Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 54 Regnet's am Jakobitag, kommt der schlechte Flachs noch nach. - Boebel, 37. 55 Regnet's am Mäderlitag, so regnet's einundzwanzig Tag. 56 Regnet's am Marie Magdalenen-Tag (22. Juli), so folgt gewiss mehr Regen nach. - Boebel, 36. 57 Regnet's am Medarditag, so können die Schinder Meth und Wein trinken. (Oberösterreich.) Weil infolge vergifteten Grases ein ausserordentliches Viehsterben eintreten soll. 58 Regnet's am Pfingstsonntag, so regnet's sieben Sonntag. - Simrock, 7891a. 59 Regnet's am Pfingsttag, so bringt's alle Plag'. - Oec. rur., 62, 1. 60 Regnet's am Sanct-Gorgonstag, der Herbst nicht schlechter werden mag. - Orakel, 763. In Toscana behauptet man, es folge dann ein wahrer Satansherbst. 61 Regnet's am Sanct-Gorgonstag, geht die Saat verloren bis auf den Sack. - Orakel, 762. 62 Regnet's am Siebenbrüdertag (10. Juli), so hat man sieben Wochen Regenplag'. - Boebel, 35. 63 Regnet's am Sonntage Sanct-Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass. 64 Regnet's am Sonntage vor der Miss (Messe, auch überm Messbuch), so regnet's die Woche gewiss. - Blum, 272; Petri, II, 510; Simrock, 8305; Frischbier2, 3109; Orakel, 258. Ei ist nicht ganz leicht zwischen dem Zustande der Atmosphäre, der Regen bedingt und einer sonntäglichen Frühmesse eine Verbindung aufzufinden. Der Glaube bedarf indess einer solchen nicht. Im Hannöverschen lautet es: Wenn et regent under der Misse, regent et de ganze Weke ower wisse. 65 Regnet's am Tag unser lieben Frauen, da sie das Gebirge thät beschauen, so wird sich das Regenwetter mehren vnd vierzig Tage nach einander wehren. - Oec. rur., 76; Boebel, 100; Chaos, 1003. Frz.: S'il pleut le jour de saint Denis, tout l'hiver aurez de la pluie. (Cahier, 497.) 66 Regnet's am Vitstag, so regnet's einunddreissig Tag. 67 Regnet's an den sieben Schläfern (27. Juni), so, hat man gesprochen, regnet's ganzer sieben Wochen. - Boebel, 33. 68 Regnet's an der Auffahrt (nämlich der Reben), so regnet's ein Drittel von der Frucht ab. 69 Regnet's an Mariä Heimsuchtage (2. Juli), hat man sechs Wochen Regenplage. - Boebel, 34. 70 Regnet's an Philippi Jakobi (1. Mai), so hält der Acker keine Frucht. (Eldena.) - Boebel, 23. 71 Regnet's an Sanct-Barnabas (11. Juni), so rehren1 die Trauben bis ins Fass. - Simrock, 727; Bair. Hauskalender; Boebel, 28. 1) So steht bei Simrock. - Reren, mittelhochdeutsch schreien (vom Hirsch, Rindvieh), weinen. (Vgl. Schmeller, III, 120; Frommann, I, 277, 8; III, 280, 51.) Im Bair. Hauskalender steht schwimmen, statt rehren; auch Boebel, 28. - Vom Augustregen sagen die Franzosen: Wenn es regnet im August, regnet's Honig und guten Most. 72 Regnet's an Sanct-Gallentag (s. d.), ein nasser Frühling folgen mag. (Luzern.) 73 Regnet's an Unserer-Frauentag (Mariä Heimsuchung 2./14. Juli), wenn sie übers Gebirge geht, so regnet's nacheinander vierzig Tage. - Simrock, 8306. Die Franzosen machen diese Regenperiode von einem andern Tage abhängig. 74 Regnet's auf Johannistag, ist's der Haselnüsse Plag'. - Boebel, 32. 75 Regnet's auf Johannistag, misrathen die Nüsse und gerathen die Huren. - Simrock, 5244. 76 Regnet's beim Heu'n, kommt Hafer hinein. - Boebel, 121. 77 Regnet's in die Hopfenstöcken, wird das neue Bier schlecht schmecken. - Bair. Hauskalender. 78 Regnet's ins Heilige Grab, so regnet's das ganze Jahr nicht satt. (Sachsen.) - Boebel, 60. [Spaltenumbruch] 79 Regnet's nicht am Michels- und Sanct-Gallustag, auf gutes Frühjahr man hoffen mag. - Orakel, 795. 