Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 31 Im Spiegel sieht man die Gestalt, im Wein das Herz. - Simrock, 9699. 32 Im Spiegel sihet man des Menschen Gestalt, im Reden seinen Verstandt. - Lehmann, 643, 8. 33 Keik net to völ in't Spegel, de olle Jöd steit achter dir un keist1 di in de Nack. - Kern, 1447. 1) Fletscht die Zähne. - Warnung vor Eitelkeit. 34 Reinen Spiegel kann ein Hauch beflecken. 35 Schlage den Spiegel nicht, wenn die Nase schief steht. 36 Sieh nicht in den Spiegel bei Licht, der Schwarze guckt dir über die Schulter. - Körte, 5641. Zu grosse Eitelkeit führt zu Thorheit. 37 Spiegel geben keine Schönheit. Schwed.: See illa ut i en wacker speyel. (Grubb, 711.) 38 Vor dem Spiegel stehen bringt kein Garn zu Hemden. Engl.: The more women look into their glasses, the less they look to their houses. 39 Wä en d'r Spegel seit, kan 'm Gäck de Zeck (Zeit) vom Dag (heute) sage. (Düren.) - Firmenich, I, 483, 62. 40 Was der Spiegel sagt, gehört nicht auf den Markt. Engl.: What your glass tells you, will not be told by counsel. (Bohn II, 9.) 41 Was kan der Spiegel darzu, dass er einen Lützelhüpschen lützelhüpsch anzeigt! - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 7. 42 Was zeitlich zum Spiegel wird, das zubricht gern. - Petri, II, 612. 43 Wenn der Spiegel reden könnte, so würde er manchem garstigen Bild seine Thorheit strafen. - Wirth, I, 99, 445. 44 Wenn man nachts in Spiegel sieht, so guckt der Teufel heraus. - Eiselein, 590; Braun, I, 4437. 45 Wenn man vorm Spiegel lacht, so lacht er mit. 46 Wenn me z' Nacht no im Spiegel luoget, so sieht än der Tüfel a. - Steiger, Sitten, 193. "Sieht abends man beim Lichterschein noch in den Spiegel stolz hinein, schaut reizend wie ein Blumenstrauss, gifthauchend Satanas heraus. Und stört er deiner Seele Ruh', schliess' schnell und fest die Augen zu. Gelöscht die freche Kerze sei, den freveln Spiegel schlag' entzwei." 47 Wenn nichts in den Spiegel hineinsieht, so sieht auch nichts heraus. "Es bedarf eines unausgesetzten Hofirens bei den Grossen, wenn sie uns nicht vergessen sollen. Ihr Gedächtniss hat hierin Aehnlichkeit mit einem Spiegel, der nur so lange Eindruck aufnimmt als Gegenstände davor weilen." (Fr. Schütz, Aphorismen, 118.) 48 Wie der Spiegel, so die Gestalt. Lat.: Qualis domus, talis dominus. (Chaos, 268.) 49 Wie im Spiegel die Gestalt, so sieht man das Herz im Wein. - Körte, 5639. 50 Wie Spiegel, so Gesicht. 51 Zu solchem Spiegel gehört ein solcher Rahmen. - Parömiakon, 386. 52 Zuerst schau dich selbst im Spiegel! - Simrock, 9699a. *53 E loat eangderm Spoägel. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 326, 286. Er ist gestorben. (S. Empfehlen.) *54 Ein Spiegel (Muster) aller Ritterschaft. - Eiselein, 573; Braun, I, 4178. Lat.: Quo non Hectorior, quo non Orlandior alter. (Eiselein, 573.) *55 Einem den Spiegel vorhalten (zeigen). - Eiselein, 573; Körte, 5639b; Braun, I, 4177. Frz.: Relever quelqu'un de sentinelle. ( Lendroy, 1369.) *56 Einen spiegel hesslich ansehen. - Egenolff, 263b; Körte, 5639a. *57 Er darff keins spiegels, er weyss wol, das er gelert oder schön ist. - Franck, I, 121b. *58 Er hat beim Spiegel ein'n guten Sitz, wie Kaspar Vogt von der Schweidnitz. (Schles.) Kaspar Vogt gehörte zu den durch ein Preisgedicht gefeierten Schützen, welche an dem Freischiessen zu Neisse im Jahre 1612 theilgenommen hatten. In dem [Spaltenumbruch] Siegesgesange heisst es in Bezug auf ihn: "Herr Kaspar Vogt von der Schweidnitz hat beim Spiegel einen guten Sitz. Denn er dass thut gewohnt sein, dass er scheusst in den Zirkel nein." (Fülleborn, Bresl. Erzähler.) *59 Er hat wol noch nie in Spiegel gesehen. Weil er nicht weiss, dass er ein Narr ist. "Es sagte ein grosser Mensch, er habe sein Lebtag nie kein grossen Narren gesehen. Da widersetzte einer: So hast gewiss dein Lebtag nie in Spiegel gesehen." Lat.: Mos est stultorum, reprehendere facta bonorum. (Sutor, 923.) *60 Er wird's nicht hinter den Spiegel stecken. - Braun, I, 4175. I hab'n 'n Brief g'schrieba, dän wird'r nit an Spiegel stecka (Sartorius, 182), d. h. er wird, da sein Charakter darin enthüllt ist, den Inhalt möglich geheim halten. Von dem Brauch entlehnt, dass man Briefe und Karten an den Spiegel steckt, wo sie leicht gesehen und gelesen werden können. *61 In den Spiegel sehen. - Eiselein, 573. *62 Sie sehen in denselben Spiegel. Holl.: Zij zien in denzelfden spiegel. (Harrebomee, II, 288a.) *63 Sie sieht den Spiegel hässlich an. *64 Tret vor den Spiegel vnd besehe dich selbst. - Lehmann, 187, 17. *65 Was soll ein Spiegel dem Blinden. Lat.: Nil graculo cum fidibus. - Quid coeco cum speculo? Schwed.: Hwad gjör den blinde med speyelen. (Grubb, 343.) Spiegelberg. * Ich kenne dich, Spiegelberg. - Eiselein, 573; Büchmann, 20; Lohrengel, II, 325. Auch: Spiegelberger, ich kenne dir! Ein Mistrauensvotum. - Diese Redensart ist aus Schiller (Die Räuber, 2. Act, 3. Scene)entlehnt. Inmitten der böhmischen Wälder sind die Mitglieder der Bande versammelt und unterhalten sich über ihre Thaten. Ihr Hauptmann, Karl Moor, hört ihnen zu und vernimmt wie einer derselben, Schufterle, sich rühmt, ein Kind in die Flammen geworfen zu haben. Voll Zorns springt der Hauptmann auf und verstösst ihn aus der Bande und fügt, zu den übrigen gewandt, drohend hinzu, dass unter ihnen noch mehrere reif für ähnliche Züchtigung sind, insbesondere wendet er sich an Spiegelberg mit den Worten: "Ich kenne dich, Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten." Spiegelfechten. * Ein Spiegelfechten machen. "Vnd machen vns ein Spiegelfechten." (Waldis, IV, 18.) - "Vnd macht den Leuten ein Spiegelfechten für." (Aventin, LXXIIIa.) Spiegelfechterei. * Es ist eitel Spiegelfechterei. - Braun, I, 4179. Holl.: Het was maar een spiegelgevecht. (Harrebomee, II, 288a.) Spiegelglas. * Ein Spiegelglas aller Tugend. Spiegeln. 1 Wer recht sich spiegelt, siehet sich. - Schleizer Kalender, 1811. 