Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] sie etwas zu essen haben. Die obige Frage wird übrigens durch das Wort selbst beantwortet - in der Mitte des Tages. Da sich jedoch die Menschen selten gern nach der Natur richten, sondern die Sache lieber auf den Kopf stellen, so hat die Zeit des Mittagsmahls gar häufig gewechselt. Die Alten pflegten ihre Mahlzeiten gern zur Nachtzeit zu halten. Der Prediger Salomonis sagt: Wohl dem Lande, dessen Fürsten zu rechter Zeit essen; aber er sagt nicht, welches die rechte Zeit sei. Im 14. Jahrhundert assen die Könige von Frankreich um 8 Uhr Morgens zu Mittag. Zur Zeit Philipp's des Guten von Burgund ass man früh um 9 Uhr Mittag nach der Tagesordnung, unter "Aufstehen" 22. Unter Heinrich IV. und Ludwig XIV. ging man um 11 Uhr, unter Ludwig XV. nachmittags 2 Uhr zu Tische. Unter Heinrich VIII. von England frühstückte die "gute Gesellschaft" früh um 7 und ass um 10 Uhr Mittag. Zur Zeit Elisabeth's ging man um 11 Uhr zum Mittagstisch und ass zwischen 5 und 6 Uhr zu Abend, eine Zeit, in der man jetzt in England kaum zu Mittag speist. In Frankreich pflegt man abends 6 Uhr zu Mittag zu essen, ist jedoch im Hinausschieben des Mittagsmahls auf dem Wege, es immer erst den folgenden Tag für den heutigen einzunehmen. In Ostindien herrscht die Sitte, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang sich zum Mittagstisch einzufinden. In Deutschland ass man bis zur Zeit der Französischen Revolution regelmässig um 12 Uhr Mittag, ist jetzt jedoch auch auf dem Verwirrungswege. Frz.: Si tu es riche, mange quand tu voudras; si tu es pauvre, quand tu pourras. (Masson, 290.) Poln.: Panowie jako chca, ubodzy jako moga. (Masson, 290.) 158 Reiche finden, Arme erfinden. - Sprichwörtergarten, 59. Der Mangel zwingt sehr oft den Armen dazu, etwas noch nie Versuchtes zu wagen. 159 Reiche haben viel Freunde. Die Chinesen sind entgegengesetzter Ansicht, indem sie sagen: Die Reichen wollen gelobt, beklatscht, gefeiert, bewundert u. s. w. werden; deshalb haben sie keine Freunde. (Cibot, 155.) Dän.: Den rige haver mange fraender, den fattige ingen hör og kiender. (Prov. dan., 477.) Holl.: Rijke lui hebben veel vrienden. (Bohn I, 337.) 160 Reiche lässt man gehen, Arme müssen an den Galgen. - Simrock, 8336; Körte, 5019; Masson, 54. Böhm.: Bohaty v kuni cube se protlaci, ale chudy v cvilinkove kytlici uvazne. (Celakovsky, 166.) Poln.: Bak sie przebije a mucha uwieznie. - Slosarz zgrzeszyl, a kowala wieszaja. (Masson, 54.) Span.: Trapasa el rico las leyes y es castigado el pobre. (Masson, 54.) 161 Reiche leihen nicht gern, Arme zahlen nicht gern. Bei Petri (II, 510) mit dem Zusatz: "ist eins so gut vnd recht als das andre." 162 Reiche sind der Schmeichler Narren. 163 Reiche steckt man in die Tasche, Arme setzt man in die Asche. - Simrock, 8334; Körte, 5020. Sehr häufig wird der Reiche nur seiner Güter wegen geschätzt. 164 Reiche tragen einen Narrenmantel. 165 Reiche und Arme essen zusammen aus Einer grossen Schüssel. Geniessen das, was die Natur hervorgebracht hat, wenn auch der Reiche sich wohlschmeckende Nahrungsmittel wählt oder für deren Wohlschmack mehr verwendet. Böhm.: Ac bydlime v staji, nezvykame predce slamu. - Vsak bohac take cukr nezoba, ani chudinec kameni nehryze. (Celakovsky, 169.). Dän.: Rijg og arm, alt af en malm. (Prov. dan., 451.) 166 Reiche und Arme können nichts mit aus der Welt nehmen als ein Sterbekleid. Im Tode sind Reiche und Arme einander gleich. Frz.: Le plus riche n'emporte q'un linceul en mourant, comme le plus pauvre. (Lendroy, 631.) 167 Reiche und Arme können nur ein Tuch zu Grabe mitnehmen. Holl.: De rijkste behoudt maar een linnen kleed. (Harrebomee, II, 221a.) It.: Il ricco non si porta nell' altro mondo che un solo lenzuolo. (Pazzaglia, 322, 9.) 168 Reiche verlassen allhier das zeitliche vnd verlieren das Ewige. - Lehmann, 683, 34. 