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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Ruschen.

Ruschen en Tuschen get (gibt) fledige Busche. (Aachen.)

Ruschen en Tuschen = Handeln und Tauschen; fledig = flätig von Flatt = Kuhmist, Kuhfladen; Busche han = Geld haben, wie im Oesterreichischen = Batzen haben. Busche ist eigentlich die kleinste aachener Kupfermünze, wovon 6 = 1 Mark, 9 Mark = 10 Stüber; 100 Stüber = 1 Conventionsthaler.


Rusches.

* Er hat achtzig Rusches im Ponim. (Jüd.-deutsch. Königsberg.)

Er hat achtzig Geister im Gesicht, sieht sehr gescheit aus.


Ruschewill.

* Er ist ein rechter Ruschewill. - Frischbier2, 3175.

Ein flatterhafter, wilder Mensch. (Hennig, 215.)


Rüschigg (s. Reukauf).

D' Rüschigg geltid au. - Sutermeister, 123.


Rusje.

* Rusje (Streit) mit'nanderkrig'n. - Eichwald, 1612.


Russ.

1 Das sich einer mit russ vnnd Koth besudelt, das kann mann an einem andern nicht abwaschen. - Lehmann, 179, 9.

Wer gefehlt hat, der leide.

2 Der Russ will sich ein Kleid aus weisser Seide machen.

3 Einer wirft mit Russ, der andere mit Koth.

Von zweien, die sich schelten.

4 Fremder Russ macht niemand weiss. - Binder II, 1932.

5 Russ kann man abwischen, aber das Feuer im Herzen kann man nicht löschen.

6 Russ und Kohlen schwärzen einander nicht.

Die Russen: Russ ist Schminke für den Mohren. (Altmann VI, 419.)

Böhm.: Neuspini se saze uhlim. (Celakovsky, 39.)

7 Wenn der Russ an der Pfanne brennt, so gibt's Regen. - Simrock, 12387.

Nach dem Warum muss man nicht fragen.

8 Wenn einer mit russ vnd koth, der ander mit steinen vnd prügeln würfft, ists eine balgerey von zwei Narren. - Lehmann, 590, 16.

9 Wer Russ angreift, macht sich schwarz.

10 Wirfft einer mit Russ, so wirfft der ander mit Koth. - Lehmann, 73, 36.

*11 Er färbt den Russ und verkauft ihn für Weizenmehl.

Er lügt.

*12 Russ fangen.

"Sihe für dich, dass du nicht Russ fangest." (Lehmann, 68, 12.)

*13 Russ mit Kohlen waschen.

*14 "Falle nicht auf Schimpf- und Schmähworte, Böses mit Bösem zu vergelten, nimmermehr wird man Russ mit Kohlen waschen." (Neumeister, Worte der Weisen.)


Russe.

1 Der Russe stiehlt, der Türke zahlt.

Walachisches Sprichwort, das sich auch bei der Besetzung der Walachei 1854 durch Russen und Türken bewährt hat, und daher häufig in Bukarest gehört ward.

2 Die Russen handeln aus Furcht und Zwang, die Triebfeder der Deutschen ist Gehorsam, der Schweizer Neigung zur Ruhe, der Polen Freiheit der Stimme, der Franzosen Ehre des Königs, Ruhm, der Engländer Liebe zur Freiheit. - Witzfunken, VIIc, 114.

Diese Charakterisirung ist aus dem Jahr 1776; und man kann jetzt prüfen, welche Veränderung die Ereignisse des Jahrhunderts im Charakter der genannten Völker hervorgebracht haben.

3 Ein Russe ohne Knut' thut selten gut.

Lat.: Phryx (nonnisi) plagis emendatur. (Erasm., 496; Fischer, 175, 49; Philippi, II, 95; Seybold, 440; Tappius, 126b.) - Phryx plagis melior fit. (Cicero.) (Binder II, 2569; Faselius, 201; Schulblatt, 493; Wiegand, 753.)

4 Hat der Russe die Wurst gehackt, so wird sich schon ein deutscher Magen (Fresser) finden.

Sagen die Russen in Moskau und Umgegend, wo Wurstfresser ein beliebter Schimpfname für die Deutschen ist.

