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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] diesen Worten legte der Graf Schwerin-Putzar in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 27. Januar 1863, während der Zeit des grossen Verfassungsstreits, Verwahrung gegen eine Rede des Ministerpräsidenten von Bismarck ein, die in dem Satze zu gipfeln schien: "Macht geht vor Recht." (S. Macht 18 und die Ergänzung im Nachtrag.) Schwerin erklärte unter der Zustimmung des Hauses den umgekehrten Satz: "Recht geht vor Macht", für die Grundlage der vergangenen wie der künftigen Grösse des preussischen Staats. Der jetzige Reichskanzler hat gleichwol damals und später zu wiederholten malen jenen Satz von sich abgelehnt. In der That hatte er auch von der Volksvertretung nur ein Entgegenkommen verlangt, weil Conflicte zu Machtfragen würden, in denen als Sieger hervorgehe, wer die grössere Macht besitze. Es waren zwei verschiedene Weltanschauungen, die sich in abweichender Auffassung der Lage des Augenblicks begegneten, eine ethisch-ideale, sich allein auf ihr inneres Rechtsbewusstsein stützend, aber thatlos, und eine politische-realistische, von dem Gefühl der eigenen Kraft getragen und zum Handeln fortgetrieben. In die Bücher allgemeiner Bewunderung wird freilich allemal "Macht vor Recht" eingetragen, aber hinter der goldrothen Schrift der Machthaber steht mit bürgerlich schwarzen Buchstaben der Satz: "Recht geht vor Macht" und die Namen ihrer Träger. (Vgl. A. Dove, Im neuen Reich, 1872, S. 790.)

204 Recht hängt am Galgen.

205 Recht hast du, aber schweigen musst du.

206 Recht hat kein gewaldt, Gewaldt hat recht. - Lehmann, 635, 88.

207 Recht hat manchmal Hülfe nöthig. - Graf, 418, 144.

208 Recht hat, wer so lange zahlt, bis er's hat.

209 Recht hört man gern. - Graf, 6, 107.

Mhd.: Recht hort man gern. (Grimm, Wb., II, 470.)

210 Recht ist der Lande Widerhalt. - Graf, 3, 49.

Dän.: Lög eru landanna vidhhald. (Jonssyni, 209.)

211 Recht ist ein gelähmter (geschlagener) Knecht.

Lat.: Terris astraea recessit fasque relegatum sub pedibusque jacet. (Seybold, 167.)

212 Recht ist ein gemeiner Name, aber Ehe ist ein Unterschied des Rechts. - Graf, 2, 13; Klingen, 4b, 2.

"Unter allen Verhältnissen", sagt Graf a. a. O., "gibt es etwas Höheres, als die gegebenen und gesetzten Begriffe; und dies führt den allgemeinern Namen Recht. Natürliches und gesetztes Recht (Ehe) bilden Unterscheidungen innerhalb dieses Begriffs, die indess nicht friedliche Gegensätze, sondern nur verschiedene Erscheinungsformen sind."

213 Recht ist ein Igel, daran man Händ vnd maul verletzt. - Lehmann, 630, 41.

"Man muss es daher mit geharnischter Hand erwischen."

214 Recht ist Friedensstifter unter Brüdern. - Graf, 1, 12.

Dän.: Lög eru braedhra saettir. (Jonssyni, 209.)

215 Recht ist für Wachende, Glück für Schlafende, Liebe für Träumende, Gnade für Sterbende: so wird jedem das Seine.

216 Recht ist gerade. - Estor, I, 19, 44; Graf, 3, 35.

217 Recht ist gesetzt, damit es kein Machtwort breche. - Graf, 3, 54.

Man sagt aber auch, oder denkt wenigstens: Wozu wären die falschen Eide (s. d. 42), wenn sie nicht geschworen werden sollen, und wozu die Gesetze, wenn man sie nicht übertreten wollte. Die Gesetze sind Spinnweben, die ein Hinderniss für Mücken, aber nicht für den Ochsenknecht bilden.

Isl.: Lög eru thar fyrir lögd, adh bodhordh skuli eibrjota. (Jonssyni, 209.)

