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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *80 Dai head mär Sleäge kreiegen as en Iesel in Unna1. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 1, 63.

1) Unna am Hellwege ist wegen seiner Esel sprichwörtlich.

*81 Das hat keinen Schlag.

D. i. keine Art, Form; hat nicht Hand noch Fuss.

*82 Das ist ein Schlag, wie er nicht geschrieben steht. - 5 Mos. 28. 61.

*83 Das war ein blinder Schlag.

Holl.: Blinde slagen doen. (Harrebomee, II, 271a.)

*84 Dat ess im 'ne Schlag en de Bocks. (Bedburg.)

*85 Dat geff em en Schlag in de Bückse. (Sauerland.)

*86 Dat is en vun dat rechte Slag. (Holst.) - Eichwald, 1728; Schütze, IV, 106; Stürenburg, 219b.

Ironisch: Der taugt nicht viel.

*87 Dat is 'n rechten Sla' in'n Bre. (Rastede.) - Firmenich, III, 27, 47.

*88 Den hat der goldene Schlag gerührt. (Westf.)

Er hat sich bestechen lassen.

*89 Den Schlag zumachen, wenn die Tauben fort sind.

*90 Der beutelt (schüttelt) die Schläg ab, wia de Hund d' Flöh. (Wien.)

*91 Der Schlag gab Oel.

Der Ton auf der. Wenn ein Unternehmen gelang, ein Coup glückte.

*92 Der Schlag gibt kein Oel. - Lohrengel, II, 124.

*93 Der Schlag wird bald geschehen.

Vor einem nahen Unglück.

*94 Der silberne schlag hat ihn gerührt. (S. Goldsucht.) - Eyering, I, 542; Schottel, 1114a; Sailer, 299.

*95 Die Schläge abschütteln, wie der Hund die Flöhe. - Lohrengel, II, 144.

*96 Dös eit a Schlog, 'nei's kalt Wasser. (Franken.) - Frommann, VI, 326, 409.

Von einer fruchtlosen Arbeit galt schon früh der Spruch: Das ist ein Schlag ins Wasser, z. B.: Die mir sint enpfallen als in das mer ein slac. (Walther, 124, 16.) Es ist in einen bach ein slac. (Germania, VII, 192.)

*97 Ea hod mid uam Schlag zwoa Fluigen dawischt. (Steiermark.) - Firmenich, II, 770, 172.

*98 Einen mit Schlägen tractiren.

In Niederösterreich: Eer is mid Schle' draktie't worn. Johannes Wurth hat eine (vgl. Frommann, IV, 49) Anzahl niederösterreichischer Redensarten für schlagen gesammelt, die ich hier, von der an diesem Orte nicht durchführbaren Schreibung abgesehen, folgen lasse: Ee hoad auf'm Aesch e Bfloaste (Pflaster, Schläge) greiegt. Ee hoad dichtihi Bledere greiegt. Dee hoad Blesche greiegt. Dee hoad Boasche greiegt. I weie de glai Bien ge'm. Dee hoad in de Sput en Boatzen greiegt. Giw eem e bae Bragge. Dee hoad Brig'l greiegt. I hoaw eem nuer en Begge, e bae Buffe ge'm. I hoaw eem's auf'n Bug'l auffig'schri'm. I hoaw eem en Daite (Deuter, Fingerzeig, Wink) ge'm. I hoaw eem e Deen Doabb'm, Buks'n, Dedschen ge'm. Ee hoad e Dacht' greiegt. Ee hoad Dobble (Doppler, Schläge) greiegt. Ge, sunst greiegst e Fauz'n. Giw eem e Figgel. Ee hoad Fisoln greiegt. Ee hoad Floaschen greiegt. Glai greiegst e Fotz'n. Du greiegst haid Fisch oni Grad'n. Glai greiegst e bae Hau'mflegg (Haubenfleck, Schläge auf den Kopf eines Mädchens). Dee hoad Hiwai greiegt. Deie wier i glai d' Hosin e mal ausstau'm (ausstauben). Dai Aesch greiegt haid no Kiete (Kirchweih). I hoaw eem auf'm Kobf e bae Doln ge'm. Ee hoad e Kobfsdigg'l greiegt. I hoaw eem e bae Nuss auf'm Kobf ge'm. I hoaw eem ae's oag'hengt. Ee hoad en Oefaigng greiegt. D' Rued'n hoad's haid bai den scho gnedi g'hoabt. Ee hoad d' Rued'n (auch: Sdawel, Ruthe oder Stäblein) z' kost'n greiegt. Du greiegst daini Sdriks'n. Du greiegst Schle. Giw eem e Schmir'n (Hieb). Ee hoad en Schüling greiegt (einen Schilling Streiche). Du greiegt scho deini Wachte. Ee hoad Wusche, Wikse greiegt. Ee hoad em en dichtinger Sdräch (Streich) versetzt. I hoaw em aen g'sdeggt, versetzt. Glai wies't e Wadsch'n greiegng. (S. Schinken 20, Schlag 114, Schlagen 71, 94 u. 106, Schmatzen, Schmieren und Wamsen.)