5 In einem Russen stecken drei Juden.

Unter dem Zaren Iwan Wassiljewitsch wurden die Juden aus Russland vertrieben. Als Peter der Grosse [Spaltenumbruch] sich zu Amsterdam aufhielt, hatten sie es bald weg, dass er dem dortigen Bürgermeister Witsen sehr wohl wollte, und gingen daher diesen an, dem Zar die Bitte vorzutragen, ihnen zu erlauben, sich wieder in Russland niederzulassen und Handel zu treiben, wofür sie hunderttausend Gulden zu zahlen versprachen. Peter aber, dem es noch nicht an der Zeit war, antwortete: "Mein lieber Witsen, ich muss diese Bitte den Juden um ihrer selbst willen abschlagen. Zwar stehen sie allgemein in dem Rufe, dass sie die ganze Welt in Handel und Wandel zu überlisten fähig seien; aber ich kenne meine Russen; bei diesen würden sie doch zu kurz kommen." (Wagenseil, 127, 219.) In einem andern Sprichwort macht sich das Selbstgefühl der Russen dem Polen gegenüber geltend, indem es sagt: Eines Russen Haar wiegt einen halben Polen auf. (Altmann VI, 508.)

6 Wenn man einen Russen kratzt, so brummt (antwortet) ein Bär.

Etwas höflicher sagen die Franzosen: Kratze einen Russen, so kommt ein Tatar zum Vorschein: Grattez le Russe, vous trouverez le Tartare. Das Journal des Debats wandte (Ende September 1872) das Sprichwort auf Gambetta und seine zur Zeit stattfindende, von radicalen Reden begleitete Rundreise an. Mit demselben Recht, sagen die Debats, könne man sagen: Kratze an einem Demagogen, so entdeckst du einen Sklaven und einen Tyrannen; einen Sklaven, weil er als Parteiführer sich nicht selbst gehört, einen Tyrannen, weil Sklaven und Tyrannen derselben Rasse angehören und einer vom andern lebt. (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 464.)

*7 Da denkt kein Russe dran.

Lieblingswort berliner Gassenjungen.


Rüssel.

1 Gleiche Rüssel suchen gleichen Salat. - Herberger, Hertzpostille, I, 2, 685.

*2 Den unsaubern Rüssel an einem reiben. - Schottel, 1117a.

*3 Die Rüssel auffwerffen. - Luther's Tischr., 12a.

Um nach Thalern zu scharren.

*4 Er stiess sein Rüssel in alle Winkel. - Nas, 312b.


Russig.

Mach' mich nicht russig, sagte die Pfanne zum Kessel. - Eiselein, 508.


Russland.

Russland lebt, auch wenn der Zar stirbt. - Altmann VI, 422.


Rusteln.

Wo wat is, doa rustelt wat. (Ukermark.)

Ein Bauer warf beim Aufwarten bei Tische einen mit Kohl gefüllten Teller entzwei, und tröstete sich mit dem vorstehenden Sprichwort.


Rüsten.

1 Das Rüsten wird bezahlt, aber das Herunterfallen nicht. (Niederlausitz.)

Sprichwort von Baumeistern, womit sie zu gutem Rüsten auffordern.

2 Man soll immer gerüstet sein.

Frz.: L'en se doit toujours guetter du mal. (Leroux, II, 256.)

3 Man soll sich lang rüsten, so siegt man dester eh. - Franck, I, 67b; Lehmann, II, 404, 61.

Lat.: Diu apparandum est bellum, ut vincas celerius. (Franck, I, 67b.)

4 Was nützt das Rüsten, wenn man kein Geld (keine Kraft) zum Bauen hat.

In Aegypten lässt man sprichwörtlich jemand, der ungeachtet aller Unterstützung zu einem Geschäft untauglich ist, sagen: Sie rüsteten mich, sie gürteten mich, aber ich habe zum Kampfe keine Kraft. (Burckhardt, 343.)

*5 Du bist auf mich gerüstet wie die Stargarschen auf dem Stramehl1.

1) Ein Dorf, welches von den Stargardern einst zur herzoglichen Zeit in Ordnung gebracht wurde. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 28.)


Rüster.

Besser eine Rüster im Wein als im Epheu zu sein.

Lat.: Praestat vineae ulmum esse quam hederae. (Bovill, I, 133.)


Rusticus.

Rusticus est quasi Rind, nisi quod sibi cornua desint. - Frischbier2, 3176.

