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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *51 Er schreibt wol, aber seine Briefe kommen nicht an.

Von einem saumseligen Briefschreiber, der Nachricht zu geben verspricht, aber nicht ausführt. Die Polen sagen von jemand, von dem Nachrichten ausbleiben: Er schreibe über Berdyczow (Pisma na Berdyczow), weil dort kein Postamt ist oder war, und die Briefe verloren gingen. (Lipinski, 174.)

*52 Etwas schreiben, das Hände und Füsse hat.

*53 Hei schröwt als wenn de Hahn klaut. - Frischbier2, 3401.

*54 Hei schröwt wie en Dokter. - Frischbier2, 3401.

*55 Wat du geschrewe häst, öss nich gehaue, nich gestake. - Frischbier2, 3402.

*56 Wie geschrieben steht.

Zu ergänzen: So ist's, so soll's sein.

Jüd.-deutsch: Wie in Pussek (Bibelvers) steht, d. h. der ist der Rechte wie er sein soll. Meist ironisch von Personen und Sachen gebraucht.

*57 Wiltu nicht lernen schreiben, so mustu lernen Esel treiben. - Petri, II, 739.

*58 Wo steht das geschrieben?


Schreiben (Subst.).

1 Fürstliche Schreiben sol man dreymal lesen. - Wirth, II, 131.

2 Schreiben (Briefe) schämen sich nicht. - Pistor., X, 94.


Schreiber.

1 Bei Schreibers Wort, des Richters Spruch und der Leute Recht. - Graf, 419.

Das Recht forderte, dass bei einem Gericht ein Schreiber anwesend war, der dem Gedächtniss zu Hülfe kam. (S. Richter 4.)

Altfries.: Bi scriueres worde and bi asega dome, bi liuda riuchte. (Hettema, Wetten, I, 207, 17.)

2 Böse Schreiber verderben und beklecken viel gutes Papier. - Petri, II, 832.

3 De reik Scheiwer up de Wyk, Guldammer und Schliek, Salingre successores, dat sind die drei Matadores in Stettin.

Dieser erst in diesem Jahrhundert entstandene stettiner Vers wird einem wohlhabenden, später verarmten Brenner Schreiber auf der Wyk zugeschrieben. Goldammer und Schleich war hier ein angesehenes Handlungshaus, das erloschen ist. An dasselbe erinnert noch die Firma Goldammer und Schleich Nachfolger. Salingre successores war ehemals eine Handelsfirma, die in ihrer Speculation zuletzt nicht glücklich war. (Jubelschrift, 30.)

4 Die Schreiber setzen ihre Seele ins Tintenfass. - Eiselein, 555; Simrock, 9190; Braun, I, 3971.

5 Die Schreiber und die Lumpen wachsen auf Einem Stumpen. (Buchau.) - Birlinger, 459.

6 Ein guter Schreiber braucht keinen Treiber.

7 Ein guter Schreiber ist aller Ehren werth. - Pistor., X, 79; Simrock, 9194.

8 Ein schlechter Schreiber verdirbt viel gutes Papier.

9 Ein Schreiber1, der lieber tanzt und springt, denn dass er in der Kirche singt, und lieber vor den Metzen hofirt, denn dass er einem Priester ministrirt, und lieber in einem Hurenwinkel schlüf, denn dass er zu der Predigt lief, und lieber drei Tage Buhlbrief' schrieb, denn dass er bei einer Vesper blieb, und lieber auf der Gass schwenzirt, denn dass er in den Büchern studirt; wenn aus einem solchen ein frommer Priester wird, so hat ihn Gott mit grosser Gnad berührt.

1) Ein junger Mann, der sich der Wissenschaft, dem Staats- oder Kirchendienst widmet.

10 Ein Schreiber ohne Feder, ein Schuster ohne Leder, ein Kaufmann ohne Geld sind die grössten Hundsfötter in der Welt.

11 Ein schreiber ohne feder, ein schuster ohne leder, ein Landsknecht ohne Schwert, seynd alle drey kein Heller werth. - Gruter, III, 29; Lehmann, II, 150, 65; Zinkgref, IV; Simrock, 9192.

Dän.: Skriver uden feder, skuster uden leder, landsknekt uden sverd er ei en blaffer vaerd. (Prov. dan., 177.)

12 Einem Schreiber es wohl ansteht, ist er still, vorsichtig und wohlberedt.

Lat.: Arcani custos, prudens, linguaque peritus, et calomo facilis, scriba erit eximius. (Philippi, I, 39.)

