Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] in der Einleitung: Practica is Muttenspeck (d. i. Sauspeck, von Mutte = Mutterschwein), worauf es heisst: Sä de Baur, do truck he sick en Darm ut de Ners, un makte Schoremen darvon. (Bueren, 977.) Anderwärts lautet es: Practica u. s. w., säd de Baur, un bünn de Scho mit Wörmd to. (Hoefer, 164; Hauskalender, II.) Hoefer (Worterklärungen, 164) bemerkt hierbei: "Wörmd heisst freilich Wurm, aber auch Wermuth. Ich halte es mindestens sehr fraglich, ob darin eine Abflachung, oder nicht vielmehr die Erklärung, das Ursprüngliche dieses seltsamen Ausspruchs zu finden sein möchte, das Ursprüngliche, aus dem dann mittels eines derben Wortspiels und weiterer Zusätze die Ungeheuerlichkeit des vorhergehenden Spruchs entstanden ist." Sollte auch das obige Sprichwort auf diesem von Hoefer vermutheten Wege entstanden sein, woran ich meinerseits nicht glauben kann, so scheinen doch andere Sprichwörter (s. Bequemlichkeit und Bon 2) der Ansicht nicht günstig zu sein; es ist wenigstens sehr auffallend, dass auch die Holländer gerade zu Pier gekommen sind. Holl.: Alles is maar eene weet, zei de boer, en hij haalde eene pier uit zijn achterste en bond er zijne schoenen mede vast. (Harrebomee, II, 180b.) 4 Practica est multiplex, sagt der Frosch, sass auff der Reuse. - Latendorf II, 24. 5 Practica est multiplex, sagte de Buer, un schet in't Hackebrett. 6 Practica est multiplex, sagte der Teufel, schnitt einem Bauer die Ohren ab und befleckte seine Schuhe. Holl.: Practica est multiplex, zei de duivel, en hij at den rijstebrij met hooivorken. - Practica est multiplex, zei de duivel, en hij sneed een' boer de oren af, en gebruikte het vel tot achterlappen voor zijne schoenen. (Harrebomee, II, 199a.) Prädullie. * In die Prädullie (Prädulje) kommen. - Eiselein, 515; Wurzbach II, 292. Mit jemand in Streit, in Feindschaft, in irgendeine Verlegenheit kommen. Daher: Prädull sein = verzagt, in feindlicher, unheimlicher, unerquicklicher Stimmung, voll Sorgen sein. Das Wort ist verderbt aus Perduellio = Fehde, Feindschaft. Prag. 1 Proge is nei dabaut ei en Toge. (Nordböhmen.) *2 Zu Prag wird's ein Jahr. - Tendlau, 324. Ironisch, wenn jemand etwas sagte, dem man keinen Glauben schenkt. Vielleicht weil böhmische oder polnische Bettler von Prag aus Dinge erzählt haben, die erlogen waren. Prahlen. 1 Hoch geprahlt, schlecht bezahlt. - Lohrengel, I, 369. 2 Prahl(en) is kein Geld. (Grubenhagen.) 3 Prahl sacht, is ok en Wurt. - Fr. Reuter, Stromtid, II, 152. Dän.: Pral sagt, du veest ei hvad en anden har i agt. (Prov. dan., 459.) 4 Prahle nicht mit deinem Glücke, willst du meiden Neid und Tücke. - Simrock, 7983; Körte, 4835. 5 Prahlen is min Rikdom. (Grubenhagen.) - Schambach, II, 152. 6 Prahlt wi nich, sau hewt wi nix, streut wi kein Sand, hewt wi kein Hausgeräthe, segt de Pracher. (Hildesheim.) - Hoefer, 856. 7 Proahle wi nit mie, so sin wi arme Lüe. - Eichwald, 1215; für Münster: Frommann, VI, 428, 105; hochdeutsch bei Simrock, 7984. 8 Prohlen es ken Geld. (Meurs.) - Firmenich, I, 407, 403; für Iserlohn: Woeste, 75, 247; für Hannover: Schambach, II, 150; hochdeutsch bei Lohrengel, I, 558. 9 Viel Prahlens und nichts dahinter. - Lyra, 145; Seybold, 427. Frz.: En grands plaids petits faits. (Kritzinger, 539a.) - Grand en bruit, petit en besogne. - On a fait une grande (belle) levee de boucliers. - Petit faiseur et grand proneur. (Kritzinger, 356b, 416a u. 568a.) It.: Assai pampani e poca uva. - Gran dimostrazioni (profferte) e pochi effetti. (Biber.) - Gran millantatore, poco da fare. - Largo di bocca, stretto di mano. 10 Wer nicht prahlen und lügen kann, der kommt in der Welt selten an. 11 Wer prahlt mit seinem Speck, dem fällt er in den Dreck. Engl.: Boult thy fine meal and eat good past, without report or trumpet's blast. - You can't fare well, but you must cry roastmeat. (Gaal, 1262.) [Spaltenumbruch] 12 Wer will prahlen, der muss zahlen. - Ramann, I. Pred., IV, 6. *13 Er prahlt, als ob er eine Schafschur im Sacke hätte. Die Russen: Er prahlt wie ein Blinder mit einem Glasauge. (Altmann VI, 522.) *14 Hei prahlt on prahlt, on de povre Teit danzt op em zwiefach. (Alt-Pillau.) - Frischbier2, 3001. *15 Prahln as de Schohster mit en Lest. *16 Prahln as'n Scher'nsliper. - Eichwald, 1652. *17 Pralen vnd paschalen. - Dietrich, 200. Prahler. 