Befindet sich in: Rundrauss von Wahrendorff's List- und Lebensbeschreibung des schalkhaftigen und betrüglichen Bauernstandes so im Jahr 1682 herausgegeben ist.


Rüstkammer.

* Aus Kaiser Karl's Rüstkammer.


Raute.

Grote Raut'n, lütje Taut'n. (Süderdithmarschen.)

Grosse Fensterscheiben, kleine Düten.


[Spaltenumbruch]
Ruschen.

Ruschen en Tuschen get (gibt) fledige Busche. (Aachen.)

Ruschen en Tuschen = Handeln und Tauschen; fledig = flätig von Flatt = Kuhmist, Kuhfladen; Busche han = Geld haben, wie im Oesterreichischen = Batzen haben. Busche ist eigentlich die kleinste aachener Kupfermünze, wovon 6 = 1 Mark, 9 Mark = 10 Stüber; 100 Stüber = 1 Conventionsthaler.


Rusches.

* Er hat achtzig Rusches im Ponim. (Jüd.-deutsch. Königsberg.)

Er hat achtzig Geister im Gesicht, sieht sehr gescheit aus.


Ruschewill.

* Er ist ein rechter Ruschewill.Frischbier2, 3175.

Ein flatterhafter, wilder Mensch. (Hennig, 215.)


Rüschigg (s. Reukauf).

D' Rüschigg geltid au.Sutermeister, 123.


Rusje.

* Rusje (Streit) mit'nanderkrig'n.Eichwald, 1612.


Russ.

1 Das sich einer mit russ vnnd Koth besudelt, das kann mann an einem andern nicht abwaschen.Lehmann, 179, 9.

Wer gefehlt hat, der leide.

2 Der Russ will sich ein Kleid aus weisser Seide machen.

3 Einer wirft mit Russ, der andere mit Koth.

Von zweien, die sich schelten.

4 Fremder Russ macht niemand weiss.Binder II, 1932.

5 Russ kann man abwischen, aber das Feuer im Herzen kann man nicht löschen.

6 Russ und Kohlen schwärzen einander nicht.

Die Russen: Russ ist Schminke für den Mohren. (Altmann VI, 419.)

Böhm.: Neušpiní se saze uhlím. (Čelakovsky, 39.)

7 Wenn der Russ an der Pfanne brennt, so gibt's Regen.Simrock, 12387.

Nach dem Warum muss man nicht fragen.

8 Wenn einer mit russ vnd koth, der ander mit steinen vnd prügeln würfft, ists eine balgerey von zwei Narren.Lehmann, 590, 16.

9 Wer Russ angreift, macht sich schwarz.

10 Wirfft einer mit Russ, so wirfft der ander mit Koth.Lehmann, 73, 36.

*11 Er färbt den Russ und verkauft ihn für Weizenmehl.

Er lügt.

*12 Russ fangen.

„Sihe für dich, dass du nicht Russ fangest.“ (Lehmann, 68, 12.)

*13 Russ mit Kohlen waschen.

*14 „Falle nicht auf Schimpf- und Schmähworte, Böses mit Bösem zu vergelten, nimmermehr wird man Russ mit Kohlen waschen.“ (Neumeister, Worte der Weisen.)


Russe.

1 Der Russe stiehlt, der Türke zahlt.

Walachisches Sprichwort, das sich auch bei der Besetzung der Walachei 1854 durch Russen und Türken bewährt hat, und daher häufig in Bukarest gehört ward.

2 Die Russen handeln aus Furcht und Zwang, die Triebfeder der Deutschen ist Gehorsam, der Schweizer Neigung zur Ruhe, der Polen Freiheit der Stimme, der Franzosen Ehre des Königs, Ruhm, der Engländer Liebe zur Freiheit.Witzfunken, VIIc, 114.

Diese Charakterisirung ist aus dem Jahr 1776; und man kann jetzt prüfen, welche Veränderung die Ereignisse des Jahrhunderts im Charakter der genannten Völker hervorgebracht haben.

3 Ein Russe ohne Knut' thut selten gut.

Lat.: Phryx (nonnisi) plagis emendatur. (Erasm., 496; Fischer, 175, 49; Philippi, II, 95; Seybold, 440; Tappius, 126b.) – Phryx plagis melior fit. (Cicero.) (Binder II, 2569; Faselius, 201; Schulblatt, 493; Wiegand, 753.)

