Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *4 Er handelt um Schübe. - Sutermeister, 101.

Er sucht uneheliche Kinder unterzubringen.

*5 Es kommt alle Schub heisser.

Mit jedem Löffel. Die Sache wird je länger, je ärger.

*6 He hett Schuv vörn Dum.

Schuv-vörn-Dum haben. (Eichwald, 378.) Zahlungsmittel besitzen.


Schubberdibunk.

* Up Schubberdibunk autgahn. - Stürenburg, 235b.

Schmarotzend von einem Gastfreunde zum andern; wol soviel als aufs Abschaben, Abklauben der Knochen ausgehen. Schubben = Nebenform von schaven, schaben.


Schubbjack.

* Er ist ein Schubbejack.

Scheltwort auf einen unsaubern Gesellen, eigentlich einen Menschen, der sich wegen Unreinigkeit beständig an oder mit der Jacke schubbt, sich das Ungeziefer vom Leibe scheuert. Holländisch schobbejack, englisch scab (Krätze, Schuft). Also in der Bedeutung von Lausekerl, Lumpenhund, Schuft. (Vgl. Dähnert, 415b; Stürenburg, 235b.) Frischbier2 (3409) hat Schubiack im Sinne von Taugenichts.


Schübel.

* Einen Schübel lachen.


Schubkarren.

1 Ungeschmierte Schubkarren knarren.

*2 Einem mit dem Schubkarren über die Nase fahren. - Wurzbach II, 237.

Einen auf eine sehr empfindliche Weise abschlägig bescheiden.


Schublade.

*1 Eine Schublade haben.

Vorstehende Unterlippe.

*2 Metj er grote Schuvlad. (Holst.) - Schütze, III, 97.

Es ist der Fussboden gemeint, der die grosse Schublade nachlässiger Mädchen ist, die gern alles auf der Erde liegen lassen.


Schubsack.

1 Es hat seine geweissten (gewichsten, gewitzten, gewussten) Schubsäcke. (S. Nase 143.)

Seinen Grund, auch seine Schwierigkeit oder auch bei Handlungsweisen, deren wahre Beweggründe verschwiegen bleiben. Wie einige meinen, von einem Taschenspieler entlehnt, der für den Zweck eines Kunststücks seine Taschen geweisst hatte. Zutreffender ist jedoch die Erklärung, welche neulich (1870) eine dresdener Zeitung als Antwort auf die Frage nach der Entstehung der Redensart in Folgendem gab. Die Redensart, sagt sie, stammt aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts, als zur Anfertigung des von Böttger erfundenen meissner Porzellans die zu Aue bei Schneeberg aufgefundene weisse Erde benutzt wurde, mit welcher bisher nur ein Herr von Regenberg seine Perrüken pudern liess. Die Erde ging versiegelt mit Angabe des Gewichts nach Meissen; und weil man in Berlin danach trachtete, etwas von dieser Erde zu erlangen, wurde eine schwere Strafe auf die Ausfuhr gesetzt. Zwei Männer indess legten sich auf Schmuggel und schafften in den weiten Schubsäcken ihrer Rücke dies Material über die Grenze. Man kam aber bald hinter diese Schliche, und bei ihrer Rückkehr wurden die von der Erde angeweissten Schubsäcke zum Verräther. So soll diese Redensart entstanden sein.

Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. - Cela s'entend bien. (Kritzinger, 271b u. 275b.)

2 Schab mir den Schubsack. (S. Ellenbogen 6.) (Schles.) - Weinhold, 79.

*3 Einem die Schubsäcke leeren.

Frz.: Ils lui ont nettoye le gousset. (Kritzinger, 353b.)

*4 Einen beim Schubsack erwischen.

Frz.: Attraper quelqu'un par la fouilleuse. (Kritzinger, 329a.)

*5 In eines andern Schubsack greifen.

Frz.: Fourrer la main dans la poche d'autrui. (Kritzinger, 331a.)


Schüchen.

Was me schücht, das wird eim. (Luzern.)

Wenn man einem Uebel ausweichen will, so geräth man nicht selten erst recht hinein. Schüchen = scheuen, Schüchleder = Scheuleder, Geschüch = ein Ding, womit man etwas verscheucht. (Stalder, II, 353.)


Schüchern.

* He schüchert sick wie de Pracher ver e Laus. (Insterburg.)