218 Recht ist kein Unrecht, Wille kein Landrecht. - D. Pomeranus, Vom Ehebruch vnd Weglauffen.

219 Recht ist Recht. - Sailer, 140; Schambach, II, 337.

220 Recht ist Recht und bleibt Recht. - Eiselein, 521.

221 Recht ist Steuer und Grundfeste alles Guten. - Graf, 1, 11.

Mhd.: Reht ist eine sture und eine grundfest aller guten dinge. (Endemann, I, 1, 3.)

222 Recht ist wahr. - Graf, 2, 25.

Dän.: Ret er sat. (Jonssyni, 275.)

223 Recht ist Wahrheit, Wahrheit ist Recht. - Graf, 2, 26.

224 Recht ist, was de Herren wollen, sagt Reisemann. (Stargard.)

Reisemann, ein unternehmender jüdischer Geschäftsmann, gebrauchte das Wort in einem Process und zog sich dadurch noch einen andern zu. - Der Maire von Coulanges schrieb bei Gelegenheit der Wahlen an seinen [Spaltenumbruch] Polizeicommissar: "Die Hühner des Herrn Gerard, der sich in feindseligen Aeusserungen gegen das Gouvernement gefällt, spazieren auf der öffentlichen Strasse herum. Stellen Sie ihn sofort unter Anklage. Verwechseln Sie aber die Hühner der Freunde der Regierung nicht mit den Hühnern der Gegner derselben." (Schles. Zeitung, 1861, Nr. 579.)

Mhd.: Dat recht brengt man zuo hove vort, dat der here gerne hort. (Lewe, 3.)

225 Recht ist, was gilt. - Graf, 5, 99.

226 Recht kommt von Gott. - Graf, I, 7.

Die Franzosen sagen: Le droit derive de la capacite. (Magazin für die Lit. des Auslandes, 1866, Nr. 45.)

Mhd.: Reht komt von got. (Endemann, I, 1.)

227 Recht lest sich nicht verdrucken. - Petri, II, 512.

Schwed.: Rätt blijr fulle rätt, fast paddor wrangia. (Grubb, 703.)

228 Recht mag den Leuten allen kaum wohlgefallen. - Graf, 6, 108.

Mhd.: Daz recht mag den laevten allen chavm wol gevallen. (Ficker, Vorw., 32.)

229 Recht mag (kann) nicht vnrecht werden. - Klingen, 85a, 1; Graf, 5, 89.

230 Recht mot Recht bliwen. - Goldschmidt, 80.

231 Recht mot sin Gang hebben. - Goldschmidt, 81; Bueren, 985.

Es hat seinen Gang, wenn sich ein Process vom Vater bis zum Enkel durch mehrere Geschlechter fortschleppt.

232 Recht muss man finden, nicht bringen. - Eiselein, 531.

Nämlich in der Tasche oder in der krummen Hand.

233 Recht muss (doch) Recht bleiben. - Ps. 94, 15; Mathesy, I, 67a; Petri, II, 513; Hillebrand, 41; Simrock, 8222; Gaal, 1290; Graf, 3, 37; Sailer, 240; Büchmann, 153; Dove, 725; Schulze, 37; für Waldeck: Curtze, 350, 453; für Hannover: Schambach, II, 338; für Siebenbürgen: Schuster, 1107.

In Ostfriesland: Recht mot Recht bleiwen. (Goldschmidt, 80.) - Lord Coke hat den Ausspruch gethan: "Das gemeine Recht ist so stark, dass es zuletzt noch jedem Verächter den Hals gebrochen hat." (L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 66.) Im Jahre 1773 erschien', ohne Druckort, eine 60 Octavseiten starke Schrift: Weissagung von der gewiss zu erwartenden Erfüllung des alten Sprichworts: Tandem bona causa triumphat. (Vgl. Nopitsch, 234.)

It.: Quello ch' e da esser de' lupi, non sara mai de' cani.

Lat.: Res quocunque cadant, semper stat linea recta. (Gaal, 1290.) - Tandem bona causa triumphat. (Philippi, II, 111.)

234 Recht muss Recht bleiben, sagte das Schaf, da ward es vom Wolfe gefressen.

235 Recht muss Recht bleiben und sollten Kopf und Arsch sich reiben.

Holl.: Regt moet regt zijn, al zou men malkander in riemen snijden (met stokken slaan). (Harrebomee, II, 214b.)

236 Recht muss Recht finden. - Sailer, 141; Simrock, 8185; Graf, 5, 87.

237 Recht nicht genügt, wo es links überwiegt.

Lat.: Ubi praevalet vis, fas, ratio, jus et lex silet.