*99 Einen Schlag mehr als ein Hund.

*100 Einen Schlag mehr wie sonst.

Sagt man z. B. zu Kindern, wenn sie fragen, was sie zum Geburtstag bekommen werden.

*101 Er bekam einen Schlag, dass er den Himmel für einen Dudelsack ansah.

Holl.: Hij kreeg een' klap, dat hij den hemel voor eene viool, en de aarde voor een' strijkstok aanzag. (Harrebomee, II, 410b.)

[Spaltenumbruch] *102 Er bekommt Schläge wie eine Hupet1. (Nürtingen.)

Geschälte Weidengerte, für Körbe, die geklopft wird, um die Rinde zu lösen und abzustreifen. Für Schläge bekommen sagt man auch: Es setzt Keile, Prügel, Wichse; man bekommt: Fische, Ohrfeigen, Flaschen, Watschen u. s. w.

*103 Er hat alle seine Schläge heimgebracht.

Holl.: Hij was de sterkste, want hij heeft de slagen t' huis gebragt. (Harrebomee, II, 271b.)

*104 Er hat meh Schleg übercho weder Brod. (S. Maul 437.) - Sutermeister, 97.

*105 Er hat Schläge ausgetheilt und noch Vorrath in den Händen.

Böhm.: Neni ten silen, kdo popral, ale kdo se vymknul. (Celakovsky, 370.)

*106 Er heyscht die schleg wie ein pferdt sein futter. - Franck, II, 61b; Tappius, 68b; Sailer, 306; Henisch, 1325, 13; Körte, 5332a.

Ohne Prügel geht's bei ihm nicht.

Lat.: Mala attrahens ad sese, ut Caecias nubes. (Erasm., 601; Philippi, I, 236; Tappius, 68a.)

*107 Er ist vom jetzigen Schlage.

Wenn man die Menschen seiner Zeit bezeichnen will, besonders in dem übeln Sinne, als immer mehr von der Tugend der Vorfahren abweichend.

Holl.: Hij heeft een' slag met den meelzak weg. - Hij heeft een' slag van den kamper molen weg. - Hij heeft een' slag van het enterveulen gehad. (Harrebomee, II, 271b.)

*108 Er ist von gutem Schlage.

Frz.: Il est marque au bon coin. (Kritzinger, 153b.)

*109 Er kriegt Schläge durch Rock und Kamisol. (Meiningen.)

*110 Er kriegt Schläge wie ein Waschtuch. (Westf.)

*111 Er kriegt Schläge wie Wildpret. (Meiningen.)

*112 Er thut an schleg kain gut. - Hauer, Liij.

Lat.: Phryx plagis emendatur. (Hauer, Liij.)

*113 Es geht auf den alten Schlag.

Lat.: In antiquam silvam itur. (Binder II, 1408; Schreger, 10.)

*114 Es geht Schlag auf Schlag.