4 Hat der Russe die Wurst gehackt, so wird sich schon ein deutscher Magen (Fresser) finden.

Sagen die Russen in Moskau und Umgegend, wo Wurstfresser ein beliebter Schimpfname für die Deutschen ist.

5 In einem Russen stecken drei Juden.

Unter dem Zaren Iwan Wassiljewitsch wurden die Juden aus Russland vertrieben. Als Peter der Grosse [Spaltenumbruch] sich zu Amsterdam aufhielt, hatten sie es bald weg, dass er dem dortigen Bürgermeister Witsen sehr wohl wollte, und gingen daher diesen an, dem Zar die Bitte vorzutragen, ihnen zu erlauben, sich wieder in Russland niederzulassen und Handel zu treiben, wofür sie hunderttausend Gulden zu zahlen versprachen. Peter aber, dem es noch nicht an der Zeit war, antwortete: „Mein lieber Witsen, ich muss diese Bitte den Juden um ihrer selbst willen abschlagen. Zwar stehen sie allgemein in dem Rufe, dass sie die ganze Welt in Handel und Wandel zu überlisten fähig seien; aber ich kenne meine Russen; bei diesen würden sie doch zu kurz kommen.“ (Wagenseil, 127, 219.) In einem andern Sprichwort macht sich das Selbstgefühl der Russen dem Polen gegenüber geltend, indem es sagt: Eines Russen Haar wiegt einen halben Polen auf. (Altmann VI, 508.)

6 Wenn man einen Russen kratzt, so brummt (antwortet) ein Bär.

Etwas höflicher sagen die Franzosen: Kratze einen Russen, so kommt ein Tatar zum Vorschein: Grattez le Russe, vous trouverez le Tartare. Das Journal des Debats wandte (Ende September 1872) das Sprichwort auf Gambetta und seine zur Zeit stattfindende, von radicalen Reden begleitete Rundreise an. Mit demselben Recht, sagen die Debats, könne man sagen: Kratze an einem Demagogen, so entdeckst du einen Sklaven und einen Tyrannen; einen Sklaven, weil er als Parteiführer sich nicht selbst gehört, einen Tyrannen, weil Sklaven und Tyrannen derselben Rasse angehören und einer vom andern lebt. (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 464.)

*7 Da denkt kein Russe dran.

Lieblingswort berliner Gassenjungen.


Rüssel.

1 Gleiche Rüssel suchen gleichen Salat.Herberger, Hertzpostille, I, 2, 685.

*2 Den unsaubern Rüssel an einem reiben.Schottel, 1117a.

*3 Die Rüssel auffwerffen.Luther's Tischr., 12a.

Um nach Thalern zu scharren.

*4 Er stiess sein Rüssel in alle Winkel.Nas, 312b.


Russig.

Mach' mich nicht russig, sagte die Pfanne zum Kessel.Eiselein, 508.


Russland.

Russland lebt, auch wenn der Zar stirbt.Altmann VI, 422.


Rusteln.

Wo wat is, doa rustelt wat. (Ukermark.)

Ein Bauer warf beim Aufwarten bei Tische einen mit Kohl gefüllten Teller entzwei, und tröstete sich mit dem vorstehenden Sprichwort.


Rüsten.

1 Das Rüsten wird bezahlt, aber das Herunterfallen nicht. (Niederlausitz.)

Sprichwort von Baumeistern, womit sie zu gutem Rüsten auffordern.

2 Man soll immer gerüstet sein.

Frz.: L'en se doit toujours guetter du mal. (Leroux, II, 256.)

3 Man soll sich lang rüsten, so siegt man dester eh.Franck, I, 67b; Lehmann, II, 404, 61.

Lat.: Diu apparandum est bellum, ut vincas celerius. (Franck, I, 67b.)

4 Was nützt das Rüsten, wenn man kein Geld (keine Kraft) zum Bauen hat.

In Aegypten lässt man sprichwörtlich jemand, der ungeachtet aller Unterstützung zu einem Geschäft untauglich ist, sagen: Sie rüsteten mich, sie gürteten mich, aber ich habe zum Kampfe keine Kraft. (Burckhardt, 343.)

*5 Du bist auf mich gerüstet wie die Stargarschen auf dem Stramehl1.

1) Ein Dorf, welches von den Stargardern einst zur herzoglichen Zeit in Ordnung gebracht wurde. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 28.)


