Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] Schussbartel. * A ies a rechter Schussborttel. - Robinson, 283; Gomolcke, 104; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 115; für die Pfalz: Klein, II, 145. Ein närrischer Mensch. Hoffmann von Fallersleben (Mein Leben, IV) sagt von Augustin Theiner, den er in Breslau kennen gelernt: "War er auch fleissig, so hatte er doch dabei das flüchtige und wühlige Wesen der Leute, für die man in Schlesien das Wort Schussbartel gebildet hat." Wie bemerkt, findet sich dasselbe aber nach Firmenich auch in Steiermark und nach Klein in der Pfalz. "Ich wuste schun, daass a a rechter Schaussbartl iss, und dachte glech: nu wird der Botteltanz ongihn." (Keller, 167b.) Schussel. *1 Er ist a Schussel, a Schussele. (Ulm.) *2 Er ist e rechter Schussel. (Schwaben.) Von schiessen = unbesonnen vorangehen. Schüssel. 1 A scheni Schissel gibt scheni Scherbe. (Wien.) Schöne Mütter, schöne Kinder. 2 Aus Einer Schüssel können viele satt werden. 3 Aus hölzernen Schüsseln schmeckt das Essen auch. "Auss höltzern Schüsseln das essen schmeckt so wol, das man die Finger leckt." (Waldis, II, 3.) 4 Aus leeren Schüsseln kann sich niemand satt essen. Poln.: Z proznej choc pieknej miski, nikt sie nie nasyci. (Lompa, 36.) 5 Boass helft a hüsch Schüssel, bann niss dren ih's. (Henneberg.) Was hilft eine hübsche Schüssel, wenn nichts darin ist! 6 De Schöttel was so grot, as de Born hövder Döp. (Holst.) 7 Der erste in der Schüssel, der letzte heraus. - Simrock, 9298; Braun, I, 4013. 8 Die am weitesten von der Schüssel sitzen, essen am meisten. Weil jeder ihnen vorlegt, dass sie nicht zu kurz kommen. Dän.: Den aeder altid meest som sidder laengst fra fadet, og drikker meest som er laengst fra tönden. (Prov. dan., 9.) 9 Die erste Schüssel schmeckt am besten. Weil dabei der Hunger oder Appetit am stärksten ist. 10 Die ersten Schüsseln sind die wärmsten. Aehnlich die Chinesen, Cibot, 159; Cahier, 2069. 11 Die Schüssel, die mich nährt, wird von mir geehrt. 12 Drei Schüsseln leer und in der vierten nichts. - Simrock, 9291; Körte, 5443; Braun, I, 4012. Spott auf einen argen Knicker. 13 Fette Schüssel, mager Testament. 14 Für die Schüssel biete man die Flasche. - Gaal, 847; Simrock, 9289. Wer deinen Hunger stillte, dem lösche den Durst. Frz.: Qui plaisir fait, plaisir attend. (Gaal, 847.) 15 Gute Schüsseln machen ein schlechtes Testament. 16 In Andermanns Schöttel is't alteid fetter. - Bueren, 707; Eichwald, 1686; Frommann, VI, 284, 733. 17 Ist die Schüssel nicht rein, so verdirbt die Speise. Dän.: Er ei fadet reent, faa fordaerves alt det som i lades. (Prov. dan., 469.) 18 Jeder scheuere seine eigenen Schüsseln. Frz.: Que chacun se mele de son ecuelle. 19 Kleine Schüsseln, kleine Löffel (Suppen). - Winckler, XIX, 95. 20 Kleine Schüsseln, wenig Suppe. - Chaos, 747. 21 Leere Schüsseln auf dem Tisch und drei Schneider zum Arschwisch. - Fischart, Gesch. 22 Leere Schüsseln locken niemand (an den Tisch). Böhm.: Z banky suche, devky hluche. (Celakovsky, 129.) 23 Lieber eine Schüssel mehr und - bequem sitzen. - Eiselein, 570; Simrock, 9555; Körte, 2450. 24 Man muss die Schüssel nach der Sauce nehmen. Holl.: Men moet de schotels naar de sausen schikken. (Harrebomee, II, 260a.) 25 Schüsseln genug, aber nichts darin. 26 Viel Schüsseln machen krank. Böhm.: Mnoho jidel, mnoho nemoci. (Celakovsky, 295.) 