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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] ohne keuschheit, eine Schöne Jungfraw ohne Freundlichkeit denen ist geringes Lob bereit. - Wehlt's Tagebuch.

53 Ein Richter sol sprechen nach dem, was fürbracht vnd beweiset ist. - Petri, II, 221.

Lat.: Grave praejudicium est, quod judicium non habet. (Philippi, 2, 171.)

54 Ein Richter sol zwey gleiche Ohren haben. - Lehmann, II, 130, 179; Simrock, 8475; Graf, 408, 41; Körte, 5070; Braun, I, 3587.

Unparteilichkeit gehört zu den ersten Eigenschaften eines Richters.

Dän.: Den som betiener dommens saede met et öre, var bedne hau havde slet ingen. (Prov. dan., 116.)

Frz.: Il faut garder une oreille pour l'accuse. (Masson, 350.) - Sage est le juge, qui bien ecoute et tard juge. (Körte, 5070.)

It.: Il buon giudice deve hauer due orecchie uguali. (Pazzaglia, 151, 4.)

Lat.: Judicis semper est verum sequi. - Non fer judicium, si non sunt ambo locuti. (Seybold, 266 u. 370.) - Princeps iniqua et aequa pariter audiat. (Chaos, 976.) - Qui statuit aliquid, parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuit. (Seneca.) (Seybold, 501.)

Poln.: Ucho jedno daj skarzacemu, drugie obwinionemu. (Masson, 350.)

55 Ein Richter soll mehr der Vernunfft als der Meinung und dem Argwohn nachgehen. - Wirth, II, 343.

56 Ein Richter soll nicht thun, was er an andern straft.

Lat.: Sic agitur censura et sic exempla parantur, cum judex, alios quod monet, ipse facit. (Seybold, 556.)

57 Ein Richter soll nicht vrtheilen, biss er beyde Partheyen verhöret. - Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 28.

Dän.: Ingen dömmes uforhört. (Prov. dan., 116.)

Holl.: Een regter mag niet onverhoord verwijzen. (Harrebomee, II, 215a.)

Port.: Se queres ser bom juiz, ouve o que cada hum diz. (Bohn I, 294.)

58 Ein Richter soll schlafen, wenn Geschenke an klopfen.

Dän.: Ved bön og gave lör dommeren sove. (Prov. dan., 85.)

59 Ein Richters Ampt ist Gottes Ampt, wers nicht recht führt, der wird verdampt. - Petri, II, 221.

60 Ein schlechter Richter verdirbt die beste Sache.

Böhm.: Neboj se soudu, boj se soudce. (Celakovsky, 360.)

Poln.: Jidac do wojta oba sie bojta. (Celakovsky, 360.)

61 Ein truncken Richter speyet ein Vrtheil herauss, wie es jhm ins Maul kompt. - Petri, II, 231.

62 Ein ungerechter Richter ist ärger als ein Dieb und Räuber.

Erinnert an die Verhandlung, die Friedrich der Grosse (Berlin 11. Dec. 1779) in der Müller Arnold'schen Processsache aufnehmen liess und in der es heisst: (Seine königl. Maj. will) "dass jedermann, er sei vornehm oder gering, reich oder arm eine prompte Justiz administrirt und einem jeglichen Unterthanen ohne Ansehen der Person und des Standes durchgehends ein unparteiisches Recht widerfahren soll. Ein Justizcollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande; vor der kann man sich hüten; aber vor Schelmen, die den Mantel der Justiz gebrauchen, kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger als wie die grössten Spitzbuben, die in der Welt sind." (Vgl. Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, Samml. VII, S. 44.)

63 Ein unwissender Richter urtheilt schnell.

Holl.: Een onwetend regter heeft ras geoordeeld. - Een zot regter, kort vonnis. (Harrebomee, II, 215a.)

Frz.: Le fol juge briefve sentence. (Kritzinger, 405a; Leroux, II, 98.)

64 Ein weiser Richter hat scharfe Augen.

It.: Dinanzi un giudice severo non si puo celar il vero. (Pazzaglia, 151, 2.)