Schüchtern.

1 Schüchtern bleibt nüchtern.

Engl.: His bashful mind hinders his good intent. (Bohn II, 49.)

Holl.: Den behoeftige is de schaamte onnut. (Bohn I, 306.)

2 Schüchtern hat nie eine schöne Freundin, und wird nie besungen von Dichtern.

[Spaltenumbruch] *3 Er steht so schüchtern vor ihm, wie die Braut vorm Bräutigam.

*4 Sich schüchtern stellen, wie die Braut beim Ablesen des Verkündzettels. - Parömiakon, 1232.


Schuck.

Schuck vnd Hochjahn sind dess Todtes Cumpan. - Petri, II, 533.


Schuddel.

* Sie ist eine Schuddel.

Ein unordentliches, herumlaufendes Weib. (Dähnert, 415b.)


Schude (s. Schürze).

* He steit unner de Schude.

Von einem Ueberschuldeten, dessen Frau ihr Vermögen gegen seine Gläubiger in Anspruch nimmt. De Fro kann mehr mit de Schude to 't Haus autdragen as de Mann mit de Heuwagen dör de Schüürdor drin fahrt. (Stürenburg, 236a.)


Schudeln (s. Schütteln).

* He schudelt sück ass 'n Pudelhund, de aut'n Water kummt. - Stürenburg, 236a.

Sich behaglich schütteln, den Körper an den Kleidern reiben u. s. w.


Schudrihu.

Schudrihu, mer wend is Bett, Schudrihu grad jetzo.

Schudrihu wird in der Schweiz eine Person genannt, deren Haar noch ungekämmt ist und in die Höhe steht.


Schüerdore.

* He hett de Schüerdöre (Achterdöre, Hinterthür) apen (offen). (Ostfries.)


Schuffarührer.

* Es sind Schuffarüerer.

So nennt man spottweis die Welschnofener in Tirol, von der bei ihnen beliebten Maissuppe oder Schuffa. (Westermann, 25, 618.)


Schüffel, s. Schaufel und Schüppe.

Schuft.

1 Der Schuft baut Häuser in die Luft.

Die Bedeutung des Wortes Schuft ist nicht zweifelhaft; aber über die Ableitung sind die Ansichten lange auseinander gegangen. So haben es einige aus dem hebräischen Schophet = Richter, Verweser, ableiten wollen (vgl. Wurzbach II, Nr. 231), was aber der Bedeutung, die es bei uns hat, widerspricht. Schuft war schon im 17. Jahrhundert ehrverletzender Ausdruck für: armer, niedriger, wie jetzt charakterloser, niederträchtiger Kerl. Ursprünglich niederdeutsch, zusammengezogen aus schuvaut = abgerissener, unnützer Kerl, Lumpenkerl. (Vgl. Weigand, Wb., 3. Aufl., II, 643.)

2 Ein entlaufener Schuft ist noch besser als ein gehängter.

3 Ein Schuft bleibt ein Schuft, käme (kommt) er auch in römische Luft.

Poln.: Kto w domu lotr z natury: takiz w Rzymie bedzie. (Lipinsky, 118.)

4 Ein Schuft gibt mehr (gibt's besser) als er hat.

5 Jeder Schuft predigt, wenn er am Galgen steht.

It.: Tutt' i rei divengono predicatori, quando stanno sotto la forca. (Pazzaglia, 302, 8.)

6 Nimm einen Schuft ins Haus, so treibt er dich hinaus. - Lohrengel, I, 547.

7 Was die Schufte bekommen, wird den Ehrlichen genommen.

8 Wer dem Schuft nicht wehrt, ist sein Spiessgeselle.

9 Wer sich für einen Schuft hält, mag ein Schuft bleiben.

*10 Ein Schuft, so weit er warm ist.


Schuftig.

Schuftig lebt in Aengsten.


Schugen.

Dat schaugt1 doch, säd' de Scheper, un härr 'n dodigen Hund in'n Sack. - Diermissen, 240; Hoefer, 898.

1) Scheuet, macht (nämlich den Wolf) scheu.


Schuh.

1 A nae Schage schpeird em de Elsternaugen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 815b.

Wer enge Schuhe trägt, fühlt die Hühneraugen.