27 Vngleiche schüssel macht schele augen (oder: schielende Brüder). - Franck, II, 60a; Henisch, [Spaltenumbruch] 1644, 14; Tappius, 66a; Petri, II, 558; Schottel, 1124b; Lehmann, II, 791, 97; Eiselein, 557; Sailer, 38; Simrock, 9288; Sutor, 132; Körte, 5442; Braun, I, 4011. Bei Tunnicius (805): Ungelyke schotteln maken schele ogen. (Lumina distorquet rerum divisio iniqua.) Dän.: Ulige fad gjöre ulige syn. (Prov. dan., 150.) Holl.: Gelijke schotels maken geen leep oog. - Ongelijke schotels maken schale oogen. (Harrebomee, II, 260a.) - Onghelike schottelen maken schele oghen. (Tunn., 20, 10 u. 805.) Lat.: Luscos dissimiles faciunt oculos mihi tristes. (Sutor, 132.) - Luscos dissimiles oculos faciunt mihi lances. (Fallersleben, 566.) 28 Volle Schüssel findet viel Freunde. 29 Volle Schüssel stiftet Friede. Frz.: Querelles de gueux, se raccomodent a l'ecuelle. (Cahier, 1498.) 30 Was hilft eine schöne Schüssel, wenn nichts darin ist. - Birlinger, 463; Frischbier2, 3427. Wird zu denen gesagt, die ein armes, aber schönes Mädchen heirathen wollen. 31 Was man zuerst in die Schüssel thut, danach riecht sie. 32 Wer auf die Schüssel anderer wartet, isst übel. Am besten berathen ist, wer selbst für sich sorgt. Man soll nur auf das rechnen, was von uns selbst abhängt, nicht aber auf Dinge, die man von andern erwarten muss. Das Sprichwort soll folgende Entstehung haben. Richelieu hatte durch eine kühne Idee und eine gelungene Ausführung derselben Rochelle, die seither allen Angriffen widerstandene Vormauer der Calvinisten, genommen, wofür ihn Ludwig XIII. mit einem goldenen Tischgeschirr beschenkte, das einzig in seiner Art war, und dem Künstler bei strenger Ahndung befahl, niemand die Form davon zu erlauben. Die Königin von Spanien hätte nun gern davon ein Muster gehabt. Sie wandte sich daher an die Königin von Frankreich, welche ihrerseits dem Cardinal Richelieu das Gesuch mittheilte, der aber im alten Groll auf Spanien die obige, zum Sprichwort gewordene Antwort gab. (Vgl. Lendroy, 119, 70.) Frz.: Qui s'attend a l'ecuelle d'autrui, est souvent mal dine. (Gaal, 62; Lendroy, 70; Bohn I, 52; Kritzinger, 237a.) Holl.: Die op eens anders schotel wacht, eet dikwijls kwalijk. (Harrebomee, II, 260a.) Span.: Qui escudella daltri espera, freda la menja. (Bohn I, 254.) 33 Wer eigene Schüsseln hat, muss die Beine nicht unter des Nachbars Tisch stecken. 34 Wer mault (trotzt) mit der Schüssel, dem fehlt's (schadet's) am Rüssel. - Körte, 5440. 35 Wer sich auf die Schüssel anderer verlässt, geht hungrig zu Bette. - Masson, 195. 36 Wer sich zur vollen Schüssel setzen kann, der hat bequem (leicht) essen. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wojl dem was kümmt zä-n-a gereiter (fertigen, vollen) Schüssel. Poln.: Dobrze tem co do gotowej miski przychodza. (Lompa, 11.) 37 Wie Schüssel, so Löffel. - Winckler, XVIII, 92. 38 Wo die Schüssel leer und die Küche kalt, verlieren sich die Freunde bald. 39 Zu viel Schüsseln zerbrechen den Tisch. Nicht blos diesen, sie zerrütten die ganze Hauswirthschaft, sie verderben Magen, Beutel und Menschen. *40 Aus Einer Schüssel essen. Gleiches Schicksal haben. Lat.: Eodem bibere poculo. (Suringar, LXVI; Philippi, I, 133.) *41 Aus zwei Schüsseln zugleich essen. Aus zwei Stellungen Gehalt beziehen. *42 Das ist eine Schüssel aus seiner Küche. Das hat er gemacht, das ist ein Streich von ihm. Frz.: C'est un plat de son metier. (Lendroy, 1008.) *43 Dat get van der Schüetel oppen Küetel. (Iserlohn.) - Woeste, 89, 173. *44 Den mot man kene leddige Schötteln vörsetten. - Dähnert, 411a. Er hat guten Appetit, und es gehört etwas dazu, ihn zu stillen. *45 Dir hab' ich schon lang' was auf der Schüssel. - Wurth, 256. Mit dir hab' ich was abzurechnen. *46 Drei Schöäteln leer un in de verte is nischt drin. - Schlingmann, 1259. *47 Eine ganze Schüssel mit drei Bissen verzehren. In aller Eile, in der Kürze, wie man sagt, etwas mit zwei oder drei Worten sagen.
