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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 2 Der Stachel macht keine Biene.

3 Der Stachel und die Honigblase wohnen in einem Thierlein beisammen.

Von jemand, der den jesuitischen Fehler besitzt, ausser seinen vortrefflichen Ideen und Urtheilen zugleich auch die schlechtesten und gefährlichsten zu besitzen.

4 Die Stacheln verrathen den Igel. - Parömiakon, 2093.

5 Ein stachel bricht den andern. - Franck, I, 87b; Petri, II, 227; Gruter, I, 28.

6 Gegen en'n spitzen Stachel is nich gaud licken. - Schambach, II, 52.

Von einem Widerstreben, das voraussichtlich erfolglos bleiben muss.

7 Man zieht oft einen Stachel aus des andern Fuss und sticht ihn in den eigenen.

Schwed.: Man tar ofta tornen ur annars foot, och sticker honom i sin egen. (Grubb, 503.)

8 Wer den Stachel nicht vertragen kann, muss den Finger in kein Skorpionennest stecken. - Gryphius, 39.

9 Wer sich den Stachel der Bien' lässt schrecken, der wird keinen Honig schlecken.

10 Wer sich mit Stacheln kraut, der muss auch Wunden dulden.

11 Wer sich mit Stacheln krawen wil, der kriegt auch der Wunden viel. - Petri, II, 761; Sutor, 185.

Dän.: At stampe mod brodden, feyle mod strömmen, gabe mod ovns-munden. (Prov. dan., 90.)

Holl.: Het is kwaad wrijven tegen den prikkel. - Het valt hard, de verzenen tegen de prikkels te slaan. (Harrebomee, II, 201a.)

12 Wider den Stachel ist schlimm lecken (reiben). - Henisch, 463, 50; Sutor, 224; Simrock, 9798; Braun, I, 424.

Böhm.: Tvrdot' jest proti ostnu se zpecovati. (Celakovsky, 19.)

Engl.: Piss not against the wind.

Frz.: Il est mal-aise a grimper contre l'adillon. (Kritzinger, 361a.) - Il ne faut pas nager contre le courant. - Il ne faut pas aller contre vent et maree. (Masson, 320.)

It.: Dura cosa e di calatrare contro allo stimolo. - E difficile di menar colci contro alio stimolo. - E folia di ricalcitrare contro allo sprone. - Tristo quell cavallo, che tira calci contra lo sprono. (Gaal, 1448.)

Lat.: Adversus stimulum ne calcitres. - Contra aquam remigon. (Masson, 801.) - Contra stimulum calcare. (Faselius, 50.) - Laeditur a stimulo quicunque fricatur ab illo. - Qui stimulos pugnis caedit, plus manibus dolet. (Gaal, 1448.)

Span.: Tirar coces contra el aguijon. (Bohn I, 259.)

*13 Den Stachel wider sich selbst kehren.

*14 Er geht auf Stacheln.

Es kommt ihm schwer an.

Frz.: Il marche sur des epines. (Kritzinger, 282b.)

*15 Wider den Stachel lecken. - Apostelgesch. 9, 5; Eiselein, 576; Schulze, 248; Zehner, 533; Hesekiel, 34, 21.

Zu seinem eigenen Schaden widerstreben oder, wie Eiselein (673) bemerkt, gegen die Pike ausschlagen, womit in einigen Gegenden das Zugvieh angetrieben wird. Das Wort lecken bedeutet laufen und auch mit den Füssen hintenausschlagen. Seine Wurzel erscheint noch in Lakai (Läufer), das wir zwar in dieser Form aus dem Französischen (laquais) entlehnt haben. Ueber verschiedene Abstammung, Bedeutung und Schreibung einiger gleichlautender Worte vgl. Lecken in Weigand, Wb., 24 u. 25.

Frz.: Qui contre aguilon regibe deux fois se point. (Leroux, II, 294.)

Holl.: Hij vecht tegen den prikkel. - Tegen den prikkel stooten. (Harrebomee, II, 201a.)

