Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] den Beweis zu führen, dass trotz der hohen Löhne der rüstigste Arbeiter nicht so viel verdiene als ein Bettler. Nachdem er einen Tag bettelnd durch die Stadt gegangen war; betrug seine Einnahme am Abend weit über drei Thaler. Reichsacht. Wer in der Reichsacht ist, der ist auch in Gottes Acht. Wen die Menschen verfolgen oder ihres Schutzes berauben, den schützt Gott. Reichsapfel. Goldene Reichsäpfel werden so gut abgeworfen, wie gemein Obst. - Neumeister, Worte der Weisen. "Kein Scepter ist so gerade, dass nicht durch fremde Gewalt könnte gebeugt werden und der Purpur wird sowol von Motten angefressen, als eines Bettlers Mantel." Reichshoffen. Risshoff'n im Deich sicht alle Hexen un Narre gleich. (S. Eselsfresser und Krebstränker.) - Frommann, III, 483. Wie der Volkswitz Personen mit Spitznamen belegt, so verschont er auch ganze Ortschaften nicht. So ist ihm auch das im Elsass gelegene Reichshoffen wegen seiner niedern Lage (es liegt in einer Vertiefung, Deich = Teich) durch den obigen Spruch verfallen. Andere dort in der Niederung liegende Ortschaften heissen Sandhase (s. d.); das auf einem Hügel liegende Zellenberg: Bachoffe, weil es nur eine Strasse und ein Thor hat. Die Ortschaften, in denen viele Esel gezogen werden, wie Wangen, Börsch, Weiler, Rott, Westhoffen, Dinsheim, heissen Eselsuniversitäten, Brübach bei Mülhausen heisst in der Eselsmühle. (Vgl. Holtei, Eselsfresser, A. Stöber in Frommann, III, 482.) Reichsrecht. Reichsrecht geht vor Landesrecht. - Schles. Zeitung, 1872, Nr. 410. Reichsstab. Wer den Reichsstab wohl führen will, der muss es machen, dass seine Fusstritte geküsst werden. - Winckler, VIII, 55. Reichsstadt. * Von Reichstetten reden. - Murner, Schelm., 26, in Kloster, I, 859. Was wir jetzt kannegiessern, politisiren nennen; auch wol von denen überhaupt, welche sich um Dinge kümmern, die sie nichts angehen. "Mancher will alles richten aus, was in dem reich ist und daraus; vnd wenn man's bei dem liecht besicht, so ist's jm doch beuohlen nicht. Wer andre sachen mit seim schaden auff sein rück will beladen, der tag vnd nacht hat grosse sorgen, wenn die Venediger gelt erborgen, wenn sie es wollen widergeben vnd wie der Pabst halt hauss daneben. Die Reichstett müssen auch daran, die haben vns dies vnd das gethan. Lieber Schelm schaffestu das dein vnd liess die Reichstett Reichstett sein, vnd tränckest guten wein dafür, dz reich darumb kein statt verlewr." Reichstag. 1 Deutsche Reichstage und Kaninchen haben immer Junge im Leibe. Die Deutschen sind nicht blos jetzt, sie waren schon früher grosse Freunde des Aufschiebens; und wie jedes Protokoll unsers 1866 verschiedenen Bundestags ein junges im Leibe hat, so gingen die meisten Schlüsse der deutschen Ständeversammlungen da hinaus, dass man sich nächstens wieder versammeln wolle, weil man zu keinem Hauptbeschluss kommen konnte. Daher verglich Aeneas Sylvius die deutschen Landtage mit Kaninchen, deren eines immer das andere im Leibe habe. (Wagenseil, 96.) 2 Reichstäg vnd Feiertäg seindt viel versäumnuss. - Lehmann, 743, 4. Reichster. 