65 Es heisst niemand Richter, denn in gehegter Bank. - Graf, 434, 280.

Aus dem Satze, dass die Landesherren geborene Richter ihres Volks seien, hatte man den Schluss gezogen, die Fürsten seien ohne Busse; denn, sagte man: Niemand kann Kläger (s. d.) und Richter in einer Person sein, und: Man gibt niemand Busse als dem Kläger. Das obige Sprichwort tritt gegen diese Ansicht auf, indem es zwar zugibt, dass die Fürsten geborene Richter sind, aber deshalb nicht ohne Busse, weil ausser gehegter Bank niemand Richter ist.

Mhd.: Iz heisst kein man eyn richter wenne alleine in gehegter bang. (Daniels, Weichbildglossen, 262, 16.)

[Spaltenumbruch] 66 Es ist gut, dass es Richter gibt, aber sie sollen keine Schufte sein.

Im Hochdeutschen geht das Wortspiel des jüdisch-deutschen Ausdrucks verloren: Schoftim (schophetim, Richter) is schon recht, aber kaan Schuftim, Schuft mit der hebräischen Endung. (Tendlau, 821 u. 910.)

67 Es ist mancher ein Richter, der besser ein Henker wäre.

68 Es kan keiner sein eigen richter seyn, vil weniger sein eigen rechter. - Henisch, 830, 50; Petri, II, 280.

Holl.: Niemand kan regter zijn in zijne eigene zaken. (Harrebomee, II, 215a.)

Schwed.: Ingen ma wara domare i sin egin sak. (Törning, 85.)

69 Gerechten Richter soll man nicht erzürnen.

Frz.: Quand le juge juger doit, de tout courroux, garder se doit. (Cahier, 911.)

70 Het ich alle frommen Richter in einem Sack vnd trüg sie drin auff meinem Rücken, auch alle trew Amptleut ohn gefähr, noch blieb der Sack wol halber leer. - Petri, II, 378.

71 In Richters Ofen Liegen Junge Palmen. - Orakel, 1013.

Ein Spruch, der nur den Zweck hat mittels der Anfangsbuchstaben die Aufeinanderfolge der sechs Sonntage vor Ostern einzuprägen.

72 Ist der Richter nur von Einem Ohr, so hängt sein Urtheil an einem dünnen Faden.

73 Je schwächer der Richter, je stärker das Unrecht.

Lat.: Stulti judicis brevis sententia. (Bovill, I, 107.)

74 Jeder Richter sitzt an des Kaisers Statt. - Graf, 403, 14.

"Die höchste Obrigkeit und dem Begriffe nach der einzige Richter ist das Landesoberhaupt als Gottes Stellvertreter; alle gesetzten Richter sitzen an seiner Statt, sprechen in seinem Namen und werden von seiner Macht gestützt."

Mhd.: Ein iglich richter sitzes an des keisers stat. (Endemann, III, 13 [205].)

75 Kein Richter darf seine Gerechtigkeit verkaufen. - Graf, 410, 77.

Den käuflichen, bestechlichen Richter stellen die deutschen Rechtsbücher dem Judas gleich. - So entschieden sich der Widerwille der Deutschen gegen verkäufliche, bestechliche Richter in unsern Sprichwörtern ausspricht, ebenso häufig erinnern russische oder allgemeiner und richtiger slawische Sprichwörter an das Vorhandensein eines bestechlichen Beamtenthums dort: Wer das Herz des Richters mit Gold bestechen kann, macht auch die Lippen desselben geschmeidig. (Altmann VI, 440.) Und die Böhmen lassen das Pferd den Hafer, den Acker den Dünger und den Richter die Butterstriezel lieben: Kun miluje oves, pole hnuj, a soudce pomazanku. (Celakovsky, 362.) Sie sagen: Von wem der Richter empfangen hat, der ist im Recht verblieben. Gibst du dem Richter, so gewinnst du deine Sache. Der Richter nimmt von Schuldigen und Unschuldigen. Den Richter überwältigst du, wenn du ihm den Daumen schmierst. Wer den Richter (Geld) setzt, den setzt er nicht (nämlich in den Thurm). Gehe nicht mit blanker Nase zum Richter, sondern mit einem Mitbringer.

Altfries.: En rechter en moet syn rechtveerdighe recht nit vercopen. (Richthofen, 553, 1, 32.)