2 Abezuolt Schage kerzele gärn. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 867.

3 Allerley Schuhe kan man nicht an einen Fuss ziehen. - Oec. rur., I, 89; Gaal, 1343.

[Spaltenumbruch] *4 Er handelt um Schübe.Sutermeister, 101.

Er sucht uneheliche Kinder unterzubringen.

*5 Es kommt alle Schub heisser.

Mit jedem Löffel. Die Sache wird je länger, je ärger.

*6 He hett Schuv vörn Dum.

Schuv-vörn-Dum haben. (Eichwald, 378.) Zahlungsmittel besitzen.


Schubberdibunk.

* Up Schubberdibunk ûtgahn.Stürenburg, 235b.

Schmarotzend von einem Gastfreunde zum andern; wol soviel als aufs Abschaben, Abklauben der Knochen ausgehen. Schubben = Nebenform von schaven, schaben.


Schubbjack.

* Er ist ein Schubbejack.

Scheltwort auf einen unsaubern Gesellen, eigentlich einen Menschen, der sich wegen Unreinigkeit beständig an oder mit der Jacke schubbt, sich das Ungeziefer vom Leibe scheuert. Holländisch schobbejack, englisch scab (Krätze, Schuft). Also in der Bedeutung von Lausekerl, Lumpenhund, Schuft. (Vgl. Dähnert, 415b; Stürenburg, 235b.) Frischbier2 (3409) hat Schubiack im Sinne von Taugenichts.


Schübel.

* Einen Schübel lachen.


Schubkarren.

1 Ungeschmierte Schubkarren knarren.

*2 Einem mit dem Schubkarren über die Nase fahren.Wurzbach II, 237.

Einen auf eine sehr empfindliche Weise abschlägig bescheiden.


Schublade.

*1 Eine Schublade haben.

Vorstehende Unterlippe.

*2 Metj êr grôte Schuvlad. (Holst.) – Schütze, III, 97.

Es ist der Fussboden gemeint, der die grosse Schublade nachlässiger Mädchen ist, die gern alles auf der Erde liegen lassen.


Schubsack.

1 Es hat seine geweissten (gewichsten, gewitzten, gewussten) Schubsäcke. (S. Nase 143.)

Seinen Grund, auch seine Schwierigkeit oder auch bei Handlungsweisen, deren wahre Beweggründe verschwiegen bleiben. Wie einige meinen, von einem Taschenspieler entlehnt, der für den Zweck eines Kunststücks seine Taschen geweisst hatte. Zutreffender ist jedoch die Erklärung, welche neulich (1870) eine dresdener Zeitung als Antwort auf die Frage nach der Entstehung der Redensart in Folgendem gab. Die Redensart, sagt sie, stammt aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts, als zur Anfertigung des von Böttger erfundenen meissner Porzellans die zu Aue bei Schneeberg aufgefundene weisse Erde benutzt wurde, mit welcher bisher nur ein Herr von Regenberg seine Perrüken pudern liess. Die Erde ging versiegelt mit Angabe des Gewichts nach Meissen; und weil man in Berlin danach trachtete, etwas von dieser Erde zu erlangen, wurde eine schwere Strafe auf die Ausfuhr gesetzt. Zwei Männer indess legten sich auf Schmuggel und schafften in den weiten Schubsäcken ihrer Rücke dies Material über die Grenze. Man kam aber bald hinter diese Schliche, und bei ihrer Rückkehr wurden die von der Erde angeweissten Schubsäcke zum Verräther. So soll diese Redensart entstanden sein.

Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. – Cela s'entend bien. (Kritzinger, 271b u. 275b.)

2 Schab mir den Schubsack. (S. Ellenbogen 6.) (Schles.) – Weinhold, 79.

*3 Einem die Schubsäcke leeren.

Frz.: Ils lui ont nettoyé le gousset. (Kritzinger, 353b.)

*4 Einen beim Schubsack erwischen.

Frz.: Attraper quelqu'un par la fouilleuse. (Kritzinger, 329a.)

*5 In eines andern Schubsack greifen.

Frz.: Fourrer la main dans la poche d'autrui. (Kritzinger, 331a.)


Schüchen.

Was me schücht, das wird eim. (Luzern.)

Wenn man einem Uebel ausweichen will, so geräth man nicht selten erst recht hinein. Schüchen = scheuen, Schüchleder = Scheuleder, Geschüch = ein Ding, womit man etwas verscheucht. (Stalder, II, 353.)