1 Den Reichsten fehlt das Meiste. - Cahier, 2190. Nach Cahier (2708) sagen die Türken: Au riche la bastonnade, au pauvre l'amende. 2 Der ist der Reichste, der an Begierden der Aermste ist. - Winckler, IX, 49. Reichthum. 1 Besitzen viel reichtumb vnd gut manchem ewigen schaden thut. Luther (Tischr., XX, 250b) spricht sehr wegwerfend davon. "Unser Herr Gott", sagt er, "gibt gemeiniglich Reichthum denen groben Eseln, denen er sonst nichts gönnet." Lat.: Diuitiis uti res est aduersa saluti. (Loci comm., 44.) 2 Das ist böse Reichthumb, davon der Arme kein theil hat. - Lehmann, 683, 37. Dän.: Det er en ond rigdom hvoraf den fattige intet gives. (Prov. dan., 477.) [Spaltenumbruch] 3 Das ist kein Reichthum, den die Diebe stehlen können. Die Russen: Der Reichthum, der im Herzen sitzt, kann nicht gestohlen werden. (Altmann VI, 393.) It.: Le vere ricchezze non possono esser rubate da ladri. (Pazzaglia, 322, 12.) 4 Das sind die besten Reichthümer, die gut angewandt werden. - Burckhardt, 245. 5 Der besitzt den Reichthum recht, der sein Herr ist, nicht sein Knecht. Lat.: Quis vere locuples? cui famulantur opes. (Philippi, II, 140.) 6 Der hat weit zum Reichthum, welcher zehn Scheffel aussäet und einen erntet. 7 Der Reichthum ist nicht ohne, er macht zum König sonder Krone. - Eiselein, 526. 8 Der Reichthum ist sich selbst eine Last. 9 Der Reichthum kann weder gatzen noch Eier legen. - Eiselein, 526. 10 Der Reichthum kommt zum Thor hinein und fliegt zum Schornstein wieder hinaus. 11 Die grösste Reichthum ist Gesparigkeit. Lat.: Divitiae grandes homini sunt vivere parce. (Chaos, 678.) 12 Die grösst reichtumb ist, keyn gelt begeern. - Franck, I, 73a; Lehmann, II, 70, 32; Egenolff, 333a. Engl.: The greatest wealth is contentment with a little. (Wahl, I, 171.) 13 Die Reichthumb ist der endelichen. - Henisch, 889, 27. "Endelich = fleissig, emsig ohne vnterlass, ohne verzug." 14 Die reichtumb haben ein hasen hertz. - Franck, I, 51a; Petri, II, 141; Lehmann, II, 72, 60. 15 Die schmähen den Reichthum, die kein Geld haben. Die Russen: Die Reichen sind es nicht, die das Geld verlästern, die Armen aber verlästern es alle. (Altmann VI, 448.) 16 Es ist ein böser Reichthum, den wir nicht haben, der uns hat. It.: Piu sono quelli che sono posseduti dalle ricchezze che quelli che le possedono. (Pazzaglia, 322, 17.) 17 Es ist kein Reichthum so viel werth, als Gesundheit und ein eigner Herd. Frz.: Il n'est richesse que de science et sante. (Kritzinger, 615b; Leroux, II, 237.) 18 Es ist kein solch reichtumm, als das nit haben, das du hast. - Franck, I, 71b. Lat.: Non est tantus quaestus, quam eo quod habes carere. (Franck, I, 71b.) 19 Es ist nicht Reichtum, vil haben, sondern vil behalten vnd anderen mit dienen. - Agricola II, 486. 20 Es sind ihrer mehr, die auf den Reichthum schmähen, als die ihn verachten. 21 Fallen dir Reichthum zu, so henge das hertze nicht daran. - Agricola II, 472. 22 Gähe reichtumb, lange armut. - Franck, I, 118b; Lehmann, 222, 3. Frz.: Tost riche tost poure. It.: Le ricchezze tostamente guadagnate subitamente si scialacquano, e vengon meno. Lat.: Cito diues, cito pauper. (Bovill, III, 79.) Schwed.: Bra rijk blijr lang fattig. (Wensell, 10.) 