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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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30 Der Sack trägt (treibt) den Esel zur Mühle.

Zur Erklärung s. Esel 427.

31 Der Sack wird nicht Seide, auch wenn Tausende drin. (Oberösterreich.)

32 Der Sak fäinjt schi seinje Bäinjel. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 355.

33 Diar iarst unn a Sek komt, komt'r letst wedder üütj. (Amrum.) - Haupt, VIII, 354, 64.

Wer zuerst in den Sack kommt, kommt zuletzt wieder heraus.

34 Ein alter Sack fordert viel Lappen.

Engl.: An old sack wanteth much patching. (Bohn II, 120.)

35 Ein leerer (lediger) Sack steht nicht aufrecht. - Lehmann, 821, 38; Eiselein, 537; Gaal, 1331; Sailer, 182; Winckler, VIII, 86; Schlechta, 165; Frischbier2, 3184; Braun, I, 3688.

In der Schweiz: E leere Sack stoht nid aufrecht. (Sutermeister, 198.) Aehnlich russisch Altmann VI, 467.

Böhm.: Prazdny pytel nestoji. (Celakovsky, 128.)

Holl.: Een ledige zak kan niet regt opstaan. (Harrebomee, II, 488b.)

It.: Sacco voto non puo star in piedi. - Sacco rotto non tien miglio; il pover uomo no va a consiglio. (Gaal, 1331; Bohn I, 124.)

Tschud.: Kas tühhi kot püsti seisab? (Celakovsky, 128.)

36 Ein rupfern Sack näht man mit kein Seidenfaden zu. (Oberösterreich.)

37 Ein Sack, der an beiden Enden offen ist, reisst nicht.

Dän.: Den pose revner ikke, som er aaben i begge ender. (Prov. dan., 457.)

38 Ein Sack, der nicht mehr zu flicken ist, geht unter die Lumpen.

It.: Cattivo e quel sacco che non si puo rappezzare. (Bohn I, 77.)

39 Ein Sack ist ein wichtig Ding, wenn man ihn gebraucht.

Ein Ding mag an sich noch so unwichtig erscheinen, es erhält in Bedürfnissfällen seine Bedeutung, ein Gedanke, der auch dem folgenden jüdisch-deutschen Sprichwort zu Grunde liegt: Wus werd auf a muhl a mejüches (d. i. angesehen, vom Adel)? A jontefdiger (für die Feiertage, besonders für Ostern bestimmt) Sack, a meschügener (toller) Hünd, der Bal-Tekeije (Posaunenbläser) am Rosch-Haschum (Neujahr). Die drei genannten Gegenstände werden durch gewisse Veranlassung und zu gewissen Zeiten aus der Vergessenheit hervorgezogen. Ein Sack, der sonst unbeachtet im Winkel liegt, wird sorgfältig aufgehoben, sobald es heisst, er sei jontefdig, d. h. bestimmt, die Osterbrote aufzunehmen; ein Hund wird Gegenstand des allgemeinen Gesprächs, wenn man erfährt, er sei toll geworden. Der "Bal-Tekeije" endlich spielt am Neujahr, wo das Posaunenblasen den wichtigsten Theil des Gottesdienstes bildet, eine wichtige Rolle in der Synagoge und zieht die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.

40 Ein Sack voll Flöhe ist leichter zu hüten als ein Weib. - Körte, 5150; Braun, I, 3690.

41 Ein voller Sack muss ein Pfeiffer haben. - Petri, II, 234.

42 Ein voller Sack steht aufrecht, aber ein leerer nicht.

Holl.: Een volle zak kan staan, maar een ledige zak niet. (Harrebomee, II, 488b.)

43 Ein voller Sack strecket die Zipfel.

"Wan der sack ist gefüllet vol, so strecket sich der zypffel wol."

Lat.: Angulus erigitur in sacco, quando repletur. (Loci comm., 168; Fallersleben, 96.)

44 Ein zerrissener Sack hält kein Korn (keinen Hirse).

Bei einem leichtsinnigen Menschen sind alle Ermahnungen und Warnungen verloren. In den Händen des Verschwenders dauert kein Geld, geht das grösste Vermögen zu Grunde.

Engl.: A broken sack will hold no corn. (Bohn II, 75.)

Holl.: Een gebroken zak houdt geen graan. (Harrebomee, II, 488b.)