1 A Prahla, a schlechta Zahla. - Zaupser, Idiot., 93. 2 De Praler het ken Brod und de Klager litt (oder: ken) Not. - Goldschmidt, 160; Frommann, III, 429, 255; Eichwald, 1543; Bueren, 156; Kern, 417; Hauskalender, I. 3 Der Prahler hat nichts, wenn der Barmer nichts hat. (Altenburg.) Wer klagt, hat eher etwas, als wer prahlt. Von jemand, der seine Thaten selber ausposaunt, weil ihn sonst niemand loben würde, sagen die englischen Neger in Surinam: Des Prahlers Kalabasch hat keinen Deckel. 4 Des Prahlers Hahn kräht wol, man achtet aber nicht darauf. 5 Ein Prahler ist gut ohrfeigen, er wird die Backen niemand zeigen. Frz.: Il fait bon battre un glorieux, il ne s'en vante pas. (Lendroy, 111.) 6 Ein Prahler und Vieh, das blöken thut, hat selten (die haben keinen) Muth. 7 Einen Prahler beneiden die Nachbarn. - Suringar, CCXXII, 23. 8 Grossa Brola, kloana Zola. (Niederösterreich.) - Frommann, III, 390, 11. 9 Grosse Prahler, schlechte Fechter. - Müller, 31, 2; Körte, 4833; Braun, I, 3357. Das Gefühl der Schwäche ist die Mutter aller Prahlerei. Engl.: The greatest talkers are always the least doers. (Gaal, 1263; Masson, 159.) Frz.: Grands venteurs, petits faiseurs. (Gaal, 1263; Kritzinger, 702b; Lendroy, 712; Masson, 59.) - Les grands braillards n'ont jamais tue personne. (Masson, 59.) It.: Bravo di parole, manco di coraggio. - Faccia di leone e cor di scricciolo. - Un Orlando, non co' fatti, ma parlando. (Biber.) Lat.: Briareus esse apparet, cum sit lepus. (Gaal, 1263.) Span.: Gato miolador no es buen cazador. (Masson, 159.) 10 Grosse Prahler, schlechte (Be)Zahler. - Laven, 182, 5; Simrock, 7980; Körte, 4833. Engl.: Great boast, small roast. (Gaal, 1263.) It.: Assai pampani e poca uva. - Gran millantatore, poco da fare. - Largo di bocca, stretto di mano. 11 Jeder Prahler findt sein' Zahler. (Steiermark.) - Sonntag. 12 Prahler und Pocher sind keine Fechter. - Simrock, 7980a. 13 Prahlers sünd gen Fechters. - Bueren, 983; Hauskalender, I. 14 Prohler sind erer Dorheit Moler. (Waldeck.) - Curtze, 338, 304; Simrock, 7981. Frz.: Aux fanfaronnades on reconnaeit le fanfaron. Prahlerei. 1 Prahlerei blüht wol, trägt aber keinen Samen. *2 Seiner Prahlerei wegen fällt niemand das Herz in die Hosen. Prahlhans. 1 Heat Proahlhans gnäuk, litt Karmhans1 keine Näut. (Westf.) 1) Karmen = klagen, wehklagen, lamentiren. 2 Prahlhans stirbt sowol als Schmalhans. - Parömiakon, 2360. Der Tod macht keinen Unterschied. *3 Er ist a Prahlhans. - Braun, I, 3353; Germania, V, 321. Dän.: En stolt og opblaest and en paafugl. (Prov. dan., 294.) Frz.: C'est un briseur de portes ouvertes. (Kritzinger, 95a.) *4 'S a rechter Proahlhans. - Gomolcke, 970. [Spaltenumbruch] in der Einleitung: Practica is Muttenspeck (d. i. Sauspeck, von Mutte = Mutterschwein), worauf es heisst: Sä de Bûr, do truck he sick ên Darm ut de Nêrs, un makte Schoremen darvon. (Bueren, 977.) Anderwärts lautet es: Practica u. s. w., säd de Bûr, un bünn de Schô mit Wörmd to. (Hoefer, 164; Hauskalender, II.) Hoefer (Worterklärungen, 164) bemerkt hierbei: „Wörmd heisst freilich Wurm, aber auch Wermuth. Ich halte es mindestens sehr fraglich, ob darin eine Abflachung, oder nicht vielmehr die Erklärung, das Ursprüngliche dieses seltsamen Ausspruchs zu finden sein möchte, das Ursprüngliche, aus dem dann mittels eines derben Wortspiels und weiterer Zusätze die Ungeheuerlichkeit des vorhergehenden Spruchs entstanden ist.“ Sollte auch das obige Sprichwort auf diesem von Hoefer vermutheten Wege entstanden sein, woran ich meinerseits nicht glauben kann, so scheinen doch andere Sprichwörter (s. Bequemlichkeit und Bon 2) der Ansicht nicht günstig zu sein; es ist wenigstens sehr auffallend, dass auch die Holländer gerade zu Pier gekommen sind. Holl.: Alles is maar eene weet, zei de boer, en hij haalde eene pier uit zijn achterste en bond er zijne schoenen mede vast. (Harrebomée, II, 180b.) 4 Practica est multiplex, sagt der Frosch, sass auff der Reuse. – Latendorf II, 24. 5 Practica est multiplex, sagte de Buer, un schêt in't Hackebrett. 