23 Gähe reichtumb weren nit lang. - Franck, I, 159a. Böhm.: Boj se rychle ztraty, kdos rychle bohaty. (Celakovsky, 167.) Holl.: Kostelijke rijkdommen hebben zelden lang eerlijke meesters. (Harrebomee, II, 220b.) Poln.: Boj sie predkiej straty, kto predko bogaty. (Celakovsky, 167.) 24 Gross Reichthum, wenig Schlaf. Die Russen: Der Reichthum hat viel Vettern und Basen: Sorge, Verdruss, Argwohn, Frechheit, Habsucht, Laune u. s. w. (Altmann VI, 447.) Lat.: Ubi multa aura, ibi parva quies. (Chaos, 193.) 25 Grosser Reichthum hilft nicht, wenn Gott nicht den Segen spricht. - Simrock, 8360. Wenn die Alten grossen Reichthum ausdrücken wollen, so sagten sie: reicher als Krösus, als Kallikrates, Crassus, die Schätze des Midas, das Vermögen des Lysistratos, die Paktolus, der Reichthum des Cincyras, die Talente des Pelops, des Zopyrus, Tantalas: Croeso, Crasso ditior, Midae divitiae; Lysistrati divitras habes. - Pactoli opes. - Cincyrae opes. - Pelopis talenta. - Ultra res Callicratis. - Zopyri telenta. (Erasm., 254.)
[Spaltenumbruch] den Beweis zu führen, dass trotz der hohen Löhne der rüstigste Arbeiter nicht so viel verdiene als ein Bettler. Nachdem er einen Tag bettelnd durch die Stadt gegangen war; betrug seine Einnahme am Abend weit über drei Thaler. Reichsacht. Wer in der Reichsacht ist, der ist auch in Gottes Acht. Wen die Menschen verfolgen oder ihres Schutzes berauben, den schützt Gott. Reichsapfel. Goldene Reichsäpfel werden so gut abgeworfen, wie gemein Obst. – Neumeister, Worte der Weisen. „Kein Scepter ist so gerade, dass nicht durch fremde Gewalt könnte gebeugt werden und der Purpur wird sowol von Motten angefressen, als eines Bettlers Mantel.“ Reichshoffen. Risshoff'n im Dîch sicht alle Hexen un Narre glîch. (S. Eselsfresser und Krebstränker.) – Frommann, III, 483. Wie der Volkswitz Personen mit Spitznamen belegt, so verschont er auch ganze Ortschaften nicht. So ist ihm auch das im Elsass gelegene Reichshoffen wegen seiner niedern Lage (es liegt in einer Vertiefung, Dîch = Teich) durch den obigen Spruch verfallen. Andere dort in der Niederung liegende Ortschaften heissen Sandhase (s. d.); das auf einem Hügel liegende Zellenberg: Bachoffe, weil es nur eine Strasse und ein Thor hat. Die Ortschaften, in denen viele Esel gezogen werden, wie Wangen, Börsch, Weiler, Rott, Westhoffen, Dinsheim, heissen Eselsuniversitäten, Brübach bei Mülhausen heisst in der Eselsmühle. (Vgl. Holtei, Eselsfresser, A. Stöber in Frommann, III, 482.) Reichsrecht. Reichsrecht geht vor Landesrecht. – Schles. Zeitung, 1872, Nr. 410. Reichsstab. Wer den Reichsstab wohl führen will, der muss es machen, dass seine Fusstritte geküsst werden. – Winckler, VIII, 55. Reichsstadt. * Von Reichstetten reden. – Murner, Schelm., 26, in Kloster, I, 859. Was wir jetzt kannegiessern, politisiren nennen; auch wol von denen überhaupt, welche sich um Dinge kümmern, die sie nichts angehen. „Mancher will alles richten aus, was in dem reich ist und daraus; vnd wenn man's bei dem liecht besicht, so ist's jm doch beuohlen nicht. Wer andre sachen mit seim schaden auff sein rück will beladen, der tag vnd nacht hat grosse sorgen, wenn die Venediger gelt erborgen, wenn sie es wollen widergeben vnd wie der Pabst halt hauss daneben. Die Reichstett müssen auch daran, die haben vns dies vnd das gethan. Lieber Schelm schaffestu das dein vnd liess die Reichstett Reichstett sein, vnd tränckest guten wein dafür, dz reich darumb kein statt verlewr.