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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *328 Wenn es auch Steine regnete.

Ich will mich durch nichts abhalten lassen.

*329 Wenn kleine Steine Gold wären und Fluchen keine Sünde (so wüsste ich wol dies und das zu thun). - Schlesisch: Holtei, Eselsfresser.

*330 Wenn man über neun Stein' gefahren oder gangen ist, kann man wieder essen und trinken. (Oberösterreich.)

*331 Wenn solche Steine in der Strasse lägen, ich läse die ganze Nacht.

In Bezug auf irgendeinen Werthgegenstand.

Holl.: Als er zulke steenen in de straat lagen, ging ik nimmer te bed. (Harrebomee, II, 301b.)

*332 Wer sich zweimal stösst an denselben Stein, muss wol blind oder ein Schafkopf sein.

Frz.: Il est honteux de se heurter deux fois a la meme pierre. (Cahier, 859.)

*333 Wie ein Stein im Wasser. (Poln.)

Der Pole bezeichnet damit das ewige Vergessen ehemaliger Feindseligkeiten, Beleidigungen, Unbilden, oder auch den Verlust einer Sache, wobei man die Hoffnung aufgegeben hat, sie je wieder zu finden. Von der Sitte der alten Slawen, wenn sie mit ihren Feinden Frieden schlossen, einen Stein ins Wasser zu werfen, zum Zeichen, dass, wie dieser, von der Tiefe verschlungen, verschwindet, ebenso auch ihre Zwietracht ein Ende habe.

*334 Wü es fallt a stein vün 'm Himmel, fallt er auf mir. - Blass, 22.

Klage des Unglücklichen und Pechvogels.

*335 Wü män warft a stein, is er du (da). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Von einem Hans Ueberall und Nirgend.

*336 Zweimal über denselben Stein stolpern. - Altmann VI, 514.

Holl.: Tweemaal over denzelven steen struckeln. (Harrebomee, II, 303a.)

Lat.: Iterum eundem ad lapidem offendere. (Philippi, I, 215.)


Steinalt.

* Dabei wird ma steanalt und klan(klein)buderwinzig. (Niederösterreich.)

Klage, wenn etwas ungebührlich lange dauert.


Steinberg.

Die Steinberge widerstehen dem Strome.

Bei Tunnicius (1338): De steinberge entstan (entstan, hier in der uralten gothischen Bedeutung von widerstehen, entgegenstehen; vgl. unter Entstehen 1 bei Grimm, Wb., III, 631) dem strome. (Saxori montes fluviis annique resistunt.)


Steinbock.

* Er muss Steinböcke einsalzen.

Gehört zu den Strafen, mit denen der Volkswitz alte Junggesellen nach ihrem Tode belegt. Wie die Hagestolzen Ostpreussens im Walde Lauenberg "Zäge hede" oder in Akosta, einem Bruche bei Fischhausen, "Stobbe rode", die Czechischen "in der Hölle Sand in Gebunde binden" und die von Rudolstadt "im Himmel den Schnee sieben", die tiroler am Rosskopf "Wolken schieben" müssen (s. Hagestolz, Nachtr.); so müssen die, welche nach Petereck im Wippthale verwiesen worden, "Felsen abreiben" oder "Steinböcke einsalzen", den "Nebel schöbern", d. h. in Haufen, wie Heu und Stroh übereinander thürmen, "Beer Ameisen" ringeln, d. h. Ameisen der kleinsten Gattung gleich den Schweinen einen Drahtring durch den Rüssel stecken, um sie am Wühlen zu verhindern; noch andere müssen "Linsen linen", d. h. wie Scheitholz aufklaftern oder schwarzen Gänsekoth so lange kauen, bis er zu weissem Wachs wird. (Vgl. Illustr. Zeitung vom 31. Oct. 1868, S. 249.)


Steinchen.

1 Steinigen vnd Beinigen sind so thewer vnd werth als sie reiche Leut achten. - Petri, II, 540.

2 Wenn Steinchen rollen, so weiss man, dass der Besen dahinter ist. (Surinam.)

Es geschieht nichts von ungefähr, alles hat seine Ursache.

*3 Er hat bei ihm ein Steinchen im Bret. - Frischbier2, 3619.

*4 Ich werde dir auch ein Steinchen in Weg legen. - Frischbier2, 3620.

Scherzhaft um zu sagen: dir gelegentlich eine Gefälligkeit erzeigen.


Steinhaufen.