6 Practica est multiplex, sagte der Teufel, schnitt einem Bauer die Ohren ab und befleckte seine Schuhe. Holl.: Practica est multiplex, zei de duivel, en hij at den rijstebrij met hooivorken. – Practica est multiplex, zei de duivel, en hij sneed een' boer de oren af, en gebruikte het vel tot achterlappen voor zijne schoenen. (Harrebomée, II, 199a.) Prädullie. * In die Prädullie (Prädulje) kommen. – Eiselein, 515; Wurzbach II, 292. Mit jemand in Streit, in Feindschaft, in irgendeine Verlegenheit kommen. Daher: Prädull sein = verzagt, in feindlicher, unheimlicher, unerquicklicher Stimmung, voll Sorgen sein. Das Wort ist verderbt aus Perduellio = Fehde, Feindschaft. Prag. 1 Proge is néi dabaut ei en Toge. (Nordböhmen.) *2 Zu Prag wird's ein Jahr. – Tendlau, 324. Ironisch, wenn jemand etwas sagte, dem man keinen Glauben schenkt. Vielleicht weil böhmische oder polnische Bettler von Prag aus Dinge erzählt haben, die erlogen waren. Prahlen. 1 Hoch geprahlt, schlecht bezahlt. – Lohrengel, I, 369. 2 Prahl(en) is kein Geld. (Grubenhagen.) 3 Prahl sacht, is ok en Wurt. – Fr. Reuter, Stromtid, II, 152. Dän.: Pral sagt, du veest ei hvad en anden har i agt. (Prov. dan., 459.) 4 Prahle nicht mit deinem Glücke, willst du meiden Neid und Tücke. – Simrock, 7983; Körte, 4835. 5 Prahlen is min Rikdom. (Grubenhagen.) – Schambach, II, 152. 6 Prahlt wi nich, sau hewt wi nix, streut wi kein Sand, hewt wi kein Hûsgeräthe, segt de Pracher. (Hildesheim.) – Hoefer, 856. 7 Proahle wi nit mie, so sin wi ârme Lüe. – Eichwald, 1215; für Münster: Frommann, VI, 428, 105; hochdeutsch bei Simrock, 7984. 8 Prohlen es kên Geld. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 403; für Iserlohn: Woeste, 75, 247; für Hannover: Schambach, II, 150; hochdeutsch bei Lohrengel, I, 558. 9 Viel Prahlens und nichts dahinter. – Lyra, 145; Seybold, 427. Frz.: En grands plaids petits faits. (Kritzinger, 539a.) – Grand en bruit, petit en besogne. – On a fait une grande (belle) levée de boucliers. – Petit faiseur et grand prôneur. (Kritzinger, 356b, 416a u. 568a.) It.: Assai pampani e poca uva. – Gran dimostrazioni (profferte) e pochi effetti. (Biber.) – Gran millantatore, poco da fare. – Largo di bocca, stretto di mano. 10 Wer nicht prahlen und lügen kann, der kommt in der Welt selten an. 11 Wer prahlt mit seinem Speck, dem fällt er in den Dreck. Engl.: Boult thy fine meal and eat good past, without report or trumpet's blast. – You can't fare well, but you must cry roastmeat. (Gaal, 1262.) [Spaltenumbruch] 12 Wer will prahlen, der muss zahlen. – Ramann, I. Pred., IV, 6. *13 Er prahlt, als ob er eine Schafschur im Sacke hätte. Die Russen: Er prahlt wie ein Blinder mit einem Glasauge. (Altmann VI, 522.) *14 Hei prahlt on prahlt, on de povre Tît danzt op em zwiefach. (Alt-Pillau.) – Frischbier2, 3001. *15 Prahln as de Schohster mit ên Lêst. *16 Prahln as'n Schêr'nsliper. – Eichwald, 1652. *17 Pralen vnd paschalen. – Dietrich, 200. Prahler. 1 A Prahla, a schlechta Zahla. – Zaupser, Idiot., 93. 2 De Prâler het kên Brôd und de Klâger litt (oder: kên) Nôt. – Goldschmidt, 160; Frommann, III, 429, 255; Eichwald, 1543; Bueren, 156; Kern, 417; Hauskalender, I. 3 Der Prahler hat nichts, wenn der Barmer nichts hat. (Altenburg.) Wer klagt, hat eher etwas, als wer prahlt. Von jemand, der seine Thaten selber ausposaunt, weil ihn sonst niemand loben würde, sagen die englischen Neger in Surinam: Des Prahlers Kalabasch hat keinen Deckel. 4 Des Prahlers Hahn kräht wol, man achtet aber nicht darauf. 5 Ein Prahler ist gut ohrfeigen, er wird die Backen niemand zeigen. Frz.: Il fait bon battre un glorieux, il ne s'en vante pas. (Lendroy, 111.) 6 Ein Prahler und Vieh, das blöken thut, hat selten (die haben keinen) Muth. 7 Einen Prahler beneiden die Nachbarn. – Suringar, CCXXII, 23. 8 Grossa Brôla, kloana Zola. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 11. 9 Grosse Prahler, schlechte Fechter. – Müller, 31, 2; Körte, 4833; Braun, I, 3357. Das Gefühl der Schwäche ist die Mutter aller Prahlerei. Engl.: The greatest talkers are always the least doers. (Gaal, 1263; Masson, 159.) Frz.: Grands venteurs, petits faiseurs. (Gaal, 1263; Kritzinger, 702b; Lendroy, 712; Masson, 59.) – Les grands braillards n'ont jamais tué personne. (Masson, 59.) It.: Bravo di parole, manco di coraggio. – Faccia di leone e cor di scricciolo. – Un Orlando, non co' fatti, ma parlando. (Biber.) Lat.: Briareus esse apparet, cum sit lepus. (Gaal, 1263.) Span.: Gato miolador no es buen cazador. (Masson, 159.) 