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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 13 Ein Statt (und Land) soll nicht mehr Kriegsvolck einnemen, als dessen sie mechtig ist. - Lehmann, 437, 63; Wirth, II, 250.

14 Eine andere Stadt, ein anderer Schatz.

Frz.: Autre ville, autre belle (maeitresse, amante).

15 Eine ausgehungerte Stadt ist bald (halb) erobert.

Dän.: Udhungerd stad er snart stormet. (Prov. dan., 560.)

It.: Citta affamata tosto espugnata.

16 Eine kleine Stadt ist besser als ein grosses Dorf.

Poln.: Choc najlichsze miasteczka, lepsze przecie, jak najlepsza wies. (Lompa, 9.)

17 Eine kleine Stadt kann oft mehr als ein grosses Dorf.

Holl.: Het kan beter van eene stad dan van een dorp. - Het kan beter van een schip dan van eene schuit. (Harrebomee, II, 250a.)

18 Eine Stadt auf dem Berge kann sich nicht verbergen. - Philippi, II, 65.

19 Eine Stadt, die nicht zu nehmen, kann man durch den Hunger zähmen.

Holl.: Steden, die niet zijn tewinnen, kan men door den honger dwingen. (Harrebomee, II, 298a.)

20 Eine Stadt, die unterhandelt (verhandelt), ist halb gewonnen (genommen, verloren).

Wenn man Vorschläge macht oder anhört, ist der Vergleich nicht weit.

Frz.: Ville qui parlemente est moitie rendue. (Bohn I, 64; Leroux, II, 131; Kritzinger, 507b.)

21 Eine Stadt hat keine festern Mauern als Lieb' und Eintracht der Bürger.

Böhm.: Mesto kazde laskou a svornosti tak pevne jako sice nejvisime bastami a zdmi se upevnuje. (Rybicka, 610.)

22 Eine Stadt kann ohne Thurm bestahn, doch ohne Gesetze wird's nit gahn.

Böhm.: Mesto vzdy bez vezi a hradek ale nikoliv bez dobrych prav a raduv stati a zachovano byti nemuze. (Rybicka, 547.)

23 Eine Stadt ohne gute Schule ist eine Laterne ohne Kerze. - Zinkgref, IV, 114.

24 Eine Stadt ohne Häuser, ein Sänger, der heiser und eine Feder ohne Kiel taugen alle nicht viel.

Die Russen: Das Schlimmste in einer Stadt ist, wenn die Häuser fehlen. (Altmann VI, 390.)

25 Eine Stadt ohne Recht ist wie ein Kahn ohne Ruder und ein Leib ohne Seele.

Böhm.: Mesto bez prava jest jako lod bez vesla a telo bez duse. - Mesto bez prava, podobne jest mrtvemu telu. - Mesto ku skaze prichazeji, kdyz aneb prav nemaji, aneb tech kterez mely, potratily. (Rybicka, 536, 537 u. 540.)

26 Einer Stadt bester Schutz sind brave Bürger.

Lat.: Si incolae bene sunt morati, pulchre munitum oppidum. (Plautus.) (Philippi, II, 185.)

27 Es gibt keine Stadt ausser Paris.

Bescheidene Anschauung der Franzosen: Il n'est cite que Paris. (Illustrirte Zeitung, 1447.) Andere Völker urtheilen aber über ihre Hauptstadt ebenso.

28 Es gibt viel Städte, aber nur Ein Wien.

Die Russen: Es gibt mehrere Kreml, aber nur Ein Moskau. (Reinsberg VI, 70.) Aber auch: Könnte es auch ein zweites Moskau geben, so gibt es doch nur Einen Kreml.

29 Es ist keine Stadt so klein, sie hat ihren Spötter.

30 Es ist keine Stadt so stark, sie wird überwunden, wenn der Feinde viel sind.

Um den Gedanken auszudrücken, dass die kleinste Anzahl übelgesinnter Menschen, wohl vereint, genügt, einem wichtigen Werke grossen Schaden zuzufügen, sagt man in Aegypten sprichwörtlich: Wenn sich drei gegen eine Stadt verbinden, so werden sie dieselbe verderben. (Burckhardt, 173.)

