Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 2 Wer über sich speit, wendet die Spucke gegen sein eigen Gesicht. Kroat.: Tko vise sebe pljuje, na obraz mu pada. *3 A speyt wie a Garbershund. - Gomolcke, 20; Weinhold, 26; für Franken: Frommann, VI, 324, 363. Nachdem die Häute einige Zeit im Wasser gelegen haben, wird das an ihnen befindliche Fleisch mit einem Messer abgestrichen. Verzehrt nun der Hund diese von der Aasseite abgestossene Fleischmasse in grossem Masse, so folgt Erbrechen. "Der zwölfft wenn er sich gefült hat gleich wie dass Fass, speyet er gleich wie ein Gerber hundt." (Geiler, Nsch., 16, in Kloster, I, 312.) *4 De Loite schpei'n dergägen. - Frommann, III, 244, 77. *5 Der speit seinen Leuten ins Maul. (Alting.) - Birlinger, 925. Von einem Dienstherrn, der seinem Gesinde nicht genug zu essen gibt. *6 Er speit wie ein Erzpriester. - Frischbier2, 3559. In ähnlicher Weise sagt man an einigen Orten Schlesiens: Er speit wie ein Huxt(Hochzeit-)hund, der auch nicht blos von Knochen und Brosamen lebt. *7 Er speit wie ein Reicher. - Eiselein, 526. *8 Gespeit werden. D. h. aufgezogen, verhöhnt, verspottet. "Wurden sye auch etwan von jm gespeyet." (Rollwagenbüchlein, XXIX.) *9 Hai spigged as 'ne Hucke. (Iserlohn.) - Frommann, V, 163, 149. *10 He speigt as 'n Garwerhund. *11 Speie inn deinen eygen busen. - Suringar, C. 3, 10 u. 13. *12 Speiw'n wie a Hoazathund. - Schöpf, 685. Sich heftig erbrechen. *13 'T spiet mi, dat mi 't Weif ofstarft; ick hebb hör all söven Jahr hadd. - Hauskalender, IV. Speier. * Nach Speier appelliren. - Germania, V, 313. Von einem, der unmässig genossen hat und mit einem Finger den Magen an Entladung mahnt. "Allerlei stinkendes Aas und Unsauberkeit, dass es einem den Magen auf Speien einladet." "Aus uns hat ebenfalls das Maul gestaubt, dass es hätte mögen die Stadtmauern zu Speier einwerfen." (Judas der Erzschelm.) "Die sich dergestalten anfressen, bis sie endlich gar nach Speier reisen." (Abraham a Sancta Clara, Gehab dich wohl.) (S. Weinhaus.) In Judas der Erzschelm, II: "Eine Stafette nach Speier schicken." (Parömiakon, 701.) Speikind. 1 Speikinder - Gedeihkinder. - Bücking, 49; Struve, I, 38; Broma, 33; Körte, 3383; Simrock, 5648; Petri, II, 559; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452. Ist blos von dem Erbrechen ganz kleiner Kinder zu verstehen, bei denen der Magen die über das gehörige Mass erhaltene Nahrung auswirft und nur so viel behält, als er zu verdauen im Stande ist, was allerdings das Gedeihen fördern muss. Bei Kindern, die mehrere Monate oder Jahre alt sind, ist das ohne äussere Veranlassung entstehende Erbrechen nicht ein Zeichen des Gedeihens derselben, sondern meist ein Merkmal der Gehirnwassersucht. 2 Spiggekingere - Diggekingere (Gedeihkinder). (Waldeck.) - Curtze, 317, 43; für Lippe: Firmenich, I, 269; für Aachen: Firmenich, I, 493, 122; für Eifel: Schmitz, 178, 11; für Oldenburg: Goldschmidt, II, 42; für Henneberg: Frommann, II, 408, 14; für Trier: Laven, 192, 105; Firmenich, III, 547, 62; für Ostpreussen: Neue Preuss. Provinzialbl., XI, 444; für die Wetterau: Wolf, Beiträge, I, 206. In Holstein: Spekind - Dekind. In Dithmarschen: Speikind - Deikind. (Schütze, I, 207.) Speil. * Er greift nach dem Speil und lässt die Wurst fallen. Von jemand, der unbedeutende Nebensachen festhält und die Hauptsache darüber verliert. Speilen. * Die speilt sich, wie die Katz' im Sack. (Rott-Thal.) Speilzahn. * Hei öss e Spieltähn. - Frischbier2, 3561; Hennig, 258. Speimarkt. 