Böhm.: Kdo soudci sazi, toho do veze nesazi. - Nechod' k soudci s pouhym nosem, ale chod' s prinosem. - Od koho soudce vzal, ten prav ostal. - Soudce bere od vinneho i nevinneho. - Soudce i recniky premuzes, podmaz jim palcek. (Celakovsky, 361-362.)

76 Kein Richter ist so gross auff Erden, er mus vom grossen gerichtet werden. - Petri, II, 420.

"Es ist kein Richter so hoch auff Erden, er muss von einem höhern gerichtet werden." (Mathesius, Postilla, CCXXb.)

Dän.: Som dommeren dömmer menneskene, saa dömmer Gud ham. (Prov. dan., 111.)

Lat.: Omni regnum sub grandiori regno est.

77 Kein richter kann recht richten, er wisse denn was Recht ist. - Graf, 409, 62.

Es kann niemand das Richteramt ausüben, dem es an der nöthigen Kenntniss des Rechts gebricht.

Mhd.: Kein richter recht gerichten kann, her enwisse, was gerecht sei. (Homeyer, Richtsteig, 393.)

Dän.: Dommeren dömmer ikke, men loven. (Prov. dan., 111.)

78 Kein Richter kann Richter und Kläger zugleich sein. - Graf, 434, 279.

Mhd.: Die richtere, ne mach beide klegere unde richtere nicht sin. (Homeyer, III, 54, 2.)

[Spaltenumbruch] ohne keuschheit, eine Schöne Jungfraw ohne Freundlichkeit denen ist geringes Lob bereit.Wehlt's Tagebuch.

53 Ein Richter sol sprechen nach dem, was fürbracht vnd beweiset ist.Petri, II, 221.

Lat.: Grave praejudicium est, quod judicium non habet. (Philippi, 2, 171.)

54 Ein Richter sol zwey gleiche Ohren haben.Lehmann, II, 130, 179; Simrock, 8475; Graf, 408, 41; Körte, 5070; Braun, I, 3587.

Unparteilichkeit gehört zu den ersten Eigenschaften eines Richters.

Dän.: Den som betiener dommens sæde met et øre, var bedne hau havde slet ingen. (Prov. dan., 116.)

Frz.: Il faut garder une oreille pour l'accusé. (Masson, 350.) – Sage est le juge, qui bien écoute et tard juge. (Körte, 5070.)

It.: Il buon giudice deve hauer due orecchie uguali. (Pazzaglia, 151, 4.)

Lat.: Judicis semper est verum sequi. – Non fer judicium, si non sunt ambo locuti. (Seybold, 266 u. 370.) – Princeps iniqua et aequa pariter audiat. (Chaos, 976.) – Qui statuit aliquid, parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuit. (Seneca.) (Seybold, 501.)

Poln.: Ucho jedno daj skarzącemu, drugie obwinionemu. (Masson, 350.)

55 Ein Richter soll mehr der Vernunfft als der Meinung und dem Argwohn nachgehen.Wirth, II, 343.

56 Ein Richter soll nicht thun, was er an andern straft.

Lat.: Sic agitur censura et sic exempla parantur, cum judex, alios quod monet, ipse facit. (Seybold, 556.)

57 Ein Richter soll nicht vrtheilen, biss er beyde Partheyen verhöret.Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 28.

Dän.: Ingen dømmes uforhørt. (Prov. dan., 116.)

Holl.: Een regter mag niet onverhoord verwijzen. (Harrebomée, II, 215a.)

Port.: Se queres ser bom juiz, ouve o que cada hum diz. (Bohn I, 294.)

58 Ein Richter soll schlafen, wenn Geschenke an klopfen.

Dän.: Ved bøn og gave lør dommeren sove. (Prov. dan., 85.)

59 Ein Richters Ampt ist Gottes Ampt, wers nicht recht führt, der wird verdampt.Petri, II, 221.

60 Ein schlechter Richter verdirbt die beste Sache.

Böhm.: Neboj se soudu, boj se soudce. (Čelakovsky, 360.)

Poln.: Jidąc do wojta oba się bojta. (Čelakovsky, 360.)