31 Es ist leichter eine Stadt verlieren als ein Haus zu gewinnen.

Dän.: Man kand laettere foröde en bye bort end vinde et huus. (Prov. dan., 176.)

32 Es ist nicht jede Stadt eine Festung.

Die Russen: Nicht jede Stadt hat einen Kreml. (Altmann V, 130.)

33 Es stund vorzeiten in Stetten wol, da zwölff Mistgabeln feyerten, wenn die Herrn zu rath gingen. - Petri, II, 299; Henisch, 1090, 46.

34 Feste Städte, wüstes Land.

Dän.: Fast stad, öde land. (Prov. dan., 158.)

35 Freie Stadt, frei Wort.

Lat.: In libera civitate linguas etiam mentesque liberas esse oportet. (Seybold, 245.)

[Spaltenumbruch] 36 Für Steten vnd für Teichen wird selten einer reichen. - Petri, II, 322.

37 Grosse Stadt braucht grosse Thore.

Mhd.: Grossen stat wil weites tor. (Ring.) (Zingerle, 195.)

38 Grosse Stadt, grosse Wüstenei. - Eiselein, 576; Simrock, 9799.

Schon Solon nannte die Städte die grossen Herbergen des menschlichen Elends. (Kornmann, V, 191.)

Holl.: Eene groote stad, eene woeste stad. (Harrebomee, II, 298a.)

Lat.: Est magna solitudo magna civitas. (Eiselein, 576.)

39 Grosse Städte, grosse Sünden; grosse Sünden, grosse Strafen. - Petri, II, 361; Eiselein, 576; Simrock, 9800; Körte, 5685; Teller, 615; Braun, I, 4242.

In der Schweiz: Grossi Städt', grossi Sund*. (Sutermeister, 144.)

40 Grosse Städte und reiches Land machen stark des Fürsten Hand.

Dän.: Riige staeder og yndig land, faester herren sverd i hand. (Prov. dan., 285.)

41 In der Stadt gaaet de Klocken jümmer an beeden Böörden. - Lyra, 113; Simrock, 9803a.

In der Stadt gibt's immer viel Neues.

42 In der Stadt gift et leckere Betten (auch: Beiten) un hauge Sprünge1. (Lippe.)

1) Leckere Bissen und hohe Sprünge.

43 In einer fremden Stadt genirt man sich nicht.

Viele Leute schämen sich blos vor denen, die sie kennen. Auch in Aegypten sagt man sprichwörtlich: In einer Stadt, in welcher du niemand kennst, thue, was dir beliebt. (Burckhardt, 149.)

44 In einer kleinen Stadt kennt einer den andern an der Nase.

In Aegypten sagt man, wenn ein Bekannter täuschen will, sprichwörtlich: Unsere Stadt ist klein, wir kennen einander alle. (Burckhardt, 132.)

45 In grossen Stetten erfehret man viel Vnheils. - Petri, II, 404.

46 Ittliche Studt müss ihr Narr huben. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wie jede Schule, muss auch jede Stadt ihren privilegirten Narren haben.

47 Je neäer de Schtat, je leänger deär Sak. (Neumark.) - Engelien, 220.

48 Je neher Stette, je schendlicher Leben. - Petri, II, 395.

Frz.: Loing de cite, loing de sante. (Kritzinger, 146a.)

49 Jede Stadt hat ihr eigenes Siegel (Wappen).

Böhm.: Jedna kazda obec mesto ma svou pecet miti. (Rybicka, 820.)

50 Jede Stadt hat ihre Vorzüge.

Frz.: Chou pour chou Aubervilliers vaut bien Paris. (Kritzinger, 144 b.)

51 Jede Stadt hat ihren Galgen.

Noch aus dem Galgenzeitalter und der Hängeperiode.