1 Wer müssig auf dem Speimarkt steht, der füllt endlich einen Graben aus oder gibt einen Klöppel in eine grosse tiefste Glocke. Wird als Soldat im Sturm erschossen oder als Dieb an den Galgen gehängt. [Spaltenumbruch] *2 Auff dem Speymarkt stehen. "Am fenster ligen, oder auffm Speymarckt stehen." (Mathesy, 212a.) Speise. 1 Alle Speise schmeckt einem Hungrigen wohl. Bei Tunnicius (340): Alle spysen smaken dem hungergen. (Omnia ieiunae sunt quam dulcissima fauci.) 2 As de Spyse minnert, so mehret de Hungere. - Körte, 5626. 3 Aufgewärmte Speise, Aerzte, die nicht weise, und die bösen Weiber sind Gesundheitsräuber. - Bücking, 282; Broma, 20. Lat.: A cibs bis cocto, a medico indocto, a mala muliere libera nos domine. 4 Aufgewärmte Speise wird leicht zuwider. (S. Gericht 1.) - Gaal, 1432; Simrock, 9689. Lat.: Crambe repetita mors est. - Sumere non opto bucellam ex jure recocto. (Gaal, 1432.) 5 Dass man die Speisen nicht trinken kann, sagte Durst, ist ein Fehler im Schöpfungsplan. 6 Dem seine Speise stürzt, kann sie nicht alle aufraffen. - Simrock, 9687. 7 Die beste Speise kommt oft als letztes Gericht. 8 Die Speise ist gut, sie kommt von willigem Muth. 9 Die Speise muss nicht nur gut schmecken, sie muss auch gut aussehen. 10 Die Speiss dem Bauch vnd der Bauch der Speiss, aber der Leib dem Herrn vnd der Herr dem Leib. - Petri, II, 144; Henisch, 208, 64. 11 Die Speiss ist gut, wenn sie wolschmeckt. - Petri, II, 144. Bei Tunnicius (657): Spyse sint gaut als se wol smaken. (Fercula laudantur, quando sunt dulcia fauci.) 12 Ein Speiss, die Rauchselt, ist nicht angenehm. - Lehmann, 21, 8. 13 Eine diebische Speiss macht diebisch geblüt vnd Gemüth. - Petri, II, 125; Henisch, 690, 45; Graf, 306, 175. 14 Eine gute Speise schmeckt auch, wenn sie allein gegessen wird. Die Perser behaupten das Gegentheil, indem sie sagen: Es ist Schade um die Speise, welche allein gegessen wird. Und in Italien geht man noch weiter; es heisst dort: Wer allein isst, stirbt allein (verlassen). 15 Eine Speise, die gut zugedeckt ist, verliert den Geschmack nicht bald. - Parömiakon, 3138. 16 Eine Speise, die man hat bereiten sehen, schmeckt selten wohl. Holl.: De spijs, die men heeft zien bereiden, walgt dikwijls. (Harrebomee, II, 289a.) 17 Eine Speise, die zu lange kocht, verdirbt. Holl.: De spijs, die te veel kookt, verliest haren smaak. (Harrebomee II, 286a.) 18 Eine Speise verdirbt die andere. 19 Eine Speise, wohl gekaut, ist halb verdaut. Holl.: Spijs, wel geknouwd, is haast verdouwd. (Harrebomee, II, 189b.) 20 Einerlei Speise jeglichen Tag, selbst nicht des Königs Beichtvater mag. - Körte, 5624. Engl.: Always the same dish, is tiresome. Frz.: Changement de corbillon fait appetit de pain benit. (Masson, 296.) - Changement de viande met en appetit. (Kritzinger, 31b.) - Diversite, c'est ma devise. Lat.: I modo venare leporem, nunc Item tenes. (Faselius, 110; Wiegand, 733.) - Plus valet in manibus passer quam sub dubio grus. (Mone, Anzeiger, VII, 504.) Schwed.: Ett och ett blijr snart leedt. - Hwar dasz maat giör ringa lust. - Opwärmd maat blijr man snart ledze wed. (Grubb, 648.) 21 Es ist eine übel zubereitete Speise um einen Hasen im Busche. Frz.: C'est viande mal prete que le lievre en buisson. (Kritzinger, 712a.) 22 Es ist eine wunderliche Speise um ein Amt, das bald fett macht. - Parömiakon, 1999. 23 Es ist viel Speise in den Furchen der Armen. - Spr. Sal. 13, 23; Sailer, 88; Schulze, 62; Simrock, 507. Der Arbeit des Armen folgt Segen; auch in Bezug auf die Genügsamkeit derselben. 24 Frische Speise und alter Satz sind ein guter Schatz. "Alte Satzungen und frische Speisen haben grossen Nutzen." (Wirth, II, 29.)