61 Ein truncken Richter speyet ein Vrtheil herauss, wie es jhm ins Maul kompt.Petri, II, 231.

62 Ein ungerechter Richter ist ärger als ein Dieb und Räuber.

Erinnert an die Verhandlung, die Friedrich der Grosse (Berlin 11. Dec. 1779) in der Müller Arnold'schen Processsache aufnehmen liess und in der es heisst: (Seine königl. Maj. will) „dass jedermann, er sei vornehm oder gering, reich oder arm eine prompte Justiz administrirt und einem jeglichen Unterthanen ohne Ansehen der Person und des Standes durchgehends ein unparteiisches Recht widerfahren soll. Ein Justizcollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande; vor der kann man sich hüten; aber vor Schelmen, die den Mantel der Justiz gebrauchen, kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger als wie die grössten Spitzbuben, die in der Welt sind.“ (Vgl. Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, Samml. VII, S. 44.)

63 Ein unwissender Richter urtheilt schnell.

Holl.: Een onwetend regter heeft ras geoordeeld. – Een zot regter, kort vonnis. (Harrebomée, II, 215a.)

Frz.: Le fol juge briefve sentence. (Kritzinger, 405a; Leroux, II, 98.)

64 Ein weiser Richter hat scharfe Augen.

It.: Dinanzi un giudice severo non si può celar il vero. (Pazzaglia, 151, 2.)

65 Es heisst niemand Richter, denn in gehegter Bank.Graf, 434, 280.

Aus dem Satze, dass die Landesherren geborene Richter ihres Volks seien, hatte man den Schluss gezogen, die Fürsten seien ohne Busse; denn, sagte man: Niemand kann Kläger (s. d.) und Richter in einer Person sein, und: Man gibt niemand Busse als dem Kläger. Das obige Sprichwort tritt gegen diese Ansicht auf, indem es zwar zugibt, dass die Fürsten geborene Richter sind, aber deshalb nicht ohne Busse, weil ausser gehegter Bank niemand Richter ist.

Mhd.: Iz heisst kein man eyn richter wenne alleine in gehegter bang. (Daniels, Weichbildglossen, 262, 16.)

[Spaltenumbruch] 66 Es ist gut, dass es Richter gibt, aber sie sollen keine Schufte sein.

Im Hochdeutschen geht das Wortspiel des jüdisch-deutschen Ausdrucks verloren: Schoftim (schophetim, Richter) is schon recht, aber kaan Schuftim, Schuft mit der hebräischen Endung. (Tendlau, 821 u. 910.)

67 Es ist mancher ein Richter, der besser ein Henker wäre.

68 Es kan keiner sein eigen richter seyn, vil weniger sein eigen rechter.Henisch, 830, 50; Petri, II, 280.

Holl.: Niemand kan regter zijn in zijne eigene zaken. (Harrebomée, II, 215a.)

Schwed.: Ingen må wara domare i sin egin sak. (Törning, 85.)

69 Gerechten Richter soll man nicht erzürnen.

Frz.: Quand le juge juger doit, de tout courroux, garder se doit. (Cahier, 911.)

70 Het ich alle frommen Richter in einem Sack vnd trüg sie drin auff meinem Rücken, auch alle trew Amptleut ohn gefähr, noch blieb der Sack wol halber leer.Petri, II, 378.

71 In Richters Ofen Liegen Junge Palmen.Orakel, 1013.

Ein Spruch, der nur den Zweck hat mittels der Anfangsbuchstaben die Aufeinanderfolge der sechs Sonntage vor Ostern einzuprägen.

72 Ist der Richter nur von Einem Ohr, so hängt sein Urtheil an einem dünnen Faden.

73 Je schwächer der Richter, je stärker das Unrecht.

Lat.: Stulti judicis brevis sententia. (Bovill, I, 107.)

74 Jeder Richter sitzt an des Kaisers Statt.Graf, 403, 14.

„Die höchste Obrigkeit und dem Begriffe nach der einzige Richter ist das Landesoberhaupt als Gottes Stellvertreter; alle gesetzten Richter sitzen an seiner Statt, sprechen in seinem Namen und werden von seiner Macht gestützt.“

Mhd.: Ein iglich richter sitzes an des keisers stat. (Endemann, III, 13 [205].)

