Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 369 Zweierlei Recht ist stärker Recht. - Graf, 201, 142. Vollsippe steht der Erbfolge besser als Halbsippe. (S. Halbgeburt.) In Hamburg: Twyerley recht ysz sterker recht. (Lappenberg, 257, 8.) 370 Chrump recht als des teufels nas. - Suchenwirth's Werke aus dem 14. Jahrhundert von A. Primisser (Wien 1827), S. 121a. *371 Da ist kein Recht zu finden. Lat.: Bardaicus judex datur haec punire volenti calceus. (Juvenal.) (Philippi, I, 55.) *372 Das ist wandsbecker Recht. Eine Redensart, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts angewandt wurde, um arge Schwindeleien, unbestrafte Betrügereien und ähnliche Verbrechen zu bezeichnen. Die Familie Berens, in deren Besitz Wandsbeck von 1645 bis 1679 war, hatte sich am 30. Aug. 1664 von dem König Friedrich III. ein Privileg erwirkt, "dass alle ausgetretenen (landesflüchtigen) Kaufleute, Bankerottirer und leichtsinnige Schuldner, welche nicht gerade boshafter Weise ihre Creditoren betrügen gewollt, in Wandsbeck ein geruhsam Asyl, sichere Freystätt und Befugniss zu neuem Gewerbe finden sollten". Das Gefährliche, leicht und nothwendig zum schlimmsten Betrug Führende dieses Privilegs springt in die Augen. Wandsbeck wurde auch bald die neue Heimat aller bösen Falliten. König Friedrich V. schickte endlich im Jahre 1752 ein eigenes Untersuchungsgericht nach Wandsbeck, welches die zunächst vorliegenden schreiendsten Fälle untersuchte, bestrafte, dann den Ort überhaupt von den berüchtigtsten Subjecten dieser Art säuberte und eine ordentliche Polizei- und Justizverfassung ins Leben rief, worauf der König jenes verderbliche Privileg vom 25. Aug. 1671 in Betreff der gestohlenen Güter unter dem 28. Oct. 1754 aufhob, ebenso dem Misbrauche des Privilegs vom 30. Aug. 1664 vorbeugte. (Vgl. Otto Beneke, in der Zeitschrift des Vereins für hamb. Gesch., III, 382 u. 389; Illustrirte Zeitung, 1860, 402b.) Die Holländer hatten für Zahlungsunfähige eine ähnliche Freistatt - Vianen. Darauf beziehen sich die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten: Die ligt borg wordt, moet voor Vianen zorgen. - Mijnheer woont heden te Vianen. (Harrebomee, I, 81 u. 293.) *373 Das Recht beugen (krümmen). Den Schuldigen begünstigen und den Unschuldigen unterdrücken. *374 Das Recht des Stärkern handhaben. D. i. Gewalt gebrauchen. *375 Das rechte recht. - Agricola I, 64; Eyering, I, 335; Egenolff, 33a; Gruter, I, 12; Eiselein, 521. "Das rechte Recht", sagt Agricola, "siehet weder Gunst, Gaben, Freundschaft noch Eigennutz an. Das unrechte Recht richtet nach Gunst und Gaben." Wenn ein Geschäft nach einem bestimmten Rechte vereinbart ist, so kommt auch dies Recht gegenüber dem gemeinen zur Anwendung. Holl.: Het regte regt ziet gunst noch gaven, vriendschap nog eigen nut aan. (Harrebomee, II, 214a.) *376 Dem Recht den Rüggen gewen. - Dähnert, 388b. Nicht vor Gericht erscheinen wollen. *377 Dem Recht ein Ohr umbtreiben. Lat.: Aequum stultitiae ferre. (Chaos, 442.) *378 Dem Recht eine wächserne Nasen drehen. - Fischer, Psalter, 374d. *379 Er dreht das Recht wie der Wind die Wetterfahne. *380 Er hat das Recht auf seiner Seite. Holl.: Hij heeft het regt aan zijne zijde. (Harrebomee, II, 214.) *381 Er versteht vom Recht so viel, als wenn ein Blinder schiesst zum Ziel. - Murner, Nb., 28, in Kloster, IV, 709. *382 Es ist das Recht des Wolfs über das Schaf. Holl.: Het regt van den langsten degen. (Harrebomee, II, 214a.) *383 Es ist ein weiches Recht. (Lit.) Von einem ungerechten Urtheil oder um eine schlechte Rechtsverwaltung zu bezeichnen, da weichliche Kraftlosigkeit zum Rechtsprechen nicht geeignet ist. *384 Hier gilt Recht, nicht Gewalt. Lat.: Partitio, non provocatio. (Philippi, II, 83.) *385 Ick will jo nicks as min Recht. - Goldschmidt, 81. *386 Män hot ihm gethün sein Recht. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Man thut dort jemand sein Recht, wenn man die letzten Pflichten an seinem Grabe erfüllt. *387 Mit bestem Schein Rechts unrecht haben. - Schottel, 1119a. *388 Nach dem kanonischen Recht. (Ulm.) Scherzhaft: nach dem Recht des Stärkern, dem Recht der Kanonen. [Spaltenumbruch] *389 Nach preuschmarkischem Recht behalten, was man bekommen hat. - Hennig, 208. *390 Recht verkehren thut mich nähren. Wahlspruch schlechter Advocaten. Lat.: Bonorum extortor, legum contortor. (Terenz.) (Binder I, 137.) *391 Wenn ik min Recht man erst up'r Gaffel hebbe. - Eichwald, 1577. Recht (Adv.). 1 Alles, was recht ist. 2 Bat den enen recht es, es dem annern billig. - Woeste, 76. 3 Biss nit recht dran, so wend deinn rath. - Franck, II, 157a. 4 Dem geschiehet recht, der sich an Warnung nicht kehret. - Suringar, LI, 9. 5 Dem geschieht recht, der es nicht anders haben will. Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Seybold, 376 u. 503.) 6 Dem geschieht recht, der's also haben will. Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Sutor, 175.) 7 Denck daran, was recht sei thon. - Franck, I, 158b. 8 Der recht geht, sol nit zuruck sehen. - Franck, I, 85a; Eyering, I, 530; Petri, II, 105; Lehmann, 864, 18. 9 Der recht thut wird recht finden. 10 Der thut recht, der jedem thut, was jhm gebürt. - Lehmann, 636, 95. 11 Du bist noch nit recht dran, weil dich nit der böfel verspot. - Franck, I, 72a. 12 Eben recht ist nicht versalzen. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 46. 13 Eben recht ist weder eng noch weit. - Eiselein, 521. 14 Es geht nimmer recht, es sei denn einer des andern Knecht. - Froschm., XVIIIb. 15 Es ging ihm schon recht, sagte der Perrükenmacher, als er die Geschichte von Absalon las, warum hat er keine Perrüke getragen. Holl.: Zoo moeten zij varen, die geene pruiken wollen dragen. (Harrebomee, II, 203b.) 16 Es haben beide recht, sagte der Cardinal, als die Jesuiten sagten: die Kapuziner sind Rossknechte, und die Kapuziner sagten: die Jesuiten sind Spitzbuben. - Klosterspiegel, 23, 8. 17 Es ist bös recht thun dem, der sein nicht gewohnt. "Man spricht, es ist böss recht thun dem, der sein nit gewont hat." (Geiler, Seelen-Paradies, CCXXiijb, 2.) 18 Es ist nicht alles recht, was dem Esel wol gefelt. - Henisch, 943, 35. 19 Es ist nicht recht, dass eine Magd ausbeutet den Knecht. 20 Es ist recht, dass der Mist stinke. - Simrock, 7040. 21 Es will jedermann recht haben. Lat.: Qui velit ingenti cedere rarus erit. (Martial.) (Philippi, II, 140; Seybold, 503.) 22 Es wird schon recht, wenn die Haftl drankommen. - Mayer, I, 167. Von Personen, die es mit der Ausführung einer Sache nicht genau nehmen, denen alles gut genug ist und die das Beste von der Zeit erwarten. Wenn das, was noch an der Sache fehlt, dazukommt. 23 Gäl i ha rächt gha, as i gange bi? hät de Schneider zu sim Kamerad g'seit, wo se ne use gheit händ. - Sutermeister, 40. Gelt, ich habe recht gethan, dass ich gegangen bin, sagte der Schneider zu seinem Kameraden, als sie ihn hinausgeworfen hatten. 24 Ganz recht, täglich einen Pfennig gibt jährlich einen Thaler. Engl.: Right, master, right, four nobles a year a crown a quarter. - Right, Roger, your sow is good mutton. (Bohn II, 59.) 25 Guore kan em näkest recht machen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 685. 26 Handel recht, so hastu recht vnd gehet dir recht. - Petri, II, 370. 27 Handel recht vnd schew den Teuffel nicht. - Petri, II, 370.