It.: Non puo uscir del sacco se non quel che ci e. (Bohn, I, 114.) - Sacco rotto non tien miglio. - Si como un sacco rotto non tiene grano, cosi il pover huomo non entra in consiglio. (Pazzaglia, 66, 15.)

45 Einen löcherigen Sack und einen Geizhals wird man nicht füllen.

In Litauen: Einen Iöcherigen Sack wirst du nicht voll füllen. (Frischbier2, 3492; Schleicher, 177.)

Böhm.: Deraveho pytle nenaplnis, a lakomci se nedodas. (Celakovsky, 52.)


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46 Einen Sack aufblasen und einen Bauer poliren sind zwei Dinge, die selten passiren.

Böhm.: Mechu nenadmes, a sedlaka nepoucis. (Celakovsky, 328.)

47 Einen zerrissenen Sack niemand füllen mag.

Mhd.: Wizzet daz man niht vüllen mac einen durchstochen sac, die weil er niht verschoben ist. (Welscher Gast.) (Zingerle, 126.)

48 Elk muss sein egen Sack na de Möl dragen. (Ostfries.) - Bueren, 426; Eichwald, 1631; Frommann, IV, 286, 418; Kern, 1126; Hauskalender, II.

49 Es darf niemand gleich mit einem Sack kommen. - Graf, 154, 87.

Hat den Fall im Auge, in welchem die eheliche Güterverbindung nur für die Dauer der Ehe geschlossen und nach dem Tode des einen Gatten dessen Nachlass seinen Erben anheimfällt. Der Sinn des Sprichworts geht nun dahin, dass, wenn der Mann gestorben, dessen Erben billige Rücksicht auf die Witwe nehmen, und nicht sofort in Haus und Hof eindringen, und sie, selbst wenn sie gar nichts mehr davon zu beanspruchen hätte, daraus zu vertreiben.

50 Es denckt ein jeder in seinen sack. - Tappius, 37b u. 70a; Lehmann, II, 126, 107; Eyering, II, 121; Simrock, 8656; Körte, 5151; Körte2, 6450; Marin, 16; Braun, 3682.

Jeder sorgt für sein Bestes.

Mhd.: Wan yeder man zucht in synen sak. (Muskatblut.) (Zingerle, 126.)

Lat.: Intus canere. Aspendius citharoedus. - Suam quisque homo rem meminit. (Erasm., 781 u. 785; Tappius, 37b u. 70a.)

51 Es füllt sich kein Sack im Schlaf.

Mhd.: Si (gottes minne) gat niht slafende in den sac. (Lobgesang.) (Zingerle, 126.)

52 Es geht ein jeder mit seinem Sacke nach der Mühle. - Winckler, XVI, 87.

53 Es greift mancher in einen leeren Sack. - Altmann VI, 391.

54 Es hat mancher einen Sack auf dem Rücken und heisst seinen Nachbar einen Esel.

55 Es ist besser en Sack voll Credit, as en Sack voll Geld ha. - Tobler, 374.

56 Es ist besser mit einem leeren Sack anfangen als damit aufhören.

Holl.: Met een' ledigen zak te beginnen is beter, dan met een' ledigen zak te eindigen. (Harrebomee, II, 490b.)

57 Es ist böss im Sack kauffen. - Petri, II, 257.

58 Es ist kein Sack so böss, er ist noch einer Bitte werth. - Lehmann, II, 144, 186; Simrock, 8647.

Holl.: Geen zaak zoo kwaad, of hij is eene bede waard. (Harrebomee, II, 488b.) - Tis gheen sac so quaet, hi en is ener bede waert. (Tunn., 21, 4.)

Lat.: Nullus tam pravus saccus, quin est prece dignus. (Fallersleben, 637.)

59 Es ist nie kein sack seiden geworden, ob er wol vol gulden ist. - Franck, II, 89a; Gruter, I, 35; Petri, II, 272; Henisch, 1776, 42; Schottel, 1143a; Lehmann, 509, 13; Körte, 5153.

Geld kann wohl adeln, aber nicht edeln.

60 Es ist nie kein sack so vol gewesen, dass nicht noch ein Körnlein were hinein gangen. - Lehmann, 349, 19.

Dän.: Ingen saek saa fuld, at der jo kand gaae et korn i til. (Prov. dan., 475.)