Rüster.

Besser eine Rüster im Wein als im Epheu zu sein.

Lat.: Praestat vineae ulmum esse quam hederae. (Bovill, I, 133.)


Rusticus.

Rusticus est quasi Rind, nisi quod sibi cornua desint.Frischbier2, 3176.

Befindet sich in: Rundrauss von Wahrendorff's List- und Lebensbeschreibung des schalkhaftigen und betrüglichen Bauernstandes so im Jahr 1682 herausgegeben ist.


Rüstkammer.

* Aus Kaiser Karl's Rüstkammer.


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Grote Rût'n, lütje Tût'n. (Süderdithmarschen.)

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[[889]/0903] Ruschen. Ruschen en Tuschen get (gibt) fledige Busche. (Aachen.) Ruschen en Tuschen = Handeln und Tauschen; fledig = flätig von Flatt = Kuhmist, Kuhfladen; Busche han = Geld haben, wie im Oesterreichischen = Batzen haben. Busche ist eigentlich die kleinste aachener Kupfermünze, wovon 6 = 1 Mark, 9 Mark = 10 Stüber; 100 Stüber = 1 Conventionsthaler. Rusches. * Er hat achtzig Rusches im Ponim. (Jüd.-deutsch. Königsberg.) Er hat achtzig Geister im Gesicht, sieht sehr gescheit aus. Ruschewill. * Er ist ein rechter Ruschewill. – Frischbier2, 3175. Ein flatterhafter, wilder Mensch. (Hennig, 215.) Rüschigg (s. Reukauf). D' Rüschigg geltid au. – Sutermeister, 123. Rusje. * Rusje (Streit) mit'nanderkrig'n. – Eichwald, 1612. Russ. 1 Das sich einer mit russ vnnd Koth besudelt, das kann mann an einem andern nicht abwaschen. – Lehmann, 179, 9. Wer gefehlt hat, der leide. 2 Der Russ will sich ein Kleid aus weisser Seide machen. 3 Einer wirft mit Russ, der andere mit Koth. 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Er lügt. *12 Russ fangen. „Sihe für dich, dass du nicht Russ fangest.“ (Lehmann, 68, 12.) *13 Russ mit Kohlen waschen. *14 „Falle nicht auf Schimpf- und Schmähworte, Böses mit Bösem zu vergelten, nimmermehr wird man Russ mit Kohlen waschen.“ (Neumeister, Worte der Weisen.) Russe. 1 Der Russe stiehlt, der Türke zahlt. Walachisches Sprichwort, das sich auch bei der Besetzung der Walachei 1854 durch Russen und Türken bewährt hat, und daher häufig in Bukarest gehört ward. 2 Die Russen handeln aus Furcht und Zwang, die Triebfeder der Deutschen ist Gehorsam, der Schweizer Neigung zur Ruhe, der Polen Freiheit der Stimme, der Franzosen Ehre des Königs, Ruhm, der Engländer Liebe zur Freiheit. – Witzfunken, VIIc, 114. Diese Charakterisirung ist aus dem Jahr 1776; und man kann jetzt prüfen, welche Veränderung die Ereignisse des Jahrhunderts im Charakter der genannten Völker hervorgebracht haben. 3 Ein Russe ohne Knut' thut selten gut. Lat.: Phryx (nonnisi) plagis emendatur. (Erasm., 496; Fischer, 175, 49; Philippi, II, 95; Seybold, 440; Tappius, 126b.) – Phryx plagis melior fit. (Cicero.) (Binder II, 2569; Faselius, 201; Schulblatt, 493; Wiegand, 753.) 4 Hat der Russe die Wurst gehackt, so wird sich schon ein deutscher Magen (Fresser) finden. Sagen die Russen in Moskau und Umgegend, wo Wurstfresser ein beliebter Schimpfname für die Deutschen ist. 5 In einem Russen stecken drei Juden. Unter dem Zaren Iwan Wassiljewitsch wurden die Juden aus Russland vertrieben. Als Peter der Grosse sich zu Amsterdam aufhielt, hatten sie es bald weg, dass er dem dortigen Bürgermeister Witsen sehr wohl wollte, und gingen daher diesen an, dem Zar die Bitte vorzutragen, ihnen zu erlauben, sich wieder in Russland niederzulassen und Handel zu treiben, wofür sie hunderttausend Gulden zu zahlen versprachen. Peter aber, dem es noch nicht an der Zeit war, antwortete: „Mein lieber Witsen, ich muss diese Bitte den Juden um ihrer selbst willen abschlagen. Zwar stehen sie allgemein in dem Rufe, dass sie die ganze Welt in Handel und Wandel zu überlisten fähig seien; aber ich kenne meine Russen; bei diesen würden sie doch zu kurz kommen.