* Man kann auf einem Steinhaufen hausen. (Leutkircher Haide.) - Birlinger, 239.


[Spaltenumbruch]
Steinhaus.

Das Steinhaus ist gleich dem Holzhaus. - Graf, 381, 504.

Mit Bezug auf die Unverletzbarkeit des Hausfriedens, durch den jeder gegen rechtswidrige Angriffe auf Leib und Gut geschützt sein sollte, und der den Mann innerhalb seiner vier Wände gewissermassen unantastbar macht; das Haus sollte ihn und seine Familie schützen wie der Leib die Seele. Es war daher eins der schwersten Verbrechen, den Mann in seinem Hause "heimzusuchen" und dort Hand an ihn zu legen. Der Sinn des obigen Sprichworts geht nun dahin, dass es auf die Art und Beschaffenheit des Hauses selbst dabei gar nicht ankomme. Der mächtige Palast des Fürsten schützt ihn nicht mehr im Genusse des Hausfriedens als den armen Mann die arme Hütte. "Wo ein Mann seine Wohnung aufschlägt, sei es in einem blossen Zelte oder in einer Reisenhütte, oder auch in einer Erdhöhle und sich selbst mit seinen Sachen dahin begeben hat, da kann auch sein Hausfriede gebrochen werden." (S. Gewaltig 2, Haus 281, Hausfriede 2 und Heimsuchung 2.)

Altfries.: Alle lyck, dat steenhus ende dat holtene hus. (Richthofen, 379, 23.)


Steinkrist.

* He öss e oler Stenkröst. - Frischbier2, 3621.

Ein alter Steinchrist, ein kerngesunder Alter.


Steinlein.

1 Ein kleines steinlein im schuhe kann gross wehe machen. - Lehmann, 80, 20.

2 Kleine Steinlein lest man auff dem Acker liegen, weil das Korn dafür wachsen kann; aber die grossen Steine thut man weg. - Petri, II, 424.

3 Wänn Schtäänla Gäld wärn oan Flucha käne Sende, do wär ich längst a raich'r Moan. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 452.

*4 Wenn klene Stendel Braut (Geld) wäre an (und) Fluchen kene Sinde. (Schles.) - Weinhold, 93.

Zu ergänzen: dann ginge das, dann wäre das möglich. Wenn jemand die Mittel zur Ausführung seiner Pläne fehlen.


Steinmauer.

De Steinere seit me 's unverhole, de Präsidänt heb en Obligo g'stole. (Zürich.) - Sutermeister, 48.


Steinmetz.

Ein erfahrener Steinmetz kann alle Steine zusammenfügen, dass ein Haus daraus wird.


Steinpilz.

* Hei öss wie e Stenpilzke. - Frischbier2, 3622.

Ein kerngesunder Mensch.


Steinreich.

1 Einer ist steinreich, der andere blutarm.

Lat.: Nec si forte roges, possum tibi dicere, quot sunt. - Pauperis est numerare pecus. (Chaos, 184.)

2 Wer steinreich wird, wird oft steinhart. - Kotzebue, Gedanken, S. 69.

*3 Er ist steinreich. - Mathesy, 317a.

*4 Steinreich in den Händen und bettelarm im Beutel.

Spott auf Maurer, die so viel verzehren, als sie verdienen.


Steinseiffner.

* A eis wie de Stenseiffner, a steihlt groade ne, awer a nimmt garn woas mit.

Steinseiffen ist ein Dorf im schlesischen Riesengebirge und liegt unmittelbar am Fusse der Schneekoppe. Wie die Einwohner in dieser Art sprichwörtlich geworden sind, weiss ich nicht. Ich habe das Sprichwort selbst auch nur einmal vernommen und zwar so, dass es jemand scherzhaft auf sich selbst anwandte.


Steinthor.

Wüll'n 'n Böäten vör 't Stendoar goahn un siehn, aw de Bokwetengrütt all blöhn deit, säg'n de Hamborger. - Schlingmann, 583.


Steintragen.

* Einem kein Steintragen auflegen. - Luther's Tischr., 191b.

Keine übermässig schweren Arbeiten.


Steinweg.

1 Der Steinweg in Stetten ist heiss (hart) zu treten. - Petri, II, 107.

2 Der steinweg ist heyss. - Agricola I, 591; Franck, I, 33; Gruter, I, 17; Eyering, I, 549; Egenolff, 242a; Sailer, 287.

In Städten ist theuer zehren.