Das Schlagen herrscht nicht blos in bestimmten Redensarten, es durchdringt unsere ganze Sprache, es kommt in allen Verhältnissen und auf allen Gebieten zum Vorschein. Kaum hat die Uhr die siebente Stunde geschlagen, so schlagen wir die Augen auf, entschlagen uns den süssen Träumen, schlagen, wenn es Winter ist, Feuer an, und sobald die Flammen im Ofen emporschlagen, schlägt unser Herz dem Kaffee entgegen. Wir schlagen den Mantel um unsere Schultern, da der Regen an die Fenster schlägt, und schlagen uns seitwärts in die Büsche. Und so geht's beim Deutschen immer Schlag auf Schlag. Er schlägt ein Buch auf und ist niedergeschlagen, wenn er die Seiten verschlagen hat. Ist der Deutsche ein Kaufmann, so schlägt entweder sein Geschäft ein und er schlägt etwas dabei heraus, oder es schlägt fehl; er schlägt eine verzweifelte Lache auf und ruft: Da schlag' das Wetter drein. Ist aber, wenn er den Verlust nochmals überschlägt, der Umschlag zu gross, dann trifft ihn der Schlag. Kommt das Kind in die Schule, so schlägt der Lehrer auf den Strauch, um zu sehen, wie das Kind beschlagen ist. Kann ein Freier auf seine Tasche schlagen, dass die neugeschlagenen Thaler darin klingen, dann schlägt ihn ein Mädchen selten aus. Hat eine junge Dame jedoch bereits andere Vorschläge und glaubt sie, dass ein Mann von gutem Mittelschlage nicht für sie passt, dann sinnt sie auf Anschläge, sich der Werbung zu entschlagen, sie geht hin, lässt sich die Karten schlagen und wartet, bis sie sich eine Verbindung verschlägt, die zu ihrem Glück hätte ausschlagen können. Noch schlagendere Beweise, dass wir im Losschlagen Tüchtiges leisten, haben wir (1870) den verschlagenen Franzosen geliefert. Die Trommel wurde geschlagen, der Donner der Geschütze schlug an unser Ohr; und wir haben gezeigt, dass wir nicht aus der Art geschlagen sind, indem wir den Feind aufs Haupt schlugen. Wenn einer mit Dummheit geschlagen ist, so kann er zehnmal zum Ritter geschlagen werden, es schlägt doch bei ihm nicht an; hat man sich dagegen die Welt gehörig um die Ohren geschlagen, man schlägt sich endlich durch. - Lichtenberg hat bekanntlich eine Betrachtung über Schläge angestellt, indess wundert sich Weber (Demokritos, II, 100), dass derselbe nicht tiefer in den Reichthum unserer Sprache eingedrungen sei, wo Schlag und Schläge wahre Schlagwörter sind. Der Deutsche schlägt den Feind und ein plötzlicher Tod ist ihm ein Schlag. Im Rathe hat er Anschläge, Vorschläge, und die Kammer verlangt Ueberschläge. Der Gelehrte schlägt seine Bücher auf; hat er etwas vergessen, schlägt er nach. Der Listige ist verschlagen, gutgerathene Kinder sind eingeschlagen, misrathene aus der Art geschlagen, gewisse Geschlechter von gutem Schlag. Der Traurige ist niedergeschlagen, und

[Spaltenumbruch] *80 Dai héad mär Sléäge krîegen as en Iesel in Unna1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 1, 63.

1) Unna am Hellwege ist wegen seiner Esel sprichwörtlich.

*81 Das hat keinen Schlag.

D. i. keine Art, Form; hat nicht Hand noch Fuss.

*82 Das ist ein Schlag, wie er nicht geschrieben steht. – 5 Mos. 28. 61.

*83 Das war ein blinder Schlag.

Holl.: Blinde slagen doen. (Harrebomée, II, 271a.)

*84 Dat ess im 'ne Schlag en de Bocks. (Bedburg.)

*85 Dat geff em en Schlag in de Bückse. (Sauerland.)

*86 Dat is ên vun dat rechte Slag. (Holst.) – Eichwald, 1728; Schütze, IV, 106; Stürenburg, 219b.

Ironisch: Der taugt nicht viel.

*87 Dat is 'n rechten Sla' in'n Brê. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 47.

*88 Den hat der goldene Schlag gerührt. (Westf.)

Er hat sich bestechen lassen.

*89 Den Schlag zumachen, wenn die Tauben fort sind.

*90 Der beutelt (schüttelt) die Schläg ab, wia de Hund d' Flöh. (Wien.)

*91 Der Schlag gab Oel.

Der Ton auf der. Wenn ein Unternehmen gelang, ein Coup glückte.

