lassen, beschliessen, verlassen, verlieren; ums Leben kommen, des Lebens beraubt werden; sich vom Leben trennen, seine Tage, seine Lebenszeit enden, beschliessen, am Lebensziel sein, die Erde, dies Jammerthal, die Welt, das Zeitliche verlassen, den Schauplatz der Erde, der Welt verlassen, von demselben abtreten, seine Lebensrolle ausspielen; von der Erde, aus dem Zeitlichen abgerufen, genommen, hinweggefordert, hinweggerufen, hinweggenommen werden, von der Erde weggerafft, hinweggetilgt, vertilgt werden; das Zeitliche segnen oder gesegnen; seinen Tod finden, mit Tode abgehen, Todes verfahren, dahinsinken, dem Tod in die Arme sinken, sich mit dem Tode vermählen; der Tod bricht, schliesst ihm die Augen, drückt ihm die Augen zu; vom Tode, von Freund Hein abgeführt, abgeholt, weggeholt, dahingerafft, weggerafft hinweggerafft, hinweggerissen, vom Tode ereilt werden; von den Geschossen, den Pfeilen des Todes erreicht, getroffen, erlegt werden; vom Tode abgemäht, weggemäht, erlegt, abgesichelt, hingestreckt, weggebirst werden, dem Tode erliegen, unter den Streichen, unter der Sichel des Todes erliegen, ein Raub, eine Beute des Todes werden, vom Tode ausgespannt, befreit, umfangen, durch die Pforten des Todes gehen; den Geist aushauchen, verhauchen, aufgeben; die Seele verlässt den, trennt sich vom Körper, Leibe, die Seele entflieht, die Lebensgeister entfliehen, entweichen; ins Grab, in

[Spaltenumbruch] verständiger Landmann seinen ältesten Sohn überschlug, da er diesen wegen seiner Dummheit für durchaus unfähig hielt, der grossen Landwirthschaft vorzustehen, und im Testament bestimmte, das der nächstfolgende Sohn, ein aufgeweckter junger Mann, Stammerbe sein sollte. Als der junge Mann ein Mädchen aus dem benachbarten Dorfe heirathen wollte, verweigerte der Vater seine Tochter anfänglich mit der Erklärung, dass auf dem Hause des Freiers wol kein Segen ruhen werde, da es nicht der rechtmässige Erbe sei. Endlich wurden die jungen Leute doch ein Paar, als indess bald nach der Hochzeit allerlei kleine Unglücksfälle die neue Familie heimsuchten, wurde der junge Ehemann trübe gestimmt und nachdenklich. Der vorher gesunde, kräftige, lebensfrische Mann klagte über allerlei hypochondrische Beschwerden; ihm selbst kam der Gedanke, ob das Unglück ihn wol suche, weil er eigentlich doch nicht der rechtmässige Erbe sei. Als ich deshalb drittehalb Jahr nach der Hochzeit desselben über die Felder des Dorfes ritt, fragte ich einen alten Mann, der dort arbeitete, wem ein schönes Roggenfeld gehöre: ›Müllers Jan‹, antwortete er; ›es ist Schade, er hat die beste Stelle im Dorfe und alles in bester Ordnung.‹ Weshalb Schade? fragte ich. ›Ja‹, antwortete er, ›weil er keine Kinder hat. Das Kind ist klein gestorben. Shall ick em mal wat seggen‹, und dabei trat er ganz nahe an mich heran und leise murmelnd, aber mit der grössten Bestimmtheit fuhr er fort: ›De krigt ôk kin Kinner grôt‹ und schloss sehr ernst mit dem Spruch: ›Man kann wol unrecht Gôd erwarben, man nich verarben.‹“ Goldschmidt erzählt dann noch einen zweiten Fall, einen Landmann betreffend, der zwei Söhne hatte, von denen der jüngere, mit dem und dessen Familie er im innigsten und besten Verhältniss lebte, ihn aufs beste verpflegte und dem er bei jeder Gelegenheit die Versicherung aussprach, dass er oder eins seiner Kinder sein Erbe sein solle, während er mit dem ältern Sohne in stetem Unfrieden lebte. Als er erkrankte, wurde der Beamte zur Aufnahme des Testaments gerufen. Nachdem dieser zur Aufnahme desselben bereit war, erklärte der Kranke: „Ick hew mi wedder besunnen, wält Schriwen man laten. Recht mot sin Gang hebben. Dat Schriwen kunn wol Sünn sin.“ – In Preussen: Wer wöll selig starwen, lett et (sein Gut) kamen an den rechten Arwen. Auch: Wer wöll selig starwe, vermak sin Göld an de rechte Arwe. (Frischbier 2, 3625.)