Lat.: Calces adversus stimulum jactat. (Terenz.) (Eiselein, 576; Philippi, I, 68.)


Stachelbeere.

1 Stachelbeeren lassen sich gut essen, aber sie sind übel zu pflücken.

*2 Behalte deine Stachelbeeren!

Unterlasse deine Sticheleien, behalte deine faulen Witze.

*3 De Stickelten sind noch nich riype. (Büren.) - Für Iserlohn: Woeste, 90, 189.

Wird von verfehlten Stichelreden gesagt.

*4 Einem Stachelbeeren zu verschlucken geben. - Kritzinger, 404a.

Frz.: Dire plusieurs picoteries a quelqu'un. (Kritzinger, 530b.)


Stacherl.

* Ein alter Stacherl. - Hügel, 154b.

Ein alter, mühselig gehender Mensch.


[Spaltenumbruch]
Stachelschwein.

1 Ehe du andere Stachelschwein schimpfst, so greif zuvor auf den eigenen Distelkopf.

*2 Er ist wie ein Stachelschwein so glatt.

Ironisch.

Holl.: Het is een stekelvarken. - Hij is zoo knorrig als een oud stekelvarken. (Harrebomee, II, 304a.)


Stachlig.

* Er ist stachlig wie ein Igel. - Mathesy, 250a.


Stacken.

Butan den Stacken ist gut dingen. - Petri, II, 53.


Stacker.

* Wat will de Stacker?1

1) Ein kraftloser, kümmerlicher Mensch. Was will der arme Schelm? Helpt dem Stacker. Der Ausdruck wird mehr im guten und mitleidigen als schimpflichen Sinne gebraucht. (Dähnert, 456b.)


Stade.

Wer nahen bey der Staden oder Porten des Reins gon will, der fallt gern darein und ertrinckt. - Geiler, Seelenparadies. 227b.


Stadel.

Zwischen zwei Städel gehört auch eine Miste. - Birlinger, 36.


Stadelthor.

* Eher wird ein Stadelthor lachen als er.


Stadelweis.

* Die Stadelweis lehren (treiben). - Eiselein, 576.

"Weisst du nicht, was die Bueben den Mägeden tuen uf dem Heuboden? sprach ein Beichtkind zu dem Münch." (Eiselein, 307.) "Da lehrt er sie die Stadelweis, als Unfuag und nit leis, dass sie grannt und grein. Der Bräutgam sprach: nein an nein! Mezlin gehab dich wohl, ich bin, der dich trösten soll." (Liedersaal.)


Staden.

* Doa loas i ma an stad'n aufgeigna. (Niederösterreich.)


Stadt.

1 A sölle Stadtl wie Meran gibt's in der ganzen Welt nit.

Behaupten die Bewohner des Burggrafenamts, für welche Meran noch jetzt die "Stadt" überhaupt ist, wie sie dieselbe früher für den Mittelpunkt alles Glanzes und aller Vergnügungen hielten.

2 Alte Städte, alte Bräuche.

Die Türken sagen: Alten Städten ziemt kein neuer Brauch.

3 Bei dreien Städten ging zu Grund dein Pracht, Fürst Carol von Burgund; Murten frass die Leut', Granson das Gut, bei Nanzig lagst du selbst im Blut. (S. Karl 2.) - Deutsche Romanzeitung, 44, 632; Hesekiel, 29.

4 Besser keine Statt, denn eine auffrührische Statt. - Petri, II, 38.

5 Der Stadt Almende kann nicht verjähren. - Graf, 68, 38.

Ein den unverringerten Fortbestand des Gemeindegutes sichernder Rechtssatz, der nach dem Eindringen des römischen Rechts von grosser Wichtigkeit war; denn nach altdeutscher Sitte konnte Eigenthum an Grund und Boden nur vor der versammelten Volksgemeinde übertragen werden.

Mhd.: Der stat gemene ne mach nich vorjaren. (Puffendorf, App. II, 14.)