[Spaltenumbruch] 2 Wer über sich speit, wendet die Spucke gegen sein eigen Gesicht. Kroat.: Tko više sebe pljuje, na obraz mu pada. *3 A speyt wie a Garbershund. – Gomolcke, 20; Weinhold, 26; für Franken: Frommann, VI, 324, 363. Nachdem die Häute einige Zeit im Wasser gelegen haben, wird das an ihnen befindliche Fleisch mit einem Messer abgestrichen. Verzehrt nun der Hund diese von der Aasseite abgestossene Fleischmasse in grossem Masse, so folgt Erbrechen. „Der zwölfft wenn er sich gefült hat gleich wie dass Fass, speyet er gleich wie ein Gerber hundt.“ (Geiler, Nsch., 16, in Kloster, I, 312.) *4 De Loite schpei'n dergägen. – Frommann, III, 244, 77. *5 Der speit seinen Leuten ins Maul. (Alting.) – Birlinger, 925. Von einem Dienstherrn, der seinem Gesinde nicht genug zu essen gibt. *6 Er speit wie ein Erzpriester. – Frischbier2, 3559. In ähnlicher Weise sagt man an einigen Orten Schlesiens: Er speit wie ein Huxt(Hochzeit-)hund, der auch nicht blos von Knochen und Brosamen lebt. *7 Er speit wie ein Reicher. – Eiselein, 526. *8 Gespeit werden. D. h. aufgezogen, verhöhnt, verspottet. „Wurden sye auch etwan von jm gespeyet.“ (Rollwagenbüchlein, XXIX.) *9 Hai spigged as 'ne Hucke. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 149. *10 He spîgt as 'n Gârwerhund. *11 Speie inn deinen eygen busen. – Suringar, C. 3, 10 u. 13. *12 Speiw'n wie a Hoazathund. – Schöpf, 685. Sich heftig erbrechen. *13 'T spiet mi, dat mi 't Wîf ofstarft; ick hebb hör all söven Jahr hadd. – Hauskalender, IV. Speier. * Nach Speier appelliren. – Germania, V, 313. Von einem, der unmässig genossen hat und mit einem Finger den Magen an Entladung mahnt. „Allerlei stinkendes Aas und Unsauberkeit, dass es einem den Magen auf Speien einladet.“ „Aus uns hat ebenfalls das Maul gestaubt, dass es hätte mögen die Stadtmauern zu Speier einwerfen.“ (Judas der Erzschelm.) „Die sich dergestalten anfressen, bis sie endlich gar nach Speier reisen.“ (Abraham a Sancta Clara, Gehab dich wohl.) (S. Weinhaus.) In Judas der Erzschelm, II: „Eine Stafette nach Speier schicken.“ (Parömiakon, 701.) Speikind. 1 Speikinder – Gedeihkinder. – Bücking, 49; Struve, I, 38; Broma, 33; Körte, 3383; Simrock, 5648; Petri, II, 559; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452. Ist blos von dem Erbrechen ganz kleiner Kinder zu verstehen, bei denen der Magen die über das gehörige Mass erhaltene Nahrung auswirft und nur so viel behält, als er zu verdauen im Stande ist, was allerdings das Gedeihen fördern muss. 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Speimarkt. 