Schüchern.

* He schüchert sick wie de Pracher ver e Lûs. (Insterburg.)


Schüchtern.

1 Schüchtern bleibt nüchtern.

Engl.: His bashful mind hinders his good intent. (Bohn II, 49.)

Holl.: Den behoeftige is de schaamte onnut. (Bohn I, 306.)

2 Schüchtern hat nie eine schöne Freundin, und wird nie besungen von Dichtern.

[Spaltenumbruch] *3 Er steht so schüchtern vor ihm, wie die Braut vorm Bräutigam.

*4 Sich schüchtern stellen, wie die Braut beim Ablesen des Verkündzettels.Parömiakon, 1232.


Schuck.

Schuck vnd Hochjahn sind dess Todtes Cumpan.Petri, II, 533.


Schuddel.

* Sie ist eine Schuddel.

Ein unordentliches, herumlaufendes Weib. (Dähnert, 415b.)


Schude (s. Schürze).

* He steit unner de Schude.

Von einem Ueberschuldeten, dessen Frau ihr Vermögen gegen seine Gläubiger in Anspruch nimmt. De Frô kann mehr mit de Schude to 't Hûs ûtdragen as de Mann mit de Heuwagen dör de Schüürdôr drin fahrt. (Stürenburg, 236a.)


Schudeln (s. Schütteln).

* He schudelt sück ass 'n Pudelhund, de ût'n Water kummt.Stürenburg, 236a.

Sich behaglich schütteln, den Körper an den Kleidern reiben u. s. w.


Schudrihu.

Schudrihu, mer wend is Bett, Schudrihu grad jetzo.

Schudrihu wird in der Schweiz eine Person genannt, deren Haar noch ungekämmt ist und in die Höhe steht.


Schüerdore.

* He hett de Schüerdöre (Achterdöre, Hinterthür) apen (offen). (Ostfries.)


Schuffarührer.

* Es sind Schuffarüerer.

So nennt man spottweis die Welschnofener in Tirol, von der bei ihnen beliebten Maissuppe oder Schuffa. (Westermann, 25, 618.)


Schüffel, s. Schaufel und Schüppe.

Schuft.

1 Der Schuft baut Häuser in die Luft.

Die Bedeutung des Wortes Schuft ist nicht zweifelhaft; aber über die Ableitung sind die Ansichten lange auseinander gegangen. So haben es einige aus dem hebräischen Schophet = Richter, Verweser, ableiten wollen (vgl. Wurzbach II, Nr. 231), was aber der Bedeutung, die es bei uns hat, widerspricht. Schuft war schon im 17. Jahrhundert ehrverletzender Ausdruck für: armer, niedriger, wie jetzt charakterloser, niederträchtiger Kerl. Ursprünglich niederdeutsch, zusammengezogen aus schuvût = abgerissener, unnützer Kerl, Lumpenkerl. (Vgl. Weigand, Wb., 3. Aufl., II, 643.)

2 Ein entlaufener Schuft ist noch besser als ein gehängter.

3 Ein Schuft bleibt ein Schuft, käme (kommt) er auch in römische Luft.

Poln.: Kto w domu łotr z natury: takiź w Rzymie będzie. (Lipińsky, 118.)

4 Ein Schuft gibt mehr (gibt's besser) als er hat.

5 Jeder Schuft predigt, wenn er am Galgen steht.

It.: Tutt' i rei divengono predicatori, quando stanno sotto la forca. (Pazzaglia, 302, 8.)

6 Nimm einen Schuft ins Haus, so treibt er dich hinaus.Lohrengel, I, 547.

7 Was die Schufte bekommen, wird den Ehrlichen genommen.

8 Wer dem Schuft nicht wehrt, ist sein Spiessgeselle.

9 Wer sich für einen Schuft hält, mag ein Schuft bleiben.

*10 Ein Schuft, so weit er warm ist.


Schuftig.

Schuftig lebt in Aengsten.


Schugen.

Dat schûgt1 doch, säd' de Schêper, un härr 'n dôdigen Hund in'n Sack.Diermissen, 240; Hoefer, 898.

1) Scheuet, macht (nämlich den Wolf) scheu.


Schuh.

1 Â nâe Schage schpîrd em de Êlsternûgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 815b.

Wer enge Schuhe trägt, fühlt die Hühneraugen.