*92 Der Schlag gibt kein Oel.Lohrengel, II, 124.

*93 Der Schlag wird bald geschehen.

Vor einem nahen Unglück.

*94 Der silberne schlag hat ihn gerührt. (S. Goldsucht.) – Eyering, I, 542; Schottel, 1114a; Sailer, 299.

*95 Die Schläge abschütteln, wie der Hund die Flöhe.Lohrengel, II, 144.

*96 Dös ît a Schlôg, 'nei's kalt Wasser. (Franken.) – Frommann, VI, 326, 409.

Von einer fruchtlosen Arbeit galt schon früh der Spruch: Das ist ein Schlag ins Wasser, z. B.: Die mir sint enpfallen als in das mer ein slac. (Walther, 124, 16.) Es ist in einen bach ein slac. (Germania, VII, 192.)

*97 Ea hod mid uam Schlag zwoa Fluigen dawischt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 172.

*98 Einen mit Schlägen tractiren.

In Niederösterreich: Êer is mid Schle' draktie't worn. Johannes Wurth hat eine (vgl. Frommann, IV, 49) Anzahl niederösterreichischer Redensarten für schlagen gesammelt, die ich hier, von der an diesem Orte nicht durchführbaren Schreibung abgesehen, folgen lasse: Êe hoad auf'm Aesch e Bfloaste (Pflaster, Schläge) grîegt. Êe hoad dichtihi Bledere grîegt. Dêe hoad Blesche grîegt. Dêe hoad Boasche grîegt. I wîe de glai Bien gé'm. Dêe hoad in de Sput en Boatzen grîegt. Giw êem e bàe Bragge. Dêe hoad Brig'l grîegt. I hoaw êem nuer en Begge, e bae Buffe gé'm. I hoaw êem's auf'n Bug'l auffig'schri'm. I hoaw êem en Daite (Deuter, Fingerzeig, Wink) gé'm. I hoaw êem e Dêen Doabb'm, Buks'n, Dedschen gé'm. Êe hoad e Dacht' grîegt. Êe hoad Dobble (Doppler, Schläge) grîegt. Ge, sunst grîegst e Fauz'n. Giw êem e Figgel. Êe hoad Fisoln grîegt. Êe hoad Floaschen grîegt. Glai grîegst e Fotz'n. Du grîegst haid Fisch oni Grâd'n. Glai grîegst e bàe Hau'mflegg (Haubenfleck, Schläge auf den Kopf eines Mädchens). Dêe hoad Hiwai grîegt. Dîe wier i glai d' Hosin e mal ausstau'm (ausstauben). Dai Aesch grîegt haid no Kiete (Kirchweih). I hoaw êem auf'm Kobf e bae Doln gé'm. Êe hoad e Kobfsdigg'l grîegt. I hoaw êem e bàe Nuss auf'm Kobf gé'm. I hoaw êem àe's oag'hengt. Êe hoad en Ôefaigng grîegt. D' Rued'n hoad's haid bai den schô gnêdi g'hoabt. Êe hoad d' Rued'n (auch: Sdawel, Ruthe oder Stäblein) z' kost'n grîegt. Du grîegst daini Sdriks'n. Du grîegst Schlê. Giw êem e Schmir'n (Hieb). Êe hoad en Schüling grîegt (einen Schilling Streiche). Du grîegt scho deini Wâchte. Êe hoad Wusche, Wikse grîegt. Ee hoad èm en dichtinger Sdräch (Streich) versetzt. I hoaw êm âen g'sdeggt, versetzt. Glai wies't ê Wâdsch'n grîegng. (S. Schinken 20, Schlag 114, Schlagen 71, 94 u. 106, Schmatzen, Schmieren und Wamsen.)

*99 Einen Schlag mehr als ein Hund.

*100 Einen Schlag mehr wie sonst.

Sagt man z. B. zu Kindern, wenn sie fragen, was sie zum Geburtstag bekommen werden.

*101 Er bekam einen Schlag, dass er den Himmel für einen Dudelsack ansah.

Holl.: Hij kreeg een' klap, dat hij den hemel voor eene viool, en de aarde voor een' strijkstok aanzag. (Harrebomée, II, 410b.)