[Spaltenumbruch] Schussbartel. * A ies a rechter Schussborttel. – Robinson, 283; Gomolcke, 104; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 115; für die Pfalz: Klein, II, 145. Ein närrischer Mensch. Hoffmann von Fallersleben (Mein Leben, IV) sagt von Augustin Theiner, den er in Breslau kennen gelernt: „War er auch fleissig, so hatte er doch dabei das flüchtige und wühlige Wesen der Leute, für die man in Schlesien das Wort Schussbartel gebildet hat.“ Wie bemerkt, findet sich dasselbe aber nach Firmenich auch in Steiermark und nach Klein in der Pfalz. „Ich wuste schun, daass a a rechter Schaussbartl iss, und dachte glech: nu wird der Botteltanz ongihn.“ (Keller, 167b.) Schussel. *1 Er ist a Schussel, a Schussele. (Ulm.) *2 Er ist e rechter Schussel. (Schwaben.) Von schiessen = unbesonnen vorangehen. Schüssel. 1 A scheni Schissel gibt scheni Scherbe. (Wien.) Schöne Mütter, schöne Kinder. 2 Aus Einer Schüssel können viele satt werden. 3 Aus hölzernen Schüsseln schmeckt das Essen auch. „Auss höltzern Schüsseln das essen schmeckt so wol, das man die Finger leckt.“ (Waldis, II, 3.) 4 Aus leeren Schüsseln kann sich niemand satt essen. Poln.: Z próźnej choć pięknéj miski, nikt się nie nasyci. (Lompa, 36.) 5 Boass helft a hüsch Schüssel, bann niss dren ih's. (Henneberg.) Was hilft eine hübsche Schüssel, wenn nichts darin ist! 6 De Schöttel was so grôt, as de Born hövder Döp. (Holst.) 7 Der erste in der Schüssel, der letzte heraus. – Simrock, 9298; Braun, I, 4013. 8 Die am weitesten von der Schüssel sitzen, essen am meisten. Weil jeder ihnen vorlegt, dass sie nicht zu kurz kommen. Dän.: Den æder altid meest som sidder længst fra fadet, og drikker meest som er længst fra tønden. (Prov. dan., 9.) 9 Die erste Schüssel schmeckt am besten. Weil dabei der Hunger oder Appetit am stärksten ist. 10 Die ersten Schüsseln sind die wärmsten. Aehnlich die Chinesen, Cibot, 159; Cahier, 2069. 11 Die Schüssel, die mich nährt, wird von mir geehrt. 12 Drei Schüsseln leer und in der vierten nichts. – Simrock, 9291; Körte, 5443; Braun, I, 4012. Spott auf einen argen Knicker. 13 Fette Schüssel, mager Testament. 14 Für die Schüssel biete man die Flasche. – Gaal, 847; Simrock, 9289. Wer deinen Hunger stillte, dem lösche den Durst. Frz.: Qui plaisir fait, plaisir attend. (Gaal, 847.) 15 Gute Schüsseln machen ein schlechtes Testament. 16 In Andermanns Schöttel is't altîd fetter. – Bueren, 707; Eichwald, 1686; Frommann, VI, 284, 733. 17 Ist die Schüssel nicht rein, so verdirbt die Speise. Dän.: Er ei fadet reent, faa fordærves alt det som i lades. (Prov. dan., 469.) 18 Jeder scheuere seine eigenen Schüsseln. Frz.: Que chacun se mêle de son écuelle. 19 Kleine Schüsseln, kleine Löffel (Suppen). – Winckler, XIX, 95. 20 Kleine Schüsseln, wenig Suppe. – Chaos, 747. 21 Leere Schüsseln auf dem Tisch und drei Schneider zum Arschwisch. – Fischart, Gesch. 22 Leere Schüsseln locken niemand (an den Tisch). Böhm.: Z bánky suché, dĕvky hluché. (Čelakovsky, 129.) 23 Lieber eine Schüssel mehr und – bequem sitzen. – Eiselein, 570; Simrock, 9555; Körte, 2450. 24 Man muss die Schüssel nach der Sauce nehmen. Holl.: Men moet de schotels naar de sausen schikken. (Harrebomée, II, 260a.) 25 Schüsseln genug, aber nichts darin. 26 Viel Schüsseln machen krank. Böhm.: Mnoho jídel, mnoho nemocí. (Čelakovsky, 295.) 27 Vngleiche schüssel macht schele augen (oder: schielende Brüder). – Franck, II, 60a; Henisch, [Spaltenumbruch] 1644, 14; Tappius, 66a; Petri, II, 558; Schottel, 1124b; Lehmann, II, 791, 97; Eiselein, 557; Sailer, 38; Simrock, 9288; Sutor, 132; Körte, 5442; Braun, I, 4011. Bei Tunnicius (805): Ungelyke schotteln maken schele ogen. (Lumina distorquet rerum divisio iniqua.) Dän.: Ulige fad gjøre ulige syn. (Prov. dan., 150.) Holl.: Gelijke schotels maken geen leep oog. – Ongelijke schotels maken schale oogen. (Harrebomée, II, 260a.) – Onghelike schottelen maken schele oghen. (Tunn., 20, 10 u. 805.) Lat.: Luscos dissimiles faciunt oculos mihi tristes. (Sutor, 132.) – Luscos dissimiles oculos faciunt mihi lances. (Fallersleben, 566.) 28 Volle Schüssel findet viel Freunde. 29 Volle Schüssel stiftet Friede. Frz.: Querelles de gueux, se raccomodent à l'écuelle. (Cahier, 1498.) 30 Was hilft eine schöne Schüssel, wenn nichts darin ist. – Birlinger, 463; Frischbier2, 3427. Wird zu denen gesagt, die ein armes, aber schönes Mädchen heirathen wollen. 31 Was man zuerst in die Schüssel thut, danach riecht sie. 32 Wer auf die Schüssel anderer wartet, isst übel. Am besten berathen ist, wer selbst für sich sorgt. Man soll nur auf das rechnen, was von uns selbst abhängt, nicht aber auf Dinge, die man von andern erwarten muss. Das Sprichwort soll folgende Entstehung haben. Richelieu hatte durch eine kühne Idee und eine gelungene Ausführung derselben Rochelle, die seither allen Angriffen widerstandene Vormauer der Calvinisten, genommen, wofür ihn Ludwig XIII. mit einem goldenen Tischgeschirr beschenkte, das einzig in seiner Art war, und dem Künstler bei strenger Ahndung befahl, niemand die Form davon zu erlauben. Die Königin von Spanien hätte nun gern davon ein Muster gehabt. Sie wandte sich daher an die Königin von Frankreich, welche ihrerseits dem Cardinal Richelieu das Gesuch mittheilte, der aber im alten Groll auf Spanien die obige, zum Sprichwort gewordene Antwort gab. (Vgl. Lendroy, 119, 70.) Frz.: Qui s'attend à l'écuelle d'autrui, est souvent mal diné. (Gaal, 62; Lendroy, 70; Bohn I, 52; Kritzinger, 237a.) Holl.: Die op eens anders schotel wacht, eet dikwijls kwalijk. (Harrebomée, II, 260a.) Span.: Qui escudella daltri espera, freda la menja. (Bohn I, 254.) 