Poln.: Prawo nie pomoze gdzie lewo przemoze. (Wurzbach I, 276, 254.)

238 Recht ohne Gnade ist Unrecht (Tyrannei). - Graf, 397, 600; Petri, II, 513.

"Kein Volk der Erde", sagt Graf, "hat Recht und Billigkeit so zu vereinigen gewusst, wie das deutsche, das seine Rechtsbücher auf den Grundsatz gebaut hat: Mit der Gerechtigkeit gehe allzeit die Barmherzigkeit (vgl. Lichner, 126, 220); die Gerechtigkeit ist grausam ohne Milde." Beim Einzug des Richters verlangen die Weisthümer tiefsinnig und schön die Sinnbilder der mit Milde vereinigten Gerechtigkeit: der Gerichtsherr soll einen einäugigen Büttel schicken, der ein einäugiges Pferd hat, Steigleder von Lindenbast, hölzerne Steigreife und Sporen von Hagedorn. (Vgl. Grimm, Weisth., I, 465.) Wie die Gnade gelinder ist als das Recht, soll das Reitzeug von weicherm als sonst üblichem Stoff gefertigt sein.

Mhd.: Recht sunder genaden ist unrecht. (Grimm, Weisth., III, 171.)

239 Recht reden bricht keinen Augenstern. (Surinam.)

Für Recht und Wahrheit sprechen ist keine Schande.

240 Recht sagt ein Mann dem andern. - Kaltenbeck, I, 171, 87 u. 174, 210; Graf, 11, 122.

241 Recht scheidet, der Vergleich sühnt. - Graf, 423, 176; Klingen, III, 525.

242 Recht scheidet wol, aber es freundet nicht. - Henisch, 1220, 13; Simrock, 8232; Körte, 4969; Graf, 423, 174; Braun, I, 3496.

[Spaltenumbruch] diesen Worten legte der Graf Schwerin-Putzar in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 27. Januar 1863, während der Zeit des grossen Verfassungsstreits, Verwahrung gegen eine Rede des Ministerpräsidenten von Bismarck ein, die in dem Satze zu gipfeln schien: „Macht geht vor Recht.“ (S. Macht 18 und die Ergänzung im Nachtrag.) Schwerin erklärte unter der Zustimmung des Hauses den umgekehrten Satz: „Recht geht vor Macht“, für die Grundlage der vergangenen wie der künftigen Grösse des preussischen Staats. Der jetzige Reichskanzler hat gleichwol damals und später zu wiederholten malen jenen Satz von sich abgelehnt. In der That hatte er auch von der Volksvertretung nur ein Entgegenkommen verlangt, weil Conflicte zu Machtfragen würden, in denen als Sieger hervorgehe, wer die grössere Macht besitze. Es waren zwei verschiedene Weltanschauungen, die sich in abweichender Auffassung der Lage des Augenblicks begegneten, eine ethisch-ideale, sich allein auf ihr inneres Rechtsbewusstsein stützend, aber thatlos, und eine politische-realistische, von dem Gefühl der eigenen Kraft getragen und zum Handeln fortgetrieben. In die Bücher allgemeiner Bewunderung wird freilich allemal „Macht vor Recht“ eingetragen, aber hinter der goldrothen Schrift der Machthaber steht mit bürgerlich schwarzen Buchstaben der Satz: „Recht geht vor Macht“ und die Namen ihrer Träger. (Vgl. A. Dove, Im neuen Reich, 1872, S. 790.)

204 Recht hängt am Galgen.

205 Recht hast du, aber schweigen musst du.

206 Recht hat kein gewaldt, Gewaldt hat recht.Lehmann, 635, 88.

207 Recht hat manchmal Hülfe nöthig.Graf, 418, 144.

208 Recht hat, wer so lange zahlt, bis er's hat.

209 Recht hört man gern.Graf, 6, 107.

Mhd.: Recht hort man gern. (Grimm, Wb., II, 470.)

210 Recht ist der Lande Widerhalt.Graf, 3, 49.

Dän.: Løg eru landanna vidhhald. (Jonssyni, 209.)

211 Recht ist ein gelähmter (geschlagener) Knecht.

Lat.: Terris astraea recessit fasque relegatum sub pedibusque jacet. (Seybold, 167.)

