Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] 80 Wie der Priester, so die Absolution. Böhm.: Jaky knez takove jeho pozehnani. (Celakovsky, 334.) 81 Wie schall ik weten, wat de Prester predigt het, sagte die Magd, als sie aus der Kirche kam, he het mi dat ni seggt, un ik heff em ni darna fragt. - Piening, 27. 82 Wo die Priester führen den Pflug, da wird die Predigt kurz genug. Schwed.: När klärken plöjer sa blir tidegörden kort. (Grubb, 578.) 83 Wo ein Priester hintritt, da wächst kein Gras mehr. Der Prediger der freien Gemeinde Scholl in Nürnberg gibt unter dem Titel: Es werde Licht, eine Zeitschrift in Heften heraus. Das elfte des zweiten Jahrgangs (1871) hat das obige Sprichwort zur Ueberschrift; und der Spruch weist aus Vergangenheit und Gegenwart nach, dass sich an die Priestertritte so viel Unheil hefte, dass unsere Zeit sich zurufen müsse: "Keine Priester mehr!" *84 De kann dem Prester de Schrift autleggen. (Pommern.) *85 Er ist ein Priester wie der Teufel ein Apostel. - Schuppius, Schriften, II, 58. *86 Mit'n Prester en Stand hämm. (Altmark.) - Danneil, 207. Von jemand, der gerade dann immer nicht in der Kirche ist, wenn der Priester dort ist, also scherzhaft zur Bezeichnung schlechter Kirchenbesucher. Priesterarbeit. Priesterarbeit ist Sonntags (Feiertags) erlaubt. Priesteressen. * Ein Priesteressen. Eine kostspielige, prachtvolle Mahlzeit und Gasterei. Priesterkind. 1 Priesterkinder, Müllerrinder, Bäckerschwein wollen gut gefüttert sein. - Blum, 660; Körte, 4847; Simrock, 8008. 2 Priesterkinder und Müllerküh, wenn sie gerathen, so ist's gut Vieh. - Blum, 661; Simrock, 8009; Braun, I, 3365. Es bleibt eine ökonomische Regel, Rindvieh von Müllern und Schweine von Bäckern mit Behutsamkeit und nicht nach dem blossen Ansehen zu kaufen, weil sie an gutes Futter gewöhnt sind und eine geringere Fütterung leicht grossen Nachtheil zur Folge haben könnte. Priesterrock. Kein Priesterrock ist so heilig, der Teufel kann hineinschlüpfen. - Körte, 4846; Frost, 190; Braun, I, 3363. Leider hat er dies Schelmenstück zum grossen Schaden der Menschheit schon sehr oft ausgeführt, daher man gegen Kutten und Priesterröcke nicht genug Vorsicht empfehlen kann. Priestersack. Priestersack ist ohne Boden. - Frost, 196. Priesterthaler. *1 Er hat mit einem Priesterthaler bezahlt. Mit einer Verweisung auf himmlischen Segen. *2 'N groten Presterdaler. (Pommern.) D. h. schönen Dank und weiter nichts, schöne Worte, aber nichts Reelles. Primesführen. * Es ist noch weit bis zum Primesführen. D. h. bis zur Hochzeit. Im Innviertel (Oberösterreich) heisst das, was sonst auch Ausstattung, Heirathsgut (in Schlesien auch Brautfuder) genannt wird, die Ausfertigung oder Primes (?). Das Führen derselben - Primesführen. Ein Tanz, der ein paar Tage vor dem Primesführen im Aelternhause der Braut stattfindet, wird "Hofrechten" genannt. (Baumgarten.) Princip. 1 Ueber Principien versöhnt man sich nicht. In einer Rede, die der preussische Minister des Innern, Graf Eulenburg, bei Gelegenheit eines Festmahls hielt, das ihm im October 1864 die Stadt Merseburg gab, sagte er: "Sprechen wir nicht von Versöhnung, über Principien versöhnt man sich nicht." (Vgl. Provinzial-Correspondent, October 1864.) Diese Worte, welche Bezug auf den Conflict zwischen der Regierung und der Landesvertretung haben, gingen in alle Zeitungen und dadurch, in den Volksmund über. *2 Ein Princip reiten. (S. Principienreiter.) Principienreiter. * Er ist ein Principienreiter. Nach Büchmann (6. Aufl., S. 250) hat diese Redensart, auch in der Form: "Ein Principreiter", in einem Erlass des Fürsten Reuss-Ebersdorf Heinrich LXXII. ihre [Spaltenumbruch] Quelle. Dieselbe stand, wie andere, gleich wunderlicher Art, ursprünglich im Adorfer Wochenblatt, ging aus diesem in den Hallischen Curier, aus diesem wieder in die Voss'sche Zeitung vom 18. Sept. 1845 über und lautete wörtlich: "Ich befehle hiermit, Folgendes ins Ordrebuch und in die Specialordrebücher zu bringen. Seit zwanzig Jahren reite ich auf einem Princip herum, d. h. ich verlange, dass ein jeglicher bei seinem Titel genannt werde. Dies geschieht stets nicht. Ich will also hiermit ausnahmsweise eine Geldstrafe von Einem Thaler festsetzen, der in Meinem Dienste ist und einem andern, der in Meinem Dienste ist, nicht bei seinem Titel oder Charge nennt. Schloss Eberadorf, 12. Oct. 1844. Heinrich LXXII." Principium. Omne principium grave, sagte der Narr, der wollte die Kuh beim Schwanz aufheben. - Hoefer, 783; Schaltjahr, III, 157. Prinz. 