52 Kein Statt vnd Schloss so fest jetzt ist, dass man nicht gewinnt durch Geld vnd List. - Henisch, 1474, 37.

53 Keine Stadt, die nicht ihre Bettler hat.

54 Kleine Städte, grosse Lügen.

55 Kleine Städte haben oft grosse Propheten.

56 Man soll die Stadt nicht anzünden, ehe der Feind kommt.

Dän.: Hvo en anden skal braende, skal sig selv taende. (Prov. dan., 88.)

57 Nicht jede Stadt, die einen Thurm hat, ist eine Festung.

Die Russen: Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. - Nicht jede Stadt, die einen Kreml hat, ist Moskau. (Altmann V, 88 u. 96.) - Es hat nicht jede Stadt einen Kreml.

58 Oft büsset (leidet) eine ganze Stadt (für) eines Buben Frevelthat.

Lat.: Paucorum improbitas, universis calamitas. (Philippi, II, 86.)

59 Soll eine Stadt erblühen, muss sie die Jugend ziehen.

Böhm.: Obce pecujie o skoly veliky tim sobe uzitek spusobi. (Rybicka, 668.)

60 Stadt ohn Glocken ist wie ein Blinder ohn stecken; ein Kuh ohn schellen. - Gruter, III, 83; Lehmann, II, 579, 105.

Mit dem Zusatz: wie ein Esel ohne Saumsattel. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 287.)

[Spaltenumbruch] 13 Ein Statt (und Land) soll nicht mehr Kriegsvolck einnemen, als dessen sie mechtig ist.Lehmann, 437, 63; Wirth, II, 250.

14 Eine andere Stadt, ein anderer Schatz.

Frz.: Autre ville, autre belle (maîtresse, amante).

15 Eine ausgehungerte Stadt ist bald (halb) erobert.

Dän.: Udhungerd stad er snart stormet. (Prov. dan., 560.)

It.: Città affamata tosto espugnata.

16 Eine kleine Stadt ist besser als ein grosses Dorf.

Poln.: Choć najlichsze miasteczka, lepsze przecie, jak najlepsza wieś. (Lompa, 9.)

17 Eine kleine Stadt kann oft mehr als ein grosses Dorf.

Holl.: Het kan beter van eene stad dan van een dorp. – Het kan beter van een schip dan van eene schuit. (Harrebomée, II, 250a.)

18 Eine Stadt auf dem Berge kann sich nicht verbergen.Philippi, II, 65.

19 Eine Stadt, die nicht zu nehmen, kann man durch den Hunger zähmen.

Holl.: Steden, die niet zijn tewinnen, kan men door den honger dwingen. (Harrebomée, II, 298a.)

20 Eine Stadt, die unterhandelt (verhandelt), ist halb gewonnen (genommen, verloren).

Wenn man Vorschläge macht oder anhört, ist der Vergleich nicht weit.

Frz.: Ville qui parlemente est moitié rendue. (Bohn I, 64; Leroux, II, 131; Kritzinger, 507b.)

21 Eine Stadt hat keine festern Mauern als Lieb' und Eintracht der Bürger.

Böhm.: Mešto každé láskou a svornosti tak pevnĕ jako sice nejvišímĕ baštami a zdmi se upevňuje. (Rybicka, 610.)

22 Eine Stadt kann ohne Thurm bestahn, doch ohne Gesetze wird's nit gahn.

Böhm.: Mĕsto vždy bez vĕži a hradek ale nikoliv bez dobrych práv a řádův stati a zachováno býti nemůze. (Rybicka, 547.)

23 Eine Stadt ohne gute Schule ist eine Laterne ohne Kerze.Zinkgref, IV, 114.

24 Eine Stadt ohne Häuser, ein Sänger, der heiser und eine Feder ohne Kiel taugen alle nicht viel.

Die Russen: Das Schlimmste in einer Stadt ist, wenn die Häuser fehlen. (Altmann VI, 390.)