212 Recht ist ein gemeiner Name, aber Ehe ist ein Unterschied des Rechts.Graf, 2, 13; Klingen, 4b, 2.

„Unter allen Verhältnissen“, sagt Graf a. a. O., „gibt es etwas Höheres, als die gegebenen und gesetzten Begriffe; und dies führt den allgemeinern Namen Recht. Natürliches und gesetztes Recht (Ehe) bilden Unterscheidungen innerhalb dieses Begriffs, die indess nicht friedliche Gegensätze, sondern nur verschiedene Erscheinungsformen sind.“

213 Recht ist ein Igel, daran man Händ vnd maul verletzt.Lehmann, 630, 41.

„Man muss es daher mit geharnischter Hand erwischen.“

214 Recht ist Friedensstifter unter Brüdern.Graf, 1, 12.

Dän.: Løg eru brædhra sættir. (Jonssyni, 209.)

215 Recht ist für Wachende, Glück für Schlafende, Liebe für Träumende, Gnade für Sterbende: so wird jedem das Seine.

216 Recht ist gerade.Estor, I, 19, 44; Graf, 3, 35.

217 Recht ist gesetzt, damit es kein Machtwort breche.Graf, 3, 54.

Man sagt aber auch, oder denkt wenigstens: Wozu wären die falschen Eide (s. d. 42), wenn sie nicht geschworen werden sollen, und wozu die Gesetze, wenn man sie nicht übertreten wollte. Die Gesetze sind Spinnweben, die ein Hinderniss für Mücken, aber nicht für den Ochsenknecht bilden.

Isl.: Lög eru thar fyrir lögd, adh bodhordh skuli eibrjota. (Jonssyni, 209.)

218 Recht ist kein Unrecht, Wille kein Landrecht.D. Pomeranus, Vom Ehebruch vnd Weglauffen.

219 Recht ist Recht.Sailer, 140; Schambach, II, 337.

220 Recht ist Recht und bleibt Recht.Eiselein, 521.

221 Recht ist Steuer und Grundfeste alles Guten.Graf, 1, 11.

Mhd.: Reht ist eine sture und eine grundfest aller guten dinge. (Endemann, I, 1, 3.)

222 Recht ist wahr.Graf, 2, 25.

Dän.: Rèt er sat. (Jonssyni, 275.)

223 Recht ist Wahrheit, Wahrheit ist Recht.Graf, 2, 26.

224 Recht ist, was de Herren wollen, sagt Reisemann. (Stargard.)

Reisemann, ein unternehmender jüdischer Geschäftsmann, gebrauchte das Wort in einem Process und zog sich dadurch noch einen andern zu. – Der Maire von Coulanges schrieb bei Gelegenheit der Wahlen an seinen [Spaltenumbruch] Polizeicommissar: „Die Hühner des Herrn Gérard, der sich in feindseligen Aeusserungen gegen das Gouvernement gefällt, spazieren auf der öffentlichen Strasse herum. Stellen Sie ihn sofort unter Anklage. Verwechseln Sie aber die Hühner der Freunde der Regierung nicht mit den Hühnern der Gegner derselben.“ (Schles. Zeitung, 1861, Nr. 579.)

Mhd.: Dat recht brengt man zuo hove vort, dat der here gerne hort. (Lewe, 3.)

225 Recht ist, was gilt.Graf, 5, 99.

226 Recht kommt von Gott.Graf, I, 7.

Die Franzosen sagen: Le droit dérive de la capacité. (Magazin für die Lit. des Auslandes, 1866, Nr. 45.)

Mhd.: Reht komt von got. (Endemann, I, 1.)

227 Recht lest sich nicht verdrucken.Petri, II, 512.

Schwed.: Rätt blijr fulle rätt, fast paddor wrångia. (Grubb, 703.)

228 Recht mag den Leuten allen kaum wohlgefallen.Graf, 6, 108.

Mhd.: Daz recht mag den laevten allen chavm wol gevallen. (Ficker, Vorw., 32.)

229 Recht mag (kann) nicht vnrecht werden.Klingen, 85a, 1; Graf, 5, 89.

230 Recht mot Recht bliwen.Goldschmidt, 80.

231 Recht mot sin Gang hebben.Goldschmidt, 81; Bueren, 985.

Es hat seinen Gang, wenn sich ein Process vom Vater bis zum Enkel durch mehrere Geschlechter fortschleppt.

