Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 12 Schwatzen bringt mehr schaden denn frommen. - Petri, II, 534. 13 Schwätzen, das ist nichts, aber thun, das ist's. Ich will keine Worte, sondern Thaten. 14 Schwatzen ist keine Kunst, aber Reden. Lat.: Loqui ignorabit, qui tacere nescit. (Philippi, I, 228.) 15 Schwäz, was de wit, i glaub, was i will. (Aargau.) - Schweiz, II, 184, 2. 16 Sündliches Schwätzen ist Teufels Ergötzen. 17 Trunken geschwatzt, nüchtern vergessen. - Körte, 6074; Braun, I, 4609. 18 Ungesalzenes Schwätzen kann Schwätzer nur ergötzen. 19 Viel geschwätzt und wenig geschmelzt, gibt 'ne mag'r Soppe. (Kinzigthal in Kurhessen.) 20 Viel schwatzen macht unwerth. Bei Tunnicius (1006): De vele kallen, werden unwert. (Ille fit ingratus qui garrit multa superbe.) 21 Vil schwatzen und klappern, vil schelfen, wenig nüss. - Alsatia, 1862-67, 407. 22 Vom Schwatzen kommt Schwatzen. 23 Vom Schwatzen wird man nicht satt. Dän.: Ingen vil maettes med snak, eller betaler med klang. (Prov. dan., 516.) 24 Wei vill schwatzet, mott vill veranferen. (Waldeck.) - Curtze, 347, 410. 25 Wer schwatzt um Kleinigkeiten, ist ein Rennpferd, das um so schneller läuft, je weniger es zu tragen hat. - Witzfunken, Va, 55. 26 Wer schwätzt und alles umetreit, dem wird's Maul vernäit. - Sutermeister, 128. 27 Wer übel schwatzt, verliert ein gutes Schweigen. - Simrock, 9345; Körte, 5479. Frz.: Mieux vaut se taire que trop parler. 28 Wer vil schwetzt, der leugt gern (vil). - Franck, II, 116b; Tappius, 181b; Gruter, I, 83; Egenolff, 108b; Eiselein, 438; Sailer, 164; Simrock, 6667; Körte, 5468; Braun, I, 2426. In einer Handschrift (S. 16) von etwa 1640 (Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landeshut) heisst es: Das Sprichwort selten thut betrügen, wer viel schwäzt, thut viel lügen. Frz.: Grand parleur, grand menteur. (Bohn I, 19; Cahier, 1267.) Frz.: Il jase comme une pie borgne. (Lendroy, 192.) Lat.: Exigua his tribuenda fides, qui multa loquuntur. (Cato.) (Binder II, 1032.) - Garrulitatem sequitur semper mendacium. (Chaos, 487.) - In multiloquio non deerit peccatum. (Binder II, 1452; Steinmeyer, 359.) - Loquacitas raro caret mendacio. (Binder II, 1692.) - Multiloqui mendaces. (Binder II, 1929.) - Respice multiloquax, quod sis saepissime mendax. (Sutor, 474.) Schwed.: Den mycket snackar (pratar), han mycket liuger. (Grubb, 112.) 29 Wo man viel schwatzt, da gibt es viel Zank. 30 Wovon ma lang schwätzt, dös wird endlich waur. (Ulm.) *31 Dear schwätzt nus, dass 'ne koin wilde Sau verstatt. (Ulm.) *32 Der kann viel schwätzen, wenn der Tag lang ist. (Schwaben.) *33 Der schwätzt am die Botter vom Brud erunner. (Nassau.) - Kehrein, VI, 30. *34 Der schwätzt einem ein Loch in den Kopf. (Nürtingen.) *35 Der schwätzt nicht viel um einen Kreuzer. (Rottenburg.) Ist maulfaul. *36 Die schwätzet allweil mit anand wie d' Engel. - Birlinger, 730. Von zwei jungen Leuten, die nichts Böses im Munde führen, oder spöttisch von