75 Kein Richter darf seine Gerechtigkeit verkaufen.Graf, 410, 77.

Den käuflichen, bestechlichen Richter stellen die deutschen Rechtsbücher dem Judas gleich. – So entschieden sich der Widerwille der Deutschen gegen verkäufliche, bestechliche Richter in unsern Sprichwörtern ausspricht, ebenso häufig erinnern russische oder allgemeiner und richtiger slawische Sprichwörter an das Vorhandensein eines bestechlichen Beamtenthums dort: Wer das Herz des Richters mit Gold bestechen kann, macht auch die Lippen desselben geschmeidig. (Altmann VI, 440.) Und die Böhmen lassen das Pferd den Hafer, den Acker den Dünger und den Richter die Butterstriezel lieben: Kůň miluje oves, pole hnůj, a soudce pomazanku. (Čelakovsky, 362.) Sie sagen: Von wem der Richter empfangen hat, der ist im Recht verblieben. Gibst du dem Richter, so gewinnst du deine Sache. Der Richter nimmt von Schuldigen und Unschuldigen. Den Richter überwältigst du, wenn du ihm den Daumen schmierst. Wer den Richter (Geld) setzt, den setzt er nicht (nämlich in den Thurm). Gehe nicht mit blanker Nase zum Richter, sondern mit einem Mitbringer.

Altfries.: En rechter en moet syn rechtveerdighe recht nit vercopen. (Richthofen, 553, 1, 32.)

Böhm.: Kdo soudci sází, toho do vĕže nesází. – Nechod' k soudci s pouhým nosem, ale chod' s přínosem. – Od koho soudce vzal, ten práv ostal. – Soudce béře od vinného i nevinného. – Soudce i řečníky přemůžeš, podmaž jim palček. (Čelakovsky, 361-362.)

76 Kein Richter ist so gross auff Erden, er mus vom grossen gerichtet werden.Petri, II, 420.

„Es ist kein Richter so hoch auff Erden, er muss von einem höhern gerichtet werden.“ (Mathesius, Postilla, CCXXb.)

Dän.: Som dommeren dømmer menneskene, saa dømmer Gud ham. (Prov. dan., 111.)

Lat.: Omni regnum sub grandiori regno est.

77 Kein richter kann recht richten, er wisse denn was Recht ist.Graf, 409, 62.

Es kann niemand das Richteramt ausüben, dem es an der nöthigen Kenntniss des Rechts gebricht.

Mhd.: Kein richter recht gerichten kann, her enwisse, was gerecht sei. (Homeyer, Richtsteig, 393.)

Dän.: Dommeren dømmer ikke, men loven. (Prov. dan., 111.)