Frz.: Le sac ne fut oncques si plein, qu'il n'y entrat bien un grain. (Bohn II, 33; Leroux, I, 57; Kritzinger, 629a.)

Holl.: Nooit is de zak zoo vol, of daar kan nog wel een graantje in. (Harrebomee, II, 490b.)

It.: No fu mai sacco si pieno che non v'entrasse ancor un grano. (Bohn I, 113.)

61 Es ist nicht in allen Säcken Geld, die zugebunden sind.

Lat.: Inveni saccum non plenum saepe ligatum.

62 Es kann nichts aus dem Sack herauskommen, als was darin ist. - Winckler, IX, 62; Lendroy, 1343.

Die Entstehung dieses Sprichworts ist nach Lendroy folgende: Prosper Farinaccio war ein ausgezeichneter römischer Advocat um das Jahr 1500. Er wurde aber angeklagt, unhaltbare Rechtssachen zu vertheidigen, weshalb Clemens VIII. ihn absetsen wollte. Seine vielen Freunde verwandten sich für ihn, indem sie eine Aenderung in seinem Verfahren versicherten, woran indess der Papst mit Hindeutung auf den Namen des Angeklagten (Farinaccio = Mehlsäckchen) nicht glauben wollte, indem er sagtc: "Das Mehl ist verdorben und der Sack taugt nichts." Wenn das ist, unterbrach ihn Jacques Dary du Perron, der Gesandte Heinrich's IV.

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30 Der Sack trägt (treibt) den Esel zur Mühle.

Zur Erklärung s. Esel 427.

31 Der Sack wird nicht Seide, auch wenn Tausende drin. (Oberösterreich.)

32 Der Sak fäinjt schi séinje Bäinjel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 355.

33 Diar iarst unn a Sêk komt, komt'r lêtst wedder üütj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 64.

Wer zuerst in den Sack kommt, kommt zuletzt wieder heraus.

34 Ein alter Sack fordert viel Lappen.

Engl.: An old sack wanteth much patching. (Bohn II, 120.)

35 Ein leerer (lediger) Sack steht nicht aufrecht.Lehmann, 821, 38; Eiselein, 537; Gaal, 1331; Sailer, 182; Winckler, VIII, 86; Schlechta, 165; Frischbier2, 3184; Braun, I, 3688.

In der Schweiz: E leere Sack stoht nid ûfrecht. (Sutermeister, 198.) Aehnlich russisch Altmann VI, 467.

Böhm.: Prázdný pytel nestojí. (Čelakovsky, 128.)

Holl.: Een ledige zak kan niet regt opstaan. (Harrebomée, II, 488b.)

It.: Sacco voto non può star in piedi. – Sacco rotto non tien miglio; il pover uomo no va a consiglio. (Gaal, 1331; Bohn I, 124.)

Tschud.: Kas tühhi kot püsti seisab? (Čelakovsky, 128.)

36 Ein rupfern Sack näht man mit kein Seidenfaden zu. (Oberösterreich.)

37 Ein Sack, der an beiden Enden offen ist, reisst nicht.

Dän.: Den pose revner ikke, som er aaben i begge ender. (Prov. dan., 457.)

38 Ein Sack, der nicht mehr zu flicken ist, geht unter die Lumpen.

It.: Cattivo è quel sacco che non si può rappezzare. (Bohn I, 77.)

39 Ein Sack ist ein wichtig Ding, wenn man ihn gebraucht.

Ein Ding mag an sich noch so unwichtig erscheinen, es erhält in Bedürfnissfällen seine Bedeutung, ein Gedanke, der auch dem folgenden jüdisch-deutschen Sprichwort zu Grunde liegt: Wus werd auf a muhl a mejüches (d. i. angesehen, vom Adel)? A jontefdiger (für die Feiertage, besonders für Ostern bestimmt) Sack, a meschügener (toller) Hünd, der Bal-Tekeije (Posaunenbläser) am Rosch-Haschum (Neujahr). Die drei genannten Gegenstände werden durch gewisse Veranlassung und zu gewissen Zeiten aus der Vergessenheit hervorgezogen. Ein Sack, der sonst unbeachtet im Winkel liegt, wird sorgfältig aufgehoben, sobald es heisst, er sei jontefdig, d. h. bestimmt, die Osterbrote aufzunehmen; ein Hund wird Gegenstand des allgemeinen Gesprächs, wenn man erfährt, er sei toll geworden. Der „Bal-Tekeije“ endlich spielt am Neujahr, wo das Posaunenblasen den wichtigsten Theil des Gottesdienstes bildet, eine wichtige Rolle in der Synagoge und zieht die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.