“ Reichstag. 1 Deutsche Reichstage und Kaninchen haben immer Junge im Leibe. Die Deutschen sind nicht blos jetzt, sie waren schon früher grosse Freunde des Aufschiebens; und wie jedes Protokoll unsers 1866 verschiedenen Bundestags ein junges im Leibe hat, so gingen die meisten Schlüsse der deutschen Ständeversammlungen da hinaus, dass man sich nächstens wieder versammeln wolle, weil man zu keinem Hauptbeschluss kommen konnte. Daher verglich Aeneas Sylvius die deutschen Landtage mit Kaninchen, deren eines immer das andere im Leibe habe. (Wagenseil, 96.) 2 Reichstäg vnd Feiertäg seindt viel versäumnuss. – Lehmann, 743, 4. Reichster. 1 Den Reichsten fehlt das Meiste. – Cahier, 2190. Nach Cahier (2708) sagen die Türken: Au riche la bastonnade, au pauvre l'amende. 2 Der ist der Reichste, der an Begierden der Aermste ist. – Winckler, IX, 49. Reichthum. 1 Besitzen viel reichtumb vnd gut manchem ewigen schaden thut. 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Wenn die Alten grossen Reichthum ausdrücken wollen, so sagten sie: reicher als Krösus, als Kallikrates, Crassus, die Schätze des Midas, das Vermögen des Lysistratos, die Paktolus, der Reichthum des Cincyras, die Talente des Pelops, des Zopyrus, Tantalas: Croeso, Crasso ditior, Midae divitiae; Lysistrati divitras habes. – Pactoli opes. – Cincyrae opes. – Pelopis talenta. – Ultra res Callicratis. – Zopyri telenta. (Erasm., 254.)
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den Beweis zu führen, dass trotz der hohen Löhne der rüstigste Arbeiter nicht so viel verdiene als ein Bettler. Nachdem er einen Tag bettelnd durch die Stadt gegangen war; betrug seine Einnahme am Abend weit über drei Thaler.
Reichsacht.
Wer in der Reichsacht ist, der ist auch in Gottes Acht.
Wen die Menschen verfolgen oder ihres Schutzes berauben, den schützt Gott.
Reichsapfel.
Goldene Reichsäpfel werden so gut abgeworfen, wie gemein Obst. – Neumeister, Worte der Weisen.
„Kein Scepter ist so gerade, dass nicht durch fremde Gewalt könnte gebeugt werden und der Purpur wird sowol von Motten angefressen, als eines Bettlers Mantel.“
Reichshoffen.
Risshoff'n im Dîch sicht alle Hexen un Narre glîch. (S. Eselsfresser und Krebstränker.) – Frommann, III, 483.
Wie der Volkswitz Personen mit Spitznamen belegt, so verschont er auch ganze Ortschaften nicht. So ist ihm auch das im Elsass gelegene Reichshoffen wegen seiner niedern Lage (es liegt in einer Vertiefung, Dîch = Teich) durch den obigen Spruch verfallen. Andere dort in der Niederung liegende Ortschaften heissen Sandhase (s. d.); das auf einem Hügel liegende Zellenberg: Bachoffe, weil es nur eine Strasse und ein Thor hat. Die Ortschaften, in denen viele Esel gezogen werden, wie Wangen, Börsch, Weiler, Rott, Westhoffen, Dinsheim, heissen Eselsuniversitäten, Brübach bei Mülhausen heisst in der Eselsmühle. (Vgl. Holtei, Eselsfresser, A. Stöber in Frommann, III, 482.)