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Nämlich in der Tasche oder in der krummen Hand.

233 Recht muss (doch) Recht bleiben.Ps. 94, 15; Mathesy, I, 67a; Petri, II, 513; Hillebrand, 41; Simrock, 8222; Gaal, 1290; Graf, 3, 37; Sailer, 240; Büchmann, 153; Dove, 725; Schulze, 37; für Waldeck: Curtze, 350, 453; für Hannover: Schambach, II, 338; für Siebenbürgen: Schuster, 1107.

In Ostfriesland: Recht mot Recht blîwen. (Goldschmidt, 80.) – Lord Coke hat den Ausspruch gethan: „Das gemeine Recht ist so stark, dass es zuletzt noch jedem Verächter den Hals gebrochen hat.“ (L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 66.) Im Jahre 1773 erschien', ohne Druckort, eine 60 Octavseiten starke Schrift: Weissagung von der gewiss zu erwartenden Erfüllung des alten Sprichworts: Tandem bona causa triumphat. (Vgl. Nopitsch, 234.)

It.: Quello ch' è da esser de' lupi, non sarà mai de' cani.

Lat.: Res quocunque cadant, semper stat linea recta. (Gaal, 1290.) – Tandem bona causa triumphat. (Philippi, II, 111.)

234 Recht muss Recht bleiben, sagte das Schaf, da ward es vom Wolfe gefressen.

235 Recht muss Recht bleiben und sollten Kopf und Arsch sich reiben.

Holl.: Regt moet regt zijn, al zou men malkander in riemen snijden (met stokken slaan). (Harrebomée, II, 214b.)

236 Recht muss Recht finden.Sailer, 141; Simrock, 8185; Graf, 5, 87.

237 Recht nicht genügt, wo es links überwiegt.

Lat.: Ubi praevalet vis, fas, ratio, jus et lex silet.

Poln.: Prawo nie pomoże gdzie lewo przemoże. (Wurzbach I, 276, 254.)

238 Recht ohne Gnade ist Unrecht (Tyrannei).Graf, 397, 600; Petri, II, 513.

„Kein Volk der Erde“, sagt Graf, „hat Recht und Billigkeit so zu vereinigen gewusst, wie das deutsche, das seine Rechtsbücher auf den Grundsatz gebaut hat: Mit der Gerechtigkeit gehe allzeit die Barmherzigkeit (vgl. Lichner, 126, 220); die Gerechtigkeit ist grausam ohne Milde.“ Beim Einzug des Richters verlangen die Weisthümer tiefsinnig und schön die Sinnbilder der mit Milde vereinigten Gerechtigkeit: der Gerichtsherr soll einen einäugigen Büttel schicken, der ein einäugiges Pferd hat, Steigleder von Lindenbast, hölzerne Steigreife und Sporen von Hagedorn. (Vgl. Grimm, Weisth., I, 465.) Wie die Gnade gelinder ist als das Recht, soll das Reitzeug von weicherm als sonst üblichem Stoff gefertigt sein.

Mhd.: Recht sunder genaden ist unrecht. (Grimm, Weisth., III, 171.)

239 Recht reden bricht keinen Augenstern. (Surinam.)

Für Recht und Wahrheit sprechen ist keine Schande.

