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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 3 Der Riese freut sich der Waldhügel Lastas, aber dem Zwerge sind die Schneeberge Samens viel zu niedrig. (Abyssinien.)

4 Du musst nicht mit Riesen laufen, wenn du Zwerg(beine)füsse hast.

5 Ein buckeliger Riese ist hässlicher als ein buckeliger Zwerg. - Altmann IV, 413.

6 Ein Riese bleibt ein Riese, wenn er auch auf keiner Leiter steht.

Wie, nach einem russischen Sprichwort, auch nicht alles Riesen sind, die auf einem Berge wohnen. (Altmann VI, 507.)

Holl.: Een reuzenbeeld behoudt zijne grootte, al zet men het in eene diepe sloot. (Harrebomee, II, 218b.)

7 Ein Riese isst mit keinem Kinderlöffel.

8 Ein Riese lacht, wo ein Zwerg erschrickt.

9 Ein Rise, es treschen neun in einem backofen.

Ironisch von dem Kleinen, was sitzen bleibt, der Entwickelungsfähigkeit gebricht.

10 Es hält sich mancher für einen Riesen, weil seine Füsse in grossen Schuhen stecken.

Die Russen: Es dünkt sich mancher ein Riese, der auf dem Höcker des Kamels sitzt. (Altmann VI, 507.)

11 Es ist kein Riese so gross, dass er nicht mit den Füssen auf die Erde langte.

Die Russen: Kein Riese so hoch, dass man mit Leitern an ihm hinaufsteigen müsste. (Altmann VI, 436.)

12 Lass den Riesen gehen und zeuch den Hut vor ihm ab.

13 Man schlägt den Riesen vor dem Zwerg. - Waldis, I, 36, 50.

Um zu sagen, dass die Grossen zuerst darankommen.

14 Offt siehet man einen vor ein Riesen, der doch nur ein Zwerg ist. - Lehmann, 29, 33.

15 Riesen sind selten gelehrt. - Petri, II, 361.

Die Natur kann nicht Körper und Geist zugleich ausserordentlich ausstatten.

Mhd.: Grote reesen synt selden geleirt. (Suringar, X, 2.)

16 Wer einem Riesen auf der Schulter steht, kann weiter sehen als der Riese selbst.

Frz.: Celui qui est sur les epaules d'un geant voit plus loin que celui qui le porte. (Bohn I, 10.)

*17 Es ist ein wahrer Riese.

Lat.: Alter Hercules. (Philippi, I, 22.)


Riese (Name).

* Nach Adam Riese.

Sagt man sprichwörtlich bei Anführung eines Rechenergebnisses. Adam Riese, auch Ris, Ries, Rise, Ryse geschrieben, ist angeblich zu Annaberg im Königreich Sachsen im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts geboren. Man findet 1492 als Geburtsjahr angegeben, was aber nicht richtig sein kann, wenn Annaberg erst 1496 gegründet worden ist. Nach einer andern Angabe stammt er aus Staffelstein in Franken. Im Jahre 1522 soll er zu Erfurt ein kleines Rechenbuch (s. d.) haben drucken lassen, wovon später eine Ausgabe in Annaberg erschien, wo er Bergbeamter war. Seine beiden Söhne Abraham und Jakob Riese hatten ebenfalls einen Ruf als Rechenmeister. Namentlich stand der erstere in grossem Ansehen und auch dessen Söhne, Heinrich und Karl Riese, erhielten den Ruf ihres Grossvaters aufrecht. Seine Rechenbücher aber waren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts weit verbreitet. (Vgl. den Artikel: Adam Riese und seine Methode zu rechnen von Emsmann in Westermann's Monatsschrift, 1864, Nr. 90, S. 593; Schles. Morgenblatt, Breslau vom 5. Mai 1864; Brandenb. Schulbl., 1858, S. 387.)


Rieseln.

* Es rieselte mir eiskalt über den Rücken. - Klix, 74.


Rieselregen.

Rieselreagen un Plückschulden - dei dringet döer. (Westf.)


Riesenarbeit.

* Es ist eine Riesenarbeit.

Holl.: Het is reuzen-arbeid. (Harrebomee, II, 218b.)


Riesenburger.

* Er ist ein Riesenburger. - Frischbier2, 3146.