[Spaltenumbruch] *328 Wenn es auch Steine regnete.

Ich will mich durch nichts abhalten lassen.

*329 Wenn kleine Steine Gold wären und Fluchen keine Sünde (so wüsste ich wol dies und das zu thun). – Schlesisch: Holtei, Eselsfresser.

*330 Wenn man über neun Stein' gefahren oder gangen ist, kann man wieder essen und trinken. (Oberösterreich.)

*331 Wenn solche Steine in der Strasse lägen, ich läse die ganze Nacht.

In Bezug auf irgendeinen Werthgegenstand.

Holl.: Als er zulke steenen in de straat lagen, ging ik nimmer te bed. (Harrebomée, II, 301b.)

*332 Wer sich zweimal stösst an denselben Stein, muss wol blind oder ein Schafkopf sein.

Frz.: Il est honteux de se heurter deux fois à la même pierre. (Cahier, 859.)

*333 Wie ein Stein im Wasser. (Poln.)

Der Pole bezeichnet damit das ewige Vergessen ehemaliger Feindseligkeiten, Beleidigungen, Unbilden, oder auch den Verlust einer Sache, wobei man die Hoffnung aufgegeben hat, sie je wieder zu finden. Von der Sitte der alten Slawen, wenn sie mit ihren Feinden Frieden schlossen, einen Stein ins Wasser zu werfen, zum Zeichen, dass, wie dieser, von der Tiefe verschlungen, verschwindet, ebenso auch ihre Zwietracht ein Ende habe.

*334 Wü es fallt a stein vün 'm Himmel, fallt er auf mir.Blass, 22.

Klage des Unglücklichen und Pechvogels.

*335 Wü män warft a stein, is er du (da). (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Von einem Hans Ueberall und Nirgend.

*336 Zweimal über denselben Stein stolpern.Altmann VI, 514.

Holl.: Tweemaal over denzelven steen struckeln. (Harrebomée, II, 303a.)

Lat.: Iterum eundem ad lapidem offendere. (Philippi, I, 215.)


Steinalt.

* Dabei wird ma steanalt und klan(klein)buderwinzig. (Niederösterreich.)

Klage, wenn etwas ungebührlich lange dauert.


Steinberg.

Die Steinberge widerstehen dem Strome.

Bei Tunnicius (1338): De steinberge entstân (entstan, hier in der uralten gothischen Bedeutung von widerstehen, entgegenstehen; vgl. unter Entstehen 1 bei Grimm, Wb., III, 631) dem strome. (Saxori montes fluviis annique resistunt.)


Steinbock.

* Er muss Steinböcke einsalzen.

Gehört zu den Strafen, mit denen der Volkswitz alte Junggesellen nach ihrem Tode belegt. Wie die Hagestolzen Ostpreussens im Walde Lauenberg „Zäge hede“ oder in Akosta, einem Bruche bei Fischhausen, „Stobbe rode“, die Czechischen „in der Hölle Sand in Gebunde binden“ und die von Rudolstadt „im Himmel den Schnee sieben“, die tiroler am Rosskopf „Wolken schieben“ müssen (s. Hagestolz, Nachtr.); so müssen die, welche nach Petereck im Wippthale verwiesen worden, „Felsen abreiben“ oder „Steinböcke einsalzen“, den „Nebel schöbern“, d. h. in Haufen, wie Heu und Stroh übereinander thürmen, „Beer Ameisen“ ringeln, d. h. Ameisen der kleinsten Gattung gleich den Schweinen einen Drahtring durch den Rüssel stecken, um sie am Wühlen zu verhindern; noch andere müssen „Linsen linen“, d. h. wie Scheitholz aufklaftern oder schwarzen Gänsekoth so lange kauen, bis er zu weissem Wachs wird. (Vgl. Illustr. Zeitung vom 31. Oct. 1868, S. 249.)


Steinchen.

1 Steinigen vnd Beinigen sind so thewer vnd werth als sie reiche Leut achten.Petri, II, 540.

2 Wenn Steinchen rollen, so weiss man, dass der Besen dahinter ist. (Surinam.)

Es geschieht nichts von ungefähr, alles hat seine Ursache.

*3 Er hat bei ihm ein Steinchen im Bret.Frischbier2, 3619.

*4 Ich werde dir auch ein Steinchen in Weg legen.Frischbier2, 3620.

Scherzhaft um zu sagen: dir gelegentlich eine Gefälligkeit erzeigen.