78 Kein Richter kann Richter und Kläger zugleich sein.Graf, 434, 279.

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[[837]/0851] ohne keuschheit, eine Schöne Jungfraw ohne Freundlichkeit denen ist geringes Lob bereit. – Wehlt's Tagebuch. 53 Ein Richter sol sprechen nach dem, was fürbracht vnd beweiset ist. – Petri, II, 221. Lat.: Grave praejudicium est, quod judicium non habet. (Philippi, 2, 171.) 54 Ein Richter sol zwey gleiche Ohren haben. – Lehmann, II, 130, 179; Simrock, 8475; Graf, 408, 41; Körte, 5070; Braun, I, 3587. Unparteilichkeit gehört zu den ersten Eigenschaften eines Richters. Dän.: Den som betiener dommens sæde met et øre, var bedne hau havde slet ingen. (Prov. dan., 116.) Frz.: Il faut garder une oreille pour l'accusé. (Masson, 350.) – Sage est le juge, qui bien écoute et tard juge. (Körte, 5070.) It.: Il buon giudice deve hauer due orecchie uguali. (Pazzaglia, 151, 4.) Lat.: Judicis semper est verum sequi. – Non fer judicium, si non sunt ambo locuti. (Seybold, 266 u. 370.) – Princeps iniqua et aequa pariter audiat. (Chaos, 976.) – Qui statuit aliquid, parte inaudita altera, aequum licet statuerit, haud aequus fuit. (Seneca.) (Seybold, 501.) Poln.: Ucho jedno daj skarzącemu, drugie obwinionemu. (Masson, 350.) 55 Ein Richter soll mehr der Vernunfft als der Meinung und dem Argwohn nachgehen. – Wirth, II, 343. 56 Ein Richter soll nicht thun, was er an andern straft. Lat.: Sic agitur censura et sic exempla parantur, cum judex, alios quod monet, ipse facit. (Seybold, 556.) 57 Ein Richter soll nicht vrtheilen, biss er beyde Partheyen verhöret. – Gruter, III, 76; Lehmann, II, 535, 28. Dän.: Ingen dømmes uforhørt. (Prov. dan., 116.) Holl.: Een regter mag niet onverhoord verwijzen. (Harrebomée, II, 215a.) Port.: Se queres ser bom juiz, ouve o que cada hum diz. (Bohn I, 294.) 58 Ein Richter soll schlafen, wenn Geschenke an klopfen. Dän.: Ved bøn og gave lør dommeren sove. (Prov. dan., 85.) 59 Ein Richters Ampt ist Gottes Ampt, wers nicht recht führt, der wird verdampt. – Petri, II, 221. 60 Ein schlechter Richter verdirbt die beste Sache. Böhm.: Neboj se soudu, boj se soudce. (Čelakovsky, 360.) Poln.: Jidąc do wojta oba się bojta. (Čelakovsky, 360.) 61 Ein truncken Richter speyet ein Vrtheil herauss, wie es jhm ins Maul kompt. – Petri, II, 231. 62 Ein ungerechter Richter ist ärger als ein Dieb und Räuber. Erinnert an die Verhandlung, die Friedrich der Grosse (Berlin 11. Dec. 1779) in der Müller Arnold'schen Processsache aufnehmen liess und in der es heisst: (Seine königl. Maj. will) „dass jedermann, er sei vornehm oder gering, reich oder arm eine prompte Justiz administrirt und einem jeglichen Unterthanen ohne Ansehen der Person und des Standes durchgehends ein unparteiisches Recht widerfahren soll. Ein Justizcollegium, das Ungerechtigkeiten ausübt, ist gefährlicher und schlimmer als eine Diebesbande; vor der kann man sich hüten; aber vor Schelmen, die den Mantel der Justiz gebrauchen, kann sich kein Mensch hüten, die sind ärger als wie die grössten Spitzbuben, die in der Welt sind.“ (Vgl. Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's II., Berlin 1787, Samml. VII, S. 44.) 63 Ein unwissender Richter urtheilt schnell. Holl.: Een onwetend regter heeft ras geoordeeld. – Een zot regter, kort vonnis. (Harrebomée, II, 215a.) Frz.: Le fol juge briefve sentence. (Kritzinger, 405a; Leroux, II, 98.) 64 Ein weiser Richter hat scharfe Augen. It.: Dinanzi un giudice severo non si può celar il vero. (Pazzaglia, 151, 2.) 65 Es heisst niemand Richter, denn in gehegter Bank. – Graf, 434, 280. Aus dem Satze, dass die Landesherren geborene Richter ihres Volks seien, hatte man den Schluss gezogen, die Fürsten seien ohne Busse; denn, sagte man: Niemand kann Kläger (s. d.) und Richter in einer Person sein, und: Man gibt niemand Busse als dem Kläger. Das obige Sprichwort tritt gegen diese Ansicht auf, indem es zwar zugibt, dass die Fürsten geborene Richter sind, aber deshalb nicht ohne Busse, weil ausser gehegter Bank niemand Richter ist. Mhd.: Iz heisst kein man eyn richter wenne alleine in gehegter bang. (Daniels, Weichbildglossen, 262, 16.) 