6 Der Stadt Gericht wendet so weit als ihre Weide wendet. - Graf, 436, 285.

Die Grenze der Ortsgerichte bestimmt sich nach der Markung. (S. Flur 1.)

Mhd.: Der stadt recht went also verne alse ere weyde went. (Leibnitz, Scriptores rerum Brunsvicarum, III, 442.)

7 Die beste Stadt ist der Vorgatt.

8 Die in einer Stadt sitzen, sind gleich frei. (S. Frei 9.) - Graf, 59, 248.

9 Die Stadt ist gut, sagte der Bauer, aber die Leute taugen nichts.

Die Böhmen behaupten aber, dass die Stadt nicht anders sein könne, als ihre Bürger sind: Mesto jinak byti nemuze nez jak mes t'ane v nem bud to k dobremu nebo zlemu z mladi json zvedlni. (Rybicka, 657.)

10 Die Stadt kann wohl gedeihen, deren Bürger die Schande mehr als die Strafe scheuen.

Böhm.: Blaze obci jejizto obyvatele vice hanby se boi nezli trestu. (Rybicka, 543.)

11 Die Statt sollen mit Fürsten nicht spielen, sie haben jhnen denn zuvor in die Karten gesehen. - Lehmann, 726, 44; Wirth, II, 724.

12 Ein Statt fragt nicht darnach, was das Land gedenckt. - Lehmann, 772, 14; Opel, 374.

[Spaltenumbruch] 2 Der Stachel macht keine Biene.

3 Der Stachel und die Honigblase wohnen in einem Thierlein beisammen.

Von jemand, der den jesuitischen Fehler besitzt, ausser seinen vortrefflichen Ideen und Urtheilen zugleich auch die schlechtesten und gefährlichsten zu besitzen.

4 Die Stacheln verrathen den Igel.Parömiakon, 2093.

5 Ein stachel bricht den andern.Franck, I, 87b; Petri, II, 227; Gruter, I, 28.

6 Gegen en'n spitzen Stachel is nich gaud licken.Schambach, II, 52.

Von einem Widerstreben, das voraussichtlich erfolglos bleiben muss.

7 Man zieht oft einen Stachel aus des andern Fuss und sticht ihn in den eigenen.

Schwed.: Man tar ofta tornen ur annars foot, och sticker honom i sin egen. (Grubb, 503.)

8 Wer den Stachel nicht vertragen kann, muss den Finger in kein Skorpionennest stecken.Gryphius, 39.

9 Wer sich den Stachel der Bien' lässt schrecken, der wird keinen Honig schlecken.

10 Wer sich mit Stacheln kraut, der muss auch Wunden dulden.

11 Wer sich mit Stacheln krawen wil, der kriegt auch der Wunden viel.Petri, II, 761; Sutor, 185.

Dän.: At stampe mod brodden, feyle mod strømmen, gabe mod ovns-munden. (Prov. dan., 90.)

Holl.: Het is kwaad wrijven tegen den prikkel. – Het valt hard, de verzenen tegen de prikkels te slaan. (Harrebomée, II, 201a.)

12 Wider den Stachel ist schlimm lecken (reiben).Henisch, 463, 50; Sutor, 224; Simrock, 9798; Braun, I, 424.

Böhm.: Tvrdot' jest proti ostnu se zpĕčovati. (Čelakovsky, 19.)

Engl.: Piss not against the wind.

Frz.: Il est mal-aisé à grimper contre l'adillon. (Kritzinger, 361a.) – Il ne faut pas nager contre le courant. – Il ne faut pas aller contre vent et marée. (Masson, 320.)

It.: Dura cosa è di calatrare contro allo stimolo. – E difficile di menar colci contro alio stimolo. – E folia di ricalcitrare contro allo sprone. – Tristo quell cavallo, che tira calci contra lo sprono. (Gaal, 1448.)

