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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Steinwurf.

1 Ein Steinwurf trübt das Meer nicht.

Nur ein sumpfiger Pfuhl wird von einem Stein getrübt. Beleidigungen erbittern grosse Seelen nicht.

2 Einen Steinwurf weist der Schöffe für einen Todtschlag. - Graf, 350, 384.

Die alten Rechtsbücher bestraften den Steinwurf, wenn er in tödtlicher Absicht gemacht wurde, als Todtschlag, wol, weil er mehr einem hinterlistigen Angriffe gleicht, als ehrbarem Streite. Einige Weisthümer unterscheiden, ob durch den Steinwurf jemand getroffen (getödtet?) ward oder nicht. Im ersten Falle wurde er als Mord, im andern als Todtschlag bestraft.

Mhd.: Item weyset der schöffen ein steinwurf for ein todtschlag. (Grimm, Weisth., II, 132.)

3 Ein Steinwurf wiegt für einen Todtschlag. - Graf, 350, 383.

Mhd.: Ein steinwurf wicht man vor ein todtschlag. (Grimm, Weisth., II, 193.)

*4 Sich nicht über einen Steinwurf hinauswagen.

Der Wurf galt im alten deutschen Recht für ein gesetzliches Mass der Ferne und Weite. In ähnlicher Weise sagen wir jetzt: Büchsenschussweite.


Steirerstückel.

* A Steirerstück'l mach'n.

So viel wie ein Schildbürgerstückchen. Steier eine Stadt in Oberösterreich.


Stelle.

1 Die Stelle macht den Mann, das gute Pferd den Reiter.

2 Die Stelle, wo ein starker Baum gefallen, verwächst nicht so bald wieder. - Neue Schles. Provinzialbl., 1864, S. 84.

3 Es ist eine kleine Stelle, wo es gut schmeckt.

Diese kleine Stelle reizt zu grosser Verschwendung und verursacht oft grosse und bittere Reue.

4 Komm auf eine trockene Stelle, sagte der Narr zum dicken Schulzen, der in den Koth gefallen war und nicht auf konnte, dort ist mir's zu schmuzig.

5 Stelle vnd Stunde machen einen Dieb. - Lehmann, II, 571, 115.

*6 Auf der Stelle. - Eiselein, 579.

Lat.: E vestigio. (Eiselein, 579.)

*7 Auf Einer Stelle kreuzen.

*8 Das ist die Stelle, wo ich (er) sterblich bin (ist).

Das ist der schwache Punkt. Die Worte Philipp's II. in Schiller's Don Carlos. (Büchmann, 25.)

*9 Die Stelle unter den Füssen brennt ihm.

*10 Er geht nicht von der Stelle, und wenn man Feuer unter ihn macht.

*11 Er hat eine trockene Stelle im Halse.

Die oft angefeuchtet werden muss. Scherzhaft von einem Trinker.

Holl.: Hij heeft eene drooge stee in den hals. (Harrebomee, II, 300b.)

*12 Er ist nicht an seiner Stelle wie der Kapuzinerstrick.

Der statt um den Hals zu liegen, um den Leib liegt.

*13 Wir haben hier keine bleibende Stelle.


Stellen.

1 Bi me sich stellt, so wöred me gekrellt. (Henneberg.) - Frommann, II, 408, 25.

Krellen, sich krellen, wird in der Regel nur die Empfindung genannt, welche z. B. ein mit einem Beile oder dergleichen Werkzeuge auf ein hohlliegendes Stück Bret, Holz u. s. w. geführter Schlag der Hand oder dem Arme verursacht. Das Sprichwort wird gebraucht, wenn durch ungeschicktes, tölpelhaftes Benehmen bei irgendeiner Arbeit, einem Geschäft, jemand zu Schaden gekommen ist. Krellen, kratzen, besonders von der Katze. (Frommann, II, 413, 25.)

2 Man muss einander nicht weiter stellen als hinter die Thür, dass man einander wieder hervorlangen kann.

3 Mancher stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut. - Lehmann, 24, 10.

4 Mancher stellt sich wie ein Stockfisch im weisen Herrnmantel. - Lehmann, 24, 10.

5 So äs ik mi stelle (anstelle, benehme), so geit et mi. (Westf.)

6 Stell nur vnd jag, glück kompt all Tag. - Henisch, 1664, 25.

7 Stell, so Faltz. - Lehmann, II, 571, 114; Schottel, 1123a.

[Spaltenumbruch] 8 Wer einem andern stellet, der fähet sich selbs. - Henisch, 1038, 11; Petri, II, 699. Quelle: Sir. 27, 30.