40 Ein Sack voll Flöhe ist leichter zu hüten als ein Weib.Körte, 5150; Braun, I, 3690.

41 Ein voller Sack muss ein Pfeiffer haben.Petri, II, 234.

42 Ein voller Sack steht aufrecht, aber ein leerer nicht.

Holl.: Een volle zak kan staan, maar een ledige zak niet. (Harrebomée, II, 488b.)

43 Ein voller Sack strecket die Zipfel.

„Wan der sack ist gefüllet vol, so strecket sich der zypffel wol.“

Lat.: Angulus erigitur in sacco, quando repletur. (Loci comm., 168; Fallersleben, 96.)

44 Ein zerrissener Sack hält kein Korn (keinen Hirse).

Bei einem leichtsinnigen Menschen sind alle Ermahnungen und Warnungen verloren. In den Händen des Verschwenders dauert kein Geld, geht das grösste Vermögen zu Grunde.

Engl.: A broken sack will hold no corn. (Bohn II, 75.)

Holl.: Een gebroken zak houdt geen graan. (Harrebomée, II, 488b.)

It.: Non può uscir del sacco se non quel che ci è. (Bohn, I, 114.) – Sacco rotto non tien miglio. – Si como un sacco rotto non tiene grano, così il pover huomo non entra in consiglio. (Pazzaglia, 66, 15.)

45 Einen löcherigen Sack und einen Geizhals wird man nicht füllen.

In Litauen: Einen Iöcherigen Sack wirst du nicht voll füllen. (Frischbier2, 3492; Schleicher, 177.)

Böhm.: Dĕravého pytle nenaplníš, a lakomci se nedodáš. (Čelakovsky, 52.)


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46 Einen Sack aufblasen und einen Bauer poliren sind zwei Dinge, die selten passiren.

Böhm.: Mĕchu nenadmeš, a sedláka nepoučíš. (Čelakovsky, 328.)

47 Einen zerrissenen Sack niemand füllen mag.

Mhd.: Wizzet daz man niht vüllen mac einen durchstochen sac, die wîl er niht verschoben ist. (Welscher Gast.) (Zingerle, 126.)

48 Elk muss sîn egen Sack na de Möl dragen. (Ostfries.) – Bueren, 426; Eichwald, 1631; Frommann, IV, 286, 418; Kern, 1126; Hauskalender, II.

49 Es darf niemand gleich mit einem Sack kommen.Graf, 154, 87.

Hat den Fall im Auge, in welchem die eheliche Güterverbindung nur für die Dauer der Ehe geschlossen und nach dem Tode des einen Gatten dessen Nachlass seinen Erben anheimfällt. Der Sinn des Sprichworts geht nun dahin, dass, wenn der Mann gestorben, dessen Erben billige Rücksicht auf die Witwe nehmen, und nicht sofort in Haus und Hof eindringen, und sie, selbst wenn sie gar nichts mehr davon zu beanspruchen hätte, daraus zu vertreiben.

50 Es denckt ein jeder in seinen sack.Tappius, 37b u. 70a; Lehmann, II, 126, 107; Eyering, II, 121; Simrock, 8656; Körte, 5151; Körte2, 6450; Marin, 16; Braun, 3682.

Jeder sorgt für sein Bestes.

Mhd.: Wan yeder man zucht in synen sak. (Muskatblut.) (Zingerle, 126.)

Lat.: Intus canere. Aspendius citharoedus. – Suam quisque homo rem meminit. (Erasm., 781 u. 785; Tappius, 37b u. 70a.)

51 Es füllt sich kein Sack im Schlaf.

Mhd.: Si (gottes minne) gât niht slâfende in den sac. (Lobgesang.) (Zingerle, 126.)