2 Wer sich an eynem andern spiegelt, der spiegelt sich sanfft (wohl). - Franck, II, 49a; Tappius, 173b; Petri, II, 107; Lehmann, II, 851, 331; Simrock, 9700; Sailer, 285. Frz.: Belle doctrine met en lui qui se chatoye par autrui. (Masson, 81.) - Il se chatie bien, qui se chatie par d'autrui. It.: Savio e colui, ch' imparo a spese d' altri. Lat.: Ex vitio alterius sapiens emendat suum. *3 Er mag sich daran spiegeln. - Eiselein, 573; Braun, I, 4176. Holl.: Hij mag er wel een' spiegel aannemen. (Harrebomee, II, 288a.) Spieglein. Das Spieglein in der Sakristei weiss auch, was ein schöner Magister sei. Spieker. * He kann wol 'n Spieker (Nagel) aup twe Enden beiten (beissen). (Ostfries.) - Bueren, 606; Frommann, 528, 638; Hauskalender, III. Spiel. 1 A grundehrlichs Spiel, sägt der Hämmerle von Aalen. (Aalen.) 2 Am Ende des Spiels wartet der Teufel. Engl.: Gaming has the devil at the bottom. 3 Am Spiel erkennt man, was in einem steckt. - Petri, II, 14. 4 An ein schön Spiel denkt man gern. Frz.: A beau jeu, beau retour. (Cahier, 1541.)
[Spaltenumbruch] 31 Im Spiegel sieht man die Gestalt, im Wein das Herz. – Simrock, 9699. 32 Im Spiegel sihet man des Menschen Gestalt, im Reden seinen Verstandt. – Lehmann, 643, 8. 33 Kîk nêt to völ in't Spegel, de olle Jöd steit achter dir un kîst1 di in de Nack. – Kern, 1447. 1) Fletscht die Zähne. – Warnung vor Eitelkeit. 34 Reinen Spiegel kann ein Hauch beflecken. 35 Schlage den Spiegel nicht, wenn die Nase schief steht. 36 Sieh nicht in den Spiegel bei Licht, der Schwarze guckt dir über die Schulter. – Körte, 5641. Zu grosse Eitelkeit führt zu Thorheit. 37 Spiegel geben keine Schönheit. Schwed.: See illa ut i en wacker speyel. (Grubb, 711.) 38 Vor dem Spiegel stehen bringt kein Garn zu Hemden. Engl.: The more women look into their glasses, the less they look to their houses. 39 Wä en d'r Spêgel sît, kan 'm Gäck de Zeck (Zeit) vom Dâg (heute) sage. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 62. 40 Was der Spiegel sagt, gehört nicht auf den Markt. 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31 Im Spiegel sieht man die Gestalt, im Wein das Herz. – Simrock, 9699.
32 Im Spiegel sihet man des Menschen Gestalt, im Reden seinen Verstandt. – Lehmann, 643, 8.
33 Kîk nêt to völ in't Spegel, de olle Jöd steit achter dir un kîst1 di in de Nack. – Kern, 1447.
1) Fletscht die Zähne. – Warnung vor Eitelkeit.
34 Reinen Spiegel kann ein Hauch beflecken.
35 Schlage den Spiegel nicht, wenn die Nase schief steht.
36 Sieh nicht in den Spiegel bei Licht, der Schwarze guckt dir über die Schulter. – Körte, 5641.
Zu grosse Eitelkeit führt zu Thorheit.
37 Spiegel geben keine Schönheit.
Schwed.: See illa ut i en wacker speyel. (Grubb, 711.)
38 Vor dem Spiegel stehen bringt kein Garn zu Hemden.
Engl.: The more women look into their glasses, the less they look to their houses.
39 Wä en d'r Spêgel sît, kan 'm Gäck de Zeck (Zeit) vom Dâg (heute) sage. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 62.
40 Was der Spiegel sagt, gehört nicht auf den Markt.
Engl.: What your glass tells you, will not be told by counsel. (Bohn II, 9.)