[Spaltenumbruch] *102 Er bekommt Schläge wie eine Hupet1. (Nürtingen.)

Geschälte Weidengerte, für Körbe, die geklopft wird, um die Rinde zu lösen und abzustreifen. Für Schläge bekommen sagt man auch: Es setzt Keile, Prügel, Wichse; man bekommt: Fische, Ohrfeigen, Flaschen, Watschen u. s. w.

*103 Er hat alle seine Schläge heimgebracht.

Holl.: Hij was de sterkste, want hij heeft de slagen t' huis gebragt. (Harrebomée, II, 271b.)

*104 Er hat meh Schlêg übercho weder Brod. (S. Maul 437.) – Sutermeister, 97.

*105 Er hat Schläge ausgetheilt und noch Vorrath in den Händen.

Böhm.: Není ten silen, kdo popral, ale kdo se vymknul. (Čelakovsky, 370.)

*106 Er heyscht die schleg wie ein pferdt sein futter.Franck, II, 61b; Tappius, 68b; Sailer, 306; Henisch, 1325, 13; Körte, 5332a.

Ohne Prügel geht's bei ihm nicht.

Lat.: Mala attrahens ad sese, ut Caecias nubes. (Erasm., 601; Philippi, I, 236; Tappius, 68a.)

*107 Er ist vom jetzigen Schlage.

Wenn man die Menschen seiner Zeit bezeichnen will, besonders in dem übeln Sinne, als immer mehr von der Tugend der Vorfahren abweichend.

Holl.: Hij heeft een' slag met den meelzak weg. – Hij heeft een' slag van den kamper molen weg. – Hij heeft een' slag van het enterveulen gehad. (Harrebomée, II, 271b.)

*108 Er ist von gutem Schlage.

Frz.: Il est marqué au bon coin. (Kritzinger, 153b.)

*109 Er kriegt Schläge durch Rock und Kamisol. (Meiningen.)

*110 Er kriegt Schläge wie ein Waschtuch. (Westf.)

*111 Er kriegt Schläge wie Wildpret. (Meiningen.)

*112 Er thut an schleg kain gut.Hauer, Liij.

Lat.: Phryx plagis emendatur. (Hauer, Liij.)

*113 Es geht auf den alten Schlag.

Lat.: In antiquam silvam itur. (Binder II, 1408; Schreger, 10.)

*114 Es geht Schlag auf Schlag.

Das Schlagen herrscht nicht blos in bestimmten Redensarten, es durchdringt unsere ganze Sprache, es kommt in allen Verhältnissen und auf allen Gebieten zum Vorschein. Kaum hat die Uhr die siebente Stunde geschlagen, so schlagen wir die Augen auf, entschlagen uns den süssen Träumen, schlagen, wenn es Winter ist, Feuer an, und sobald die Flammen im Ofen emporschlagen, schlägt unser Herz dem Kaffee entgegen. Wir schlagen den Mantel um unsere Schultern, da der Regen an die Fenster schlägt, und schlagen uns seitwärts in die Büsche. Und so geht's beim Deutschen immer Schlag auf Schlag. Er schlägt ein Buch auf und ist niedergeschlagen, wenn er die Seiten verschlagen hat. Ist der Deutsche ein Kaufmann, so schlägt entweder sein Geschäft ein und er schlägt etwas dabei heraus, oder es schlägt fehl; er schlägt eine verzweifelte Lache auf und ruft: Da schlag' das Wetter drein. Ist aber, wenn er den Verlust nochmals überschlägt, der Umschlag zu gross, dann trifft ihn der Schlag. Kommt das Kind in die Schule, so schlägt der Lehrer auf den Strauch, um zu sehen, wie das Kind beschlagen ist. Kann ein Freier auf seine Tasche schlagen, dass die neugeschlagenen Thaler darin klingen, dann schlägt ihn ein Mädchen selten aus. Hat eine junge Dame jedoch bereits andere Vorschläge und glaubt sie, dass ein Mann von gutem Mittelschlage nicht für sie passt, dann sinnt sie auf Anschläge, sich der Werbung zu entschlagen, sie geht hin, lässt sich die Karten schlagen und wartet, bis sie sich eine Verbindung verschlägt, die zu ihrem Glück hätte ausschlagen können. Noch schlagendere Beweise, dass wir im Losschlagen Tüchtiges leisten, haben wir (1870) den verschlagenen Franzosen geliefert. Die Trommel wurde geschlagen, der Donner der Geschütze schlug an unser Ohr; und wir haben gezeigt, dass wir nicht aus der Art geschlagen sind, indem wir den Feind aufs Haupt schlugen. Wenn einer mit Dummheit geschlagen ist, so kann er zehnmal zum Ritter geschlagen werden, es schlägt doch bei ihm nicht an; hat man sich dagegen die Welt gehörig um die Ohren geschlagen, man schlägt sich endlich durch. – Lichtenberg hat bekanntlich eine Betrachtung über Schläge angestellt, indess wundert sich Weber (Demokritos, II, 100), dass derselbe nicht tiefer in den Reichthum unserer Sprache eingedrungen sei, wo Schlag und Schläge wahre Schlagwörter sind. Der Deutsche schlägt den Feind und ein plötzlicher Tod ist ihm ein Schlag. Im Rathe hat er Anschläge, Vorschläge, und die Kammer verlangt Ueberschläge. Der Gelehrte schlägt seine Bücher auf; hat er etwas vergessen, schlägt er nach. Der Listige ist verschlagen, gutgerathene Kinder sind eingeschlagen, misrathene aus der Art geschlagen, gewisse Geschlechter von gutem Schlag. Der Traurige ist niedergeschlagen, und