2 Âbezuolt Schage kerzele gärn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 867.

3 Allerley Schuhe kan man nicht an einen Fuss ziehen.Oec. rur., I, 89; Gaal, 1343.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0180" n="[174]"/><cb n="347"/>
*4 Er handelt um Schübe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 101.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er sucht uneheliche Kinder unterzubringen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Es kommt alle Schub heisser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit jedem Löffel. Die Sache wird je länger, je ärger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 He hett Schuv vörn Dum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schuv-vörn-Dum haben. (<hi rendition="#i">Eichwald, 378.</hi>) Zahlungsmittel besitzen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schubberdibunk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Up Schubberdibunk ûtgahn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 235<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Schmarotzend von einem Gastfreunde zum andern; wol soviel als aufs Abschaben, Abklauben der Knochen ausgehen. Schubben = Nebenform von schaven, schaben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schubbjack.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein Schubbejack.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Scheltwort auf einen unsaubern Gesellen, eigentlich einen Menschen, der sich wegen Unreinigkeit beständig an oder mit der Jacke schubbt, sich das Ungeziefer vom Leibe scheuert. Holländisch schobbejack, englisch scab (Krätze, Schuft). Also in der Bedeutung von Lausekerl, Lumpenhund, Schuft. (Vgl. <hi rendition="#i">Dähnert, 415<hi rendition="#sup">b</hi>; Stürenburg, 235<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi> (3409)</hi> hat Schubiack im Sinne von Taugenichts.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schübel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen Schübel lachen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schubkarren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ungeschmierte Schubkarren knarren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einem mit dem Schubkarren über die Nase fahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 237.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen auf eine sehr empfindliche Weise abschlägig bescheiden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schublade.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Eine Schublade haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vorstehende Unterlippe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Metj êr grôte Schuvlad.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, III, 97.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist der Fussboden gemeint, der die grosse Schublade nachlässiger Mädchen ist, die gern alles auf der Erde liegen lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schubsack.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es hat seine geweissten (gewichsten, gewitzten, gewussten) Schubsäcke.</hi> (S.  Nase 143.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Seinen Grund, auch seine Schwierigkeit oder auch bei Handlungsweisen, deren wahre Beweggründe verschwiegen bleiben. Wie einige meinen, von einem Taschenspieler entlehnt, der für den Zweck eines Kunststücks seine Taschen geweisst hatte. Zutreffender ist jedoch die Erklärung, welche neulich (1870) eine dresdener Zeitung als Antwort auf die Frage nach der Entstehung der Redensart in Folgendem gab. Die Redensart, sagt sie, stammt aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts, als zur Anfertigung des von Böttger erfundenen meissner Porzellans die zu Aue bei Schneeberg aufgefundene weisse Erde benutzt wurde, mit welcher bisher nur ein Herr von Regenberg seine Perrüken pudern liess. Die Erde ging versiegelt mit Angabe des Gewichts nach Meissen; und weil man in Berlin danach trachtete, etwas von dieser Erde zu erlangen, wurde eine schwere Strafe auf die Ausfuhr gesetzt. Zwei Männer indess legten sich auf Schmuggel und schafften in den weiten Schubsäcken ihrer Rücke dies Material über die Grenze. Man kam aber bald hinter diese Schliche, und bei ihrer Rückkehr wurden die von der Erde angeweissten Schubsäcke zum Verräther. So soll diese Redensart entstanden sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ce n'est pas pour enfiler des perles. &#x2013; Cela s'entend bien. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 271<hi rendition="#sup">b</hi> u. 275<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Schab mir den Schubsack.</hi> (S.  Ellenbogen 6.) (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Weinhold, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Einem die Schubsäcke leeren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ils lui ont nettoyé le gousset. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 353<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Einen beim Schubsack erwischen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Attraper quelqu'un par la fouilleuse. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 329<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 In eines andern Schubsack greifen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Fourrer la main dans la poche d'autrui. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 331<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schüchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Was me schücht, das wird eim.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man einem Uebel ausweichen will, so geräth man nicht selten erst recht hinein. Schüchen = scheuen, Schüchleder = Scheuleder, Geschüch = ein Ding, womit man etwas verscheucht. (<hi rendition="#i">Stalder, II, 353.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schüchern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He schüchert sick wie de Pracher ver e Lûs.</hi> (<hi rendition="#i">Insterburg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schüchtern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Schüchtern bleibt nüchtern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: His bashful mind hinders his good intent. (<hi rendition="#i">Bohn II, 49.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den behoeftige is de schaamte onnut. (<hi rendition="#i">Bohn I, 306.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Schüchtern hat nie eine schöne Freundin, und wird nie besungen von Dichtern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="348"/>
*3 Er steht so schüchtern vor ihm, wie die Braut vorm Bräutigam.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Sich schüchtern stellen, wie die Braut beim Ablesen des Verkündzettels.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1232.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schuck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Schuck vnd Hochjahn sind dess Todtes Cumpan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 533.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schuddel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sie ist eine Schuddel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein unordentliches, herumlaufendes Weib. (<hi rendition="#i">Dähnert, 415<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schude</hi> (s.  Schürze).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* He steit unner de Schude.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Ueberschuldeten, dessen Frau ihr Vermögen gegen seine Gläubiger in Anspruch nimmt. De Frô kann mehr mit de Schude to 't Hûs ûtdragen as de Mann mit de Heuwagen dör de Schüürdôr drin fahrt. (<hi rendition="#i">Stürenburg, 236<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schudeln</hi> (s.  Schütteln).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He schudelt sück ass 'n Pudelhund, de ût'n Water kummt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stürenburg, 236<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich behaglich schütteln, den Körper an den Kleidern reiben u. s. w.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schudrihu.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Schudrihu, mer wend is Bett, Schudrihu grad jetzo.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Schudrihu wird in der Schweiz eine Person genannt, deren Haar noch ungekämmt ist und in die Höhe steht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schüerdore.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He hett de Schüerdöre (Achterdöre, Hinterthür) apen (offen).</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schuffarührer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es sind Schuffarüerer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">So nennt man spottweis die Welschnofener in Tirol, von der bei ihnen beliebten Maissuppe oder Schuffa. (<hi rendition="#i">Westermann, 25, 618.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Schüffel,</hi> s.  Schaufel und  Schüppe.</head><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schuft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Schuft baut Häuser in die Luft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Bedeutung des Wortes Schuft ist nicht zweifelhaft; aber über die Ableitung sind die Ansichten lange auseinander gegangen. So haben es einige aus dem hebräischen Schophet = Richter, Verweser, ableiten wollen (vgl. <hi rendition="#i">Wurzbach II, Nr. 231</hi>), was aber der Bedeutung, die es bei uns hat, widerspricht. Schuft war schon im 17. Jahrhundert ehrverletzender Ausdruck für: armer, niedriger, wie jetzt charakterloser, niederträchtiger Kerl. Ursprünglich niederdeutsch, zusammengezogen aus schuvût = abgerissener, unnützer Kerl, Lumpenkerl. (Vgl. <hi rendition="#i">Weigand, Wb., 3. Aufl., II, 643.