Lat.: Qui laqueum ponit, eodem capietur. (Henisch, 1038, 12.)

9 Wer hoch gestellt ist, den sieht man weit.

Böhm.: Kdo nad jine postaven, pohromam vetsim vystaven. (Celakovsky, 179.)

10 Wer viel stellet vnd wenig fenget, was hilfft dem sein jagen. - Petri, II, 773.

11 Wie einer sich stellt, so wird er gezählt. - (Berlin.) - Schottmüller.

12 Wie einer sich stelt, also sein pfeiff gelt. - Franck, I, 139b; Gruter, I, 85; Henisch, 1479, 46; Simrock, 7805; Körte, 4731.

13 Wie man sich stellt, so steht man in der Welt.

Nicht die Geburt bedingt die Stellung in der Gesellschaft, sondern Bildung und Berufstreue.

Böhm.: Jak se stavi, tak stoji. (Celakovsky, 160.)

14 A schtällt sich d'rzaune wie d'r taute Hond zum Scheeissa. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 443.

*15 A schtellt sich wie die Henne zum Sechen. - Gomolcke, 1153.

*16 Er stellet sich als ein Narr, dem man wil Fessel anlegen. - Herberger, Hertzpostille, I, 412.

*17 Er stellet sich, als hab er senff oder Niesswurtz geessen. - Franck, I, 51b; Suringar, 209, 3.

*18 Er stellet sich, als köndte er nicht auf drey zehlen. - Herberger, I, 28.

*19 Er stellt alles auf Spitz und Schrauben. - Chaos, 1056.

*20 Er stellt si wie-en Fädermann. - Sutermeister, 69.

Nur die Adelichen und vornehmen Offiziere durften früher Federbüsche, mit denen geschmückt, sie stolz einhergingen, tragen.

*21 Er stellt sich, als habe er keine Ohren. - Parömiakon, 1194-1195.

*22 Er stellt sich, als wenn er auf Eiern ginge. - Chaos, 955.

*23 Er stellt sich, als wenn er auff ander Leut Köpff ging.

Lat.: Ex se pro meritis falso, plus omnibus inflat. (Chaos, 955.)

*24 Er stellt sich, als wenn er auss dem Häusel kommen wäre.

Lat.: Insurgunt venti, praedicunt proelia genti. (Chaos, 1100.)

*25 Er stellt sich dazu, wie der Esel zur Laute.

Lat.: Clitellae bovi sunt impositae. (Cicero.) (Philippi, I, 84.)

*26 Er stellt sich dazu, wie die Henne zum Scherlen (Pissen). (Schles.)

Der sehr Ungeschickte.

*27 Er stellt sich dazu, wie ein Esel zum Lauteschlagen.

Lat.: Asinus ad Lyram. (Binder I, 91; II, 256; Faselius, 22; Philippi, I, 44; Seybold, 40; Wiegand, 775.)

*28 Er stellt sich dazu, wie ein Mann zum Flöhe suchen.

*29 Er stellt sich wie der Bauer, wenn er in den Thurm kriecht.

Wenn jemand etwas ungern und daher sehr langsam thut. Selbst gegenwärtig geht wol selten jemand vergnügt und mit besonderer Eile in ein Gefängniss, wiewol dieselben humaner eingerichtet sind, als früher, wo man die Bauern zwang, die geringsten Vergehungen in elenden Löchern, in die sie oft nur kriechen konnten, abzubüssen. Es ist sehr natürlich, dass sie sich nicht zu sehr beeilten, hineinzukommen.

*30 Er stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut.

*31 Er stellt sich wie der Hahn auf dem Mist.

*32 Er stellt sich wie der Hund zum Heurupfen. (Franken.)

D. i. verkehrt.

*33 Er stellt sich wie drei Mäuse in Butten (Patzig). (Wien.)

*34 Er stellt sich wie ein Eidgenosse.

*35 Er stellt sich wie ein Elefant zum Tanzen. - Parömiakon, 2891.

*36 Er stellt sich wie ein Fassnacht. - Theatrum, Diabolorum, 181a.