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[[105]/0111] *80 Dai héad mär Sléäge krîegen as en Iesel in Unna1. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 1, 63. 1) Unna am Hellwege ist wegen seiner Esel sprichwörtlich. *81 Das hat keinen Schlag. D. i. keine Art, Form; hat nicht Hand noch Fuss. *82 Das ist ein Schlag, wie er nicht geschrieben steht. – 5 Mos. 28. 61. *83 Das war ein blinder Schlag. Holl.: Blinde slagen doen. (Harrebomée, II, 271a.) *84 Dat ess im 'ne Schlag en de Bocks. (Bedburg.) *85 Dat geff em en Schlag in de Bückse. (Sauerland.) *86 Dat is ên vun dat rechte Slag. (Holst.) – Eichwald, 1728; Schütze, IV, 106; Stürenburg, 219b. Ironisch: Der taugt nicht viel. *87 Dat is 'n rechten Sla' in'n Brê. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 47. *88 Den hat der goldene Schlag gerührt. (Westf.) Er hat sich bestechen lassen. *89 Den Schlag zumachen, wenn die Tauben fort sind. *90 Der beutelt (schüttelt) die Schläg ab, wia de Hund d' Flöh. (Wien.) *91 Der Schlag gab Oel. Der Ton auf der. Wenn ein Unternehmen gelang, ein Coup glückte. *92 Der Schlag gibt kein Oel. – Lohrengel, II, 124. *93 Der Schlag wird bald geschehen. Vor einem nahen Unglück. *94 Der silberne schlag hat ihn gerührt. (S. Goldsucht.) – Eyering, I, 542; Schottel, 1114a; Sailer, 299. *95 Die Schläge abschütteln, wie der Hund die Flöhe. – Lohrengel, II, 144. *96 Dös ît a Schlôg, 'nei's kalt Wasser. (Franken.) – Frommann, VI, 326, 409. Von einer fruchtlosen Arbeit galt schon früh der Spruch: Das ist ein Schlag ins Wasser, z. B.: Die mir sint enpfallen als in das mer ein slac. (Walther, 124, 16.) Es ist in einen bach ein slac. (Germania, VII, 192.) *97 Ea hod mid uam Schlag zwoa Fluigen dawischt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 172. *98 Einen mit Schlägen tractiren. In Niederösterreich: Êer is mid Schle' draktie't worn. Johannes Wurth hat eine (vgl. Frommann, IV, 49) Anzahl niederösterreichischer Redensarten für schlagen gesammelt, die ich hier, von der an diesem Orte nicht durchführbaren Schreibung abgesehen, folgen lasse: Êe hoad auf'm Aesch e Bfloaste (Pflaster, Schläge) grîegt. Êe hoad dichtihi Bledere grîegt. Dêe hoad Blesche grîegt. Dêe hoad Boasche grîegt. I wîe de glai Bien gé'm. Dêe hoad in de Sput en Boatzen grîegt. Giw êem e bàe Bragge. Dêe hoad Brig'l grîegt. I hoaw êem nuer en Begge, e bae Buffe gé'm. I hoaw êem's auf'n Bug'l auffig'schri'm. I hoaw êem en Daite (Deuter, Fingerzeig, Wink) gé'm. I hoaw êem e Dêen Doabb'm, Buks'n, Dedschen gé'm. Êe hoad e Dacht' grîegt. Êe hoad Dobble (Doppler, Schläge) grîegt. Ge, sunst grîegst e Fauz'n. Giw êem e Figgel. Êe hoad Fisoln grîegt. Êe hoad Floaschen grîegt. Glai grîegst e Fotz'n. Du grîegst haid Fisch oni Grâd'n. Glai grîegst e bàe Hau'mflegg (Haubenfleck, Schläge auf den Kopf eines Mädchens). Dêe hoad Hiwai