25 Eine Stadt ohne Recht ist wie ein Kahn ohne Ruder und ein Leib ohne Seele.

Böhm.: Mĕsto bez práva jest jako lod bez vesla a tĕlo bez duše. – Mĕsto bez práva, podobné jest mrtvému tĕlu. – Mĕsto ku skáze přicházejí, když aneb práv nemají, aneb tĕch kteréž mĕly, potratily. (Rybicka, 536, 537 u. 540.)

26 Einer Stadt bester Schutz sind brave Bürger.

Lat.: Si incolae bene sunt morati, pulchre munitum oppidum. (Plautus.) (Philippi, II, 185.)

27 Es gibt keine Stadt ausser Paris.

Bescheidene Anschauung der Franzosen: Il n'est cité que Paris. (Illustrirte Zeitung, 1447.) Andere Völker urtheilen aber über ihre Hauptstadt ebenso.

28 Es gibt viel Städte, aber nur Ein Wien.

Die Russen: Es gibt mehrere Kreml, aber nur Ein Moskau. (Reinsberg VI, 70.) Aber auch: Könnte es auch ein zweites Moskau geben, so gibt es doch nur Einen Kreml.

29 Es ist keine Stadt so klein, sie hat ihren Spötter.

30 Es ist keine Stadt so stark, sie wird überwunden, wenn der Feinde viel sind.

Um den Gedanken auszudrücken, dass die kleinste Anzahl übelgesinnter Menschen, wohl vereint, genügt, einem wichtigen Werke grossen Schaden zuzufügen, sagt man in Aegypten sprichwörtlich: Wenn sich drei gegen eine Stadt verbinden, so werden sie dieselbe verderben. (Burckhardt, 173.)

31 Es ist leichter eine Stadt verlieren als ein Haus zu gewinnen.

Dän.: Man kand lættere forøde en bye bort end vinde et huus. (Prov. dan., 176.)

32 Es ist nicht jede Stadt eine Festung.

Die Russen: Nicht jede Stadt hat einen Kreml. (Altmann V, 130.)

33 Es stund vorzeiten in Stetten wol, da zwölff Mistgabeln feyerten, wenn die Herrn zu rath gingen.Petri, II, 299; Henisch, 1090, 46.

34 Feste Städte, wüstes Land.

Dän.: Fast stad, øde land. (Prov. dan., 158.)

35 Freie Stadt, frei Wort.

Lat.: In libera civitate linguas etiam mentesque liberas esse oportet. (Seybold, 245.)

[Spaltenumbruch] 36 Für Steten vnd für Teichen wird selten einer reichen.Petri, II, 322.

37 Grosse Stadt braucht grosse Thore.

Mhd.: Grossen stat wil weites tor. (Ring.) (Zingerle, 195.)

38 Grosse Stadt, grosse Wüstenei.Eiselein, 576; Simrock, 9799.

Schon Solon nannte die Städte die grossen Herbergen des menschlichen Elends. (Kornmann, V, 191.)

Holl.: Eene groote stad, eene woeste stad. (Harrebomée, II, 298a.)

Lat.: Est magna solitudo magna civitas. (Eiselein, 576.)

39 Grosse Städte, grosse Sünden; grosse Sünden, grosse Strafen.Petri, II, 361; Eiselein, 576; Simrock, 9800; Körte, 5685; Teller, 615; Braun, I, 4242.

In der Schweiz: Grossi Städt', grossi Sund*. (Sutermeister, 144.)

40 Grosse Städte und reiches Land machen stark des Fürsten Hand.

Dän.: Riige stæder og yndig land, fæster herren sverd i hand. (Prov. dan., 285.)

41 In der Stadt gaaet de Klocken jümmer an beeden Böörden.Lyra, 113; Simrock, 9803a.

In der Stadt gibt's immer viel Neues.

42 In der Stadt gift et leckere Betten (auch: Bîten) un hauge Sprünge1. (Lippe.)

1) Leckere Bissen und hohe Sprünge.

43 In einer fremden Stadt genirt man sich nicht.

Viele Leute schämen sich blos vor denen, die sie kennen. Auch in Aegypten sagt man sprichwörtlich: In einer Stadt, in welcher du niemand kennst, thue, was dir beliebt. (Burckhardt, 149.)