10 Grosse Prahler, schlechte (Be)Zahler. – Laven, 182, 5; Simrock, 7980; Körte, 4833. Engl.: Great boast, small roast. (Gaal, 1263.) It.: Assai pampani e poca uva. – Gran millantatore, poco da fare. – Largo di bocca, stretto di mano. 11 Jeder Prahler findt sein' Zahler. (Steiermark.) – Sonntag. 12 Prahler und Pocher sind keine Fechter. – Simrock, 7980a. 13 Prahlers sünd gên Fechters. – Bueren, 983; Hauskalender, I. 14 Prohler sind êrer Dôrheit Môler. (Waldeck.) – Curtze, 338, 304; Simrock, 7981. Frz.: Aux fanfaronnades on reconnaît le fanfaron. Prahlerei. 1 Prahlerei blüht wol, trägt aber keinen Samen. *2 Seiner Prahlerei wegen fällt niemand das Herz in die Hosen. Prahlhans. 1 Heat Proahlhans gnäuk, litt Karmhans1 keine Näut. (Westf.) 1) Karmen = klagen, wehklagen, lamentiren. 2 Prahlhans stirbt sowol als Schmalhans. – Parömiakon, 2360. Der Tod macht keinen Unterschied. *3 Er ist a Prahlhans. – Braun, I, 3353; Germania, V, 321. Dän.: En stolt og opblaest and en paafugl. (Prov. dan., 294.) Frz.: C'est un briseur de portes ouvertes. (Kritzinger, 95a.) *4 'S a rechter Proahlhans. – Gomolcke, 970. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><pb facs="#f0707" n="[693]"/><cb n="1385"/> in der Einleitung: Practica is Muttenspeck (d. i. Sauspeck, von Mutte = Mutterschwein), worauf es heisst: Sä de Bûr, do truck he sick ên Darm ut de Nêrs, un makte Schoremen darvon. (<hi rendition="#i">Bueren, 977.</hi>) Anderwärts lautet es: Practica u. s. w., säd de Bûr, un bünn de Schô mit Wörmd to. (<hi rendition="#i">Hoefer, 164; Hauskalender, II.</hi>) <hi rendition="#i">Hoefer (Worterklärungen, 164)</hi> bemerkt hierbei: „Wörmd heisst freilich Wurm, aber auch Wermuth. Ich halte es mindestens sehr fraglich, ob darin eine Abflachung, oder nicht vielmehr die Erklärung, das Ursprüngliche dieses seltsamen Ausspruchs zu finden sein möchte, das Ursprüngliche, aus dem dann mittels eines derben Wortspiels und weiterer Zusätze die Ungeheuerlichkeit des vorhergehenden Spruchs entstanden ist.“ Sollte auch das obige Sprichwort auf diesem von <hi rendition="#i">Hoefer</hi> vermutheten Wege entstanden sein, woran ich meinerseits nicht glauben kann, so scheinen doch andere Sprichwörter (s. Bequemlichkeit und Bon 2) der Ansicht nicht günstig zu sein; es ist wenigstens sehr auffallend, dass auch die Holländer gerade zu Pier gekommen sind.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alles is maar eene weet, zei de boer, en hij haalde eene pier uit zijn achterste en bond er zijne schoenen mede vast. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 180<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Practica est multiplex, sagt der Frosch, sass auff der Reuse.</hi> – <hi rendition="#i">Latendorf II, 24.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Practica est multiplex, sagte de Buer, un schêt in't Hackebrett.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Practica est multiplex, sagte der Teufel, schnitt einem Bauer die Ohren ab und befleckte seine Schuhe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Practica est multiplex, zei de duivel, en hij at den rijstebrij met hooivorken. – Practica est multiplex, zei de duivel, en hij sneed een' boer de oren af, en gebruikte het vel tot achterlappen voor zijne schoenen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 199<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prädullie.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* In die Prädullie (Prädulje) kommen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 515; Wurzbach II, 292.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Mit jemand in Streit, in Feindschaft, in irgendeine Verlegenheit kommen. Daher: Prädull sein = verzagt, in feindlicher, unheimlicher, unerquicklicher Stimmung, voll Sorgen sein. Das Wort ist verderbt aus Perduellio = Fehde, Feindschaft.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prag.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Proge is néi dabaut ei en Toge.</hi> (<hi rendition="#i">Nordböhmen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Zu Prag wird's ein Jahr.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 324.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ironisch, wenn jemand etwas sagte, dem man keinen Glauben schenkt. Vielleicht weil böhmische oder polnische Bettler von Prag aus Dinge erzählt haben, die erlogen waren.