Ein grossgewachsener Mensch. Riesenburg, eine Stadt in Westpreussen, welche mit dem Schloss nach der Sage (vgl. Simon Grunow, Chronik und preuss. Sammler, II, 1243) von fünf Ellen hohen Männern gebaut und dann vom Deutschen Orden zerstört worden sei.


Riesenschlange.

Die Riesenschlangen sind leichter zu meiden als die kleinen Nattern.


[Spaltenumbruch]
Riesenschritt.

* Riesenschritte machen.

Es in kurzem sehr weit bringen.

Frz.: Aller a pas de geant.


Riess.

* Einem d' Riess anleg'n. (Oberösterreich.)

Schmeller führt ein Substantiv "die Riesser" = Pflugsterze und andere verwandte Bedeutungen davon auf.


Riesum, s. Rysum.

Riet.

1 De in 't Reit sitt, hett god Pipen schneien. (Oldenburg.) - Firmenich, III, 25, 32.

2 Wer den Ried kauft, bekommt das Rohr umsonst. - Altmann VI, 397.

*3 He kennt Riet1. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 389.

1) Schilfrohr, wie mit Schilfgräsern bewachsene Gelände. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 496.)

*4 He sitt in 't Reit to Pipen sniden. (Ostfries.)

*5 Si werd wol no is wangener Riet abe cho und alt Hose blätze müesse. - Sutermeister, 101.

D. h. sie wird wol eine alte Jungfer bleiben. (S. Jungfer 15, Mutschel, Nürnberg 4 und Rominten.)


Rieth.

Up'n Rieth1 is de Hunger nicht weid. - Schmidt, Jubelschrift, 21.

1) Eine kleine pommersche Stadt am Haff.


Riez.

*1 Riez, ich heisse Neumann und bleib' mein eigen. (Wehlau.) - Frischbier2, 3147.

*2 Riez, Mutter, die Landwehr kömmt. (Ostpreuss.)

Wenn jemand die Thür zuwirft.

*3 Riez, nach Sachsen. (Köthen.)

Scherzhaft für: Hin ist hin, wahrscheinlich der nahen Grenze wegen.

*4 Riez, sagt Neumann, noch fer e Grosche Knasterblack. - Frischbier2, 3148.

*5 Riez, woar de Boart weg. (Oldenburg.)

Sagt man, um eine Sache zu bezeichnen, die schnell abgethan ist oder vorübergeht.


Reif.

Do muss nit esu reif1 domet öm gonn, mer schött et Gäld nit aus der Mau2. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 278.

1) Verschwenderisch.

2) Aermel.


Riff.

1 Riff und Schiff werden nicht Freunde.

Die Russen: Wenn vom Riff gesprochen wird, bekreuzt sich der Schiffer. (Altmann V, 75.)

*2 Das Riff zeigen, wenn das Schiff zertrümmert ist.

*3 Das verborgene Riff vermeiden und am offenen scheitern. - Altmann VI, 521.


Riffel.

* Einen durch die Riffel (Hechel) ziehen. - Schöpf, 554.

Holl.: Hij verdient eene roffel. (Harrebomee, II, 225b.)


Riffeleisen.

* Altes Riffeleisen. - Schöpf, 554.

Altes Weib. (Ambraser Liederbuch, 259.)


Riffeln.

* Einen riffeln.

Ich will ihn schon riffeln, durchziehen. Prof. Baumgarten (Kremsmünster) schreibt mir aus Oberösterreich: "Leute, welche an dem Riffel vorübergehen, werden ohne Unterschied des Standes >ausgeschrien<, d. i. wirklicher oder erdichteter Fehler oder Gebrechen halber verspottet. Einer >schreit aus< und setzt am Ende hinzu: Wan das der aller schlechta is, sagt 's ja! (Wenn das der allerschlechteste ist, so sagt: ja.) Und das ganze Chor schreit als Antwort ein schallendes Ja. Ich meine, in der Redensart: einen >riffeln< blicke dieser Brauch durch."


Rigenser.

Die Rigenser thun ihren Hergott loben, weil er die Düna so nahe an Riga geschoben.


Riggen (s. Reihen).

Rigget1 ju, sagte de Buer, doa hadde ment eine Kau imme Stalle. (Westf.)

1) Sik riggen = sich breit machen, rühren, regen, reihen.


Reikdag.

* Dat sünt de Reikdage. - Dähnert, 380a.

Folgen der reichen guten Tage, sagt man spottweis zu denen, die über Gicht (Podagra) klagen.