[Spaltenumbruch] 369 Zweierlei Recht ist stärker Recht. – Graf, 201, 142. Vollsippe steht der Erbfolge besser als Halbsippe. (S. Halbgeburt.) In Hamburg: Twyerley recht ysz sterker recht. (Lappenberg, 257, 8.) 370 Chrump recht als des teufels nas. – Suchenwirth's Werke aus dem 14. Jahrhundert von A. Primisser (Wien 1827), S. 121a. *371 Da ist kein Recht zu finden. Lat.: Bardaicus judex datur haec punire volenti calceus. (Juvenal.) (Philippi, I, 55.) *372 Das ist wandsbecker Recht. Eine Redensart, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts angewandt wurde, um arge Schwindeleien, unbestrafte Betrügereien und ähnliche Verbrechen zu bezeichnen. Die Familie Berens, in deren Besitz Wandsbeck von 1645 bis 1679 war, hatte sich am 30. Aug. 1664 von dem König Friedrich III. ein Privileg erwirkt, „dass alle ausgetretenen (landesflüchtigen) Kaufleute, Bankerottirer und leichtsinnige Schuldner, welche nicht gerade boshafter Weise ihre Creditoren betrügen gewollt, in Wandsbeck ein geruhsam Asyl, sichere Freystätt und Befugniss zu neuem Gewerbe finden sollten“. Das Gefährliche, leicht und nothwendig zum schlimmsten Betrug Führende dieses Privilegs springt in die Augen. Wandsbeck wurde auch bald die neue Heimat aller bösen Falliten. König Friedrich V. schickte endlich im Jahre 1752 ein eigenes Untersuchungsgericht nach Wandsbeck, welches die zunächst vorliegenden schreiendsten Fälle untersuchte, bestrafte, dann den Ort überhaupt von den berüchtigtsten Subjecten dieser Art säuberte und eine ordentliche Polizei- und Justizverfassung ins Leben rief, worauf der König jenes verderbliche Privileg vom 25. Aug. 1671 in Betreff der gestohlenen Güter unter dem 28. Oct. 1754 aufhob, ebenso dem Misbrauche des Privilegs vom 30. Aug. 1664 vorbeugte. (Vgl. Otto Beneke, in der Zeitschrift des Vereins für hamb. Gesch., III, 382 u. 389; Illustrirte Zeitung, 1860, 402b.) Die Holländer hatten für Zahlungsunfähige eine ähnliche Freistatt – Vianen. Darauf beziehen sich die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten: Die ligt borg wordt, moet voor Vianen zorgen. – Mijnheer woont heden te Vianen. (Harrebomée, I, 81 u. 293.) *373 Das Recht beugen (krümmen). Den Schuldigen begünstigen und den Unschuldigen unterdrücken. *374 Das Recht des Stärkern handhaben. D. i. Gewalt gebrauchen. *375 Das rechte recht. – Agricola I, 64; Eyering, I, 335; Egenolff, 33a; Gruter, I, 12; Eiselein, 521. „Das rechte Recht“, sagt Agricola, „siehet weder Gunst, Gaben, Freundschaft noch Eigennutz an. Das unrechte Recht richtet nach Gunst und Gaben.