44 In einer kleinen Stadt kennt einer den andern an der Nase.

In Aegypten sagt man, wenn ein Bekannter täuschen will, sprichwörtlich: Unsere Stadt ist klein, wir kennen einander alle. (Burckhardt, 132.)

45 In grossen Stetten erfehret man viel Vnheils.Petri, II, 404.

46 Ittliche Studt müss ihr Narr huben. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Wie jede Schule, muss auch jede Stadt ihren privilegirten Narren haben.

47 Je neäer de Schtat, je leänger deär Sak. (Neumark.) – Engelien, 220.

48 Je neher Stette, je schendlicher Leben.Petri, II, 395.

Frz.: Loing de cité, loing de santé. (Kritzinger, 146a.)

49 Jede Stadt hat ihr eigenes Siegel (Wappen).

Böhm.: Jedna každa obeč mĕsto má svou pečet míti. (Rybicka, 820.)

50 Jede Stadt hat ihre Vorzüge.

Frz.: Chou pour chou Aubervilliers vaut bien Paris. (Kritzinger, 144 b.)

51 Jede Stadt hat ihren Galgen.

Noch aus dem Galgenzeitalter und der Hängeperiode.

52 Kein Statt vnd Schloss so fest jetzt ist, dass man nicht gewinnt durch Geld vnd List.Henisch, 1474, 37.

53 Keine Stadt, die nicht ihre Bettler hat.

54 Kleine Städte, grosse Lügen.

55 Kleine Städte haben oft grosse Propheten.

56 Man soll die Stadt nicht anzünden, ehe der Feind kommt.

Dän.: Hvo en anden skal braende, skal sig selv taende. (Prov. dan., 88.)

57 Nicht jede Stadt, die einen Thurm hat, ist eine Festung.

Die Russen: Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. – Nicht jede Stadt, die einen Kreml hat, ist Moskau. (Altmann V, 88 u. 96.) – Es hat nicht jede Stadt einen Kreml.

58 Oft büsset (leidet) eine ganze Stadt (für) eines Buben Frevelthat.

Lat.: Paucorum improbitas, universis calamitas. (Philippi, II, 86.)

59 Soll eine Stadt erblühen, muss sie die Jugend ziehen.

Böhm.: Obce pečujíe o školy veliký tím sobĕ užitek spůsobí. (Rybicka, 668.)

60 Stadt ohn Glocken ist wie ein Blinder ohn stecken; ein Kuh ohn schellen.Gruter, III, 83; Lehmann, II, 579, 105.

Mit dem Zusatz: wie ein Esel ohne Saumsattel. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 287.)