“ (Wagenseil, 127, 219.) In einem andern Sprichwort macht sich das Selbstgefühl der Russen dem Polen gegenüber geltend, indem es sagt: Eines Russen Haar wiegt einen halben Polen auf. (Altmann VI, 508.) 6 Wenn man einen Russen kratzt, so brummt (antwortet) ein Bär. Etwas höflicher sagen die Franzosen: Kratze einen Russen, so kommt ein Tatar zum Vorschein: Grattez le Russe, vous trouverez le Tartare. Das Journal des Debats wandte (Ende September 1872) das Sprichwort auf Gambetta und seine zur Zeit stattfindende, von radicalen Reden begleitete Rundreise an. Mit demselben Recht, sagen die Debats, könne man sagen: Kratze an einem Demagogen, so entdeckst du einen Sklaven und einen Tyrannen; einen Sklaven, weil er als Parteiführer sich nicht selbst gehört, einen Tyrannen, weil Sklaven und Tyrannen derselben Rasse angehören und einer vom andern lebt. (Schles. Zeitung, 1872, Nr. 464.) *7 Da denkt kein Russe dran. Lieblingswort berliner Gassenjungen. Rüssel. 1 Gleiche Rüssel suchen gleichen Salat. – Herberger, Hertzpostille, I, 2, 685. *2 Den unsaubern Rüssel an einem reiben. – Schottel, 1117a. *3 Die Rüssel auffwerffen. – Luther's Tischr., 12a. Um nach Thalern zu scharren. *4 Er stiess sein Rüssel in alle Winkel. – Nas, 312b. Russig. Mach' mich nicht russig, sagte die Pfanne zum Kessel. – Eiselein, 508. Russland. Russland lebt, auch wenn der Zar stirbt. – Altmann VI, 422. Rusteln. Wo wat is, doa rustelt wat. (Ukermark.) Ein Bauer warf beim Aufwarten bei Tische einen mit Kohl gefüllten Teller entzwei, und tröstete sich mit dem vorstehenden Sprichwort. Rüsten. 1 Das Rüsten wird bezahlt, aber das Herunterfallen nicht. (Niederlausitz.) Sprichwort von Baumeistern, womit sie zu gutem Rüsten auffordern. 2 Man soll immer gerüstet sein. Frz.: L'en se doit toujours guetter du mal. (Leroux, II, 256.) 3 Man soll sich lang rüsten, so siegt man dester eh. – Franck, I, 67b; Lehmann, II, 404, 61. Lat.: Diu apparandum est bellum, ut vincas celerius. (Franck, I, 67b.) 4 Was nützt das Rüsten, wenn man kein Geld (keine Kraft) zum Bauen hat. In Aegypten lässt man sprichwörtlich jemand, der ungeachtet aller Unterstützung zu einem Geschäft untauglich ist, sagen: Sie rüsteten mich, sie gürteten mich, aber ich habe zum Kampfe keine Kraft. (Burckhardt, 343.) *5 Du bist auf mich gerüstet wie die Stargarschen auf dem Stramehl1. 1) Ein Dorf, welches von den Stargardern einst zur herzoglichen Zeit in Ordnung gebracht wurde. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, S. 28.) Rüster. Besser eine Rüster im Wein als im Epheu zu sein. Lat.: Praestat vineae ulmum esse quam hederae. (Bovill, I, 133.) Rusticus. Rusticus est quasi Rind, nisi quod sibi cornua desint. – Frischbier2, 3176. Befindet sich in: Rundrauss von Wahrendorff's List- und Lebensbeschreibung des schalkhaftigen und betrüglichen Bauernstandes so im Jahr 1682 herausgegeben ist. Rüstkammer. * Aus Kaiser Karl's Rüstkammer. Rûte. Grote Rût'n, lütje Tût'n. (Süderdithmarschen.) Grosse Fensterscheiben, kleine Düten.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [889]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/903>, abgerufen am 23.11.2024.