*37 Er stellt sich wie ein Pfau. (Schweiz.)


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Steinwurf.

1 Ein Steinwurf trübt das Meer nicht.

Nur ein sumpfiger Pfuhl wird von einem Stein getrübt. Beleidigungen erbittern grosse Seelen nicht.

2 Einen Steinwurf weist der Schöffe für einen Todtschlag.Graf, 350, 384.

Die alten Rechtsbücher bestraften den Steinwurf, wenn er in tödtlicher Absicht gemacht wurde, als Todtschlag, wol, weil er mehr einem hinterlistigen Angriffe gleicht, als ehrbarem Streite. Einige Weisthümer unterscheiden, ob durch den Steinwurf jemand getroffen (getödtet?) ward oder nicht. Im ersten Falle wurde er als Mord, im andern als Todtschlag bestraft.

Mhd.: Item weyset der schöffen ein steinwurf for ein todtschlag. (Grimm, Weisth., II, 132.)

3 Ein Steinwurf wiegt für einen Todtschlag.Graf, 350, 383.

Mhd.: Ein steinwurf wicht man vor ein todtschlag. (Grimm, Weisth., II, 193.)

*4 Sich nicht über einen Steinwurf hinauswagen.

Der Wurf galt im alten deutschen Recht für ein gesetzliches Mass der Ferne und Weite. In ähnlicher Weise sagen wir jetzt: Büchsenschussweite.


Steirerstückel.

* A Steirerstück'l mach'n.

So viel wie ein Schildbürgerstückchen. Steier eine Stadt in Oberösterreich.


Stelle.

1 Die Stelle macht den Mann, das gute Pferd den Reiter.

2 Die Stelle, wo ein starker Baum gefallen, verwächst nicht so bald wieder.Neue Schles. Provinzialbl., 1864, S. 84.

3 Es ist eine kleine Stelle, wo es gut schmeckt.

Diese kleine Stelle reizt zu grosser Verschwendung und verursacht oft grosse und bittere Reue.

4 Komm auf eine trockene Stelle, sagte der Narr zum dicken Schulzen, der in den Koth gefallen war und nicht auf konnte, dort ist mir's zu schmuzig.

5 Stelle vnd Stunde machen einen Dieb.Lehmann, II, 571, 115.

*6 Auf der Stelle.Eiselein, 579.

Lat.: E vestigio. (Eiselein, 579.)

*7 Auf Einer Stelle kreuzen.

*8 Das ist die Stelle, wo ich (er) sterblich bin (ist).

Das ist der schwache Punkt. Die Worte Philipp's II. in Schiller's Don Carlos. (Büchmann, 25.)

*9 Die Stelle unter den Füssen brennt ihm.

*10 Er geht nicht von der Stelle, und wenn man Feuer unter ihn macht.

*11 Er hat eine trockene Stelle im Halse.

Die oft angefeuchtet werden muss. Scherzhaft von einem Trinker.

Holl.: Hij heeft eene drooge steê in den hals. (Harrebomée, II, 300b.)

*12 Er ist nicht an seiner Stelle wie der Kapuzinerstrick.

Der statt um den Hals zu liegen, um den Leib liegt.

*13 Wir haben hier keine bleibende Stelle.


Stellen.

1 Bi me sich stellt, so wöred me gekrellt. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 25.

Krellen, sich krellen, wird in der Regel nur die Empfindung genannt, welche z. B. ein mit einem Beile oder dergleichen Werkzeuge auf ein hohlliegendes Stück Bret, Holz u. s. w. geführter Schlag der Hand oder dem Arme verursacht. Das Sprichwort wird gebraucht, wenn durch ungeschicktes, tölpelhaftes Benehmen bei irgendeiner Arbeit, einem Geschäft, jemand zu Schaden gekommen ist. Krellen, kratzen, besonders von der Katze. (Frommann, II, 413, 25.)

2 Man muss einander nicht weiter stellen als hinter die Thür, dass man einander wieder hervorlangen kann.

3 Mancher stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut.Lehmann, 24, 10.

4 Mancher stellt sich wie ein Stockfisch im weisen Herrnmantel.Lehmann, 24, 10.

5 So äs ik mi stelle (anstelle, benehme), so geit et mi. (Westf.)

6 Stell nur vnd jag, glück kompt all Tag.Henisch, 1664, 25.

7 Stell, so Faltz.Lehmann, II, 571, 114; Schottel, 1123a.

[Spaltenumbruch] 8 Wer einem andern stellet, der fähet sich selbs.Henisch, 1038, 11; Petri, II, 699. Quelle: Sir. 27, 30.