Steinhaufen.

* Man kann auf einem Steinhaufen hausen. (Leutkircher Haide.) – Birlinger, 239.


[Spaltenumbruch]
Steinhaus.

Das Steinhaus ist gleich dem Holzhaus.Graf, 381, 504.

Mit Bezug auf die Unverletzbarkeit des Hausfriedens, durch den jeder gegen rechtswidrige Angriffe auf Leib und Gut geschützt sein sollte, und der den Mann innerhalb seiner vier Wände gewissermassen unantastbar macht; das Haus sollte ihn und seine Familie schützen wie der Leib die Seele. Es war daher eins der schwersten Verbrechen, den Mann in seinem Hause „heimzusuchen“ und dort Hand an ihn zu legen. Der Sinn des obigen Sprichworts geht nun dahin, dass es auf die Art und Beschaffenheit des Hauses selbst dabei gar nicht ankomme. Der mächtige Palast des Fürsten schützt ihn nicht mehr im Genusse des Hausfriedens als den armen Mann die arme Hütte. „Wo ein Mann seine Wohnung aufschlägt, sei es in einem blossen Zelte oder in einer Reisenhütte, oder auch in einer Erdhöhle und sich selbst mit seinen Sachen dahin begeben hat, da kann auch sein Hausfriede gebrochen werden.“ (S. Gewaltig 2, Haus 281, Hausfriede 2 und Heimsuchung 2.)

Altfries.: Alle lyck, dat steenhus ende dat holtene hus. (Richthofen, 379, 23.)


Steinkrist.

* He öss e ôler Stênkröst.Frischbier2, 3621.

Ein alter Steinchrist, ein kerngesunder Alter.


Steinlein.

1 Ein kleines steinlein im schuhe kann gross wehe machen.Lehmann, 80, 20.

2 Kleine Steinlein lest man auff dem Acker liegen, weil das Korn dafür wachsen kann; aber die grossen Steine thut man weg.Petri, II, 424.

3 Wänn Schtäänla Gäld wärn oan Flucha käne Sende, do wär ich längst a raich'r Moan. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452.

*4 Wenn klêne Stêndel Brût (Geld) wäre an (und) Fluchen kêne Sinde. (Schles.) – Weinhold, 93.

Zu ergänzen: dann ginge das, dann wäre das möglich. Wenn jemand die Mittel zur Ausführung seiner Pläne fehlen.


Steinmauer.

De Steinere seit me 's unverhole, de Präsidänt heb en Obligo g'stole. (Zürich.) – Sutermeister, 48.


Steinmetz.

Ein erfahrener Steinmetz kann alle Steine zusammenfügen, dass ein Haus daraus wird.


Steinpilz.

* Hei öss wie e Stênpilzke.Frischbier2, 3622.

Ein kerngesunder Mensch.


Steinreich.

1 Einer ist steinreich, der andere blutarm.

Lat.: Nec si forte roges, possum tibi dicere, quot sunt. – Pauperis est numerare pecus. (Chaos, 184.)

2 Wer steinreich wird, wird oft steinhart.Kotzebue, Gedanken, S. 69.

*3 Er ist steinreich.Mathesy, 317a.

*4 Steinreich in den Händen und bettelarm im Beutel.

Spott auf Maurer, die so viel verzehren, als sie verdienen.


Steinseiffner.

* A îs wie de Stênseiffner, a stîhlt groade ne, awer a nimmt garn woas mit.

Steinseiffen ist ein Dorf im schlesischen Riesengebirge und liegt unmittelbar am Fusse der Schneekoppe. Wie die Einwohner in dieser Art sprichwörtlich geworden sind, weiss ich nicht. Ich habe das Sprichwort selbst auch nur einmal vernommen und zwar so, dass es jemand scherzhaft auf sich selbst anwandte.


Steinthor.

Wüll'n 'n Böäten vör 't Stêndoar goahn un siehn, aw de Bokwetengrütt all blöhn deit, säg'n de Hamborger.Schlingmann, 583.


Steintragen.

* Einem kein Steintragen auflegen.Luther's Tischr., 191b.

Keine übermässig schweren Arbeiten.


Steinweg.