solchen, die letzteres thun. *37 Du schwätzst de Tag über meih als d' Katz wedlet. (Schwaben.) *38 Er schwatzt, als wenn er einen Sack mit Gänsen trüge. *39 Er schwätzt, als wenn ihm die Zähne wüchsen. (Eifel.) Redet ohne Ueberlegung und Verstand. Holl.: Hij praat, alsof hij eene schapeschaar in zijn' zak had. (Harrebomee, II, 239a.) *40 Er schwätzt aus dem Bauch. (Stuttgart.) Redet unüberlegt. [Spaltenumbruch] *41 Er schwätzt aus der hohlen Nas', legt ihm den Kopf vor die Füsse. (Nürtingen.) *42 Er schwätzt bis em d' Ohre gnappet. - Sutermeister, 71. *43 Er schwätzt dem Teufel ein Ohr ab. - Sutermeister, 71. *44 Er schwätzt dem Teufel en Ohr weg und no de kleine Zehe. (Ulm.) *45 Er schwätzt einen ganzen Sack voll. (Nürtingen.) *46 Er schwatzt, er weiss selbst nicht, was. Poln.: Gada, ale sam nie wie: co. (Lompa, 11.) *47 Er schwätzt heraus wie ein Mann ohne Kopf. (Rottenburg.) *48 Er schwätzt mehr als sieben Weiber und drei Professoren. - B. Auerbach, Dorfgeschichten, II, 232. *49 Er schwätzt mit Cuntzen und mit Mätzen. "Die andren tuond schamlich schwätzen mit Cuntzen und mit Mätzen." (Barack, Satir.-didakt. Gedichte aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh., Stuttgart 1863, V, 8859.) *50 Er schwätzt sich schicker (jüdisch-deutsch: betrunken). - Tendlau, 115. Der Redselige berauscht sich in seinen eigenen Worten. *51 Er schwätzt Vögel öber Dach. - Sutermeister, 71. Um einen Schwätzer, Zungendrescher u. s. w. zu charakterisiren, ist die Schweiz wieder sehr reich an Ausdrücken und Redeweisen. A. a. O. finden sich folgende: Er redt bis em's Maul chupferlet. Er hät's Maul nid im Sack. Er hät es Maul wie e Bachofe, wie es Ofeloch, wie-n e Relle (Rölle), wie'n e laufedi Schuld, wie's Madläli Bader. Er het es Maul wie wenn er sibe Tüfel g'frässe hett und der acht au no wett. Er hat e verchrättlets Maul. Er hänkt's Maul in alles. Et ist nüt an em as Maul. S' Maul goht em, wie anne Wasserstälzli 's F. *52 Er schwatzt von der Leber weg. Spricht freimüthig. *53 Er schwatzt wie das Ufer am Meer. Von einem Zungendrescher, Schreier, weil das Meer, wenn es mit seinen Wellen ans Gestade schlägt, viel Geräusch macht. *54 Er schwätzt wie ein Advocat. (Nürtingen.) *55 Er schwatzt wie ein altes Haus. Frz.: Il raisonne juste et carre comme une flaute. (Lendroy, 375.) Holl.: Hij babbelt als een oud wijf, dat graauwe erwten knaauwt. (Harrebomee, II, 459.) *56 Er schwatzt wie ein altes Weib. Holl.: Hij praat als een oud wijf. (Harrebomee, II, 460a.) *57 Er schwatzt wie ein Fass ohne Boden. Von sinn- und zusammenhanglosem Gerede. Jüd.