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[[381]/0387] 13 Ein Statt (und Land) soll nicht mehr Kriegsvolck einnemen, als dessen sie mechtig ist. – Lehmann, 437, 63; Wirth, II, 250. 14 Eine andere Stadt, ein anderer Schatz. Frz.: Autre ville, autre belle (maîtresse, amante). 15 Eine ausgehungerte Stadt ist bald (halb) erobert. Dän.: Udhungerd stad er snart stormet. (Prov. dan., 560.) It.: Città affamata tosto espugnata. 16 Eine kleine Stadt ist besser als ein grosses Dorf. Poln.: Choć najlichsze miasteczka, lepsze przecie, jak najlepsza wieś. (Lompa, 9.) 17 Eine kleine Stadt kann oft mehr als ein grosses Dorf. Holl.: Het kan beter van eene stad dan van een dorp. – Het kan beter van een schip dan van eene schuit. (Harrebomée, II, 250a.) 18 Eine Stadt auf dem Berge kann sich nicht verbergen. – Philippi, II, 65. 19 Eine Stadt, die nicht zu nehmen, kann man durch den Hunger zähmen. Holl.: Steden, die niet zijn tewinnen, kan men door den honger dwingen. (Harrebomée, II, 298a.) 20 Eine Stadt, die unterhandelt (verhandelt), ist halb gewonnen (genommen, verloren). Wenn man Vorschläge macht oder anhört, ist der Vergleich nicht weit. Frz.: Ville qui parlemente est moitié rendue. (Bohn I, 64; Leroux, II, 131; Kritzinger, 507b.) 21 Eine Stadt hat keine festern Mauern als Lieb' und Eintracht der Bürger. Böhm.: Mešto každé láskou a svornosti tak pevnĕ jako sice nejvišímĕ baštami a zdmi se upevňuje. (Rybicka, 610.) 22 Eine Stadt kann ohne Thurm bestahn, doch ohne Gesetze wird's nit gahn. Böhm.: Mĕsto vždy bez vĕži a hradek ale nikoliv bez dobrych práv a řádův stati a zachováno býti nemůze. (Rybicka, 547.) 23 Eine Stadt ohne gute Schule ist eine Laterne ohne Kerze. – Zinkgref, IV, 114. 24 Eine Stadt ohne Häuser, ein Sänger, der heiser und eine Feder ohne Kiel taugen alle nicht viel. Die Russen: Das Schlimmste in einer Stadt ist, wenn die Häuser fehlen. (Altmann VI, 390.) 25 Eine Stadt ohne Recht ist wie ein Kahn ohne Ruder und ein Leib ohne Seele. Böhm.: Mĕsto bez práva jest jako lod bez vesla a tĕlo bez duše. – Mĕsto bez práva, podobné jest mrtvému tĕlu. – Mĕsto ku skáze přicházejí, když aneb práv nemají, aneb tĕch kteréž mĕly, potratily. (Rybicka, 536, 537 u. 540.) 26 Einer Stadt bester Schutz sind brave Bürger. Lat.: Si incolae bene sunt morati, pulchre munitum oppidum. (Plautus.) (Philippi, II, 185.) 27 Es gibt keine Stadt ausser Paris. Bescheidene Anschauung der Franzosen: Il n'est cité que Paris. (Illustrirte Zeitung, 1447.) Andere Völker urtheilen aber über ihre Hauptstadt ebenso. 28 Es gibt viel Städte, aber nur Ein Wien. Die Russen: Es gibt mehrere Kreml, aber nur Ein Moskau. (Reinsberg VI, 70.) Aber auch: Könnte es auch ein zweites Moskau geben, so gibt es doch nur Einen Kreml. 29 Es ist keine Stadt so klein, sie hat ihren Spötter. 30 Es ist keine Stadt so stark, sie wird überwunden, wenn der Feinde viel sind. Um den Gedanken auszudrücken, dass die kleinste Anzahl übelgesinnter Menschen, wohl vereint, genügt, einem wichtigen Werke grossen Schaden zuzufügen, sagt man in Aegypten sprichwörtlich: Wenn sich drei gegen eine Stadt verbinden, so werden sie dieselbe verderben. (Burckhardt, 173.) 31 Es ist leichter eine Stadt verlieren als ein Haus zu gewinnen. Dän.: Man kand lættere forøde en bye bort end vinde et huus. (Prov. dan., 176.) 32 Es ist nicht jede Stadt eine Festung. Die Russen: Nicht jede Stadt hat einen Kreml. (Altmann V, 130.) 33 Es stund vorzeiten in Stetten wol, da zwölff Mistgabeln feyerten, wenn die Herrn zu rath gingen. – Petri, II, 299; Henisch, 1090, 46. 34 Feste Städte, wüstes Land. Dän.: Fast stad, øde land. (Prov. dan., 158.) 