52 Es geht ein jeder mit seinem Sacke nach der Mühle.Winckler, XVI, 87.

53 Es greift mancher in einen leeren Sack.Altmann VI, 391.

54 Es hat mancher einen Sack auf dem Rücken und heisst seinen Nachbar einen Esel.

55 Es ist besser en Sack voll Credit, as en Sack voll Geld hâ.Tobler, 374.

56 Es ist besser mit einem leeren Sack anfangen als damit aufhören.

Holl.: Met een' ledigen zak te beginnen is beter, dan met een' ledigen zak te eindigen. (Harrebomée, II, 490b.)

57 Es ist böss im Sack kauffen.Petri, II, 257.

58 Es ist kein Sack so böss, er ist noch einer Bitte werth.Lehmann, II, 144, 186; Simrock, 8647.

Holl.: Geen zaak zoo kwaad, of hij is eene bede waard. (Harrebomée, II, 488b.) – Tis gheen sac so quaet, hi en is ener bede waert. (Tunn., 21, 4.)

Lat.: Nullus tam pravus saccus, quin est prece dignus. (Fallersleben, 637.)

59 Es ist nie kein sack seiden geworden, ob er wol vol gulden ist.Franck, II, 89a; Gruter, I, 35; Petri, II, 272; Henisch, 1776, 42; Schottel, 1143a; Lehmann, 509, 13; Körte, 5153.

Geld kann wohl adeln, aber nicht edeln.

60 Es ist nie kein sack so vol gewesen, dass nicht noch ein Körnlein were hinein gangen.Lehmann, 349, 19.

Dän.: Ingen sæk saa fuld, at der jo kand gaae et korn i til. (Prov. dan., 475.)

Frz.: Le sac ne fut oncques si plein, qu'il n'y entrât bien un grain. (Bohn II, 33; Leroux, I, 57; Kritzinger, 629a.)

Holl.: Nooit is de zak zoo vol, of daar kan nog wel een graantje in. (Harrebomée, II, 490b.)

It.: No fu mai sacco si pieno che non v'entrasse ancor un grano. (Bohn I, 113.)

61 Es ist nicht in allen Säcken Geld, die zugebunden sind.

Lat.: Inveni saccum non plenum saepe ligatum.

62 Es kann nichts aus dem Sack herauskommen, als was darin ist.Winckler, IX, 62; Lendroy, 1343.

Die Entstehung dieses Sprichworts ist nach Lendroy folgende: Prosper Farinaccio war ein ausgezeichneter römischer Advocat um das Jahr 1500. Er wurde aber angeklagt, unhaltbare Rechtssachen zu vertheidigen, weshalb Clemens VIII. ihn absetsen wollte. Seine vielen Freunde verwandten sich für ihn, indem sie eine Aenderung in seinem Verfahren versicherten, woran indess der Papst mit Hindeutung auf den Namen des Angeklagten (Farinaccio = Mehlsäckchen) nicht glauben wollte, indem er sagtc: „Das Mehl ist verdorben und der Sack taugt nichts.“ Wenn das ist, unterbrach ihn Jacques Dary du Perron, der Gesandte Heinrich's IV.