240 Recht sagt ein Mann dem andern.Kaltenbeck, I, 171, 87 u. 174, 210; Graf, 11, 122.

241 Recht scheidet, der Vergleich sühnt.Graf, 423, 176; Klingen, III, 525.

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[[765]/0779] diesen Worten legte der Graf Schwerin-Putzar in der Sitzung des preussischen Abgeordnetenhauses vom 27. Januar 1863, während der Zeit des grossen Verfassungsstreits, Verwahrung gegen eine Rede des Ministerpräsidenten von Bismarck ein, die in dem Satze zu gipfeln schien: „Macht geht vor Recht.“ (S. Macht 18 und die Ergänzung im Nachtrag.) Schwerin erklärte unter der Zustimmung des Hauses den umgekehrten Satz: „Recht geht vor Macht“, für die Grundlage der vergangenen wie der künftigen Grösse des preussischen Staats. Der jetzige Reichskanzler hat gleichwol damals und später zu wiederholten malen jenen Satz von sich abgelehnt. In der That hatte er auch von der Volksvertretung nur ein Entgegenkommen verlangt, weil Conflicte zu Machtfragen würden, in denen als Sieger hervorgehe, wer die grössere Macht besitze. Es waren zwei verschiedene Weltanschauungen, die sich in abweichender Auffassung der Lage des Augenblicks begegneten, eine ethisch-ideale, sich allein auf ihr inneres Rechtsbewusstsein stützend, aber thatlos, und eine politische-realistische, von dem Gefühl der eigenen Kraft getragen und zum Handeln fortgetrieben. In die Bücher allgemeiner Bewunderung wird freilich allemal „Macht vor Recht“ eingetragen, aber hinter der goldrothen Schrift der Machthaber steht mit bürgerlich schwarzen Buchstaben der Satz: „Recht geht vor Macht“ und die Namen ihrer Träger. (Vgl. A. Dove, Im neuen Reich, 1872, S. 790.) 204 Recht hängt am Galgen. 205 Recht hast du, aber schweigen musst du. 206 Recht hat kein gewaldt, Gewaldt hat recht. – Lehmann, 635, 88. 207 Recht hat manchmal Hülfe nöthig. – Graf, 418, 144. 208 Recht hat, wer so lange zahlt, bis er's hat. 209 Recht hört man gern. – Graf, 6, 107. Mhd.: Recht hort man gern. (Grimm, Wb., II, 470.) 210 Recht ist der Lande Widerhalt. – Graf, 3, 49. Dän.: Løg eru landanna vidhhald. (Jonssyni, 209.) 211 Recht ist ein gelähmter (geschlagener) Knecht. Lat.: Terris astraea recessit fasque relegatum sub pedibusque jacet. (Seybold, 167.) 212 Recht ist ein gemeiner Name, aber Ehe ist ein Unterschied des Rechts. – Graf, 2, 13; Klingen, 4b, 2. „Unter allen Verhältnissen“, sagt Graf a. a. O., „gibt es etwas Höheres, als die gegebenen und gesetzten Begriffe; und dies führt den allgemeinern Namen Recht. Natürliches und gesetztes Recht (Ehe) bilden Unterscheidungen innerhalb dieses Begriffs, die indess nicht friedliche Gegensätze, sondern nur verschiedene Erscheinungsformen sind.“ 213 Recht ist ein Igel, daran man Händ vnd maul verletzt. – Lehmann, 630, 41. „Man muss es daher mit geharnischter Hand erwischen.“ 214 Recht ist Friedensstifter unter Brüdern. – Graf, 1, 12. Dän.: Løg eru brædhra sættir. (Jonssyni, 209.) 215 Recht ist für Wachende, Glück für Schlafende, Liebe für Träumende, Gnade für Sterbende: so wird jedem das Seine. 216 Recht ist gerade. – Estor, I, 19, 44; Graf, 3, 35. 217 Recht ist gesetzt, damit es kein Machtwort breche. – Graf, 3, 54. Man sagt aber auch, oder denkt wenigstens: Wozu wären die falschen Eide (s. d. 42), wenn sie nicht geschworen werden sollen, und wozu die Gesetze, wenn man sie nicht übertreten wollte. Die Gesetze sind Spinnweben, die ein Hinderniss für Mücken, aber nicht für den Ochsenknecht bilden. Isl.: Lög eru thar fyrir lögd, adh bodhordh skuli eibrjota. (Jonssyni, 209.) 218 Recht ist kein Unrecht, Wille kein Landrecht. – D. Pomeranus, Vom Ehebruch vnd Weglauffen. 219 Recht ist Recht. – Sailer, 140; Schambach, II, 337. 220 Recht ist Recht und bleibt Recht. – Eiselein, 521. 