“ Wenn ein Geschäft nach einem bestimmten Rechte vereinbart ist, so kommt auch dies Recht gegenüber dem gemeinen zur Anwendung. 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Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Seybold, 376 u. 503.) 6 Dem geschieht recht, der's also haben will. Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Sutor, 175.) 7 Denck daran, was recht sei thon. – Franck, I, 158b. 8 Der recht geht, sol nit zuruck sehen. – Franck, I, 85a; Eyering, I, 530; Petri, II, 105; Lehmann, 864, 18. 9 Der recht thut wird recht finden. 10 Der thut recht, der jedem thut, was jhm gebürt. – Lehmann, 636, 95. 11 Du bist noch nit recht dran, weil dich nit der böfel verspot. – Franck, I, 72a. 12 Eben recht ist nicht versalzen. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 46. 13 Eben recht ist weder eng noch weit. – Eiselein, 521. 14 Es geht nimmer recht, es sei denn einer des andern Knecht. – Froschm., XVIIIb. 15 Es ging ihm schon recht, sagte der Perrükenmacher, als er die Geschichte von Absalon las, warum hat er keine Perrüke getragen. Holl.: Zoo moeten zij varen, die geene pruiken wollen dragen. 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König Friedrich V. schickte endlich im Jahre 1752 ein eigenes Untersuchungsgericht nach Wandsbeck, welches die zunächst vorliegenden schreiendsten Fälle untersuchte, bestrafte, dann den Ort überhaupt von den berüchtigtsten Subjecten dieser Art säuberte und eine ordentliche Polizei- und Justizverfassung ins Leben rief, worauf der König jenes verderbliche Privileg vom 25. Aug. 1671 in Betreff der gestohlenen Güter unter dem 28. Oct. 1754 aufhob, ebenso dem Misbrauche des Privilegs vom 30. Aug. 1664 vorbeugte. (Vgl. <hi rendition="#i">Otto Beneke, in der Zeitschrift des Vereins für hamb. Gesch., III, 382 u. 389; Illustrirte Zeitung, 1860, 402<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Die Holländer hatten für Zahlungsunfähige eine ähnliche Freistatt – Vianen. Darauf beziehen sich die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten: Die ligt borg wordt, moet voor Vianen zorgen. – Mijnheer woont heden te Vianen. 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369 Zweierlei Recht ist stärker Recht. – Graf, 201, 142.
Vollsippe steht der Erbfolge besser als Halbsippe. (S. Halbgeburt.) In Hamburg: Twyerley recht ysz sterker recht. (Lappenberg, 257, 8.)
370 Chrump recht als des teufels nas. – Suchenwirth's Werke aus dem 14. Jahrhundert von A. Primisser (Wien 1827), S. 121a.
*371 Da ist kein Recht zu finden.
Lat.: Bardaicus judex datur haec punire volenti calceus. (Juvenal.) (Philippi, I, 55.)
*372 Das ist wandsbecker Recht.