33 Wer eigene Schüsseln hat, muss die Beine nicht unter des Nachbars Tisch stecken. 34 Wer mault (trotzt) mit der Schüssel, dem fehlt's (schadet's) am Rüssel. – Körte, 5440. 35 Wer sich auf die Schüssel anderer verlässt, geht hungrig zu Bette. – Masson, 195. 36 Wer sich zur vollen Schüssel setzen kann, der hat bequem (leicht) essen. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wojl dem was kümmt zä-n-a gereiter (fertigen, vollen) Schüssel. Poln.: Dobrze tém co do gotowéj miski przychodzą. (Lompa, 11.) 37 Wie Schüssel, so Löffel. – Winckler, XVIII, 92. 38 Wo die Schüssel leer und die Küche kalt, verlieren sich die Freunde bald. 39 Zu viel Schüsseln zerbrechen den Tisch. Nicht blos diesen, sie zerrütten die ganze Hauswirthschaft, sie verderben Magen, Beutel und Menschen. *40 Aus Einer Schüssel essen. Gleiches Schicksal haben. Lat.: Eodem bibere poculo. (Suringar, LXVI; Philippi, I, 133.) *41 Aus zwei Schüsseln zugleich essen. Aus zwei Stellungen Gehalt beziehen. *42 Das ist eine Schüssel aus seiner Küche. Das hat er gemacht, das ist ein Streich von ihm. Frz.: C'est un plat de son métier. (Lendroy, 1008.) *43 Dat get van der Schüetel oppen Küetel. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 173. *44 Den mot man kene leddige Schötteln vörsetten. – Dähnert, 411a. Er hat guten Appetit, und es gehört etwas dazu, ihn zu stillen. *45 Dir hab' ich schon lang' was auf der Schüssel. – Wurth, 256. Mit dir hab' ich was abzurechnen. *46 Drî Schöäteln leer un in de vêrte is nischt drin. – Schlingmann, 1259. *47 Eine ganze Schüssel mit drei Bissen verzehren. In aller Eile, in der Kürze, wie man sagt, etwas mit zwei oder drei Worten sagen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p> <pb facs="#f0204" n="[198]"/> <cb n="395"/> </p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schussbartel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A ies a rechter Schussborttel.</hi> – <hi rendition="#i">Robinson, 283; Gomolcke, 104;</hi> für Steiermark: <hi rendition="#i">Firmenich, II, 768, 115;</hi> für die Pfalz: <hi rendition="#i">Klein, II, 145.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein närrischer Mensch. <hi rendition="#i">Hoffmann von Fallersleben (Mein Leben, IV)</hi> sagt von Augustin Theiner, den er in Breslau kennen gelernt: „War er auch fleissig, so hatte er doch dabei das flüchtige und wühlige Wesen der Leute, für die man in Schlesien das Wort Schussbartel gebildet hat.“ Wie bemerkt, findet sich dasselbe aber nach <hi rendition="#i">Firmenich</hi> auch in Steiermark und nach <hi rendition="#i">Klein</hi> in der Pfalz. „Ich wuste schun, daass a a rechter Schaussbartl iss, und dachte glech: nu wird der Botteltanz ongihn.“ (<hi rendition="#i">Keller, 167<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schussel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er ist a Schussel, a Schussele.</hi> (<hi rendition="#i">Ulm.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er ist e rechter Schussel.</hi> (<hi rendition="#i">Schwaben.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Von schiessen = unbesonnen vorangehen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schüssel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A scheni Schissel gibt scheni Scherbe.</hi> (<hi rendition="#i">Wien.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Schöne Mütter, schöne Kinder.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Aus Einer Schüssel können viele satt werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Aus hölzernen Schüsseln schmeckt das Essen auch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Auss höltzern Schüsseln das essen schmeckt so wol, das man die Finger leckt.“ (<hi rendition="#i">Waldis, II, 3.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Aus leeren Schüsseln kann sich niemand satt essen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Z próźnej choć pięknéj miski, nikt się nie nasyci. (<hi rendition="#i">Lompa, 36.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Boass helft a hüsch Schüssel, bann niss dren ih's.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Was hilft eine hübsche Schüssel, wenn nichts darin ist!</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 De Schöttel was so grôt, as de Born hövder Döp.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Der erste in der Schüssel, der letzte heraus.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 9298; Braun, I, 4013.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Die am weitesten von der Schüssel sitzen, essen am meisten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Weil jeder ihnen vorlegt, dass sie nicht zu kurz kommen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den æder altid meest som sidder længst fra fadet, og drikker meest som er længst fra tønden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 9.