1 Wer müssig auf dem Speimarkt steht, der füllt endlich einen Graben aus oder gibt einen Klöppel in eine grosse tiefste Glocke. Wird als Soldat im Sturm erschossen oder als Dieb an den Galgen gehängt. [Spaltenumbruch] *2 Auff dem Speymarkt stehen. „Am fenster ligen, oder auffm Speymarckt stehen.“ (Mathesy, 212a.) Speise. 1 Alle Speise schmeckt einem Hungrigen wohl. Bei Tunnicius (340): Alle spysen smaken dem hungergen. (Omnia ieiunae sunt quam dulcissima fauci.) 2 As de Spyse minnert, so mehret de Hungere. – Körte, 5626. 3 Aufgewärmte Speise, Aerzte, die nicht weise, und die bösen Weiber sind Gesundheitsräuber. – Bücking, 282; Broma, 20. Lat.: A cibs bis cocto, a medico indocto, a mala muliere libera nos domine. 4 Aufgewärmte Speise wird leicht zuwider. (S. Gericht 1.) – Gaal, 1432; Simrock, 9689. Lat.: Crambe repetita mors est. – Sumere non opto bucellam ex jure recocto. (Gaal, 1432.) 5 Dass man die Speisen nicht trinken kann, sagte Durst, ist ein Fehler im Schöpfungsplan. 6 Dem seine Speise stürzt, kann sie nicht alle aufraffen. – Simrock, 9687. 7 Die beste Speise kommt oft als letztes Gericht. 8 Die Speise ist gut, sie kommt von willigem Muth. 9 Die Speise muss nicht nur gut schmecken, sie muss auch gut aussehen. 10 Die Speiss dem Bauch vnd der Bauch der Speiss, aber der Leib dem Herrn vnd der Herr dem Leib. – Petri, II, 144; Henisch, 208, 64. 11 Die Speiss ist gut, wenn sie wolschmeckt. – Petri, II, 144. Bei Tunnicius (657): Spyse sint gût als se wol smaken. (Fercula laudantur, quando sunt dulcia fauci.) 12 Ein Speiss, die Rauchselt, ist nicht angenehm. – Lehmann, 21, 8. 13 Eine diebische Speiss macht diebisch geblüt vnd Gemüth. – Petri, II, 125; Henisch, 690, 45; Graf, 306, 175. 14 Eine gute Speise schmeckt auch, wenn sie allein gegessen wird. 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2 Wer über sich speit, wendet die Spucke gegen sein eigen Gesicht.
Kroat.: Tko više sebe pljuje, na obraz mu pada.
*3 A speyt wie a Garbershund. – Gomolcke, 20; Weinhold, 26; für Franken: Frommann, VI, 324, 363.
Nachdem die Häute einige Zeit im Wasser gelegen haben, wird das an ihnen befindliche Fleisch mit einem Messer abgestrichen. Verzehrt nun der Hund diese von der Aasseite abgestossene Fleischmasse in grossem Masse, so folgt Erbrechen. „Der zwölfft wenn er sich gefült hat gleich wie dass Fass, speyet er gleich wie ein Gerber hundt.“ (Geiler, Nsch., 16, in Kloster, I, 312.)
*4 De Loite schpei'n dergägen. – Frommann, III, 244, 77.
*5 Der speit seinen Leuten ins Maul. (Alting.) – Birlinger, 925.
Von einem Dienstherrn, der seinem Gesinde nicht genug zu essen gibt.
*6 Er speit wie ein Erzpriester. – Frischbier2, 3559.
In ähnlicher Weise sagt man an einigen Orten Schlesiens: Er speit wie ein Huxt(Hochzeit-)hund, der auch nicht blos von Knochen und Brosamen lebt.
*7 Er speit wie ein Reicher. – Eiselein, 526.