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prahlen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hoch geprahlt, schlecht bezahlt.</hi> – <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 369.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Prahl(en) is kein Geld.</hi> (<hi rendition="#i">Grubenhagen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Prahl sacht, is ok en Wurt.</hi> – <hi rendition="#i">Fr. Reuter, Stromtid, II, 152.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Pral sagt, du veest ei hvad en anden har i agt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 459.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Prahle nicht mit deinem Glücke, willst du meiden Neid und Tücke.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 7983; Körte, 4835.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Prahlen is min Rikdom.</hi> (<hi rendition="#i">Grubenhagen.</hi>) – <hi rendition="#i">Schambach, II, 152.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Prahlt wi nich, sau hewt wi nix, streut wi kein Sand, hewt wi kein Hûsgeräthe, segt de Pracher.</hi> (<hi rendition="#i">Hildesheim.</hi>) – <hi rendition="#i">Hoefer, 856.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Proahle wi nit mie, so sin wi ârme Lüe.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1215;</hi> für Münster: <hi rendition="#i">Frommann, VI, 428, 105;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 7984.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Prohlen es kên Geld.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 407, 403;</hi> für Iserlohn: <hi rendition="#i">Woeste, 75, 247;</hi> für Hannover: <hi rendition="#i">Schambach, II, 150;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 558.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Viel Prahlens und nichts dahinter.</hi> – <hi rendition="#i">Lyra, 145; Seybold, 427.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: En grands plaids petits faits. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 539<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) – Grand en bruit, petit en besogne. – On a fait une grande (belle) levée de boucliers. – Petit faiseur et grand prôneur. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 356<hi rendition="#sup">b</hi>, 416<hi rendition="#sup">a</hi> u. 568<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Assai pampani e poca uva. – Gran dimostrazioni (profferte) e pochi effetti. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>) – Gran millantatore, poco da fare. – Largo di bocca, stretto di mano.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wer nicht prahlen und lügen kann, der kommt in der Welt selten an.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wer prahlt mit seinem Speck, dem fällt er in den Dreck.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Boult thy fine meal and eat good past, without report or trumpet's blast. – You can't fare well, but you must cry roastmeat. (<hi rendition="#i">Gaal, 1262.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1386"/> 12 Wer will prahlen, der muss zahlen.</hi> – <hi rendition="#i">Ramann, I. Pred., IV, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Er prahlt, als ob er eine Schafschur im Sacke hätte.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Er prahlt wie ein Blinder mit einem Glasauge. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 522.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*14 Hei prahlt on prahlt, on de povre Tît danzt op em zwiefach.</hi> (<hi rendition="#i">Alt-Pillau.</hi>) – <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 3001.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Prahln as de Schohster mit ên Lêst.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Prahln as'n Schêr'nsliper.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 1652.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Pralen vnd paschalen.</hi> – <hi rendition="#i">Dietrich, 200.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prahler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Prahla, a schlechta Zahla.</hi> – <hi rendition="#i">Zaupser, Idiot., 93.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De Prâler het kên Brôd und de Klâger litt (oder: kên) Nôt.