163 Wer wol gestorben ist, hat wol gelebt.Petri, III, 14.

Dän.: Vel død, er vel levet. (Prov. dan., 112.)

Schwed.: Wäl död, är wäl lefwat. (Grubb, 877.)

164 Wer wol sterben wil, der muss bey Zeit anfangen zu sterben.Petri, II, 857.

165 Wer wol will sterben, muss vor wol leben.Chaos, 599.

Frz.: Qui bien veut mourir bien vive. (Leroux, II, 292.)

Lat.: Hic status, haec rerum facies miseranda meatum est, nec juvor ullius, qui mediatur ope. (Chaos, 743.)

166 Wer zum Sterben bereit ist, fürcht den Tod nicht.Petri, I, 14.

167 Willst du wohl sterben, so lerne wohl leben; willst du wohl leben, so lerne wohl sterben.

Lat.: Un felix moriaris homo bene vivere disce ut bene possis vivere disce mori. (Sutor, 487.)

168 Wir müssen alle sterben.

Bei Tunnicius (756): Wy moten alle sterven. (Omnibus est nobis cygnea voce canendum.)

169 Wir sterben alle, ehe wir ausgelernt haben.Grubb, 423.

170 Wir sterben täglich, denn unser Leben besteht aus Tagen.Wirth, II, 403.

171 Wohl gestorben ist nicht verdorben.Körte, 6924; Braun, I, 4283.

Lat.: Securus morte est, qui scit, se morte renasci. (Binder II, 3055; Philippi, II, 172; Seybold, 545.) – Pie mori non est interiere. (Seybold, 441.)

172 Wohl sterben ist nicht verderben, sondern das ewige Leben erben.Lehmann, II, 859, 468; Schottel, 1124a; Simrock, 9881; Körte, 5733.

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1) Sterben.

2) Weil.

3) Athemholen.

174 Wos stirbt, doas frisst ne mieh. (Oberlausitz.)

175 Zum Sterben muss man sich Zeit nehmen.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Starben versaumt män nit.

*176 A koan ni schtarwa, a îs aus ûla Säänza. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452.

Er hat eine unverwüstliche Körperkraft.

[Spaltenumbruch] *177 Der hat leicht (gut, halb) sterben, er hat nur Ein Auge.

Holl.: Dat zal mij gemakke lijk vallen, zei koen; als ik sterf, heb ik er maar een te sluiten; hij meende zijn oog, want hij had er maar een. (Harrebomée, II, 427b.)

*178 Der mit ihm sterben wollte todt, der half ihm nicht als um ein Loth.

Der es macht wie Petrus, der mit seinen Meister in den Tod gehen wollte und ihn dann dreimal verleugnete.

*179 Der stirbt nicht ohne Axt.Frischbier 2, 3622.

Von einem sehr Alten, der noch kerngesund ist.

*180 Da musst sterben und wenn du tausend Seelen hättest.

Diese Redensart kommt oft in den Ungarischen Volksmärchen, übersetzt von G. Stier, vor.

*181 Er kann nicht sterben und muss lebendig verderben.Eiselein, 415.

*182 Er kann weder sterben, noch genesen.Sailer, 306.

Der Mann im Gedränge.