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[[905]/0919] 30 Der Sack trägt (treibt) den Esel zur Mühle. Zur Erklärung s. Esel 427. 31 Der Sack wird nicht Seide, auch wenn Tausende drin. (Oberösterreich.) 32 Der Sak fäinjt schi séinje Bäinjel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 355. 33 Diar iarst unn a Sêk komt, komt'r lêtst wedder üütj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 64. Wer zuerst in den Sack kommt, kommt zuletzt wieder heraus. 34 Ein alter Sack fordert viel Lappen. Engl.: An old sack wanteth much patching. (Bohn II, 120.) 35 Ein leerer (lediger) Sack steht nicht aufrecht. – Lehmann, 821, 38; Eiselein, 537; Gaal, 1331; Sailer, 182; Winckler, VIII, 86; Schlechta, 165; Frischbier2, 3184; Braun, I, 3688. In der Schweiz: E leere Sack stoht nid ûfrecht. (Sutermeister, 198.) Aehnlich russisch Altmann VI, 467. Böhm.: Prázdný pytel nestojí. (Čelakovsky, 128.) Holl.: Een ledige zak kan niet regt opstaan. (Harrebomée, II, 488b.) It.: Sacco voto non può star in piedi. – Sacco rotto non tien miglio; il pover uomo no va a consiglio. (Gaal, 1331; Bohn I, 124.) Tschud.: Kas tühhi kot püsti seisab? (Čelakovsky, 128.) 36 Ein rupfern Sack näht man mit kein Seidenfaden zu. (Oberösterreich.) 37 Ein Sack, der an beiden Enden offen ist, reisst nicht. Dän.: Den pose revner ikke, som er aaben i begge ender. (Prov. dan., 457.) 38 Ein Sack, der nicht mehr zu flicken ist, geht unter die Lumpen. It.: Cattivo è quel sacco che non si può rappezzare. (Bohn I, 77.) 39 Ein Sack ist ein wichtig Ding, wenn man ihn gebraucht. Ein Ding mag an sich noch so unwichtig erscheinen, es erhält in Bedürfnissfällen seine Bedeutung, ein Gedanke, der auch dem folgenden jüdisch-deutschen Sprichwort zu Grunde liegt: Wus werd auf a muhl a mejüches (d. i. angesehen, vom Adel)? A jontefdiger (für die Feiertage, besonders für Ostern bestimmt) Sack, a meschügener (toller) Hünd, der Bal-Tekeije (Posaunenbläser) am Rosch-Haschum (Neujahr). Die drei genannten Gegenstände werden durch gewisse Veranlassung und zu gewissen Zeiten aus der Vergessenheit hervorgezogen. Ein Sack, der sonst unbeachtet im Winkel liegt, wird sorgfältig aufgehoben, sobald es heisst, er sei jontefdig, d. h. bestimmt, die Osterbrote aufzunehmen; ein Hund wird Gegenstand des allgemeinen Gesprächs, wenn man erfährt, er sei toll geworden. Der „Bal-Tekeije“ endlich spielt am Neujahr, wo das Posaunenblasen den wichtigsten Theil des Gottesdienstes bildet, eine wichtige Rolle in der Synagoge und zieht die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. 40 Ein Sack voll Flöhe ist leichter zu hüten als ein Weib. – Körte, 5150; Braun, I, 3690. 41 Ein voller Sack muss ein Pfeiffer haben. – Petri, II, 234. 42 Ein voller Sack steht aufrecht, aber ein leerer nicht. Holl.: Een volle zak kan staan, maar een ledige zak niet. (Harrebomée, II, 488b.) 43 Ein voller Sack strecket die Zipfel. „Wan der sack ist gefüllet vol, so strecket sich der zypffel wol.“ Lat.: Angulus erigitur in sacco, quando repletur. (Loci comm., 168; Fallersleben, 96.) 44 Ein zerrissener Sack hält kein Korn (keinen Hirse). Bei einem leichtsinnigen Menschen sind alle Ermahnungen und Warnungen verloren. In den Händen des Verschwenders dauert kein Geld, geht das grösste Vermögen zu Grunde. Engl.: A broken sack will hold no corn. (Bohn II, 75.) Holl.: Een gebroken zak houdt geen graan. (Harrebomée, II, 488b.) It.: Non può uscir del sacco se non quel che ci è. (Bohn, I, 114.) – Sacco rotto non tien miglio. – Si como un sacco rotto non tiene grano, così il pover huomo non entra in consiglio. (Pazzaglia, 66, 15.) 45 Einen löcherigen Sack und einen Geizhals wird man nicht füllen. In Litauen: Einen Iöcherigen Sack wirst du nicht voll füllen. (Frischbier2, 3492; Schleicher, 177.) Böhm.: Dĕravého pytle nenaplníš, a lakomci se nedodáš. (Čelakovsky, 52.) 46 Einen Sack aufblasen und einen Bauer poliren sind zwei Dinge, die selten passiren. Böhm.: Mĕchu nenadmeš, a sedláka nepoučíš. (Čelakovsky, 328.) 