</hi> – <hi rendition="#i">Goldschmidt, 160; Frommann, III, 429, 255; Eichwald, 1543; Bueren, 156; Kern, 417; Hauskalender, I.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Prahler hat nichts, wenn der Barmer nichts hat.</hi> (<hi rendition="#i">Altenburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Wer klagt, hat eher etwas, als wer prahlt. Von jemand, der seine Thaten selber ausposaunt, weil ihn sonst niemand loben würde, sagen die englischen Neger in Surinam: Des Prahlers Kalabasch hat keinen Deckel.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Des Prahlers Hahn kräht wol, man achtet aber nicht darauf.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ein Prahler ist gut ohrfeigen, er wird die Backen niemand zeigen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il fait bon battre un glorieux, il ne s'en vante pas. (<hi rendition="#i">Lendroy, 111.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ein Prahler und Vieh, das blöken thut, hat selten (die haben keinen) Muth.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Einen Prahler beneiden die Nachbarn.</hi> – <hi rendition="#i">Suringar, CCXXII, 23.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Grossa Brôla, kloana Zola.</hi> (<hi rendition="#i">Niederösterreich.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, III, 390, 11.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Grosse Prahler, schlechte Fechter.</hi> – <hi rendition="#i">Müller, 31, 2; Körte, 4833; Braun, I, 3357.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Das Gefühl der Schwäche ist die Mutter aller Prahlerei.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: The greatest talkers are always the least doers. (<hi rendition="#i">Gaal, 1263; Masson, 159.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Grands venteurs, petits faiseurs. (<hi rendition="#i">Gaal, 1263; Kritzinger, 702<hi rendition="#sup">b</hi>; Lendroy, 712; Masson, 59.</hi>) – Les grands braillards n'ont jamais tué personne. (<hi rendition="#i">Masson, 59.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Bravo di parole, manco di coraggio. – Faccia di leone e cor di scricciolo. – Un Orlando, non co' fatti, ma parlando. (<hi rendition="#i">Biber.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Briareus esse apparet, cum sit lepus. (<hi rendition="#i">Gaal, 1263.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Gato miolador no es buen cazador. (<hi rendition="#i">Masson, 159.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Grosse Prahler, schlechte (Be)Zahler.</hi> – <hi rendition="#i">Laven, 182, 5; Simrock, 7980; Körte, 4833.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Great boast, small roast. (<hi rendition="#i">Gaal, 1263.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Assai pampani e poca uva. – Gran millantatore, poco da fare. – Largo di bocca, stretto di mano.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Jeder Prahler findt sein' Zahler.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>) – <hi rendition="#i">Sonntag.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Prahler und Pocher sind keine Fechter.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 7980<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Prahlers sünd gên Fechters.</hi> – <hi rendition="#i">Bueren, 983; Hauskalender, I.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Prohler sind êrer Dôrheit Môler.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) – <hi rendition="#i">Curtze, 338, 304; Simrock, 7981.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Aux fanfaronnades on reconnaît le fanfaron.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prahlerei.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Prahlerei blüht wol, trägt aber keinen Samen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Seiner Prahlerei wegen fällt niemand das Herz in die Hosen.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Prahlhans.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Heat Proahlhans gnäuk, litt Karmhans<hi rendition="#sup">1</hi> keine Näut.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Karmen = klagen, wehklagen, lamentiren.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Prahlhans stirbt sowol als Schmalhans.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 2360.