-deutsch: Des haasst gachorbent. (Von chorab churban = wüste machen.) (Tendlau, 103.) *58 Er schwatzt wie ein Rohrsperling. Lat.: Cicada vocalior. (Erasm., 348; Philippi, I, 82.) - Cornicari. (Erasm., 345; Philippi, I, 94.) *59 Er schwatzt wie eine Elster (ein Papagai, ein Staar). Engl.: To prate like a parrol. (Bohn II, 175.) Frz.: Causer comme un perroquet. (Kritzinger, 113a.) Holl.: Hij klapt als een ekster (papegaai). (Harrebomee, II, 171b.) *60 Er schwatzt wie ihm der Schnabel gewachsen ist. *61 Er schwatzt, wie wenn die Kuh in den Eimer macht. D. i. an unrechter Stelle. *62 Er schwatzt Zeug, es mag's kein Hund auflecken. Poln.: Co ten baja gada, to sie ani psu na bude nie zda. (Lompa, 7.) *63 Er schwetzet eim ein nuss von eim baum. - Franck, I, 160b. *64 Er schwetzet eim von eim polster vnd sess er drauff. - Franck, I, 160b. *65 Er schwetzet sich trunken. - Tappius, 46a. *66 Er weiss allezeit etwas zu schwatzen. Lat.: Lusciniolae non deest cantus. (Chaos, 489.) *67 Hä schwatzt Kütze onn Körb vol. (Henneberg.) Redet viel unnützes Zeug. *68 He swatset mer dan seven an den galgen. - (S. Sieben.) - Hoefer, Waldis, S. 865. *69 Schwätz mer kei Loch in Chopf. (Breisgau.) - Frommann, V, 401; für Solothurn: Schild, 92, 391; Sutermeister, 74. Mache mir nichts weis oder überrede mich nicht zu etwas Thörichtem, Unmöglichem.
[Spaltenumbruch] 12 Schwatzen bringt mehr schaden denn frommen. – Petri, II, 534. 13 Schwätzen, das ist nichts, aber thun, das ist's. Ich will keine Worte, sondern Thaten. 14 Schwatzen ist keine Kunst, aber Reden. Lat.: Loqui ignorabit, qui tacere nescit. (Philippi, I, 228.) 15 Schwäz, was de wit, i glaub, was i will. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 2. 16 Sündliches Schwätzen ist Teufels Ergötzen. 17 Trunken geschwatzt, nüchtern vergessen. – Körte, 6074; Braun, I, 4609. 18 Ungesalzenes Schwätzen kann Schwätzer nur ergötzen. 19 Viel geschwätzt und wenig geschmelzt, gibt 'ne mag'r Soppe. (Kinzigthal in Kurhessen.) 20 Viel schwatzen macht unwerth. Bei Tunnicius (1006): De vele kallen, wêrden unwêrt. (Ille fit ingratus qui garrit multa superbe.) 21 Vil schwatzen und klappern, vil schelfen, wenig nüss. – Alsatia, 1862-67, 407. 22 Vom Schwatzen kommt Schwatzen. 23 Vom Schwatzen wird man nicht satt. Dän.: Ingen vil mættes med snak, eller betaler med klang. 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12 Schwatzen bringt mehr schaden denn frommen. – Petri, II, 534.
13 Schwätzen, das ist nichts, aber thun, das ist's.
Ich will keine Worte, sondern Thaten.
14 Schwatzen ist keine Kunst, aber Reden.
Lat.: Loqui ignorabit, qui tacere nescit. (Philippi, I, 228.)
15 Schwäz, was de wit, i glaub, was i will. (Aargau.) – Schweiz, II, 184, 2.
16 Sündliches Schwätzen ist Teufels Ergötzen.
17 Trunken geschwatzt, nüchtern vergessen. – Körte, 6074; Braun, I, 4609.
18 Ungesalzenes Schwätzen kann Schwätzer nur ergötzen.
19 Viel geschwätzt und wenig geschmelzt, gibt 'ne mag'r Soppe. (Kinzigthal in Kurhessen.)
20 Viel schwatzen macht unwerth.
Bei Tunnicius (1006): De vele kallen, wêrden unwêrt. (Ille fit ingratus qui garrit multa superbe.)
21 Vil schwatzen und klappern, vil schelfen, wenig nüss. – Alsatia, 1862-67, 407.
22 Vom Schwatzen kommt Schwatzen.
23 Vom Schwatzen wird man nicht satt.
Dän.: Ingen vil mættes med snak, eller betaler med klang. (Prov. dan., 516.)