Lat.: Qui laqueum ponit, eodem capietur. (Henisch, 1038, 12.)

9 Wer hoch gestellt ist, den sieht man weit.

Böhm.: Kdo nad jiné postaven, pohromám vĕtším vystaven. (Čelakovsky, 179.)

10 Wer viel stellet vnd wenig fenget, was hilfft dem sein jagen.Petri, II, 773.

11 Wie einer sich stellt, so wird er gezählt. – (Berlin.) – Schottmüller.

12 Wie einer sich stelt, also sein pfeiff gelt.Franck, I, 139b; Gruter, I, 85; Henisch, 1479, 46; Simrock, 7805; Körte, 4731.

13 Wie man sich stellt, so steht man in der Welt.

Nicht die Geburt bedingt die Stellung in der Gesellschaft, sondern Bildung und Berufstreue.

Böhm.: Jak se staví, tak stojí. (Čelakovsky, 160.)

14 A schtällt sich d'rzûne wie d'r tûte Hond zum Scheîssa. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 443.

*15 A schtellt sich wie die Henne zum Sêchen.Gomolcke, 1153.

*16 Er stellet sich als ein Narr, dem man wil Fessel anlegen.Herberger, Hertzpostille, I, 412.

*17 Er stellet sich, als hab er senff oder Niesswurtz geessen.Franck, I, 51b; Suringar, 209, 3.

*18 Er stellet sich, als köndte er nicht auf drey zehlen.Herberger, I, 28.

*19 Er stellt alles auf Spitz und Schrauben.Chaos, 1056.

*20 Er stellt si wie-en Fädermann.Sutermeister, 69.

Nur die Adelichen und vornehmen Offiziere durften früher Federbüsche, mit denen geschmückt, sie stolz einhergingen, tragen.

*21 Er stellt sich, als habe er keine Ohren.Parömiakon, 1194-1195.

*22 Er stellt sich, als wenn er auf Eiern ginge.Chaos, 955.

*23 Er stellt sich, als wenn er auff ander Leut Köpff ging.

Lat.: Ex se pro meritis falso, plus omnibus inflat. (Chaos, 955.)

*24 Er stellt sich, als wenn er auss dem Häusel kommen wäre.

Lat.: Insurgunt venti, praedicunt proelia genti. (Chaos, 1100.)

*25 Er stellt sich dazu, wie der Esel zur Laute.

Lat.: Clitellae bovi sunt impositae. (Cicero.) (Philippi, I, 84.)

*26 Er stellt sich dazu, wie die Henne zum Scherlen (Pissen). (Schles.)

Der sehr Ungeschickte.

*27 Er stellt sich dazu, wie ein Esel zum Lauteschlagen.

Lat.: Asinus ad Lyram. (Binder I, 91; II, 256; Faselius, 22; Philippi, I, 44; Seybold, 40; Wiegand, 775.)

*28 Er stellt sich dazu, wie ein Mann zum Flöhe suchen.

*29 Er stellt sich wie der Bauer, wenn er in den Thurm kriecht.

Wenn jemand etwas ungern und daher sehr langsam thut. Selbst gegenwärtig geht wol selten jemand vergnügt und mit besonderer Eile in ein Gefängniss, wiewol dieselben humaner eingerichtet sind, als früher, wo man die Bauern zwang, die geringsten Vergehungen in elenden Löchern, in die sie oft nur kriechen konnten, abzubüssen. Es ist sehr natürlich, dass sie sich nicht zu sehr beeilten, hineinzukommen.

*30 Er stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut.

*31 Er stellt sich wie der Hahn auf dem Mist.

*32 Er stellt sich wie der Hund zum Heurupfen. (Franken.)

D. i. verkehrt.

*33 Er stellt sich wie drei Mäuse in Butten (Patzig). (Wien.)

*34 Er stellt sich wie ein Eidgenosse.

*35 Er stellt sich wie ein Elefant zum Tanzen.Parömiakon, 2891.

*36 Er stellt sich wie ein Fassnacht.Theatrum, Diabolorum, 181a.