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein entlaufener Schuft ist noch besser als ein gehängter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Schuft bleibt ein Schuft, käme (kommt) er auch in römische Luft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kto w domu &#x0142;otr z natury: taki&#x017A; w Rzymie b&#x0119;dzie. (<hi rendition="#i">Lipi&#x0144;sky, 118.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Schuft gibt mehr (gibt's besser) als er hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Jeder Schuft predigt, wenn er am Galgen steht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tutt' i rei divengono predicatori, quando stanno sotto la forca. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 302, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Nimm einen Schuft ins Haus, so treibt er dich hinaus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 547.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Was die Schufte bekommen, wird den Ehrlichen genommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer dem Schuft nicht wehrt, ist sein Spiessgeselle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer sich für einen Schuft hält, mag ein Schuft bleiben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Ein Schuft, so weit er warm ist.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schuftig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Schuftig lebt in Aengsten.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schugen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dat schûgt<hi rendition="#sup">1</hi> doch, säd' de Schêper, un härr 'n dôdigen Hund in'n Sack.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Diermissen, 240; Hoefer, 898.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Scheuet, macht (nämlich den Wolf) scheu.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schuh.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Â nâe Schage schpîrd em de Êlsternûgen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 815<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer enge Schuhe trägt, fühlt die Hühneraugen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Âbezuolt Schage kerzele gärn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 867.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Allerley Schuhe kan man nicht an einen Fuss ziehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Oec. rur., I, 89; Gaal, 1343.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[174]/0180] *4 Er handelt um Schübe. – Sutermeister, 101. Er sucht uneheliche Kinder unterzubringen. *5 Es kommt alle Schub heisser. Mit jedem Löffel. Die Sache wird je länger, je ärger. *6 He hett Schuv vörn Dum. Schuv-vörn-Dum haben. (Eichwald, 378.) Zahlungsmittel besitzen. Schubberdibunk. * Up Schubberdibunk ûtgahn. – Stürenburg, 235b. Schmarotzend von einem Gastfreunde zum andern; wol soviel als aufs Abschaben, Abklauben der Knochen ausgehen. Schubben = Nebenform von schaven, schaben. Schubbjack. * Er ist ein Schubbejack. Scheltwort auf einen unsaubern Gesellen, eigentlich einen Menschen, der sich wegen Unreinigkeit beständig an oder mit der Jacke schubbt, sich das Ungeziefer vom Leibe scheuert. Holländisch schobbejack, englisch scab (Krätze, Schuft). Also in der Bedeutung von Lausekerl, Lumpenhund, Schuft. (Vgl. Dähnert, 415b; Stürenburg, 235b.) Frischbier2 (3409) hat Schubiack im Sinne von Taugenichts. Schübel. * Einen Schübel lachen. Schubkarren. 1 Ungeschmierte Schubkarren knarren. *2 Einem mit dem Schubkarren über die Nase fahren. – Wurzbach II, 237. Einen auf eine sehr empfindliche Weise abschlägig bescheiden. Schublade. *1 Eine Schublade haben. Vorstehende Unterlippe. *2 Metj êr grôte Schuvlad. (Holst.) – Schütze, III, 97. Es ist der Fussboden gemeint, der die grosse Schublade nachlässiger Mädchen ist, die gern alles auf der Erde liegen lassen. Schubsack. 