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Die erste Schüssel schmeckt am besten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Weil dabei der Hunger oder Appetit am stärksten ist.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Die ersten Schüsseln sind die wärmsten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Aehnlich die Chinesen, <hi rendition="#i">Cibot,</hi> 159; <hi rendition="#i">Cahier,</hi> 2069.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Die Schüssel, die mich nährt, wird von mir geehrt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Drei Schüsseln leer und in der vierten nichts.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 9291; Körte, 5443; Braun, I, 4012.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Spott auf einen argen Knicker.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Fette Schüssel, mager Testament.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Für die Schüssel biete man die Flasche.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 847; Simrock, 9289.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wer deinen Hunger stillte, dem lösche den Durst.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui plaisir fait, plaisir attend. (<hi rendition="#i">Gaal, 847.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Gute Schüsseln machen ein schlechtes Testament.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 In Andermanns Schöttel is't altîd fetter.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 707; Eichwald, 1686; Frommann, VI, 284, 733.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Ist die Schüssel nicht rein, so verdirbt die Speise.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Er ei fadet reent, faa fordærves alt det som i lades. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 469.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Jeder scheuere seine eigenen Schüsseln.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Que chacun se mêle de son écuelle.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Kleine Schüsseln, kleine Löffel (Suppen).</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XIX, 95.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Kleine Schüsseln, wenig Suppe.</hi> – <hi rendition="#i">Chaos, 747.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Leere Schüsseln auf dem Tisch und drei Schneider zum Arschwisch.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Leere Schüsseln locken niemand (an den Tisch).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Z bánky suché, dĕvky hluché. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 129.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Lieber eine Schüssel mehr und – bequem sitzen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 570; Simrock, 9555; Körte, 2450.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Man muss die Schüssel nach der Sauce nehmen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet de schotels naar de sausen schikken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 260<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Schüsseln genug, aber nichts darin.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Viel Schüsseln machen krank.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Mnoho jídel, mnoho nemocí. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 295.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Vngleiche schüssel macht schele augen (oder: schielende Brüder).</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 60<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, <cb n="396"/> 1644, 14; Tappius, 66<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, II, 558; Schottel, 1124<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 791, 97; Eiselein, 557; Sailer, 38; Simrock, 9288; Sutor, 132; Körte, 5442; Braun, I, 4011.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (805)</hi>: Ungelyke schotteln maken schele ogen. (Lumina distorquet rerum divisio iniqua.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ulige fad gjøre ulige syn. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 150.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Gelijke schotels maken geen leep oog. – Ongelijke schotels maken schale oogen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 260<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) – Onghelike schottelen maken schele oghen. (<hi rendition="#i">Tunn., 20, 10 u. 805.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Luscos dissimiles faciunt oculos mihi tristes. (<hi rendition="#i">Sutor, 132.</hi>) – Luscos dissimiles oculos faciunt mihi lances. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 566.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Volle Schüssel findet viel Freunde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Volle Schüssel stiftet Friede.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Querelles de gueux, se raccomodent à l'écuelle. (<hi rendition="#i">Cahier, 1498.