Lat.: Adversus stimulum ne calcitres. – Contra aquam remigon. (Masson, 801.) – Contra stimulum calcare. (Faselius, 50.) – Laeditur a stimulo quicunque fricatur ab illo. – Qui stimulos pugnis caedit, plus manibus dolet. (Gaal, 1448.)

Span.: Tirar coces contra el aguijon. (Bohn I, 259.)

*13 Den Stachel wider sich selbst kehren.

*14 Er geht auf Stacheln.

Es kommt ihm schwer an.

Frz.: Il marche sur des épines. (Kritzinger, 282b.)

*15 Wider den Stachel lecken.Apostelgesch. 9, 5; Eiselein, 576; Schulze, 248; Zehner, 533; Hesekiel, 34, 21.

Zu seinem eigenen Schaden widerstreben oder, wie Eiselein (673) bemerkt, gegen die Pike ausschlagen, womit in einigen Gegenden das Zugvieh angetrieben wird. Das Wort lecken bedeutet laufen und auch mit den Füssen hintenausschlagen. Seine Wurzel erscheint noch in Lakai (Läufer), das wir zwar in dieser Form aus dem Französischen (laquais) entlehnt haben. Ueber verschiedene Abstammung, Bedeutung und Schreibung einiger gleichlautender Worte vgl. Lecken in Weigand, Wb., 24 u. 25.

Frz.: Qui contre aguilon regibe deux fois se point. (Leroux, II, 294.)

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Lat.: Calces adversus stimulum jactat. (Terenz.) (Eiselein, 576; Philippi, I, 68.)


Stachelbeere.

1 Stachelbeeren lassen sich gut essen, aber sie sind übel zu pflücken.

*2 Behalte deine Stachelbeeren!

Unterlasse deine Sticheleien, behalte deine faulen Witze.

*3 De Stickelten sind noch nich riype. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 90, 189.

Wird von verfehlten Stichelreden gesagt.

*4 Einem Stachelbeeren zu verschlucken geben.Kritzinger, 404a.

Frz.: Dire plusieurs picoteries à quelqu'un. (Kritzinger, 530b.)


Stacherl.

* Ein alter Stacherl.Hügel, 154b.

Ein alter, mühselig gehender Mensch.


[Spaltenumbruch]
Stachelschwein.

1 Ehe du andere Stachelschwein schimpfst, so greif zuvor auf den eigenen Distelkopf.

*2 Er ist wie ein Stachelschwein so glatt.

Ironisch.

Holl.: Het is een stekelvarken. – Hij is zoo knorrig als een oud stekelvarken. (Harrebomée, II, 304a.)


Stachlig.

* Er ist stachlig wie ein Igel.Mathesy, 250a.


Stacken.

Butan den Stacken ist gut dingen.Petri, II, 53.


Stacker.

* Wat will de Stacker?1

1) Ein kraftloser, kümmerlicher Mensch. Was will der arme Schelm? Helpt dem Stacker. Der Ausdruck wird mehr im guten und mitleidigen als schimpflichen Sinne gebraucht. (Dähnert, 456b.)


Stade.

Wer nahen bey der Staden oder Porten des Reins gon will, der fallt gern darein und ertrinckt.Geiler, Seelenparadies. 227b.


Stadel.

Zwischen zwei Städel gehört auch eine Miste.Birlinger, 36.


Stadelthor.

* Eher wird ein Stadelthor lachen als er.


Stadelweis.

* Die Stadelweis lehren (treiben).Eiselein, 576.

„Weisst du nicht, was die Bueben den Mägeden tuen uf dem Heuboden? sprach ein Beichtkind zu dem Münch.“ (Eiselein, 307.) „Da lehrt er sie die Stadelweis, als Unfuag und nit leis, dass sie grannt und grein. Der Bräutgam sprach: nein an nein! Mezlin gehab dich wohl, ich bin, der dich trösten soll.“ (Liedersaal.)


Staden.

* Doa loas i ma an stad'n aufgeigna. (Niederösterreich.)


Stadt.