Reichsrecht.
Reichsrecht geht vor Landesrecht. – Schles. Zeitung, 1872, Nr. 410.
Reichsstab.
Wer den Reichsstab wohl führen will, der muss es machen, dass seine Fusstritte geküsst werden. – Winckler, VIII, 55.
Reichsstadt.
* Von Reichstetten reden. – Murner, Schelm., 26, in Kloster, I, 859.
Was wir jetzt kannegiessern, politisiren nennen; auch wol von denen überhaupt, welche sich um Dinge kümmern, die sie nichts angehen. „Mancher will alles richten aus, was in dem reich ist und daraus; vnd wenn man's bei dem liecht besicht, so ist's jm doch beuohlen nicht. Wer andre sachen mit seim schaden auff sein rück will beladen, der tag vnd nacht hat grosse sorgen, wenn die Venediger gelt erborgen, wenn sie es wollen widergeben vnd wie der Pabst halt hauss daneben. Die Reichstett müssen auch daran, die haben vns dies vnd das gethan. Lieber Schelm schaffestu das dein vnd liess die Reichstett Reichstett sein, vnd tränckest guten wein dafür, dz reich darumb kein statt verlewr.“
Reichstag.
1 Deutsche Reichstage und Kaninchen haben immer Junge im Leibe.
Die Deutschen sind nicht blos jetzt, sie waren schon früher grosse Freunde des Aufschiebens; und wie jedes Protokoll unsers 1866 verschiedenen Bundestags ein junges im Leibe hat, so gingen die meisten Schlüsse der deutschen Ständeversammlungen da hinaus, dass man sich nächstens wieder versammeln wolle, weil man zu keinem Hauptbeschluss kommen konnte. Daher verglich Aeneas Sylvius die deutschen Landtage mit Kaninchen, deren eines immer das andere im Leibe habe. (Wagenseil, 96.)
2 Reichstäg vnd Feiertäg seindt viel versäumnuss. – Lehmann, 743, 4.
Reichster.
1 Den Reichsten fehlt das Meiste. – Cahier, 2190.
Nach Cahier (2708) sagen die Türken: Au riche la bastonnade, au pauvre l'amende.
2 Der ist der Reichste, der an Begierden der Aermste ist. – Winckler, IX, 49.
Reichthum.
1 Besitzen viel reichtumb vnd gut manchem ewigen schaden thut.
Luther (Tischr., XX, 250b) spricht sehr wegwerfend davon. „Unser Herr Gott“, sagt er, „gibt gemeiniglich Reichthum denen groben Eseln, denen er sonst nichts gönnet.“
Lat.: Diuitiis uti res est aduersa saluti. (Loci comm., 44.)
2 Das ist böse Reichthumb, davon der Arme kein theil hat. – Lehmann, 683, 37.
Dän.: Det er en ond rigdom hvoraf den fattige intet gives. (Prov. dan., 477.)
3 Das ist kein Reichthum, den die Diebe stehlen können.
Die Russen: Der Reichthum, der im Herzen sitzt, kann nicht gestohlen werden. (Altmann VI, 393.)
It.: Le vere ricchezze non possono esser rubate da ladri. (Pazzaglia, 322, 12.)
4 Das sind die besten Reichthümer, die gut angewandt werden. – Burckhardt, 245.
5 Der besitzt den Reichthum recht, der sein Herr ist, nicht sein Knecht.
Lat.: Quis vere locuples? cui famulantur opes. (Philippi, II, 140.)