Eine Redensart, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts angewandt wurde, um arge Schwindeleien, unbestrafte Betrügereien und ähnliche Verbrechen zu bezeichnen. Die Familie Berens, in deren Besitz Wandsbeck von 1645 bis 1679 war, hatte sich am 30. Aug. 1664 von dem König Friedrich III. ein Privileg erwirkt, „dass alle ausgetretenen (landesflüchtigen) Kaufleute, Bankerottirer und leichtsinnige Schuldner, welche nicht gerade boshafter Weise ihre Creditoren betrügen gewollt, in Wandsbeck ein geruhsam Asyl, sichere Freystätt und Befugniss zu neuem Gewerbe finden sollten“. Das Gefährliche, leicht und nothwendig zum schlimmsten Betrug Führende dieses Privilegs springt in die Augen. Wandsbeck wurde auch bald die neue Heimat aller bösen Falliten. König Friedrich V. schickte endlich im Jahre 1752 ein eigenes Untersuchungsgericht nach Wandsbeck, welches die zunächst vorliegenden schreiendsten Fälle untersuchte, bestrafte, dann den Ort überhaupt von den berüchtigtsten Subjecten dieser Art säuberte und eine ordentliche Polizei- und Justizverfassung ins Leben rief, worauf der König jenes verderbliche Privileg vom 25. Aug. 1671 in Betreff der gestohlenen Güter unter dem 28. Oct. 1754 aufhob, ebenso dem Misbrauche des Privilegs vom 30. Aug. 1664 vorbeugte. (Vgl. Otto Beneke, in der Zeitschrift des Vereins für hamb. Gesch., III, 382 u. 389; Illustrirte Zeitung, 1860, 402b.) Die Holländer hatten für Zahlungsunfähige eine ähnliche Freistatt – Vianen. Darauf beziehen sich die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten: Die ligt borg wordt, moet voor Vianen zorgen. – Mijnheer woont heden te Vianen. (Harrebomée, I, 81 u. 293.)
*373 Das Recht beugen (krümmen).
Den Schuldigen begünstigen und den Unschuldigen unterdrücken.
*374 Das Recht des Stärkern handhaben.
D. i. Gewalt gebrauchen.
*375 Das rechte recht. – Agricola I, 64; Eyering, I, 335; Egenolff, 33a; Gruter, I, 12; Eiselein, 521.
„Das rechte Recht“, sagt Agricola, „siehet weder Gunst, Gaben, Freundschaft noch Eigennutz an. Das unrechte Recht richtet nach Gunst und Gaben.“ Wenn ein Geschäft nach einem bestimmten Rechte vereinbart ist, so kommt auch dies Recht gegenüber dem gemeinen zur Anwendung.
Holl.: Het regte regt ziet gunst noch gaven, vriendschap nog eigen nut aan. (Harrebomée, II, 214a.)
*376 Dem Recht den Rüggen gewen. – Dähnert, 388b.
Nicht vor Gericht erscheinen wollen.
*377 Dem Recht ein Ohr umbtreiben.
Lat.: Aequum stultitiae ferre. (Chaos, 442.)
*378 Dem Recht eine wächserne Nasen drehen. – Fischer, Psalter, 374d.
*379 Er dreht das Recht wie der Wind die Wetterfahne.
*380 Er hat das Recht auf seiner Seite.
Holl.: Hij heeft het regt aan zijne zijde. (Harrebomée, II, 214.)
*381 Er versteht vom Recht so viel, als wenn ein Blinder schiesst zum Ziel. – Murner, Nb., 28, in Kloster, IV, 709.
*382 Es ist das Recht des Wolfs über das Schaf.
Holl.: Het regt van den langsten degen. (Harrebomée, II, 214a.)
*383 Es ist ein weiches Recht. (Lit.)
Von einem ungerechten Urtheil oder um eine schlechte Rechtsverwaltung zu bezeichnen, da weichliche Kraftlosigkeit zum Rechtsprechen nicht geeignet ist.
*384 Hier gilt Recht, nicht Gewalt.
Lat.: Partitio, non provocatio. (Philippi, II, 83.)
*385 Ick will jo nicks as min Recht. – Goldschmidt, 81.
*386 Män hot ihm gethün sein Recht. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Man thut dort jemand sein Recht, wenn man die letzten Pflichten an seinem Grabe erfüllt.
*387 Mit bestem Schein Rechts unrecht haben. – Schottel, 1119a.
*388 Nach dem kanonischen Recht. (Ulm.)
Scherzhaft: nach dem Recht des Stärkern, dem Recht der Kanonen.
*389 Nach preuschmarkischem Recht behalten, was man bekommen hat. – Hennig, 208.
*390 Recht verkehren thut mich nähren.
Wahlspruch schlechter Advocaten.
Lat.: Bonorum extortor, legum contortor. (Terenz.) (Binder I, 137.)
*391 Wenn ik min Recht man êrst up'r Gaffel hebbe. – Eichwald, 1577.
Recht (Adv.).
1 Alles, was recht ist.
2 Bat den enen recht es, es dem annern billig. – Woeste, 76.
3 Biss nit recht dran, so wend deinn rath. – Franck, II, 157a.
4 Dem geschiehet recht, der sich an Warnung nicht kehret. – Suringar, LI, 9.
5 Dem geschieht recht, der es nicht anders haben will.
Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Seybold, 376 u. 503.)
6 Dem geschieht recht, der's also haben will.
Lat.: Non perit indigne, quem sua culpa necat. (Sutor, 175.)
7 Denck daran, was recht sei thon. – Franck, I, 158b.
8 Der recht geht, sol nit zuruck sehen. – Franck, I, 85a; Eyering, I, 530; Petri, II, 105; Lehmann, 864, 18.
9 Der recht thut wird recht finden.
10 Der thut recht, der jedem thut, was jhm gebürt. – Lehmann, 636, 95.
11 Du bist noch nit recht dran, weil dich nit der böfel verspot. – Franck, I, 72a.
12 Eben recht ist nicht versalzen. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 46.
13 Eben recht ist weder eng noch weit. – Eiselein, 521.
14 Es geht nimmer recht, es sei denn einer des andern Knecht. – Froschm., XVIIIb.
15 Es ging ihm schon recht, sagte der Perrükenmacher, als er die Geschichte von Absalon las, warum hat er keine Perrüke getragen.
Holl.: Zoo moeten zij varen, die geene pruiken wollen dragen. (Harrebomée, II, 203b.)
16 Es haben beide recht, sagte der Cardinal, als die Jesuiten sagten: die Kapuziner sind Rossknechte, und die Kapuziner sagten: die Jesuiten sind Spitzbuben. – Klosterspiegel, 23, 8.
17 Es ist bös recht thun dem, der sein nicht gewohnt.
„Man spricht, es ist böss recht thun dem, der sein nit gewont hat.“ (Geiler, Seelen-Paradies, CCXXiijb, 2.)
18 Es ist nicht alles recht, was dem Esel wol gefelt. – Henisch, 943, 35.
19 Es ist nicht recht, dass eine Magd ausbeutet den Knecht.
20 Es ist recht, dass der Mist stinke. – Simrock, 7040.
21 Es will jedermann recht haben.
Lat.: Qui velit ingenti cedere rarus erit. (Martial.) (Philippi, II, 140; Seybold, 503.)
22 Es wird schon recht, wenn die Haftl drankommen. – Mayer, I, 167.
Von Personen, die es mit der Ausführung einer Sache nicht genau nehmen, denen alles gut genug ist und die das Beste von der Zeit erwarten. Wenn das, was noch an der Sache fehlt, dazukommt.
23 Gäl i ha rächt gha, as i gange bi? hät de Schnîder zu sim Kamerad g'seit, wo se ne use gheit händ. – Sutermeister, 40.
Gelt, ich habe recht gethan, dass ich gegangen bin, sagte der Schneider zu seinem Kameraden, als sie ihn hinausgeworfen hatten.
24 Ganz recht, täglich einen Pfennig gibt jährlich einen Thaler.
Engl.: Right, master, right, four nobles a year a crown a quarter. – Right, Roger, your sow is good mutton. (Bohn II, 59.)
25 Guore kân em näkest rêcht mâchen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 685.
26 Handel recht, so hastu recht vnd gehet dir recht. – Petri, II, 370.
27 Handel recht vnd schew den Teuffel nicht. – Petri, II, 370.
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