*8 Gespeit werden.
D. h. aufgezogen, verhöhnt, verspottet. „Wurden sye auch etwan von jm gespeyet.“ (Rollwagenbüchlein, XXIX.)
*9 Hai spigged as 'ne Hucke. (Iserlohn.) – Frommann, V, 163, 149.
*10 He spîgt as 'n Gârwerhund.
*11 Speie inn deinen eygen busen. – Suringar, C. 3, 10 u. 13.
*12 Speiw'n wie a Hoazathund. – Schöpf, 685.
Sich heftig erbrechen.
*13 'T spiet mi, dat mi 't Wîf ofstarft; ick hebb hör all söven Jahr hadd. – Hauskalender, IV.
Speier.
* Nach Speier appelliren. – Germania, V, 313.
Von einem, der unmässig genossen hat und mit einem Finger den Magen an Entladung mahnt. „Allerlei stinkendes Aas und Unsauberkeit, dass es einem den Magen auf Speien einladet.“ „Aus uns hat ebenfalls das Maul gestaubt, dass es hätte mögen die Stadtmauern zu Speier einwerfen.“ (Judas der Erzschelm.) „Die sich dergestalten anfressen, bis sie endlich gar nach Speier reisen.“ (Abraham a Sancta Clara, Gehab dich wohl.) (S. Weinhaus.) In Judas der Erzschelm, II: „Eine Stafette nach Speier schicken.“ (Parömiakon, 701.)
Speikind.
1 Speikinder – Gedeihkinder. – Bücking, 49; Struve, I, 38; Broma, 33; Körte, 3383; Simrock, 5648; Petri, II, 559; für Oesterr.-Schlesien: Peter, 452.
Ist blos von dem Erbrechen ganz kleiner Kinder zu verstehen, bei denen der Magen die über das gehörige Mass erhaltene Nahrung auswirft und nur so viel behält, als er zu verdauen im Stande ist, was allerdings das Gedeihen fördern muss. Bei Kindern, die mehrere Monate oder Jahre alt sind, ist das ohne äussere Veranlassung entstehende Erbrechen nicht ein Zeichen des Gedeihens derselben, sondern meist ein Merkmal der Gehirnwassersucht.
2 Spiggekingere – Diggekingere (Gedeihkinder). (Waldeck.) – Curtze, 317, 43; für Lippe: Firmenich, I, 269; für Aachen: Firmenich, I, 493, 122; für Eifel: Schmitz, 178, 11; für Oldenburg: Goldschmidt, II, 42; für Henneberg: Frommann, II, 408, 14; für Trier: Laven, 192, 105; Firmenich, III, 547, 62; für Ostpreussen: Neue Preuss. Provinzialbl., XI, 444; für die Wetterau: Wolf, Beiträge, I, 206.
In Holstein: Spêkind – Dêkind. In Dithmarschen: Spîkind – Dîkind. (Schütze, I, 207.)
Speil.
* Er greift nach dem Speil und lässt die Wurst fallen.
Von jemand, der unbedeutende Nebensachen festhält und die Hauptsache darüber verliert.
Speilen.
* Die speilt sich, wie die Katz' im Sack. (Rott-Thal.)
Speilzahn.
* Hei öss e Spieltähn. – Frischbier2, 3561; Hennig, 258.
Speimarkt.
1 Wer müssig auf dem Speimarkt steht, der füllt endlich einen Graben aus oder gibt einen Klöppel in eine grosse tiefste Glocke.
Wird als Soldat im Sturm erschossen oder als Dieb an den Galgen gehängt.
*2 Auff dem Speymarkt stehen.
„Am fenster ligen, oder auffm Speymarckt stehen.“ (Mathesy, 212a.)
Speise.
1 Alle Speise schmeckt einem Hungrigen wohl.
Bei Tunnicius (340): Alle spysen smaken dem hungergen. (Omnia ieiunae sunt quam dulcissima fauci.)