[Spaltenumbruch] 3 Der Riese freut sich der Waldhügel Lastas, aber dem Zwerge sind die Schneeberge Samens viel zu niedrig. (Abyssinien.)

4 Du musst nicht mit Riesen laufen, wenn du Zwerg(beine)füsse hast.

5 Ein buckeliger Riese ist hässlicher als ein buckeliger Zwerg.Altmann IV, 413.

6 Ein Riese bleibt ein Riese, wenn er auch auf keiner Leiter steht.

Wie, nach einem russischen Sprichwort, auch nicht alles Riesen sind, die auf einem Berge wohnen. (Altmann VI, 507.)

Holl.: Een reuzenbeeld behoudt zijne grootte, al zet men het in eene diepe sloot. (Harrebomée, II, 218b.)

7 Ein Riese isst mit keinem Kinderlöffel.

8 Ein Riese lacht, wo ein Zwerg erschrickt.

9 Ein Rise, es treschen neun in einem backofen.

Ironisch von dem Kleinen, was sitzen bleibt, der Entwickelungsfähigkeit gebricht.

10 Es hält sich mancher für einen Riesen, weil seine Füsse in grossen Schuhen stecken.

Die Russen: Es dünkt sich mancher ein Riese, der auf dem Höcker des Kamels sitzt. (Altmann VI, 507.)

11 Es ist kein Riese so gross, dass er nicht mit den Füssen auf die Erde langte.

Die Russen: Kein Riese so hoch, dass man mit Leitern an ihm hinaufsteigen müsste. (Altmann VI, 436.)

12 Lass den Riesen gehen und zeuch den Hut vor ihm ab.

13 Man schlägt den Riesen vor dem Zwerg.Waldis, I, 36, 50.

Um zu sagen, dass die Grossen zuerst darankommen.

14 Offt siehet man einen vor ein Riesen, der doch nur ein Zwerg ist.Lehmann, 29, 33.

15 Riesen sind selten gelehrt.Petri, II, 361.

Die Natur kann nicht Körper und Geist zugleich ausserordentlich ausstatten.

Mhd.: Grote reesen synt selden geleirt. (Suringar, X, 2.)

16 Wer einem Riesen auf der Schulter steht, kann weiter sehen als der Riese selbst.

Frz.: Celui qui est sur les épaules d'un géant voit plus loin que celui qui le porte. (Bohn I, 10.)

*17 Es ist ein wahrer Riese.

Lat.: Alter Hercules. (Philippi, I, 22.)


Riese (Name).

* Nach Adam Riese.

Sagt man sprichwörtlich bei Anführung eines Rechenergebnisses. Adam Riese, auch Ris, Ries, Rise, Ryse geschrieben, ist angeblich zu Annaberg im Königreich Sachsen im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts geboren. Man findet 1492 als Geburtsjahr angegeben, was aber nicht richtig sein kann, wenn Annaberg erst 1496 gegründet worden ist. Nach einer andern Angabe stammt er aus Staffelstein in Franken. Im Jahre 1522 soll er zu Erfurt ein kleines Rechenbuch (s. d.) haben drucken lassen, wovon später eine Ausgabe in Annaberg erschien, wo er Bergbeamter war. Seine beiden Söhne Abraham und Jakob Riese hatten ebenfalls einen Ruf als Rechenmeister. Namentlich stand der erstere in grossem Ansehen und auch dessen Söhne, Heinrich und Karl Riese, erhielten den Ruf ihres Grossvaters aufrecht. Seine Rechenbücher aber waren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts weit verbreitet. (Vgl. den Artikel: Adam Riese und seine Methode zu rechnen von Emsmann in Westermann's Monatsschrift, 1864, Nr. 90, S. 593; Schles. Morgenblatt, Breslau vom 5. Mai 1864; Brandenb. Schulbl., 1858, S. 387.)


Rieseln.

* Es rieselte mir eiskalt über den Rücken.Klix, 74.


Rieselregen.

Rieselreagen un Plückschulden – dei dringet döer. (Westf.)


Riesenarbeit.

* Es ist eine Riesenarbeit.

Holl.: Het is reuzen-arbeid. (Harrebomée, II, 218b.)


Riesenburger.

* Er ist ein Riesenburger.Frischbier2, 3146.