24 Wei vill schwatzet, mott vill veranferen. (Waldeck.) – Curtze, 347, 410.
25 Wer schwatzt um Kleinigkeiten, ist ein Rennpferd, das um so schneller läuft, je weniger es zu tragen hat. – Witzfunken, Va, 55.
26 Wer schwätzt und alles umetreit, dem wird's Mûl vernäit. – Sutermeister, 128.
27 Wer übel schwatzt, verliert ein gutes Schweigen. – Simrock, 9345; Körte, 5479.
Frz.: Mieux vaut se taire que trop parler.
28 Wer vil schwetzt, der leugt gern (vil). – Franck, II, 116b; Tappius, 181b; Gruter, I, 83; Egenolff, 108b; Eiselein, 438; Sailer, 164; Simrock, 6667; Körte, 5468; Braun, I, 2426.
In einer Handschrift (S. 16) von etwa 1640 (Bibliothek des Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landeshut) heisst es: Das Sprichwort selten thut betrügen, wer viel schwäzt, thut viel lügen.
Frz.: Grand parleur, grand menteur. (Bohn I, 19; Cahier, 1267.)
Frz.: Il jase comme une pie borgne. (Lendroy, 192.)
Lat.: Exigua his tribuenda fides, qui multa loquuntur. (Cato.) (Binder II, 1032.) – Garrulitatem sequitur semper mendacium. (Chaos, 487.) – In multiloquio non deerit peccatum. (Binder II, 1452; Steinmeyer, 359.) – Loquacitas raro caret mendacio. (Binder II, 1692.) – Multiloqui mendaces. (Binder II, 1929.) – Respice multiloquax, quod sis saepissime mendax. (Sutor, 474.)
Schwed.: Den mycket snackar (pratar), han mycket liuger. (Grubb, 112.)
29 Wo man viel schwatzt, da gibt es viel Zank.
30 Wovon ma lang schwätzt, dös wird endlich waur. (Ulm.)
*31 Dear schwätzt nus, dass 'ne koin wilde Sau verstatt. (Ulm.)
*32 Der kann viel schwätzen, wenn der Tag lang ist. (Schwaben.)
*33 Der schwätzt âm die Botter vom Brud erunner. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.
*34 Der schwätzt einem ein Loch in den Kopf. (Nürtingen.)
*35 Der schwätzt nicht viel um einen Kreuzer. (Rottenburg.)
Ist maulfaul.
*36 Die schwätzet allweil mit anand wie d' Engel. – Birlinger, 730.
Von zwei jungen Leuten, die nichts Böses im Munde führen, oder spöttisch von solchen, die letzteres thun.
*37 Du schwätzst de Tag über meih als d' Katz wedlet. (Schwaben.)
*38 Er schwatzt, als wenn er einen Sack mit Gänsen trüge.
*39 Er schwätzt, als wenn ihm die Zähne wüchsen. (Eifel.)
Redet ohne Ueberlegung und Verstand.
Holl.: Hij praat, alsof hij eene schapeschaar in zijn' zak had. (Harrebomée, II, 239a.)
*40 Er schwätzt aus dem Bauch. (Stuttgart.)
Redet unüberlegt.
*41 Er schwätzt aus der hohlen Nas', legt ihm den Kopf vor die Füsse. (Nürtingen.)
*42 Er schwätzt bis em d' Ohre gnappet. – Sutermeister, 71.
*43 Er schwätzt dem Teufel ein Ohr ab. – Sutermeister, 71.
*44 Er schwätzt dem Teufel en Ohr weg und no de kleine Zehe. (Ulm.)
*45 Er schwätzt einen ganzen Sack voll. (Nürtingen.)
*46 Er schwatzt, er weiss selbst nicht, was.
Poln.: Gada, ale sam nie wié: co. (Lompa, 11.)
*47 Er schwätzt heraus wie ein Mann ohne Kopf. (Rottenburg.)
*48 Er schwätzt mehr als sieben Weiber und drei Professoren. – B. Auerbach, Dorfgeschichten, II, 232.
*49 Er schwätzt mit Cuntzen und mit Mätzen.
„Die andren tuond schamlich schwätzen mit Cuntzen und mit Mätzen.“ (Barack, Satir.-didakt. Gedichte aus der ersten Hälfte des 15. Jahrh., Stuttgart 1863, V, 8859.)
*50 Er schwätzt sich schicker (jüdisch-deutsch: betrunken). – Tendlau, 115.
Der Redselige berauscht sich in seinen eigenen Worten.
*51 Er schwätzt Vögel öber Dach. – Sutermeister, 71.
Um einen Schwätzer, Zungendrescher u. s. w. zu charakterisiren, ist die Schweiz wieder sehr reich an Ausdrücken und Redeweisen. A. a. O. finden sich folgende: Er redt bis em's Mûl chupferlet. Er hät's Mûl nid im Sack. Er hät es Mûl wie e Bachofe, wie es Ofeloch, wie-n e Relle (Rölle), wie'n e laufedi Schuld, wie's Madläli Bader. Er het es Mûl wie wenn er sibe Tüfel g'frässe hett und der acht au no wett. Er hât e verchrättlets Mûl. Er hänkt's Mûl in alles. Et ist nüt an em as Mûl. S' Mûl goht em, wie anne Wasserstälzli 's F.
*52 Er schwatzt von der Leber weg.
Spricht freimüthig.
*53 Er schwatzt wie das Ufer am Meer.
Von einem Zungendrescher, Schreier, weil das Meer, wenn es mit seinen Wellen ans Gestade schlägt, viel Geräusch macht.
*54 Er schwätzt wie ein Advocat. (Nürtingen.)
*55 Er schwatzt wie ein altes Haus.
Frz.: Il raisonne juste et carré comme une flûte. (Lendroy, 375.)
Holl.: Hij babbelt als een oud wijf, dat graauwe erwten knaauwt. (Harrebomée, II, 459.)
*56 Er schwatzt wie ein altes Weib.
Holl.: Hij praat als een oud wijf. (Harrebomée, II, 460a.)
*57 Er schwatzt wie ein Fass ohne Boden.
Von sinn- und zusammenhanglosem Gerede.
Jüd.-deutsch: Des haasst gachorbent. (Von chorab churban = wüste machen.) (Tendlau, 103.)
*58 Er schwatzt wie ein Rohrsperling.
Lat.: Cicada vocalior. (Erasm., 348; Philippi, I, 82.) – Cornicari. (Erasm., 345; Philippi, I, 94.)
*59 Er schwatzt wie eine Elster (ein Papagai, ein Staar).
Engl.: To prate like a parrol. (Bohn II, 175.)
Frz.: Causer comme un perroquet. (Kritzinger, 113a.)
Holl.: Hij klapt als een ekster (papegaai). (Harrebomée, II, 171b.)
*60 Er schwatzt wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
*61 Er schwatzt, wie wenn die Kuh in den Eimer macht.
D. i. an unrechter Stelle.
*62 Er schwatzt Zeug, es mag's kein Hund auflecken.
Poln.: Co ten baja gada, to się ani psu na budę nie zda. (Lompa, 7.)
*63 Er schwetzet eim ein nuss von eim baum. – Franck, I, 160b.
*64 Er schwetzet eim von eim polster vnd sess er drauff. – Franck, I, 160b.
*65 Er schwetzet sich trunken. – Tappius, 46a.
*66 Er weiss allezeit etwas zu schwatzen.
Lat.: Lusciniolae non deest cantus. (Chaos, 489.)
*67 Hä schwatzt Kütze onn Körb vôl. (Henneberg.)
Redet viel unnützes Zeug.
*68 He swatset mer dan seven an den galgen. – (S. Sieben.) – Hoefer, Waldis, S. 865.
*69 Schwätz mer kei Loch in Chopf. (Breisgau.) – Frommann, V, 401; für Solothurn: Schild, 92, 391; Sutermeister, 74.
Mache mir nichts weis oder überrede mich nicht zu etwas Thörichtem, Unmöglichem.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [215]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/221>, abgerufen am 16.02.2025. |