*183 Er starb post Christum natum, ich weiss nicht mehr das Datum.

Wird in Böhmen sehr häufig gebraucht, und ist wol aus Blumauer's travestirter Aeneide in den Volksmund übergegangen. Blumauer ist irrig als Quelle angegeben. Die Stelle ist aus einem Gedicht von G. A. Bürger (Neue weltliche Reime in neuhochdeutscher Mundart) entlehnt, und fängt an: „Voralters war ein Gott, von nicht geringem Ruhm“.

*184 Er sterbt in grössten Ehren wie der Jud, welchen der Jungher auss dem Schiff zu todt daucht vnd taufft.Fischart in Kloster, VIII, 384.

Die Franzosen sagen von einem, der unter der systematischen Behandlung des Arztes stirbt, er starb in bester Form.

*185 Er stirbt sine lux, sine crux.Eiselein, 109; Simrock, 1473.

Wird ohne kirchliche Feierlichkeiten begraben.

*186 Er stirbt vor Durst.

Um den Begriff „Sterben“ zu bezeichnen, besitzt die deutsche Sprache wieder einen grossen Reichthum an Bezeichnungen, wie deren schon in verschiedenen Gruppen (s. Empfehlen, Fuss 235, Leben, Subst., 286, Löffel 89 u. 118, Nehmen 114, Odem 1, Petrus 31 und Reisefertig) eine grosse Anzahl aufgeführt worden sind. Eine Zusammenstellung aller Ausdrücke für Sterben ohne Rücksicht auf den sprichwörtlichen Charakter derselben hat Theodor Berndt im Braunschweiger Magazin, 1813, Stück 13 und 14, S. 199 fg. gegeben. Danach sagt man in Wortverbindungen und Redensarten: von hinnen fahren, in einfachen Ausdrücken für sterben: abblühen, abfahren, abkratzen, ableben, abreisen, abrutschen, abscheiden, abschieben, abschurren, absegeln, absterben; ausathmen, auskämpfen, ausleben, ausmachen; dahinblühen, dahinfahren, dahinscheiden, dahinsterben; einschlafen, einschlummern; enden; entblühen, entschlafen, entschlummern; erblassen, erbleichen, erkalten, erstarren, ersterben; hinblühen, hinfahren, hingehen, hinscheiden, hinsterben; hinüberschlummern; hinwegblühen, hinwegscheiden, hinwegsterben; toden (in der Schweiz), umkommen; untergehen; verblassen, verbleichen, verblühen, verderben, vergehen, verrecken, verröcheln, verscheiden, versterben, verwelken; vollenden; gehen; scheiden; der Natur seine Schuld, seinen Zoll abtragen, entrichten, die grosse Reise antreten, die Augen schliessen, zudrücken; das Licht seiner Augen erlischt, sein Auge bricht, seine Augen fallen zu, es geht mit ihm zu Ende, es ist mit ihm am Ende; ausgehen, wie ein Licht, zur Leiche werden, aufhören zu leben, zu sein, das Lehen einbüssen, aushauchen, lassen, im Stiche lassen, beschliessen, verlassen, verlieren; ums Leben kommen, des Lebens beraubt werden; sich vom Leben trennen, seine Tage, seine Lebenszeit enden, beschliessen, am Lebensziel sein, die Erde, dies Jammerthal, die Welt, das Zeitliche verlassen, den Schauplatz der Erde, der Welt verlassen, von demselben abtreten, seine Lebensrolle ausspielen; von der Erde, aus dem Zeitlichen abgerufen, genommen, hinweggefordert, hinweggerufen, hinweggenommen werden, von der Erde weggerafft, hinweggetilgt, vertilgt werden; das Zeitliche segnen oder gesegnen; seinen Tod finden, mit Tode abgehen, Todes verfahren, dahinsinken, dem Tod in die Arme sinken, sich mit dem Tode vermählen; der Tod bricht, schliesst ihm die Augen, drückt ihm die Augen zu; vom Tode, von Freund Hein abgeführt, abgeholt, weggeholt, dahingerafft, weggerafft hinweggerafft, hinweggerissen, vom Tode ereilt werden; von den Geschossen, den Pfeilen des Todes erreicht, getroffen, erlegt werden; vom Tode abgemäht, weggemäht, erlegt, abgesichelt, hingestreckt, weggebirst werden, dem Tode erliegen, unter den Streichen, unter der Sichel des Todes erliegen, ein Raub, eine Beute des Todes werden, vom Tode ausgespannt, befreit, umfangen, durch die Pforten des Todes gehen; den Geist aushauchen, verhauchen, aufgeben; die Seele verlässt den, trennt sich vom Körper, Leibe, die Seele entflieht, die Lebensgeister entfliehen, entweichen; ins Grab, in