Ein grossgewachsener Mensch. Riesenburg, eine Stadt in Westpreussen, welche mit dem Schloss nach der Sage (vgl. Simon Grunow, Chronik und preuss. Sammler, II, 1243) von fünf Ellen hohen Männern gebaut und dann vom Deutschen Orden zerstört worden sei.


Riesenschlange.

Die Riesenschlangen sind leichter zu meiden als die kleinen Nattern.


[Spaltenumbruch]
Riesenschritt.

* Riesenschritte machen.

Es in kurzem sehr weit bringen.

Frz.: Aller à pas de géant.


Riess.

* Einem d' Riess anleg'n. (Oberösterreich.)

Schmeller führt ein Substantiv „die Riesser“ = Pflugsterze und andere verwandte Bedeutungen davon auf.


Riesum, s. Rysum.

Riet.

1 De in 't Reit sitt, hett gôd Pipen schnîen. (Oldenburg.) – Firmenich, III, 25, 32.

2 Wer den Ried kauft, bekommt das Rohr umsonst.Altmann VI, 397.

*3 He kennt Riet1. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 389.

1) Schilfrohr, wie mit Schilfgräsern bewachsene Gelände. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 496.)

*4 He sitt in 't Reit to Pipen sniden. (Ostfries.)

*5 Si werd wol no is wangener Riet abe cho und alt Hose blätze müesse.Sutermeister, 101.

D. h. sie wird wol eine alte Jungfer bleiben. (S. Jungfer 15, Mutschel, Nürnberg 4 und Rominten.)


Rieth.

Up'n Rieth1 is de Hunger nicht wîd.Schmidt, Jubelschrift, 21.

1) Eine kleine pommersche Stadt am Haff.


Riez.

*1 Riez, ich heisse Neumann und bleib' mein eigen. (Wehlau.) – Frischbier2, 3147.

*2 Riez, Mutter, die Landwehr kömmt. (Ostpreuss.)

Wenn jemand die Thür zuwirft.

*3 Riez, nach Sachsen. (Köthen.)

Scherzhaft für: Hin ist hin, wahrscheinlich der nahen Grenze wegen.

*4 Riez, sagt Neumann, noch fer e Grosche Knasterblack.Frischbier2, 3148.

*5 Riez, woar de Boart weg. (Oldenburg.)

Sagt man, um eine Sache zu bezeichnen, die schnell abgethan ist oder vorübergeht.


Rîf.

Dô muss nit esu rîf1 domet öm gonn, mer schött et Gäld nit ûs der Mau2. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 278.

1) Verschwenderisch.

2) Aermel.


Riff.

1 Riff und Schiff werden nicht Freunde.

Die Russen: Wenn vom Riff gesprochen wird, bekreuzt sich der Schiffer. (Altmann V, 75.)

*2 Das Riff zeigen, wenn das Schiff zertrümmert ist.

*3 Das verborgene Riff vermeiden und am offenen scheitern.Altmann VI, 521.


Riffel.

* Einen durch die Riffel (Hechel) ziehen.Schöpf, 554.

Holl.: Hij verdient eene roffel. (Harrebomée, II, 225b.)


Riffeleisen.

* Altes Riffeleisen.Schöpf, 554.

Altes Weib. (Ambraser Liederbuch, 259.)


Riffeln.

* Einen riffeln.

Ich will ihn schon riffeln, durchziehen. Prof. Baumgarten (Kremsmünster) schreibt mir aus Oberösterreich: „Leute, welche an dem Riffel vorübergehen, werden ohne Unterschied des Standes ›ausgeschrien‹, d. i. wirklicher oder erdichteter Fehler oder Gebrechen halber verspottet. Einer ›schreit aus‹ und setzt am Ende hinzu: Wan das der aller schlechta is, sagt 's ja! (Wenn das der allerschlechteste ist, so sagt: ja.) Und das ganze Chor schreit als Antwort ein schallendes Ja. Ich meine, in der Redensart: einen ›riffeln‹ blicke dieser Brauch durch.“


Rigenser.

Die Rigenser thun ihren Hergott loben, weil er die Düna so nahe an Riga geschoben.


Riggen (s. Reihen).

Rigget1 ju, sagte de Buer, doa hadde ment eine Kau imme Stalle. (Westf.)

1) Sik riggen = sich breit machen, rühren, regen, reihen.


Rîkdag.

* Dat sünt de Rîkdage.Dähnert, 380a.

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[[843]/0857] 3 Der Riese freut sich der Waldhügel Lastas, aber dem Zwerge sind die Schneeberge Samens viel zu niedrig. (Abyssinien.) 4 Du musst nicht mit Riesen laufen, wenn du Zwerg(beine)füsse hast. 5 Ein buckeliger Riese ist hässlicher als ein buckeliger Zwerg. – Altmann IV, 413. 6 Ein Riese bleibt ein Riese, wenn er auch auf keiner Leiter steht. Wie, nach einem russischen Sprichwort, auch nicht alles Riesen sind, die auf einem Berge wohnen. (Altmann VI, 507.) Holl.: Een reuzenbeeld behoudt zijne grootte, al zet men het in eene diepe sloot. (Harrebomée, II, 218b.) 7 Ein Riese isst mit keinem Kinderlöffel. 8 Ein Riese lacht, wo ein Zwerg erschrickt. 9 Ein Rise, es treschen neun in einem backofen. Ironisch von dem Kleinen, was sitzen bleibt, der Entwickelungsfähigkeit gebricht. 10 Es hält sich mancher für einen Riesen, weil seine Füsse in grossen Schuhen stecken. Die Russen: Es dünkt sich mancher ein Riese, der auf dem Höcker des Kamels sitzt. (Altmann VI, 507.) 11 Es ist kein Riese so gross, dass er nicht mit den Füssen auf die Erde langte. Die Russen: Kein Riese so hoch, dass man mit Leitern an ihm hinaufsteigen müsste. (Altmann VI, 436.) 12 Lass den Riesen gehen und zeuch den Hut vor ihm ab. 13 Man schlägt den Riesen vor dem Zwerg. – Waldis, I, 36, 50. Um zu sagen, dass die Grossen zuerst darankommen. 14 Offt siehet man einen vor ein Riesen, der doch nur ein Zwerg ist. – Lehmann, 29, 33. 15 Riesen sind selten gelehrt. – Petri, II, 361. Die Natur kann nicht Körper und Geist zugleich ausserordentlich ausstatten. Mhd.: Grote reesen synt selden geleirt. (Suringar, X, 2.) 16 Wer einem Riesen auf der Schulter steht, kann weiter sehen als der Riese selbst. Frz.: Celui qui est sur les épaules d'un géant voit plus loin que celui qui le porte. (Bohn I, 10.) *17 Es ist ein wahrer Riese. Lat.: Alter Hercules. (Philippi, I, 22.) Riese (Name). * Nach Adam Riese. Sagt man sprichwörtlich bei Anführung eines Rechenergebnisses. Adam Riese, auch Ris, Ries, Rise, Ryse geschrieben, ist angeblich zu Annaberg im Königreich Sachsen im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts geboren. Man findet 1492 als Geburtsjahr angegeben, was aber nicht richtig sein kann, wenn Annaberg erst 1496 gegründet worden ist. Nach einer andern Angabe stammt er aus Staffelstein in Franken. Im Jahre 1522 soll er zu Erfurt ein kleines Rechenbuch (s. d.) haben drucken lassen, wovon später eine Ausgabe in Annaberg erschien, wo er Bergbeamter war. Seine beiden Söhne Abraham und Jakob Riese hatten ebenfalls einen Ruf als Rechenmeister. Namentlich stand der erstere in grossem Ansehen und auch dessen Söhne, Heinrich und Karl Riese, erhielten den Ruf ihres Grossvaters aufrecht. Seine Rechenbücher aber waren bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts weit verbreitet. (Vgl. den Artikel: Adam Riese und seine Methode zu rechnen von Emsmann in Westermann's Monatsschrift, 1864, Nr. 90, S. 593; Schles. Morgenblatt, Breslau vom 5. Mai 1864; Brandenb. Schulbl., 1858, S. 387.) Rieseln. * Es rieselte mir eiskalt über den Rücken. – Klix, 74. Rieselregen. Rieselreagen un Plückschulden – dei dringet döer. (Westf.) Riesenarbeit. * Es ist eine Riesenarbeit. Holl.: Het is reuzen-arbeid. (Harrebomée, II, 218b.) Riesenburger. * Er ist ein Riesenburger. – Frischbier2, 3146. Ein grossgewachsener Mensch. Riesenburg, eine Stadt in Westpreussen, welche