169 Reichen gibt man, Armen nimbt man. - Lehmann, II, 532, 42; Simrock, 8335; Körte, 5021. 170 Reichen kalbet bisweilen ein Ochs, Armen keine Kuh. Wer hätte noch nicht gesehen, wie der Ochs eines Reichen gekalbt hat. [Spaltenumbruch] 171 Reicher Demuth meidet Gott, Armer Hoffen ist ein Spott. - Simrock, 8332. 172 Rikmans Krankhaid an Armmans Pankauke stirmi feir. (Nordfries.) - Johansen, 57. Des Reichen Krankheit und des Armen Pfannkuchen riechen weit, d. h. man spricht viel davon, kümmert sich sehr darum. 173 Seelig seindt die Reichen, da dz Fegfeuer muss jn weichen. - Fischart. Bk., 113b; Zinkgref, IV, 247; Lehmann, II, 577, 75; Eiselein, 525; Simrock, 8365. 174 Sei nicht den Reichen schuldig und versprich nicht den Armen. 175 Selig sind die Reichen, alles muss ihnen weichen. 176 Stirbt der Reiche, so geht man mit der Leiche; stirbt der Arme, so geht man mit, dass Gott erbarme. - Eiselein, 526; Simrock, 8333; Körte, 5018; Schuppius, Schriften, I, 698. Die Chinesen: Den Begräbnissen der Reichen fehlt nichts als Leute, die sie bedauern. (Cibot, 172.) Dän.: Naar den rige falder af, samles hvermand til hans grav; naar den arme tages bort, kommer neppelig een for port. (Prov. dan., 478.) Lat.: Cum moritur dives, concurrunt undique cives; cum moritur pauper, vix advenit unus et alter. (Philippi, I, 103; Binder I, 263; II, 648; Eiselein, 526; Gartner, 129; Seybold, 101.) Schwed.: När den rijke faller af, samblas hvar man til hans graaf; när den arme tages bort, kommer näplig en för port. (Grubb, 587.) 177 Sy seind nicht alle Raiche, die raich seind, sondern die inn Gott Raiche seind. - Agricola II, 473. 178 Vnter den Reichen ist gut samlen. - Lehmann, II, 792, 114; Petri, II, 563. Die Finnen meinen aber, man solle das, was sie schenken, nicht zu scharf betrachten; sie sagen: Untersuche das Rennthier nicht, was dir der Reiche schenkt, du wirst es sonst ohne Geweih finden. (Altmann V, 86.) Holl.: Onder den riken is goet rapen. Lat.: Plurima colligere poteris sub principe dite. (Sutor, 659.) 179 Von des Reichen Krankheit und des Armen Bier hört man dort und hier. 180 Von des Reichen Tisch fällt mehr herab als beim Armen draufsteht. Böhm.: Bohaty vice ma na smetisti, nezli chudy v chysi. (Celakovsky, 166.) Krain.: Bogatic vec ima na smetisi, kot sirota v'hisi. (Celakovsky, 166.) 181 Wann bey den Reichen die billigkeit und bey den Armen das Vergnügen wäre, so würde das Betteln bald aufhören. Lat.: Das mihi tres obolos et vis patronus haberi, do tibi sex, duplex ergo patronus ero. (Chaos, 181.) 182 Wären die Reichen milde Leut' und besässen die Armen Zufriedenheit, so gäb' es wenig Bettelleut'. Dän.: Var der billighed hos de rige, og fornöyelighed hos de fattige, da hörde snart betlen op. (Prov. dan., 71.) 183 Was dem Reichen Recht ist, das ist auch dem Armen Recht. - Graf, 381, 508; Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, II, 304, 425. Im allgemeinen: Das Recht soll für alle gleich bemessen werden; dann im besondern: dass der Hausfriede (s. d.) den Aermsten in seiner Hütte ebenso schütze, wie den Reichen in seinem Palast. (S. Steinhaus.) 184 Was der Reich thut, muss alles heissen gut. - Petri, II, 588. Die Russen: Der Reichthum gleicht das Laster mit der Tugend aus. (Altmann VI, 406.) Die Armenier: Isst ein Reicher eine Schlange, so heisst's, es ist Arznei; thut's der Arme, so heisst's, er hat Hunger. (Ausland, 1871, 404a.) Bei Rückert heisst es: "Alles, was den Reichen adelt, wird am armen Mann getadelt." Böhm.: Bohatstvi, rod a hodnosti jsou pekne pokryvky zlosti. (Celakovsky, 166.) Poln.: Bogactwa, rod i godnosci sa piekne pokrywki zlosci. (Celakovsky, 166.) 185 Was die Reichen fallen lassen, heben die Armen auf. Böhm.: Bohateho skody, chudeho hody. (Celakovsky, 170.) Poln.: Bogatego pokuta, ubogiego biesiada. - Ubogiego laznina, panska pokuta. (Celakovsky, 170.)