[Spaltenumbruch] 13 Es ist nicht jeder ein Schreiber, der an einer Feder kaut.

14 Jeder Schreiber lobt seine Feder. - Altmann VI, 389.

15 Schreiber und Studenten sind der Welt Regenten. - Eiselein, 555; Simrock, 9191; Braun, I, 3972.

"Aus den Schreibern und Studenten, sie sind edel oder nicht, werden in der Welt Regenten zugericht." (Gerlach, 95.)

16 Wenn der Schreiber gut ist, so mag leicht die feder sein, dass er eine gute Schrifft mache. - Petri, II, 638; Henisch, 1036, 40.

17 Wenn der Schreiber nichts taugt, gibt er den Federn die Schuld. - Bücking, 354; Ramann, II. Pred., II, 115; Siebenkees, 234; Struve, I, 31; Simrock, 9195; Körte, 5397.

Als der Kaiser Paul noch Grossfürst war, fiel einst auf einem Spazierritt sein Pferd. und er verstauchte sich die Hand. Er befahl seinem Stallmeister, es verhungern zu lassen. Am achten Tage berichtete Markow, das Pferd habe soeben seinen letzten Athem ausgehaucht. >C'est bon<, erwiderte der Grossfürst. (Pückler, Semilasso, I, 148.) Die Russen: Des Schreibers Sünden werden der Feder überwiesen.

Engl.: An ill workman quarrels with his tools. (Gaal, 423.)

Frz.: Mechant ouvrier ne saurait trouver de bons outils. (Gaal, 423.)

It.: Cattivo lavoratore a ogni ferro pon cagione. (Gaal, 423.) - Cattivo scrittore ogni pelo l'impedisce. (Pazzaglia, 275, 1.)

Poln.: Tego co robic niechce, maka w rece kole. (Masson, 79.)

18 Wie der Schreiber, so das Buch. - Parömiakon, 44.

*19 Dat is'n goden Schriefer, de is to dumm, um 't na to vertellen. - Kern, 385.


Schreibfeder.

1 Die Schreibfeder macht allein einen Juristen. - Henisch, 1034, 46.

Lat.: Solus calamus juvat legistam. (Henisch, 1034, 47.)

2 Die Schreibfeder muss die Welt regieren. - Petri, II, 836.

"Die Schreibfeder durchdringt alle Harnisch, gegen sie vermag auch kein doppel Rüstung." "Die Hand, Dinten vnd Feder verhöht vnd erhebt manchen, der sonst im Staube der Erde ligen müst." (Zinkgref, IV, 28.)

3 Die Schreibfeder muss (will) keyserin bleiben. - Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 176; Petri, II, 143; Henisch, 1034, 38; Simrock, 9202; Einfälle, 299; Sailer, 87; Graf, 529, 320.

Wissenschaft und Bildung werden stets die Herrschaft behalten, sie siegen wenigstens zuletzt. "Vnd muss (wie etlich dauon schreiben) die schreibfeder Keyserin bleiben." (Waldis, III, 92.)

Lat.: Calamus Imperator, pluma imperatrix. (Henisch, 1034, 39.)

4 Die Schreibfeder steckt auff dem Hut vnd das Dintenfass stehet auff des Keysers Tisch. - Petri, II, 143; Henisch, 1034, 36; Mathesy, 63b.

5 Die Schreibfeder vnd Bibel stehen selten in einem Stall bey Regenten vnd Kriegsleuten. - Petri, II, 143.

6 Durch die Schreibfeder seynd viel Regenten worden. - Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 270.

7 Für der Schreibfeder muss sich mancher stoltze Held biegen. - Henisch, 369, 55; Petri, II, 320.

8 Mit einer Schreibfeder kan man kein Klotz zum Bildt machen. - Lehmann, 537, 9.

*9 Er wird die hölzerne Schreibfeder in die Hand bekommen. - Parömiakon, 841.

D. i. die Ruderstange; er ist galerenreif.

*10 Schreibfedern auss dem Köcher holen. - Henisch, 1032, 34.


Schreien.

1 Am Schreien erkennt man den Esel.

2 Der muss laut schreien, der den Teufel schrecken will.

Dän.: Han skal skrige höyt, som vil forskrekke fanden. (Prov. dan., 509.)