66 Es ist gut, dass es Richter gibt, aber sie sollen keine Schufte sein. Im Hochdeutschen geht das Wortspiel des jüdisch-deutschen Ausdrucks verloren: Schoftim (schophetim, Richter) is schon recht, aber kaan Schuftim, Schuft mit der hebräischen Endung. (Tendlau, 821 u. 910.) 67 Es ist mancher ein Richter, der besser ein Henker wäre. 68 Es kan keiner sein eigen richter seyn, vil weniger sein eigen rechter. – Henisch, 830, 50; Petri, II, 280. Holl.: Niemand kan regter zijn in zijne eigene zaken. (Harrebomée, II, 215a.) Schwed.: Ingen må wara domare i sin egin sak. (Törning, 85.) 69 Gerechten Richter soll man nicht erzürnen. Frz.: Quand le juge juger doit, de tout courroux, garder se doit. (Cahier, 911.) 70 Het ich alle frommen Richter in einem Sack vnd trüg sie drin auff meinem Rücken, auch alle trew Amptleut ohn gefähr, noch blieb der Sack wol halber leer. – Petri, II, 378. 71 In Richters Ofen Liegen Junge Palmen. – Orakel, 1013. Ein Spruch, der nur den Zweck hat mittels der Anfangsbuchstaben die Aufeinanderfolge der sechs Sonntage vor Ostern einzuprägen. 72 Ist der Richter nur von Einem Ohr, so hängt sein Urtheil an einem dünnen Faden. 73 Je schwächer der Richter, je stärker das Unrecht. Lat.: Stulti judicis brevis sententia. (Bovill, I, 107.) 74 Jeder Richter sitzt an des Kaisers Statt. – Graf, 403, 14. „Die höchste Obrigkeit und dem Begriffe nach der einzige Richter ist das Landesoberhaupt als Gottes Stellvertreter; alle gesetzten Richter sitzen an seiner Statt, sprechen in seinem Namen und werden von seiner Macht gestützt.“ Mhd.: Ein iglich richter sitzes an des keisers stat. (Endemann, III, 13 [205].) 75 Kein Richter darf seine Gerechtigkeit verkaufen. – Graf, 410, 77. Den käuflichen, bestechlichen Richter stellen die deutschen Rechtsbücher dem Judas gleich. – So entschieden sich der Widerwille der Deutschen gegen verkäufliche, bestechliche Richter in unsern Sprichwörtern ausspricht, ebenso häufig erinnern russische oder allgemeiner und richtiger slawische Sprichwörter an das Vorhandensein eines bestechlichen Beamtenthums dort: Wer das Herz des Richters mit Gold bestechen kann, macht auch die Lippen desselben geschmeidig. (Altmann VI, 440.) Und die Böhmen lassen das Pferd den Hafer, den Acker den Dünger und den Richter die Butterstriezel lieben: Kůň miluje oves, pole hnůj, a soudce pomazanku. (Čelakovsky, 362.) Sie sagen: Von wem der Richter empfangen hat, der ist im Recht verblieben. Gibst du dem Richter, so gewinnst du deine Sache. Der Richter nimmt von Schuldigen und Unschuldigen. Den Richter überwältigst du, wenn du ihm den Daumen schmierst. Wer den Richter (Geld) setzt, den setzt er nicht (nämlich in den Thurm). Gehe nicht mit blanker Nase zum Richter, sondern mit einem Mitbringer. Altfries.: En rechter en moet syn rechtveerdighe recht nit vercopen. (Richthofen, 553, 1, 32.) Böhm.: Kdo soudci sází, toho do vĕže nesází. – Nechod' k soudci s pouhým nosem, ale chod' s přínosem. – Od koho soudce vzal, ten práv ostal. – Soudce béře od vinného i nevinného. – Soudce i řečníky přemůžeš, podmaž jim palček. (Čelakovsky, 361-362.) 76 Kein Richter ist so gross auff Erden, er mus vom grossen gerichtet werden. – Petri, II, 420. „Es ist kein Richter so hoch auff Erden, er muss von einem höhern gerichtet werden.“ (Mathesius, Postilla, CCXXb.) Dän.: Som dommeren dømmer menneskene, saa dømmer Gud ham. (Prov. dan., 111.) Lat.: Omni regnum sub grandiori regno est. 77 Kein richter kann recht richten, er wisse denn was Recht ist. – Graf, 409, 62. Es kann niemand das Richteramt ausüben, dem es an der nöthigen Kenntniss des Rechts gebricht. Mhd.: Kein richter recht gerichten kann, her enwisse, was gerecht sei. (Homeyer, Richtsteig, 393.) Dän.: Dommeren dømmer ikke, men loven. (Prov. dan., 111.) 78 Kein Richter kann Richter und Kläger zugleich sein. – Graf, 434, 279. Mhd.: Die richtere, ne mach beide klegere unde richtere nicht sin. (Homeyer, III, 54, 2.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [837]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/851>, abgerufen am 23.11.2024.