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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 2 Das gibt die Ritterschaft gar nicht zu, sagte der Junker, als der Bauer betete: Vater im Himmelreich, der du uns machest alle gleich. - Witzfunken, VII, 37a.

3 Geborene Ritterschaft ist ehrlicher als gewählte. - Graf, 34, 83; Klingen, 19b, 2.

Gegen die Neuverleihung des Adels, die zu allen Zeiten mit mistrauischen Augen betrachtet worden ist.

Mhd.: Der geborne ist edeler wen der gekorne. (Daniels, 216, 7.)

4 Ritterschaft ist keine Sünde. - Graf, 390, 577.

Das Recht der Nothwehr schützt nicht blos den, der von einem rechtswidrigen Angriffe bedroht war, sondern auch der kann sich darauf berufen, der diesem ritterlichen Beistand geleistet hat. Wer nicht um eiteln Ruhmes willen ficht und sticht, sondern zum Schutze des gemeinen Besten, der sündigt oder verletzt das Recht nicht.

Mhd.: Unde darumme so ist ritterschaft nicht sunde. (Homeyer, 254.)

5 Ritterschaft mehrt und mindert des Mannes Adel nicht.

Um die Zeit der Kreuzzüge, als das Faustrecht wucherte, traten edle Männer mit dem Entschluss zusammen, die Schwachen und Friedliebenden durch vereinigte Kraft zu schützen. So entstand das aus den Schöffenbarfreien (s. Freiheit 57 u. 58) erwachsene Ritterthum, nicht als besonderer Stand, sondern durch alle Vollfreien gehend und nichts am Geburtsstande ändernd.

Mhd.: Die ritterschaft die merit noch ne minrit des mannis edilcheit. (Köhler, I, 441, 26.)

6 Ritterschaft will Arbeit haben. - Simrock, 8478.


Rittersmann.

Soll einer ein Rittersmann werden, so beschert ihm Gott ein pferd.

"Sagt man: Ad equi tandem quiritur egunt." (Mathesius, Historia Jesu, LVIb.)


Rittersrecht.

Rittersrecht ist anders denn Bawernrecht. - Klingen, 16b, 1; Graf, 31, 34.


Rittersweib.

Rittersweib hat Rittersehre(-recht). - Hertius, II, 107; Eisenhart, 122; Eiselein, 530; Hillebrand, 31, 40; Estor, I, 297; Pistor., I, 76; Sailer, 254; Simrock, 8479; Graf, 140, 14.

Nach diesem Sprichwort nehmen die adelichen Frauen an den Rechten und der Ehre, die dem Stande ihrer Männer zukommt, theil. Die Frage, ob auch Frauen geringern Standes, wenn sie an einen Adelichen verheirathet sind, die Vorzüge des Adels zu geniessen haben, mag zu diesem Sprichwort Veranlassung gegeben haben. Aber schon die Glosse zum sächs. Landrecht (Bd. 3, Art. 45, §. 3) sagt: "Wisse des mannes ehre zieret oder schmücket das weib, und er adelt sie, sintemahl sie sein genossin wird an allen seinen Rechten alsbald sie in sein bette tritt." So allgemein gilt der Satz aber nicht, wenn Misheirathen gemeinrechtlich auch nur noch beim hohen Adel vorkommen, da die niedriger geborene Frau den Stand, Titel und Wappen des Gemahls nicht theilt, auch auf herkömmliches Witthum keinen Anspruch hat. Bei den übrigen Geburtsständen sind in dieser Beziehung mildere Grundsätze durchgedrungen. Ritters Weib hat Ritters Recht auch wenn sie eine Bauerntochter sein sollte. (Vgl. Hillebrand, 31, 40.)


Ritterzehrung.

* Vmb eine Ritterzehrung bitten. - Mathesy, II, 170b; Theatrum Diabolorum, 342a.


Rittlein.

* Ein Ritlein, das viel gekostet.

"Welches Ritlein (Angelegenheit, Stücklein, vielleicht auch Fieberschauer?) der Stadt ein ziemliches gekostet." (Friedeberg, II, 45.)