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Der Tod macht keinen Unterschied.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er ist a Prahlhans.</hi> – <hi rendition="#i">Braun, I, 3353; Germania, V, 321.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En stolt og opblaest and en paafugl. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 294.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: C'est un briseur de portes ouvertes. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 95<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 'S a rechter Proahlhans.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 970.</hi></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[693]/0707]
in der Einleitung: Practica is Muttenspeck (d. i. Sauspeck, von Mutte = Mutterschwein), worauf es heisst: Sä de Bûr, do truck he sick ên Darm ut de Nêrs, un makte Schoremen darvon. (Bueren, 977.) Anderwärts lautet es: Practica u. s. w., säd de Bûr, un bünn de Schô mit Wörmd to. (Hoefer, 164; Hauskalender, II.) Hoefer (Worterklärungen, 164) bemerkt hierbei: „Wörmd heisst freilich Wurm, aber auch Wermuth. Ich halte es mindestens sehr fraglich, ob darin eine Abflachung, oder nicht vielmehr die Erklärung, das Ursprüngliche dieses seltsamen Ausspruchs zu finden sein möchte, das Ursprüngliche, aus dem dann mittels eines derben Wortspiels und weiterer Zusätze die Ungeheuerlichkeit des vorhergehenden Spruchs entstanden ist.“ Sollte auch das obige Sprichwort auf diesem von Hoefer vermutheten Wege entstanden sein, woran ich meinerseits nicht glauben kann, so scheinen doch andere Sprichwörter (s. Bequemlichkeit und Bon 2) der Ansicht nicht günstig zu sein; es ist wenigstens sehr auffallend, dass auch die Holländer gerade zu Pier gekommen sind.
Holl.: Alles is maar eene weet, zei de boer, en hij haalde eene pier uit zijn achterste en bond er zijne schoenen mede vast. (Harrebomée, II, 180b.)
4 Practica est multiplex, sagt der Frosch, sass auff der Reuse. – Latendorf II, 24.
5 Practica est multiplex, sagte de Buer, un schêt in't Hackebrett.
6 Practica est multiplex, sagte der Teufel, schnitt einem Bauer die Ohren ab und befleckte seine Schuhe.
Holl.: Practica est multiplex, zei de duivel, en hij at den rijstebrij met hooivorken. – Practica est multiplex, zei de duivel, en hij sneed een' boer de oren af, en gebruikte het vel tot achterlappen voor zijne schoenen. (Harrebomée, II, 199a.)
Prädullie.
* In die Prädullie (Prädulje) kommen. – Eiselein, 515; Wurzbach II, 292.
Mit jemand in Streit, in Feindschaft, in irgendeine Verlegenheit kommen. Daher: Prädull sein = verzagt, in feindlicher, unheimlicher, unerquicklicher Stimmung, voll Sorgen sein. Das Wort ist verderbt aus Perduellio = Fehde, Feindschaft.
Prag.
1 Proge is néi dabaut ei en Toge. (Nordböhmen.)
*2 Zu Prag wird's ein Jahr. – Tendlau, 324.
Ironisch, wenn jemand etwas sagte, dem man keinen Glauben schenkt. Vielleicht weil böhmische oder polnische Bettler von Prag aus Dinge erzählt haben, die erlogen waren.
Prahlen.
1 Hoch geprahlt, schlecht bezahlt. – Lohrengel, I, 369.
2 Prahl(en) is kein Geld. (Grubenhagen.)
3 Prahl sacht, is ok en Wurt. – Fr. Reuter, Stromtid, II, 152.
Dän.: Pral sagt, du veest ei hvad en anden har i agt. (Prov. dan., 459.)
4 Prahle nicht mit deinem Glücke, willst du meiden Neid und Tücke. – Simrock, 7983; Körte, 4835.
5 Prahlen is min Rikdom. (Grubenhagen.) – Schambach, II, 152.
6 Prahlt wi nich, sau hewt wi nix, streut wi kein Sand, hewt wi kein Hûsgeräthe, segt de Pracher. (Hildesheim.) – Hoefer, 856.
7 Proahle wi nit mie, so sin wi ârme Lüe. – Eichwald, 1215; für Münster: Frommann, VI, 428, 105; hochdeutsch bei Simrock, 7984.
8 Prohlen es kên Geld. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 403; für Iserlohn: Woeste, 75, 247; für Hannover: Schambach, II, 150; hochdeutsch bei Lohrengel, I, 558.
9 Viel Prahlens und nichts dahinter. – Lyra, 145; Seybold, 427.
Frz.: En grands plaids petits faits. (Kritzinger, 539a.) – Grand en bruit, petit en besogne. – On a fait une grande (belle) levée de boucliers. – Petit faiseur et grand prôneur. (Kritzinger, 356b, 416a u. 568a.)
It.: Assai pampani e poca uva. – Gran dimostrazioni (profferte) e pochi effetti. (Biber.) – Gran millantatore, poco da fare. – Largo di bocca, stretto di mano.