*37 Er stellt sich wie ein Pfau. (Schweiz.)


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[[413]/0419] Steinwurf. 1 Ein Steinwurf trübt das Meer nicht. Nur ein sumpfiger Pfuhl wird von einem Stein getrübt. Beleidigungen erbittern grosse Seelen nicht. 2 Einen Steinwurf weist der Schöffe für einen Todtschlag. – Graf, 350, 384. Die alten Rechtsbücher bestraften den Steinwurf, wenn er in tödtlicher Absicht gemacht wurde, als Todtschlag, wol, weil er mehr einem hinterlistigen Angriffe gleicht, als ehrbarem Streite. Einige Weisthümer unterscheiden, ob durch den Steinwurf jemand getroffen (getödtet?) ward oder nicht. Im ersten Falle wurde er als Mord, im andern als Todtschlag bestraft. Mhd.: Item weyset der schöffen ein steinwurf for ein todtschlag. (Grimm, Weisth., II, 132.) 3 Ein Steinwurf wiegt für einen Todtschlag. – Graf, 350, 383. Mhd.: Ein steinwurf wicht man vor ein todtschlag. (Grimm, Weisth., II, 193.) *4 Sich nicht über einen Steinwurf hinauswagen. Der Wurf galt im alten deutschen Recht für ein gesetzliches Mass der Ferne und Weite. In ähnlicher Weise sagen wir jetzt: Büchsenschussweite. Steirerstückel. * A Steirerstück'l mach'n. So viel wie ein Schildbürgerstückchen. Steier eine Stadt in Oberösterreich. Stelle. 1 Die Stelle macht den Mann, das gute Pferd den Reiter. 2 Die Stelle, wo ein starker Baum gefallen, verwächst nicht so bald wieder. – Neue Schles. Provinzialbl., 1864, S. 84. 3 Es ist eine kleine Stelle, wo es gut schmeckt. Diese kleine Stelle reizt zu grosser Verschwendung und verursacht oft grosse und bittere Reue. 4 Komm auf eine trockene Stelle, sagte der Narr zum dicken Schulzen, der in den Koth gefallen war und nicht auf konnte, dort ist mir's zu schmuzig. 5 Stelle vnd Stunde machen einen Dieb. – Lehmann, II, 571, 115. *6 Auf der Stelle. – Eiselein, 579. Lat.: E vestigio. (Eiselein, 579.) *7 Auf Einer Stelle kreuzen. *8 Das ist die Stelle, wo ich (er) sterblich bin (ist). Das ist der schwache Punkt. Die Worte Philipp's II. in Schiller's Don Carlos. (Büchmann, 25.) *9 Die Stelle unter den Füssen brennt ihm. *10 Er geht nicht von der Stelle, und wenn man Feuer unter ihn macht. *11 Er hat eine trockene Stelle im Halse. Die oft angefeuchtet werden muss. Scherzhaft von einem Trinker. Holl.: Hij heeft eene drooge steê in den hals. (Harrebomée, II, 300b.) *12 Er ist nicht an seiner Stelle wie der Kapuzinerstrick. Der statt um den Hals zu liegen, um den Leib liegt. *13 Wir haben hier keine bleibende Stelle. Stellen. 1 Bi me sich stellt, so wöred me gekrellt. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 25. Krellen, sich krellen, wird in der Regel nur die Empfindung genannt, welche z. B. ein mit einem Beile oder dergleichen Werkzeuge auf ein hohlliegendes Stück Bret, Holz u. s. w. geführter Schlag der Hand oder dem Arme verursacht. Das Sprichwort wird gebraucht, wenn durch ungeschicktes, tölpelhaftes Benehmen bei irgendeiner Arbeit, einem Geschäft, jemand zu Schaden gekommen ist. Krellen, kratzen, besonders von der Katze. (Frommann, II, 413, 25.) 2 Man muss einander nicht weiter stellen als hinter die Thür, dass man einander wieder hervorlangen kann. 3 Mancher stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut. – Lehmann, 24, 10. 4 Mancher stellt sich wie ein Stockfisch im weisen Herrnmantel. – Lehmann, 24, 10. 5 So äs ik mi stelle (anstelle, benehme), so geit et mi. (Westf.) 6 Stell nur vnd jag, glück kompt all Tag. – Henisch, 1664, 25. 