1 A sölle Stadtl wie Meran gibt's in der ganzen Welt nit.

Behaupten die Bewohner des Burggrafenamts, für welche Meran noch jetzt die „Stadt“ überhaupt ist, wie sie dieselbe früher für den Mittelpunkt alles Glanzes und aller Vergnügungen hielten.

2 Alte Städte, alte Bräuche.

Die Türken sagen: Alten Städten ziemt kein neuer Brauch.

3 Bei dreien Städten ging zu Grund dein Pracht, Fürst Carol von Burgund; Murten frass die Leut', Granson das Gut, bei Nanzig lagst du selbst im Blut. (S. Karl 2.) – Deutsche Romanzeitung, 44, 632; Hesekiel, 29.

4 Besser keine Statt, denn eine auffrührische Statt.Petri, II, 38.

5 Der Stadt Almende kann nicht verjähren.Graf, 68, 38.

Ein den unverringerten Fortbestand des Gemeindegutes sichernder Rechtssatz, der nach dem Eindringen des römischen Rechts von grosser Wichtigkeit war; denn nach altdeutscher Sitte konnte Eigenthum an Grund und Boden nur vor der versammelten Volksgemeinde übertragen werden.

Mhd.: Der stat gemene ne mach nich vorjaren. (Puffendorf, App. II, 14.)

6 Der Stadt Gericht wendet so weit als ihre Weide wendet.Graf, 436, 285.

Die Grenze der Ortsgerichte bestimmt sich nach der Markung. (S. Flur 1.)

Mhd.: Der stadt recht went also verne alse ere weyde went. (Leibnitz, Scriptores rerum Brunsvicarum, III, 442.)

7 Die beste Stadt ist der Vorgatt.

8 Die in einer Stadt sitzen, sind gleich frei. (S. Frei 9.) – Graf, 59, 248.

9 Die Stadt ist gut, sagte der Bauer, aber die Leute taugen nichts.

Die Böhmen behaupten aber, dass die Stadt nicht anders sein könne, als ihre Bürger sind: Mĕsto jinak býti nemůže než jak mĕš t'ané v nĕm bud to k dobrému nebo zlému z mládí json zvedlni. (Rybicka, 657.)

10 Die Stadt kann wohl gedeihen, deren Bürger die Schande mehr als die Strafe scheuen.

Böhm.: Blaze obci jejížto obyvatele více hanby se boi nežli trestu. (Rybicka, 543.)

11 Die Statt sollen mit Fürsten nicht spielen, sie haben jhnen denn zuvor in die Karten gesehen.Lehmann, 726, 44; Wirth, II, 724.