[Spaltenumbruch] sie etwas zu essen haben. Die obige Frage wird übrigens durch das Wort selbst beantwortet – in der Mitte des Tages. Da sich jedoch die Menschen selten gern nach der Natur richten, sondern die Sache lieber auf den Kopf stellen, so hat die Zeit des Mittagsmahls gar häufig gewechselt. Die Alten pflegten ihre Mahlzeiten gern zur Nachtzeit zu halten. Der Prediger Salomonis sagt: Wohl dem Lande, dessen Fürsten zu rechter Zeit essen; aber er sagt nicht, welches die rechte Zeit sei. Im 14. Jahrhundert assen die Könige von Frankreich um 8 Uhr Morgens zu Mittag. Zur Zeit Philipp's des Guten von Burgund ass man früh um 9 Uhr Mittag nach der Tagesordnung, unter „Aufstehen“ 22. Unter Heinrich IV. und Ludwig XIV. ging man um 11 Uhr, unter Ludwig XV. nachmittags 2 Uhr zu Tische. Unter Heinrich VIII. von England frühstückte die „gute Gesellschaft“ früh um 7 und ass um 10 Uhr Mittag. Zur Zeit Elisabeth's ging man um 11 Uhr zum Mittagstisch und ass zwischen 5 und 6 Uhr zu Abend, eine Zeit, in der man jetzt in England kaum zu Mittag speist. In Frankreich pflegt man abends 6 Uhr zu Mittag zu essen, ist jedoch im Hinausschieben des Mittagsmahls auf dem Wege, es immer erst den folgenden Tag für den heutigen einzunehmen. In Ostindien herrscht die Sitte, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang sich zum Mittagstisch einzufinden. In Deutschland ass man bis zur Zeit der Französischen Revolution regelmässig um 12 Uhr Mittag, ist jetzt jedoch auch auf dem Verwirrungswege. Frz.: Si tu es riche, mange quand tu voudras; si tu es pauvre, quand tu pourras. (Masson, 290.) Poln.: Panowie jako chcą, ubodzy jako mogą. (Masson, 290.) 158 Reiche finden, Arme erfinden. – Sprichwörtergarten, 59. Der Mangel zwingt sehr oft den Armen dazu, etwas noch nie Versuchtes zu wagen. 159 Reiche haben viel Freunde. Die Chinesen sind entgegengesetzter Ansicht, indem sie sagen: Die Reichen wollen gelobt, beklatscht, gefeiert, bewundert u. s. w. werden; deshalb haben sie keine Freunde. (Cibot, 155.) Dän.: Den rige haver mange frænder, den fattige ingen hør og kiender. (Prov. dan., 477.) Holl.: Rijke lui hebben veel vrienden. (Bohn I, 337.) 160 Reiche lässt man gehen, Arme müssen an den Galgen. – Simrock, 8336; Körte, 5019; Masson, 54. Böhm.: Bohatý v kuní čubĕ se protlačí, ale chudý v cvilinkové kytlici uvázne. (Čelakovsky, 166.) Poln.: Bąk się przebije a mucha uwięźnie. – Ślosarz zgrzeszył, a kowala wieszają. (Masson, 54.) Span.: Trapasa el rico las leyes y es castigado el pobre. (Masson, 54.) 161 Reiche leihen nicht gern, Arme zahlen nicht gern. Bei Petri (II, 510) mit dem Zusatz: „ist eins so gut vnd recht als das andre.“ 162 Reiche sind der Schmeichler Narren. 163 Reiche steckt man in die Tasche, Arme setzt man in die Asche. – Simrock, 8334; Körte, 5020. Sehr häufig wird der Reiche nur seiner Güter wegen geschätzt. 164 Reiche tragen einen Narrenmantel. 165 Reiche und Arme essen zusammen aus Einer grossen Schüssel. Geniessen das, was die Natur hervorgebracht hat, wenn auch der Reiche sich wohlschmeckende Nahrungsmittel wählt oder für deren Wohlschmack mehr verwendet. Böhm.: Ač bydlíme v stáji, nežvýkáme předce slámu. – Však boháč také cukr nezobá, ani chudinec kameni nehryže. (Čelakovsky, 169.). Dän.: Rijg og arm, alt af en malm. (Prov. dan., 451.) 166 Reiche und Arme können nichts mit aus der Welt nehmen als ein Sterbekleid. Im Tode sind Reiche und Arme einander gleich. Frz.: Le plus riche n'emporte q'un linceul en mourant, comme le plus pauvre. (Lendroy, 631.) 