mit dem Schloss nach der Sage (vgl. Simon Grunow, Chronik und preuss. Sammler, II, 1243) von fünf Ellen hohen Männern gebaut und dann vom Deutschen Orden zerstört worden sei. Riesenschlange. Die Riesenschlangen sind leichter zu meiden als die kleinen Nattern. Riesenschritt. * Riesenschritte machen. Es in kurzem sehr weit bringen. Frz.: Aller à pas de géant. Riess. * Einem d' Riess anleg'n. (Oberösterreich.) Schmeller führt ein Substantiv „die Riesser“ = Pflugsterze und andere verwandte Bedeutungen davon auf. Riesum, s. Rysum. Riet. 1 De in 't Reit sitt, hett gôd Pipen schnîen. (Oldenburg.) – Firmenich, III, 25, 32. 2 Wer den Ried kauft, bekommt das Rohr umsonst. – Altmann VI, 397. *3 He kennt Riet1. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 389. 1) Schilfrohr, wie mit Schilfgräsern bewachsene Gelände. (Vgl. Weigand, Wb., IIa, 496.) *4 He sitt in 't Reit to Pipen sniden. (Ostfries.) *5 Si werd wol no is wangener Riet abe cho und alt Hose blätze müesse. – Sutermeister, 101. D. h. sie wird wol eine alte Jungfer bleiben. (S. Jungfer 15, Mutschel, Nürnberg 4 und Rominten.) Rieth. Up'n Rieth1 is de Hunger nicht wîd. – Schmidt, Jubelschrift, 21. 1) Eine kleine pommersche Stadt am Haff. Riez. *1 Riez, ich heisse Neumann und bleib' mein eigen. (Wehlau.) – Frischbier2, 3147. *2 Riez, Mutter, die Landwehr kömmt. (Ostpreuss.) Wenn jemand die Thür zuwirft. *3 Riez, nach Sachsen. (Köthen.) Scherzhaft für: Hin ist hin, wahrscheinlich der nahen Grenze wegen. *4 Riez, sagt Neumann, noch fer e Grosche Knasterblack. – Frischbier2, 3148. *5 Riez, woar de Boart weg. (Oldenburg.) Sagt man, um eine Sache zu bezeichnen, die schnell abgethan ist oder vorübergeht. Rîf. Dô muss nit esu rîf1 domet öm gonn, mer schött et Gäld nit ûs der Mau2. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 278. 1) Verschwenderisch. 2) Aermel. Riff. 1 Riff und Schiff werden nicht Freunde. Die Russen: Wenn vom Riff gesprochen wird, bekreuzt sich der Schiffer. (Altmann V, 75.) *2 Das Riff zeigen, wenn das Schiff zertrümmert ist. *3 Das verborgene Riff vermeiden und am offenen scheitern. – Altmann VI, 521. Riffel. * Einen durch die Riffel (Hechel) ziehen. – Schöpf, 554. Holl.: Hij verdient eene roffel. (Harrebomée, II, 225b.) Riffeleisen. * Altes Riffeleisen. – Schöpf, 554. Altes Weib. (Ambraser Liederbuch, 259.) Riffeln. * Einen riffeln. Ich will ihn schon riffeln, durchziehen. Prof. Baumgarten (Kremsmünster) schreibt mir aus Oberösterreich: „Leute, welche an dem Riffel vorübergehen, werden ohne Unterschied des Standes ›ausgeschrien‹, d. i. wirklicher oder erdichteter Fehler oder Gebrechen halber verspottet. Einer ›schreit aus‹ und setzt am Ende hinzu: Wan das der aller schlechta is, sagt 's ja! (Wenn das der allerschlechteste ist, so sagt: ja.) Und das ganze Chor schreit als Antwort ein schallendes Ja. Ich meine, in der Redensart: einen ›riffeln‹ blicke dieser Brauch durch.“ Rigenser. Die Rigenser thun ihren Hergott loben, weil er die Düna so nahe an Riga geschoben. Riggen (s. Reihen). Rigget1 ju, sagte de Buer, doa hadde ment eine Kau imme Stalle. (Westf.) 1) Sik riggen = sich breit machen, rühren, regen, reihen. Rîkdag. * Dat sünt de Rîkdage. – Dähnert, 380a. Folgen der reichen guten Tage, sagt man spottweis zu denen, die über Gicht (Podagra) klagen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [843]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/857>, abgerufen am 23.11.2024.