6 Der hat weit zum Reichthum, welcher zehn Scheffel aussäet und einen erntet.
7 Der Reichthum ist nicht ohne, er macht zum König sonder Krone. – Eiselein, 526.
8 Der Reichthum ist sich selbst eine Last.
9 Der Reichthum kann weder gatzen noch Eier legen. – Eiselein, 526.
10 Der Reichthum kommt zum Thor hinein und fliegt zum Schornstein wieder hinaus.
11 Die grösste Reichthum ist Gesparigkeit.
Lat.: Divitiae grandes homini sunt vivere parce. (Chaos, 678.)
12 Die grösst reichtumb ist, keyn gelt begeern. – Franck, I, 73a; Lehmann, II, 70, 32; Egenolff, 333a.
Engl.: The greatest wealth is contentment with a little. (Wahl, I, 171.)
13 Die Reichthumb ist der endelichen. – Henisch, 889, 27.
„Endelich = fleissig, emsig ohne vnterlass, ohne verzug.“
14 Die reichtumb haben ein hasen hertz. – Franck, I, 51a; Petri, II, 141; Lehmann, II, 72, 60.
15 Die schmähen den Reichthum, die kein Geld haben.
Die Russen: Die Reichen sind es nicht, die das Geld verlästern, die Armen aber verlästern es alle. (Altmann VI, 448.)
16 Es ist ein böser Reichthum, den wir nicht haben, der uns hat.
It.: Più sono quelli che sono posseduti dalle ricchezze chè quelli che le possedono. (Pazzaglia, 322, 17.)
17 Es ist kein Reichthum so viel werth, als Gesundheit und ein eigner Herd.
Frz.: Il n'est richesse que de science et santé. (Kritzinger, 615b; Leroux, II, 237.)
18 Es ist kein solch reichtumm, als das nit haben, das du hast. – Franck, I, 71b.
Lat.: Non est tantus quaestus, quam eo quod habes carere. (Franck, I, 71b.)
19 Es ist nicht Reichtum, vil haben, sondern vil behalten vnd anderen mit dienen. – Agricola II, 486.
20 Es sind ihrer mehr, die auf den Reichthum schmähen, als die ihn verachten.
21 Fallen dir Reichthum zu, so henge das hertze nicht daran. – Agricola II, 472.
22 Gähe reichtumb, lange armut. – Franck, I, 118b; Lehmann, 222, 3.
Frz.: Tost riche tost poure.
It.: Le ricchezze tostamente guadagnate subitamente si scialacquano, e vengon meno.
Lat.: Cito diues, cito pauper. (Bovill, III, 79.)
Schwed.: Brå rijk blijr lång fattig. (Wensell, 10.)
23 Gähe reichtumb weren nit lang. – Franck, I, 159a.
Böhm.: Boj se rychlé ztráty, kdos rychle bohatý. (Čelakovsky, 167.)
Holl.: Kostelijke rijkdommen hebben zelden lang eerlijke meesters. (Harrebomée, II, 220b.)
Poln.: Bój się prędkiéj straty, kto prędko bogaty. (Čelakovsky, 167.)
24 Gross Reichthum, wenig Schlaf.
Die Russen: Der Reichthum hat viel Vettern und Basen: Sorge, Verdruss, Argwohn, Frechheit, Habsucht, Laune u. s. w. (Altmann VI, 447.)
Lat.: Ubi multa aura, ibi parva quies. (Chaos, 193.)
25 Grosser Reichthum hilft nicht, wenn Gott nicht den Segen spricht. – Simrock, 8360.
Wenn die Alten grossen Reichthum ausdrücken wollen, so sagten sie: reicher als Krösus, als Kallikrates, Crassus, die Schätze des Midas, das Vermögen des Lysistratos, die Paktolus, der Reichthum des Cincyras, die Talente des Pelops, des Zopyrus, Tantalas: Croeso, Crasso ditior, Midae divitiae; Lysistrati divitras habes. – Pactoli opes. – Cincyrae opes. – Pelopis talenta. – Ultra res Callicratis. – Zopyri telenta. (Erasm., 254.)
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