grîegt. Dîe wier i glai d' Hosin e mal ausstau'm (ausstauben). Dai Aesch grîegt haid no Kiete (Kirchweih). I hoaw êem auf'm Kobf e bae Doln gé'm. Êe hoad e Kobfsdigg'l grîegt. I hoaw êem e bàe Nuss auf'm Kobf gé'm. I hoaw êem àe's oag'hengt. Êe hoad en Ôefaigng grîegt. D' Rued'n hoad's haid bai den schô gnêdi g'hoabt. Êe hoad d' Rued'n (auch: Sdawel, Ruthe oder Stäblein) z' kost'n grîegt. Du grîegst daini Sdriks'n. Du grîegst Schlê. Giw êem e Schmir'n (Hieb). Êe hoad en Schüling grîegt (einen Schilling Streiche). Du grîegt scho deini Wâchte. Êe hoad Wusche, Wikse grîegt. Ee hoad èm en dichtinger Sdräch (Streich) versetzt. I hoaw êm âen g'sdeggt, versetzt. Glai wies't ê Wâdsch'n grîegng. (S. Schinken 20, Schlag 114, Schlagen 71, 94 u. 106, Schmatzen, Schmieren und Wamsen.) *99 Einen Schlag mehr als ein Hund. *100 Einen Schlag mehr wie sonst. Sagt man z. B. zu Kindern, wenn sie fragen, was sie zum Geburtstag bekommen werden. *101 Er bekam einen Schlag, dass er den Himmel für einen Dudelsack ansah. Holl.: Hij kreeg een' klap, dat hij den hemel voor eene viool, en de aarde voor een' strijkstok aanzag. (Harrebomée, II, 410b.) *102 Er bekommt Schläge wie eine Hupet1. (Nürtingen.) Geschälte Weidengerte, für Körbe, die geklopft wird, um die Rinde zu lösen und abzustreifen. Für Schläge bekommen sagt man auch: Es setzt Keile, Prügel, Wichse; man bekommt: Fische, Ohrfeigen, Flaschen, Watschen u. s. w. *103 Er hat alle seine Schläge heimgebracht. Holl.: Hij was de sterkste, want hij heeft de slagen t' huis gebragt. (Harrebomée, II, 271b.) *104 Er hat meh Schlêg übercho weder Brod. (S. Maul 437.) – Sutermeister, 97. *105 Er hat Schläge ausgetheilt und noch Vorrath in den Händen. Böhm.: Není ten silen, kdo popral, ale kdo se vymknul. (Čelakovsky, 370.) *106 Er heyscht die schleg wie ein pferdt sein futter. – Franck, II, 61b; Tappius, 68b; Sailer, 306; Henisch, 1325, 13; Körte, 5332a. Ohne Prügel geht's bei ihm nicht. Lat.: Mala attrahens ad sese, ut Caecias nubes. (Erasm., 601; Philippi, I, 236; Tappius, 68a.) *107 Er ist vom jetzigen Schlage. Wenn man die Menschen seiner Zeit bezeichnen will, besonders in dem übeln Sinne, als immer mehr von der Tugend der Vorfahren abweichend. Holl.: Hij heeft een' slag met den meelzak weg. – Hij heeft een' slag van den kamper molen weg. – Hij heeft een' slag van het enterveulen gehad. (Harrebomée, II, 271b.) *108 Er ist von gutem Schlage. Frz.: Il est marqué au bon coin. (Kritzinger, 153b.) *109 Er kriegt Schläge durch Rock und Kamisol. (Meiningen.) *110 Er kriegt Schläge wie ein Waschtuch. (Westf.) *111 Er kriegt Schläge wie Wildpret. (Meiningen.) *112 Er thut an schleg kain gut. – Hauer, Liij. Lat.: Phryx plagis emendatur. (Hauer, Liij.) *113 Es geht auf den alten Schlag. Lat.: In antiquam silvam itur. (Binder II, 1408; Schreger, 10.) *114 Es geht Schlag auf