Ritzchen.

* Dat Rötzke vertitt söck. - Frischbier2, 3152.

Das Ritzchen verzieht sich, d. i. der kleine Schaden heilt sich selbst.


Ritze.

*1 Auf die Ritze hauen. - Frischbier2, 3149.

Glück haben beim Kartenspiel. Nach dem Volksglauben pflegt ein Spieler, der mit der Fuge der Tischplatte in einer Richtung sitzt, also beim Ausspielen "auf die Ritze haut", zu gewinnen.

*2 Er ist in die Ritze geschorrt. - Frischbier2, 3150.

In dem Sinne von Häcksel 5.

*3 Kom, wie beide wölle opp da Rötz (Ritze in der Tischplatte) hau'n. (Königsberg.)

Wird von Verlierenden beim Kartenspiel gebraucht.

*4 Längs der Ritze gehen. - Frischbier2, 3151.

Der Betrunkene, wenn er sehen will, ob er die Richtungslinie verloren habe.


[Spaltenumbruch]
Riviöner.

* Er ist ein Riviöner. (S. Löffelschleifer.) - Sutermeister, 71.


Riwe.

* He is so riwe1 as Jan Behrens, de let en Nösedrüppel inne Gribbelgrabbel2 fallen. - Eichwald, 118; Frommann, V, 523, 565; Goldschmidt, 40.

1) Als Adjectiv: nicht blöde, dreist, schnell, entschlossen, verschwenderisch: ferner: oft vorkommend, in Menge vorhanden; endlich: leicht zu spalten, leicht zerbrechlich. Als Adverbium, reichlich, ohne Anstoss, mit Leichtigkeit, ohne alle Unterbrechung, rein, gänzlich. (Schamb. Wb.)

2) Wildem Greifen und Haschen, wie nach Gelde, was in die Menge ausgeworfen wird, gripsgrapsen.


Robach.

* Der hat e Robach gemacht. (Jüd.-deutsch.)

Hat einen Gewinn, Profit gemacht.


Robbe.

1 Die eigene Robbe ist besser als das fremde Walross. (Wiburg.)

2 Robben is en goden Fisch, wenn nicks anders to hebben is. - Diermissen, 134.


Robot.

Grosser Robot (Hofedienst) und kleiner Käse. (Wend. Lausitz.)


Robunten.

* Einen mit Robunten schüchtern.

"Also spielet der Pabst mit unsern elenden Gewissen, als were es ein Kinderspiel, die man mit Putzen und Robunten schüchtert." (Luther's Werke, I, 526.)


Roche.

1 Wäre der Roch' auch noch hässlicher im Meer, er erhöbe den Schwanz auf zur Wehr.

2 Wenn der Roche noch garstiger wäre, er soll an Bord kommen.


Rochlitz.

Rochlitz steht auf Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold, der Galgen auf Silber. - Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.


Rochus.

1 Befel es S. Rochus, der hat jetzo nichts zu schaffen. - Lehmann, 719, 27.

2 Da S. Rochus kam, ward S. Anthonies vergessen. - Agricola II, 168.

*3 Es ist St. Rochus mit seinem Hund.

Holl.: Het is Sint Rochus met zijnen hond. (Harrebomee, II, 269b.)


Rocher.

* Ein Rocher von Bronze.

Diese Redensart gehört Friedrich Wilhelm I. von Preussen an und erinnert an eine der jetzigen ähnliche Zeit des Kampfes der preussischen Staatsregierung; wie jetzt gegen die ultramontane Priestergewalt, so damals gegen die Herrschaft der "kleinen Herren", welche unter andern Vorrechten auch das der Steuerfreiheit beanspruchten. Der König setzte aber die Besteuerung des Adels durch. Die Betroffenen boten alles auf, um den Entschluss des Königs zu ändern. Der Generalfeldmarschall Graf Alex. Dohna stattete als Marschall der Stände Preussens über die neue Besteuerung einen Bericht ab, in welchem die Worte vorkamen: "Tout le pays sera ruine." (Das ganze Land wird ruinirt werden.) Diesen Worten fügte der König folgende Randbemerkung bei: "Tout le pays sera ruine? Nihil kredo; aber das kredo, dass die Junckers ihre Autorität, Nie pozwolam wird ruinirt werden. Ich stabilire die Souveränetät wie einen Rocher von Bronze." Mit den Worten "Nie pozwolam" (d. i. ich erlaube nicht) stand es nämlich jedem einzelnen Mitgliede des polnischen Reichstags frei, einen Beschluss zu verhindern. (Vgl. Büchmann, 187.)