80 Regnet's nicht hier, so regnet's dort. Dän.: Regner det ei her, saa regner det andensteds. (Prov. dan., 471.) 81 Regnet's nicht, so geht doch der Wind; ist die Magd nit feist, so ists ein Kind. - Eyering, II, 192. 82 Regnet's nicht, so tröpfelt's doch. - Eiselein, 604. In einem Schreiben aus Wien in dem Sinne angewandt: die klerikale Partei halte sich nach diesem Grundsatz im kleinen für das schadlos, was sie im grossen und ganzen verloren habe. (Bresl. Zeitung, 1868, Nr. 79, S. 479.) 83 Regnet's oder nebelt's an Kleophas (25. Sept.), so ist der ganze Winter nass. - Boebel, 45. 84 Regnet's stark zu Albinus (16. April), macht's dem Bauer viel Verdruss. (Wohlau.) - Boebel, 20. Die Franzosen sagen von Sanct-Marcus (25. April): Quand il pleut le jour saint Marc, il ne faut ni pouque ni sac. (Leroux, I, 79.) 85 Regnet's zum Juli hinaus, so guckt der Bauer nicht gern aus dem Haus. 86 Rend et nit, se tripst et; git et net Feier, se git et doch Rauch. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 871. 87 Rents dem Parre (Pfarrer) ufs Buch, rents die ganze Wuch. (Nassau.) - Kehrein, VIII, 257. 88 Rintj 'at üb ean, do dript 'at üb thi öther. (Nordfries.) - Firmenich, III, 7, 97; Johansen, 96. Regnet's auf einen, so tropft es auf den andern. 89 'T regent doch gen Backstenen un (of) olde Wife. - Bueren, 1156; Hauskalender, III. 90 'T regent Gras und Goseeier (auch Anteier), seggt de Riepster. - Kern, 78. Wird von einem warmen Mairegen gebraucht, der Gras und Kraut aus der Erde lockt, nicht allein zum Nutzen des Rindviehs, sondern auch, wie es für den Riepster Hauptsache ist, zum Nutzen des Federviehes. 91 'T regent nich alteid (alle Dag) Botter in de Reisbre. - Bueren, 1170; Firmenich, I, 19, 33; Hauskalender, IV; Kern, 915. 92 'T regent un de Sünn' scheint; 't is in de Höll' Hochteid. - Bueren, 1157; Hauskalender, III. 93 'T regent ut Südwesten, dat is de wahre Mieghörn. - Kern, 1256. Es ist ein wesentlicher, aber ziemlich allgemeiner Mangel mundartlicher Sprichwörtersammlungen, dass sie über rein örtliche oder provinzielle Ausdrücke keine Erklärung beifügen. So ist bei Kern über "Mieghörn" nichts zu finden. Bei Richey, Stürenburg u. a. ostfriesischen Hülfsquellen fehlt das Wort. 94 'T will regnen, de Emders kommen. - Bueren, 1149; Kern, 1255. 95 Wann ed räänd mödd Onnerwand1 da räänd ed mödd Onverstand. (Trier.) - Laven, 196, 133; Firmenich, III, 548, 74. 1) D. h. wenn der Wind die Mosel herauf von Norden herweht und es dabei regnet, bei Unterwind (Onnerwänd). 96 Wann es regnet, so ist der schnee vnd hagel verdorben. - Franck, II, 152a; Eyering, III, 394; Gruter, I, 73; Egenolff, 209b; Petri, II, 675; Orakel, 43; Fabricius, 73; Eiselein, 553; Simrock, 8296; Körte, 2530. "Wenn ein Cicero redet, gelten andre Redner nichts." (Gaal, 1147.) Bei Tunnicius (11): Als it regent, so is de sne unde hagel vordorven. (Quando pluit grando simul et nix, deperit omnis.) It.: Il maggior lume offusca il minor. Lat.: Quando pluit grando simul et nix, deperit omnis. (Gaal, 1147.) 