10 Wer nicht prahlen und lügen kann, der kommt in der Welt selten an.
11 Wer prahlt mit seinem Speck, dem fällt er in den Dreck.
Engl.: Boult thy fine meal and eat good past, without report or trumpet's blast. – You can't fare well, but you must cry roastmeat. (Gaal, 1262.)
12 Wer will prahlen, der muss zahlen. – Ramann, I. Pred., IV, 6.
*13 Er prahlt, als ob er eine Schafschur im Sacke hätte.
Die Russen: Er prahlt wie ein Blinder mit einem Glasauge. (Altmann VI, 522.)
*14 Hei prahlt on prahlt, on de povre Tît danzt op em zwiefach. (Alt-Pillau.) – Frischbier2, 3001.
*15 Prahln as de Schohster mit ên Lêst.
*16 Prahln as'n Schêr'nsliper. – Eichwald, 1652.
*17 Pralen vnd paschalen. – Dietrich, 200.
Prahler.
1 A Prahla, a schlechta Zahla. – Zaupser, Idiot., 93.
2 De Prâler het kên Brôd und de Klâger litt (oder: kên) Nôt. – Goldschmidt, 160; Frommann, III, 429, 255; Eichwald, 1543; Bueren, 156; Kern, 417; Hauskalender, I.
3 Der Prahler hat nichts, wenn der Barmer nichts hat. (Altenburg.)
Wer klagt, hat eher etwas, als wer prahlt. Von jemand, der seine Thaten selber ausposaunt, weil ihn sonst niemand loben würde, sagen die englischen Neger in Surinam: Des Prahlers Kalabasch hat keinen Deckel.
4 Des Prahlers Hahn kräht wol, man achtet aber nicht darauf.
5 Ein Prahler ist gut ohrfeigen, er wird die Backen niemand zeigen.
Frz.: Il fait bon battre un glorieux, il ne s'en vante pas. (Lendroy, 111.)
6 Ein Prahler und Vieh, das blöken thut, hat selten (die haben keinen) Muth.
7 Einen Prahler beneiden die Nachbarn. – Suringar, CCXXII, 23.
8 Grossa Brôla, kloana Zola. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 11.
9 Grosse Prahler, schlechte Fechter. – Müller, 31, 2; Körte, 4833; Braun, I, 3357.
Das Gefühl der Schwäche ist die Mutter aller Prahlerei.
Engl.: The greatest talkers are always the least doers. (Gaal, 1263; Masson, 159.)
Frz.: Grands venteurs, petits faiseurs. (Gaal, 1263; Kritzinger, 702b; Lendroy, 712; Masson, 59.) – Les grands braillards n'ont jamais tué personne. (Masson, 59.)
It.: Bravo di parole, manco di coraggio. – Faccia di leone e cor di scricciolo. – Un Orlando, non co' fatti, ma parlando. (Biber.)
Lat.: Briareus esse apparet, cum sit lepus. (Gaal, 1263.)
Span.: Gato miolador no es buen cazador. (Masson, 159.)
10 Grosse Prahler, schlechte (Be)Zahler. – Laven, 182, 5; Simrock, 7980; Körte, 4833.
Engl.: Great boast, small roast. (Gaal, 1263.)
It.: Assai pampani e poca uva. – Gran millantatore, poco da fare. – Largo di bocca, stretto di mano.
11 Jeder Prahler findt sein' Zahler. (Steiermark.) – Sonntag.
12 Prahler und Pocher sind keine Fechter. – Simrock, 7980a.
13 Prahlers sünd gên Fechters. – Bueren, 983; Hauskalender, I.
14 Prohler sind êrer Dôrheit Môler. (Waldeck.) – Curtze, 338, 304; Simrock, 7981.
Frz.: Aux fanfaronnades on reconnaît le fanfaron.
Prahlerei.
1 Prahlerei blüht wol, trägt aber keinen Samen.
*2 Seiner Prahlerei wegen fällt niemand das Herz in die Hosen.
Prahlhans.
1 Heat Proahlhans gnäuk, litt Karmhans1 keine Näut. (Westf.)
1) Karmen = klagen, wehklagen, lamentiren.
2 Prahlhans stirbt sowol als Schmalhans. – Parömiakon, 2360.
Der Tod macht keinen Unterschied.
*3 Er ist a Prahlhans. – Braun, I, 3353; Germania, V, 321.
Dän.: En stolt og opblaest and en paafugl. (Prov. dan., 294.)
Frz.: C'est un briseur de portes ouvertes. (Kritzinger, 95a.)
*4 'S a rechter Proahlhans. – Gomolcke, 970.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:28Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |