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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Schneidergeiss.

1 Schneidergeiss macht d' Suppe heiss, sitzt unterm Tisch, macht Flederwisch. (Ulm.)

*2 Schneiders geiss. - Zeilerus in dicto opere epist., S. 761.


Schneiderkarpfen.

* Schneiderkarpfen1 essen.

1) So werden scherzweise die Heringe genannt. (Trachsel, 52.)


Schneiderritt.

* Einen Schneiderritt machen. - Schöpf, 548; Westermann, 25, 610.

Unverrichteter Sache abziehen, zurückkommen. (S. Fleischergang.)


Schneiderschere.

1 De Sneiderscher hett allto grote Ogen. (Ostfries.) - Hauskalender, III.

2 Eine Schneiderscher' zwickt oft mehr als eine Krebsscher'. - Parömiakon, 1874.


Schneiderseele.

* Es ist eine Schneiderseele.

Eine feige, furchtsame. (Campe, Wb., IV, 237b.) Wie man den Schneidern Feigheit zuschreibt, muss überraschen, da bei Aufständen und Volksbewegungen aller Art sich gerade Schneider sehr häufig betheiligen, wofür auch geschichtliche Zeugnisse vorhanden sind.


Schneidersgang.

* Einen Schneidersgang machen.

D. i. einen vergeblichen. (S. Fleischergang.)


Schneiderspeck.

* Sich an hessischem Schneiderspeck reiben.

"An dess Saturns ars, d. i. dem hessischen Schneiderspeck rieb er sich auch nicht vnd liess den alten Kessfressern jhr weiss." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 68.)


Schneiderstich.

* Das war ein Schneiderstich.

Beim Kartenspiel, ein Stich ohne zählende Augen, bei Spielen, wo es auf letztere, nicht auf die Zahl der Stiche ankommt.


Schneidersuppe.

Schneidersuppen reissen keine Bäume aus.

Der Volkswitz hat auch noch: Schneidercourage, Schneiderhölle, Schneiderseele.


Schneiderwappen.

Schneiderwappen - drei Läuse auf eim Lappen.

Holl.: Kleermakers wapen: drie luizen op een rood lapje. (Harrebomee, II, 413a.)


Schneiderzeche.

* Eine Schneiderzeche machen. - Frischbier2, 3371.

Eine Zeche zu gleichen Theilen bezahlen. In der Regel sagt man: "Wir wollen keine Schneiderzeche machen, in welchem Falle einer für die ganze Gesellschaft bezahlt."


Schneiderzunft.

* Er ist in der Schneiderzunfft. (S. Herrgott 191.) - Franck, II, 73a.

"Brauchs, so du einen abgemergelten menschen wilt verstehn."


Schneidezahn.

Zwischen zwei Schneidezähne stecke nie deinen Daumen.


Schneien.

1 Es schneit, es schneit, dass 's Baura kheit, dass 's Beattelleut gräbt, dass d' Hirta frät. (Erolzheim.) - Birlinger, 642.

2 Es schneit, es schneit, dass 's Baura kheit; es lumpet, es lumpet, dass d' Hirta gumpet. (Allgäu.) - Birlinger, 643.

3 Je länger es schneit, je besser man fährt.

4 Schneit es in den Dreck, so geht man drüber weg. - Simrock, 1702.

5 Wenn et schneit en den Dreck, dann früs (friert) et, dat et bäck. (Meurs.) - Firmenich, I, 404, 224; für Köln: Weyden, I, 1; Firmenich, I, 472, 44; für Gladbach: Firmenich, III, 517, 64; hochdeutsch bei Simrock, 1700.

Es pflegt dann starker Frost zu folgen.

6 Wie lange (oder wie dicht) es auch schneit, über den Sommer dauert kein Schnee. - Schlechta, 341.

*7 Es schneiet ihm (ihr) in die Blume. (S. Regnen 1.)

Wird als Zeichen von Glück betrachtet.

*8 Es schneit und hagelt bei ihm mit Geld, dass es Beulen gibt.

*9 Morgen schneit's. (S. Scheibenschiessen.)

[Spaltenumbruch] *10 Wenn's grün schneit. (S. Nimmerleinstag.) - Alsatia, 1850, 25.

Frz.: A la Sainte-Jamais.


Schnell.

1 Nicht so schnell, sagte der Bote zur Schnecke, dass ich mit fortkommen kann.

2 Schnell genug war gut genug. - Simrock, 9150.

Lat.: Scitum est quoque illud Catonis: Sat cito, si sat bene. (Eiselein, 553.)

3 Schnell hört man unverhofften Fall.

Lat.: Quosque neges unquam posse jacere cadunt. (Seybold, 518.)

4 Schnell ist gut, sagt die Eidechse, langsam ist aber auch gut.

Beides ist zur rechten Zeit und am rechten Orte gut.

5 Schnell, schnell, sagte der Wolf zum Beichtvater, der ihm die Leviten las, sonst läuft mir das Schaf weg.

Aehnlich armenisch Ausland, 1871, 404b.

6 Schnell und gut sind nicht beisammen.

Was flüchtig gemacht wird, taugt selten viel.

It.: Presto e bene, non si conviene. (Gaal, 179; Cahier, 3066.)

7 Schnell und gut sitzen nicht unter einem Hut. (S. Geschwind 6.)

Frz.: Vitement, et bien ne s'accordent pas. (Gaal, 179.)

8 Was schnell entsteht, bald vergeht.

It.: Presto finito, presto perito.

Lat.: Quod cito fit, cito perit. (Kloster, VIII, 224.)

9 Wenn du schnell gehst, so holst du die Noth ein; gehe langsam, so holt die Noth dich ein.

Böhm.: Jdi rychlym krokem, dohonis bidu; jdi zvolna, dohoni bida tebe. (Celakovsky, 260.)

Poln.: Jidz powoli a bieda cie dogoni, jidz predko, a dogonisz biede. (Celakovsky, 260.)

10 Wenn ich schnell gehe, nennen sie mich ein Rennpferd, wenn langsam, einen Bären. (Türk.)

11 Wer schnell ist mit Füssen, wird stolpern.

12 Zu schnell, das macht müde Beine. - Simrock, 9151.

13 Zu schnell thut nicht wohl.

Die Chinesen: Wer gar zu schnell geht, kann leicht straucheln oder fallen. (Hlawatsch, 65.)

*14 Der ist schnell wie Häftlamacher. (Saulgau.) - Birlinger, 739.

*15 Er ist schnell wie eine junge Schildkröte aus dem Ei.

*16 'S got so schnell, wie's Häftlamacha. (Saulgau.) - Birlinger, 740.

*17 Schnell und doppelt.

*18 Schnell wie der Wind.

Lat.: Velis equisque. (Cicero.) (Binder I, 1825; II, 3480.)

*19 Schnell wie ein Pfeil.

"Wie ein Pfeil fliegt, wie der Wind weht." (Waldis, I, 36, 20.)

*20 Schneller als der Wind.

Lat.: Ocyor euro (accipitre). (Seybold, 402.)

*21 Schneller als ein Adler (Falke).

*22 Schneller als Spargel kocht.

Der darf nur leicht überkocht werden, blos um ihm den rohen Geschmack zu benehmen.


Schnellen.

* Ich wolt jn nit schnellen. - Franck, II, 53b.

Um Verachtung auszudrücken. Franck fügt als verwandt bei: Er ist nit werdt, dass jn der erdbod trag.


Schnellert.

Schnellert's Geist haust nicht in ihm.

Scherzhaft von einem langsamen, trägen Menschen, in dem kein Leben ist. Der Rodenstein und Schnellert sind zwei Berge im Odenwald, die nahe beieinander liegen und in denen nach der Sage der Schnellertsgeist, auch Rodensteiner genannt, mit einem grossen Gefolge von Rittern und Reisigen haust. Snelhart (von snel = kräftig, rasch) ist ein passender Beiname für den Gott, der unter der Maske des wilden Jägers steckt. Steht ein Krieg bevor, so zieht der Rodensteiner vom Schnellert bei grauender Nacht aus, begleitet von seinem Hausgesinde und schmetternden Trompeten. Er fährt nach der Sage durch Hecken und Gesträuche, durch die Hofraithe (besser Hofreite = Hofraum, vgl. Campe, Wb., II; Weigand, II, 454) und Scheunen Simon Daum's zu Oberkaisbach bis nach dem Rodenstein, flüchtet gleichsam, als wolle er das Seinige in Sicherheit bringen. Scheint der Friede gesichert, dann kehrt er im gleichen Zuge vom Rodenstein nach dem Schnellert zurück, doch in ruhiger Stille. (Vgl. Th. Bodin, Die Göttersagen unserer Altvordern im Sonntagsblatt, Berlin 1873, S. 330.)


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Schneidergeiss.

1 Schneidergeiss macht d' Suppe heiss, sitzt unterm Tisch, macht Flederwisch. (Ulm.)

*2 Schneiders geiss.Zeilerus in dicto opere epist., S. 761.


Schneiderkarpfen.

* Schneiderkarpfen1 essen.

1) So werden scherzweise die Heringe genannt. (Trachsel, 52.)


Schneiderritt.

* Einen Schneiderritt machen.Schöpf, 548; Westermann, 25, 610.

Unverrichteter Sache abziehen, zurückkommen. (S. Fleischergang.)


Schneiderschere.

1 De Snîderschêr hett allto grôte Ôgen. (Ostfries.) – Hauskalender, III.

2 Eine Schneiderscher' zwickt oft mehr als eine Krebsscher'.Parömiakon, 1874.


Schneiderseele.

* Es ist eine Schneiderseele.

Eine feige, furchtsame. (Campe, Wb., IV, 237b.) Wie man den Schneidern Feigheit zuschreibt, muss überraschen, da bei Aufständen und Volksbewegungen aller Art sich gerade Schneider sehr häufig betheiligen, wofür auch geschichtliche Zeugnisse vorhanden sind.


Schneidersgang.

* Einen Schneidersgang machen.

D. i. einen vergeblichen. (S. Fleischergang.)


Schneiderspeck.

* Sich an hessischem Schneiderspeck reiben.

„An dess Saturns ars, d. i. dem hessischen Schneiderspeck rieb er sich auch nicht vnd liess den alten Kessfressern jhr weiss.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 68.)


Schneiderstich.

* Das war ein Schneiderstich.

Beim Kartenspiel, ein Stich ohne zählende Augen, bei Spielen, wo es auf letztere, nicht auf die Zahl der Stiche ankommt.


Schneidersuppe.

Schneidersuppen reissen keine Bäume aus.

Der Volkswitz hat auch noch: Schneidercourage, Schneiderhölle, Schneiderseele.


Schneiderwappen.

Schneiderwappen – drei Läuse auf eim Lappen.

Holl.: Kleêrmakers wapen: drie luizen op een rood lapje. (Harrebomée, II, 413a.)


Schneiderzeche.

* Eine Schneiderzeche machen.Frischbier2, 3371.

Eine Zeche zu gleichen Theilen bezahlen. In der Regel sagt man: „Wir wollen keine Schneiderzeche machen, in welchem Falle einer für die ganze Gesellschaft bezahlt.“


Schneiderzunft.

* Er ist in der Schneiderzunfft. (S. Herrgott 191.) – Franck, II, 73a.

„Brauchs, so du einen abgemergelten menschen wilt verstehn.“


Schneidezahn.

Zwischen zwei Schneidezähne stecke nie deinen Daumen.


Schneien.

1 Es schneit, es schneit, dass 's Baura kheit, dass 's Beattelleut gräbt, dass d' Hirta frät. (Erolzheim.) – Birlinger, 642.

2 Es schneit, es schneit, dass 's Baura kheit; es lumpet, es lumpet, dass d' Hirta gumpet. (Allgäu.) – Birlinger, 643.

3 Je länger es schneit, je besser man fährt.

4 Schneit es in den Dreck, so geht man drüber weg.Simrock, 1702.

5 Wenn et schneit en den Dreck, dann früs (friert) et, dat et bäck. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 224; für Köln: Weyden, I, 1; Firmenich, I, 472, 44; für Gladbach: Firmenich, III, 517, 64; hochdeutsch bei Simrock, 1700.

Es pflegt dann starker Frost zu folgen.

6 Wie lange (oder wie dicht) es auch schneit, über den Sommer dauert kein Schnee.Schlechta, 341.

*7 Es schneiet ihm (ihr) in die Blume. (S. Regnen 1.)

Wird als Zeichen von Glück betrachtet.

*8 Es schneit und hagelt bei ihm mit Geld, dass es Beulen gibt.

*9 Morgen schneit's. (S. Scheibenschiessen.)

[Spaltenumbruch] *10 Wenn's grün schneit. (S. Nimmerleinstag.) – Alsatia, 1850, 25.

Frz.: A la Sainte-Jamais.


Schnell.

1 Nicht so schnell, sagte der Bote zur Schnecke, dass ich mit fortkommen kann.

2 Schnell genug war gut genug.Simrock, 9150.

Lat.: Scitum est quoque illud Catonis: Sat cito, si sat bene. (Eiselein, 553.)

3 Schnell hört man unverhofften Fall.

Lat.: Quosque neges unquam posse jacere cadunt. (Seybold, 518.)

4 Schnell ist gut, sagt die Eidechse, langsam ist aber auch gut.

Beides ist zur rechten Zeit und am rechten Orte gut.

5 Schnell, schnell, sagte der Wolf zum Beichtvater, der ihm die Leviten las, sonst läuft mir das Schaf weg.

Aehnlich armenisch Ausland, 1871, 404b.

6 Schnell und gut sind nicht beisammen.

Was flüchtig gemacht wird, taugt selten viel.

It.: Presto e bene, non si conviene. (Gaal, 179; Cahier, 3066.)

7 Schnell und gut sitzen nicht unter einem Hut. (S. Geschwind 6.)

Frz.: Vitement, et bien ne s'accordent pas. (Gaal, 179.)

8 Was schnell entsteht, bald vergeht.

It.: Presto finito, presto perito.

Lat.: Quod cito fit, cito perit. (Kloster, VIII, 224.)

9 Wenn du schnell gehst, so holst du die Noth ein; gehe langsam, so holt die Noth dich ein.

Böhm.: Jdi rychlým krokem, dohoníš bídu; jdi zvolna, dohoní bída tebe. (Čelakovsky, 260.)

Poln.: Jidź powoli a bieda cię dogoni, jidż predko, a dogonisz biedę. (Čelakovsky, 260.)

10 Wenn ich schnell gehe, nennen sie mich ein Rennpferd, wenn langsam, einen Bären. (Türk.)

11 Wer schnell ist mit Füssen, wird stolpern.

12 Zu schnell, das macht müde Beine.Simrock, 9151.

13 Zu schnell thut nicht wohl.

Die Chinesen: Wer gar zu schnell geht, kann leicht straucheln oder fallen. (Hlawatsch, 65.)

*14 Der ist schnell wie Häftlamacher. (Saulgau.) – Birlinger, 739.

*15 Er ist schnell wie eine junge Schildkröte aus dem Ei.

*16 'S got so schnell, wie's Häftlamacha. (Saulgau.) – Birlinger, 740.

*17 Schnell und doppelt.

*18 Schnell wie der Wind.

Lat.: Velis equisque. (Cicero.) (Binder I, 1825; II, 3480.)

*19 Schnell wie ein Pfeil.

„Wie ein Pfeil fliegt, wie der Wind weht.“ (Waldis, I, 36, 20.)

*20 Schneller als der Wind.

Lat.: Ocyor euro (accipitre). (Seybold, 402.)

*21 Schneller als ein Adler (Falke).

*22 Schneller als Spargel kocht.

Der darf nur leicht überkocht werden, blos um ihm den rohen Geschmack zu benehmen.


Schnellen.

* Ich wolt jn nit schnellen.Franck, II, 53b.

Um Verachtung auszudrücken. Franck fügt als verwandt bei: Er ist nit werdt, dass jn der erdbod trag.


Schnellert.

Schnellert's Geist haust nicht in ihm.

Scherzhaft von einem langsamen, trägen Menschen, in dem kein Leben ist. Der Rodenstein und Schnellert sind zwei Berge im Odenwald, die nahe beieinander liegen und in denen nach der Sage der Schnellertsgeist, auch Rodensteiner genannt, mit einem grossen Gefolge von Rittern und Reisigen haust. Snelhart (von snel = kräftig, rasch) ist ein passender Beiname für den Gott, der unter der Maske des wilden Jägers steckt. Steht ein Krieg bevor, so zieht der Rodensteiner vom Schnellert bei grauender Nacht aus, begleitet von seinem Hausgesinde und schmetternden Trompeten. Er fährt nach der Sage durch Hecken und Gesträuche, durch die Hofraithe (besser Hofreite = Hofraum, vgl. Campe, Wb., II; Weigand, II, 454) und Scheunen Simon Daum's zu Oberkaisbach bis nach dem Rodenstein, flüchtet gleichsam, als wolle er das Seinige in Sicherheit bringen. Scheint der Friede gesichert, dann kehrt er im gleichen Zuge vom Rodenstein nach dem Schnellert zurück, doch in ruhiger Stille. (Vgl. Th. Bodin, Die Göttersagen unserer Altvordern im Sonntagsblatt, Berlin 1873, S. 330.)


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[[152]/0158] Schneidergeiss. 1 Schneidergeiss macht d' Suppe heiss, sitzt unterm Tisch, macht Flederwisch. (Ulm.) *2 Schneiders geiss. – Zeilerus in dicto opere epist., S. 761. Schneiderkarpfen. * Schneiderkarpfen1 essen. 1) So werden scherzweise die Heringe genannt. (Trachsel, 52.) Schneiderritt. * Einen Schneiderritt machen. – Schöpf, 548; Westermann, 25, 610. Unverrichteter Sache abziehen, zurückkommen. (S. Fleischergang.) Schneiderschere. 1 De Snîderschêr hett allto grôte Ôgen. (Ostfries.) – Hauskalender, III. 2 Eine Schneiderscher' zwickt oft mehr als eine Krebsscher'. – Parömiakon, 1874. Schneiderseele. * Es ist eine Schneiderseele. Eine feige, furchtsame. (Campe, Wb., IV, 237b.) Wie man den Schneidern Feigheit zuschreibt, muss überraschen, da bei Aufständen und Volksbewegungen aller Art sich gerade Schneider sehr häufig betheiligen, wofür auch geschichtliche Zeugnisse vorhanden sind. Schneidersgang. * Einen Schneidersgang machen. D. i. einen vergeblichen. (S. Fleischergang.) Schneiderspeck. * Sich an hessischem Schneiderspeck reiben. „An dess Saturns ars, d. i. dem hessischen Schneiderspeck rieb er sich auch nicht vnd liess den alten Kessfressern jhr weiss.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 68.) Schneiderstich. * Das war ein Schneiderstich. Beim Kartenspiel, ein Stich ohne zählende Augen, bei Spielen, wo es auf letztere, nicht auf die Zahl der Stiche ankommt. Schneidersuppe. Schneidersuppen reissen keine Bäume aus. Der Volkswitz hat auch noch: Schneidercourage, Schneiderhölle, Schneiderseele. Schneiderwappen. Schneiderwappen – drei Läuse auf eim Lappen. Holl.: Kleêrmakers wapen: drie luizen op een rood lapje. (Harrebomée, II, 413a.) Schneiderzeche. * Eine Schneiderzeche machen. – Frischbier2, 3371. Eine Zeche zu gleichen Theilen bezahlen. In der Regel sagt man: „Wir wollen keine Schneiderzeche machen, in welchem Falle einer für die ganze Gesellschaft bezahlt.“ Schneiderzunft. * Er ist in der Schneiderzunfft. (S. Herrgott 191.) – Franck, II, 73a. „Brauchs, so du einen abgemergelten menschen wilt verstehn.“ Schneidezahn. Zwischen zwei Schneidezähne stecke nie deinen Daumen. Schneien. 1 Es schneit, es schneit, dass 's Baura kheit, dass 's Beattelleut gräbt, dass d' Hirta frät. (Erolzheim.) – Birlinger, 642. 2 Es schneit, es schneit, dass 's Baura kheit; es lumpet, es lumpet, dass d' Hirta gumpet. (Allgäu.) – Birlinger, 643. 3 Je länger es schneit, je besser man fährt. 4 Schneit es in den Dreck, so geht man drüber weg. – Simrock, 1702. 5 Wenn et schneit en den Dreck, dann früs (friert) et, dat et bäck. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 224; für Köln: Weyden, I, 1; Firmenich, I, 472, 44; für Gladbach: Firmenich, III, 517, 64; hochdeutsch bei Simrock, 1700. Es pflegt dann starker Frost zu folgen. 6 Wie lange (oder wie dicht) es auch schneit, über den Sommer dauert kein Schnee. – Schlechta, 341. *7 Es schneiet ihm (ihr) in die Blume. (S. Regnen 1.) Wird als Zeichen von Glück betrachtet. *8 Es schneit und hagelt bei ihm mit Geld, dass es Beulen gibt. *9 Morgen schneit's. (S. Scheibenschiessen.) *10 Wenn's grün schneit. (S. Nimmerleinstag.) – Alsatia, 1850, 25. Frz.: A la Sainte-Jamais. Schnell. 1 Nicht so schnell, sagte der Bote zur Schnecke, dass ich mit fortkommen kann. 2 Schnell genug war gut genug. – Simrock, 9150. Lat.: Scitum est quoque illud Catonis: Sat cito, si sat bene. (Eiselein, 553.) 3 Schnell hört man unverhofften Fall. Lat.: Quosque neges unquam posse jacere cadunt. (Seybold, 518.) 4 Schnell ist gut, sagt die Eidechse, langsam ist aber auch gut. Beides ist zur rechten Zeit und am rechten Orte gut. 5 Schnell, schnell, sagte der Wolf zum Beichtvater, der ihm die Leviten las, sonst läuft mir das Schaf weg. Aehnlich armenisch Ausland, 1871, 404b. 6 Schnell und gut sind nicht beisammen. Was flüchtig gemacht wird, taugt selten viel. It.: Presto e bene, non si conviene. (Gaal, 179; Cahier, 3066.) 7 Schnell und gut sitzen nicht unter einem Hut. (S. Geschwind 6.) Frz.: Vitement, et bien ne s'accordent pas. (Gaal, 179.) 8 Was schnell entsteht, bald vergeht. It.: Presto finito, presto perito. Lat.: Quod cito fit, cito perit. (Kloster, VIII, 224.) 9 Wenn du schnell gehst, so holst du die Noth ein; gehe langsam, so holt die Noth dich ein. Böhm.: Jdi rychlým krokem, dohoníš bídu; jdi zvolna, dohoní bída tebe. (Čelakovsky, 260.) Poln.: Jidź powoli a bieda cię dogoni, jidż predko, a dogonisz biedę. (Čelakovsky, 260.) 10 Wenn ich schnell gehe, nennen sie mich ein Rennpferd, wenn langsam, einen Bären. (Türk.) 11 Wer schnell ist mit Füssen, wird stolpern. 12 Zu schnell, das macht müde Beine. – Simrock, 9151. 13 Zu schnell thut nicht wohl. Die Chinesen: Wer gar zu schnell geht, kann leicht straucheln oder fallen. (Hlawatsch, 65.) *14 Der ist schnell wie Häftlamacher. (Saulgau.) – Birlinger, 739. *15 Er ist schnell wie eine junge Schildkröte aus dem Ei. *16 'S got so schnell, wie's Häftlamacha. (Saulgau.) – Birlinger, 740. *17 Schnell und doppelt. *18 Schnell wie der Wind. Lat.: Velis equisque. (Cicero.) (Binder I, 1825; II, 3480.) *19 Schnell wie ein Pfeil. „Wie ein Pfeil fliegt, wie der Wind weht.“ (Waldis, I, 36, 20.) *20 Schneller als der Wind. Lat.: Ocyor euro (accipitre). (Seybold, 402.) *21 Schneller als ein Adler (Falke). *22 Schneller als Spargel kocht. Der darf nur leicht überkocht werden, blos um ihm den rohen Geschmack zu benehmen. Schnellen. * Ich wolt jn nit schnellen. – Franck, II, 53b. Um Verachtung auszudrücken. Franck fügt als verwandt bei: Er ist nit werdt, dass jn der erdbod trag. Schnellert. Schnellert's Geist haust nicht in ihm. Scherzhaft von einem langsamen, trägen Menschen, in dem kein Leben ist. Der Rodenstein und Schnellert sind zwei Berge im Odenwald, die nahe beieinander liegen und in denen nach der Sage der Schnellertsgeist, auch Rodensteiner genannt, mit einem grossen Gefolge von Rittern und Reisigen haust. Snelhart (von snel = kräftig, rasch) ist ein passender Beiname für den Gott, der unter der Maske des wilden Jägers steckt. Steht ein Krieg bevor, so zieht der Rodensteiner vom Schnellert bei grauender Nacht aus, begleitet von seinem Hausgesinde und schmetternden Trompeten. Er fährt nach der Sage durch Hecken und Gesträuche, durch die Hofraithe (besser Hofreite = Hofraum, vgl. Campe, Wb., II; Weigand, II, 454) und Scheunen Simon Daum's zu Oberkaisbach bis nach dem Rodenstein, flüchtet gleichsam, als wolle er das Seinige in Sicherheit bringen. Scheint der Friede gesichert, dann kehrt er im gleichen Zuge vom Rodenstein nach dem Schnellert zurück, doch in ruhiger Stille. (Vgl. Th. Bodin, Die Göttersagen unserer Altvordern im Sonntagsblatt, Berlin 1873, S. 330.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/158>, abgerufen am 27.11.2024.