7 Stell, so Faltz. – Lehmann, II, 571, 114; Schottel, 1123a. 8 Wer einem andern stellet, der fähet sich selbs. – Henisch, 1038, 11; Petri, II, 699. Quelle: Sir. 27, 30. Lat.: Qui laqueum ponit, eodem capietur. (Henisch, 1038, 12.) 9 Wer hoch gestellt ist, den sieht man weit. Böhm.: Kdo nad jiné postaven, pohromám vĕtším vystaven. (Čelakovsky, 179.) 10 Wer viel stellet vnd wenig fenget, was hilfft dem sein jagen. – Petri, II, 773. 11 Wie einer sich stellt, so wird er gezählt. – (Berlin.) – Schottmüller. 12 Wie einer sich stelt, also sein pfeiff gelt. – Franck, I, 139b; Gruter, I, 85; Henisch, 1479, 46; Simrock, 7805; Körte, 4731. 13 Wie man sich stellt, so steht man in der Welt. Nicht die Geburt bedingt die Stellung in der Gesellschaft, sondern Bildung und Berufstreue. Böhm.: Jak se staví, tak stojí. (Čelakovsky, 160.) 14 A schtällt sich d'rzûne wie d'r tûte Hond zum Scheîssa. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 443. *15 A schtellt sich wie die Henne zum Sêchen. – Gomolcke, 1153. *16 Er stellet sich als ein Narr, dem man wil Fessel anlegen. – Herberger, Hertzpostille, I, 412. *17 Er stellet sich, als hab er senff oder Niesswurtz geessen. – Franck, I, 51b; Suringar, 209, 3. *18 Er stellet sich, als köndte er nicht auf drey zehlen. – Herberger, I, 28. *19 Er stellt alles auf Spitz und Schrauben. – Chaos, 1056. *20 Er stellt si wie-en Fädermann. – Sutermeister, 69. Nur die Adelichen und vornehmen Offiziere durften früher Federbüsche, mit denen geschmückt, sie stolz einhergingen, tragen. *21 Er stellt sich, als habe er keine Ohren. – Parömiakon, 1194-1195. *22 Er stellt sich, als wenn er auf Eiern ginge. – Chaos, 955. *23 Er stellt sich, als wenn er auff ander Leut Köpff ging. Lat.: Ex se pro meritis falso, plus omnibus inflat. (Chaos, 955.) *24 Er stellt sich, als wenn er auss dem Häusel kommen wäre. Lat.: Insurgunt venti, praedicunt proelia genti. (Chaos, 1100.) *25 Er stellt sich dazu, wie der Esel zur Laute. Lat.: Clitellae bovi sunt impositae. (Cicero.) (Philippi, I, 84.) *26 Er stellt sich dazu, wie die Henne zum Scherlen (Pissen). (Schles.) Der sehr Ungeschickte. *27 Er stellt sich dazu, wie ein Esel zum Lauteschlagen. Lat.: Asinus ad Lyram. (Binder I, 91; II, 256; Faselius, 22; Philippi, I, 44; Seybold, 40; Wiegand, 775.) *28 Er stellt sich dazu, wie ein Mann zum Flöhe suchen. *29 Er stellt sich wie der Bauer, wenn er in den Thurm kriecht. Wenn jemand etwas ungern und daher sehr langsam thut. Selbst gegenwärtig geht wol selten jemand vergnügt und mit besonderer Eile in ein Gefängniss, wiewol dieselben humaner eingerichtet sind, als früher, wo man die Bauern zwang, die geringsten Vergehungen in elenden Löchern, in die sie oft nur kriechen konnten, abzubüssen. Es ist sehr natürlich, dass sie sich nicht zu sehr beeilten, hineinzukommen. *30 Er stellt sich wie der Esel in der Löwenhaut. *31 Er stellt sich wie der Hahn auf dem Mist. *32 Er stellt sich wie der Hund zum Heurupfen. (Franken.) D. i. verkehrt. *33 Er stellt sich wie drei Mäuse in Butten (Patzig). (Wien.) *34 Er stellt sich wie ein Eidgenosse. *35 Er stellt sich wie ein Elefant zum Tanzen. – Parömiakon, 2891. *36 Er stellt sich wie ein Fassnacht. – Theatrum, Diabolorum, 181a. *37 Er stellt sich wie ein Pfau. (Schweiz.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [413]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/419>, abgerufen am 23.11.2024.