1 Der Steinweg in Stetten ist heiss (hart) zu treten.Petri, II, 107.

2 Der steinweg ist heyss.Agricola I, 591; Franck, I, 33; Gruter, I, 17; Eyering, I, 549; Egenolff, 242a; Sailer, 287.

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[[412]/0418] *328 Wenn es auch Steine regnete. Ich will mich durch nichts abhalten lassen. *329 Wenn kleine Steine Gold wären und Fluchen keine Sünde (so wüsste ich wol dies und das zu thun). – Schlesisch: Holtei, Eselsfresser. *330 Wenn man über neun Stein' gefahren oder gangen ist, kann man wieder essen und trinken. (Oberösterreich.) *331 Wenn solche Steine in der Strasse lägen, ich läse die ganze Nacht. In Bezug auf irgendeinen Werthgegenstand. Holl.: Als er zulke steenen in de straat lagen, ging ik nimmer te bed. (Harrebomée, II, 301b.) *332 Wer sich zweimal stösst an denselben Stein, muss wol blind oder ein Schafkopf sein. Frz.: Il est honteux de se heurter deux fois à la même pierre. (Cahier, 859.) *333 Wie ein Stein im Wasser. (Poln.) Der Pole bezeichnet damit das ewige Vergessen ehemaliger Feindseligkeiten, Beleidigungen, Unbilden, oder auch den Verlust einer Sache, wobei man die Hoffnung aufgegeben hat, sie je wieder zu finden. Von der Sitte der alten Slawen, wenn sie mit ihren Feinden Frieden schlossen, einen Stein ins Wasser zu werfen, zum Zeichen, dass, wie dieser, von der Tiefe verschlungen, verschwindet, ebenso auch ihre Zwietracht ein Ende habe. *334 Wü es fallt a stein vün 'm Himmel, fallt er auf mir. – Blass, 22. Klage des Unglücklichen und Pechvogels. *335 Wü män warft a stein, is er du (da). (Jüd.-deutsch. Warschau.) Von einem Hans Ueberall und Nirgend. *336 Zweimal über denselben Stein stolpern. – Altmann VI, 514. Holl.: Tweemaal over denzelven steen struckeln. (Harrebomée, II, 303a.) Lat.: Iterum eundem ad lapidem offendere. (Philippi, I, 215.) Steinalt. * Dabei wird ma steanalt und klan(klein)buderwinzig. (Niederösterreich.) Klage, wenn etwas ungebührlich lange dauert. Steinberg. Die Steinberge widerstehen dem Strome. Bei Tunnicius (1338): De steinberge entstân (entstan, hier in der uralten gothischen Bedeutung von widerstehen, entgegenstehen; vgl. unter Entstehen 1 bei Grimm, Wb., III, 631) dem strome. (Saxori montes fluviis annique resistunt.) Steinbock. * Er muss Steinböcke einsalzen. Gehört zu den Strafen, mit denen der Volkswitz alte Junggesellen nach ihrem Tode belegt. Wie die Hagestolzen Ostpreussens im Walde Lauenberg „Zäge hede“ oder in Akosta, einem Bruche bei Fischhausen, „Stobbe rode“, die Czechischen „in der Hölle Sand in Gebunde binden“ und die von Rudolstadt „im Himmel den Schnee sieben“, die tiroler am Rosskopf „Wolken schieben“ müssen (s. Hagestolz, Nachtr.); so müssen die, welche nach Petereck im Wippthale verwiesen worden, „Felsen abreiben“ oder „Steinböcke einsalzen“, den „Nebel schöbern“, d. h. in Haufen, wie Heu und Stroh übereinander thürmen, „Beer Ameisen“ ringeln, d. h. Ameisen der kleinsten Gattung gleich den Schweinen einen Drahtring durch den Rüssel stecken, um sie am Wühlen zu verhindern; noch andere müssen „Linsen linen“, d. h. wie Scheitholz aufklaftern oder schwarzen Gänsekoth so lange kauen, bis er zu weissem Wachs wird. (Vgl. Illustr. Zeitung vom 31. Oct. 1868, S. 249.) Steinchen. 1 Steinigen vnd Beinigen sind so thewer vnd werth als sie reiche Leut achten. – Petri, II, 540. 2 Wenn Steinchen rollen, so weiss man, dass der Besen dahinter ist. (Surinam.) Es geschieht nichts von ungefähr, alles hat seine Ursache. *3 Er hat bei ihm ein Steinchen im Bret. – Frischbier2, 3619. *4 Ich werde dir auch ein Steinchen in Weg legen. – Frischbier2, 3620. Scherzhaft um zu sagen: dir gelegentlich eine Gefälligkeit erzeigen. Steinhaufen. * Man kann auf einem Steinhaufen hausen. (Leutkircher Haide.) – Birlinger, 239. Steinhaus. Das Steinhaus ist gleich dem Holzhaus. – Graf, 381, 504. Mit Bezug auf die Unverletzbarkeit des Hausfriedens, durch den jeder gegen rechtswidrige Angriffe auf Leib und Gut geschützt sein sollte, und der den Mann innerhalb seiner vier Wände gewissermassen unantastbar macht; das Haus sollte ihn und seine Familie schützen wie der Leib die Seele. Es war daher eins der schwersten Verbrechen, den Mann in seinem Hause „heimzusuchen“ und dort Hand an ihn zu legen. Der Sinn des obigen Sprichworts geht nun dahin, dass es auf die Art und Beschaffenheit des Hauses selbst dabei gar nicht ankomme. Der mächtige Palast des Fürsten schützt ihn nicht mehr im Genusse des Hausfriedens als den armen Mann die arme Hütte. „Wo ein Mann seine Wohnung aufschlägt, sei es in einem blossen Zelte oder in einer Reisenhütte, oder auch in einer Erdhöhle und sich selbst mit seinen Sachen dahin begeben hat, da kann auch sein Hausfriede gebrochen werden.“ (S. Gewaltig 2, Haus 281, Hausfriede 2 und Heimsuchung 2.) Altfries.: Alle lyck, dat steenhus ende dat holtene hus. (Richthofen, 379, 23.) Steinkrist. * He öss e ôler Stênkröst. – Frischbier2, 3621. Ein alter Steinchrist, ein kerngesunder Alter. Steinlein. 1 Ein kleines steinlein im schuhe kann gross wehe machen. – Lehmann, 80, 20. 2 Kleine Steinlein lest man auff dem Acker liegen, weil das Korn dafür wachsen kann; aber die grossen Steine thut man weg. – Petri, II, 424. 3 Wänn Schtäänla Gäld wärn oan Flucha käne Sende, do wär ich längst a raich'r Moan. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 452. *4 Wenn klêne Stêndel Brût (Geld) wäre an (und) Fluchen kêne Sinde. (Schles.) – Weinhold, 93. Zu ergänzen: dann ginge das, dann wäre das möglich. Wenn jemand die Mittel zur Ausführung seiner Pläne fehlen. Steinmauer. De Steinere seit me 's unverhole, de Präsidänt heb en Obligo g'stole. (Zürich.) – Sutermeister, 48. Steinmetz. Ein erfahrener Steinmetz kann alle Steine zusammenfügen, dass ein Haus daraus wird. Steinpilz. * Hei öss wie e Stênpilzke. – Frischbier2, 3622. Ein kerngesunder Mensch. Steinreich. 1 Einer ist steinreich, der andere blutarm. Lat.: Nec si forte roges, possum tibi dicere, quot sunt. – Pauperis est numerare pecus. (Chaos, 184.) 2 Wer steinreich wird, wird oft steinhart. – Kotzebue, Gedanken, S. 69. *3 Er ist steinreich. – Mathesy, 317a. *4 Steinreich in den Händen und bettelarm im Beutel. Spott auf Maurer, die so viel verzehren, als sie verdienen. Steinseiffner. * A îs wie de Stênseiffner, a stîhlt groade ne, awer a nimmt garn woas mit. Steinseiffen ist ein Dorf im schlesischen Riesengebirge und liegt unmittelbar am Fusse der Schneekoppe. Wie die Einwohner in dieser Art sprichwörtlich geworden sind, weiss ich nicht. Ich habe das Sprichwort selbst auch nur einmal vernommen und zwar so, dass es jemand scherzhaft auf sich selbst anwandte. Steinthor. Wüll'n 'n Böäten vör 't Stêndoar goahn un siehn, aw de Bokwetengrütt all blöhn deit, säg'n de Hamborger. – Schlingmann, 583. Steintragen. * Einem kein Steintragen auflegen. – Luther's Tischr., 191b. Keine übermässig schweren Arbeiten. Steinweg. 1 Der Steinweg in Stetten ist heiss (hart) zu treten. – Petri, II, 107. 2 Der steinweg ist heyss. – Agricola I, 591; Franck, I, 33; Gruter, I, 17; Eyering, I, 549; Egenolff, 242a; Sailer, 287. In Städten ist theuer zehren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [412]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/418>, abgerufen am 25.11.2024.