167 Reiche und Arme können nur ein Tuch zu Grabe mitnehmen. Holl.: De rijkste behoudt maar een linnen kleed. (Harrebomée, II, 221a.) It.: Il ricco non si porta nell' altro mondo chè un solo lenzuolo. (Pazzaglia, 322, 9.) 168 Reiche verlassen allhier das zeitliche vnd verlieren das Ewige. – Lehmann, 683, 34. 169 Reichen gibt man, Armen nimbt man. – Lehmann, II, 532, 42; Simrock, 8335; Körte, 5021. 170 Reichen kalbet bisweilen ein Ochs, Armen keine Kuh. Wer hätte noch nicht gesehen, wie der Ochs eines Reichen gekalbt hat. [Spaltenumbruch] 171 Reicher Demuth meidet Gott, Armer Hoffen ist ein Spott. – Simrock, 8332. 172 Rikmâns Krânkhâïd an Ârmmâns Pankûke stirmi fîr. (Nordfries.) – Johansen, 57. Des Reichen Krankheit und des Armen Pfannkuchen riechen weit, d. h. man spricht viel davon, kümmert sich sehr darum. 173 Seelig seindt die Reichen, da dz Fegfeuer muss jn weichen. – Fischart. 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Unter Heinrich VIII. von England frühstückte die „gute Gesellschaft“ früh um 7 und ass um 10 Uhr Mittag. Zur Zeit Elisabeth's ging man um 11 Uhr zum Mittagstisch und ass zwischen 5 und 6 Uhr zu Abend, eine Zeit, in der man jetzt in England kaum zu Mittag speist. In Frankreich pflegt man abends 6 Uhr zu Mittag zu essen, ist jedoch im Hinausschieben des Mittagsmahls auf dem Wege, es immer erst den folgenden Tag für den heutigen einzunehmen. In Ostindien herrscht die Sitte, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang sich zum Mittagstisch einzufinden. In Deutschland ass man bis zur Zeit der Französischen Revolution regelmässig um 12 Uhr Mittag, ist jetzt jedoch auch auf dem Verwirrungswege.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Si tu es riche, mange quand tu voudras; si tu es pauvre, quand tu pourras. (<hi rendition="#i">Masson, 290.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Panowie jako chcą, ubodzy jako mogą. 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sie etwas zu essen haben. Die obige Frage wird übrigens durch das Wort selbst beantwortet – in der Mitte des Tages. Da sich jedoch die Menschen selten gern nach der Natur richten, sondern die Sache lieber auf den Kopf stellen, so hat die Zeit des Mittagsmahls gar häufig gewechselt. Die Alten pflegten ihre Mahlzeiten gern zur Nachtzeit zu halten. Der Prediger Salomonis sagt: Wohl dem Lande, dessen Fürsten zu rechter Zeit essen; aber er sagt nicht, welches die rechte Zeit sei. Im 14. Jahrhundert assen die Könige von Frankreich um 8 Uhr Morgens zu Mittag. Zur Zeit Philipp's des Guten von Burgund ass man früh um 9 Uhr Mittag nach der Tagesordnung, unter „Aufstehen“ 22. Unter Heinrich IV. und Ludwig XIV. ging man um 11 Uhr, unter Ludwig XV. nachmittags 2 Uhr zu Tische. Unter Heinrich VIII. von England frühstückte die „gute Gesellschaft“ früh um 7 und ass um 10 Uhr Mittag. Zur Zeit Elisabeth's ging man um 11 Uhr zum Mittagstisch und ass zwischen 5 und 6 Uhr zu Abend, eine Zeit, in der man jetzt in England kaum zu Mittag speist. In Frankreich pflegt man abends 6 Uhr zu Mittag zu essen, ist jedoch im Hinausschieben des Mittagsmahls auf dem Wege, es immer erst den folgenden Tag für den heutigen einzunehmen. In Ostindien herrscht die Sitte, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang sich zum Mittagstisch einzufinden. In Deutschland ass man bis zur Zeit der Französischen Revolution regelmässig um 12 Uhr Mittag, ist jetzt jedoch auch auf dem Verwirrungswege.