Schlag. Das Schlagen herrscht nicht blos in bestimmten Redensarten, es durchdringt unsere ganze Sprache, es kommt in allen Verhältnissen und auf allen Gebieten zum Vorschein. Kaum hat die Uhr die siebente Stunde geschlagen, so schlagen wir die Augen auf, entschlagen uns den süssen Träumen, schlagen, wenn es Winter ist, Feuer an, und sobald die Flammen im Ofen emporschlagen, schlägt unser Herz dem Kaffee entgegen. Wir schlagen den Mantel um unsere Schultern, da der Regen an die Fenster schlägt, und schlagen uns seitwärts in die Büsche. Und so geht's beim Deutschen immer Schlag auf Schlag. Er schlägt ein Buch auf und ist niedergeschlagen, wenn er die Seiten verschlagen hat. Ist der Deutsche ein Kaufmann, so schlägt entweder sein Geschäft ein und er schlägt etwas dabei heraus, oder es schlägt fehl; er schlägt eine verzweifelte Lache auf und ruft: Da schlag' das Wetter drein. Ist aber, wenn er den Verlust nochmals überschlägt, der Umschlag zu gross, dann trifft ihn der Schlag. Kommt das Kind in die Schule, so schlägt der Lehrer auf den Strauch, um zu sehen, wie das Kind beschlagen ist. Kann ein Freier auf seine Tasche schlagen, dass die neugeschlagenen Thaler darin klingen, dann schlägt ihn ein Mädchen selten aus. Hat eine junge Dame jedoch bereits andere Vorschläge und glaubt sie, dass ein Mann von gutem Mittelschlage nicht für sie passt, dann sinnt sie auf Anschläge, sich der Werbung zu entschlagen, sie geht hin, lässt sich die Karten schlagen und wartet, bis sie sich eine Verbindung verschlägt, die zu ihrem Glück hätte ausschlagen können. Noch schlagendere Beweise, dass wir im Losschlagen Tüchtiges leisten, haben wir (1870) den verschlagenen Franzosen geliefert. Die Trommel wurde geschlagen, der Donner der Geschütze schlug an unser Ohr; und wir haben gezeigt, dass wir nicht aus der Art geschlagen sind, indem wir den Feind aufs Haupt schlugen. Wenn einer mit Dummheit geschlagen ist, so kann er zehnmal zum Ritter geschlagen werden, es schlägt doch bei ihm nicht an; hat man sich dagegen die Welt gehörig um die Ohren geschlagen, man schlägt sich endlich durch. – Lichtenberg hat bekanntlich eine Betrachtung über Schläge angestellt, indess wundert sich Weber (Demokritos, II, 100), dass derselbe nicht tiefer in den Reichthum unserer Sprache eingedrungen sei, wo Schlag und Schläge wahre Schlagwörter sind. Der Deutsche schlägt den Feind und ein plötzlicher Tod ist ihm ein Schlag. Im Rathe hat er Anschläge, Vorschläge, und die Kammer verlangt Ueberschläge. Der Gelehrte schlägt seine Bücher auf; hat er etwas vergessen, schlägt er nach. Der Listige ist verschlagen, gutgerathene Kinder sind eingeschlagen, misrathene aus der Art geschlagen, gewisse Geschlechter von gutem Schlag. Der Traurige ist niedergeschlagen, und

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/111>, abgerufen am 24.11.2024.