2 As de Spyse minnert, so mehret de Hungere. – Körte, 5626.
3 Aufgewärmte Speise, Aerzte, die nicht weise, und die bösen Weiber sind Gesundheitsräuber. – Bücking, 282; Broma, 20.
Lat.: A cibs bis cocto, a medico indocto, a mala muliere libera nos domine.
4 Aufgewärmte Speise wird leicht zuwider. (S. Gericht 1.) – Gaal, 1432; Simrock, 9689.
Lat.: Crambe repetita mors est. – Sumere non opto bucellam ex jure recocto. (Gaal, 1432.)
5 Dass man die Speisen nicht trinken kann, sagte Durst, ist ein Fehler im Schöpfungsplan.
6 Dem seine Speise stürzt, kann sie nicht alle aufraffen. – Simrock, 9687.
7 Die beste Speise kommt oft als letztes Gericht.
8 Die Speise ist gut, sie kommt von willigem Muth.
9 Die Speise muss nicht nur gut schmecken, sie muss auch gut aussehen.
10 Die Speiss dem Bauch vnd der Bauch der Speiss, aber der Leib dem Herrn vnd der Herr dem Leib. – Petri, II, 144; Henisch, 208, 64.
11 Die Speiss ist gut, wenn sie wolschmeckt. – Petri, II, 144.
Bei Tunnicius (657): Spyse sint gût als se wol smaken. (Fercula laudantur, quando sunt dulcia fauci.)
12 Ein Speiss, die Rauchselt, ist nicht angenehm. – Lehmann, 21, 8.
13 Eine diebische Speiss macht diebisch geblüt vnd Gemüth. – Petri, II, 125; Henisch, 690, 45; Graf, 306, 175.
14 Eine gute Speise schmeckt auch, wenn sie allein gegessen wird.
Die Perser behaupten das Gegentheil, indem sie sagen: Es ist Schade um die Speise, welche allein gegessen wird. Und in Italien geht man noch weiter; es heisst dort: Wer allein isst, stirbt allein (verlassen).
15 Eine Speise, die gut zugedeckt ist, verliert den Geschmack nicht bald. – Parömiakon, 3138.
16 Eine Speise, die man hat bereiten sehen, schmeckt selten wohl.
Holl.: De spijs, die men heeft zien bereiden, walgt dikwijls. (Harrebomée, II, 289a.)
17 Eine Speise, die zu lange kocht, verdirbt.
Holl.: De spijs, die te veel kookt, verliest haren smaak. (Harrebomée II, 286a.)
18 Eine Speise verdirbt die andere.
19 Eine Speise, wohl gekaut, ist halb verdaut.
Holl.: Spijs, wel geknouwd, is haast verdouwd. (Harrebomée, II, 189b.)
20 Einerlei Speise jeglichen Tag, selbst nicht des Königs Beichtvater mag. – Körte, 5624.
Engl.: Always the same dish, is tiresome.
Frz.: Changement de corbillon fait appétit de pain bénit. (Masson, 296.) – Changement de viande met en appétit. (Kritzinger, 31b.) – Diversité, c'est ma devise.
Lat.: I modo venare leporem, nunc Item tenes. (Faselius, 110; Wiegand, 733.) – Plus valet in manibus passer quam sub dubio grus. (Mone, Anzeiger, VII, 504.)
Schwed.: Ett och ett blijr snart leedt. – Hwar dasz maat giör ringa lust. – Opwärmd maat blijr man snart ledze wed. (Grubb, 648.)
21 Es ist eine übel zubereitete Speise um einen Hasen im Busche.
Frz.: C'est viande mal prête que le lievre en buisson. (Kritzinger, 712a.)
22 Es ist eine wunderliche Speise um ein Amt, das bald fett macht. – Parömiakon, 1999.
23 Es ist viel Speise in den Furchen der Armen. – Spr. Sal. 13, 23; Sailer, 88; Schulze, 62; Simrock, 507.
Der Arbeit des Armen folgt Segen; auch in Bezug auf die Genügsamkeit derselben.
24 Frische Speise und alter Satz sind ein guter Schatz.
„Alte Satzungen und frische Speisen haben grossen Nutzen.“ (Wirth, II, 29.)
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