1 Ein Prinz bleibt ein Prinz, wenn er auch den Rock verliert. 2 Wenn ein blinder Prinz König wird, dann ist er ein erleuchteter Fürst. Die Russen sind anderer Meinung: Dadurch, sagen sie, dass der blinde Grossfürst zum Zaren wird, lernt er nicht sehen. (Altmann VI, 453.) *3 Ma soll 'n wier an Prinzen behandeln. (Oberösterreich.) So ehrgeizig und empfindlich ist er. Prior. 1 Des Priors Wäscherin und des Kellermeisters Nase haben alle Jahre Junge. - Klosterspiegel, 77, 5. 2 Nix Prior, Posterior ist Trumpf, sagte der Beichtiger, als er der Novizin die Ruthe gab. - Klosterspiegel, 74, 16. 3 Unser Prior isst gern das Weisse an den Kapaunen und dann hernach auch das andere. - Klosterspiegel, 69, 11. 4 Unser Prior ist ein frommer Biedermann, er trinkt gern den besten. - Klosterspiegel, 67, 17. 5 Wenn der Prior Karten spielt, so knöcheln (würfeln) die Mönche. Span.: Quando el guardian juega a los naypes, que haran los frayles. (Bohn I, 243.) Priorin. Es müsst ain priorin früe auffston, dz sy yederman recht thut. - Granatapfel, 104a, 2. Priscian. *1 Dem Priscian Ohrfeigen geben. Fehler gegen die lateinische Grammatik begehen. Priscian war ein berühmter lateinischer Sprachlehrer zur Zeit Justinian's. "Wie wir in der Schule sagen, wenn einer übel lateinisch redet oder schreibet: Er gibt dem Prisciano eine Ohrfeige." (Gryphius, 47.) *2 Er ist dem Prisciano aus der Schule entlaufen. - Schuppius, Tract. Prise. 1 Das sind die rächte Preise, wo-n as Herz gönd. - Sutermeister, 143. In Bezug auf Verweise. 2 Eine Prise gibt man jedem Nehmer, den Schmarotzer aber schickt man zum Krämer. In Welschtirol: Una presa a nissun' si niega ma lo scrocon se lo manda a la botega. (Hörmann, 22.) 3 Eine Prise ist erlaubt, sagte der Dieb zum Richter, als er einen halben Centner Schnupftaback gestohlen hatte. 4 Eine Prise kann nicht schaden, nur muss man die Nase nicht überladen. (Natangen.) - Frischbier2, 3011. 5 Eine Prise und ein Furz machen die Zeit kurz. 6 En Prise ut de erste Hand makt sik mit aller Welt bekannt. - Diermissen, 271. 7 Sie ist eine malitiöse Prise. - Klix, 58. *8 Das ist keine Prise für seine Nase. Holl.: Dat is geene snuif voor zijnen neus. (Harrebomee, II, 123a.) *9 Das war eine scharfe Prise. *10 Er ist eine komische Prise. - Liefl. Idiot., 44. Kann kurzweilig, aber auch albern ausdrücken. *11 Er (es) ist keine Prise (Taback) werth. *12 Ich will keine Prise aus seiner Dose. [Spaltenumbruch] 80 Wie der Priester, so die Absolution. Böhm.: Jaký knĕz takové jeho požehnáni. (Čelakovsky, 334.) 81 Wie schall ik wêten, wat de Prêster predigt het, sagte die Magd, als sie aus der Kirche kam, he het mi dat ni seggt, un ik heff em ni darna fragt. – Piening, 27. 82 Wo die Priester führen den Pflug, da wird die Predigt kurz genug. Schwed.: När klärken plöjer så blir tidegörden kort. (Grubb, 578.) 83 Wo ein Priester hintritt, da wächst kein Gras mehr. Der Prediger der freien Gemeinde Scholl in Nürnberg gibt unter dem Titel: Es werde Licht, eine Zeitschrift in Heften heraus. 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Der Prediger der freien Gemeinde Scholl in Nürnberg gibt unter dem Titel: Es werde Licht, eine Zeitschrift in Heften heraus. Das elfte des zweiten Jahrgangs (1871) hat das obige Sprichwort zur Ueberschrift; und der Spruch weist aus Vergangenheit und Gegenwart nach, dass sich an die Priestertritte so viel Unheil hefte, dass unsere Zeit sich zurufen müsse: „Keine Priester mehr!“
*84 De kann dem Prêster de Schrift ûtleggen. (Pommern.)