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[[380]/0386] 2 Der Stachel macht keine Biene. 3 Der Stachel und die Honigblase wohnen in einem Thierlein beisammen. Von jemand, der den jesuitischen Fehler besitzt, ausser seinen vortrefflichen Ideen und Urtheilen zugleich auch die schlechtesten und gefährlichsten zu besitzen. 4 Die Stacheln verrathen den Igel. – Parömiakon, 2093. 5 Ein stachel bricht den andern. – Franck, I, 87b; Petri, II, 227; Gruter, I, 28. 6 Gegen en'n spitzen Stachel is nich gaud licken. – Schambach, II, 52. Von einem Widerstreben, das voraussichtlich erfolglos bleiben muss. 7 Man zieht oft einen Stachel aus des andern Fuss und sticht ihn in den eigenen. Schwed.: Man tar ofta tornen ur annars foot, och sticker honom i sin egen. (Grubb, 503.) 8 Wer den Stachel nicht vertragen kann, muss den Finger in kein Skorpionennest stecken. – Gryphius, 39. 9 Wer sich den Stachel der Bien' lässt schrecken, der wird keinen Honig schlecken. 10 Wer sich mit Stacheln kraut, der muss auch Wunden dulden. 11 Wer sich mit Stacheln krawen wil, der kriegt auch der Wunden viel. – Petri, II, 761; Sutor, 185. Dän.: At stampe mod brodden, feyle mod strømmen, gabe mod ovns-munden. (Prov. dan., 90.) Holl.: Het is kwaad wrijven tegen den prikkel. – Het valt hard, de verzenen tegen de prikkels te slaan. (Harrebomée, II, 201a.) 12 Wider den Stachel ist schlimm lecken (reiben). – Henisch, 463, 50; Sutor, 224; Simrock, 9798; Braun, I, 424. Böhm.: Tvrdot' jest proti ostnu se zpĕčovati. (Čelakovsky, 19.) Engl.: Piss not against the wind. Frz.: Il est mal-aisé à grimper contre l'adillon. (Kritzinger, 361a.) – Il ne faut pas nager contre le courant. – Il ne faut pas aller contre vent et marée. (Masson, 320.) It.: Dura cosa è di calatrare contro allo stimolo. – E difficile di menar colci contro alio stimolo. – E folia di ricalcitrare contro allo sprone. – Tristo quell cavallo, che tira calci contra lo sprono. (Gaal, 1448.) Lat.: Adversus stimulum ne calcitres. – Contra aquam remigon. (Masson, 801.) – Contra stimulum calcare. (Faselius, 50.) – Laeditur a stimulo quicunque fricatur ab illo. – Qui stimulos pugnis caedit, plus manibus dolet. (Gaal, 1448.) Span.: Tirar coces contra el aguijon. (Bohn I, 259.) *13 Den Stachel wider sich selbst kehren. *14 Er geht auf Stacheln. Es kommt ihm schwer an. Frz.: Il marche sur des épines. (Kritzinger, 282b.) *15 Wider den Stachel lecken. – Apostelgesch. 9, 5; Eiselein, 576; Schulze, 248; Zehner, 533; Hesekiel, 34, 21. Zu seinem eigenen Schaden widerstreben oder, wie Eiselein (673) bemerkt, gegen die Pike ausschlagen, womit in einigen Gegenden das Zugvieh angetrieben wird. Das Wort lecken bedeutet laufen und auch mit den Füssen hintenausschlagen. Seine Wurzel erscheint noch in Lakai (Läufer), das wir zwar in dieser Form aus dem Französischen (laquais) entlehnt haben. Ueber verschiedene Abstammung, Bedeutung und Schreibung einiger gleichlautender Worte vgl. Lecken in Weigand, Wb., 24 u. 25. Frz.: Qui contre aguilon regibe deux fois se point. (Leroux, II, 294.) Holl.: Hij vecht tegen den prikkel. – Tegen den prikkel stooten. (Harrebomée, II, 201a.) Lat.: Calces adversus stimulum jactat. (Terenz.) (Eiselein, 576; Philippi, I, 68.) Stachelbeere. 1 Stachelbeeren lassen sich gut essen, aber sie sind übel zu pflücken. *2 Behalte deine Stachelbeeren! Unterlasse deine Sticheleien, behalte deine faulen Witze. *3 De Stickelten sind noch nich riype. (Büren.) – Für Iserlohn: Woeste, 90, 189. Wird von verfehlten Stichelreden gesagt. *4 Einem Stachelbeeren zu verschlucken geben. – Kritzinger, 404a. Frz.: Dire plusieurs picoteries à quelqu'un. (Kritzinger, 530b.) Stacherl. * Ein alter Stacherl. – Hügel, 154b. Ein alter, mühselig gehender Mensch. Stachelschwein. 