Frz.: Si tu es riche, mange quand tu voudras; si tu es pauvre, quand tu pourras. (Masson, 290.)
Poln.: Panowie jako chcą, ubodzy jako mogą. (Masson, 290.)
158 Reiche finden, Arme erfinden. – Sprichwörtergarten, 59.
Der Mangel zwingt sehr oft den Armen dazu, etwas noch nie Versuchtes zu wagen.
159 Reiche haben viel Freunde.
Die Chinesen sind entgegengesetzter Ansicht, indem sie sagen: Die Reichen wollen gelobt, beklatscht, gefeiert, bewundert u. s. w. werden; deshalb haben sie keine Freunde. (Cibot, 155.)
Dän.: Den rige haver mange frænder, den fattige ingen hør og kiender. (Prov. dan., 477.)
Holl.: Rijke lui hebben veel vrienden. (Bohn I, 337.)
160 Reiche lässt man gehen, Arme müssen an den Galgen. – Simrock, 8336; Körte, 5019; Masson, 54.
Böhm.: Bohatý v kuní čubĕ se protlačí, ale chudý v cvilinkové kytlici uvázne. (Čelakovsky, 166.)
Poln.: Bąk się przebije a mucha uwięźnie. – Ślosarz zgrzeszył, a kowala wieszają. (Masson, 54.)
Span.: Trapasa el rico las leyes y es castigado el pobre. (Masson, 54.)
161 Reiche leihen nicht gern, Arme zahlen nicht gern.
Bei Petri (II, 510) mit dem Zusatz: „ist eins so gut vnd recht als das andre.“
162 Reiche sind der Schmeichler Narren.
163 Reiche steckt man in die Tasche, Arme setzt man in die Asche. – Simrock, 8334; Körte, 5020.
Sehr häufig wird der Reiche nur seiner Güter wegen geschätzt.
164 Reiche tragen einen Narrenmantel.
165 Reiche und Arme essen zusammen aus Einer grossen Schüssel.
Geniessen das, was die Natur hervorgebracht hat, wenn auch der Reiche sich wohlschmeckende Nahrungsmittel wählt oder für deren Wohlschmack mehr verwendet.
Böhm.: Ač bydlíme v stáji, nežvýkáme předce slámu. – Však boháč také cukr nezobá, ani chudinec kameni nehryže. (Čelakovsky, 169.).
Dän.: Rijg og arm, alt af en malm. (Prov. dan., 451.)
166 Reiche und Arme können nichts mit aus der Welt nehmen als ein Sterbekleid.
Im Tode sind Reiche und Arme einander gleich.
Frz.: Le plus riche n'emporte q'un linceul en mourant, comme le plus pauvre. (Lendroy, 631.)
167 Reiche und Arme können nur ein Tuch zu Grabe mitnehmen.
Holl.: De rijkste behoudt maar een linnen kleed. (Harrebomée, II, 221a.)
It.: Il ricco non si porta nell' altro mondo chè un solo lenzuolo. (Pazzaglia, 322, 9.)
168 Reiche verlassen allhier das zeitliche vnd verlieren das Ewige. – Lehmann, 683, 34.
169 Reichen gibt man, Armen nimbt man. – Lehmann, II, 532, 42; Simrock, 8335; Körte, 5021.
170 Reichen kalbet bisweilen ein Ochs, Armen keine Kuh.
Wer hätte noch nicht gesehen, wie der Ochs eines Reichen gekalbt hat.
171 Reicher Demuth meidet Gott, Armer Hoffen ist ein Spott. – Simrock, 8332.
172 Rikmâns Krânkhâïd an Ârmmâns Pankûke stirmi fîr. (Nordfries.) – Johansen, 57.
Des Reichen Krankheit und des Armen Pfannkuchen riechen weit, d. h. man spricht viel davon, kümmert sich sehr darum.