97 Wann 't reggent upp den Kerkenpad, is et de ganze Weke nat. (Waldeck.) - Curtze, 313, 4; Firmenich, I, 326, 61. Im Briefkasten der Illustrirten Zeitung vom 30. Sept. 1871 (Nr. 1474, S. 250) haben münchener Künstler, die sich während der Sommermonate in Herrenheimsee aufhalten, dort ihren Humor in dem Entwurf eines Bauernkalenders Ausdruck gegeben, der natürlich auch "Bauernregeln" enthält, die so witzig, wie das obige Sprichwort sind und jedenfalls ebenso viel Werth haben, als die Wetterprophezeiungen des Hundertjährigen Kalenders, die sich alljährlich in unsern Kalendern abgedruckt finden. Einige dieser Sprüche lauten: Gibt's im Mai viel Donnerschläge, hat der Juni dreissig Täge. [Spaltenumbruch] 54 Regnet's am Jakobitag, kommt der schlechte Flachs noch nach. – Boebel, 37. 55 Regnet's am Mäderlitag, so regnet's einundzwanzig Tag. 56 Regnet's am Marie Magdalenen-Tag (22. Juli), so folgt gewiss mehr Regen nach. – Boebel, 36. 57 Regnet's am Medarditag, so können die Schinder Meth und Wein trinken. (Oberösterreich.) 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Der Glaube bedarf indess einer solchen nicht. Im Hannöverschen lautet es: Wenn et rêgent under der Misse, rêgent et de ganze Wêke ower wisse. 65 Regnet's am Tag unser lieben Frauen, da sie das Gebirge thät beschauen, so wird sich das Regenwetter mehren vnd vierzig Tage nach einander wehren. – Oec. rur., 76; Boebel, 100; Chaos, 1003. Frz.: S'il pleut le jour de saint Denis, tout l'hiver aurez de la pluie. (Cahier, 497.) 66 Regnet's am Vitstag, so regnet's einunddreissig Tag. 67 Regnet's an den sieben Schläfern (27. Juni), so, hat man gesprochen, regnet's ganzer sieben Wochen. – Boebel, 33. 68 Regnet's an der Auffahrt (nämlich der Reben), so regnet's ein Drittel von der Frucht ab. 69 Regnet's an Mariä Heimsuchtage (2. Juli), hat man sechs Wochen Regenplage. – Boebel, 34. 70 Regnet's an Philippi Jakobi (1. Mai), so hält der Acker keine Frucht. (Eldena.) – Boebel, 23. 71 Regnet's an Sanct-Barnabas (11. Juni), so rehren1 die Trauben bis ins Fass. – Simrock, 727; Bair. 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Hauskalender. 78 Regnet's ins Heilige Grab, so regnet's das ganze Jahr nicht satt. (Sachsen.) – Boebel, 60. [Spaltenumbruch] 79 Regnet's nicht am Michels- und Sanct-Gallustag, auf gutes Frühjahr man hoffen mag. – Orakel, 795. 80 Regnet's nicht hier, so regnet's dort. Dän.: Regner det ei her, saa regner det andensteds. (Prov. dan., 471.) 81 Regnet's nicht, so geht doch der Wind; ist die Magd nit feist, so ists ein Kind. – Eyering, II, 192. 82 Regnet's nicht, so tröpfelt's doch. – Eiselein, 604. In einem Schreiben aus Wien in dem Sinne angewandt: die klerikale Partei halte sich nach diesem Grundsatz im kleinen für das schadlos, was sie im grossen und ganzen verloren habe. (Bresl. Zeitung, 1868, Nr. 79, S. 479.) 83 Regnet's oder nebelt's an Kleophas (25. Sept.), so ist der ganze Winter nass. – Boebel, 45. 84 Regnet's stark zu Albinus (16. April), macht's dem Bauer viel Verdruss. (Wohlau.) – Boebel, 20. Die Franzosen sagen von Sanct-Marcus (25. 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(<hi rendition="#i">Leroux, I, 79.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">85 Regnet's zum Juli hinaus, so guckt der Bauer nicht gern aus dem Haus.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">86 Rênd et nit, se tripst et; git et net Féier, se git et doch Rûch.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) – <hi rendition="#i">Schuster, 871.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">87 Rênts dem Parre (Pfarrer) ufs Buch, rênts die ganze Wuch.</hi> (<hi rendition="#i">Nassau.</hi>) – <hi rendition="#i">Kehrein, VIII, 257.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">88 Rintj 'at üb ean, do dript 'at üb thi öther.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, III, 7, 97; Johansen, 96.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Regnet's auf einen, so tropft es auf den andern.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">89 'T regent doch gên Backstênen un (of) olde Wife.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 1156; Hauskalender, III.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">90 'T regent Gras und Goseeier (auch Ânteier), seggt de Riepster.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 78.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wird von einem warmen Mairegen gebraucht, der Gras und Kraut aus der Erde lockt, nicht allein zum Nutzen des Rindviehs, sondern auch, wie es für den Riepster Hauptsache ist, zum Nutzen des Federviehes.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">91 'T regent nich altîd (alle Dag) Botter in de Rîsbrê.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 1170; Firmenich, I, 19, 33; Hauskalender, IV; Kern, 915.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">92 'T regent un de Sünn' schînt; 't is in de Höll' Hochtîd.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 1157; Hauskalender, III.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 'T regent ut Südwesten, dat is de wahre Mieghörn.</hi> – <hi rendition="#i">Kern, 1256.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es ist ein wesentlicher, aber ziemlich allgemeiner Mangel mundartlicher Sprichwörtersammlungen, dass sie über rein örtliche oder provinzielle Ausdrücke keine Erklärung beifügen. 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Sept. 1871 (Nr. 1474, S. 250) haben münchener Künstler, die sich während der Sommermonate in Herrenheimsee aufhalten, dort ihren Humor in dem Entwurf eines Bauernkalenders Ausdruck gegeben, der natürlich auch „Bauernregeln“ enthält, die so witzig, wie das obige Sprichwort sind und jedenfalls ebenso viel Werth haben, als die Wetterprophezeiungen des <hi rendition="#i">Hundertjährigen Kalenders,</hi> die sich alljährlich in unsern Kalendern abgedruckt finden. Einige dieser Sprüche lauten: Gibt's im Mai viel Donnerschläge, hat der Juni dreissig Täge. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[798]/0812]
54 Regnet's am Jakobitag, kommt der schlechte Flachs noch nach. – Boebel, 37.
55 Regnet's am Mäderlitag, so regnet's einundzwanzig Tag.
56 Regnet's am Marie Magdalenen-Tag (22. Juli), so folgt gewiss mehr Regen nach. – Boebel, 36.
57 Regnet's am Medarditag, so können die Schinder Meth und Wein trinken. (Oberösterreich.)
Weil infolge vergifteten Grases ein ausserordentliches Viehsterben eintreten soll.
58 Regnet's am Pfingstsonntag, so regnet's sieben Sonntag. – Simrock, 7891a.
59 Regnet's am Pfingsttag, so bringt's alle Plag'. – Oec. rur., 62, 1.
60 Regnet's am Sanct-Gorgonstag, der Herbst nicht schlechter werden mag. – Orakel, 763.
In Toscana behauptet man, es folge dann ein wahrer Satansherbst.
61 Regnet's am Sanct-Gorgonstag, geht die Saat verloren bis auf den Sack. – Orakel, 762.
62 Regnet's am Siebenbrüdertag (10. Juli), so hat man sieben Wochen Regenplag'. – Boebel, 35.
63 Regnet's am Sonntage Sanct-Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass.
64 Regnet's am Sonntage vor der Miss (Messe, auch überm Messbuch), so regnet's die Woche gewiss. – Blum, 272; Petri, II, 510; Simrock, 8305; Frischbier2, 3109; Orakel, 258.