1 Ehe du andere Stachelschwein schimpfst, so greif zuvor auf den eigenen Distelkopf. *2 Er ist wie ein Stachelschwein so glatt. Ironisch. Holl.: Het is een stekelvarken. – Hij is zoo knorrig als een oud stekelvarken. (Harrebomée, II, 304a.) Stachlig. * Er ist stachlig wie ein Igel. – Mathesy, 250a. Stacken. Butan den Stacken ist gut dingen. – Petri, II, 53. Stacker. * Wat will de Stacker?1 1) Ein kraftloser, kümmerlicher Mensch. Was will der arme Schelm? Helpt dem Stacker. Der Ausdruck wird mehr im guten und mitleidigen als schimpflichen Sinne gebraucht. (Dähnert, 456b.) Stade. Wer nahen bey der Staden oder Porten des Reins gon will, der fallt gern darein und ertrinckt. – Geiler, Seelenparadies. 227b. Stadel. Zwischen zwei Städel gehört auch eine Miste. – Birlinger, 36. Stadelthor. * Eher wird ein Stadelthor lachen als er. Stadelweis. * Die Stadelweis lehren (treiben). – Eiselein, 576. „Weisst du nicht, was die Bueben den Mägeden tuen uf dem Heuboden? sprach ein Beichtkind zu dem Münch.“ (Eiselein, 307.) „Da lehrt er sie die Stadelweis, als Unfuag und nit leis, dass sie grannt und grein. Der Bräutgam sprach: nein an nein! Mezlin gehab dich wohl, ich bin, der dich trösten soll.“ (Liedersaal.) Staden. * Doa loas i ma an stad'n aufgeigna. (Niederösterreich.) Stadt. 1 A sölle Stadtl wie Meran gibt's in der ganzen Welt nit. Behaupten die Bewohner des Burggrafenamts, für welche Meran noch jetzt die „Stadt“ überhaupt ist, wie sie dieselbe früher für den Mittelpunkt alles Glanzes und aller Vergnügungen hielten. 2 Alte Städte, alte Bräuche. Die Türken sagen: Alten Städten ziemt kein neuer Brauch. 3 Bei dreien Städten ging zu Grund dein Pracht, Fürst Carol von Burgund; Murten frass die Leut', Granson das Gut, bei Nanzig lagst du selbst im Blut. (S. Karl 2.) – Deutsche Romanzeitung, 44, 632; Hesekiel, 29. 4 Besser keine Statt, denn eine auffrührische Statt. – Petri, II, 38. 5 Der Stadt Almende kann nicht verjähren. – Graf, 68, 38. Ein den unverringerten Fortbestand des Gemeindegutes sichernder Rechtssatz, der nach dem Eindringen des römischen Rechts von grosser Wichtigkeit war; denn nach altdeutscher Sitte konnte Eigenthum an Grund und Boden nur vor der versammelten Volksgemeinde übertragen werden. Mhd.: Der stat gemene ne mach nich vorjaren. (Puffendorf, App. II, 14.) 6 Der Stadt Gericht wendet so weit als ihre Weide wendet. – Graf, 436, 285. Die Grenze der Ortsgerichte bestimmt sich nach der Markung. (S. Flur 1.) Mhd.: Der stadt recht went also verne alse ere weyde went. (Leibnitz, Scriptores rerum Brunsvicarum, III, 442.) 7 Die beste Stadt ist der Vorgatt. 8 Die in einer Stadt sitzen, sind gleich frei. (S. Frei 9.) – Graf, 59, 248. 9 Die Stadt ist gut, sagte der Bauer, aber die Leute taugen nichts. Die Böhmen behaupten aber, dass die Stadt nicht anders sein könne, als ihre Bürger sind: Mĕsto jinak býti nemůže než jak mĕš t'ané v nĕm bud to k dobrému nebo zlému z mládí json zvedlni. (Rybicka, 657.) 10 Die Stadt kann wohl gedeihen, deren Bürger die Schande mehr als die Strafe scheuen. Böhm.: Blaze obci jejížto obyvatele více hanby se boi nežli trestu. (Rybicka, 543.) 11 Die Statt sollen mit Fürsten nicht spielen, sie haben jhnen denn zuvor in die Karten gesehen. – Lehmann, 726, 44; Wirth, II, 724. 12 Ein Statt fragt nicht darnach, was das Land gedenckt. – Lehmann, 772, 14; Opel, 374.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [380]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/386>, abgerufen am 22.11.2024.