1 Es hat seine geweissten (gewichsten, gewitzten, gewussten) Schubsäcke. (S. Nase 143.) Seinen Grund, auch seine Schwierigkeit oder auch bei Handlungsweisen, deren wahre Beweggründe verschwiegen bleiben. Wie einige meinen, von einem Taschenspieler entlehnt, der für den Zweck eines Kunststücks seine Taschen geweisst hatte. Zutreffender ist jedoch die Erklärung, welche neulich (1870) eine dresdener Zeitung als Antwort auf die Frage nach der Entstehung der Redensart in Folgendem gab. Die Redensart, sagt sie, stammt aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts, als zur Anfertigung des von Böttger erfundenen meissner Porzellans die zu Aue bei Schneeberg aufgefundene weisse Erde benutzt wurde, mit welcher bisher nur ein Herr von Regenberg seine Perrüken pudern liess. Die Erde ging versiegelt mit Angabe des Gewichts nach Meissen; und weil man in Berlin danach trachtete, etwas von dieser Erde zu erlangen, wurde eine schwere Strafe auf die Ausfuhr gesetzt. Zwei Männer indess legten sich auf Schmuggel und schafften in den weiten Schubsäcken ihrer Rücke dies Material über die Grenze. Man kam aber bald hinter diese Schliche, und bei ihrer Rückkehr wurden die von der Erde angeweissten Schubsäcke zum Verräther. So soll diese Redensart entstanden sein. Frz.: Ce n'est pas pour enfiler des perles. – Cela s'entend bien. (Kritzinger, 271b u. 275b.) 2 Schab mir den Schubsack. (S. Ellenbogen 6.) (Schles.) – Weinhold, 79. *3 Einem die Schubsäcke leeren. Frz.: Ils lui ont nettoyé le gousset. (Kritzinger, 353b.) *4 Einen beim Schubsack erwischen. Frz.: Attraper quelqu'un par la fouilleuse. (Kritzinger, 329a.) *5 In eines andern Schubsack greifen. Frz.: Fourrer la main dans la poche d'autrui. (Kritzinger, 331a.) Schüchen. Was me schücht, das wird eim. (Luzern.) Wenn man einem Uebel ausweichen will, so geräth man nicht selten erst recht hinein. Schüchen = scheuen, Schüchleder = Scheuleder, Geschüch = ein Ding, womit man etwas verscheucht. (Stalder, II, 353.) Schüchern. * He schüchert sick wie de Pracher ver e Lûs. (Insterburg.) Schüchtern. 1 Schüchtern bleibt nüchtern. Engl.: His bashful mind hinders his good intent. (Bohn II, 49.) Holl.: Den behoeftige is de schaamte onnut. (Bohn I, 306.) 2 Schüchtern hat nie eine schöne Freundin, und wird nie besungen von Dichtern. *3 Er steht so schüchtern vor ihm, wie die Braut vorm Bräutigam. *4 Sich schüchtern stellen, wie die Braut beim Ablesen des Verkündzettels. – Parömiakon, 1232. Schuck. Schuck vnd Hochjahn sind dess Todtes Cumpan. – Petri, II, 533. Schuddel. * Sie ist eine Schuddel. Ein unordentliches, herumlaufendes Weib. (Dähnert, 415b.) Schude (s. Schürze). * He steit unner de Schude. Von einem Ueberschuldeten, dessen Frau ihr Vermögen gegen seine Gläubiger in Anspruch nimmt. De Frô kann mehr mit de Schude to 't Hûs ûtdragen as de Mann mit de Heuwagen dör de Schüürdôr drin fahrt. (Stürenburg, 236a.) Schudeln (s. Schütteln). * He schudelt sück ass 'n Pudelhund, de ût'n Water kummt. – Stürenburg, 236a. Sich behaglich schütteln, den Körper an den Kleidern reiben u. s. w. Schudrihu. Schudrihu, mer wend is Bett, Schudrihu grad jetzo. Schudrihu wird in der Schweiz eine Person genannt, deren Haar noch ungekämmt ist und in die Höhe steht. Schüerdore. * He hett de Schüerdöre (Achterdöre, Hinterthür) apen (offen). (Ostfries.) Schuffarührer. * Es sind Schuffarüerer. So nennt man spottweis die Welschnofener in Tirol, von der bei ihnen beliebten Maissuppe oder Schuffa. (Westermann, 25, 618.) Schüffel, s. Schaufel und Schüppe. Schuft. 1 Der Schuft baut Häuser in die Luft. Die Bedeutung des Wortes Schuft ist nicht zweifelhaft; aber über die Ableitung sind die Ansichten lange auseinander gegangen. So haben es einige aus dem hebräischen Schophet = Richter, Verweser, ableiten wollen (vgl. Wurzbach II, Nr. 231), was aber der Bedeutung, die es bei uns hat, widerspricht. Schuft war schon im 17. Jahrhundert ehrverletzender Ausdruck für: armer, niedriger, wie jetzt charakterloser, niederträchtiger Kerl. Ursprünglich niederdeutsch, zusammengezogen aus schuvût = abgerissener, unnützer Kerl, Lumpenkerl. (Vgl. Weigand, Wb., 3. Aufl., II, 643.) 2 Ein entlaufener Schuft ist noch besser als ein gehängter. 3 Ein Schuft bleibt ein Schuft, käme (kommt) er auch in römische Luft. Poln.: Kto w domu łotr z natury: takiź w Rzymie będzie. (Lipińsky, 118.) 4 Ein Schuft gibt mehr (gibt's besser) als er hat. 5 Jeder Schuft predigt, wenn er am Galgen steht. It.: Tutt' i rei divengono predicatori, quando stanno sotto la forca. (Pazzaglia, 302, 8.) 6 Nimm einen Schuft ins Haus, so treibt er dich hinaus. – Lohrengel, I, 547. 7 Was die Schufte bekommen, wird den Ehrlichen genommen. 8 Wer dem Schuft nicht wehrt, ist sein Spiessgeselle. 9 Wer sich für einen Schuft hält, mag ein Schuft bleiben. *10 Ein Schuft, so weit er warm ist. Schuftig. Schuftig lebt in Aengsten. Schugen. Dat schûgt1 doch, säd' de Schêper, un härr 'n dôdigen Hund in'n Sack. – Diermissen, 240; Hoefer, 898. 1) Scheuet, macht (nämlich den Wolf) scheu. Schuh. 1 Â nâe Schage schpîrd em de Êlsternûgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 815b. Wer enge Schuhe trägt, fühlt die Hühneraugen. 2 Âbezuolt Schage kerzele gärn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 867. 3 Allerley Schuhe kan man nicht an einen Fuss ziehen. – Oec. rur., I, 89; Gaal, 1343.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:19Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/180
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [174]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/180>, abgerufen am 27.11.2024.