Ei ist nicht ganz leicht zwischen dem Zustande der Atmosphäre, der Regen bedingt und einer sonntäglichen Frühmesse eine Verbindung aufzufinden. Der Glaube bedarf indess einer solchen nicht. Im Hannöverschen lautet es: Wenn et rêgent under der Misse, rêgent et de ganze Wêke ower wisse.
65 Regnet's am Tag unser lieben Frauen, da sie das Gebirge thät beschauen, so wird sich das Regenwetter mehren vnd vierzig Tage nach einander wehren. – Oec. rur., 76; Boebel, 100; Chaos, 1003.
Frz.: S'il pleut le jour de saint Denis, tout l'hiver aurez de la pluie. (Cahier, 497.)
66 Regnet's am Vitstag, so regnet's einunddreissig Tag.
67 Regnet's an den sieben Schläfern (27. Juni), so, hat man gesprochen, regnet's ganzer sieben Wochen. – Boebel, 33.
68 Regnet's an der Auffahrt (nämlich der Reben), so regnet's ein Drittel von der Frucht ab.
69 Regnet's an Mariä Heimsuchtage (2. Juli), hat man sechs Wochen Regenplage. – Boebel, 34.
70 Regnet's an Philippi Jakobi (1. Mai), so hält der Acker keine Frucht. (Eldena.) – Boebel, 23.
71 Regnet's an Sanct-Barnabas (11. Juni), so rehren1 die Trauben bis ins Fass. – Simrock, 727; Bair. Hauskalender; Boebel, 28.
1) So steht bei Simrock. – Rêren, mittelhochdeutsch schreien (vom Hirsch, Rindvieh), weinen. (Vgl. Schmeller, III, 120; Frommann, I, 277, 8; III, 280, 51.) Im Bair. Hauskalender steht schwimmen, statt rehren; auch Boebel, 28. – Vom Augustregen sagen die Franzosen: Wenn es regnet im August, regnet's Honig und guten Most.
72 Regnet's an Sanct-Gallentag (s. d.), ein nasser Frühling folgen mag. (Luzern.)
73 Regnet's an Unserer-Frauentag (Mariä Heimsuchung 2./14. Juli), wenn sie übers Gebirge geht, so regnet's nacheinander vierzig Tage. – Simrock, 8306.
Die Franzosen machen diese Regenperiode von einem andern Tage abhängig.
74 Regnet's auf Johannistag, ist's der Haselnüsse Plag'. – Boebel, 32.
75 Regnet's auf Johannistag, misrathen die Nüsse und gerathen die Huren. – Simrock, 5244.
76 Regnet's beim Heu'n, kommt Hafer hinein. – Boebel, 121.
77 Regnet's in die Hopfenstöcken, wird das neue Bier schlecht schmecken. – Bair. Hauskalender.
78 Regnet's ins Heilige Grab, so regnet's das ganze Jahr nicht satt. (Sachsen.) – Boebel, 60.
79 Regnet's nicht am Michels- und Sanct-Gallustag, auf gutes Frühjahr man hoffen mag. – Orakel, 795.
80 Regnet's nicht hier, so regnet's dort.
Dän.: Regner det ei her, saa regner det andensteds. (Prov. dan., 471.)
81 Regnet's nicht, so geht doch der Wind; ist die Magd nit feist, so ists ein Kind. – Eyering, II, 192.
82 Regnet's nicht, so tröpfelt's doch. – Eiselein, 604.
In einem Schreiben aus Wien in dem Sinne angewandt: die klerikale Partei halte sich nach diesem Grundsatz im kleinen für das schadlos, was sie im grossen und ganzen verloren habe. (Bresl. Zeitung, 1868, Nr. 79, S. 479.)