3 Der schreit allzeit, der Schläge bekommt.

Schwed.: Den gnäller alltid, som hugg far. (Wensell, 14.)

4 Der schreit zu spät, den der Wolf erwürgt. - Petri, II, 106; Simrock, 11793.

[Spaltenumbruch] *51 Er schreibt wol, aber seine Briefe kommen nicht an.

Von einem saumseligen Briefschreiber, der Nachricht zu geben verspricht, aber nicht ausführt. Die Polen sagen von jemand, von dem Nachrichten ausbleiben: Er schreibe über Berdyczów (Pisma na Berdyczów), weil dort kein Postamt ist oder war, und die Briefe verloren gingen. (Lipiński, 174.)

*52 Etwas schreiben, das Hände und Füsse hat.

*53 Hei schröwt als wenn de Hahn klaut.Frischbier2, 3401.

*54 Hei schröwt wie en Dokter.Frischbier2, 3401.

*55 Wat du geschrêwe häst, öss nich gehaue, nich gestake.Frischbier2, 3402.

*56 Wie geschrieben steht.

Zu ergänzen: So ist's, so soll's sein.

Jüd.-deutsch: Wie in Pussek (Bibelvers) steht, d. h. der ist der Rechte wie er sein soll. Meist ironisch von Personen und Sachen gebraucht.

*57 Wiltu nicht lernen schreiben, so mustu lernen Esel treiben.Petri, II, 739.

*58 Wo steht das geschrieben?


Schreiben (Subst.).

1 Fürstliche Schreiben sol man dreymal lesen.Wirth, II, 131.

2 Schreiben (Briefe) schämen sich nicht.Pistor., X, 94.


Schreiber.

1 Bei Schreibers Wort, des Richters Spruch und der Leute Recht.Graf, 419.

Das Recht forderte, dass bei einem Gericht ein Schreiber anwesend war, der dem Gedächtniss zu Hülfe kam. (S. Richter 4.)

Altfries.: Bi scriueres worde and bi asega dome, bi liuda riuchte. (Hettema, Wetten, I, 207, 17.)

2 Böse Schreiber verderben und beklecken viel gutes Papier.Petri, II, 832.

3 De rîk Schîwer up de Wyk, Guldammer und Schliek, Salingre successores, dat sind die drei Matadores in Stettin.

Dieser erst in diesem Jahrhundert entstandene stettiner Vers wird einem wohlhabenden, später verarmten Brenner Schreiber auf der Wyk zugeschrieben. Goldammer und Schleich war hier ein angesehenes Handlungshaus, das erloschen ist. An dasselbe erinnert noch die Firma Goldammer und Schleich Nachfolger. Salingre successores war ehemals eine Handelsfirma, die in ihrer Speculation zuletzt nicht glücklich war. (Jubelschrift, 30.)

4 Die Schreiber setzen ihre Seele ins Tintenfass.Eiselein, 555; Simrock, 9190; Braun, I, 3971.

5 Die Schreiber und die Lumpen wachsen auf Einem Stumpen. (Buchau.) – Birlinger, 459.

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7 Ein guter Schreiber ist aller Ehren werth.Pistor., X, 79; Simrock, 9194.

8 Ein schlechter Schreiber verdirbt viel gutes Papier.

9 Ein Schreiber1, der lieber tanzt und springt, denn dass er in der Kirche singt, und lieber vor den Metzen hofirt, denn dass er einem Priester ministrirt, und lieber in einem Hurenwinkel schlüf, denn dass er zu der Predigt lief, und lieber drei Tage Buhlbrief' schrieb, denn dass er bei einer Vesper blieb, und lieber auf der Gass schwenzirt, denn dass er in den Büchern studirt; wenn aus einem solchen ein frommer Priester wird, so hat ihn Gott mit grosser Gnad berührt.

1) Ein junger Mann, der sich der Wissenschaft, dem Staats- oder Kirchendienst widmet.

10 Ein Schreiber ohne Feder, ein Schuster ohne Leder, ein Kaufmann ohne Geld sind die grössten Hundsfötter in der Welt.

11 Ein schreiber ohne feder, ein schuster ohne leder, ein Landsknecht ohne Schwert, seynd alle drey kein Heller werth.Gruter, III, 29; Lehmann, II, 150, 65; Zinkgref, IV; Simrock, 9192.

Dän.: Skriver uden feder, skuster uden leder, landsknekt uden sverd er ei en blaffer værd. (Prov. dan., 177.)

12 Einem Schreiber es wohl ansteht, ist er still, vorsichtig und wohlberedt.

Lat.: Arcani custos, prudens, linguaque peritus, et calomo facilis, scriba erit eximius. (Philippi, I, 39.)

[Spaltenumbruch] 13 Es ist nicht jeder ein Schreiber, der an einer Feder kaut.

14 Jeder Schreiber lobt seine Feder.Altmann VI, 389.

15 Schreiber und Studenten sind der Welt Regenten.Eiselein, 555; Simrock, 9191; Braun, I, 3972.

„Aus den Schreibern und Studenten, sie sind edel oder nicht, werden in der Welt Regenten zugericht.“ (Gerlach, 95.)

16 Wenn der Schreiber gut ist, so mag leicht die feder sein, dass er eine gute Schrifft mache.Petri, II, 638; Henisch, 1036, 40.

17 Wenn der Schreiber nichts taugt, gibt er den Federn die Schuld.Bücking, 354; Ramann, II. Pred., II, 115; Siebenkees, 234; Struve, I, 31; Simrock, 9195; Körte, 5397.

Als der Kaiser Paul noch Grossfürst war, fiel einst auf einem Spazierritt sein Pferd. und er verstauchte sich die Hand. Er befahl seinem Stallmeister, es verhungern zu lassen. Am achten Tage berichtete Markow, das Pferd habe soeben seinen letzten Athem ausgehaucht. ›C'est bon‹, erwiderte der Grossfürst. (Pückler, Semilasso, I, 148.) Die Russen: Des Schreibers Sünden werden der Feder überwiesen.

Engl.: An ill workman quarrels with his tools. (Gaal, 423.)

Frz.: Méchant ouvrier ne saurait trouver de bons outils. (Gaal, 423.)

It.: Cattivo lavoratore a ogni ferro pon cagione. (Gaal, 423.) – Cattivo scrittore ogni pelo l'impedisce. (Pazzaglia, 275, 1.)

Poln.: Tego co robic niechce, mąką w ręce kole. (Masson, 79.)

18 Wie der Schreiber, so das Buch.Parömiakon, 44.

*19 Dat is'n goden Schriefer, de is to dumm, um 't na to vertellen.Kern, 385.


Schreibfeder.

1 Die Schreibfeder macht allein einen Juristen.Henisch, 1034, 46.

Lat.: Solus calamus juvat legistam. (Henisch, 1034, 47.)

2 Die Schreibfeder muss die Welt regieren.Petri, II, 836.

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3 Die Schreibfeder muss (will) keyserin bleiben.Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 176; Petri, II, 143; Henisch, 1034, 38; Simrock, 9202; Einfälle, 299; Sailer, 87; Graf, 529, 320.

Wissenschaft und Bildung werden stets die Herrschaft behalten, sie siegen wenigstens zuletzt. „Vnd muss (wie etlich dauon schreiben) die schreibfeder Keyserin bleiben.“ (Waldis, III, 92.)

Lat.: Calamus Imperator, pluma imperatrix. (Henisch, 1034, 39.)

4 Die Schreibfeder steckt auff dem Hut vnd das Dintenfass stehet auff des Keysers Tisch.Petri, II, 143; Henisch, 1034, 36; Mathesy, 63b.

5 Die Schreibfeder vnd Bibel stehen selten in einem Stall bey Regenten vnd Kriegsleuten.Petri, II, 143.

6 Durch die Schreibfeder seynd viel Regenten worden.Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 270.

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8 Mit einer Schreibfeder kan man kein Klotz zum Bildt machen.Lehmann, 537, 9.

*9 Er wird die hölzerne Schreibfeder in die Hand bekommen.Parömiakon, 841.

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*10 Schreibfedern auss dem Köcher holen.Henisch, 1032, 34.


Schreien.

1 Am Schreien erkennt man den Esel.

2 Der muss laut schreien, der den Teufel schrecken will.

Dän.: Han skal skrige høyt, som vil forskrekke fanden. (Prov. dan., 509.)

3 Der schreit allzeit, der Schläge bekommt.

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[[169]/0175] *51 Er schreibt wol, aber seine Briefe kommen nicht an. Von einem saumseligen Briefschreiber, der Nachricht zu geben verspricht, aber nicht ausführt. Die Polen sagen von jemand, von dem Nachrichten ausbleiben: Er schreibe über Berdyczów (Pisma na Berdyczów), weil dort kein Postamt ist oder war, und die Briefe verloren gingen. (Lipiński, 174.) *52 Etwas schreiben, das Hände und Füsse hat. *53 Hei schröwt als wenn de Hahn klaut. – Frischbier2, 3401. *54 Hei schröwt wie en Dokter. – Frischbier2, 3401. *55 Wat du geschrêwe häst, öss nich gehaue, nich gestake. – Frischbier2, 3402. *56 Wie geschrieben steht. Zu ergänzen: So ist's, so soll's sein. Jüd.-deutsch: Wie in Pussek (Bibelvers) steht, d. h. der ist der Rechte wie er sein soll. Meist ironisch von Personen und Sachen gebraucht. *57 Wiltu nicht lernen schreiben, so mustu lernen Esel treiben. – Petri, II, 739. *58 Wo steht das geschrieben? Schreiben (Subst.). 1 Fürstliche Schreiben sol man dreymal lesen. – Wirth, II, 131. 2 Schreiben (Briefe) schämen sich nicht. – Pistor., X, 94. Schreiber. 1 Bei Schreibers Wort, des Richters Spruch und der Leute Recht. – Graf, 419. Das Recht forderte, dass bei einem Gericht ein Schreiber anwesend war, der dem Gedächtniss zu Hülfe kam. (S. Richter 4.) Altfries.: Bi scriueres worde and bi asega dome, bi liuda riuchte. (Hettema, Wetten, I, 207, 17.) 2 Böse Schreiber verderben und beklecken viel gutes Papier. – Petri, II, 832. 3 De rîk Schîwer up de Wyk, Guldammer und Schliek, Salingre successores, dat sind die drei Matadores in Stettin. Dieser erst in diesem Jahrhundert entstandene stettiner Vers wird einem wohlhabenden, später verarmten Brenner Schreiber auf der Wyk zugeschrieben. Goldammer und Schleich war hier ein angesehenes Handlungshaus, das erloschen ist. An dasselbe erinnert noch die Firma Goldammer und Schleich Nachfolger. Salingre successores war ehemals eine Handelsfirma, die in ihrer Speculation zuletzt nicht glücklich war. (Jubelschrift, 30.) 4 Die Schreiber setzen ihre Seele ins Tintenfass. – Eiselein, 555; Simrock, 9190; Braun, I, 3971. 5 Die Schreiber und die Lumpen wachsen auf Einem Stumpen. (Buchau.) – Birlinger, 459. 6 Ein guter Schreiber braucht keinen Treiber. 7 Ein guter Schreiber ist aller Ehren werth. – Pistor., X, 79; Simrock, 9194. 8 Ein schlechter Schreiber verdirbt viel gutes Papier. 9 Ein Schreiber1, der lieber tanzt und springt, denn dass er in der Kirche singt, und lieber vor den Metzen hofirt, denn dass er einem Priester ministrirt, und lieber in einem Hurenwinkel schlüf, denn dass er zu der Predigt lief, und lieber drei Tage Buhlbrief' schrieb, denn dass er bei einer Vesper blieb, und lieber auf der Gass schwenzirt, denn dass er in den Büchern studirt; wenn aus einem solchen ein frommer Priester wird, so hat ihn Gott mit grosser Gnad berührt. 1) Ein junger Mann, der sich der Wissenschaft, dem Staats- oder Kirchendienst widmet. 10 Ein Schreiber ohne Feder, ein Schuster ohne Leder, ein Kaufmann ohne Geld sind die grössten Hundsfötter in der Welt. 11 Ein schreiber ohne feder, ein schuster ohne leder, ein Landsknecht ohne Schwert, seynd alle drey kein Heller werth. – Gruter, III, 29; Lehmann, II, 150, 65; Zinkgref, IV; Simrock, 9192. Dän.: Skriver uden feder, skuster uden leder, landsknekt uden sverd er ei en blaffer værd. (Prov. dan., 177.) 12 Einem Schreiber es wohl ansteht, ist er still, vorsichtig und wohlberedt. Lat.: Arcani custos, prudens, linguaque peritus, et calomo facilis, scriba erit eximius. (Philippi, I, 39.) 13 Es ist nicht jeder ein Schreiber, der an einer Feder kaut. 14 Jeder Schreiber lobt seine Feder. – Altmann VI, 389. 15 Schreiber und Studenten sind der Welt Regenten. – Eiselein, 555; Simrock, 9191; Braun, I, 3972. „Aus den Schreibern und Studenten, sie sind edel oder nicht, werden in der Welt Regenten zugericht.“ (Gerlach, 95.) 16 Wenn der Schreiber gut ist, so mag leicht die feder sein, dass er eine gute Schrifft mache. – Petri, II, 638; Henisch, 1036, 40. 17 Wenn der Schreiber nichts taugt, gibt er den Federn die Schuld. – Bücking, 354; Ramann, II. Pred., II, 115; Siebenkees, 234; Struve, I, 31; Simrock, 9195; Körte, 5397. Als der Kaiser Paul noch Grossfürst war, fiel einst auf einem Spazierritt sein Pferd. und er verstauchte sich die Hand. Er befahl seinem Stallmeister, es verhungern zu lassen. Am achten Tage berichtete Markow, das Pferd habe soeben seinen letzten Athem ausgehaucht. ›C'est bon‹, erwiderte der Grossfürst. (Pückler, Semilasso, I, 148.) Die Russen: Des Schreibers Sünden werden der Feder überwiesen. Engl.: An ill workman quarrels with his tools. (Gaal, 423.) Frz.: Méchant ouvrier ne saurait trouver de bons outils. (Gaal, 423.) It.: Cattivo lavoratore a ogni ferro pon cagione. (Gaal, 423.) – Cattivo scrittore ogni pelo l'impedisce. (Pazzaglia, 275, 1.) Poln.: Tego co robic niechce, mąką w ręce kole. (Masson, 79.) 18 Wie der Schreiber, so das Buch. – Parömiakon, 44. *19 Dat is'n goden Schriefer, de is to dumm, um 't na to vertellen. – Kern, 385. Schreibfeder. 1 Die Schreibfeder macht allein einen Juristen. – Henisch, 1034, 46. Lat.: Solus calamus juvat legistam. (Henisch, 1034, 47.) 2 Die Schreibfeder muss die Welt regieren. – Petri, II, 836. „Die Schreibfeder durchdringt alle Harnisch, gegen sie vermag auch kein doppel Rüstung.“ „Die Hand, Dinten vnd Feder verhöht vnd erhebt manchen, der sonst im Staube der Erde ligen müst.“ (Zinkgref, IV, 28.) 3 Die Schreibfeder muss (will) keyserin bleiben. – Gruter, III, 22; Lehmann, II, 85, 176; Petri, II, 143; Henisch, 1034, 38; Simrock, 9202; Einfälle, 299; Sailer, 87; Graf, 529, 320. Wissenschaft und Bildung werden stets die Herrschaft behalten, sie siegen wenigstens zuletzt. „Vnd muss (wie etlich dauon schreiben) die schreibfeder Keyserin bleiben.“ (Waldis, III, 92.) Lat.: Calamus Imperator, pluma imperatrix. (Henisch, 1034, 39.) 4 Die Schreibfeder steckt auff dem Hut vnd das Dintenfass stehet auff des Keysers Tisch. – Petri, II, 143; Henisch, 1034, 36; Mathesy, 63b. 5 Die Schreibfeder vnd Bibel stehen selten in einem Stall bey Regenten vnd Kriegsleuten. – Petri, II, 143. 6 Durch die Schreibfeder seynd viel Regenten worden. – Gruter, III, 24; Lehmann, II, 88, 270. 7 Für der Schreibfeder muss sich mancher stoltze Held biegen. – Henisch, 369, 55; Petri, II, 320. 8 Mit einer Schreibfeder kan man kein Klotz zum Bildt machen. – Lehmann, 537, 9. *9 Er wird die hölzerne Schreibfeder in die Hand bekommen. – Parömiakon, 841. D. i. die Ruderstange; er ist galerenreif. *10 Schreibfedern auss dem Köcher holen. – Henisch, 1032, 34. Schreien. 1 Am Schreien erkennt man den Esel. 2 Der muss laut schreien, der den Teufel schrecken will. Dän.: Han skal skrige høyt, som vil forskrekke fanden. (Prov. dan., 509.) 3 Der schreit allzeit, der Schläge bekommt. Schwed.: Den gnäller alltid, som hugg får. (Wensell, 14.) 4 Der schreit zu spät, den der Wolf erwürgt. – Petri, II, 106; Simrock, 11793.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [169]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/175>, abgerufen am 23.11.2024.