*85 Er ist ein Priester wie der Teufel ein Apostel. – Schuppius, Schriften, II, 58.
*86 Mit'n Prêster ên Stand hämm. (Altmark.) – Danneil, 207.
Von jemand, der gerade dann immer nicht in der Kirche ist, wenn der Priester dort ist, also scherzhaft zur Bezeichnung schlechter Kirchenbesucher.
Priesterarbeit.
Priesterarbeit ist Sonntags (Feiertags) erlaubt.
Priesteressen.
* Ein Priesteressen.
Eine kostspielige, prachtvolle Mahlzeit und Gasterei.
Priesterkind.
1 Priesterkinder, Müllerrinder, Bäckerschwein wollen gut gefüttert sein. – Blum, 660; Körte, 4847; Simrock, 8008.
2 Priesterkinder und Müllerküh, wenn sie gerathen, so ist's gut Vieh. – Blum, 661; Simrock, 8009; Braun, I, 3365.
Es bleibt eine ökonomische Regel, Rindvieh von Müllern und Schweine von Bäckern mit Behutsamkeit und nicht nach dem blossen Ansehen zu kaufen, weil sie an gutes Futter gewöhnt sind und eine geringere Fütterung leicht grossen Nachtheil zur Folge haben könnte.
Priesterrock.
Kein Priesterrock ist so heilig, der Teufel kann hineinschlüpfen. – Körte, 4846; Frost, 190; Braun, I, 3363.
Leider hat er dies Schelmenstück zum grossen Schaden der Menschheit schon sehr oft ausgeführt, daher man gegen Kutten und Priesterröcke nicht genug Vorsicht empfehlen kann.
Priestersack.
Priestersack ist ohne Boden. – Frost, 196.
Priesterthaler.
*1 Er hat mit einem Priesterthaler bezahlt.
Mit einer Verweisung auf himmlischen Segen.
*2 'N groten Prêsterdâler. (Pommern.)
D. h. schönen Dank und weiter nichts, schöne Worte, aber nichts Reelles.
Primesführen.
* Es ist noch weit bis zum Primesführen.
D. h. bis zur Hochzeit. Im Innviertel (Oberösterreich) heisst das, was sonst auch Ausstattung, Heirathsgut (in Schlesien auch Brautfuder) genannt wird, die Ausfertigung oder Primes (?). Das Führen derselben – Primesführen. Ein Tanz, der ein paar Tage vor dem Primesführen im Aelternhause der Braut stattfindet, wird „Hofrechten“ genannt. (Baumgarten.)
Princip.
1 Ueber Principien versöhnt man sich nicht.
In einer Rede, die der preussische Minister des Innern, Graf Eulenburg, bei Gelegenheit eines Festmahls hielt, das ihm im October 1864 die Stadt Merseburg gab, sagte er: „Sprechen wir nicht von Versöhnung, über Principien versöhnt man sich nicht.“ (Vgl. Provinzial-Correspondent, October 1864.) Diese Worte, welche Bezug auf den Conflict zwischen der Regierung und der Landesvertretung haben, gingen in alle Zeitungen und dadurch, in den Volksmund über.
*2 Ein Princip reiten. (S. Principienreiter.)
Principienreiter.
* Er ist ein Principienreiter.