83 Regnet's oder nebelt's an Kleophas (25. Sept.), so ist der ganze Winter nass. – Boebel, 45.
84 Regnet's stark zu Albinus (16. April), macht's dem Bauer viel Verdruss. (Wohlau.) – Boebel, 20.
Die Franzosen sagen von Sanct-Marcus (25. April): Quand il pleut le jour saint Marc, il ne faut ni pouque ni sac. (Leroux, I, 79.)
85 Regnet's zum Juli hinaus, so guckt der Bauer nicht gern aus dem Haus.
86 Rênd et nit, se tripst et; git et net Féier, se git et doch Rûch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 871.
87 Rênts dem Parre (Pfarrer) ufs Buch, rênts die ganze Wuch. (Nassau.) – Kehrein, VIII, 257.
88 Rintj 'at üb ean, do dript 'at üb thi öther. (Nordfries.) – Firmenich, III, 7, 97; Johansen, 96.
Regnet's auf einen, so tropft es auf den andern.
89 'T regent doch gên Backstênen un (of) olde Wife. – Bueren, 1156; Hauskalender, III.
90 'T regent Gras und Goseeier (auch Ânteier), seggt de Riepster. – Kern, 78.
Wird von einem warmen Mairegen gebraucht, der Gras und Kraut aus der Erde lockt, nicht allein zum Nutzen des Rindviehs, sondern auch, wie es für den Riepster Hauptsache ist, zum Nutzen des Federviehes.
91 'T regent nich altîd (alle Dag) Botter in de Rîsbrê. – Bueren, 1170; Firmenich, I, 19, 33; Hauskalender, IV; Kern, 915.
92 'T regent un de Sünn' schînt; 't is in de Höll' Hochtîd. – Bueren, 1157; Hauskalender, III.
93 'T regent ut Südwesten, dat is de wahre Mieghörn. – Kern, 1256.
Es ist ein wesentlicher, aber ziemlich allgemeiner Mangel mundartlicher Sprichwörtersammlungen, dass sie über rein örtliche oder provinzielle Ausdrücke keine Erklärung beifügen. So ist bei Kern über „Mieghörn“ nichts zu finden. Bei Richey, Stürenburg u. a. ostfriesischen Hülfsquellen fehlt das Wort.
94 'T will regnen, de Emders kommen. – Bueren, 1149; Kern, 1255.
95 Wann ed räänd mödd Onnerwand1 da räänd ed mödd Onverstand. (Trier.) – Laven, 196, 133; Firmenich, III, 548, 74.
1) D. h. wenn der Wind die Mosel herauf von Norden herweht und es dabei regnet, bei Unterwind (Onnerwänd).
96 Wann es regnet, so ist der schnee vnd hagel verdorben. – Franck, II, 152a; Eyering, III, 394; Gruter, I, 73; Egenolff, 209b; Petri, II, 675; Orakel, 43; Fabricius, 73; Eiselein, 553; Simrock, 8296; Körte, 2530.
„Wenn ein Cicero redet, gelten andre Redner nichts.“ (Gaal, 1147.) Bei Tunnicius (11): Als it regent, so is de sne unde hagel vordorven. (Quando pluit grando simul et nix, deperit omnis.)
It.: Il maggior lume offusca il minor.
Lat.: Quando pluit grando simul et nix, deperit omnis. (Gaal, 1147.)
97 Wann 't reggent upp den Kerkenpâd, is et de ganze Wêke nât. (Waldeck.) – Curtze, 313, 4; Firmenich, I, 326, 61.
Im Briefkasten der Illustrirten Zeitung vom 30. Sept. 1871 (Nr. 1474, S. 250) haben münchener Künstler, die sich während der Sommermonate in Herrenheimsee aufhalten, dort ihren Humor in dem Entwurf eines Bauernkalenders Ausdruck gegeben, der natürlich auch „Bauernregeln“ enthält, die so witzig, wie das obige Sprichwort sind und jedenfalls ebenso viel Werth haben, als die Wetterprophezeiungen des Hundertjährigen Kalenders, die sich alljährlich in unsern Kalendern abgedruckt finden. Einige dieser Sprüche lauten: Gibt's im Mai viel Donnerschläge, hat der Juni dreissig Täge.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [798]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/812>, abgerufen am 23.07.2024. |