41 Was kan der Spiegel darzu, dass er einen Lützelhüpschen lützelhüpsch anzeigt! – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 7.
42 Was zeitlich zum Spiegel wird, das zubricht gern. – Petri, II, 612.
43 Wenn der Spiegel reden könnte, so würde er manchem garstigen Bild seine Thorheit strafen. – Wirth, I, 99, 445.
44 Wenn man nachts in Spiegel sieht, so guckt der Teufel heraus. – Eiselein, 590; Braun, I, 4437.
45 Wenn man vorm Spiegel lacht, so lacht er mit.
46 Wenn me z' Nacht no im Spiegel luoget, so sieht än der Tüfel a. – Steiger, Sitten, 193.
„Sieht abends man beim Lichterschein noch in den Spiegel stolz hinein, schaut reizend wie ein Blumenstrauss, gifthauchend Satanas heraus. Und stört er deiner Seele Ruh', schliess' schnell und fest die Augen zu. Gelöscht die freche Kerze sei, den freveln Spiegel schlag' entzwei.“
47 Wenn nichts in den Spiegel hineinsieht, so sieht auch nichts heraus.
„Es bedarf eines unausgesetzten Hofirens bei den Grossen, wenn sie uns nicht vergessen sollen. Ihr Gedächtniss hat hierin Aehnlichkeit mit einem Spiegel, der nur so lange Eindruck aufnimmt als Gegenstände davor weilen.“ (Fr. Schütz, Aphorismen, 118.)
48 Wie der Spiegel, so die Gestalt.
Lat.: Qualis domus, talis dominus. (Chaos, 268.)
49 Wie im Spiegel die Gestalt, so sieht man das Herz im Wein. – Körte, 5639.
50 Wie Spiegel, so Gesicht.
51 Zu solchem Spiegel gehört ein solcher Rahmen. – Parömiakon, 386.
52 Zuerst schau dich selbst im Spiegel! – Simrock, 9699a.
*53 E loat eangderm Spoägel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 286.
Er ist gestorben. (S. Empfehlen.)
*54 Ein Spiegel (Muster) aller Ritterschaft. – Eiselein, 573; Braun, I, 4178.
Lat.: Quo non Hectorior, quo non Orlandior alter. (Eiselein, 573.)
*55 Einem den Spiegel vorhalten (zeigen). – Eiselein, 573; Körte, 5639b; Braun, I, 4177.
Frz.: Relever quelqu'un de sentinelle. ( Lendroy, 1369.)
*56 Einen spiegel hesslich ansehen. – Egenolff, 263b; Körte, 5639a.
*57 Er darff keins spiegels, er weyss wol, das er gelert oder schön ist. – Franck, I, 121b.
*58 Er hat beim Spiegel ein'n guten Sitz, wie Kaspar Vogt von der Schweidnitz. (Schles.)
Kaspar Vogt gehörte zu den durch ein Preisgedicht gefeierten Schützen, welche an dem Freischiessen zu Neisse im Jahre 1612 theilgenommen hatten. In dem
Siegesgesange heisst es in Bezug auf ihn: „Herr Kaspar Vogt von der Schweidnitz hat beim Spiegel einen guten Sitz. Denn er dass thut gewohnt sein, dass er scheusst in den Zirkel nein.“ (Fülleborn, Bresl. Erzähler.)
*59 Er hat wol noch nie in Spiegel gesehen.
Weil er nicht weiss, dass er ein Narr ist. „Es sagte ein grosser Mensch, er habe sein Lebtag nie kein grossen Narren gesehen. Da widersetzte einer: So hast gewiss dein Lebtag nie in Spiegel gesehen.“
Lat.: Mos est stultorum, reprehendere facta bonorum. (Sutor, 923.)
*60 Er wird's nicht hinter den Spiegel stecken. – Braun, I, 4175.