35 Freie Stadt, frei Wort. Lat.: In libera civitate linguas etiam mentesque liberas esse oportet. (Seybold, 245.) 36 Für Steten vnd für Teichen wird selten einer reichen. – Petri, II, 322. 37 Grosse Stadt braucht grosse Thore. Mhd.: Grossen stat wil weites tor. (Ring.) (Zingerle, 195.) 38 Grosse Stadt, grosse Wüstenei. – Eiselein, 576; Simrock, 9799. Schon Solon nannte die Städte die grossen Herbergen des menschlichen Elends. (Kornmann, V, 191.) Holl.: Eene groote stad, eene woeste stad. (Harrebomée, II, 298a.) Lat.: Est magna solitudo magna civitas. (Eiselein, 576.) 39 Grosse Städte, grosse Sünden; grosse Sünden, grosse Strafen. – Petri, II, 361; Eiselein, 576; Simrock, 9800; Körte, 5685; Teller, 615; Braun, I, 4242. In der Schweiz: Grossi Städt', grossi Sund*. (Sutermeister, 144.) 40 Grosse Städte und reiches Land machen stark des Fürsten Hand. Dän.: Riige stæder og yndig land, fæster herren sverd i hand. (Prov. dan., 285.) 41 In der Stadt gaaet de Klocken jümmer an beeden Böörden. – Lyra, 113; Simrock, 9803a. In der Stadt gibt's immer viel Neues. 42 In der Stadt gift et leckere Betten (auch: Bîten) un hauge Sprünge1. (Lippe.) 1) Leckere Bissen und hohe Sprünge. 43 In einer fremden Stadt genirt man sich nicht. Viele Leute schämen sich blos vor denen, die sie kennen. Auch in Aegypten sagt man sprichwörtlich: In einer Stadt, in welcher du niemand kennst, thue, was dir beliebt. (Burckhardt, 149.) 44 In einer kleinen Stadt kennt einer den andern an der Nase. In Aegypten sagt man, wenn ein Bekannter täuschen will, sprichwörtlich: Unsere Stadt ist klein, wir kennen einander alle. (Burckhardt, 132.) 45 In grossen Stetten erfehret man viel Vnheils. – Petri, II, 404. 46 Ittliche Studt müss ihr Narr huben. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Wie jede Schule, muss auch jede Stadt ihren privilegirten Narren haben. 47 Je neäer de Schtat, je leänger deär Sak. (Neumark.) – Engelien, 220. 48 Je neher Stette, je schendlicher Leben. – Petri, II, 395. Frz.: Loing de cité, loing de santé. (Kritzinger, 146a.) 49 Jede Stadt hat ihr eigenes Siegel (Wappen). Böhm.: Jedna každa obeč mĕsto má svou pečet míti. (Rybicka, 820.) 50 Jede Stadt hat ihre Vorzüge. Frz.: Chou pour chou Aubervilliers vaut bien Paris. (Kritzinger, 144 b.) 51 Jede Stadt hat ihren Galgen. Noch aus dem Galgenzeitalter und der Hängeperiode. 52 Kein Statt vnd Schloss so fest jetzt ist, dass man nicht gewinnt durch Geld vnd List. – Henisch, 1474, 37. 53 Keine Stadt, die nicht ihre Bettler hat. 54 Kleine Städte, grosse Lügen. 55 Kleine Städte haben oft grosse Propheten. 56 Man soll die Stadt nicht anzünden, ehe der Feind kommt. Dän.: Hvo en anden skal braende, skal sig selv taende. (Prov. dan., 88.) 57 Nicht jede Stadt, die einen Thurm hat, ist eine Festung. Die Russen: Jede Stadt, die einen Kreml hat, hält sich für Moskau. – Nicht jede Stadt, die einen Kreml hat, ist Moskau. (Altmann V, 88 u. 96.) – Es hat nicht jede Stadt einen Kreml. 58 Oft büsset (leidet) eine ganze Stadt (für) eines Buben Frevelthat. Lat.: Paucorum improbitas, universis calamitas. (Philippi, II, 86.) 59 Soll eine Stadt erblühen, muss sie die Jugend ziehen. Böhm.: Obce pečujíe o školy veliký tím sobĕ užitek spůsobí. (Rybicka, 668.) 60 Stadt ohn Glocken ist wie ein Blinder ohn stecken; ein Kuh ohn schellen. – Gruter, III, 83; Lehmann, II, 579, 105. Mit dem Zusatz: wie ein Esel ohne Saumsattel. (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 287.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [381]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/387>, abgerufen am 22.11.2024.