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[[419]/0425] verständiger Landmann seinen ältesten Sohn überschlug, da er diesen wegen seiner Dummheit für durchaus unfähig hielt, der grossen Landwirthschaft vorzustehen, und im Testament bestimmte, das der nächstfolgende Sohn, ein aufgeweckter junger Mann, Stammerbe sein sollte. Als der junge Mann ein Mädchen aus dem benachbarten Dorfe heirathen wollte, verweigerte der Vater seine Tochter anfänglich mit der Erklärung, dass auf dem Hause des Freiers wol kein Segen ruhen werde, da es nicht der rechtmässige Erbe sei. Endlich wurden die jungen Leute doch ein Paar, als indess bald nach der Hochzeit allerlei kleine Unglücksfälle die neue Familie heimsuchten, wurde der junge Ehemann trübe gestimmt und nachdenklich. Der vorher gesunde, kräftige, lebensfrische Mann klagte über allerlei hypochondrische Beschwerden; ihm selbst kam der Gedanke, ob das Unglück ihn wol suche, weil er eigentlich doch nicht der rechtmässige Erbe sei. Als ich deshalb drittehalb Jahr nach der Hochzeit desselben über die Felder des Dorfes ritt, fragte ich einen alten Mann, der dort arbeitete, wem ein schönes Roggenfeld gehöre: ›Müllers Jan‹, antwortete er; ›es ist Schade, er hat die beste Stelle im Dorfe und alles in bester Ordnung.‹ Weshalb Schade? fragte ich. ›Ja‹, antwortete er, ›weil er keine Kinder hat. Das Kind ist klein gestorben. Shall ick em mal wat seggen‹, und dabei trat er ganz nahe an mich heran und leise murmelnd, aber mit der grössten Bestimmtheit fuhr er fort: ›De krigt ôk kin Kinner grôt‹ und schloss sehr ernst mit dem Spruch: ›Man kann wol unrecht Gôd erwarben, man nich verarben.‹“ Goldschmidt erzählt dann noch einen zweiten Fall, einen Landmann betreffend, der zwei Söhne hatte, von denen der jüngere, mit dem und dessen Familie er im innigsten und besten Verhältniss lebte, ihn aufs beste verpflegte und dem er bei jeder Gelegenheit die Versicherung aussprach, dass er oder eins seiner Kinder sein Erbe sein solle, während er mit dem ältern Sohne in stetem Unfrieden lebte. Als er erkrankte, wurde der Beamte zur Aufnahme des Testaments gerufen. Nachdem dieser zur Aufnahme desselben bereit war, erklärte der Kranke: „Ick hew mi wedder besunnen, wält Schriwen man laten. Recht mot sin Gang hebben. Dat Schriwen kunn wol Sünn sin.“ – In Preussen: Wer wöll selig starwen, lett et (sein Gut) kamen an den rechten Arwen. Auch: Wer wöll selig starwe, vermak sin Göld an de rechte Arwe. (Frischbier 2, 3625.) 163 Wer wol gestorben ist, hat wol gelebt. – Petri, III, 14. Dän.: Vel død, er vel levet. (Prov. dan., 112.) Schwed.: Wäl död, är wäl lefwat. (Grubb, 877.) 164 Wer wol sterben wil, der muss bey Zeit anfangen zu sterben. – Petri, II, 857. 165 Wer wol will sterben, muss vor wol leben. – Chaos, 599. Frz.: Qui bien veut mourir bien vive. (Leroux, II, 292.) Lat.: Hic status, haec rerum facies miseranda meatum est, nec juvor ullius, qui mediatur ope. (Chaos, 743.) 166 Wer zum Sterben bereit ist, fürcht den Tod nicht. – Petri, I, 14. 