Rock.

1 Am Rock erkennt man den Müller.

Die Russen: Man merkt es einem am Rocke an, wer ein Müller ist. (Altmann VI, 441.)

2 An einem schwarzen Rocke sieht man die kleinste Faser.

Eine Nachlässigkeit des Hirten verdirbt die ganze Heerde. Der geringste Fehler im geistlichen Stande gebiert die unverzeihlichsten Sünden im bürgerlichen.

3 Ass ick minen Rock holl, sitt he in de Foll. (Mecklenburg.) - Günther, III.

Wie man sich den Rock hält, so sitzt er.

4 Auf dem schwarzen Rocke sieht man jedes Stäublein.

Holl.: Op een zwarten rok ziet men zoo ligt een wit pluisje. (Harrebomee, II, 227a.)

[Spaltenumbruch] 2 Das gibt die Ritterschaft gar nicht zu, sagte der Junker, als der Bauer betete: Vater im Himmelreich, der du uns machest alle gleich.Witzfunken, VII, 37a.

3 Geborene Ritterschaft ist ehrlicher als gewählte.Graf, 34, 83; Klingen, 19b, 2.

Gegen die Neuverleihung des Adels, die zu allen Zeiten mit mistrauischen Augen betrachtet worden ist.

Mhd.: Der geborne ist edeler wen der gekorne. (Daniels, 216, 7.)

4 Ritterschaft ist keine Sünde.Graf, 390, 577.

Das Recht der Nothwehr schützt nicht blos den, der von einem rechtswidrigen Angriffe bedroht war, sondern auch der kann sich darauf berufen, der diesem ritterlichen Beistand geleistet hat. Wer nicht um eiteln Ruhmes willen ficht und sticht, sondern zum Schutze des gemeinen Besten, der sündigt oder verletzt das Recht nicht.

Mhd.: Unde darumme so ist ritterschaft nicht sunde. (Homeyer, 254.)

5 Ritterschaft mehrt und mindert des Mannes Adel nicht.

Um die Zeit der Kreuzzüge, als das Faustrecht wucherte, traten edle Männer mit dem Entschluss zusammen, die Schwachen und Friedliebenden durch vereinigte Kraft zu schützen. So entstand das aus den Schöffenbarfreien (s. Freiheit 57 u. 58) erwachsene Ritterthum, nicht als besonderer Stand, sondern durch alle Vollfreien gehend und nichts am Geburtsstande ändernd.

Mhd.: Die ritterschaft die merit noch ne minrit des mannis edilcheit. (Köhler, I, 441, 26.)

6 Ritterschaft will Arbeit haben.Simrock, 8478.


Rittersmann.

Soll einer ein Rittersmann werden, so beschert ihm Gott ein pferd.

„Sagt man: Ad equi tandem quiritur egunt.“ (Mathesius, Historia Jesu, LVIb.)


Rittersrecht.

Rittersrecht ist anders denn Bawernrecht.Klingen, 16b, 1; Graf, 31, 34.


Rittersweib.

Rittersweib hat Rittersehre(-recht).Hertius, II, 107; Eisenhart, 122; Eiselein, 530; Hillebrand, 31, 40; Estor, I, 297; Pistor., I, 76; Sailer, 254; Simrock, 8479; Graf, 140, 14.