47 Einen zerrissenen Sack niemand füllen mag. Mhd.: Wizzet daz man niht vüllen mac einen durchstochen sac, die wîl er niht verschoben ist. (Welscher Gast.) (Zingerle, 126.) 48 Elk muss sîn egen Sack na de Möl dragen. (Ostfries.) – Bueren, 426; Eichwald, 1631; Frommann, IV, 286, 418; Kern, 1126; Hauskalender, II. 49 Es darf niemand gleich mit einem Sack kommen. – Graf, 154, 87. Hat den Fall im Auge, in welchem die eheliche Güterverbindung nur für die Dauer der Ehe geschlossen und nach dem Tode des einen Gatten dessen Nachlass seinen Erben anheimfällt. Der Sinn des Sprichworts geht nun dahin, dass, wenn der Mann gestorben, dessen Erben billige Rücksicht auf die Witwe nehmen, und nicht sofort in Haus und Hof eindringen, und sie, selbst wenn sie gar nichts mehr davon zu beanspruchen hätte, daraus zu vertreiben. 50 Es denckt ein jeder in seinen sack. – Tappius, 37b u. 70a; Lehmann, II, 126, 107; Eyering, II, 121; Simrock, 8656; Körte, 5151; Körte2, 6450; Marin, 16; Braun, 3682. Jeder sorgt für sein Bestes. Mhd.: Wan yeder man zucht in synen sak. (Muskatblut.) (Zingerle, 126.) Lat.: Intus canere. Aspendius citharoedus. – Suam quisque homo rem meminit. (Erasm., 781 u. 785; Tappius, 37b u. 70a.) 51 Es füllt sich kein Sack im Schlaf. Mhd.: Si (gottes minne) gât niht slâfende in den sac. (Lobgesang.) (Zingerle, 126.) 52 Es geht ein jeder mit seinem Sacke nach der Mühle. – Winckler, XVI, 87. 53 Es greift mancher in einen leeren Sack. – Altmann VI, 391. 54 Es hat mancher einen Sack auf dem Rücken und heisst seinen Nachbar einen Esel. 55 Es ist besser en Sack voll Credit, as en Sack voll Geld hâ. – Tobler, 374. 56 Es ist besser mit einem leeren Sack anfangen als damit aufhören. Holl.: Met een' ledigen zak te beginnen is beter, dan met een' ledigen zak te eindigen. (Harrebomée, II, 490b.) 57 Es ist böss im Sack kauffen. – Petri, II, 257. 58 Es ist kein Sack so böss, er ist noch einer Bitte werth. – Lehmann, II, 144, 186; Simrock, 8647. Holl.: Geen zaak zoo kwaad, of hij is eene bede waard. (Harrebomée, II, 488b.) – Tis gheen sac so quaet, hi en is ener bede waert. (Tunn., 21, 4.) Lat.: Nullus tam pravus saccus, quin est prece dignus. (Fallersleben, 637.) 59 Es ist nie kein sack seiden geworden, ob er wol vol gulden ist. – Franck, II, 89a; Gruter, I, 35; Petri, II, 272; Henisch, 1776, 42; Schottel, 1143a; Lehmann, 509, 13; Körte, 5153. Geld kann wohl adeln, aber nicht edeln. 60 Es ist nie kein sack so vol gewesen, dass nicht noch ein Körnlein were hinein gangen. – Lehmann, 349, 19. Dän.: Ingen sæk saa fuld, at der jo kand gaae et korn i til. (Prov. dan., 475.) Frz.: Le sac ne fut oncques si plein, qu'il n'y entrât bien un grain. (Bohn II, 33; Leroux, I, 57; Kritzinger, 629a.) Holl.: Nooit is de zak zoo vol, of daar kan nog wel een graantje in. (Harrebomée, II, 490b.) It.: No fu mai sacco si pieno che non v'entrasse ancor un grano. (Bohn I, 113.) 61 Es ist nicht in allen Säcken Geld, die zugebunden sind. Lat.: Inveni saccum non plenum saepe ligatum. 62 Es kann nichts aus dem Sack herauskommen, als was darin ist. – Winckler, IX, 62; Lendroy, 1343. Die Entstehung dieses Sprichworts ist nach Lendroy folgende: Prosper Farinaccio war ein ausgezeichneter römischer Advocat um das Jahr 1500. Er wurde aber angeklagt, unhaltbare Rechtssachen zu vertheidigen, weshalb Clemens VIII. ihn absetsen wollte. Seine vielen Freunde verwandten sich für ihn, indem sie eine Aenderung in seinem Verfahren versicherten, woran indess der Papst mit Hindeutung auf den Namen des Angeklagten (Farinaccio = Mehlsäckchen) nicht glauben wollte, indem er sagtc: „Das Mehl ist verdorben und der Sack taugt nichts.“ Wenn das ist, unterbrach ihn Jacques Dary du Perron, der Gesandte Heinrich's IV.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [905]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/919>, abgerufen am 24.11.2024.