173 Seelig seindt die Reichen, da dz Fegfeuer muss jn weichen. – Fischart. Bk., 113b; Zinkgref, IV, 247; Lehmann, II, 577, 75; Eiselein, 525; Simrock, 8365.
174 Sei nicht den Reichen schuldig und versprich nicht den Armen.
175 Selig sind die Reichen, alles muss ihnen weichen.
176 Stirbt der Reiche, so geht man mit der Leiche; stirbt der Arme, so geht man mit, dass Gott erbarme. – Eiselein, 526; Simrock, 8333; Körte, 5018; Schuppius, Schriften, I, 698.
Die Chinesen: Den Begräbnissen der Reichen fehlt nichts als Leute, die sie bedauern. (Cibot, 172.)
Dän.: Naar den rige falder af, samles hvermand til hans grav; naar den arme tages bort, kommer neppelig een for port. (Prov. dan., 478.)
Lat.: Cum moritur dives, concurrunt undique cives; cum moritur pauper, vix advenit unus et alter. (Philippi, I, 103; Binder I, 263; II, 648; Eiselein, 526; Gartner, 129; Seybold, 101.)
Schwed.: När den rijke faller af, samblas hvar man til hans graaf; när den arme tages bort, kommer näplig en før port. (Grubb, 587.)
177 Sy seind nicht alle Raiche, die raich seind, sondern die inn Gott Raiche seind. – Agricola II, 473.
178 Vnter den Reichen ist gut samlen. – Lehmann, II, 792, 114; Petri, II, 563.
Die Finnen meinen aber, man solle das, was sie schenken, nicht zu scharf betrachten; sie sagen: Untersuche das Rennthier nicht, was dir der Reiche schenkt, du wirst es sonst ohne Geweih finden. (Altmann V, 86.)
Holl.: Onder den riken is goet rapen.
Lat.: Plurima colligere poteris sub principe dite. (Sutor, 659.)
179 Von des Reichen Krankheit und des Armen Bier hört man dort und hier.
180 Von des Reichen Tisch fällt mehr herab als beim Armen draufsteht.
Böhm.: Bohatý vice má na smetišti, nežli chudý v chýši. (Čelakovsky, 166.)
Krain.: Bogátic već imá na smetiši, kot siróta v'híši. (Čelakovsky, 166.)
181 Wann bey den Reichen die billigkeit und bey den Armen das Vergnügen wäre, so würde das Betteln bald aufhören.
Lat.: Das mihi tres obolos et vis patronus haberi, do tibi sex, duplex ergo patronus ero. (Chaos, 181.)
182 Wären die Reichen milde Leut' und besässen die Armen Zufriedenheit, so gäb' es wenig Bettelleut'.
Dän.: Var der billighed hos de rige, og fornøyelighed hos de fattige, da hørde snart betlen op. (Prov. dan., 71.)
183 Was dem Reichen Recht ist, das ist auch dem Armen Recht. – Graf, 381, 508; Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, II, 304, 425.
Im allgemeinen: Das Recht soll für alle gleich bemessen werden; dann im besondern: dass der Hausfriede (s. d.) den Aermsten in seiner Hütte ebenso schütze, wie den Reichen in seinem Palast. (S. Steinhaus.)
184 Was der Reich thut, muss alles heissen gut. – Petri, II, 588.
Die Russen: Der Reichthum gleicht das Laster mit der Tugend aus. (Altmann VI, 406.) Die Armenier: Isst ein Reicher eine Schlange, so heisst's, es ist Arznei; thut's der Arme, so heisst's, er hat Hunger. (Ausland, 1871, 404a.) Bei Rückert heisst es: „Alles, was den Reichen adelt, wird am armen Mann getadelt.“
Böhm.: Bohatství, rod a hodnosti jsou pĕkné pokryvky zlosti. (Čelakovsky, 166.)
Poln.: Bogactwa, rod i godności sa piękne pokrywki złości. (Čelakovsky, 166.)
185 Was die Reichen fallen lassen, heben die Armen auf.
Böhm.: Bohatého škody, chudého hody. (Čelakovsky, 170.)
Poln.: Bogatego pokuta, ubogiego biesiada. – Ubogiego łaźnina, pańska pokuta. (Čelakovsky, 170.)
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