Nach Büchmann (6. Aufl., S. 250) hat diese Redensart, auch in der Form: „Ein Principreiter“, in einem Erlass des Fürsten Reuss-Ebersdorf Heinrich LXXII. ihre
Quelle. Dieselbe stand, wie andere, gleich wunderlicher Art, ursprünglich im Adorfer Wochenblatt, ging aus diesem in den Hallischen Curier, aus diesem wieder in die Voss'sche Zeitung vom 18. Sept. 1845 über und lautete wörtlich: „Ich befehle hiermit, Folgendes ins Ordrebuch und in die Specialordrebücher zu bringen. Seit zwanzig Jahren reite ich auf einem Princip herum, d. h. ich verlange, dass ein jeglicher bei seinem Titel genannt werde. Dies geschieht stets nicht. Ich will also hiermit ausnahmsweise eine Geldstrafe von Einem Thaler festsetzen, der in Meinem Dienste ist und einem andern, der in Meinem Dienste ist, nicht bei seinem Titel oder Charge nennt. Schloss Eberadorf, 12. Oct. 1844. Heinrich LXXII.“
Principium.
Omne principium grave, sagte der Narr, der wollte die Kuh beim Schwanz aufheben. – Hoefer, 783; Schaltjahr, III, 157.
Prinz.
1 Ein Prinz bleibt ein Prinz, wenn er auch den Rock verliert.
2 Wenn ein blinder Prinz König wird, dann ist er ein erleuchteter Fürst.
Die Russen sind anderer Meinung: Dadurch, sagen sie, dass der blinde Grossfürst zum Zaren wird, lernt er nicht sehen. (Altmann VI, 453.)
*3 Ma soll 'n wier an Prinzen behandeln. (Oberösterreich.)
So ehrgeizig und empfindlich ist er.
Prior.
1 Des Priors Wäscherin und des Kellermeisters Nase haben alle Jahre Junge. – Klosterspiegel, 77, 5.
2 Nix Prior, Posterior ist Trumpf, sagte der Beichtiger, als er der Novizin die Ruthe gab. – Klosterspiegel, 74, 16.
3 Unser Prior isst gern das Weisse an den Kapaunen und dann hernach auch das andere. – Klosterspiegel, 69, 11.
4 Unser Prior ist ein frommer Biedermann, er trinkt gern den besten. – Klosterspiegel, 67, 17.
5 Wenn der Prior Karten spielt, so knöcheln (würfeln) die Mönche.
Span.: Quando el guardian juega á los naypes, qué haran los frayles. (Bohn I, 243.)
Priorin.
Es müsst ain priorin früe auffston, dz sy yederman recht thut. – Granatapfel, 104a, 2.
Priscian.
*1 Dem Priscian Ohrfeigen geben.
Fehler gegen die lateinische Grammatik begehen. Priscian war ein berühmter lateinischer Sprachlehrer zur Zeit Justinian's. „Wie wir in der Schule sagen, wenn einer übel lateinisch redet oder schreibet: Er gibt dem Prisciano eine Ohrfeige.“ (Gryphius, 47.)
*2 Er ist dem Prisciano aus der Schule entlaufen. – Schuppius, Tract.
Prise.
1 Das sind die rächte Prîse, wo-n as Herz gönd. – Sutermeister, 143.
In Bezug auf Verweise.
2 Eine Prise gibt man jedem Nehmer, den Schmarotzer aber schickt man zum Krämer.
In Welschtirol: Una presa a nissun' si niega ma lo scrocon se lo manda a la botega. (Hörmann, 22.)
3 Eine Prise ist erlaubt, sagte der Dieb zum Richter, als er einen halben Centner Schnupftaback gestohlen hatte.
4 Eine Prise kann nicht schaden, nur muss man die Nase nicht überladen. (Natangen.) – Frischbier2, 3011.
5 Eine Prise und ein Furz machen die Zeit kurz.
6 Ên Prise ut de erste Hand makt sik mit aller Welt bekannt. – Diermissen, 271.
7 Sie ist eine malitiöse Prise. – Klix, 58.
*8 Das ist keine Prise für seine Nase.
Holl.: Dat is geene snuif voor zijnen neus. (Harrebomée, II, 123a.)
*9 Das war eine scharfe Prise.
*10 Er ist eine komische Prise. – Liefl. Idiot., 44.
Kann kurzweilig, aber auch albern ausdrücken.
*11 Er (es) ist keine Prise (Taback) werth.
*12 Ich will keine Prise aus seiner Dose.
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