I hab'n 'n Brief g'schrieba, dän wird'r nit an Spiegel stecka (Sartorius, 182), d. h. er wird, da sein Charakter darin enthüllt ist, den Inhalt möglich geheim halten. Von dem Brauch entlehnt, dass man Briefe und Karten an den Spiegel steckt, wo sie leicht gesehen und gelesen werden können.
*61 In den Spiegel sehen. – Eiselein, 573.
*62 Sie sehen in denselben Spiegel.
Holl.: Zij zien in denzelfden spiegel. (Harrebomée, II, 288a.)
*63 Sie sieht den Spiegel hässlich an.
*64 Tret vor den Spiegel vnd besehe dich selbst. – Lehmann, 187, 17.
*65 Was soll ein Spiegel dem Blinden.
Lat.: Nil graculo cum fidibus. – Quid coeco cum speculo?
Schwed.: Hwad gjör den blinde med speyelen. (Grubb, 343.)
Spiegelberg.
* Ich kenne dich, Spiegelberg. – Eiselein, 573; Büchmann, 20; Lohrengel, II, 325.
Auch: Spiegelberger, ich kenne dir! Ein Mistrauensvotum. – Diese Redensart ist aus Schiller (Die Räuber, 2. Act, 3. Scene)entlehnt. Inmitten der böhmischen Wälder sind die Mitglieder der Bande versammelt und unterhalten sich über ihre Thaten. Ihr Hauptmann, Karl Moor, hört ihnen zu und vernimmt wie einer derselben, Schufterle, sich rühmt, ein Kind in die Flammen geworfen zu haben. Voll Zorns springt der Hauptmann auf und verstösst ihn aus der Bande und fügt, zu den übrigen gewandt, drohend hinzu, dass unter ihnen noch mehrere reif für ähnliche Züchtigung sind, insbesondere wendet er sich an Spiegelberg mit den Worten: „Ich kenne dich, Spiegelberg. Aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten.“
Spiegelfechten.
* Ein Spiegelfechten machen.
„Vnd machen vns ein Spiegelfechten.“ (Waldis, IV, 18.) – „Vnd macht den Leuten ein Spiegelfechten für.“ (Aventin, LXXIIIa.)
Spiegelfechterei.
* Es ist eitel Spiegelfechterei. – Braun, I, 4179.
Holl.: Het was maar een spiegelgevecht. (Harrebomée, II, 288a.)
Spiegelglas.
* Ein Spiegelglas aller Tugend.
Spiegeln.
1 Wer recht sich spiegelt, siehet sich. – Schleizer Kalender, 1811.
2 Wer sich an eynem andern spiegelt, der spiegelt sich sanfft (wohl). – Franck, II, 49a; Tappius, 173b; Petri, II, 107; Lehmann, II, 851, 331; Simrock, 9700; Sailer, 285.
Frz.: Belle doctrine met en lui qui se châtoye par autrui. (Masson, 81.) – Il se châtie bien, qui se châtie par d'autrui.
It.: Savio è colui, ch' imparo a spese d' altri.
Lat.: Ex vitio alterius sapiens emendat suum.
*3 Er mag sich daran spiegeln. – Eiselein, 573; Braun, I, 4176.
Holl.: Hij mag er wel een' spiegel aannemen. (Harrebomée, II, 288a.)
Spieglein.
Das Spieglein in der Sakristei weiss auch, was ein schöner Magister sei.
Spieker.
* He kann wol 'n Spieker (Nagel) ûp twê Enden bîten (beissen). (Ostfries.) – Bueren, 606; Frommann, 528, 638; Hauskalender, III.
Spiel.
1 A grundehrlichs Spiel, sägt der Hämmerle von Aalen. (Aalen.)
2 Am Ende des Spiels wartet der Teufel.
Engl.: Gaming has the devil at the bottom.
3 Am Spiel erkennt man, was in einem steckt. – Petri, II, 14.
4 An ein schön Spiel denkt man gern.
Frz.: A beau jeu, beau retour. (Cahier, 1541.)
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