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Was hilft eine schöne Schüssel, wenn nichts darin ist.</hi> – <hi rendition="#i">Birlinger, 463; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3427.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wird zu denen gesagt, die ein armes, aber schönes Mädchen heirathen wollen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Was man zuerst in die Schüssel thut, danach riecht sie.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Wer auf die Schüssel anderer wartet, isst übel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Am besten berathen ist, wer selbst für sich sorgt. Man soll nur auf das rechnen, was von uns selbst abhängt, nicht aber auf Dinge, die man von andern erwarten muss. Das Sprichwort soll folgende Entstehung haben. Richelieu hatte durch eine kühne Idee und eine gelungene Ausführung derselben Rochelle, die seither allen Angriffen widerstandene Vormauer der Calvinisten, genommen, wofür ihn Ludwig XIII. mit einem goldenen Tischgeschirr beschenkte, das einzig in seiner Art war, und dem Künstler bei strenger Ahndung befahl, niemand die Form davon zu erlauben. Die Königin von Spanien hätte nun gern davon ein Muster gehabt. Sie wandte sich daher an die Königin von Frankreich, welche ihrerseits dem Cardinal Richelieu das Gesuch mittheilte, der aber im alten Groll auf Spanien die obige, zum Sprichwort gewordene Antwort gab. (Vgl. <hi rendition="#i">Lendroy, 119, 70.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui s'attend à l'écuelle d'autrui, est souvent mal diné. (<hi rendition="#i">Gaal, 62; Lendroy, 70; Bohn I, 52; Kritzinger, 237<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die op eens anders schotel wacht, eet dikwijls kwalijk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 260<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Qui escudella daltri espera, freda la menja. (<hi rendition="#i">Bohn I, 254.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Wer eigene Schüsseln hat, muss die Beine nicht unter des Nachbars Tisch stecken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Wer mault (trotzt) mit der Schüssel, dem fehlt's (schadet's) am Rüssel.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 5440.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Wer sich auf die Schüssel anderer verlässt, geht hungrig zu Bette.</hi> – <hi rendition="#i">Masson, 195.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Wer sich zur vollen Schüssel setzen kann, der hat bequem (leicht) essen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Jüdisch-deutsch in Warschau: Wojl dem was kümmt zä-n-a gereiter (fertigen, vollen) Schüssel.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Dobrze tém co do gotowéj miski przychodzą. (<hi rendition="#i">Lompa, 11.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Wie Schüssel, so Löffel.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVIII, 92.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Wo die Schüssel leer und die Küche kalt, verlieren sich die Freunde bald.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Zu viel Schüsseln zerbrechen den Tisch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nicht blos diesen, sie zerrütten die ganze Hauswirthschaft, sie verderben Magen, Beutel und Menschen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Aus Einer Schüssel essen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Gleiches Schicksal haben.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Eodem bibere poculo. (<hi rendition="#i">Suringar, LXVI; Philippi, I, 133.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*41 Aus zwei Schüsseln zugleich essen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Aus zwei Stellungen Gehalt beziehen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*42 Das ist eine Schüssel aus seiner Küche.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Das hat er gemacht, das ist ein Streich von ihm.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un plat de son métier. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1008.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*43 Dat get van der Schüetel oppen Küetel.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) – <hi rendition="#i">Woeste, 89, 173.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 Den mot man kene leddige Schötteln vörsetten.</hi> – <hi rendition="#i">Dähnert, 411<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Er hat guten Appetit, und es gehört etwas dazu, ihn zu stillen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*45 Dir hab' ich schon lang' was auf der Schüssel.</hi> – <hi rendition="#i">Wurth, 256.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Mit dir hab' ich was abzurechnen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*46 Drî Schöäteln leer un in de vêrte is nischt drin.</hi> – <hi rendition="#i">Schlingmann, 1259.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*47 Eine ganze Schüssel mit drei Bissen verzehren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">In aller Eile, in der Kürze, wie man sagt, etwas mit zwei oder drei Worten sagen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[198]/0204]
Schussbartel.