Nach diesem Sprichwort nehmen die adelichen Frauen an den Rechten und der Ehre, die dem Stande ihrer Männer zukommt, theil. Die Frage, ob auch Frauen geringern Standes, wenn sie an einen Adelichen verheirathet sind, die Vorzüge des Adels zu geniessen haben, mag zu diesem Sprichwort Veranlassung gegeben haben. Aber schon die Glosse zum sächs. Landrecht (Bd. 3, Art. 45, §. 3) sagt: „Wisse des mannes ehre zieret oder schmücket das weib, und er adelt sie, sintemahl sie sein genossin wird an allen seinen Rechten alsbald sie in sein bette tritt.“ So allgemein gilt der Satz aber nicht, wenn Misheirathen gemeinrechtlich auch nur noch beim hohen Adel vorkommen, da die niedriger geborene Frau den Stand, Titel und Wappen des Gemahls nicht theilt, auch auf herkömmliches Witthum keinen Anspruch hat. Bei den übrigen Geburtsständen sind in dieser Beziehung mildere Grundsätze durchgedrungen. Ritters Weib hat Ritters Recht auch wenn sie eine Bauerntochter sein sollte. (Vgl. Hillebrand, 31, 40.)


Ritterzehrung.

* Vmb eine Ritterzehrung bitten.Mathesy, II, 170b; Theatrum Diabolorum, 342a.


Rittlein.

* Ein Ritlein, das viel gekostet.

„Welches Ritlein (Angelegenheit, Stücklein, vielleicht auch Fieberschauer?) der Stadt ein ziemliches gekostet.“ (Friedeberg, II, 45.)


Ritzchen.

* Dat Rötzke vertitt söck.Frischbier2, 3152.

Das Ritzchen verzieht sich, d. i. der kleine Schaden heilt sich selbst.


Ritze.

*1 Auf die Ritze hauen.Frischbier2, 3149.

Glück haben beim Kartenspiel. Nach dem Volksglauben pflegt ein Spieler, der mit der Fuge der Tischplatte in einer Richtung sitzt, also beim Ausspielen „auf die Ritze haut“, zu gewinnen.

*2 Er ist in die Ritze geschorrt.Frischbier2, 3150.

In dem Sinne von Häcksel 5.

*3 Kom, wie beide wölle opp da Rötz (Ritze in der Tischplatte) hau'n. (Königsberg.)

Wird von Verlierenden beim Kartenspiel gebraucht.

*4 Längs der Ritze gehen.Frischbier2, 3151.

Der Betrunkene, wenn er sehen will, ob er die Richtungslinie verloren habe.


[Spaltenumbruch]
Riviöner.

* Er ist ein Riviöner. (S. Löffelschleifer.) – Sutermeister, 71.


Riwe.

* He is so riwe1 as Jan Behrens, de lêt en Nösedrüppel inne Gribbelgrabbel2 fallen.Eichwald, 118; Frommann, V, 523, 565; Goldschmidt, 40.

1) Als Adjectiv: nicht blöde, dreist, schnell, entschlossen, verschwenderisch: ferner: oft vorkommend, in Menge vorhanden; endlich: leicht zu spalten, leicht zerbrechlich. Als Adverbium, reichlich, ohne Anstoss, mit Leichtigkeit, ohne alle Unterbrechung, rein, gänzlich. (Schamb. Wb.)

2) Wildem Greifen und Haschen, wie nach Gelde, was in die Menge ausgeworfen wird, gripsgrapsen.


Robach.

* Der hat e Robach gemacht. (Jüd.-deutsch.)

Hat einen Gewinn, Profit gemacht.


Robbe.

1 Die eigene Robbe ist besser als das fremde Walross. (Wiburg.)

2 Robben is en goden Fisch, wenn nicks anders to hebben is.Diermissen, 134.


Robot.

Grosser Robot (Hofedienst) und kleiner Käse. (Wend. Lausitz.)


Robunten.

* Einen mit Robunten schüchtern.

„Also spielet der Pabst mit unsern elenden Gewissen, als were es ein Kinderspiel, die man mit Putzen und Robunten schüchtert.“ (Luther's Werke, I, 526.)


Roche.

1 Wäre der Roch' auch noch hässlicher im Meer, er erhöbe den Schwanz auf zur Wehr.

2 Wenn der Roche noch garstiger wäre, er soll an Bord kommen.


Rochlitz.

Rochlitz steht auf Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold, der Galgen auf Silber.Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552.


Rochus.

1 Befel es S. Rochus, der hat jetzo nichts zu schaffen.Lehmann, 719, 27.

2 Da S. Rochus kam, ward S. Anthonies vergessen.Agricola II, 168.

*3 Es ist St. Rochus mit seinem Hund.

Holl.: Het is Sint Rochus met zijnen hond. (Harrebomée, II, 269b.)


Rocher.

* Ein Rocher von Bronze.

Diese Redensart gehört Friedrich Wilhelm I. von Preussen an und erinnert an eine der jetzigen ähnliche Zeit des Kampfes der preussischen Staatsregierung; wie jetzt gegen die ultramontane Priestergewalt, so damals gegen die Herrschaft der „kleinen Herren“, welche unter andern Vorrechten auch das der Steuerfreiheit beanspruchten. Der König setzte aber die Besteuerung des Adels durch. Die Betroffenen boten alles auf, um den Entschluss des Königs zu ändern. Der Generalfeldmarschall Graf Alex. Dohna stattete als Marschall der Stände Preussens über die neue Besteuerung einen Bericht ab, in welchem die Worte vorkamen: „Tout le pays sera ruiné.“ (Das ganze Land wird ruinirt werden.) Diesen Worten fügte der König folgende Randbemerkung bei: „Tout le pays sera ruiné? Nihil kredo; aber das kredo, dass die Junckers ihre Autorität, Nie pozwolam wird ruinirt werden. Ich stabilire die Souveränetät wie einen Rocher von Bronze.“ Mit den Worten „Nie pozwolam“ (d. i. ich erlaube nicht) stand es nämlich jedem einzelnen Mitgliede des polnischen Reichstags frei, einen Beschluss zu verhindern. (Vgl. Büchmann, 187.)


Rock.

1 Am Rock erkennt man den Müller.

Die Russen: Man merkt es einem am Rocke an, wer ein Müller ist. (Altmann VI, 441.)

2 An einem schwarzen Rocke sieht man die kleinste Faser.

Eine Nachlässigkeit des Hirten verdirbt die ganze Heerde. Der geringste Fehler im geistlichen Stande gebiert die unverzeihlichsten Sünden im bürgerlichen.

3 Ass ick minen Rock holl, sitt he in de Foll. (Mecklenburg.) – Günther, III.

Wie man sich den Rock hält, so sitzt er.

4 Auf dem schwarzen Rocke sieht man jedes Stäublein.

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[[850]/0864] 2 Das gibt die Ritterschaft gar nicht zu, sagte der Junker, als der Bauer betete: Vater im Himmelreich, der du uns machest alle gleich. – Witzfunken, VII, 37a. 3 Geborene Ritterschaft ist ehrlicher als gewählte. – Graf, 34, 83; Klingen, 19b, 2. Gegen die Neuverleihung des Adels, die zu allen Zeiten mit mistrauischen Augen betrachtet worden ist. Mhd.: Der geborne ist edeler wen der gekorne. (Daniels, 216, 7.) 4 Ritterschaft ist keine Sünde. – Graf, 390, 577. Das Recht der Nothwehr schützt nicht blos den, der von einem rechtswidrigen Angriffe bedroht war, sondern auch der kann sich darauf berufen, der diesem ritterlichen Beistand geleistet hat. Wer nicht um eiteln Ruhmes willen ficht und sticht, sondern zum Schutze des gemeinen Besten, der sündigt oder verletzt das Recht nicht. Mhd.: Unde darumme so ist ritterschaft nicht sunde. (Homeyer, 254.) 5 Ritterschaft mehrt und mindert des Mannes Adel nicht. Um die Zeit der Kreuzzüge, als das Faustrecht wucherte, traten edle Männer mit dem Entschluss zusammen, die Schwachen und Friedliebenden durch vereinigte Kraft zu schützen. So entstand das aus den Schöffenbarfreien (s. Freiheit 57 u. 58) erwachsene Ritterthum, nicht als besonderer Stand, sondern durch alle Vollfreien gehend und nichts am Geburtsstande ändernd. Mhd.: Die ritterschaft die merit noch ne minrit des mannis edilcheit. (Köhler, I, 441, 26.) 6 Ritterschaft will Arbeit haben. – Simrock, 8478. Rittersmann. Soll einer ein Rittersmann werden, so beschert ihm Gott ein pferd. „Sagt man: Ad equi tandem quiritur egunt.“ (Mathesius, Historia Jesu, LVIb.) Rittersrecht. Rittersrecht ist anders denn Bawernrecht. – Klingen, 16b, 1; Graf, 31, 34. Rittersweib. Rittersweib hat Rittersehre(-recht). – Hertius, II, 107; Eisenhart, 122; Eiselein, 530; Hillebrand, 31, 40; Estor, I, 297; Pistor., I, 76; Sailer, 254; Simrock, 8479; Graf, 140, 14. Nach diesem Sprichwort nehmen die adelichen Frauen an den Rechten und der Ehre, die dem Stande ihrer Männer zukommt, theil. Die Frage, ob auch Frauen geringern Standes, wenn sie an einen Adelichen verheirathet sind, die Vorzüge des Adels zu geniessen haben, mag zu diesem Sprichwort Veranlassung gegeben haben. Aber schon die Glosse zum sächs. Landrecht (Bd. 3, Art. 45, §. 3) sagt: „Wisse des mannes ehre zieret oder schmücket das weib, und er adelt sie, sintemahl sie sein genossin wird an allen seinen Rechten alsbald sie in sein bette tritt.“ So allgemein gilt der Satz aber nicht, wenn Misheirathen gemeinrechtlich auch nur noch beim hohen Adel vorkommen, da die niedriger geborene Frau den Stand, Titel und Wappen des Gemahls nicht theilt, auch auf herkömmliches Witthum keinen Anspruch hat. Bei den übrigen Geburtsständen sind in dieser Beziehung mildere Grundsätze durchgedrungen. Ritters Weib hat Ritters Recht auch wenn sie eine Bauerntochter sein sollte. (Vgl. Hillebrand, 31, 40.) Ritterzehrung. * Vmb eine Ritterzehrung bitten. – Mathesy, II, 170b; Theatrum Diabolorum, 342a. Rittlein. * Ein Ritlein, das viel gekostet. „Welches Ritlein (Angelegenheit, Stücklein, vielleicht auch Fieberschauer?) der Stadt ein ziemliches gekostet.“ (Friedeberg, II, 45.) Ritzchen. * Dat Rötzke vertitt söck. – Frischbier2, 3152. Das Ritzchen verzieht sich, d. i. der kleine Schaden heilt sich selbst. Ritze. *1 Auf die Ritze hauen. – Frischbier2, 3149. Glück haben beim Kartenspiel. Nach dem Volksglauben pflegt ein Spieler, der mit der Fuge der Tischplatte in einer Richtung sitzt, also beim Ausspielen „auf die Ritze haut“, zu gewinnen. *2 Er ist in die Ritze geschorrt. – Frischbier2, 3150. In dem Sinne von Häcksel 5. *3 Kom, wie beide wölle opp da Rötz (Ritze in der Tischplatte) hau'n. (Königsberg.) Wird von Verlierenden beim Kartenspiel gebraucht. *4 Längs der Ritze gehen. – Frischbier2, 3151. Der Betrunkene, wenn er sehen will, ob er die Richtungslinie verloren habe. Riviöner. * Er ist ein Riviöner. (S. Löffelschleifer.) – Sutermeister, 71. Riwe. * He is so riwe1 as Jan Behrens, de lêt en Nösedrüppel inne Gribbelgrabbel2 fallen. – Eichwald, 118; Frommann, V, 523, 565; Goldschmidt, 40. 1) Als Adjectiv: nicht blöde, dreist, schnell, entschlossen, verschwenderisch: ferner: oft vorkommend, in Menge vorhanden; endlich: leicht zu spalten, leicht zerbrechlich. Als Adverbium, reichlich, ohne Anstoss, mit Leichtigkeit, ohne alle Unterbrechung, rein, gänzlich. (Schamb. Wb.) 2) Wildem Greifen und Haschen, wie nach Gelde, was in die Menge ausgeworfen wird, gripsgrapsen. Robach. * Der hat e Robach gemacht. (Jüd.-deutsch.) Hat einen Gewinn, Profit gemacht. Robbe. 1 Die eigene Robbe ist besser als das fremde Walross. (Wiburg.) 2 Robben is en goden Fisch, wenn nicks anders to hebben is. – Diermissen, 134. Robot. Grosser Robot (Hofedienst) und kleiner Käse. (Wend. Lausitz.) Robunten. * Einen mit Robunten schüchtern. „Also spielet der Pabst mit unsern elenden Gewissen, als were es ein Kinderspiel, die man mit Putzen und Robunten schüchtert.“ (Luther's Werke, I, 526.) Roche. 1 Wäre der Roch' auch noch hässlicher im Meer, er erhöbe den Schwanz auf zur Wehr. 2 Wenn der Roche noch garstiger wäre, er soll an Bord kommen. Rochlitz. Rochlitz steht auf Marmor, der rochlitzer Wald auf Gold, der Galgen auf Silber. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 552. Rochus. 1 Befel es S. Rochus, der hat jetzo nichts zu schaffen. – Lehmann, 719, 27. 2 Da S. Rochus kam, ward S. Anthonies vergessen. – Agricola II, 168. *3 Es ist St. Rochus mit seinem Hund. Holl.: Het is Sint Rochus met zijnen hond. (Harrebomée, II, 269b.) Rocher. * Ein Rocher von Bronze. Diese Redensart gehört Friedrich Wilhelm I. von Preussen an und erinnert an eine der jetzigen ähnliche Zeit des Kampfes der preussischen Staatsregierung; wie jetzt gegen die ultramontane Priestergewalt, so damals gegen die Herrschaft der „kleinen Herren“, welche unter andern Vorrechten auch das der Steuerfreiheit beanspruchten. Der König setzte aber die Besteuerung des Adels durch. Die Betroffenen boten alles auf, um den Entschluss des Königs zu ändern. Der Generalfeldmarschall Graf Alex. Dohna stattete als Marschall der Stände Preussens über die neue Besteuerung einen Bericht ab, in welchem die Worte vorkamen: „Tout le pays sera ruiné.“ (Das ganze Land wird ruinirt werden.) Diesen Worten fügte der König folgende Randbemerkung bei: „Tout le pays sera ruiné? Nihil kredo; aber das kredo, dass die Junckers ihre Autorität, Nie pozwolam wird ruinirt werden. Ich stabilire die Souveränetät wie einen Rocher von Bronze.“ Mit den Worten „Nie pozwolam“ (d. i. ich erlaube nicht) stand es nämlich jedem einzelnen Mitgliede des polnischen Reichstags frei, einen Beschluss zu verhindern. (Vgl. Büchmann, 187.) Rock. 1 Am Rock erkennt man den Müller. Die Russen: Man merkt es einem am Rocke an, wer ein Müller ist. (Altmann VI, 441.) 2 An einem schwarzen Rocke sieht man die kleinste Faser. Eine Nachlässigkeit des Hirten verdirbt die ganze Heerde. Der geringste Fehler im geistlichen Stande gebiert die unverzeihlichsten Sünden im bürgerlichen. 3 Ass ick minen Rock holl, sitt he in de Foll. (Mecklenburg.) – Günther, III. Wie man sich den Rock hält, so sitzt er. 4 Auf dem schwarzen Rocke sieht man jedes Stäublein. Holl.: Op een zwarten rok ziet men zoo ligt een wit pluisje. (Harrebomée, II, 227a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [850]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/864>, abgerufen am 23.11.2024.