221 Recht ist Steuer und Grundfeste alles Guten. – Graf, 1, 11. Mhd.: Reht ist eine sture und eine grundfest aller guten dinge. 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(Magazin für die Lit. des Auslandes, 1866, Nr. 45.) Mhd.: Reht komt von got. (Endemann, I, 1.) 227 Recht lest sich nicht verdrucken. – Petri, II, 512. Schwed.: Rätt blijr fulle rätt, fast paddor wrångia. (Grubb, 703.) 228 Recht mag den Leuten allen kaum wohlgefallen. – Graf, 6, 108. Mhd.: Daz recht mag den laevten allen chavm wol gevallen. (Ficker, Vorw., 32.) 229 Recht mag (kann) nicht vnrecht werden. – Klingen, 85a, 1; Graf, 5, 89. 230 Recht mot Recht bliwen. – Goldschmidt, 80. 231 Recht mot sin Gang hebben. – Goldschmidt, 81; Bueren, 985. Es hat seinen Gang, wenn sich ein Process vom Vater bis zum Enkel durch mehrere Geschlechter fortschleppt. 232 Recht muss man finden, nicht bringen. – Eiselein, 531. Nämlich in der Tasche oder in der krummen Hand. 233 Recht muss (doch) Recht bleiben. – Ps. 94, 15; Mathesy, I, 67a; Petri, II, 513; Hillebrand, 41; Simrock, 8222; Gaal, 1290; Graf, 3, 37; Sailer, 240; Büchmann, 153; Dove, 725; Schulze, 37; für Waldeck: Curtze, 350, 453; für Hannover: Schambach, II, 338; für Siebenbürgen: Schuster, 1107. In Ostfriesland: Recht mot Recht blîwen. (Goldschmidt, 80.) – Lord Coke hat den Ausspruch gethan: „Das gemeine Recht ist so stark, dass es zuletzt noch jedem Verächter den Hals gebrochen hat.“ (L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1855, S. 66.) Im Jahre 1773 erschien', ohne Druckort, eine 60 Octavseiten starke Schrift: Weissagung von der gewiss zu erwartenden Erfüllung des alten Sprichworts: Tandem bona causa triumphat. (Vgl. Nopitsch, 234.) It.: Quello ch' è da esser de' lupi, non sarà mai de' cani. Lat.: Res quocunque cadant, semper stat linea recta. (Gaal, 1290.) – Tandem bona causa triumphat. (Philippi, II, 111.) 234 Recht muss Recht bleiben, sagte das Schaf, da ward es vom Wolfe gefressen. 235 Recht muss Recht bleiben und sollten Kopf und Arsch sich reiben. Holl.: Regt moet regt zijn, al zou men malkander in riemen snijden (met stokken slaan). (Harrebomée, II, 214b.) 236 Recht muss Recht finden. – Sailer, 141; Simrock, 8185; Graf, 5, 87. 237 Recht nicht genügt, wo es links überwiegt. Lat.: Ubi praevalet vis, fas, ratio, jus et lex silet. Poln.: Prawo nie pomoże gdzie lewo przemoże. (Wurzbach I, 276, 254.) 238 Recht ohne Gnade ist Unrecht (Tyrannei). – Graf, 397, 600; Petri, II, 513. „Kein Volk der Erde“, sagt Graf, „hat Recht und Billigkeit so zu vereinigen gewusst, wie das deutsche, das seine Rechtsbücher auf den Grundsatz gebaut hat: Mit der Gerechtigkeit gehe allzeit die Barmherzigkeit (vgl. Lichner, 126, 220); die Gerechtigkeit ist grausam ohne Milde.“ Beim Einzug des Richters verlangen die Weisthümer tiefsinnig und schön die Sinnbilder der mit Milde vereinigten Gerechtigkeit: der Gerichtsherr soll einen einäugigen Büttel schicken, der ein einäugiges Pferd hat, Steigleder von Lindenbast, hölzerne Steigreife und Sporen von Hagedorn. (Vgl. Grimm, Weisth., I, 465.) Wie die Gnade gelinder ist als das Recht, soll das Reitzeug von weicherm als sonst üblichem Stoff gefertigt sein. Mhd.: Recht sunder genaden ist unrecht. (Grimm, Weisth., III, 171.) 239 Recht reden bricht keinen Augenstern. (Surinam.) Für Recht und Wahrheit sprechen ist keine Schande. 240 Recht sagt ein Mann dem andern. – Kaltenbeck, I, 171, 87 u. 174, 210; Graf, 11, 122. 241 Recht scheidet, der Vergleich sühnt. – Graf, 423, 176; Klingen, III, 525. 242 Recht scheidet wol, aber es freundet nicht. – Henisch, 1220, 13; Simrock, 8232; Körte, 4969; Graf, 423, 174; Braun, I, 3496.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [765]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/779>, abgerufen am 22.11.2024.