* A ies a rechter Schussborttel. – Robinson, 283; Gomolcke, 104; für Steiermark: Firmenich, II, 768, 115; für die Pfalz: Klein, II, 145.
Ein närrischer Mensch. Hoffmann von Fallersleben (Mein Leben, IV) sagt von Augustin Theiner, den er in Breslau kennen gelernt: „War er auch fleissig, so hatte er doch dabei das flüchtige und wühlige Wesen der Leute, für die man in Schlesien das Wort Schussbartel gebildet hat.“ Wie bemerkt, findet sich dasselbe aber nach Firmenich auch in Steiermark und nach Klein in der Pfalz. „Ich wuste schun, daass a a rechter Schaussbartl iss, und dachte glech: nu wird der Botteltanz ongihn.“ (Keller, 167b.)
Schussel.
*1 Er ist a Schussel, a Schussele. (Ulm.)
*2 Er ist e rechter Schussel. (Schwaben.)
Von schiessen = unbesonnen vorangehen.
Schüssel.
1 A scheni Schissel gibt scheni Scherbe. (Wien.)
Schöne Mütter, schöne Kinder.
2 Aus Einer Schüssel können viele satt werden.
3 Aus hölzernen Schüsseln schmeckt das Essen auch.
„Auss höltzern Schüsseln das essen schmeckt so wol, das man die Finger leckt.“ (Waldis, II, 3.)
4 Aus leeren Schüsseln kann sich niemand satt essen.
Poln.: Z próźnej choć pięknéj miski, nikt się nie nasyci. (Lompa, 36.)
5 Boass helft a hüsch Schüssel, bann niss dren ih's. (Henneberg.)
Was hilft eine hübsche Schüssel, wenn nichts darin ist!
6 De Schöttel was so grôt, as de Born hövder Döp. (Holst.)
7 Der erste in der Schüssel, der letzte heraus. – Simrock, 9298; Braun, I, 4013.
8 Die am weitesten von der Schüssel sitzen, essen am meisten.
Weil jeder ihnen vorlegt, dass sie nicht zu kurz kommen.
Dän.: Den æder altid meest som sidder længst fra fadet, og drikker meest som er længst fra tønden. (Prov. dan., 9.)
9 Die erste Schüssel schmeckt am besten.
Weil dabei der Hunger oder Appetit am stärksten ist.
10 Die ersten Schüsseln sind die wärmsten.
Aehnlich die Chinesen, Cibot, 159; Cahier, 2069.
11 Die Schüssel, die mich nährt, wird von mir geehrt.
12 Drei Schüsseln leer und in der vierten nichts. – Simrock, 9291; Körte, 5443; Braun, I, 4012.
Spott auf einen argen Knicker.
13 Fette Schüssel, mager Testament.
14 Für die Schüssel biete man die Flasche. – Gaal, 847; Simrock, 9289.
Wer deinen Hunger stillte, dem lösche den Durst.
Frz.: Qui plaisir fait, plaisir attend. (Gaal, 847.)
15 Gute Schüsseln machen ein schlechtes Testament.
16 In Andermanns Schöttel is't altîd fetter. – Bueren, 707; Eichwald, 1686; Frommann, VI, 284, 733.
17 Ist die Schüssel nicht rein, so verdirbt die Speise.
Dän.: Er ei fadet reent, faa fordærves alt det som i lades. (Prov. dan., 469.)
18 Jeder scheuere seine eigenen Schüsseln.
Frz.: Que chacun se mêle de son écuelle.
19 Kleine Schüsseln, kleine Löffel (Suppen). – Winckler, XIX, 95.
20 Kleine Schüsseln, wenig Suppe. – Chaos, 747.
21 Leere Schüsseln auf dem Tisch und drei Schneider zum Arschwisch. – Fischart, Gesch.
22 Leere Schüsseln locken niemand (an den Tisch).
Böhm.: Z bánky suché, dĕvky hluché. (Čelakovsky, 129.)
23 Lieber eine Schüssel mehr und – bequem sitzen. – Eiselein, 570; Simrock, 9555; Körte, 2450.
24 Man muss die Schüssel nach der Sauce nehmen.
Holl.: Men moet de schotels naar de sausen schikken. (Harrebomée, II, 260a.)
25 Schüsseln genug, aber nichts darin.
26 Viel Schüsseln machen krank.
Böhm.: Mnoho jídel, mnoho nemocí. (Čelakovsky, 295.)
27 Vngleiche schüssel macht schele augen (oder: schielende Brüder). – Franck, II, 60a; Henisch,
1644, 14; Tappius, 66a; Petri, II, 558; Schottel, 1124b; Lehmann, II, 791, 97; Eiselein, 557; Sailer, 38; Simrock, 9288; Sutor, 132; Körte, 5442; Braun, I, 4011.