167 Willst du wohl sterben, so lerne wohl leben; willst du wohl leben, so lerne wohl sterben. Lat.: Un felix moriaris homo bene vivere disce ut bene possis vivere disce mori. (Sutor, 487.) 168 Wir müssen alle sterben. Bei Tunnicius (756): Wy moten alle sterven. (Omnibus est nobis cygnea voce canendum.) 169 Wir sterben alle, ehe wir ausgelernt haben. – Grubb, 423. 170 Wir sterben täglich, denn unser Leben besteht aus Tagen. – Wirth, II, 403. 171 Wohl gestorben ist nicht verdorben. – Körte, 6924; Braun, I, 4283. Lat.: Securus morte est, qui scit, se morte renasci. (Binder II, 3055; Philippi, II, 172; Seybold, 545.) – Pie mori non est interiere. (Seybold, 441.) 172 Wohl sterben ist nicht verderben, sondern das ewige Leben erben. – Lehmann, II, 859, 468; Schottel, 1124a; Simrock, 9881; Körte, 5733. 173 Worümme stiarwet1 dei Minsken? Wil2 sei dat Aemhalen3 vergiat't. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 282, 18. 1) Sterben. 2) Weil. 3) Athemholen. 174 Wos stirbt, doas frisst ne mieh. (Oberlausitz.) 175 Zum Sterben muss man sich Zeit nehmen. Jüdisch-deutsch in Warschau: Starben versaumt män nit. *176 A koan ni schtarwa, a îs aus ûla Säänza. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452. Er hat eine unverwüstliche Körperkraft. *177 Der hat leicht (gut, halb) sterben, er hat nur Ein Auge. Holl.: Dat zal mij gemakke lijk vallen, zei koen; als ik sterf, heb ik er maar een te sluiten; hij meende zijn oog, want hij had er maar een. (Harrebomée, II, 427b.) *178 Der mit ihm sterben wollte todt, der half ihm nicht als um ein Loth. Der es macht wie Petrus, der mit seinen Meister in den Tod gehen wollte und ihn dann dreimal verleugnete. *179 Der stirbt nicht ohne Axt. – Frischbier 2, 3622. Von einem sehr Alten, der noch kerngesund ist. *180 Da musst sterben und wenn du tausend Seelen hättest. Diese Redensart kommt oft in den Ungarischen Volksmärchen, übersetzt von G. Stier, vor. *181 Er kann nicht sterben und muss lebendig verderben. – Eiselein, 415. *182 Er kann weder sterben, noch genesen. – Sailer, 306. Der Mann im Gedränge. *183 Er starb post Christum natum, ich weiss nicht mehr das Datum. Wird in Böhmen sehr häufig gebraucht, und ist wol aus Blumauer's travestirter Aeneide in den Volksmund übergegangen. Blumauer ist irrig als Quelle angegeben. Die Stelle ist aus einem Gedicht von G. A. Bürger (Neue weltliche Reime in neuhochdeutscher Mundart) entlehnt, und fängt an: „Voralters war ein Gott, von nicht geringem Ruhm“. *184 Er sterbt in grössten Ehren wie der Jud, welchen der Jungher auss dem Schiff zu todt daucht vnd taufft. – Fischart in Kloster, VIII, 384. Die Franzosen sagen von einem, der unter der systematischen Behandlung des Arztes stirbt, er starb in bester Form. *185 Er stirbt sine lux, sine crux. – Eiselein, 109; Simrock, 1473. Wird ohne kirchliche Feierlichkeiten begraben. *186 Er stirbt vor Durst. Um den Begriff „Sterben“ zu bezeichnen, besitzt die deutsche Sprache wieder einen grossen Reichthum an Bezeichnungen, wie deren schon in verschiedenen Gruppen (s. Empfehlen, Fuss 235, Leben, Subst., 286, Löffel 89 u. 118, Nehmen 114, Odem 1, Petrus 31 und Reisefertig) eine grosse Anzahl aufgeführt worden sind. Eine Zusammenstellung aller Ausdrücke für Sterben ohne Rücksicht auf den sprichwörtlichen Charakter derselben hat Theodor Berndt im Braunschweiger Magazin, 1813, Stück 13 und 14, S. 199 fg. gegeben. Danach sagt man in Wortverbindungen und Redensarten: von hinnen fahren, in einfachen Ausdrücken für sterben: abblühen, abfahren, abkratzen, ableben, abreisen, abrutschen, abscheiden, abschieben, abschurren, absegeln, absterben; ausathmen, auskämpfen, ausleben, ausmachen; dahinblühen, dahinfahren, dahinscheiden, dahinsterben; einschlafen, einschlummern; enden; entblühen, entschlafen, entschlummern; erblassen, erbleichen, erkalten, erstarren, ersterben; hinblühen, hinfahren, hingehen, hinscheiden, hinsterben; hinüberschlummern; hinwegblühen, hinwegscheiden, hinwegsterben; toden (in der Schweiz), umkommen; untergehen; verblassen, verbleichen, verblühen, verderben, vergehen, verrecken, verröcheln, verscheiden, versterben, verwelken; vollenden; gehen; scheiden; der Natur seine Schuld, seinen Zoll abtragen, entrichten, die grosse Reise antreten, die Augen schliessen, zudrücken; das Licht seiner Augen erlischt, sein Auge bricht, seine Augen fallen zu, es geht mit ihm zu Ende, es ist mit ihm am Ende; ausgehen, wie ein Licht, zur Leiche werden, aufhören zu leben, zu sein, das Lehen einbüssen, aushauchen, lassen, im Stiche lassen, beschliessen, verlassen, verlieren; ums Leben kommen, des Lebens beraubt werden; sich vom Leben trennen, seine Tage, seine Lebenszeit enden, beschliessen, am Lebensziel sein, die Erde, dies Jammerthal, die Welt, das Zeitliche verlassen, den Schauplatz der Erde, der Welt verlassen, von demselben abtreten, seine Lebensrolle ausspielen; von der Erde, aus dem Zeitlichen abgerufen, genommen, hinweggefordert, hinweggerufen, hinweggenommen werden, von der Erde weggerafft, hinweggetilgt, vertilgt werden; das Zeitliche segnen oder gesegnen; seinen Tod finden, mit Tode abgehen, Todes verfahren, dahinsinken, dem Tod in die Arme sinken, sich mit dem Tode vermählen; der Tod bricht, schliesst ihm die Augen, drückt ihm die Augen zu; vom Tode, von Freund Hein abgeführt, abgeholt, weggeholt, dahingerafft, weggerafft hinweggerafft, hinweggerissen, vom Tode ereilt werden; von den Geschossen, den Pfeilen des Todes erreicht, getroffen, erlegt werden; vom Tode abgemäht, weggemäht, erlegt, abgesichelt, hingestreckt, weggebirst werden, dem Tode erliegen, unter den Streichen, unter der Sichel des Todes erliegen, ein Raub, eine Beute des Todes werden, vom Tode ausgespannt, befreit, umfangen, durch die Pforten des Todes gehen; den Geist aushauchen, verhauchen, aufgeben; die Seele verlässt den, trennt sich vom Körper, Leibe, die Seele entflieht, die Lebensgeister entfliehen, entweichen; ins Grab, in

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [419]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/425>, abgerufen am 25.11.2024.