Bei Tunnicius (805): Ungelyke schotteln maken schele ogen. (Lumina distorquet rerum divisio iniqua.)
Dän.: Ulige fad gjøre ulige syn. (Prov. dan., 150.)
Holl.: Gelijke schotels maken geen leep oog. – Ongelijke schotels maken schale oogen. (Harrebomée, II, 260a.) – Onghelike schottelen maken schele oghen. (Tunn., 20, 10 u. 805.)
Lat.: Luscos dissimiles faciunt oculos mihi tristes. (Sutor, 132.) – Luscos dissimiles oculos faciunt mihi lances. (Fallersleben, 566.)
28 Volle Schüssel findet viel Freunde.
29 Volle Schüssel stiftet Friede.
Frz.: Querelles de gueux, se raccomodent à l'écuelle. (Cahier, 1498.)
30 Was hilft eine schöne Schüssel, wenn nichts darin ist. – Birlinger, 463; Frischbier2, 3427.
Wird zu denen gesagt, die ein armes, aber schönes Mädchen heirathen wollen.
31 Was man zuerst in die Schüssel thut, danach riecht sie.
32 Wer auf die Schüssel anderer wartet, isst übel.
Am besten berathen ist, wer selbst für sich sorgt. Man soll nur auf das rechnen, was von uns selbst abhängt, nicht aber auf Dinge, die man von andern erwarten muss. Das Sprichwort soll folgende Entstehung haben. Richelieu hatte durch eine kühne Idee und eine gelungene Ausführung derselben Rochelle, die seither allen Angriffen widerstandene Vormauer der Calvinisten, genommen, wofür ihn Ludwig XIII. mit einem goldenen Tischgeschirr beschenkte, das einzig in seiner Art war, und dem Künstler bei strenger Ahndung befahl, niemand die Form davon zu erlauben. Die Königin von Spanien hätte nun gern davon ein Muster gehabt. Sie wandte sich daher an die Königin von Frankreich, welche ihrerseits dem Cardinal Richelieu das Gesuch mittheilte, der aber im alten Groll auf Spanien die obige, zum Sprichwort gewordene Antwort gab. (Vgl. Lendroy, 119, 70.)
Frz.: Qui s'attend à l'écuelle d'autrui, est souvent mal diné. (Gaal, 62; Lendroy, 70; Bohn I, 52; Kritzinger, 237a.)
Holl.: Die op eens anders schotel wacht, eet dikwijls kwalijk. (Harrebomée, II, 260a.)
Span.: Qui escudella daltri espera, freda la menja. (Bohn I, 254.)
33 Wer eigene Schüsseln hat, muss die Beine nicht unter des Nachbars Tisch stecken.
34 Wer mault (trotzt) mit der Schüssel, dem fehlt's (schadet's) am Rüssel. – Körte, 5440.
35 Wer sich auf die Schüssel anderer verlässt, geht hungrig zu Bette. – Masson, 195.
36 Wer sich zur vollen Schüssel setzen kann, der hat bequem (leicht) essen.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Wojl dem was kümmt zä-n-a gereiter (fertigen, vollen) Schüssel.
Poln.: Dobrze tém co do gotowéj miski przychodzą. (Lompa, 11.)
37 Wie Schüssel, so Löffel. – Winckler, XVIII, 92.
38 Wo die Schüssel leer und die Küche kalt, verlieren sich die Freunde bald.
39 Zu viel Schüsseln zerbrechen den Tisch.
Nicht blos diesen, sie zerrütten die ganze Hauswirthschaft, sie verderben Magen, Beutel und Menschen.
*40 Aus Einer Schüssel essen.
Gleiches Schicksal haben.
Lat.: Eodem bibere poculo. (Suringar, LXVI; Philippi, I, 133.)
*41 Aus zwei Schüsseln zugleich essen.
Aus zwei Stellungen Gehalt beziehen.
*42 Das ist eine Schüssel aus seiner Küche.
Das hat er gemacht, das ist ein Streich von ihm.
Frz.: C'est un plat de son métier. (Lendroy, 1008.)
*43 Dat get van der Schüetel oppen Küetel. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 173.
*44 Den mot man kene leddige Schötteln vörsetten. – Dähnert, 411a.
Er hat guten Appetit, und es gehört etwas dazu, ihn zu stillen.
*45 Dir hab' ich schon lang' was auf der Schüssel. – Wurth, 256.
Mit dir hab' ich was abzurechnen.
*46 Drî Schöäteln leer un in de vêrte is nischt drin. – Schlingmann, 1259.
*47 Eine ganze Schüssel mit drei Bissen verzehren.
In aller Eile, in der Kürze, wie man sagt, etwas mit zwei oder drei Worten sagen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |